Anonymous: Dark Desire - Christina Daron - E-Book

Anonymous: Dark Desire E-Book

Christina Daron

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Beschreibung

Anonymous: Ich habe meinen Beruf als Auftragskiller an den Nagel gehängt und friste mein Leben als Privatdetektiv. Zumindest ist das der Plan. Bis Victoria meine Pläne durchkreuzt und wie ein Wirbelwind hineinstürmt. Leider holt mich meine Vergangenheit ein, und Victoria scheint nicht zu verstehen, dass sie ihre Nase nicht in Angelegenheiten stecken soll, die sie nichts angehen. Sie bringt mich noch dazu, sie zu erwürgen! Victoria: Ich will auf Instagram, Twitter und Co. als eine Art VIP-Reporterin durchstarten, und da muss ich nun einmal meine Nase in Angelegenheiten stecken, die mich nichts angehen. Bei einem Einbruch begegne ich John zum ersten Mal, seitdem komme ich nicht mehr von ihm los. Seine Aura zieht mich magisch an- sie ist düster, sexy, verboten. Wie soll ich da als Reporterin widerstehen können? Dieses Buch enthält explizite erotische Szenen, die für Jugendliche und Kinder unter 18 Jahren nicht geeignet sind. Ich weise darauf hin, dass Safer Sex in diesem Buch keine Rolle spielt- schließlich ist es nur ein Buch!

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Anonymous – Dark Desire

Christina Daron

 

 

 

 

 

 

 

2. Auflage - 2019

1. Auflage - 2017

 

Copyright: Christina Daron, 2017, Deutschland

 

Christina Daron

c/o Autorenservice Patchwork

Schlossweg 6

A-9020 Klagenfurt

[email protected]

 

Coverfoto: covermanufaktur.de - Sarah Buhr

Korrektorat: www.korrekt-ac.com – Kristina Krüger

 

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

Kapitel 1

 

John

 

„DAD!“

„WAS?!“ Ich brülle nach unten in die ungefähre Richtung, in der ich meine Tochter vermute. Seit zwei Minuten ist Madame von der Uni zurück und schon wuselt sie rum.

„ICH HABE DIR DOCH GESAGT, DASS ICH NACH HAUSE KOMME!“ Dieses Gebrüll und die knappen Infos, die sie mir zukommen lässt, lassen mich endlich ins Erdgeschoss gehen.

Es ist gerade einmal zehn Uhr am Morgen und schon wird man gestresst und ich weiß noch nicht einmal, wieso.

„Guten Morgen, Dad.“ Meine heißgeliebte Tochter hockt vor der Waschmaschine, steht auf, als sie mich sieht, und gibt mir einen leichten Kuss auf die Wange. „Willst du dir nichts anziehen?“ Sie verzieht eine Miene und ich schaue an mir hinunter.

„Ich hab eine Hose an, das reicht doch.“

„Die Nachbarn können dich sehen, und du weißt, dass Mrs. Phillips an ihrem Fenster lauert, um einen Blick auf dich zu erhaschen.“ Missbilligend zieht sie eine Braue hoch.

Ich zucke mit den Achseln. „Ich brauche mich für meinen Körper nicht zu schämen.“

Jordan rollt mit den Augen. „Du bist keine zwanzig mehr …“

Empört reiße ich den Mund auf. „Ich bin auch nicht uralt!“

Dadurch, dass ich regelmäßig Sport treibe, sehe ich für meine vierzig Jahre verdammt gut aus. In den Augen meiner zwanzigjährigen Tochter bin ich offensichtlich zu alt für oberkörperfrei.

Sie seufzt laut, hockt sich wieder vor die Waschmaschine, stopft Wäsche rein und wechselt das Thema. „Wieso hast du deine Wäsche noch nicht gewaschen?“

Weil ich keine Lust hatte. „Keine Zeit.“

Sie schüttelt den Kopf, als wäre das typisch für mich. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich am Wochenende meine Wäsche bringe. In der Nähe der Uni gibt es zwar einen Waschsalon, aber da wäscht ja jeder seine Wäsche.“ Sie redet drüber, als wäre das ein Todesurteil für ihre Klamotten.

„Ich mach uns Kaffee, Schatz.“ Somit brauche ich mir die Litanei meiner Tochter nicht anhören und ich verschwinde in die Küche.

