Oma in Jeans - Brigitta Rudolf - E-Book

Oma in Jeans E-Book

Brigitta Rudolf

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Beschreibung

Die Oma in Jeans erzählt die Geschichte einer fiktiven Enkelin bis zum ersten Schultag.

Das E-Book Oma in Jeans wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Enkelkinder, Kindheit, Familienleben, Tagebuch, Erlebnisse mit Kindern, Enkel, Oma, Opa,

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Seitenzahl: 254

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Das Cover entstand mit freundlicher Genehmigung eines Motives der freien Künstlerin Anke Pietrowski, die sich mit Textil- Upcycling und anderen kreativen Dingen beschäftigt.

www.piehappy.de

Inhaltsverzeichnis

Oma damals – Oma heute

Die Ankündigung

Großeltern in Lauerstellung

Erste Vorbereitungen

Ostern

Langsam wird es ernst

Was lange währt…

Eine neue Erdenbürgerin

Die ersten Wochen mit Peggy

Der Alltag kehrt ein

Stubenwagen ade, jetzt heißt es hallo Kinderbettchen

Heiligabend

Premiere als Babysitter

Zähne machen immer Ärger

Vorbereitungen für Peggys Ehrentag

Die Taufe

Es geht immer weiter…

Das Reisebett wird eingeweiht

Ostern mit der jungen Familie

La Le Lu …

Peggy entdeckt ihre Welt

Der erste Geburtstag

Die Minimäuse

Weitere Fortschritte

Kur-Urlaub mit Mama

Wieder zuhause

Ein heißer Sommer

Trotzphasen

Familienfeste

Pure Lebensfreude

Alle Jahre wieder – Weihnachten

Schlafprobleme

Peggy ist nicht zu bremsen...

Unsere Feinschmeckerin

Kleine Streiche

Die Hochzeit

Familienurlaub

Rollenspiele

Besuch auf der Kirmes

Veränderungen

Schubladendenken

Eltern können alles…

Unser Lieblingszimmer

Pressefotos

Alle Jahre wieder…

Neues Jahr – neues Glück

Ballettbegeisterung

Die Schnullerfee kommt zu Besuch

Auch die Windel soll jetzt endlich weg

Das Prinzessinnenbett

Besuch im Zoo

Vom Liebhaben

Ein Abschied

Läusealarm, dann Ringelröteln und Scharlach

Auf der Freilichtbühne

Besuch bei der Feuerwehr

Großelterntag

Bald geht es zur Schule…

Ein kleines Malheur im Urlaub

Der letzte Tag im Kindergarten

Der erste Schultag

Oma damals – Oma heute

Meine beiden Omas trugen meistens schwarz, in seltenen Fällen braun, dunkelblau und eventuell mal ein lebensfrohes grau. Auf jeden Fall gehörte unbedingt eine dunkle, immerhin meist geblümte, Schürze zu ihrem täglichen Outfit. Sonntags durfte es in der Regel allerdings gern mal eine weiße sein. Niemals wären diese beiden Damen auch nur auf die Idee gekommen, sich eine bequeme Hose anzuschaffen. Dieses Privileg blieb selbstverständlich ihren Ehemännern vorbehalten, selbst, wenn in damaliger Zeit eine Frau im Haus sozusagen „die Hosen anhatte“, so durfte das keinesfalls äußerlich dokumentiert werden!

Die beiden Omas meiner Tochter trugen zwar auch überwiegend Röcke statt praktischer Hosen, hatten aber immerhin schon eine wesentlich breitere Farbpalette zur Verfügung. Zur täglichen Haus- und Gartenarbeit wurden inzwischen statt der Schürzen sehr häufig bunte Kittel über der Kleidung getragen, sodass man die chicen Blusen oder Pullis darunter oft nur erahnen konnte.

Zugegeben, das ist immerhin schon einige Jahrzehnte her. Heutzutage gehen viele Großeltern manchmal fast noch als Eltern ihrer Enkel durch, zumal die meisten Mütter heutzutage auch nicht mehr so blutjung sind. Die Schule, danach ihre Ausbildung oder das Studium, dann muss erst natürlich die Karriere vorangetrieben werden, und so geht es immer weiter. Dadurch wird die Familienplanung häufig immer weiter nach hinten verschoben. Während meiner Jugend galt man schon bereits ab dreißig als Spätgebärende, aber dank der enormen Fortschritte der Medizin in den letzten Jahrzehnten ist es heute kein Problem mehr, selbst wenn die Frauen bei ihrer ersten Schwangerschaft bereits auf die vierzig zusteuern.

