Cats and Crime - Brigitta Rudolf - E-Book

Cats and Crime E-Book

Brigitta Rudolf

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Beschreibung

Kleine Schmumzelkrimis, in denen Katzen eine grosse Rolle spielen.

Das E-Book Cats and Crime wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Krimi, Katzen, Tiere, crime, Spannung

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Seitenzahl: 158

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Inhaltsverzeichnis:

Die Geistervilla

War es Mord?

Sputnik

Ungesühnt

Mord am Gardasee

Die Geistervilla

Dass unser neues Zuhause schon lange nicht mehr von Menschen bewohnt ist, das kann man auf den ersten Blick erkennen, aber das ist uns gerade recht. Wir, das sind Kater Panino und sein Bruder Titus, sowie Lady Mouse, und meine Wenigkeit wird Beppo gerufen. Das Schicksal hat uns zusammengeschweißt, und bisher hatten wir nicht viel Glück im Leben. Panino und Titus sind von ihrer Familie ausgesetzt worden, als sie keine Lust mehr hatten, sich um die zwei zu kümmern. Lady Mouse hat sich selbst von ihren Menschen verabschiedet, weil die sich gleich zwei Riesenbabys ins Haus geholt haben, mit denen sie sich ganz und gar nicht verstand. Ist ja auch nicht so leicht für eine Katze gleich mit zwei Hunden auszukommen, vor allem, wenn die sich gegen sie verbünden. So große Hunde gegen eine kleine Katze, das war wirklich unfair. Und ich, der Beppo, bin lange Zeit mit Detlef rumgezogen, aber seitdem er sich zu Tode gesoffen hat, muss ich leider allein zurechtkommen. Mit Detlef war ich das Leben auf der Straße gewöhnt, denn ein festes Zuhause hatten wir beide nie. Aber mich so ganz und gar allein durchs Leben zu schlagen, das war denn doch nicht so einfach. Deshalb war ich froh, als ich Lady Mouse traf, sie ist echt clever, das muss ich sagen. Ich habe viel von ihr gelernt. Sie war es auch, die unser Zuhause entdeckt hat. Zum Glück sogar noch rechtzeitig vor der kalten Jahreszeit. Jetzt wohnen wir seit Kurzem in diesem verlassenen Haus am Ende einer kleinen Straße am Fluss. Früher war es bestimmt mal eine Villa, in der reiche Leute gewohnt haben. Inzwischen verfällt sie aber mehr und mehr. Die Front ist ganz mit Efeu überwuchert und hat zur Gartenseite im oberen Stockwerk einen Anbau aus Glas. Der wird von zwei Säulen getragen. Lady Mouse nennt diesen Teil des Hauses den „Wintergarten“. Es stehen auch tatsächlich noch einige große Töpfe mit Grünpflanzen darin. Die sind allerdings schon völlig ausgetrocknet und arg verstaubt. Mehrere Korbsessel und ein wackeliger Tisch sind auch noch da. Das Geflecht der Sessel ist brüchig und knarrt ein wenig, wenn man hineinspringt, aber das stört uns nicht weiter. Lady Mouse sagt, ihre frühere Familie hatte ebenfalls einen Wintergarten, in dem sie sich gern aufgehalten hat, bevor die Hunde ihr den verleidet haben. Im Erdgeschoss unseres Hauses sind mehrere Fenster kaputt, und die meisten Scheiben des Wintergartens sind geborsten. Einige fehlen sogar ganz, aber das stört uns nicht weiter. Es ist trotzdem ein gemütlicher Ort, das finden wir alle. Deshalb halten wir uns häufig dort auf. Die anderen Räume sind teilweise ebenfalls noch möbliert, und ich glaube, die Bewohner des Hauses sind seinerzeit sehr hastig aufgebrochen und wollten oder konnten nur einen Teil ihrer Habe mitnehmen. Da gibt es zum Beispiel offene Schränke, in denen noch einige Kleidungsstücke hängen. In dem Ort, den die Menschen ihre Küche nannten, stehen etliche alte Töpfe und Pfannen. In den offenen Regalen des kleinen Nebenraumes fanden wir sogar noch einige alte Dosen. Möglicherweise wäre der Inhalt für uns noch zu gebrauchen, aber leider kriegen wir die ja nicht auf. Weil in mehreren Räumen noch Möbel stehen, haben wir alle mehr als genug Platz, wenn wir uns mal von den Anderen zurückziehen möchten. Die weichen Sofas eignen sich ganz wunderbar, um darauf ein Schläfchen zu machen, selbst wenn der Stoff ziemlich abgewetzt ist, aber uns stört das nicht im Geringsten. Im Gegenteil, so luxuriös habe ich noch nie gewohnt, aber ich bin ja auch nicht sehr verwöhnt. Einen großen Garten haben wir übrigens auch. Natürlich ist der verwildert, aber auch das ist uns gerade recht. Gerade deshalb gibt es dort so viele schöne Plätze zum Verstecken oder um den Mäusen aufzulauern. Von irgendwas müssen wir schließlich leben. Und Mäuse sind nun mal für uns Katzen die beste und gesündeste Kost. Trotzdem finde ich es immer wieder beeindruckend, wie Lady Mouse auch woanders Beute macht, die sie dann getreulich mit uns teilt. Sie weiß genau wo sie etwas abstauben kann. So kennt sie einen Kellner in einem Lokal, der ab und zu Essensreste für sie an die Hintertür stellt. Sie war es auch, die rausgefunden hat, dass einmal in der Woche Markttag ist. Da können sich die Menschen mit frischem Obst, Gemüse, Brot, sowie Fisch und Fleisch eindecken. Wenn die Stände mittags wieder abgebaut werden, finden sich darunter oft Reste, die uns schmecken. Leider sind nicht alle Marktbeschicker Katzenfreunde. Manche jagen uns fort, wenn sie uns sehen, aber die meisten sind freundlich, und der nette Fleischer hebt uns sogar immer extra ein paar Reste auf. Den mögen wir natürlich besonders gern, keine Frage! Seitdem wir in der alten Villa wohnen, haben wir ein recht gutes Leben.

