Weihnacht mit Miez und Bello - Brigitta Rudolf - E-Book

Weihnacht mit Miez und Bello E-Book

Brigitta Rudolf

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Beschreibung

24 Weihnachtsgeschichten, in denen Tiere eine Rolle spielen. Hunde und Katzen in der Hauptrolle

Das E-Book Weihnacht mit Miez und Bello wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Weihnachten, Tiergeschichten, Familiengeschichten, Kindergeschichten, Jugendbuch

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Seitenzahl: 156

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Engel

Engel kommen auf leisen Pfoten. Sie sind Freunde, Gefährten und Friedensboten. So sicher wie Hunde bellen und Tauben gurren, so sicher steht fest: Engel schnurren.

Inhaltsverzeichnis

Alle wollen einen Weihnachtsbaum

Ein Engel auf vier Pfoten

Miri

Die Jagd nach dem Geschenk

Heiligabend in der Fremde

Besuch vom Nikolaus

Weihnachtsferien auf der Insel

Ein neuer Freund

Liebe auf den ersten Blick

Vergelt´s Gott, Waldi!

Stille Freude

Spuren im Schnee

Chaosweihnachten

Ist Molly jetzt im Katzenhimmel?

Die Bergretter

Die Autopanne

Hasso´s Wunsch

Ein unwillkommenes Geschenk

God Jul

Die Weihnachtskatze

Ein himmlisches Weihnachtsgeschenk

Hundeglück unterm Weihnachtsbaum

Lisi´s Wunschzettel

Wo steckt der Weihnachtsmann?

Alle wollen einen Weihnachtsbaum...

„Zu Weihnachten gehört doch einfach ein Tannenbaum“, das sagt mein Herrchen immer. Deshalb hat der Vater meines Herrchens schon vor vielen Jahren eine große Weihnachtsbaumplantage angelegt. Darin wachsen Bäume in allen Größen und Formen. Wir haben ganz viele einfache Fichten, Nordmanntannen, blaue Edeltannen und auch noch viele andere Arten. Ich kann die gar nicht alle auseinanderhalten, muss ich ja auch nicht. Ach ja, ich heiße übrigens Polly und bin eine lebhafte, kleine braun-weiß gefleckte fünfjährige Jack-Russel-Dame. Wenn mein Herrchen, sein Vater und die Angestellten sich darum kümmern, dass der Boden für neue Bäume vorbereitet wird, die später angepflanzt, im Sommer gewässert und ordentlich gedüngt werden müssen, dann stehe ich ihnen immer helfend zur Seite. Und es gibt das ganze Jahr über viel zu tun, in so einer Anlage, in der Weihnachtsbäume gezüchtet werden, das könnt Ihr mir wirklich glauben!

Die stressigste, aber trotzdem schönste Zeit des Jahres, ist sicher für uns alle die Vorweihnachtszeit. Schon Mitte November kommen die ersten Kunden und suchen sich einen oder gleich mehrere Tannenbäume aus. Manche nehmen ihre Bäume gleich mit, andere wollen sie erst reservieren und dann lieber frisch geschlagen abholen. In der Adventszeit stehen ja überall in den Straßen und Läden Weihnachtsbäume. Die Wünsche der Kunden sind so unterschiedlich wie unsere Bäume. Manche Leute wollen einen hohen, üppig gewachsenen Baum, andere lieber einen kleineren, weil der besser in ihr Wohnzimmer passt. Einige wünschen sich ein struppiges, einfaches Bäumchen, andere kaufen lieber eine elegante Edeltanne. Und für alle findet mein Herrchen ihren Wunschbaum – garantiert. Wir haben auch Stammkunden, die jedes Jahr wieder hierherkommen, die meisten von ihnen kenne ich. Die begrüße ich immer ganz besonders freundlich. Ab und zu bekomme ich von denen nämlich sogar ein Leckerchen mitgebracht. Klar, dass mir diese Kunden am liebsten sind!

