Alpengold 251 - Sissi Merz - E-Book

Alpengold 251 E-Book

Sissi Merz

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Beschreibung

Der Großbauer Franz Staudinger liebt seine jüngste Tochter Lisa über alles und erfüllt seinem "Goldkind" jeden Wunsch. Nur in einem Punkt bleibt er unnachgiebig. Franz hat sich in den Kopf gesetzt, dass aus seiner Lisa und dem Bastian vom Nachbarhof ein Paar wird, weil sich diese Verbindung gut rechnen würde.
Doch diese Rechnung hat der Franz ohne seine Tochter gemacht. Ihr Herz schlägt längst für Oliver Schubert, der seit Kurzem einen Biohof im Ort bewirtschaftet.
Fleißig spucken die jungen Leute in die Hände, denn alles hängt von der ersten Ernte ab. Geht etwas schief, muss Oliver aufgeben.

Doch Fortuna ist ihnen hold: Die Ernte ist eingebracht und lagert in der Scheune. Erschöpft, aber glücklich gehen Lisa und Oliver zu Bett und schlafen bald darauf ein.
Sie ahnen nicht, dass draußen auf dem Hof jemand mit einem Benzinkanister herumschleicht. Minuten später brennt die Scheune lichterloh ...

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Seitenzahl: 127

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Inhalt

Cover

Impressum

Glückliche Erntezeit

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Anne von Sarosdy / Bastei Verlag

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-5184-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Glückliche Erntezeit

Ein verwöhntes Madel muss zeigen, was in ihm steckt

Von Sissi Merz

Der Großbauer Franz Staudinger liebt seine jüngste Tochter Lisa über alles und erfüllt seinem »Goldkind« jeden Wunsch. Nur in einem Punkt bleibt er unnachgiebig. Franz hat sich in den Kopf gesetzt, dass aus seiner Lisa und dem Bastian vom Nachbarhof ein Paar wird, weil sich diese Verbindung gut rechnen würde.

Doch diese Rechnung hat der Franz ohne seine Tochter gemacht. Ihr Herz schlägt längst für Oliver Schubert, der seit Kurzem einen Biohof im Ort bewirtschaftet.

Fleißig spucken die jungen Leute in die Hände, denn alles hängt von der ersten Ernte ab. Geht etwas schief, muss Oliver aufgeben.

Doch Fortuna ist ihnen hold: Die Ernte ist eingebracht und lagert in der Scheune. Erschöpft, aber glücklich gehen Lisa und Oliver zu Bett und schlafen bald darauf ein.

Sie ahnen nicht, dass draußen auf dem Hof jemand mit einem Benzinkanister herumschleicht. Minuten später brennt die Scheune lichterloh …

Die kleine Gemeinde Tiefenbach lag idyllisch in einem waldreichen Tal unweit von Bischofswiesen im schönen Berchtesgadener Land. Folgte man der Landstraße von Markt Berchtesgaden kommend, erreichte man zunächst Unterau, das Nachbardorf von Tiefenbach, am Untersberg. Ausgedehnte Felder und Weiden fanden sich zwischen den Ansiedlungen und auch verstreute Gehöfte. Die Landschaft war lieblich und öffnete sich vor Tiefenbach zu einem einmaligen Blick.

Weit im Norden breitete sich der Nationalpark mit dem Königssee aus, dessen klares grünes Wasser wie ein Edelstein im Sonnenlicht schimmerte. Dahinter wuchsen die majestätischen Gipfel des Tennengebirges in den blauen Himmel. Östlich schloss sich der Zauberwald mit dem Hintersee an.

Dort lag Ramsau, direkt im Windschatten der hohen Raute, des Hausbergs von Tiefenbach. Der breite Fels mit dem schrundigen Gipfel sorgte im Tal für ein mildes Klima und hielt die kalten Winde fern, die im zeitigen Frühling oft noch für Spätfröste sorgten.

Dermaßen klimatisch bevorzugt war Tiefenbach der ideale Ort für die Landwirtschaft, die hier eine lange Tradition hatte. Das freie Bauerntum lag den Menschen seit Generationen im Blut, gepflegte Höfe gingen vom Vater an den Sohn, viele Anwesen waren seit mehr als einem Jahrhundert im Familienbesitz.