In das Haus nebenan ist vor einigen Wochen eine Familie mit zwei Kindern eingezogen. Die beiden Mädchen waren schon zum Spielen hier. In unserem Garten gibt es nämlich auch Obststräucher. Die Brombeeren sind reif, und die schienen den beiden besonders gut zu schmecken. Sei es ihnen gegönnt, für uns ist das ohnehin nichts. Die Kinder waren sehr neugierig, und als sie gemerkt haben, dass sich die Haustür ganz leicht öffnen ließ, kamen sie sogar herein. Ich glaube, sie fanden es spannend, in allen Zimmern herum zu laufen und in den alten Sachen zu stöbern. Sie zogen sich einige der viel zu großen alten Kleider an, dachten sich Geschichten dazu aus und kichern die ganze Zeit über. Sie haben uns noch nicht entdeckt, und ich bin mir auch nicht sicher ob wir ihnen das gestatten sollen oder besser nicht. Bis jetzt denken sie ja, dass die alte Villa unbewohnt ist. Als sie von ihrer Mutter zum Abendessen gerufen wurden, sind die beiden Mädels ganz schnell wieder nach draußen gerannt. Ich habe genau gehört, wie die größere Schwester zur kleineren sagte: „Dass wir in dem Haus gespielt haben, das muss unser Geheimnis bleiben. Wir bekommen sonst sicher Ärger. Ich glaube nicht, dass es Mama und Papa recht wäre, wenn sie das wüssten.“

Das kleinere Mädchen nickte, und fort waren sie. Nun haben wir beraten, wie wir in Zukunft damit umgehen wollen, wenn die beiden Kinder demnächst öfter hierher kommen sollten. Auf die Dauer werden wir uns ganz sicher nicht vor ihnen verstecken können.