Immer am ersten Adventswochenende findet hier ein Weihnachtsmarkt statt. Dann bauen mein Herrchen und seine Helfer auf dem großen Hof mehre Buden auf. Herrchen und Frauchen kennen nämlich viele Leute, die an dem Tag ihre eigenen Produkte mitbringen und verkaufen. Da gibt es zum Beispiel selbst gebackene Plätzchen und Marmelade, eine Frau bringt ihre gebastelten Karten mit, und ein Rentner bietet Holzspielzeug an. Warme, gestrickte Stümpfe kann man ebenso kaufen, wie warme Mützen und Wolle zum selber stricken. Ein Stand mit besonderen Kerzen und Weihnachtsschmuck ist immer dabei, manchmal sogar mehrere. Das leibliche Wohl darf natürlich auch nicht zu kurz kommen, meint Herrchen. Deshalb gibt es an dem Tag auch Punsch und Bratwurst. Schon bei dem Gedanken an den Geruch der leckeren Bratwürstchen läuft mir das Wasser in der Schnauze zusammen. Wenn Herrchen sich dort zwischendurch eine Stärkung gönnt, dann fällt meistens auch für mich ein Zipfelchen ab. Zwischen den Holzbuden werden viele geschmückte Tannenbäume aufgestellt. Das machen immer die Kinder aus dem Kindergarten und der Grundschule unseres Ortes. Deshalb sehen alle Bäume in jedem Jahr anders aus. Die Kleinen haben immer viel Spaß dabei, wenn sie am Tag vorher kommen und ihren Baum dekorieren dürfen. Wenn der Weihnachtsmarkt vorbei ist, dann werden diese Bäume mit verkauft. Ein Teil des Kaufpreises bekommt die Gruppe, die ihn so schön gestaltet hat, das ist doch fair, nicht wahr?

„Das Ganze soll aussehen wie ein richtiger Weihnachtswald.“

Das wünscht sich mein Frauchen so. Sie hätte auch gern Schnee zur Weihnachtszeit, aber das habe ich bisher nur einmal erlebt. Frauchen war ganz glücklich, als es vormittags ganz sacht anfing zu schneien, und dadurch sahen die Tannenbäume und Holzbuden wirklich noch schöner aus. Etwas ganz Besonderes ist auf jeden Fall in jedem Jahr der Wunschzettelbaum, den sucht Frauchen immer persönlich aus. Das ist eine hohe Tanne, die in der Mitte zwischen den Buden aufgestellt wird. Daneben liegen Blätter und bunte Stifte bereit, damit die kleinen Besucher, die bis dahin noch keinen Wunschzettel gemalt oder geschrieben haben, das hier an Ort und Stelle nachholen können. Viele Kinder bringen auch ihre fertigen Wunschzettel mit und hängen sie auf. Ich habe sogar schon gesehen, dass Erwachsene dort einen Brief an den Weihnachtsmann oder das Christkind deponiert haben. Ob wohl alle ihre Wünsche erfüllt bekommen haben?

Im letzten Jahr hatten wir Besuch aus dem kleinen SOS-Kinderdorf in unserer Nähe. Diese Einrichtung gibt es hier erst seit dem vorigen Herbst. Dort leben Kinder, die keine Eltern oder andere Verwandte mehr haben. Diese Kinder wollten auch gern einen Tannenbaum schmücken, und natürlich durften sie bei uns mitmachen – keine Frage. Und für die haben Herrchen und Frauchen sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Jedes Kind aus den drei Häusern durfte nämlich, außer dem von ihm gebastelten Weihnachtsschmuck, einen Zettel mit seinem Herzenswunsch an das Bäumchen hängen. Und die Besucher des Weihnachtsmarktes konnten einen Wunschzettel mitnehmen, um einem Kind diesen Wunsch zu erfüllen. Die Päckchen sollten dann bei uns abgegeben und gesammelt werden.

