Tiger findet ein Zuhause - Brigitta Rudolf - E-Book

Tiger findet ein Zuhause E-Book

Brigitta Rudolf

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Beschreibung

Der Streuner Tiger hat nach langen Bemühungen sein Zuhause gefunden.

Das E-Book Tiger findet ein Zuhause wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Tiere, Freundschaft, Katzen, Streuner

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Seitenzahl: 121

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Für Tiger, der sich am Ende doch in unsere Herzen getrotzt hat.

Inhaltsverzeichnis

Tiger findet ein Zuhause

Kringel´s Mail vom 12. April 2020

Tiger´s Mail vom 14. April 2020

Kringel´s Mail vom 20. April 2020

Tiger´s Mail vom 24. April 2020

Kringel´s Mail vom 30. April 2020

Tiger´s Mail vom 5. Mai 2020

Tiger´s Mail vom 18. Mai 2020

Tiger´s Mail vom 25. Mai 2020

Kringel´s Mail vom 27. Mai 2020

Tiger´s Mail vom 2. Juni 2020

Kringel´s Mail vom 3. Juni 2020

Tiger´s Mail vom 15. Juni 2020

Tiger´s Mail vom 27. Juli 2020

Kringel´s Mail vom 28. Juli 2020

Tiger´s Mail vom 28. Juli 2020

Tiger´s Mail vom 13. August 2020

Kringel´s Mail vom 16. August 2020

Tiger´ s Mail vom 7. September 2020

Kringel´s Mail vom 20. November 2020

Tiger´s Mail vom 20. November 2020

Tiger´s Mail vom 27. November 2020

Kringel´s Mail vom 28. November 2020

Tiger´s Mail vom 25. Dezember 2020

Tiger´s Mail vom 13. Februar 2021

Kringel´s Mail vom 18. Februar 2021

Tiger´s Mail vom 24. Februar 2021

Kringel´s Mail vom 27. Februar 2021

Tiger´s Mail vom 28. Februar 2021

Tiger´s Mail vom 23. Mai 2021

Kringel´s Mail vom 27. Mai 2021

Tiger´s Mail vom 30. Juni 2021

Kringel´s Mail vom 12. Juli 2021

Tiger´s Mail vom 19. November 2021

Tiger´s Mail vom 22.2.2022

Kringel´s Mail vom 27.2.2022

Tiger´s Mail an Kringel vom 5.3.2022

Kringel´s Mail vom 10.3.2022

Tiger findet ein Zuhause

Man sagt, wir Katzen haben sieben Leben.

Mein erstes Leben war wirklich schön, die weiteren weniger. Unsere Katzenmama lebte auf einem Bauernhof. Als es soweit war, und meine Geschwister und ich geboren wurden, suchte sie sich auf dem Heuboden in einer Scheune einen sicheren Platz, um ihre Milchschnäuzchen zur Welt zu bringen. Sie baute dort für uns ein warmes Nest, und sogar ihre Menschen haben uns erst etliche Wochen später entdeckt, das war bei unserem ersten Ausflug in die große, weite Welt. In den ersten Tagen nach der Geburt konnten wir unsere Augen noch nicht öffnen, aber das ist bei allen kleinen Katzen so. Unsere Katzenmama ließ uns zum Glück immer nur für kurze Zeit allein, außerdem schliefen wir ganz viel, und sind nur aufgewacht, wenn wir Hunger hatten. Dann tasteten wir uns an ihre Zitzen heran und tranken Milch. Als ich das erste Mal die Augen aufmachen konnte, war das ein tolles Gefühl. Ich konnte meine Katzenmama anschauen und sah auch meine drei Geschwister. Diesen Augenblick vergesse ich sicher nie, und die Anderen auch nicht. Sobald wir alle die Augen offen hatten, wären wir am liebsten auch gleich auf Entdeckungsreise gegangen, aber das hat unsere Mama nicht erlaubt. Sie hat sich wirklich gut um uns gekümmert, damit uns nichts geschehen sollte. Außerdem waren wir ja noch recht wacklig auf den kurzen Beinchen und hatten noch nicht viel Kraft. Erst nach und nach wurden wir stärker, konnten unsere Schwänze zum Balancieren benutzen und unsere Schnurrhaare zum Tasten gebrauchen. Natürlich haben wir auch viel miteinander gespielt. Wir haben gestrampelt, uns ineinander verknäult und aus Spaß unsere Kräfte gemessen. Raufen und Mamas Schwanz fangen, das gehört zu den Lieblingspielen aller Katzenkinder. Meistens ließ sie uns gewähren, nur wenn es ihr zu bunt wurde, bekamen wir von ihr einen Schlag mit der Pfote, aber natürlich mit eingezogenen Krallen, denn sie wollte uns ja nicht wehtun. Aber wir sollten merken, wenn sie ihre Ruhe haben wollte. Zwei Schwestern hatte ich und einen Bruder. Ich selbst bin übrigens auch ein Kater. Eine meiner Schwestern ist hübsch schwarz-weiß gefleckt, die andere hat einen silbergrauen Pelz und ein weißes Lätzchen vor der Brust. Mein Bruder ist braunschwarz getigert und ich grauschwarz. Auf meinem Rücken verläuft zudem eine dicke schwarze Linie und mein Schwanz ist auch schwarzgrau geringelt. Unsere Mama hatte uns alle sehr lieb und sie hat nie eines ihrer Kinder bevorzugt.