„Vielleicht mögen sie Katzen und bringen uns öfter was Feines mit“, schlug Titus vor. „Kinder sind ja meistens sehr tierlieb“, setzte er hinzu.

Er ist mit Abstand der Gefräßigste unter uns, das muss an dieser Stelle mal erwähnt werden.

„Aber, was ist, wenn sie keine Katzen mögen und uns verjagen?“, gab Lady Mouse zu bedenken.

Panino schaute ebenfalls zweifelnd drein. Er ist, ebenso wie ich, sehr vorsichtig, wenn es um den Kontakt mit Menschen geht. Schließlich einigten wir uns darauf, dass die Kinder zuerst Lady Mouse zu Gesicht kriegen sollten. Sie ist nun mal die Hübscheste von uns, mit ihrem schwarz und braun gesprenkelten Pelz. Außerdem ist sie sehr schnell und kann sofort losflitzen, wenn sie merkt, dass Gefahr droht. Ein paar Tage lang geschah nichts. Aber dann wurde ich durch ein leises Geräusch aus meinem Mittagsschläfchen gerissen. Die Haustür wurde geöffnet, und ich hörte das Trippeln kleiner Füße. Lady Mouse, die direkt neben mir auf unserem Lieblingsplatz im Korbsessel döste, hob auch sofort den Kopf und lauschte.

„Ich glaube, es ist soweit“, flüsterte sie, räkelte sich und stand auf, um nach dem Rechten zu sehen. Während ich mich auf die Suche nach Titus und Panino machte, um ihnen zu sagen, dass sie sich vorerst besser nicht blicken lassen sollten. Die beiden schliefen im Nebenraum, waren aber ebenfalls aufgewacht.

„Los, verkrümelt Euch“, sagte ich.

Dann huschten wir schnell in verschiedene Richtungen davon, um uns zu verstecken.

„Oh, eine Katze, wie süß!“, hörte ich eine helle Mädchenstimme.

Gleich darauf eine zweite: „Hallo kleine Mieze, wo kommst Du denn her?“

„Ich wohne hier“, maunzte Lady Mouse, aber das verstanden die beiden Kinder natürlich nicht. Aber sie waren hörbar begeistert von meiner Freundin, daher wagte ich mich ebenfalls aus meinem Versteck hervor.

„Guck mal, da ist ja noch eine“, staunte das kleinere Mädchen.

Lady Mouse ließ sich inzwischen von ihrer Schwester streicheln. Sie schaute mich an und schnurrte beruhigend. Das andere Mädchen streckte ebenfalls seine Hände aus, um nach mir zu greifen, aber das ging mir doch zu schnell, und ich wich lieber ein Stück zurück.

„Du musst doch keine Angst vor mir haben!“, sagte das Mädchen und ging ganz vorsichtig wieder einen Schritt auf mich zu. Da Lady Mouse Entwarnung gegeben hatte, ließ ich mich ebenfalls kurz von ihr streicheln, aber dann hatte ich genug. Lady Mouse erging es wohl ähnlich, denn sie entzog sich den liebkosenden Händen des anderen Mädchens genauso wie ich. Wir liefen gemeinsam nach draußen, denn die beiden hatten die Haustür offengelassen. Unser privater Eingang ist ein kaputtes Kellerfenster, das auf der Rückseite des Hauses liegt, deshalb kamen wir auf dem Wege wieder, von den beiden Schwestern unbemerkt, zurück ins Haus.

„Also, das wäre geschafft“, erklärte Lady Mouse, als wir drinnen waren.

Wir hörten, wie die Mädchen noch eine Weile spielten, aber dann liefen sie wieder hinaus, und wir hatten unser Reich wieder für uns. Panino und Titus waren aus ihren Verstecken hervorgekommen, und wir mussten genau berichten, wie die Mädchen reagiert hatten.

„Wenn sie das nächste Mal kommen, dann sollten sie Euch auch kennenlernen“, schlug Lady Mouse vor.