Während der Kaffee durchläuft, hole ich mein Handy und ziehe meiner Tochter zuliebe ein Shirt über.

„Willst du nachher was unternehmen?“ Ich blicke vom Handy auf und betrachte kurz Jordan, die ungeniert im Kühlschrank rumwühlt.

Ihre Haare sind genauso dunkelblond wie meine, nur dass ihre in einem unordentlichen Zopf zusammengehalten werden und meine an den Seiten kurzrasiert sind und mein Deckhaar um diese frühe Uhrzeit in alle Richtungen absteht.

Auch ihre blauen Augen hat sie von mir, aber dann ist auch Schluss.

„Ich treffe mich mit Dan, wir wollen essen und dann ins Kino gehen.“

Ich kneife die Augen bei dem Jungennamen zusammen. „Wer ist Dan?“

Jordan scheint alles aus dem Kühlschrank holen zu wollen, was man auf Brot nur essen kann, holt Teller wie Tassen aus den Schränken und kramt in der Schublade nach Besteck.

„Ein Junge von der Uni.“ Sie stellt das Geschirr vor mir ab und wendet sich der Kaffeekanne zu.

Schnell lockere ich meine Hand wieder, als ich merke, dass ich sie zu einer Faust geballt habe.

Entspann dich … „Kommt er dich hier abholen?“

Sie wirft mir einen schnellen Blick zu und schenkt mir Kaffee ein. „Dad, mach mir bloß keine Szene. Auf nüchternen Magen ertrage ich dein Gezeter nicht.“

Was zum Teufel …

„Ich mach dir eine Szene?!“ Fassungslos starre ich sie an. Ich glaube, ich hab mich verhört. „Ich frage bloß, ob der Junge dich hier abholen kommt.“

Sie schnalzt mit der Zunge und stellt meine Tasse vor mir ab. „Sag ich doch … du fängst schon damit an.“

„Ich fange mit gar nichts an. Ich will doch nur wissen, ob er dich von zu Hause abholen kommt.“

„Ja, er wird hierher kommen und mich von der Straße einsammeln“, bemerkt sie trocken.

Sie testet und provoziert dich … bleib cool.

„Dieser Dan wird mir doch noch Hallo sagen können, bevor er dich mitnimmt.“ Ich genehmige mir einen Schluck Kaffee, ehe er kalt wird.

„Nein, wird er nicht.“ Sie beobachtet mich genau, während auch sie ihren Kaffee trinkt.

„Ich werde dich nicht zu ihm gehen lassen, wenn ich ihn nicht vorher kennengelernt habe …“ Fräulein. Im letzten Moment verkneife ich mir das.

Wieder rollt sie mit den Augen – wie ich diese Mimik verabscheue … und leider ist es vom Gesetzgeber her nicht gestattet, seine Tochter deswegen zu erwürgen.

„In drei Monaten werde ich einundzwanzig sein und auch so bin ich erwachsen genug, zu entscheiden, wen du kennenlernen wirst und wen nicht.“

Für einen Moment setzt mein Herz aus und ich bekomme ein schmerzhaftes Stechen in der Brust.

Mir ist der Appetit gründlich vergangen, während Jordan sich ein herzhaftes Sandwich mit der großen Auswahl an Käse und Wurst auf dem Küchentisch bastelt.

„Das ist nicht deine verdammte Entscheidung“, presse ich hervor und funkle sie an.

Sie beißt herzhaft in ihr Sandwich und zieht missbilligend eine Braue hoch – genau wie ihre Mutter das immer konnte. „Doch, ist es“, nuschelt sie mit vollem Mund.

Sie besitzt noch nicht einmal den Anstand, den Blick entschuldigend nach unten zu senken. Ihre großen blauen Augen schauen mich entschlossen und kampfeslustig an.

Na warte …

 

Das Feriendomizil eines Richters zu durchstöbern ist nicht so interessant, wie man sich das vielleicht vorstellt – schließlich ist das nichts Neues für mich, wenn eine eifersüchtige Frau mich anheuert und ich in Erfahrung bringen soll, welche Schlampe seine Geliebte ist.

Wie ich die Hamptons hasse – überall schnöde reiche Bauten, ein protziges Teil neben dem anderen, direkter Zugang zum Strand, absolute Privatsphäre.

