Angel & Gerald - Auf ewig die Meine! - Christina Daron - E-Book

Angel & Gerald - Auf ewig die Meine! E-Book

Christina Daron

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Beschreibung

Angelina ist eine Wächterin des Waldes im 21.Jahrhundert und heißt nicht jede alte Tradition gut, die ihr Dorf feiert. Aber ehe sie sich versieht, steckt sie mittendrin und kann nicht glauben, dass ihre Eltern gegen ihren Willen sich für die Verlobung aussprechen. Gerald, dieser eingebildete Städter und gleichzeitig Bürgermeister, nutzt es aus, dass er im Dorf geboren ist und sich die Tradition so zunutze machen kann. Er weiß genau, dass sich gewisse Gesetze nie geändert haben und nutzt sie zu seinem Vorteil. Es geht turbulent zu und Angel geht nicht zimperlich mit ihrem zukünftigen Mann um. Schließlich weiß sie sich als Wächterin zu wehren. Dieses Buch enthält explizite erotische Szenen und sollte nicht von Jugendlichen gelesen werden. Ich weise darauf hin, dass Safer Sex in diesem Buch keine Rolle spielt- schließlich ist es nur ein Buch!

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Auf Ewig Die Meine

Christina Daron

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Auflage - 2020

1. Auflage - 2016

 

Copyright: Christina Daron, 2016, Deutschland

 

Christina Daron

c/o Autorenservice Patchwork

Schlossweg 6

A-9020 Klagenfurt

[email protected]

 

Coverfoto: covermanufaktur.de - Sarah Buhr

Korrektorat: www.korrekt-ac.com – Kristina Krüger

 

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Kapitel 1

 

Angelina

 

Meine Vorgesetzte, Theresa, die gleichzeitig eine Freundin ist, und ich fahren gerade zu unserem Bürgermeister vor. Wir müssen zum monatlichen Report.

Beide haben wir unsere eng anliegenden, einteiligen Anzüge an. Um unseren rechten Oberschenkel ist ein Waffenholster festgebunden mit einer schnuckligen kleinen, handlichen Waffe.

Am linken Oberschenkel ist eine Scheide, in der unser individuell geschmiedetes Messer steckt, um unsere Gegner im Nahkampf außer Gefecht setzen zu können.

Eine kleine Tasche mit breiten und eng gezurrten Riemen hängt diagonal über unsere Schultern, in der sich Verband und eine Wundsalbe befinden.

Unsere Füße stecken in leichten, hochgeschnürten Stiefeln, damit wir uns sicher im Wald bewegen können.

Meine andere Begleiterin hat langes zotteliges Fell, ihr Kopf reicht bis zu meinen Hüften. Ich öffne ihr gerade die hintere Tür, damit sie herausspringen kann.

Sofort hält sie ihre feuchte Nase in die Luft, nimmt die Umgebung in sich auf, beschnuppert den Boden und läuft vor, damit sie sich auf dem gepflegten Rasen erleichtern kann, der den Weg hoch zum imposanten Gebäude des Bürgermeisters umsäumt.

„Mal sehen, wie der Bürgermeister heute gelaunt ist.“ Theresa verzieht das Gesicht, was ich ihr nach mache.

Mr. Gerald Thompson alias der Herr Bürgermeister bekleidet seit zwei Jahren diesen Posten und will Zahlen und Fakten von uns vorgelegt bekommen, wie oft Städter versucht haben, unseren Wald zu schänden und seltene Tierarten einzufangen, die sie für verdammt viel Geld auf dem Schwarzmarkt verschachern wollen.

Er sei der Meinung, dass wir städtische Polizei zur Seite gestellt bekommen sollten, um diesen Menschen das Handwerk legen zu können.

Wie oft haben wir versucht ihm zu erklären, dass Städter in unserem Wald nichts zu suchen haben und sich darin bewegen, als wären sie ein Elefant im Porzellanladen.

Diese Geräuschkulisse, die sie verursachen, stören unsere Tiere bei der Arbeit und dieser ständige Funkkontakt mit denen hat uns wahnsinnig gemacht.

Zwei Wochen haben wir mit ihnen gearbeitet und sind schließlich mehr oder weniger freiwillig in die Stadt zurückgegangen.