So trägt auch die heutige Generation der Omas was immer ihnen gefällt, und im Umgang mit den Enkeln sind und bleiben Jeans einfach unschlagbar praktisch! Das habe ich inzwischen für mich festgestellt. Ob ich auf dem Spielplatz die große Rutsche ausprobiere, mit unserer Enkelin als Puppenmutti unterwegs bin oder in unserem schönen großen Garten mit ihr eine Bude baue – meine Lieblingsjeans machen einfach alles mit. Natürlich trug ich sie auch, als ich erfuhr, dass ich demnächst Oma werden würde...

Die Ankündigung

Unser Sohn Adrian hatte seinen Besuch angekündigt, ganz offiziell. Seltsam, denn meistens kam er unangemeldet und spontan zu uns. Wenn Adrian um einen Termin bat, um sicherzustellen, dass wir auch zuhause waren, dann musste das einen speziellen Grund haben. Vielleicht hatte er etwas Besonderes auf dem Herzen, so dachten wir.

„Kommt Merle auch mit und sollen wir etwas zum Essen vorbereiten?“, hatte mein Mann, der den Anruf entgegen genommen hatte, vorsichtshalber noch gefragt.

„Nö, wir kommen nach dem Abendessen einfach mal vorbei“, hatte er zur Antwort bekommen, mehr nicht. Zu dem Anlass dieses Besuches hatte Adrian sich nicht weiter geäußert und sein Vater hatte auch nicht weiter nachgehakt. Im Gegensatz zu mir war er nicht neugierig. Egal, wir freuen uns jederzeit, wenn unsere Kinder den Weg zu uns finden, ob mit oder ohne jegliche „Vorwarnung“, wie mein Mann scherzhaft sagt. Wir waren also bis dato völlig ahnungslos was uns erwartete.

„Vielleicht haben die beiden im Lotto gewonnen und wollen uns das schonend beibringen“; vermutete Magnus scherzhaft.

Das wäre allerdings eine sensationelle Nachricht, aber so recht daran glauben mochte ich nicht, obwohl ich den beiden das natürlich von Herzen gegönnt hätte. Aber meines Wissens nach spielten sie nicht einmal regelmäßig im Lotto.

„Da sind die Chancen ohnehin so gering, da stecke ich lieber wöchentlich ein paar Euro in mein Sparschwein!“, hatte Merle einmal geäußert, womit sie recht hatte, wie ich fand. Magnus und ich hatten ihnen ja vor zwei Jahren zu Weihnachten ein Jahreslos der Aktion Sorgenkind geschenkt, und das Geld war sicher auch gut angelegt, denn es diente ja einem guten Zweck, deshalb bereuten wir dieses Geschenk keinesfalls. Allerdings war damals leider kein noch so kleiner Gewinn für unsere Kinder dabei herausgesprungen.

„Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht wollen sie umziehen oder sich ein neues Auto kaufen?“, mutmaßte ich.

„Wir werden es ja bald erfahren“, mit diesen energischen Worten setzte Magnus allen Überlegungen ein Ende.

Gegen zwanzig Uhr klingelte es, und wie erwartet standen Merle und Adrian vor der Haustür. Beide wurden zuerst von unserem Kater Gismo und dann von Magnus und mir herzlich begrüßt. Als wir schließlich alle zusammen im Wohnzimmer saßen, drehte sich das Gespräch zunächst um allgemeine Themen, wie die Jobs und natürlich um ihren rot getigerten Kater Boris, der ein ebenso heiß geliebtes Familienmitglied ist, wie unser schwarzer Kater Gismo. Zum Glück ging es allen bestens, wie Adrian mir als besorgter Mutter versicherte. Schließlich zog Merle, die mir schräg gegenüber saß, einen Zettel aus ihrer Handtasche und hielt ihn mir entgegen.

„Was ist das? Ein Flugticket? Wollt Ihr noch mal einen Kurztrip nach Rom machen, und wir sollen uns wieder um Boris kümmern?“, erkundigte ich mich vorsichtig.