Nicht, dass ich was gegen Privatsphäre hätte, aber in so einer Gegend kennt jeder jeden und schon ist es vorbei mit deiner Privatsphäre.

Dass ich mal als eine Art Privatdetektiv für Reiche enden würde, hätte ich mir nicht träumen lassen, aber mein altes Leben ist zu blutrünstig geworden und mal ehrlich: Ich werde auch nicht jünger.

Zudem habe ich genug Action zu Hause, wenn meine Tochter bei mir ist. Tatsächlich ist sie von Dan abgeholt worden, ohne dass er mir vorgestellt wurde. Ich stoße einen langen, leidvollen Seufzer aus.

Ich bin zu alt für diesen Scheiß – dieser Spruch passt zu meinem Leben wie die Faust aufs Auge.

Zwar könnte ich Alex anrufen, der für mich Dan überprüfen könnte, aber alte Kontakte aufleben zu lassen, bedeutet meist, wieder in Aufträge verwickelt zu werden.

Die Verlockung ist verflucht groß, eine Ungereimtheit in Dans Leben zu finden und Jordan den Umgang mit ihm zu verbieten. Oder Dan einen nächtlichen Besuch abzustatten und ihm einen Schrecken einzujagen. Schnell lockere ich meine Mundwinkel, um dieses wölfische Grinsen loszuwerden, das ich im Rückspiegel sehe.

Mit meinem schwarzen Jaguar fahre ich vor – das Wenige an Luxus, was ich mir in all den Jahren gegönnt habe und womit ich am wenigsten in dieser Gegend auffalle. Ich fahre den gepflasterten Weg hoch, der zu einem eigens angelegten Parkplatz führt, auf dem ich meinen Jaguar parke, und steige aus.

Von der Haustüre aus kann ich den Parkplatz nicht sehen, was ganz praktisch ist, wenn Nachbarn vorbeifahren.

Durch meine Auftraggeberin weiß ich, dass sie und ihr Mann zurzeit Urlaub auf Haiti machen und ich so genügend Zeit habe, mich in Ruhe umzuschauen und umzuhören, falls nötig.

Netterweise sind mir der Schlüssel und der Code für die Alarmanlage gegeben worden und so spaziere ich ins Haus, als würde ich hierhin gehören … Abends. Allein. Bei Mondschein.

Obwohl ich nicht einbrechen muss, ziehe ich mir trotzdem schwarze Lederhandschuhe über – alte Gewohnheiten legt man schwer ab. Also schließe ich die imposante weiße Eingangstür auf.

Sofort schlägt die Alarmanlage an, deren schriller Ton meine Ohren klingeln lässt. Schnell gebe ich den Zahlencode ein und schon herrscht herrliche Ruhe.

Die Eingangstür lasse ich ins Schloss fallen und schaue mich um, mache aber erst einmal das Licht nicht an –man muss mich nicht sofort im Haus rumschleichen sehen, auch wenn mein Auto neben dem Haus steht.

Die imposante Haustür ist nicht nur Schein – das Haus weist auch innen einen teuren Geschmack auf. Das erste, was mir sofort auffällt, ist der Picasso, der rechts an der Wand hängt, darunter befindet sich ein filigraner kleiner Tisch mit einer Schublade, auf dem eine Vase mit Blumen drapiert ist. Zwar bin ich kein Kunstkenner, aber das Bild schreit förmlich nach Picasso und da ich einiges an Informationen über den Richter habe einholen können, ist es eher unwahrscheinlich, dass das eine Fälschung ist.

Ein Teppichläufer, der mit aus Arabien bekannten Verzierungen versehen ist, führt durch den ganzen Flur, aber interessanter für mich ist die obere Etage, in der sich die Schlafzimmer befinden.

Also laufe ich den Flur runter und folge der riesigen Treppe nach oben. Auch hier liegt ein Teppich, der in einem dezenten Goldton gehalten ist, und ich wundere mich ehrlich gesagt, wie dieser so sauber und unbenutzt aussehen kann.

Entweder latschen hier in diesem Raum nur Leichtgewichte von Personal und Besuchern rum, sodass sich tatsächlich keine Abdrücke bilden können, oder er ist erneuert worden.

Die Treppe macht einen Bogen, sodass ich, als ich oben ankomme, wie von einem Podest einen freien Blick auf den Eingangsbereich habe. Am Ende von diesem Flur führt eine weitere Treppe nach oben.