„Für die Menschen mag das Aussehen wichtig sein, für uns spielt das keine Rolle“, sagte sie. „Wir sind keine Rassekatzen, für die manche Menschen viel Geld ausgeben, aber dafür sind wir meistens robuster und werden nicht so schnell krank“, erklärte sie uns. Unsere Katzenmama brachte uns auch bei, wie man sich richtig putzt.

„Das ist ganz wichtig“, schärfte sie uns unermüdlich immer wieder ein und achtete penibel darauf, dass wir unsere Körperpflege nicht vernachlässigten. Aber zuerst hat sie das übernommen und uns nacheinander mit ihrer rauen Zunge so lange gründlich geputzt, bis sie auch das allerkleinste Staubkörnchen aus unseren Pelzen entfernt hatte. Danach rief sie uns alle wieder zu sich, damit wir trinken konnten. Ab und zu haben wir daraus einen richtigen Wettlauf gemacht. Wer zuerst bei ihr anlangte, der hatte gewonnen. Wenn wir alle an ihrer Brust lagen, dann schnurrte unsere Mama zufrieden, und wir fühlten uns bei ihr geborgen. Nachdem wir satt waren, schliefen wir meistens ganz schnell wieder ein. Für ein Katzenkind sind die ersten Wochen sehr anstrengend. Lange Zeit war immer genug Milch für uns da, aber irgendwann versiegte Mamas Milchquelle mehr und mehr, und wir mussten lernen, uns auch an feste Nahrung zu gewöhnen. Außerdem waren wir mächtig gewachsen und kletterten, unter Mamas wachsamen Blicken, ab und zu schon allein auf den Heuballen herum. Jeder Tag war neu und aufregend für uns. Unsere Katzenmama brachte uns alles bei, was wir wissen mussten. Sie erklärte uns, wer unsere natürlichen Feinde waren, und auch, dass wir nicht allen Menschen trauen sollten.

„Der Bauer und die Bäuerin sind in Ordnung. Sie kümmern sich allerdings nicht besonders um uns, sondern erwarten, dass wir uns selbst versorgen. Dafür dürfen wir uns in den Ställen aufhalten und überall Mäuse fangen. Aber alle werdet Ihr sicher nicht hier bleiben. Ich habe schon viele Male Kinder bekommen, und einige haben sich, wenn es an der Zeit war, woanders ein eigenes Revier gesucht oder es sind Menschen gekommen, die sie mitgenommen haben. Wie es Euch ergeht, das werden wir sehen“, sagte sie.

Oh je, ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass unsere Katzenmama uns eines Tages nicht mehr versorgen würde. Meinen Geschwistern ging es genauso. Wir alle schauten sie ängstlich an, und deshalb fügte sie tröstend hinzu: „Noch ist es ja nicht soweit, und außerdem müsst Ihr erst noch viel lernen, aber bald werdet Ihr selbst den Wunsch haben Euer eigenes Leben zu führen, ganz bestimmt!“

Und dann kam der Tag, an dem sie das erste Mal eine Maus für uns mitbrachte. Sie hatte uns zwar schon mal gezeigt, wie man nach Fliegen oder Spinnen schnappen und sie auffressen kann, wenn man sie erwischt. Aber eine echte Maus, die hatten wir bis dahin noch nie gekostet.