Während ihres letzten Urlaubs in Italien hatten wir Boris zu uns genommen, und einige Zeit danach unseren Gismo aus dem Tierheim zu uns geholt, weil die Zeit mit Boris uns so gut gefallen hatte. Dabei hatte ich anfangs große Bedenken gehabt ihn aufzunehmen, denn zuhause war er Freigänger und so sollten wir ihn nach einigen Tagen der Eingewöhnung ebenfalls nach draußen lassen. Allerdings hatte ich große Angst, dass Boris sich womöglich auf die Pfötchen machen und nach Hause laufen würde oder ihm, während er sich in unserer Obhut befand, draußen etwas anderes zustoßen könnte. Aber zum Glück erwiesen sich alle diese Befürchtungen als völlig grundlos. Boris war superbrav. Er akzeptierte von Anfang an seinen neuen Futterplatz in der Küche, sowie das Katzenklo im Keller. Er kam meistens auch sofort zurück, wenn ich ihn bei Einbruch der Dunkelheit wieder ins Haus rief. Er fühlte sich offenbar auch bei uns sehr wohl. Vor allem aber liebten wir beide es, wenn er am Abend neben mir auf dem Sofa lag und sich an mich kuschelte, während ich mir im Fernsehen einen Film anschaute. Magnus schüttelte oft lächelnd den Kopf, wenn er das sah. Nachdem Merle und Adrian ihren Liebling, gleich nachdem sie zuhause waren, wieder abgeholt hatten, erschien mir das Haus ohne Boris seltsam leer. Da ich wusste, dass Adrian und Merle ihren Boris aus dem Tierheim geholt hatten, überlegten wir, es ihnen gleich zu tun und schauten uns ebenfalls im Internet deren Webseite an. Darauf waren sehr viele Fotos von Hunden und Katzen zu sehen, ein Tier erschien uns liebenswerter als das andere. Die Mitarbeiter im Tierheim schienen ihre Schützlinge recht gut zu kennen, denn fast zu jedem Bild war ein ausführlicher Kommentar zu lesen, der das ungefähre Alter und die Eigenschaften des jeweiligen Tieres beschrieb. Am Ende beschlossen wir am besten selbst hinzufahren, um uns vor Ort ein Tier auszusuchen. Am liebsten hätte ich gleich alle Katzen mitgenommen, aber das ging natürlich nicht. So war schließlich unser Kater Gismo zu uns gekommen. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters war er schwer vermittelbar, was man ihm aber so gut wie gar nicht anmerkte. Er war topfit, flitzte durchs Haus und erklomm sogar im Garten die höchsten Bäume. Nur mit anderen Katzen vertrug er sich weniger, so hieß es. Für Magnus und mich erwies sich unsere Wahl am Ende als genau richtig, denn unser Gismo war sehr anhänglich - ein echter Schatz! Er war inzwischen aus unserem Leben gar nicht mehr wegzudenken!

„Nein, setz besser mal Deine Brille auf und schau mal genauer hin“, empfahl Merle mir, während Adrian schmunzelnd daneben saß. Immer noch völlig ahnungslos setzte ich gehorsam mein Spekuliereisen auf die Nase und las im nächsten Moment das Wort Mutterpass. Dann wusste ich natürlich auf einen Schlag Bescheid. Was für eine wunderbare Nachricht! Sofort drückte ich Magnus den Beweis für diese tolle Neuigkeit in die Hand und sprang auf, um zuerst meine Schwiegertochter und anschließend meinen Sohn in die Arme zu schließen.

„Das ist doch prima, dass es jetzt geklappt hat!“, freute sich auch Magnus, der ebenfalls aufstand, um den werdenden Eltern herzlich zu gratulieren. Schließlich wussten wir beide, wie lange Merle und Adrian sich bereits Nachwuchs wünschten.

„Wann ist es denn soweit?“, erkundigte ich mich bei Merle.

„Es wird auf jeden Fall ein Sommerkind, entweder noch ein Krebs oder ein Löwe“, antwortete sie lachend. Ab dem nächsten Sommer würden also auch wir zu der beneidenswerten Gruppe der stolzen Omas und Opas gehören – wie schön!

Großeltern in Lauerstellung

Merles Schwangerschaft verlief relativ problemlos – Gott sei Dank! Eine anfängliche Phase der morgendlichen Übelkeit gab es zwar, aber die hielt sich durchaus in Grenzen und war auch nach einigen Wochen wieder vorbei. Ihre Haut sah super aus, und ihr Bäuchlein begann sich nur langsam zu runden. Unsere Ermahnungen sich zu schonen, tat sie meistens nur lapidar mit dem Hinweis ab: „Ich bin schwanger und nicht krank!“

Damit hatte sie natürlich recht, und zum Glück ging es ihr an den allermeisten Tagen ja auch ziemlich gut. Für uns alle begann nun die spannende Zeit des Wartens und Pläneschmiedens für die Zukunft mit unserem Enkelkind.

Die großen Kartons mit den Baby- und Kindersachen von Adrian wurden von Magnus vom Boden geholt, und damit kamen für uns auch jede Menge schöner Erinnerungen wieder, an die Zeit, als wir selbst noch junge Eltern waren.