Titus war sofort begeistert, aber Panino schaute immer noch ängstlich drein.

„Mal sehen...“, meinte er.

„Wir sind die Herren dieses Hauses, das müssen wir klarstellen!“, sagte Lady Mouse bestimmt.

Na, wie sie das machen wollte, das würde mich doch interessieren. Ich kenne die Menschen; im Zweifel sind sie uns überlegen, körperlich auf jeden Fall – leider! Aber nun hatten die beiden Mädchen gesehen, dass dieses Haus keineswegs leer stand, sondern von Katzen bevölkert war, und ich glaubte nicht, dass sie dieses Geheimnis lange für sich behalten würden. So war es auch. Schon am späten Nachmittag kamen die beiden Mädchen zurück. Dieses Mal hatten sie ihre Eltern im Schlepptau.

„Wo sind denn nun die beiden Katzen, Clara?“, fragte ihr Vater das größere Mädchen.

„Sollen wir uns blicken lassen oder besser nicht?“, fragte ich Lady Mouse. Panino und Titus waren draußen im Garten. Wenn sie die Familie gesehen hatten, würden sie vermutlich ohnehin vorsichtshalber erst mal außer Sichtweite bleiben.

„Wenn wir uns jetzt nicht outen, dann kommen sie sowieso ein anderes Mal wieder. Ich finde, wir können es genauso gut jetzt hinter uns bringen“, antwortete meine Lebensgefährtin.

Daher liefen wir zusammen die breite Treppe hinunter nach unten. Die Eltern der beiden Mädchen standen im Flur, während die Kinder in den Zimmern nach uns suchten und riefen: „Miezen, wo seid Ihr? Kommt doch bitte mal her.“

„Hier sind sie“, lachte ihr Vater, als er uns sah.

Das ist ein recht großer Mann, und er hat ein freundliches Gesicht. Er beugte sich zu meiner Freundin hinunter und sagte: „Du bist ja eine hübsche Katze!“

Frechheit, da kommt so ein fremder Kerl und beginnt gleich damit meiner Lady Mouse schön zu tun, dachte ich ein wenig beleidigt.

„Da hast Du recht, aber ich finde die andere Katze ebenfalls entzückend mit ihrem grauen Pelz und dem weißen Lätzchen“, antwortete seine Frau.

Als ich das hörte, war ich wieder versöhnt. Trotzdem sollten sie sich nicht einbilden, dass wir umziehen würden. Außerdem waren ja auch noch Panino und Titus da, um die wir uns kümmern mussten.

„Dürfen wir ihnen etwas zum Fressen hinstellen?“, fragte die jüngere Schwester. „Wir haben im ganzen Haus keine Fressnäpfe gesehen, sicher gehören die Katzen niemandem. Bitte Paps, dürfen wir sie adoptieren?“, bettelte sie.

Das wurde mir nun doch zu bunt. So einfach lasse ich fremde Menschen nicht über mein Katerleben bestimmen. Gerade wollte ich ärgerlich protestieren, als ich hörte, wie ihr Vater sagte: „So einfach ist das nicht, Hanna. Aber Ihr könnt ihnen jederzeit draußen etwas hinstellen. In unserem Haus möchte ich sie allerdings nicht haben, außerdem weißt Du doch, dass wir gerade erst eingezogen sind. Einige Zimmer müssen noch renoviert werden, momentan hätten wir gar keine Zeit uns regelmäßig um sie zu kümmern.“

„Wenn man ein Haustier zu sich holt, dann übernimmt man gleichzeitig eine enorme Verantwortung und muss ihm viel Zeit widmen. Noch sind Ferien, aber wenn die Schule in drei Wochen wiederbeginnt, dann habt Ihr ohnehin genug zu tun. Lasst die Katzen lieber wo sie sind“, ergänzte seine Frau. „Und nun kommt, wir haben noch zu tun“, bestimmte sie.

Kurz nachdem sie fort waren, tauchten auch Panino und Titus aus ihrem Versteck im Garten auf.