„Wie Ihr wisst, ernähren wir Katzen uns in der Hauptsache durch das Jagen, und dabei sind Mäuse unsere bevorzugte Beute“, erklärte sie uns. Dann zerlegte sie die tote Maus in vier Teile und wir durften ihr Fleisch probieren. Das war zwar ungewohnt, aber lecker. Unsere Zähnchen waren inzwischen so scharf, dass wir das Fleisch gut beißen konnten. Zufrieden sah unsere Katzenmama uns dabei zu.

„Morgen bringe ich eine lebendige Maus mit, dann könnt Ihr versuchen sie zu fangen“, versprach sie uns. Natürlich waren wir alle schon sehr aufgeregt, denn eine lebende Maus jagen zu dürfen, das war ein neues Abenteuer. Außerdem hatte unsere Katzenmama immer weniger Milch, auch das hatten wir zu spüren bekommen.

Nachdem wir am nächsten Morgen von ihr noch mal gesäugt worden waren, ließ sie uns allein. Als sie fort war, haben wir eine Weile geschlafen, und nachdem wir aufgewacht waren, beschlossen wir eine Runde Verstecken zu spielen. Ich war als Erster dran die Anderen zu suchen. Das hatte Mama uns auch beigebracht. Zwischen den Heuballen konnte man sich nämlich prima unsichtbar machen, und bei diesem spannenden Spiel gleichzeitig all seine Sinne schärfen. Wenn wir aufgeregt sind, dann zuckt unser Schwanz hin und her, das können wir gar nicht vermeiden. Und man muss möglichst reglos in einem Versteck ausharren, sonst kann dieses Zucken einen leicht verraten. Derjenige, der die Anderen sucht, muss aufmerksam sein und auf jedes Rascheln hören, seine Tasthaare benutzen und sich ganz leise anschleichen, wenn er denkt, er hat ein Versteck ausfindig gemacht. Aber natürlich habe ich sie alle nach und nach aufgestöbert. Unsere Katzenmama blieb so lange fort, dass ich schon Sorge hatte, dass sie uns womöglich vergessen haben könnte. Aber eine meiner Schwestern meinte: „Nein, das würde sie bestimmt nie tun! Nicht bevor wir groß genug sind, um für uns allein sorgen zu können.“

Und endlich kam unsere Katzenmama zurück. In ihrem Mäulchen hielt sie eine zappelnde Maus. Als sie bei uns angelangt war, ließ sie die Maus laufen, und nach einer Schrecksekunde rannten wir natürlich alle gleichzeitig los, um sie zu fangen. Aber die Maus war schlau und versteckte sich in einem der Heuballen. Aber wir hatten gesehen, wo sie hineingehuscht war, deshalb postierten wir uns alle davor und warteten. Plötzlich rief mein Bruder: „Da, da läuft sie!“

Die kleine Maus war nämlich an einer anderen Stelle raus gekrabbelt und flitzte wieder los. Sie schlug Haken und versuchte uns zu entkommen. Fast hätte sie es auch geschafft, weil wir in unserer Aufregung ständig übereinander purzelten, aber dann griff unsere Katzenmama ein. Sie sprang los und schlug der Maus ihre Zähne ins Genick – das war´s.

„Ihr müsst lernen geduldiger zu sein und Eure Beute gezielt und schnell zu töten“, ermahnte sie uns. Natürlich hatte sie uns das schon viele Male erzählt, aber wenn eine Katze zum ersten Mal das Jagdfieber packt, dann sind auch solche Ratschläge schnell vergessen. Wir mussten das Jagen noch eine ganze Weile üben, und ab und zu hat es eine Maus trotz aller Anstrengungen geschafft, uns zu entkommen.

Und dann kam der Tag, an dem wir das erste Mal mit unserer Katzenmama nach draußen durften. Es war gar nicht so einfach vom Heuboden herunter zu kommen, aber unsere Katzenmama hatte uns vorgemacht, wie wir an einem Balken hinunter klettern konnten. „Haltet Euch mit den Krallen fest, und wenn ihr unten seid, dann bleibt bitte in meiner Nähe“, ermahnte sie uns. Nach unserer Katzenmama war mein Bruder der Erste, der sich traute, den sicheren Heuboden zu verlassen. Was der konnte, das würde ich auch schaffen, dachte ich, obwohl ich tüchtig Herzklopfen hatte, aber ich wollte meine Angst natürlich nicht zeigen. Im Grunde war die Kletterpartie eigentlich gar nicht so schwer. Unsere beiden Schwestern standen noch ein Weilchen zögernd am Rand des Heubodens, bevor sie sich auch hinunter wagten, aber unsere Katzenmama ermutigte sie die ganze Zeit über laut miauend. Als wir alle unten waren, wurden wir von unserer Mama ausgiebig gelobt, und plötzlich stand die Bäuerin vor uns.