Einem Instinkt folgend steige ich auch diese Treppe nach oben und finde hier weitere Zimmer vor und bin froh, dass dieses Haus riesige Fenster vorzuweisen hat. Das Mondlicht strahlt hell genug ins Haus, sodass ich meine Taschenlampe noch nicht brauche.

Dieses Haus scheint mehr Zimmer zu besitzen als ein Motel und ich beginne, das erste zu erforschen, denn irgendwo muss ich ja anfangen.

Ein schmales Bett mit einer schweren Tagesdecke steht an der Wand gegenüber der Tür und auch hier liegt ein Teppichläufer – dieses Mal direkt neben dem Bett, damit der Übernachtungsgast bloß keine kalten Füße bekommt.

Hier scheint sich länger keiner aufgehalten zu haben, aber selbstverständlich ist dennoch alles sauber und staubfrei, trotzdem ziehe ich die Schubladen der kleinen Kommode auf, die sich rechts von mir befindet. Nichts.

Die anderen Zimmer sind ähnlich eingerichtet sowie das große Badezimmer, das sich mittig vom Flur befindet – ein Bad für alle Gäste.

Aber alle Zimmer sind leer, keine verborgenen Verstecke – das wäre auch zu schön gewesen.

Als ich das letzte Zimmer durchstöbern will, bleibe ich vor einer verschlossenen Tür stehen. Interessant. Und nichts, was mich davon abhält, ins Zimmer zu wollen.

Ich stochere ein wenig im Schloss rum und schon öffnet sich die Tür. Ich kann meinen Augen nicht trauen.

Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht mit so was: ein Spielzimmer wie im Bilderbuch.

Ein riesiges Bett mit einem Rahmen aus Metall dominiert den Raum und als ich herantrete, erkenne ich, dass eine Art Laken aus Latex das Bett bezieht.

Selbst ein Andreaskreuz befindet sich in diesem Zimmer – an allen Enden des Kreuzes befinden sich Hand- und Fußfesseln. Daneben hängt ordentlich aneinandergereiht alles Erdenkliche an Reitgerten, Peitschen und Rohrstöcken.

Nirgends befindet sich in diesem Raum ein Teppich und ich kann mir in etwa vorstellen, wieso das so ist – keiner will Körperflüssigkeiten auf dem Teppich haben.

Der Richter scheint aus dem vollen Klischee schöpfen zu wollen – nach außen spielt er heile Familie und den überkorrekten Richter, im Privatleben scheint er auch hier gerne die Kontrolle zu haben – was mich als Mann nicht wirklich interessiert.

Mich würde mehr interessieren, ob die prüde Ehefrau sich von ihm gerne auspeitschen lassen wollen würde – so stocksteif, wie sie sich mir gegenüber benommen hat, kann ich mir das kaum vorstellen.

Und mit absoluter Sicherheit weiß sie von diesem Zimmer – nur will sie wissen, welche Frau sich der Richter als sein – und ich zitiere – Flittchen hält.

Ich vermute, dass sie, sobald sie genaue Informationen hat, entweder von ihrem Mann großzügige Geschenke und Geld bekommt oder ihn bei einer Scheidung bis aufs letzte Hemd ausnehmen will.

Soll mir egal sein, denn sie ist bereit, mir mein genanntes Honorar zu zahlen, wenn ich ihr Beweise liefere.

Also fange ich an, das Zimmer zu durchsuchen. Ganz klassisch beginne ich mit dem massiven, dunklen Holzschrank und öffne beide Schranktüren. Ich krame die kleine Taschenlampe aus meiner Jackentasche und schalte diese an.

Meine Augenbrauen schießen nach oben, als ich die bunte Sammlung an Dildos sehe und die Größen.

Es sind monströse Größen und ich frage mich, welche Frau sich freiwillig von solchen Dingern penetrieren lässt, besonders von den riesigen Analdildos.

Nicht, dass ich was gegen Fisting hätte, ganz im Gegenteil, mich turnt es unglaublich an, wenn ich sehe, wie Frauen vor Lust die Augen schließen, sich unter mir winden und noch nasser werden, während ich versuche, ihnen meine Faust hineinzuschieben.