„Hat es etwa Ärger gegeben?“, erkundigte Panino sich ängstlich.

„Nee, Ärger nicht, aber nun wissen sie alle, dass wir hier sind“, sagte ich.

„Die Mädchen wollten uns sogar bei sich einziehen lassen“, berichtete Lady Mouse zum Erstaunen der Katzenbrüder.

Erschrocken hob Panino den Kopf, aber bevor er dagegen protestieren konnte, beschwichtigte ich ihn: „Keine Sorge, die Eltern der Mädchen wollen das sowieso nicht, aber sie dürfen uns füttern. Das ist doch gut oder?“

Panino sah immer noch nicht begeistert aus, im Gegensatz zu seinem Bruder Titus.

„Kriegen wir jetzt von denen regelmäßig Futter?“, fragte er erfreut.

„Das glaube ich weniger, aber ab und zu vielleicht mal ihre Reste“, meinte Lady Mouse. „Außerdem kenne ich das. Bei vielen Kindern vergeht die anfängliche Begeisterung schnell, wenn Ihnen die Verantwortung zu viel wird. Warten wir mal ab was geschieht.“

Ich konnte ihr nur zustimmen.

Aber erfreulicherweise hatten wir uns geirrt. Seit dem Tag kamen Hanna und Clara tatsächlich regelmäßig hierher. Sie brachten uns frisches Wasser oder die Reste ihrer Mahlzeiten. Ab und zu hatten sie sogar von ihrem Taschengeld einige Dosen Katzenfutter gekauft – das waren natürlich immer ganz besondere Festtage für uns! Langsam aber sicher hatte sogar Panino seine Angst überwunden, und die Mädchen wussten nun, dass insgesamt vier Katzen in der „Geistervilla“, so nannten sie unser Zuhause, wohnten. Von uns aus hätte es für immer so weitergehen können. Leider hat, wie so oft, alles Schöne mal ein Ende. Es begann damit, dass mir aufgefallen war, dass sich seit einigen Tagen ein Mann in unserer Straße rumtrieb, den keiner von uns je zuvor gesehen hatte. Er machte von Anfang an keinen allzu guten Eindruck auf mich. Außerdem war seine Kleidung schmutzig und zerrissen. Aber was mir noch mehr auffiel, war die schlichte Tatsache, dass er sich immer sofort verdrückte, wenn andere Menschen auftauchten. Einmal schlüpfte er schnell in unseren Garten und rüttelte an der Kellertür. Die sprang quietschend auf, und weil ich gute Ohren habe, war mir gleich klar, dass er bestimmt ins Haus geschlüpft war, um es auszukundschaften. Vorsichtig schlich ich in den Keller und sah, dass der ungepflegte Kerl sich dort umsah. Auch durch meine Gegenwart ließ er sich nicht stören. Im Gegenteil, er sah sich in jedem Raum gründlich um. Und obendrein hatte er dann sogar noch die Kühnheit mir zu sagen: „Na, da habe ich ja Glück gehabt. Ich dachte es mir doch: Dieses Haus wird sich für unsere Zwecke bestens eignen. Keine Sorge Miezekatze, Du störst uns nicht!“

Vor lauter Empörung blieb mir in dem Augenblick leider jede Erwiderung im Hals stecken. Am liebsten hätte ich ihm kräftig meine Meinung gegeigt! Was fiel dem denn ein, mich, einem in Ehren ergrauten Kater, einfach als Miezekatze zu titulieren - eine Frechheit war das! Aber ehe ich mich gefasst hatte, war er schon wieder verschwunden. Dummerweise war ich zu dem Zeitpunkt allein im Haus, so konnte ich meinen Ärger über diese rüde Behandlung so schnell nicht loswerden.