Seitdem haben wir Ärger mit Mr. Thompson. Er hasst es, wenn es nicht nach seiner Nase läuft und die Menschen in seiner Umgebung nicht nach seiner Pfeife tanzen.

Mir. Doch. Egal.

Jedes Mal, wenn ich hier hin muss, bin ich auf dem höchsten Level des Gereiztseins, und Theresa, die immer den diplomatischeren Weg wählt, vermittelt zwischen Stadt und Dorf.

Auch ihr geht seine herrische Art auf den Zeiger, aber im Gegensatz zu mir, lässt sie sich nicht provozieren.

„Und nochmal, Angel, überlass mir das Reden und rede nur, wenn du gefragt wirst. Dass ich dir das ständig sagen muss, zeigt, wie die letzten Gespräche immer verlaufen sind.“

Sie hebt den Zeigefinger, um meinen Protest sofort zu unterbinden.

„Sag ja nichts. Du weißt, ich habe Recht.“ Ich schnalze mit der Zunge und schmolle ein wenig. Sie geht die Treppe hoch und dreht sich noch einmal zu mir um.

„Wag es ja nicht, dein Messer wieder zu zücken. Du weißt, wie es beim letzten Mal geendet hat.“

Wie kann ich das bloß vergessen.

Vor lauter Wut habe ich mein Messer gezückt und in seinem auf Hochglanz polierten Schreibtisch gerammt. Womit ich nicht gerechnet habe, ist seine unglaublich schnelle Reaktion gewesen. Er ist über seinen riesigen Schreibtisch gesprungen und hat das Messer aus dem Tisch gezogen und ehe ich mich versehen konnte, hab ich mein eigenes Messer an die Kehle gehalten bekommen. Vinnie, meine treue Wölfin, die ich gerade zu mir pfeife, um mit ihr das Gebäude zu betreten, habe ich an diesem Tag so eben zurückpfeifen können, ehe sie den Bürgermeister hatte angreifen können.

In meiner fünfjährigen Laufbahn als Wächterin hat mich bisher keiner überwältigen können, bis auf Mr. Thompson. Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt. Immer noch.

Ich folge Theresa, die den schweren Türklopfer gegen die riesige Tür hämmert. Dieses Haus ist die Privatresidenz vom Bürgermeister. Er besteht darauf, unsere monatlichen Meetings in seinem Haus oder eher in seiner Villa abzuhalten, damit wir nicht extra in die Stadt fahren müssen.

Wie aufmerksam.

Die Tür wird aufgezogen. Eine ältere Dame mit Schürze öffnet uns.

„Ja, bitte?“ Sie schaut uns mit ihren hellen Augen an, ihre Pausbäckchen erröten ein wenig. Ihre Augen werden größer, als sie unsere Aufmachung sieht.

„Ihr seid Wächterinnen, nicht wahr?“ Theresa und ich wechseln einen fragenden Blick, als sie aufgeregt in die Hände klatscht.

„Kommen Sie rein und…oh mein Gott. Ist das etwa ein Wolf? Meine Enkelin wird ganz aus dem Häuschen sein.“ Sie springt fast vor Freude um uns und Vinnie herum.

„Äämm…ja, Ma‘am, das ist Vinnie.“

Schnell schaut sich die Dame um und winkt mit ihrer Hand, um zu zeigen, dass wir ihr folgen sollen.

Beide zucken wir mit den Schultern und folgen ihr.

In der riesigen weißen Hochglanz-Hightech-Küche mit grauer Arbeitsfläche und einer riesigen Kochinsel, an der zwei Designer-Hocker stehen, kramt diese Frau in einer Schublade herum. Ich staune nicht schlecht, als sie ein Iphone und ein Selfie-Stick hervorholt.

„Falls Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne ein Foto mit Ihnen machen und es meiner Enkelin schicken.“

Fragend schaue ich Theresa an und sichtlich verblüfft wie ich, nickt sie nur und grinst bei diesem Equipment.

„Komm her, Vinnie.“ Sofort wuselt meine Wölfin zu mir und ich deute ihr mit dem Zeigefinger, dass sie Sitz machen soll.

Die Dame stellt sich genau zwischen uns und hält den Stick hoch, um so ein Foto von uns allen machen zu können.