„Aber, wenn doch nicht alle Wunschzettel mitgenommen werden, dann springen wir in die Bresche“, hat Frauchen der Leiterin des SOS-Kinderdorfes versprochen. Ruck zuck waren alle Wunschzettel fort, und bald kamen die ersten bunt verpackten Päckchen hier an. Stellt Euch vor, eines der Kinder hat sich sogar einen Hund wie mich gewünscht, aber ich fürchte das hat nicht geklappt. Am Tag vor dem Heiligen Abend haben Frauchen und ich die Päckchen abgegeben. Die Kinder waren alle fröhlich und schon sehr aufgeregt. Einige wollten gern noch länger mit mir spielen, aber Frauchen hatte leider nicht so viel Zeit.

„Wir kommen bestimmt bald wieder, dann könnt Ihr mit Polly herumtoben“, hat sie versprochen.

Mein Frauchen hat Kinder nämlich sehr gern, aber bisher hat sie noch kein eigenes Baby. Vielleicht kann sie sich das ja demnächst mal vom Weihnachtsmann wünschen.

Auf jeden Fall freuen wir alle von der Weihnachtsbaumplantage uns schon sehr auf das Fest, denn dann steht auch in unserem gemütlichen Wohnzimmer ein geschmückter Tannenbaum, und schöne Geschenke gibt es ebenfalls für die ganze Familie. Ich habe mir jedenfalls vom Weihnachtsmann einen ganz großen Sack voller Leckerli und Kauknochen gewünscht!

Ein Engel auf vier Pfoten

René blickte lächelnd auf die friedlich in seinem Schoß schlafende hübsche Katze. Wie dankbar war er, dass sie in sein und Dörthe´s Leben getreten war. Im letzten Jahr hatte ihn Dörthe, seine Frau, ausgerechnet am Heiligen Abend gebeten, vom nahe gelegenen Supermarkt noch schnell ein paar vergessene Kleinigkeiten zu holen. Weil er wusste, dass an dem Vormittag dort immer sehr viel los war, hatte er sein Fahrrad statt des Autos aus der Garage geholt. Auf dem Rückweg war er auf der spiegelglatten Fahrbahn ins Rutschen gekommen und dabei böse gestürzt. Bevor einige Anwohner einen Krankenwagen rufen konnten, hatte er die raue Zunge der Katze gespürt, die seit einigen Wochen in ihrer Neubausiedlung herumstromerte. Dörthe hatte ihr ab und zu etwas Futter auf die Terrasse gestellt, weil sie ihr so leidtat. Von ihnen aus hätte „Catwoman“, so hatten sie beide die Kleine scherzhaft genannt, gern bei ihnen einziehen können, denn alle beide waren große Tierfreunde. Aber zu der Zeit war die kleine Katze noch viel zu scheu gewesen, um das Angebot von ihnen anzunehmen. Aber irgendwann kam sie regelmäßig zum Fressen und schien langsam etwas mehr Vertrauen zu René und Dörthe zu gewinnen. Jedenfalls musste sie in der Nähe gewesen, den Unfall gesehen und gleich gehandelt haben. Sie blieb neben ihm sitzen, bis das laute Tatü Tata des mit Blaulicht heranbrausenden Krankenwagens sie dann vertrieb. Bis dahin hatte sie sich ganz eng an ihn geschmiegt und ihm tröstende Laute zugeschnurrt. Erst, als die Sanitäter mit der Trage angelaufen kamen, hatte sie sich zurückgezogen, das Ganze aber aus einiger Entfernung weiter beobachtet, wie Dörthe ihm später erzählte. An diesem Abend traute sich die kleine Streunerin zum ersten Mal, durch die offene Terrassentür ins Haus zu huschen. Seitdem tauchte sie regelmäßig auf, ließ sich sogar kurz von ihr streicheln und wurde von Tag zu Tag zutraulicher. Wie sich herausstellte, waren die Verletzungen von René so schlimm, dass er mehrfach operiert werden musste. Die anschließende Reha-Behandlung dauerte ebenfalls einige Monate, weil fatalerweise bei einer der Operationen ein Nerv beschädigt worden war. Lange Zeit konnten die Ärzte ihnen nicht einmal sagen, ob René jemals wieder ohne den Rollstuhl auskommen würde. Es waren harte Monate gewesen, aber Catwoman war Dörthe in dieser Zeit eine sehr große Stütze gewesen. Einige Male hatte sie die Katze, zu René´s großer Freude, sogar heimlich mit in die Klinik geschmuggelt. Zwischen ihr und René gab es seither eine ganz besonders innige Verbindung. Fast wäre Dörthe ein wenig eifersüchtig geworden, denn es war nicht zu übersehen, wer der Lieblingsmensch ihrer Katze war. Da René ihre Liebe aber spürbar guttat, fand Dörthe sich eben damit ab. Irgendwann war sein angegriffener Nerv zum Glück endlich wieder „erwacht“ und es gab Hoffnung. Inzwischen konnte er sich mit seinen Gehhilfen wieder ganz gut bewegen, und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er auch die zur Seite stellen konnte. René war felsenfest davon überzeugt, dass seine Genesung zum Teil Catwoman zu verdanken war. Wann immer er sich irgendwo niederließ, war sie an seiner Seite und umschnurrte ihn liebevoll. Als Dörthe sich im Herbst eine fiebrige Erkältung zugezogen hatte, und deshalb einige Tage das Bett hüten musste, war sie ebenfalls zur Stelle gewesen, und das hatte Dörthe sehr gefreut. Seit dem Unfall von René war nun fast ein Jahr vergangen, und wieder stand der Heilige Abend vor der Tür. Dörthe hatte mithilfe eines netten Nachbarn den Weihnachtsbaum aufgestellt und geschmückt und einige bunt verpackte Geschenke lagen auch darunter. Durch den Unfall von René hatte sie im Jahr zuvor gar keine Lust gehabt Weihnachten zu feiern, dieses Jahr sah das zum Glück ganz anders aus. So sah Catwoman nun zum ersten Mal in ihrem Leben einen bunt geschmückten Tannenbaum, an dem die Kerzen brannten. Zunächst blieb sie einen Augenblick wie gebannt stehen, als die Tür zum Wohnzimmer aufging und Dörthe das Glöckchen ertönen ließ, um die Bescherung einzuläuten. René hatte währenddessen schnell seine Krücken beiseitegestellt und betrat, langsam zwar, aber ohne die gewohnten Hilfsmittel, den Raum. Dörthe staunte. Um sie damit überraschen zu können, hatte René das Laufen ohne Stützen wochenlang geübt. Catwoman war dabei nicht von seiner Seite gewichen, gerade so als müsse sie auf ihn aufpassen.