Die Bewohner von Tiefenbach waren mit der Heimat verbunden und bodenständig, stolz pflegten sie ihren Besitz und schauten darauf, dass die Zeiten im Tal nicht allzu modern wurden. Der Gemeinderat lehnte alles, was auf schnellen Profit ausgelegt war, von vornherein ab.

Es gab zwei Fremdenpensionen, der Ort war im Sommer bei Bergsteigern, im Winter bei Langläufern beliebt. Geführte Bergwanderungen und Skitouren waren ein Geheimtipp. Doch Skipisten und Lifte suchte man vergeblich.

Die Beschaulichkeit in Tiefenbach legte den Schluss nahe, dass die Uhren hier tatsächlich anders gingen. Doch natürlich waren die Menschen wie überall darauf angewiesen, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Milchwirtschaft, Ackerbau und Viehzucht waren die Säulen, auf denen dieser für die meisten Tiefenbacher ruhte.

Den schönsten und größten Hof im Tal konnte Franz Staudinger sein Eigen nennen. Der Erbhofbauer war ein Mannsbild in den besten Jahren, fleißig und gottesfürchtig, stolzer Vater von vier erwachsenen Kindern und ein wenig Geschaftlhuberei niemals abgeneigt.

Dass diese sich im Rahmen hielt, dafür sorgte seine bessere Hälfte Ursel. Die Bäuerin regierte mit nachsichtiger Strenge und ließ ihren Mann niemals spüren, dass sie eigentlich die Zügel in der Hand hielt.

Auch bei der Erziehung der Kinder hatte sie den größeren Einfluss gehabt. Thomas, der Älteste, war nunmehr der Jungbauer auf dem Erbhof und seit zwei Jahren mit der hübschen Walburga verheiratet. Seine beiden Brüder Lukas und Matthias waren noch einschichtig und schafften fleißig auf dem Hof mit.

Ursel hatte die Buben mit liebevoller Strenge zu tüchtigen und ehrlichen Menschen geformt, auf die sie stolz sein konnte. Lisa, die Jüngste, war allerdings ein Sonderfall.

Eigentlich hatten die Staudingers die Kinderplanung mit ihren drei Buben abgeschlossen. Doch dann kündigte sich ein zartes, hell gelocktes Engerl an, das die drei Buben und vor allem der Vater auf den ersten Blick fest ins Herz schlossen.

Lisa stand heuer im einundzwanzigsten Jahr und war ein Madel wie gemalt. Das ebenmäßige Gesicht mit den tiefblauen Augen wurde von glänzendem Haar umrahmt. Auch jetzt noch war sie Vaters »Goldkind«, und er konnte ihr nie einen Wunsch abschlagen.

In Kindertagen war Lisa vom Bauern sehr verwöhnt worden. Wäre es nach ihm gegangen, dann wäre aus dem Madel vermutlich eine verhätschelte Diva geworden, unerträglich eitel und bequem.

Doch das hatte die Mutter zu verhindern gewusst. Zwar war es ihr nicht gelungen, ihren Mann davon abzuhalten, Lisa ständig mit Geschenken zu überhäufen und ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Doch als das Madel zur Schule gekommen war, hatte Ursel dafür gesorgt, dass Lisa lernte und einen guten Abschluss machte.

In der Zwischenzeit hatte sie das Madel für den Haushalt interessiert, sodass Lisa von sich aus den Vorschlag machte, die Hauswirtschaftsschule in Berchtesgaden zu besuchen. Diese hatte das Madel mit gutem Erfolg abgeschlossen und wirtschaftete nun gern mit Mutter und Schwägerin auf dem heimischen Hof.

Sehr verlässlich war Lisa allerdings nicht.

Kam es dem Madel in den Kopf, ritt es zu jeder Tageszeit aus oder genoss sein Leben bei einem Stadtbummel oder beim Einkaufen in schicken Boutiquen. Lisa wusste, dass sie sich dies erlauben konnte, denn der Vater hielt im Zweifelsfall unerschütterlich seine schützende Hand über sie. So ganz spurlos waren die Jahre, in denen Lisa sehr verwöhnt worden war, eben doch nicht an ihr vorübergegangen.