Ach, verdammt …

Ich rücke mir meine Jeans in Schritthöhe zurecht, als mein Schwanz ein wenig anschwillt, und konzentriere mich wieder auf meine Aufgabe.

Mit den Fingern fahre ich unter den Regalen im Schrank entlang – vielleicht klebt hier irgendwo eine SD-Karte – und taste sie sorgfältig ab.

Nichts.

Dann ziehe ich die darunter liegenden Schubladen auf und staune auch da nicht schlecht, wie viele Nippelklammern ich vorfinde, leuchte hinein und wühle zwischen den Klammern.

Nichts.

Ich schaue mir die Seiten des Schrankes an und ziehe ihn ein wenig vor, um die Rückseite abzutasten. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke, wird der schmale Richter kaum die Kraft haben, diesen Schrank hin und her zu schieben.

Auch die nebenstehende Kommode mit sämtlichen Dessous und Halsbändern durchsuche ich und taste alles ab – nichts.

Also gehe ich zu dem Bett und hocke mich hin, sodass ich darunter schauen kann und klatsche mir mit der behandschuhten Hand gegen die Stirn – das wäre auch zu einfach gewesen.

Ich stehe auf und durchquere das Zimmer, sehe mir noch einmal alles an und beschließe, mir das Schlafzimmer der Eheleute vorzunehmen und steige die Treppe hinab.

Am Ende des Flurs finde ich endlich das Zimmer und frage mich, ob ich hier mehr Glück haben werde.

Das komplette Zimmer ist mit einem weißen Teppich ausgelegt, selbst die Tagesdecke strahlt im Mondlicht – der starke Kontrast zum Spielzimmer ist nicht zu übersehen.

Auch in diesem Zimmer fange ich mit den Kommoden und Nachttischen an, kämpfe mich zum Bett vor und durchsuche anschließend das Badezimmer, erhasche einen Blick in die begehbare Dusche. Neidvoll betrachte ich die an den Wänden angebrachten Massagedüsen und überschlage im Kopf, was das kosten würde.

Vielleicht reiße ich meine Dusche raus und schaffe mir diese Düsen an – das ist eine Überlegung definitiv wert.

Im Badezimmer bleibt meine Suche erfolglos, also wandere ich rüber in den Ankleideraum. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr, stelle fest, dass es schon nach elf Uhr ist und ziehe mein Handy aus meiner Jackentasche. Natürlich meint Prinzessin, sich nicht melden zu müssen, um ihrem Vater Bescheid zu geben, dass sie entweder zu Hause oder noch wohlauf ist.

Um meine Wut auf sie zu dämpfen, kneife ich die Augen zusammen und atme ein paar Mal tief ein und aus – mir ist natürlich bewusst, dass sie in wenigen Monaten erwachsen sein wird, aber dies zu akzeptieren, wird weit über ihren Geburtstag hinaus noch schwer bleiben.

Verärgert stopfe ich mein Handy wieder in die Jacke und betrete das Ankleidezimmer – und Zimmer ist definitiv die falsche Bezeichnung.

Hier sieht’s eher aus wie in einer Boutique – tatsächlich steht links an der Wand eine imposante Glasvitrine, in der sich Handtaschen befinden – Handtaschen!

Verstehe einer die Frauen.

Ich schüttle den Kopf und gehe rüber zum Schuhregal, welches bis fast unter die Decke reicht, und falle beinahe über einen Hocker, den ich nicht gesehen habe.

Erneut schalte ich die Taschenlampe an, benutze den Hocker, um einfacher die oberen Regale durchsuchen zu können, und stutze, als ich ganz oben auf dem Regal eine Schatulle finde, die nicht ganz dem Geschmack der Ehefrau vom Richter entspricht.

Ich muss mich auf die Zehenspitzen stellen, was mit schwarzen Springerstiefeln gar nicht mal so einfach ist, und muss mich noch strecken, bis ich die verfluchte Schatulle zu fassen bekomme, die natürlich in der hintersten Ecke liegen muss.

Ich knie mich auf dem Boden hin, öffne die Schatulle, leuchte hinein und reiße überrascht die Augen auf – im Deckel sind fünf kleine Stofftäschchen angebracht worden, in denen sich Speicherkarten befinden.

Zudem liegen unzählige Fotos darin – kleine quadratische Fotos, die man bekommt, wenn man so eine Kamera benutzt, die sofort Fotos entwickelt.