„Fröhliche Weihnachten, mein Schatz!“, sagte er zu Dörthe und nahm sie in den Arm. Dann ließ er sich vorsichtig auf seinem Lieblingsplatz auf dem breiten Sofa nieder. Sofort sprang Catwoman auf seinen Schoß und kuschelte sich behaglich an ihn. Dörthe musste lachen.

„Du Schlawiner“, schalt sie ihn liebevoll. „Ich freu mich sehr, dass Du das geschafft hast! Seit wann kannst Du denn ohne die Dinger laufen?“

René grinste und sagte: „Das haben wir, Catwoman und ich, schon lange heimlich probiert, eigentlich immer, wenn Du zur Arbeit warst, aber ich denke, jetzt kann ich sie bald ganz in den Keller verbannen.“

„Das wäre zu schön“, seufzte Dörthe. „Ein besseres Weihnachtsgeschenk kann ich mir gar nicht vorstellen.“

„Ich auch nicht, aber ich hoffe, Du freust Dich vielleicht auch über mein anderes Geschenk“, antwortete René. Wie gut, dass man so gut wie alles im Internet kaufen kann, dachte er, als er ein kleines und hübsch verpacktes Kästchen aus seiner Hosentasche zog und es Dörthe überreichte. Überrascht sah sie ihn an, nahm es entgegen und fragte: „Du bist doch gar nicht aus dem Haus gekommen oder habt Ihr zwei das auch heimlich geübt?“

„Nein, keine Sorge, aber heutzutage es gibt ja andere Mittel und Wege etwas zu kaufen.“

Vorsichtig löste Dörthe das Schleifenband, öffnete das Kästchen und hielt eine Kette mit einem Anhänger in Katzenform in der Hand. Die Augen der Katze funkelten im Licht der Kerzen wie Diamanten.