Ach ja, das waren wirklich schöne Jahre gewesen, aber war das wirklich schon sooo lange her? In Gedanken erschien es uns als sei es erst gestern gewesen. – Wenn unser Enkelkind ein Junge werden sollte, dann könnte der junge Mann eventuell das eine oder andere gute Stück von damals noch anziehen. Zum Beispiel die entzückende rote Lederhose, die meine Schwiegereltern damals von einem Urlaub aus den Bergen mitgebracht hatten. Ich fand sie immer noch sehr niedlich. Zumal sie, im Gegensatz zu den herkömmlichen Lederhosen, ganz weich war. Einige warme Jäckchen gab es noch und außerdem hatte ich auch jede Menge gut erhaltener Strampler von damals aufgehoben. Die entsprachen natürlich keineswegs mehr der neuesten Mode, aber als Ersatz, falls hier mal ein Höschen nass wurde oder das Baby ein „Spuckkind“ werden sollte, würden sie auf jeden Fall ihren Dienst tun können. In dem Fall konnte es ein wahrer Segen sein auf solche alten Schätzchen zurückgreifen zu können, das wusste ich von einer Freundin, die vor einiger Zeit Oma geworden war. Deren Enkelin hatte in den ersten Wochen, zum Entsetzen der jungen Mutter, fast jede Mahlzeit mehrfach wieder ausgespuckt und musste daher ständig umgezogen werden. Die Waschmaschine der Familie lief zu der Zeit im Dauerbetrieb. Das war uns bei Adrian zum Glück erspart geblieben! Ich hatte viel Freude daran gehabt meinen kleinen Sohn hübsch anzuziehen, und so hatten wir für Notfälle jeglicher Art noch ganz viele Höschen, Hemdchen und dergleichen mehr in Kartons, die auf dem Boden standen, zur Verfügung.

Auch etliche Pappschachteln mit Spielzeug kamen bei dieser Aktion zutage. Adrian hatte wahre Berge von Legosteinen besessen, mit denen er und Magnus damals regelrechte Kunstwerke zusammengebaut hatten. Eine kleine, hölzerne und bunt angemalte Spielzeugeisenbahn wurde sofort wieder hervorgeholt, sowie ein riesiger Karton mit Autos und sogar das alte Parkhaus gab es noch. Natürlich besaßen wir auch viele Bilderbücher, denn davon war unser Sohn genauso begeistert gewesen wie seine Eltern. Magnus und ich waren schon immer rechte Büchernarren und lesen beide nach wie vor sehr gern. So hatten wir auch versucht, unseren kleinen Adrian möglichst früh an dieses schöne Hobby heranzuführen – mit Erfolg. Adrian bekam irgendwann natürlich auch den damals unvermeidlichen Game-Boy, aber vor allem seine spannenden Abenteuerbücher von Karl May, die las er trotzdem nach wie vor mit Begeisterung. „Winnetou“ und auch sein Freund „Old Shatterhand“ waren lange Zeit einfach nicht totzukriegen! So fanden wir neben den kompletten Bänden von Karl May auch andere Jungenbücher von Adrian in rauen Mengen, denn auch die „Drei Fragezeichen“ und andere Detektivgeschichten hatten ihn eine Weile sehr interessiert. Aber um die hervorzukramen war es eindeutig noch zu früh. Die dicken Märchenbücher konnten ebenfalls noch für längere Zeit in ihrem Versteck bleiben. Daher packten wir diese Bücher zunächst einmal wieder ein und stellten sie zurück. Dafür nahmen wir uns die Kiste mit den Bilderbüchern vor. Darin fanden sich einige wahre Schätze, an die wir uns ebenfalls gern erinnerten. Bücher mit den Helden der Sesamstraße kamen da zutage und jede Menge Tiergeschichten.

„Ach ja, Ernie und Bert, der dicke Samson und Tiffy, die waren toll!“, erinnerte Magnus sich bei der Gelegenheit.

Mir hatte der blaue Grobi immer sehr gefallen und natürlich auch Kermit, sowie das tollpatschige Krümelmonster. Eigentlich waren diese Typen alle lustig, nur mit Miss Piggy hatte ich mich nicht so recht anfreunden können, die fand ich immer zu künstlich mit ihrer blonden Lockenpracht.

Leider hatte Adrian, wie fast alle Kinder, auch eine ganz heiße Dino-Phase. Was er an diesen urzeitlichen Viechern fand, hatte ich allerdings nie verstanden. Im Gegenteil, ich fand sie schon immer gruselig. Diese Bücher mit ihm anzuschauen hatte ich möglichst vermieden. Warum konnte ich gar nicht sagen, aber diese Lebewesen machten mir von jeher Angst, und ich war heilfroh, als Adrian sie irgendwann nicht mehr so faszinierend fand. Magnus hatte sich über diese Abneigung meinerseits immer köstlich amüsiert, aber ich konnte sie einfach nicht überwinden – bis heute nicht. Auch Tiergeschichten hatte Adrian immer sehr gemocht. Viele der Pferdebücher, die Adrian und die meisten seiner Freunde eine Zeitlang bevorzugten, hatte ich damals ebenso begeistert verschlungen wie er. Fast alle Bücher, die er zum Geburtstag oder zu anderen Gelegenheiten von uns bekam, hatte ich zuvor erst einmal selbst gelesen.