Und aus jedem Winkel sind Bilder von Frauen zu erkennen, die gefesselt, geknebelt und mit verbundenen Augen entweder am Andreaskreuz, im oder neben dem Bett oder kniend auf dem Boden zu sehen sind.

Ich stocke, als ich ein unbestimmtes Geräusch höre, und halte den Atem an. Da! Irgendjemand ist gerade ins Haus gestiegen.

Schnell ziehe ich die SD-Karten aus den Taschen und stopfe sie mir in die Innentasche meiner Jacke. Die Schatulle kommt wieder in die hinterste Ecke und leise will ich mich aus dem Zimmer schleichen, als ich den anderen nächtlichen Besucher die Treppe hochkommen höre.

Also beschließe ich, hierzubleiben und den richtigen Moment abzupassen, um mich der Person zu nähern.

Kapitel 2

 

Victoria

 

„Ach, komm schon!“ Flehend schaut mich meine Freundin an, die seit einer geschlagenen halben Stunde versucht, mich zu überreden. „Nathalie hat mir anvertraut, dass sie ihren Vater bloßstellen will, und du musst unbedingt für mich diese Fotos finden, die Richard gemacht hat.“

„Wie oft habe ich dir gesagt, dass du dir an solchen Männern noch die Finger verbrennen wirst?“ Missbilligend ziehe ich eine Braue hoch und nippe an meinem Drink.

„Sehr oft“, sagt sie schmollend und zieht eine Schnute, was bei ihren ganzen Männerbekanntschaften vielversprechend funktioniert – nicht so bei mir.

„Du brauchst auch keine Fresse zu ziehen.“ Mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, an dem es sich gebietet, die Höflichkeit außer Acht zu lassen. „Aber reden wir mal Tacheles.“

Fragend schaut sie mich an.

„Was springt für mich dabei raus? Das Risiko, bei einem Einbruch erwischt zu werden, ist ziemlich hoch – und das wird dich was kosten.“

Im Gegensatz zu ihr habe ich keine reichen Eltern oder bin mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und das, was ich für sie machen soll, kann nicht mehr als Freundschaftsdienst bezeichnet werden.

„Ich zahl dir, was du willst. Du weißt, dass ich das kann.“ Tatsächlich meint sie es weder herablassend noch entwürdigend, schließlich ist es Fakt und sie weiß, dass ich das Geld gut gebrauchen kann.

„Ich will nicht nur das Geld, ich will die Story.“

„Du willst was?“ Sie tut, als hätte sie sich verhört.

„Du hast mich genau verstanden, ich will die Story. Das könnte der Startschuss für meine Karriere sein – ich liebe Tratsch und Klatsch, warum nicht damit Geld verdienen?“

Sie kneift die Augen zusammen und schaut mich nachdenklich an. „Ich kann nicht verstehen, wie du das Leben anderer zerstören willst.“

„Tu nicht so scheinheilig. In deinen Kreisen tauscht ihr den neuesten Klatsch aus. Als ob es euch kümmern würde, ob ihr damit anderen schadet oder nicht.“

„Ja, aber es bleibt doch unter uns und kommt nicht immer an die Öffentlichkeit.“ Sie zuckt mit den Schultern, als würde es sie nichts weiter angehen.

„Siehst du – warum sollte ich nicht mal die Erste sein, die eine heiße Story bekommt? Also … was sagst du nun?“

„Ich weiß nicht …“

„Ich werde es so oder so tun – jetzt, wo du mir den Tipp gegeben hast, wo ich suchen kann.“

Sie kneift verärgert die Augen zusammen. „Drohst du mir etwa?“

Jetzt habe ich sie genau da, wo ich sie haben will. Ob ich ein schlechtes Gewissen deswegen habe? Lass mich kurz nachdenken … Nein.

„Nur, wenn du mir die Story nicht freiwillig überlässt, dann kann es passieren, dass Bilder von dir dabei sein könnten.“

„Du bist so ein Miststück.“ Aber statt sauer auf mich zu sein, grinst sie mich an und hebt ihr Champagnerglas, um mir zuzuprosten. „Ok, ich werde Nathalie nichts erzählen und streite wie immer alles ab, sage, dass ich keine Ahnung davon hatte.“

„Also wie immer.“ Ich lächle sie an, als wären wir die besten Freundinnen, obwohl ich diesem Miststück innerlich die Augen auskratzen möchte, aber ich will tatsächlich an solche Storys dran und habe keine andere Wahl, als mir diese Sorte von Frau warmzuhalten.