„Ach hier hattest Du Deine Kleinen versteckt, Minka“, sagte sie.

Minka? „Das ist der Name, den die Bauernleute mir gegeben haben“, erfuhren wir von unserer Katzenmama. Wir hatten von ihr natürlich auch Namen bekommen, aber die dürfen wir niemandem verraten, und wenn wir später mit neuen Menschen zusammenleben, dann erhalten wir von denen ohnehin andere Namen, deshalb sind sie in dieser Geschichte nicht von Belang. Jedenfalls freute sich die nette Bäuerin offensichtlich uns zu sehen, und sie beugte sich zu unserer Mama hinunter, streichelte sie und sagte: „Die sind aber niedlich, Deine Kleinen!“

Wir hatten zuerst etwas Angst vor dieser großen Frau, aber weil unsere Katzenmama laut zu schnurren begann, war es wiederum mein Bruder, der sich als Erster von ihr anfassen ließ. Nacheinander hob sie uns alle hoch und schaute sich uns genauer an. Und dann verließen wir die Scheune, um uns das erste Mal auf dem Hof umzusehen. Das grelle Tageslicht blendete uns zuerst ein bisschen, aber auch daran gwöhnten wir uns schnell.

Was gab es dort auf dem Bauernhof alles zu sehen! Unsere Katzenmama zeigte uns den Schweinestall und auch den Verschlag in dem zwei Kühe standen. Dann lief sie mit uns weiter, durch den Obstgarten hin zur Pferdekoppel. Dort war der Bauer dabei den kaputten Zaun zu reparieren, Auch er freute sich uns zu sehen. Mir schwirrte bald der Kopf von all den fremden Gerüchen und Geräuschen. Alles war so neu und aufregend für uns. Deshalb führte unsere Katzenmama uns etwas später zurück auf die Obstwiese. Unter einem großen Baum konnten wir aneinandergekuschelt im weichen Gras liegen und uns ausruhen, um diese vielen Eindrücke zu verarbeiten. Die Sonne schien, es war schön warm, und ein blühender Apfelbaum breitete schützend seine Zweige über uns aus. In dem Moment fühlte ich mich sicher und geborgen und wäre am liebsten für immer dort liegen geblieben.

In den nächsten Wochen waren wir damit beschäftigt, den großen Bauernhof richtig kennen zu lernen, und auch das Jagen klappte immer besser. Unsere Katzenmama ließ uns immer öfter allein, sobald wir uns auf dem Hof auskannten. „Ihr seid jetzt soweit“, meinte sie.

Und dann kam der Tag, der unser aller Leben verändern sollte. Eine junge Familie kam auf den Hof. Mama, Papa und zwei kleine Jungs waren es. Die wollten für ihre Söhne zwei Katzen mitnehmen. Wir spielten gerade alle zusammen Fangen, als sie ankamen. „Die getigerte Katze da, die will ich haben, Mama“, bettelte der eine Junge und nahm mich auf den Arm.

Seine Mama lachte, schaute mich richtig an und sagte: „Das ist ein Kater!“

Sein kleiner Bruder hatte sich inzwischen meine schwarz-weiße Schwester gegriffen und drückte sie an sich. „Die möchte ich mitnehmen, darf ich?“, fragte er.

Und so begann mein zweites Leben.

Ehe wir uns versahen, saßen wir schon in ihrem Auto und fuhren ab. Wir hatten nicht mal Zeit uns von unserer Katzenmama und den Geschwistern zu verabschieden. Ein bisschen traurig fanden wir das schon, aber unsere Mama hatte uns ja auf so etwas vorbereitet. Verängstigt hockte ich auf dem Schoß des Jungen, der mich ausgesucht hatte. Meiner Schwester ging es genauso. „Meinst Du, wir kriegen ein schönes, neues Zuhause?“, fragte sie mich unsicher.

„Ganz bestimmt“, versuchte ich sie mit klopfendem Herzen zu beruhigen.

Sie war die Kleinste meiner Geschwister, und ich fühlte mich schon immer als ihr Beschützer. Aber, wenn ich ehrlich bin, hatte ich jetzt schon tüchtig Heimweh nach unserer Katzenmama und dem Leben auf dem Bauernhof. Dort war es so schön!

Unterwegs sprachen die beiden Jungen darüber, wie sie uns nennen wollten.