Sie strahlt über beide Backen.

„Vielen, vielen Dank. Meine Enkelin wird sich freuen.“

„Immer wieder gerne und..“

„Was ist hier los?“ Mr. Thompson steht im Türrahmen, wie immer ist sein Erscheinungsbild beeindruckend.

Sein dunkelblauer Anzug scheint maßgeschneidert zu sein, jedes Haar genau gescheitelt, jedes Barthaar genau gestutzt. Seine fast schwarzen Haare stehen im starken Kontrast mit seinen unglaublich grauen Augen, die uns taxieren.

Seine breite Brust geht in schmalen Hüften über und mein Blick wandert weiter hinab. Verlegen schaue ich schnell wieder auf seine Brust, dessen Hemd und Jacke sich bei seinen überkreuzten Armen gefährlich anspannen.

„Wir haben ein Foto gemacht. Ich denke, dass wir hier fertig sind.“ Theresa geht auf ihn zu und reicht ihm die Hand zur Begrüßung, die er sofort ergreift.

„Ich wollte ein Foto für meine Enkelin, die nicht genug von den Wächterinnen kriegen kann. Aber ich werde Sie nicht weiter aufhalten, Sir.“

„Gut, kann ich dann die beiden Frauen zu ernsteren Themen mit ins Arbeitszimmer nehmen? Wenn Sie so freundlich wären, kochen Sie uns frischen Kaffee und bringen Sie ihn uns.“

„Natürlich, Mr. Thompson.“ Mit hochrotem Kopf wendet sie sich ab.

Ein wenig verärgert über seinen Ton runzle ich die Stirn, äußere mich aber nicht dazu. Es geht mich schließlich nichts an, wie er mit seinen Angestellten umgeht.

„Guten Tag, Ms. Drawyer.“ Er schüttelt auch mir die Hand. Als Vinnie beim Vorbeigehen sein Hosenbein streift, verzieht er kaum merklich das Gesicht, da sich ihr Fell in seiner Hose verkeilt hat.

Ich muss mir ein Grinsen verkneifen und gehe an ihm vorbei. Wir wissen mittlerweile, wo sich das Arbeitszimmer in dieser Villa befindet.

Ich schiele über meine Schulter und sehe, wie er kurz an seinem Hosenbein zupft, um die feinen Haare zu entfernen. Leicht schadenfroh betrete ich das Büro.

Theresa krault kurz Vinnies Kopf. Sie hat wunderschönes Fell. Hellbraunes Fell schattiert ihr ansonsten überwiegend dunkelbraunes Fell. Ihre ganze Statur strahlt eine Stärke aus. Ihr sehniger Körper, ihre dünnen langen, muskulösen Beine sind ausdauernd, strapazierfähig und zur kalten Jahreszeit ist ihre Wärme, die sie ausstrahlt, besonders angenehm.

Vor gut zehn Wochen hat sie vier Jungtiere bekommen. Es ist das erste Mal seit dem Wurf, dass ich sie wieder mitnehme. Augenscheinlich ist sie nicht sehr traurig darüber, ihre Welpen bei dem Vater zu lassen. In unserer Welt bleiben Wolfspaare ein Leben lang zusammen, so auch Oldie und Vintage.

Ich versuche mich auf das Gespräch zu konzentrieren. Vinnie hat sich hingelegt zum Schlafen, Theresa übernimmt wie immer das Reden, Mr. Thompson stellt genau die richtigen Fragen.

Ich spüre immer wieder, wie er mich mit seinen Augen taxiert, was er auch nicht gerade unauffällig tut. Was ich ihm gleich tue, nur bei ihm färben sich seine Wangen nicht rot. Verdammt.

Endlich sind wir durch mit dem monatlichen Report und wollen uns verabschieden, als er uns unvermittelt eine überraschende Frage stellt.

„Bin ich darüber richtig informiert worden, dass demnächst ein Fest ansteht?“

„Ja, da sind Sie richtig informiert.“ Ich antworte ihm und will gehen, als er erneut eine Frage stellt.

„Ich muss ehrlich gestehen, nach all den Jahren, in denen ich in der Stadt gewohnt habe, dachte ich, dieser Brauch hätte keinen Bestand mehr in unserer Kultur.“

Was redet der denn da?!