„Oh, die ist wunderschön – vielen Dank, René!“, rief sie mit strahlenden Augen und ließ sich die Kette gleich von ihm anlegen. Catwoman hob dabei kurz den Kopf, sah sie an und schnurrte bestätigend. Für sie war die Welt in Ordnung; und auch für ihre zwei Menschen konnte es ab jetzt nur noch aufwärtsgehen, das spürte sie.

Miri

Die alte, graue Katze reckte und streckte sich. Sie hatte lange geschlafen, aber das war gut so. Wenn sie schlief, dann vergaß sie ihr Elend. Sie war krank gewesen, und der Tierarzt hatte eine „happige Rechnung“ gestellt, so hatte ihr Katzenpapa geschimpft.

Ob das der Grund war, aus dem ihre Leute sie nicht mehr wollten? Ihre Menschen hatten sie eines Tages wieder in ihre Transportbox gesetzt und sie hatte schon befürchtet, jetzt noch einmal zum Tierarzt verfrachtet zu werden. Allein dieser Gedanke war schon schlimm genug, aber dann waren sie eine ganze Weile gefahren, bevor sie ihre Box aus dem Wagen geholt hatten. Die Tür ging auf, und sie war leider so unvorsichtig gewesen neugierig zu sein und schauen zu wollen wo sie sich befand. Ehe sie sich versah, war die Box wieder ins Auto gestellt worden, und sie sah nur noch die Rücklichter des alten Familienautos, das sich schnell entfernte.

Man hatte sie ausgesetzt, dabei hatte sie ihre Katzeneltern wirklich sehr geliebt, aber inzwischen sie war ihnen scheinbar lästig und vor allem zu teuer geworden. Sie mochte es kaum glauben, aber es war nur zu klar, dass ihre Menschen sie absichtlich hier zurückgelassen hatten.

Das war im Sommer gewesen, und nun spürte sie, dass die kalte Jahreszeit nahte. In den letzten Wochen hatte es viel geregnet, und an diesem Tag wirbelten sogar schon die ersten Schneeflocken durch die Luft. Sie hatte den Winter nie gemocht. Wenn sie sich in die Nähe der Häuser wagte, um den Inhalt der Mülltonnen dort zu untersuchen, was meistens nachts der Fall war, dann fiel ihr auf, dass viele Häuser nun mit Lichterketten geschmückt waren. Einige Gärten waren fast taghell erleuchtet, und hier und dort standen auch einige bunt schillernde Figuren. Zuerst hatte sie sich davor gefürchtet, aber sie hatte schnell gemerkt, dass es sich lediglich um Weihnachtsdekorationen handelte. Daran erinnerte sie sich von früher. Es hieß, zu dieser Zeit wären viele Menschen ganz besonders sentimental und sogar freigiebig. Vielleicht konnte sie das für sich nutzen. Sie brauchte dringend wieder ein Zuhause. Große Ansprüche stellte sie schon lange nicht mehr, aber ein warmes Plätzchen zum Schlafen und genug zu fressen, das wäre schön, dachte sie.

Während sie über ihre diesbezüglichen Möglichkeiten nachdachte, schlenderte sie langsam weiter. Sie war dabei immer auf der Hut, denn nicht alle Leute reagierten freundlich auf ihren Anblick, das hatte sie längst begriffen. Einige Menschen hatten sogar versucht, sie mit gezielten Steinwürfen zu vertreiben. Aber heute schien sie ein wenig Glück zu haben, denn als sie über den Weihnachtsmarkt marschierte. Dort standen die mit Tannengrün geschmückten Buden dicht an dicht, und die Leute, die sich dort aufhielten, achteten in der Regel nicht sonderlich auf sie. Aber sie wusste, der Mann, der die Glühweinbude betrieb, mochte sie gern. Er hatte ihr schon häufiger etwas von seinem Essen aufgehoben. Auch jetzt warf er ihr netterweise ein paar Reste seines Fischbrötchens hin, die sie sofort gierig verschlang. Zum Dank strich sie ihm kurz liebevoll schnurrend um die Beine. Gerade wollte sie weiterlaufen, als er sie unverhofft auf den Arm nahm. Das gefiel ihr allerdings weniger und sie begann sich strampelnd zu wehren.