In unmittelbarer Nachbarschaft des Staudinger-Hofes lag das zweite große Anwesen von Tiefenbach: das Gestüt Poldner.

Sepp Poldner war ein guter Spezl des Staudinger-Bauern, die beiden hatten bereits gemeinsam die Schulbank gedrückt. Nun saßen sie zusammen im Gemeinderat und schoben sich gern gegenseitig die vorteilhaftesten Geschäfte zu.

Der Sepp führte das renommierte Gestüt in der fünften Generation. Man war bekannt für die Zucht gesunder, robuster Reitpferde, die in aller Herren Länder verkauft wurden. Sebastian, der Juniorchef, hatte allerdings ein spezielles Interesse: Er hatte sich auf die Zucht traditioneller Kaltblutpferde verlegt, die in ganz Europa als Rückerpferde in der nachhaltigen Forstwirtschaft wieder zunehmend Verwendung fanden.

Zunächst hatte sein Vater dies für Spinnerei gehalten. Aber mittlerweile schrieb dieser Zweig des Unternehmens schwarze Zahlen, und der Alte zeigte sich zufrieden mit seinem tüchtigen Sohn.

Sepp und seine Frau Maria hatten nur ein Kind. Nach Sebastians Geburt hatte die zierliche Gutsherrin nach zwei Fehlgeburten keine Kinder mehr bekommen können. Sepp hatte ihr beigestanden, wie man es sich nur wünschen konnte, und sie waren mit ihrem wohlgeratenen Sprössling mehr als zufrieden.

Die Ehe der Poldners war harmonisch und glücklich. Niemals wäre es Sepp in den Sinn gekommen, seinem Sohn ein Madel aufzudrängen, denn seine Frau war strikt dagegen. Sebastian sollte sich seine Braut selbst aussuchen.

Doch es gab schon eine Konstellation, die sowohl Sepp als auch seinem Spezl, dem Staudinger-Franz, in der Nase steckte. Die beiden hätten es nämlich nur zu gern gesehen, wenn aus Lisa und Sebastian ein Paar geworden wäre. Da die zwei sich von Kindesbeinen an kannten und mochten, schienen, nach Meinung der Väter, die Chancen dafür nicht schlecht zu stehen …

An diesem sonnigen Sommermorgen Anfang Juli regten sich auf dem Erbhof bereits fleißige Hände. Ursel Staudinger und ihre Schwiegertochter bereiteten das Frühstück vor, während Gesinde und Bauern im Stall die ersten Arbeiten des Tages erledigten.

Lisa lag noch im Bett, sie hatte verschlafen. Es war Montag, und am Sonntag war das Madel zusammen mit Sebastian in Berchtesgaden tanzen gewesen. Lisa liebte Tanzvergnügen und konnte meist kein Ende finden.

Auch Sebastian ging an diesem Morgen blass und wortkarg seinen Pflichten auf dem Gestüt nach. Er konnte es sich allerdings nicht erlauben auszuschlafen.

Walburga, eine patente Blondine mit wachen Augen, warf einen Blick auf die Uhr, als Lisa endlich in der Küche erschien.

»Du bist ganz schön spät dran«, monierte sie. »Und so wie du ausschaust, wirst uns heut keine große Hilfe sein.«

Der Juli war der erste Erntemonat, zusätzliche Kräfte waren eingestanden, und im Haus fiel entsprechend mehr Arbeit an, vor allem für die Verköstigung der Saisonarbeiter. Später, wenn alle aufs Feld zogen, musste die Bäuerin mit weitaus weniger Mägden auskommen, als es sonst üblich war.

»Ich kümmere mich gleich um die Pfannkücherln«, versprach Lisa und unterdrückte dabei ein Gähnen. »Tut mir leid, es ist gestern ziemlich spät geworden.«

»Ist schon recht«, kam es nachsichtig von der Altbäuerin. »Es ist schließlich das Vorrecht der Jugend, sein Leben auch ein bisserl zu genießen. Der Lukas und der Matti waren ja auch beim Tanz.«

»Aber sie haben es net übertrieben«, warf Walburga ein.