Als Nächstes holten wir die Kisten mit dem Babyspielzeug hervor, das würde sich schließlich zuallererst einsetzen lassen. Einige Rasseln, Bauklötze und sogar zwei von Adrians geliebten Spieluhren fanden sich in dem breiten Karton. Zu meiner Freude funktionierten beide noch, und so fand Magnus mich eines Tages in Gedanken versunken im Wohnzimmer mit meiner Lieblingsspieluhr im Arm. Das war ein Plüschmond, auf dem ein Sandmännchen saß. Wenn man an der Kordel zog, dann ertönte die sanfte Melodie La Le Lu, bei der Adrian immer sehr schnell eingeschlafen war. Er war überhaupt ein so hübsches und ruhiges Baby gewesen – zu unserer Freude! Man konnte ihn problemlos überallhin hin mitnehmen, ob in ein Lokal zum Essen oder zu einem Besuch bei Freunden. Er weinte nur selten, war meistens fröhlich und lachte gleich alle Leute an, die sich über seinen Kinderwagen beugten. Auch als er älter wurde, blieb er ein sehr ausgeglichenes Kind, mit dem wir nie Probleme hatten. Wie stolz waren wir auf unseren Sohn gewesen, dachte ich ein bisschen wehmütig – und nun würde er selbst bald eine eigene Familie haben. -

„Du kannst es wohl kaum abwarten unser Enkelkind im Arm zu halten, was?“, neckte Magnus mich, als er mich in dieser Situation erwischte.

„Da hast Du recht“, stimmte ich ihm lachend zu.

„Ab jetzt sind wir sozusagen Großeltern in Lauerstellung“, meinte Magnus zufrieden. Über diese Formulierung musste ich erneut lachen, aber das war für uns beide ein tolles Gefühl, und außerdem hatte ja unbestreitbar recht.

Als Adrian älter wurde, hatten wir auch viel mit ihm gebastelt. Daher fand sich sogar noch Christbaumschmuck aus Glanzpapier, den ich damals im Kindergarten mit ihm gemeinsam gebastelt hatte.

„Also ich glaube, das alte Zeug kann jetzt wirklich mal entsorgt werden“, stellte Magnus fest.

Weil die Farben inzwischen arg verblasst und die Papierketten wirklich nicht mehr schön waren, musste ich ihm recht geben und sie schweren Herzens fortwerfen.

„Du wirst sicher mit unserem Enkelkind irgendwann neuen Weihnachtsbaumschmuck basteln“, tröstete Magnus mich, als er sah, wie schwer es mir fiel, mich von den so lange und liebevoll aufbewahrten Dingen zu trennen. Aber er hatte natürlich recht, außerdem war es auch eine gute Gelegenheit zur Entrümpelung des Bodens, wenn wir schon einmal dabei waren diese alten Sachen durchzusehen. Sozusagen zur Belohnung machte ich uns anschließend eine Tasse Tee, und dann schauten Magnus und ich uns gemeinsam einige alte Alben mit Kinderfotos von Adrian an. Dabei wurde sogar mein unsentimentaler Ehemann ein bisschen nachdenklich. Wo war nur die Zeit geblieben?

Merle hatte zwar vor ihre Elternzeit zu nehmen, aber sie wollte sie mit Adrian teilen, um dann schneller wieder in ihren Beruf einsteigen zu können, so wie es heutzutage fast alle jungen Frauen wollen oder müssen. Sie arbeitete sehr gern in dem Werbebüro und außerdem fand sie, dass auch Adrian ein Recht darauf hatte, einen Teil der ersten Monate mit seinem Kind hautnah zu erleben. Adrian selbst wollte das ebenfalls gern, und so war das schnell beschlossene Sache. Zum Glück ist er als Grundschullehrer verbeamtet und dadurch in der glücklichen Lage, nach Absprache die Elternzeit auch für sich in Anspruch zu nehmen. Als unser Sohn damals geboren wurde, hatte ich meinen Job im Büro selbstverständlich sofort aufgegeben, und das auch ohne jegliches Bedauern. Wir wollten beide nicht, dass Adrian von einer der Omas aufgezogen werden sollte oder noch schlimmer, mal hier und mal dort bleiben musste. Aber das waren andere Zeiten gewesen. Die Frauen von heute hatten ganz andere Vorstellungen von Beruf und Karriere, und im Hinblick auf die spätere Rente war das ja auch durchaus vernünftig. Solche Überlegungen waren uns damals noch völlig fremd gewesen.