Als Erste kam Lady Mouse zurück. Sie hatte von ihrem Freund, dem Kellner, einen dicken Fisch geschenkt bekommen und brachte ihn mit nach Hause, damit wir alle etwas davon hatten. War auch gut, denn als die zwei Brüder dann wieder auftauchten, kamen sie mit leeren Pfoten. Für uns alle war der Fisch natürlich nicht mehr als eine Vorspeise, aber für den Augenblick reichte es. Später könnten wir gemeinsam im Garten noch einmal auf die Jagd gehen, meinte Lady Mouse begütigend, als Panino uns umständlich erzählte, wie sehr er und Titus sich bemüht hatten etwas zum Fressen für uns alle aufzutreiben. Die Mädchen waren an diesem Wochenende mit ihren Eltern weggefahren, das wussten wir. Aus der Richtung war für den heutigen Tag leider nichts mehr zu erwarten. Und dann erzählte ich von der Begegnung mit dem unheimlichen Kerl, der einfach in unser Haus eingedrungen war und mich zudem noch als Miezekatze beschimpft hatte. Ich war wirklich beleidigt.

„Oh je, das hört sich nicht gut an“, fand Lady Mouse.

Panino und sogar Titus schauten ebenfalls reichlich verstört aus der Wäsche, aber was geschehen war, das war nun mal geschehen. Wir konnten nichts weiter tun als abwarten was nun passieren würde.

Darauf mussten wir nicht lange warten. Schon am nächsten Nachmittag war der blöde Kerl wieder da. Offenbar hatte er auch unsere Nachbarn ausspioniert und gesehen, dass sie verreist waren. Denn er parkte sein uraltes Auto ganz frech mitten in der Einfahrt unserer Villa. Dann stieg er mit seinem ebenfalls recht unangenehm aussehenden Kumpel aus.

„Ich habe es doch gesagt“, begann er zu erklären, „dieses alte Haus ist ideal für unsere Zwecke! Hier ist seit Ewigkeiten niemand mehr gewesen.“ Sein Freund nickte verstehend, und dann begannen sie einige Sachen aus dem Wagen in den Keller zu tragen. Panino und Titus hatten sich schon aus dem Staub gemacht, als sie die Stimmen der Männer hörten, aber Lady Mouse und ich wollten natürlich wissen, was die zwei im Schilde führten. Nachdem sie allerhand komisches Zeug in den größten Kellerraum gebracht hatten, begannen sie damit aus den Einzelteilen eine Maschine zusammenzusetzen. Zu welchem Zweck sie uns so ein Ding in den Keller gestellt hatten, das ahnten wir natürlich nicht, sondern rätselten was weiter geschehen würde. Nachdem die Kerle mit ihrer Klapperkiste wieder abgefahren waren, kamen auch Titus und Panino zurück.

„Was ist denn das?“, fragte Panino.

„Eine Höllenmaschine“, antwortete ich.

„Die kommen ganz sicher bald wieder“, befürchtete Lady Mouse.

Nachdem wir das Ding in Augenschein genommen und es gründlich beschnüffelt hatten, waren wir trotzdem nicht schlauer als vorher. Aber dann hörten wir, wie sich die Kellertür erneut öffnete. Vor lauter Schreck stoben wir schnell davon, um uns zu verdrücken. Die Kerle waren schneller zurückgekommen als wir gedacht hatten. Lady Mouse und ich hatten gemeinsam im Flur in dem großen Schrank Zuflucht gesucht. Die Türen hingen ja ein wenig schief in den Angeln, aber das störte uns nicht. Aus unsrem Versteck konnten wir gut beobachten, was weiter geschah. Die Männer hatten zuerst mal ihr altes Auto fortgebracht. Sicher, damit keiner auf die Idee kam, nachzusehen was sie hier taten. Das konnte eigentlich ja nur etwas Verbotenes sein, vermutete ich. Und dann begannen sie die Maschine in Gang zu setzen. Sie legten leere Papierbögen ein, und fummelten eine Weile daran herum. Dabei drehten sie mehrere Walzen hin und her, schoben eine Platte zur Seite, und irgendwann begann die Maschine zu wackeln und zu brummen. Wenig später spuckte sie einige bedruckte Bögen wieder aus.