Lisa band sich mit einem Seufzen die Schürze um und ging an die Arbeit. Die Mutter wollte wissen, ob es denn schön beim Tanz gewesen sei, woraufhin das Madel eifrig zustimmte.

»Der Bastian ist ein prima Tänzer, wir haben uns wunderbar amüsiert. Nur leider geht so ein Tanzfest immer viel zu schnell vorbei.«

»Ihr versteht euch recht gut«, ließ die Bäuerin anklingen.

Lisa lächelte vielsagend.

»Wir sind nur Spezln, der Bastian und ich. Schließlich kennen wir uns von klein auf.«

»Das heißt aber net, dass aus euch beiden kein Paar werden kann. Ich hab deinen Vater auch schon als Buben gekannt.«

»Ich kann’s mir net denken, aber wer weiß, vielleicht erwischt es uns ja doch noch eines Tages.« Lisa lachte unbeschwert auf. »Bis dahin ist’s mir aber so recht, wie es jetzt ist. Heut Abend wollen wir zusammen ausreiten. Darauf freu ich mich schon. Der Bastian ist so herrlich unkompliziert, ich bin einfach gern mit ihm beieinand.«

Walburga machte eine skeptische Miene.

»Klingt net unbedingt nach Liebe und Romantik, wenn du mich fragst«, sagte sie zu Ursel, als Lisa kurz in der Speisekammer verschwand.

Die Bäuerin hob die Schultern.

»Die Jungen müssen schon selbst wissen, was sie wollen«, meinte sie langmütig. »Deinem Schwiegervater würde der Bastian als Schwiegersohn gefallen. Und schlecht ist so eine Verbindung fei net, da weiß man Bescheid. Kommt so ein Fremder daher, kann’s leicht schiefgehen.«

»Das kann’s auch so«, spöttelte die Jungbäuerin. »Vor allem, wenn ein Madel so verwöhnt ist wie die Lisa …«

***

»Also, zweimal am Tag mit der Salbe einreiben. Und die Umschläge net vergessen. Die Kräutermischung steht auf dem Rezept. Ich schau dann Ende der Woche wieder vorbei.«

Sebastian Poldner bedankte sich beim Tierarzt und begleitete ihn noch nach draußen.

Eine seiner Zuchtstuten hatte sich auf der Weide einen Nagel eingetreten, der Huf war entzündet. Der Bursche machte sich Sorgen um das Tier und hatte es deshalb zurück in den Stall gebracht. Er wollte die Weide zuerst mit einem Metalldetektor abgehen, bevor er eines der Tiere wieder dorthin ließ.

»Ich versteh immer noch net, wie das hat passieren können«, sinnierte er beim Abendessen mit seinen Eltern. »Die einzige Gelegenheit, bei der Nägel in die Nähe der Weide kommen, ist, wenn der Zaun repariert wird. Und dabei pass ich allerweil auf wie ein Schießhund.«

»Jetzt mach dich halt net narrisch«, riet sein Vater ihm begütigend. »Vielleicht war was im Zufutter. Und du kannst net einen jeden kontrollieren, der an der Weide vorbeikommt.« Sepp Poldner machte ein bekümmertes Gesicht. »Es gibt sogar Leut, die machen sich aus so was eine Gaudi.«

»Ein Tier zu quälen? Das kann ich net lustig finden«, murmelte Sebastian verstimmt.

»Net ein jeder Mensch hat halt ein so gutes Herz wie du, Bub«, warf Maria Poldner ein. »So wie du für deine Rösser sorgst, das ist schon was ganz Besonderes.«

»Geh, Mama, du übertreibst«, widersprach der hochgewachsene, sportliche Bursche seiner Mutter verlegen. »Ich mach nur meine Arbeit. Die Tiere sind mir anvertraut, ich hab die Pflicht, gut für sie zu sorgen.«

»Der gute Hirte, so ist’s recht«, pflichtete sein Vater ihm bei, dann wechselte er aber das Thema. »Du triffst dich nachher noch mit der Lisa, gelt? Sag dem Madel einen Gruß von uns. Sie war länger nimmer da. Lad sie halt mal zum Essen ein.«