Bis zu Adrians Konfirmation hatte ich für ihn ein Tagebuch geführt, in dem ich viele kleine Ereignisse, vor allem aber alle wichtigen Begebenheiten aus seinen Kinderjahren, festgehalten. Zum Beispiel sein erstes Wort - natürlich Mama - wie bei den meisten Babys. Wie stolz war ich damals auf meinem kleinen Sohn gewesen! Als er kurze Zeit danach auch Papa sagen konnte, hatte Magnus mich wieder eingeholt. Wann Adrian welche Kinderkrankheiten gehabt hatte, konnte ich nachlesen und natürlich auch seine ersten kleinen Streiche. So ein Tagebuch wollte ich für unser zu erwartendes Enkelkind auch anlegen. Nach einigem Suchen fand ich endlich in einem großen Geschäft für Bürobedarf eine dicke Kladde, die mir zu diesem Zweck gut geeignet schien. Ich begann noch am gleichen Abend darin meine ersten Gedanken an mein zukünftiges Enkelkind zu notieren. Da wir ja noch nicht wussten ob es ein Junge oder ein Mädchen sein würde, nannte ich das Ungeborene zunächst einmal „Es“. Natürlich hoffte ich irgendwann ganz viel Zeit mit ihm oder ihr verbringen zu können, aber da niemand wusste was die Zukunft bringen würde, wollte ich auf jeden Fall, das unser „Es“ später wissen sollte, wie sehr wir uns alle auf ihre oder seine Ankunft freuten…

Erste Vorbereitungen

Genau wie wir, waren auch Merle´s Eltern hocherfreut über die gute Nachricht unserer Kinder. In Merle´s Familie existierte ein wunderschöner, alter Stubenwagen, in dem bereits mehrere Kinder ihre ersten Lebensmonate verbracht hatten. Oma Bärbel und Opa Stefan wollten ihn für „Es“ gern neu herrichten. Ich fand den Gedanken daran, dass auch Merle bereits darin gelegen hatte sehr schön; nun würde bald das nächste Baby darin träumen – unser gemeinsames Enkelkind. Aber auch in dem hübschesten Stubenwagen liegt ein Baby ja nicht allzu lange, deshalb hatten wir beschlossen, für „Es“ das erste Kinderbettchen zu kaufen. So zog ich los, um die entsprechenden Läden in der Nähe zu erkunden und die Angebote darin erst einmal zu sondieren.

Es war schier unglaublich welche Vielzahl von Kinderbetten es überall zu sehen gab. Wunderschöne Bettwäsche in den zartesten Farben oder mit Motiven, die allerdings gelegentlich sehr speziell waren, konnte man dort erstehen. Den Betthimmel und die Wickelauflage gab es ebenfalls zu den meisten Garnituren passend. Darunter waren etliche Muster die mir sehr gefielen, und es erschien mir gar nicht so einfach aus dieser Fülle der Angebote nun das Richtige auszusuchen. Magnus fand das auch, deshalb beschlossen wir, den jungen Eltern die letzte Entscheidung zu überlassen. So fuhren wir eines Nachmittags gemeinsam los, damit Merle und Adrian sich selbst umschauen konnten. Die beiden entschieden sich recht schnell für ein weißlackiertes Gitterbettchen, die passende Wickelkommode und kauften auch noch einen hohen Schrank aus dem gleichen Programm dazu. Eine gute Wahl, wie ich fand. Da das Kinderzimmer groß genug war, hatte Adrian schon vor längerer Zeit seine alte Kommode, die damals eine Freundin von mir mit einem entzückenden Kindermotiv bemalt hatte, mitgenommen. So gab es reichlich Platz für Kleidung, die benötigten Pampers und überhaupt alle Dinge, die so ein Winzling demnächst gebrauchen würde.

Bei dem Betthimmel und den dazugehörigen Bezügen wurden wir uns ebenfalls sehr schnell einig – nur gut, dass Merle und ich oft den gleichen Geschmack haben. Wir beide fanden einen duftigen, gelben Betthimmel am allerschönsten. Der war obendrein mit einem romantischen weißen Rankenmotiv versehen und gefiel sogar den beiden Männern sehr gut.

„Außerdem ist gelb eine neutrale Farbe, wir wissen ja noch nicht ob es ein Junge oder ein Mädchen wird“, sinnierte Merle.

Ja, das war noch immer die große Frage. Vielleicht würde uns ja die nächste Ultraschalluntersuchung darüber Auskunft geben, denn noch war es nicht soweit, weil sich das Baby bisher immer so gedreht hatte, dass eine eindeutige Bestimmung des Geschlechtes nicht möglich gewesen war. Also mussten wir uns wohl oder übel noch ein Weilchen in Geduld üben.

Die farblich passende Bettwäsche zu dem ausgesuchten Himmel war auch schnell gefunden, und so verließen wir sehr zufrieden das Möbelhaus und freuten uns schon auf den Tag, an dem unsere Bestellungen ausgeliefert würden.