„Was soll das heißen, unsere Kultur?“ Mr. Thompson ist ein absoluter Stadtmensch, der mit unserem Dorf, außer politischer Natur, nichts mit uns zu tun hat.

Misstrauisch kneife ich die Augen zusammen. Zudem hasse ich es, über dieses blöde Fest zu sprechen, dass alljährlich stattfindet.

„Nun ja, zugegeben, ich bin in der Stadt aufgewachsen, aber in diesem Dorf geboren worden. An die ersten zwei Jahre habe ich natürlich keine Erinnerung, aber die Fotos zeigen mir, dass es schön gewesen sein musste.“

Ich kann nicht glauben, was ich da höre. Einer von uns.

„Also, wie sieht es aus? Hat der Brauch noch Bestand?“ Theresa kratzt sich kurz an der Stirn und verzieht ein wenig das Gesicht.

„Nun ja, Mr. Thompson. Natürlich hat unser Brauch einen ernsten Hintergrund, der heute nicht mehr von großer Bedeutung ist, aber im Grunde läuft es gleich ab. Unsere unverheirateten Frauen rennen durchs Dorf in den Wald und lassen sich von ihren Angebeteten einfangen. Wenn sie in der vorgeschriebenen Zeit von ihnen gefangen genommen werden, sind sie ihnen versprochen. Es ist ein Spiel daraus geworden.“

Er nickt bedächtig.

„Angenommen- rein hypothetisch- ich würde an diesem Spiel teilnehmen wollen und fange eine Frau, die ich haben will, kann sie sich dagegen wehren? Also hat sie das Recht zu sagen, sie will mich nicht heiraten?“ Seine Augen durchbohren meine und eine Gänsehaut überzieht meinen ganzen Körper - nicht sicher, was ich von alldem halten soll.

Meine Chefin runzelt die Stirn. Sie ist sichtlich nervös.

„Nun, um ehrlich zu sein, es ist nie offiziell das Gesetz aufgehoben worden, welches besagt, dass die Frau selbst darüber bestimmen darf- nur ihre Eltern oder ihr Vormund. Auch wenn sie nicht will, aber ihre Eltern bzw. der Vormund damit einverstanden sind, muss sie ihn heiraten.“

„Vielen Dank dafür.“ Er setzt sich wieder auf seinen Stuhl und wir sind entlassen.

Kaum draußen, reden wir beide aufgeregt durcheinander.

„Was zum Teufel sollten diese merkwürdigen Fragen? “

„Was fällt ihm ein, zu glauben, er sei einer von uns? Dieses arrogante Arschloch!“

Ich reiße die Tür hinten auf, damit meine Wölfin auf die Rückbank springen kann und steige selbst vorne ein.

„Hast du gesehen, wie er dich dabei angesehen hat, als er mich nach unserem Brauch ausgefragt hat!“ Theresa schielt mich von der Seite an, als sie losfährt.

Auch ihr ist es nicht entgangen. Ich habe ein flaues Gefühl, als würde ich seinen Blick immer noch spüren.

Kapitel 2

 

Gerald

 

Jedes Mal, wenn ich Angel sehe, ist meine Selbstbeherrschung dahin. Innerlich giere ich nach ihr- ihre stolze Haltung, ihre wachsame Art, ihr unglaublicher Körper in diesem engen, schwarzen Kampfanzug, der selbstsichere Umgang mit ihrem Messer.

Alles an ihr strahlt eine eiserne Entschlossenheit aus, die schon fast überheblich ist.

Meine Wächterin mit diesem honigblonden Haar, das immer zu einem strengen, hochgebundenen Zopf getragen wird, dazu diese grünen Augen, die Funken sprühen, wenn ich ihr sage, dass sie dringend mehr Schutz für das Dorf und für den Wald brauchen wird.

Meine Angel. Meinmeinmein.

Dieses Wort schwirrt durch mein Gehirn, bleibt ständig an diesem Wort hängen, als wäre mein Verstand eine verdammte Schallplatte, die einen Sprung hat.

Ich will sie besitzen.

Und da kommt mir dieses Fest sehr gelegen. Die ersten zwei Jahre meines Lebens habe ich in diesem Dorf verbracht und es ist nicht gelogen, als ich vorhin erwähnt habe, dass es die schönsten Jahre meines Lebens gewesen sind.