„Sei doch nicht so kratzbürstig“, lachte er. „Ich will Dir doch nur helfen!“

„Ist das die Katze von der Du mir erzählt hast?“, fragte eine Frau, die neben ihm stand. „Ja, das ist meine kleine Freundin. Ich denke, sie hat kein Zuhause. Wie wäre es, hättest Du Lust sie bei Dir aufzunehmen?“

Die Frau lächelte zaghaft und hob dann ihre Hand, um die Grautigerin vorsichtig zu streicheln. Die hielt still, denn sie hatte begriffen, dass ihr von diesen beiden Menschen keine Gefahr drohte. Die Frau sprach leise und beruhigend auf sie ein, und die Katze entspannte sich immer mehr. Schließlich übergab ihr Freund sie seiner Begleiterin. Auch das ließ die Katze sich gefallen.

„Du bist ja wirklich eine ganz liebe Mieze. Weißt Du, ich habe vor einigen Wochen erst meinen Mann verloren, weil er sich in eine andere, jüngere Frau verliebt und mich verlassen hat. Ich fühle mich sehr allein. Ich glaube, ein wenig Gesellschaft täte mir gut.

Wollen wir es miteinander versuchen?“, fragte die Frau schließlich.

Natürlich verstand die Katze nicht jedes Wort, aber sie spürte, hier war jemand, der es gut mit ihr meinte. Daher ließ sie sich von ihrer neuen Freundin willig forttragen.

„Wir zwei machen es uns richtig gemütlich“, versprach die Frau der Katze. „Weißt Du, es ist schon lange her, aber eine Katze hatte ich früher auch. Sie ist recht alt geworden und hieß Miri. Eigentlich müsste ich mir für Dich einen eigenen Namen ausdenken, aber ich hätte nur zu gern wieder eine Miri. Würde Dir der Name gefallen?“

Unentwegt redete die Frau auf die Katze ein, bis sie vor einem kleinen Haus stehen blieb. Dort zog sie ihren Schlüssel aus der Tasche, öffnete die Haustür und setzte die Katze drinnen vorsichtig auf den Boden.

„Du musst Dir Dein neues Zuhause erst mal ansehen, und dann gibt es auch gleich etwas Feines“, versprach sie ihr.

Unschlüssig blieb die Katze stehen, aber als ihre neue Katzenmama in einen anderen Raum ging, folgte sie ihr. Die Frau nahm einen flachen Teller aus dem Schrank und servierte Miri darauf ein paar Stücke klein geschnittenes Hühnerfleisch. Hm, wie das schmeckte! Erwartungsvoll sah die Katze zu ihr hoch. Ob es noch mehr gab?

„Du bist sicher ganz ausgehungert, wie gut, dass ich vorsichtshalber schon einige Dosen Katzenfutter gekauft habe“, hörte sie die Frau sagen.

Später am Abend saßen beide gemeinsam im Wohnzimmer auf dem breiten Sofa. Miri hatte sich in einer Ecke zusammengerollt und schlief. Sie war offensichtlich satt und zufrieden und machte einen sehr entspannten Eindruck. Zwei einsame Seelen hatten sich gesucht und gefunden.

Die Jagd nach dem Geschenk

„Es ist jedes Jahr das Gleiche, was schenke ich nur meinem Mann?“ stöhnte Wilma.

Ihre Kollegin Marietta nickte verstehend, während sie sich um den Neuzugang im Tierheim kümmerte. Der kleine Hund war von der Nachbarin seines früheren Herrchens hierhergebracht worden, weil der alte Herr in ein Pflegeheim musste, und dort waren Tiere leider nicht erlaubt.