Ostern

Bei einem meiner häufigen Streifzüge durch die diversen Kinderläden entdeckte ich einen großen Stoffhasen, an den ich, sozusagen auf den ersten Blick, mein Herz verlor. Er besaß einen hellbraunen Pelz und die Innenseiten seiner langen Schlappohren waren hellrosa. Das braune Hasengesicht war unterteilt. Die untere Hälfte war sehr hell, so dass man sein freundliches Grinsen unter der dunklen, aufgestickten dreieckigen Nase sehr gut erkennen konnte. Seine großen schwarzen Knopfaugen funkelten fröhlich und die hochgezogenen Augenbrauen ergänzten das lustige Hasengesicht bestens, fand ich. Der Kugelbauch war ebenfalls hell. Darüber zog sich eine aufgesteppte Eisenbahnlinie, auf der eine bunte Eisenbahn aufgenäht war. Die Unterseite der langen Schlenkerarme und – beine von dem niedlichen Stoffhasen war wieder hell abgesetzt. Diesem liebenswerten Zeitgenossen konnte ich einfach nicht widerstehen! So zog er erst einmal bei uns ein, bevor wir ihn dann Ostern Merle und Adrian schenkten. Da ich schon immer eine große Schwäche für Teddys und andere Stofftiere hatte, hoffte ich sehr, dass auch „Clemens“, so hatte ich den Hasen zunächst einmal genannt, auch unserem Enkelchen Freude bereiten würde. Er hatte jedenfalls die allerbesten Voraussetzungen dafür – war knuddelig, weich, machte alles mit und sah einfach entzückend aus – man musste ihn einfach gern haben! Merle und Adrian freuten sich jedenfalls sehr über dieses erste Geschenk von uns.

„Ist der süß! Wo hast Du den nur aufgetrieben?“, erkundigte Merle sich gleich. Adrian fand Clemens ebenfalls sehr hübsch und nahm ihn gleich eine Weile auf den Schoß.

„Zum Üben“, sagte er dabei und grinste breit.

An diesem Osterfest erfuhren wir auch endlich, dass wir uns fortan auf ein kleines Mädchen freuen durften. Den Namen wollten Adrian und Merle allerdings lieber für sich behalten, und außerdem stand er noch nicht endgültig fest. Jedenfalls schlug Merle vor, dass wir gern noch eine Namensliste mit unseren Favoriten verfassen könnten. Das war eine gute Idee, und so widmete ich mich dieser Aufgabe mit Feuereifer, sobald die beiden wieder fort waren. Auch Magnus wurde selbstverständlich zu Rate gezogen, der winkte allerdings gleich ab mit dem Hinweis: „Das müssen die beiden doch selbst entscheiden, finde ich.“

Das stimmte natürlich, und da sollte sich auch kein Elternpaar beeinflussen lassen. Der eigene Name ist ja wichtig für ein ganzes Leben, und ich halte ganz und gar nichts davon, aus Traditionsgründen zum Beispiel, die Namen der Eltern oder Großeltern auch den Kindern zu verpassen. So mussten wir uns noch eine Weile gedulden, aber aus dem „Es“ wurde fortan „die Süße“.

Langsam wird es ernst

Wir alle fanden es schön, dass Merle und Adrian Freunde und auch uns, als angehende Großeltern, an vielen Vorbereitungen für die Ankunft der Süßen teilnehmen ließen. So hatten sie sich ausgedacht, ihr künftiges Kinderzimmer in einem zarten Lila zu streichen. Ringsum an den Wänden sollte ein Fries aus Blumen und Gräsern auftauchen, und an einer Wand hatte Merle eine ganze Blumenwiese vorgezeichnet. Per Schablone wurden die Blüten vorgezeichnet, und jeder der etwas Zeit und Lust hatte, durfte kommen und einiges ausmalen. Eine Freundin von Merle, die eine ausgesprochen künstlerische Begabung hat, zeichnete sogar noch Kater Boris mit ins Bild. Da lag er nun im Gras, mitten zwischen den bunten Blumen. Natürlich beteiligten wir uns alle gern an dieser Gemeinschaftsaktion, und das Ergebnis wurde großartig. Alle, die dabei mitgemacht hatten, waren davon begeistert! Jetzt wartete das Kinderzimmer nur noch darauf, dass die kleine Dame endlich Einzug hielt.

Das Bettchen aufzustellen war kein Problem gewesen, aber der Himmel stellte eine größere Herausforderung dar. Im Teamwork hatten Magnus und Adrian es aber dennoch geschafft und präsentierten Merle und mir anschließend strahlend ihr Werk. Die Mühe damit hatte sich gelohnt, fanden wir und waren entsprechend stolz auf unsere Männer. Als der fertige Himmel schließlich an dem Bettchen angebracht war, sah es wirklich zauberhaft aus. Darin würde unsere Süße gewiss herrlich träumen! Wie wir zu unserer Erleichterung erfuhren, hatte es bei den anderen Großeltern beim Herrichten des alten Stubenwagens ähnliche Probleme gegeben, aber auch das hatte letztlich geklappt, und nun war alles bereit für die neue Erdenbürgerin. Bärbel und Stefan hatten sich, in Absprache mit den jungen Eltern, für einen entzückenden, mit bunten Kindermotiven bedruckten Stoff entschieden, um daraus den neuen Himmel und die Kissengarnitur nähen zu lassen. Bei einem Besuch bei ihnen durften auch Magnus und ich den wie neu aussehenden Stubenwagen anschauen. Wunderschön fanden wir beide dieses allererste Bettchen für unsere Süße, und das sagte ich Bärbel selbstverständlich auch.