Ich kann mich natürlich nicht an diesen Teil meines Lebens erinnern, aber dieses Gefühl von Freiheit aus dieser Zeit habe ich bis heute nicht verloren.

Und da ich im Dorf geboren bin, bin ich tatsächlich ein Dörfer, der offiziell an diesem Fest teilnehmen darf. Ich kann es kaum erwarten, auf die Jagd zu gehen.

Und meine Angel als Frau nehmen zu dürfen.

 

Sieben Tage später

Vorsichtig hebe ich meinen Kopf aus dem sicheren Versteck und da ist sie. Angelina.

Ich spüre das Donnern von vielen rennenden Füßen durch den Wald und kurz darauf höre ich Gekreische, Gekicher, Männer- und Frauenstimmen, die sich gegenseitig übertönen wollen.

Sie kniet sich hin und streichelt eine Bestie von Wolf. Dieser Wolf, mit dem sie gerade kuschelt, hat pechschwarzes Fell. Er reibt seinen Kopf an ihr Gesicht.

Irgendwas sagt sie zu ihm, was ich aber nicht verstehen kann und da kommen schon die ersten Frauen, verkleidet in traditionellen Kleider mit weißen Hauben- lachend und schreiend wie kleine Kinder.

Angel steht auf und hält krampfhaft die Waffe am Griff fest, die noch im Halfter an ihrem Bein steckt, aber sogleich lässt sie sie los und schalt sich wohl selbst, dass sie gedanklich Amok laufen will und rollt ihren Kopf im Nacken hin und her, um sich ein wenig zu entspannen.

Das ist meine Chance.

Ich springe aus meinem Versteck und verdammt. Sie ist schnell, unglaublich schnell.

Ehe ich sie zu Boden reißen kann, wirbelt sie zur Seite und zückt ihr Messer, womit sie tatsächlich den Ärmel meines Pullis aufschlitzt.

Sie pfeift ihren Wolf zurück, als sie erkennt, wer versucht hat, sie anzugreifen. Überrascht reißt sie die Augen auf und kann nicht glauben, dass ich es bin.

„Mr. Thompson! Was soll das denn?“ Zwar hält sie das Messer immer noch in der Hand, aber ihre Körperhaltung hat sich ein wenig entspannt.

„Welches Fest ist denn heute?“ Anstatt ihr zu antworten, stelle ich eine Gegenfrage und man sieht ihr deutlich an, dass sie die Tragweite meiner Worte nicht versteht oder nicht begreifen will.

Ich lasse ihr auch keine Zeit, es zu begreifen und sprinte auf sie zu, reiße ihren Arm zur Seite und will sie auf den Boden werfen. Ihr Gegenangriff kommt schnell. Ich drehe mein Gesicht weg, aber ihr Ellenbogen trifft hart meine Wange. Besser die, als meine Nase.

Eine Zeitlang sind wir fast ebenbürtige Gegner, aber auch nur, weil ich meine ganze Kraft nicht gegen sie verwende. Schließlich will ich sie nicht ausknocken, sie soll mitbekommen, wie ich ihr die Handschellen anlege.

Und da kommt mein Moment. Sie gerät ins Stolpern, eine Wurzel, die sie im Eifer des Gefechts nicht gesehen hat. Ich packe sie, zerre sie auf den Boden und ziehe schnell meine Handschellen hervor, die ich ihr anlege.

„Oldie…“ Sie will ihre Bestie zu sich pfeifen, der knurrend auf mich zukommt.

„Das würde ich an deiner Stelle lassen, wenn du nicht willst, dass ich ihn erschieße.“

Sie spürt meine Hand an ihrer Waffe und ein Ruck geht durch ihren Körper.

„Platz, Oldie!“ Sofort legt sich dieses Vieh auf den Boden, aber das Knurren bleibt.

„Sie verdammtes Schwein! Was zum Teufel denken Sie sich dabei, mir Handschellen anzulegen?“

„Nun ja, ich gehe mal davon aus, dass du nicht freiwillig ruhig bleibst, wenn ich dir das hier umlege.“ Ich ziehe das Halsband hervor und lasse es vor ihren Augen baumeln.