»Kann ich machen. Aber jetzt, wo es allmählich mit der Ernte losgeht, wird sie vielleicht keine Zeit für einen Besuch haben.«

»Die Lisa?« Die Bäuerin lachte leise. »Die macht doch eh, was ihr in den Sinn kommt.«

»Sie hat schon auch ihre Pflichten drüben, und die erfüllt sie. Dass sie ein bisserl eigenwillig und sprunghaft ist, stimmt allerdings«, gestand Sebastian ihr zu.

»Ein bisserl? Der Franz hat seine Jüngste nach Strich und Faden verwöhnt. Ein Wunder ist’s, dass sie überhaupt einen Schlag tut. Es liegt nur am guten Einfluss der Mutter, sonst wäre fei nie ein gescheiter Mensch aus ihr geworden.«

»Ja, mag sein. Aber sie ist schon recht, die Lisa«, verteidigte Sebastian seine Freundin aus alter Gewohnheit. Das hatte er schon getan, als sie beide noch Schulkinder gewesen waren und er sie vor den frechen, größeren Schülern hatte beschützen müssen.

»Du hast sie gern, gelt?«, hakte sein Vater gleich nach, doch der Bursche lachte nur.

»Freilich, wie eine kleine Schwester. Und jetzt mach ich mich besser auf den Weg, damit ich die Lisa net warten lass. Bis dann!« Rasch verließ er das Esszimmer, und wenig später hörte man Pferdegetrappel, das sich vom Gestüt entfernte.

Maria und Sepp saßen noch bei einem Haferl Kaffee beisammen.

»Es ist dir also wirklich ernst mit dem Buben und der Lisa?«, meinte die Gutsfrau. »Ich dachte, das wär nur so eine spinnerte Idee gewesen, die du beim Enzian mit dem Franz ausgebrütet hättest.«

»Eigentlich …« Sepp seufzte und lächelte seiner besseren Hälfte vielsagend zu. »Im Grunde genommen hast du recht, Maria. Ich will den Buben fei zu nix zwingen. Aber wenn man logisch darüber nachdenkt, bietet sich das Ganze doch sozusagen an, oder?«

Die Gutsfrau lachte leise.

»Was soll denn das wieder heißen? Sollen die Kinder heiraten, weil es so praktisch ist? Dazu gehört doch wohl ein bisserl mehr, oder?«

»Freilich. Du hast wie immer recht. Ich würde es eben nur gern sehen, wenn aus den beiden was wird. Da bin ich der gleichen Meinung wie der Franz.«

»Der denkt fei nur ans Finanzielle. Aber wichtig ist bloß eines: dass unser Bub die Rechte findet und mit ihr glücklich wird. Ob das nun die Lisa ist oder eine andere, das müssen wir fei ihm überlassen.«

Der Meinung war auch Sebastian, denn er mochte es gar nicht, wenn seine Eltern sich in Andeutungen über eine passende Partie für ihn ergingen. Dass Lisa dies nicht sein konnte, war für ihn zudem klar. Sie hatte ihn zwar lieb, ebenso wie er sie. Doch dies war nichts weiter als eine geschwisterliche Liebe, eine Freundschaft, die so weit zurückreichte, dass der andere einfach zum Leben dazugehörte, ganz egal, was auch geschah.

Als der junge Gutsherr nun mit Lisa zusammentraf, stahl sich sogleich ein Lächeln auf seine markanten Züge. Und auch sie strahlte ihn an und begrüßte ihn vom Rücken ihrer Stute aus mit einem Busserl auf die Wange.

»Grüß dich, Lisa. Alles gesund und munter bei euch drüben?«

»Gesund, munter und schwer beschäftigt. Die Walli hat mir heut in der Früh als Erstes eine Standpauke gehalten, weil ich verschlafen hab. So was kann doch schließlich mal passieren.«

»Ich hab’s dir gestern ja gesagt, wir hätten früher aufbrechen sollen. Heut Morgen musste ich kalt duschen, um wach zu werden.«