„Wenn es doch nur endlich soweit wäre, ich kann es kaum noch abwarten“, vertraute sie mir an, und ich konnte ihr da nur beipflichten.

Was lange währt…

Es war warm geworden, aber der errechnete Geburtstermin war Ende Juli, und wir waren erst am Beginn dieses Monats. Merle litt sehr unter der Hitze, war allerdings trotzdem sehr tapfer. Dennoch sehnte auch sie sich danach, ihre Schwangerschaft, die nun langsam beschwerlich geworden war, endlich hinter sich zu bringen. Ein verständlicher Gedanke, so fanden Bärbel und ich. Genau wie wir konnte sie es inzwischen kaum noch erwarten endlich ihr Baby im Arm zu halten. In den folgenden Tagen warteten wir täglich auf Nachricht von Adrian, schließlich kamen viele Babys ja auch vor der Zeit, allerdings nicht so unsere Süße. Im Gegenteil, sie ließ sich reichlich Zeit, bevor sie das Licht der Welt erblickte. Man sagt doch von kleinen Mädchen, dass sie sich erst noch hübsch machen wollten, bevor sie sich ihren Eltern präsentierten. Das schien bei ihr auch so zu sein. Ab dem eigentlichen Geburtstermin musste Merle natürlich noch öfter zum Gynäkologen als bisher, aber es war zum Glück immer noch alles „im grünen Bereich“, wie der Arzt sich ausdrückte, und so mussten wir uns weiterhin in Geduld fassen.

Endlich, es waren inzwischen schon fast zwei Wochen nach dem ausgerechneten Geburtstermin verstrichen, hatte der Gynäkologe ein Einsehen und schlug vor, die Geburt in der ausgesuchten Klinik einleiten zu lassen statt noch länger darauf zu warten, dass unsere Süße von selbst geruhte zu erscheinen. Da Merle´s Koffer für diesen Anlass schon längst fertig gepackt bereit stand, war das kein Problem. Allerdings hatte Merle bei dem Arztbesuch nicht mit diesem Vorschlag gerechnet, und so war Adrian noch in der Schule. Da sie ihn nicht mitten aus dem Unterricht reißen wollte, hatte sie Bärbel und Stefan angerufen, um sie zu bitten, sie ins Krankenhaus zu fahren. Von dort aus wollte sie Adrian benachrichtigen, damit er kommen sollte, sobald sein Unterricht beendet war. Wir wurden ebenfalls per Telefon von Bärbel informiert, dass sie und Stefan mit Merle auf dem Weg in die Klinik waren, und es jetzt sicher nicht mehr allzu lange dauern würde. Natürlich wollten sie uns auf dem Laufenden halten, versicherte Bärbel mir und meinte außerdem, dass wir uns keine allzu großen Sorgen machen sollten. Schließlich waren ja glücklicherweise keinerlei Komplikationen zu erwarten. Vorerst wollten sie und Stefan allerdings bei Merle bleiben, mindestens so lange bis Adrian eingetroffen war.

Nach dieser Information gelang es Magnus und mir natürlich nicht mehr, an etwas anderes zu denken als an die Geburt unserer Enkelin. Meine Versuche, mich dem Haushalt zu widmen, scheiterten kläglich; und Magnus erging es nicht viel anders. Zwar setzte er sich an seinen Computer, um sich endlich mal der längst fälligen Steuererklärung anzunehmen, aber auch er konnte sich beim besten Willen nicht darauf konzentrieren, wie denn auch? Irgendwann aßen wir eine schnell zubereitete Kleinigkeit zu Mittag und warteten ungeduldig weiter. Stunde um Stunde verging, ohne dass der so sehnsüchtig erwartete Anruf von Adrian kam. „Beim ersten Kind dauert es oft lange, das weißt Du doch“, versuchte Magnus mich zu beruhigen, und ich wusste er hatte recht, aber trotzdem machte ich mir Sorgen um unsere Schwiegertochter.

„Aber sie wollten die Geburt doch einleiten, hat der Arzt gesagt“, gab ich ihm zu bedenken.

„Vielleicht müssen trotzdem noch einige Voruntersuchungen gemacht werden oder die Ärzte im Klinikum sehen das doch anders und wollen noch einen Tag abwarten“, meinte Magnus.

Das konnte natürlich alles sein, aber ich traute mich auch nicht Adrian zwischendurch anzurufen, womöglich war er gerade bei Merle im Kreißsaal, wenn sein Handy unpassenderweise zu klingeln begann. Bärbel und Stefan würde es sicher genauso