Entsetzt zappelt sie, versucht mich von ihrem Körper zu schütteln. Genauso hätte ein Schmetterling versuchen können, eine Mauer zu verschieben.

Es ist ein extra angefertigtes Lederhalsband, welches ich hinten mit einem kleinen Vorhängeschloss versehe.

Das Schloss klickt ein.

Ihr Puls rast unter meinen Fingern an ihrem Hals, aber sie bleibt tatsächlich still. Ich traue ihr keine Sekunde. Sobald ich sie auch nur ansatzweise aus den Augen lasse, wird sie alles versuchen, um mir zu entkommen. Ich steige von ihr runter und zerre sie am Ellenbogen hoch.

Ihre Augen blitzen vor Wut, ihre Lippen presst sie fest aufeinander, sodass sie schon blass werden.

„Sie kranker Bastard!“ Sie zischt die Worte voller Hass. Eigentlich sollte mich ihre Reaktion abschrecken und mich von dem Gedanken verabschieden, sie als meine Frau zu nehmen.

Aber ganz im Gegenteil, mein Schwanz schwillt an bei der Erregung, die ich empfinde, wenn ich daran denke, diese stolze und im Moment sehr wütende Frau bald meine Ehefrau nennen zu dürfen.

Ich ignoriere ihre Schimpftirade und ihre nicht sehr freundliche Wortwahl, da wir so schon genügend Zuschauer haben. Die ersten Frauen, die von ihren Männern eingefangen worden sind, laufen an uns vorbei. Sobald sie erkennen, um welches Paar es sich handelt und uns erkennen, bleiben die erstaunt stehen. Flüsternd deuten sie mit ihren Köpfen zu uns rüber und können wohl nicht glauben, dass sich der Bürgermeister höchstpersönlich eine Frau auf diese Art geangelt hat.

Glotzt ruhig nur, ihr neugierigen Hühner!

Wie ich sehe, bin ich nicht der einzige, der seiner Zukünftigen ein Halsband umgelegt hat, aber mit Sicherheit der einzige, der seiner Braut vorher Handschellen umlegen musste.

„Was glotzt ihr so!“ Angelina giftet die Umstehenden an und ich muss grinsen. Belustigt zucke ich mit den Schultern, als die Pärchen mich fragend anschauen.

Angel ist bekannt für ihre störrische und aufbrausende Art und besonders dafür, dass sie nicht alle Bräuche aus dem Dorf gutheißt und schon gar nicht fürs Heiraten sei.

„So, dann wollen wir doch mal ins Dorf zurück. Los geht’s.“ Die schwarze Bestie läuft neben Angelina und jedes Mal, wenn sie aufbockt und ich sie fester am Ellenbogen packe, knurrt dieses Vieh auf. Aber man muss dem Vieh ja zu Gute halten, dass es verdammt gut erzogen ist und meine Angel sehr gute Arbeit bei der Erziehung geleistet hat.

Eine Zeit lang laufen wir durch den Wald, bis wir endlich zur Lichtung kommen, wo schon das erste Haus zu sehen ist.

Musik und Gesang dringen leise zu uns rüber, die ersten Paare sind im Dorf schon eingetroffen. Ein wenig abseits bleibe ich genau am Anfang des Waldes stehen, nicht sichtbar für die Dörfer, die am Ende des Dorfes auf die eintreffenden Pärchen warten.

Ich drehe Angel zu mir, sodass sie gezwungen ist, mir in die Augen zu schauen. Ihr Blick ist voller Wut und lässt ihre eh schon grünen Augen noch heller leuchten.

Wie hätte ich dieser Frau nur widerstehen können!

Sanft will ich ihre Wange streicheln und halte in der Bewegung inne, als sie ihr Gesicht schon angewidert nach hinten drückt.

„Fassen Sie mich ja nicht an!“ Sie scheint die Worte fast zu fauchen, ihr schwarzes Monstrum sträubt schon das Fell, bereit auf ihren Befehl. Aber weder befiehlt sie ihm etwas noch pfeift sie ihn zurück. Vielleicht wartet sie auch nur darauf, dass es mich von alleine zerfleischt.

Hart greife ich ihr ins Gesicht, meine Hand drückt ihre Wangen ein, sodass ihre Lippen sich nach vorne stülpen.

Ihre Worte lassen mein Blut und meine Nerven vibrieren, aber nicht im positiven Sinne.

„Provozier mich weiter und ich schwöre dir, du wirst es bereuen.“ Ich knurre die Worte, meine Stimme ist belegt vor unterdrückter Wut.

Sie kneift die Augen zusammen, aber sie wirkt in keiner Weise von mir eingeschüchtert, was mich doch ein wenig beeindruckt und meine Nerven weniger vibrieren lässt.

Fast amüsiert ziehe ich eine Augenbraue hoch.

„Sollten Sie mich weiter so behandeln, schwöre ich Ihnen, Sie werden es bereuen, mir je über den Weg gelaufen zu sein.“ Ihre Stimme klingt ruhig, ja fast überheblich. Ich muss lachen. Selbst in so einer ausweglosen Lage wie dieser hier, besitzt sie die Frechheit, mir zu drohen. Nur leider weiß sie noch nicht, dass man mir nicht droht. Viele haben es getan, die es nicht überlebt haben.

Aber ihr kann ich einfach nicht böse sein. Schließlich ist sie meine zukünftige Frau. Sie braucht ein wenig Erziehung von mir, aber sonst kann sie so bleiben, wie sie ist. Glaube ich.

„HEYYYY!“ Sie hat mir allen Ernst wie ein Kind gegen das Schienbein getreten. Überrascht über so ein kindisches Verhalten, lasse ich sie tatsächlich für einen Moment los und reibe mir das Knie.

„Fass, Oldie!“ Sie schreit den Befehl, als sie schon losrennt. Ich wirble herum, doch schon reißt mich dieses Vieh zu Boden und will mir sofort an die Kehle. Höllentier!

Dieses Monster beißt mir in den Arm, als ich schützend einen Arm über meine Kehle lege und versuche es mit Tritten und Schläge von mir loszueisen.

Ich sehe wirklich mein letztes Stündlein schlagen. Nirgends bekomme ich einen dicken Ast oder irgendwas anderes Greifbares zu schnappen. Im selben Moment lässt dieses Vieh meinen Arm los und hebt mit gespitzten Ohren den Kopf. Es muss irgendwas gehört haben, was außer meiner menschlichen Hörweite liegen muss.

Sein feuchter Atem pustet mir ins Gesicht, von seinen Zähnen tropft Blut auf meine Wange, als es mich nochmal zähnefletschend anknurrt und plötzlich losrennt. Erleichtert schließe ich die Augen und kann nicht glauben, dass ich das überlebt habe. Und ich bin in vielen lebensbedrohlichen Lagen bei der Army gewesen, aber nie unbewaffnet. Ich stehe auf, mein Arm ist ein einziger Schmerz und mein Blut hinterlässt tröpfchenweise eine Spur auf dem Waldboden. Aber ich kann mich jetzt nicht darum kümmern. Ich muss erst einmal herausfinden, wo meine Frau hin ist.

Kapitel 3

 

Angelina

 

Als ich ihm gegen das Schienbein trete, habe ich genau auf diese Reaktion gehofft. Völlige Verblüffung.

Theresa hat mir immer wieder in meiner Ausbildungszeit zur Wächterin eingebläut, jede Möglichkeit zu nutzen, um sich aus einer Situation zu befreien. Zwar beinhaltet es nicht eine einzige Situation, in der ich mich gerade befinde, aber man kann ja schließlich improvisieren.

Ich wirble herum und renne so schnell ich kann zum Dorf. Sobald ich aus der Reichweite von Mr. Thompson bin, befehle ich Oldie, ihn fertig zu machen. Zwar nicht zu töten, aber irgendwie aufzuhalten.

In Handschellen und einem Halsband steckend, renne ich zum Dorf, wo schon das Fest im vollen Gange ist. Die meisten Bewohner befinden sich auf dem riesigen Marktplatz, welcher traditionell geschmückt worden ist. Überall hängen Blumenketten und Lampions an Wänden der Häuser, an den Bäumen, die unsere Straßen zieren, an den Hecken, die die Gärten der Bewohner umzäunen.

Zudem sind viele Bäume und Zäune mit Bändern gesäumt worden. In Rot, Weiß und Grün. Jungfräulichkeit, Unschuld, Hoffnung.

Selbst das Wetter strahlt um die Wette. Die Sonne ist so warm auf meiner Haut, der Himmel so strahlend blau, nicht ein Wölkchen trübt ihn.

Aber umso mehr tobt ein Gewitter in mir. Innerlich koche ich vor Wut und natürlich- wie sollte es anders sein- sehe ich keine Menschenseele hier, die mich befreien könnte. Wieso auch?!

Also bin ich gezwungen zum Marktplatz zu gehen, wo sich alle Bewohner eingefunden haben.

Ich laufe durch die Seitenstraßen an urigen Häusern vorbei und da vorne stehen Nachbarn, Freunde und Familie von mir, die klatschend und singend die Pärchen beglückwünschen.

Langsam trotte ich auf die Menge zu und wünsche mir, ich könnte tot umfallen, anstatt denen gefesselt gegenüberzutreten.

„Entschuldigung, darf ich mal durch…ja, mach Platz…guck woanders hin!“ Meine Wortwahl wird immer weniger höflich, als schon die ersten anfangen zu tuscheln und mit dem Finger auf mich zeigen. Bei anderen sehe ich, wie sie ihr Nebenan anstoßen, um auf mich aufmerksam zu machen. Kinder sehen mich erschrocken an, ältere taxieren mich von oben bis unten, als ich sie anremple, um endlich den zu finden, der mich aus meiner Misere befreien könnte.

Natürlich finde ich ihn ganz vorne in der ersten Reihe. Wo denn auch sonst!

Michael, unser dorfeigener Schlosser.

„Hi, Mike.“ Ich bleibe neben ihm stehen und schaue stur geradeaus.

Ich spüre, wie er sich zu mir umdreht und ihm vor Erstaunen der Mund offen stehen bleibt.

„Angel, was zum Teufel…wie konnte…was hast du getan?“ Empört kneife ich kurz die Lippen zusammen.

„Ich habe gar nichts getan und würdest du bitte freundlicherweise leiser sprechen und mir gefälligst helfen.“ Mike ist Anfang sechzig, aber seine lederne Haut und diese unglaublich weißen Haare lassen ihn älter aussehen, seine Augen scannen mich und er nickt dann.

„Kindchen, dann komm mal mit. Wir wollen ja nicht, dass der Ältesten Rat hier von Wind bekommt.“ Verschwörerisch zwinkert er mir zu und schon bugsiert er mich aus der Menge raus. Wir laufen gerade eine Seitenstraße entlang, als mir einfällt, Oldie zu mir zu rufen.

So laut wie ich kann, stoße ich einen grellen Pfiff aus. Das müsste reichen, um Oldie zurückzupfeifen.

Mike kennt diesen Pfiff und schaut mich kurz von der Seite an, sagt aber nichts.

Ein paar Minuten später, als wir in die nächste verwinkelte Seitenstraße laufen, kommt Oldie mir entgegen. Er winselt, sein Schwanz wedelt wie verrückt, als er freudig um mich herumspringt.

Aber dafür habe ich keine Zeit und noch dazu keine freie Hand, um ihn zu begrüßen.

„Still!“ Sofort hört er auf zu winseln. Wesentlich ruhiger trabt er ein bisschen voraus und beschnuppert die Gegend.

Mike drückt das kleine Gartentor auf. Sooft bin ich schon hier gewesen. Als Kind habe ich in seinem riesigen Garten gespielt. Links von mir stehen hohe Tannen, die seinen Garten und sein Haus vor neugierigen Blicken schützen. Rechts vom Garten fangen die Lichtung und der angrenzende Wald an, und da will Mike definitiv sehen, wer oder was sich da herumtreibt.

Um zu seinem Haus zu gelangen und seinen Rasen nicht zu betreten, hat er quadratische Steinplatten gelegt, die wir gerade entlanglaufen. Einige wackeln unter unseren Füßen, ein Indiz dafür, dass er sie tatsächlich eines Tages einfach da hingelegt hat. Oldie wuselt im Garten herum und muss gefühlt jeden Grashalm beschnuppern.

Als Mike die Haustür aufschließt, atme ich erleichtert auf.

---ENDE DER LESEPROBE---