Später zückt sie ihren Scheckblock und kritzelt eine großzügige Summe drauf.

 

 

Es ist weit nach dreiundzwanzig Uhr, als ich in der Nähe des Hauses in den Hamptons halte, in das ich will, und ich steige aus meinem kleinen Fiat aus, den ich so parke, dass ich schnell wegfahren kann.

Ich kralle mir meine Handtasche, in der sich technisches Spielzeug befindet, um die Alarmanlage auszuschalten, und schlendere hoch zum Haus.

Wie ich dieses ganze Schickimicki verabscheue, auch wenn dieses Haus ein bisschen Neid in mir hervorruft. Wie geil wäre es denn bitteschön, zu deinem Strandhaus zu fahren, um einfach mal entspannen zu können, weil du es kannst.

Tja, da ich es eben nicht kann, aber dafür ganz gut in Häuser einbrechen kann, habe ich eben etwas Anderes vorzuweisen – andere Stärken und Qualitäten.

Das Haus strahlt eine unheimliche Aura aus, so wie es vom Mondlicht beschienen wird, und die riesige Glasfront, die mir einen sehr guten Blick ins Haus gewährt, macht es nicht weniger unheimlich. Schließlich sehe ich Teile des Inneren, die nicht vom Mondlicht erfasst werden, im Dunklen liegen, was wiederum einen starken Kontrast zum Mondlicht erzeugt.

Nur schwer kann ich mich vom Anblick des Hauses loseisen und laufe den gepflasterten Weg hoch zum Haus und links entlang, um vom Strand aus ins Haus zu kommen.

Meist sind die hinteren Eingänge nicht so gut gesichert wie die Haustür selbst – und kurze Zeit später bin ich auch schon im Haus drin, direkt in der riesigen Küche, die ein wenig nach Science-Fiction aussieht mit dem ganzen Edelstahl. Aber mich interessieren mehr die oberen Zimmer – der Richter wird kaum solche Bilder in Räumen aufbewahren, in denen sich auch Gäste aufhalten.

Aber eins interessiert mich schon und verursacht eine unangenehme Gänsehaut: Wieso bleibt die Alarmanlage still? Irritiert darüber, dass es so still ist, lausche ich, aber ich kann keine verdächtigen Geräusche hören, zucke mit den Achseln, aber bleibe angespannt.

Ich durchquere schnurstracks die Küche und biege rechts ab, wo die Treppe nach oben führt, und bleibe auf der letzten Stufe stehen.

Der Flur verläuft nach links und rechts und ich überlege, wo ich am besten anfangen soll, weil ich nur Türen sehe.

Müssen diese verdammten Häuser so viele Zimmer haben?

Ich beschließe, links anzufangen und merke schnell, dass das Nathalies Reich ist.

Dieses Mädel kennt offensichtlich nur – wie auch die Eltern – die Devise: Hauptsache protzig.

Im Licht meiner kleinen Taschenlampe leuchten die goldenen Wasserhähne hell auf und ich schüttle nur den Kopf.

Die Badewanne ist so riesig, dass ein ganzer Kindergarten hineinpassen würde und dann noch genügend Platz sein würde, um den Kindern schwimmen beizubringen.

Nathalies Schlafzimmer, ihr eigener Salon mit integrierter Bar sowie der Ankleideraum interessieren mich nicht. Also kehre ich um, um mir die andere Seite des Flures vorzunehmen.

Ich bleibe stehen und runzle die Stirn, weil jede Tür bisher zugezogen gewesen ist, an der ich vorbeikommen bin, nur diese nicht.

Langsam nähere ich mich dieser Tür, mein Puls beschleunigt sich, weil hier irgendwas nicht stimmt. Als ich gerade im Begriff bin, die Tür aufzuziehen, sehe ich einen Schatten – zwar ist es mehr eine flüchtige Bewegung, aber sie reicht aus, um meine Beine in die Hand zu nehmen.

Ich wirble herum, renne auf die Treppe zu, als ich plötzlich hart zu Boden gerissen werde.

Schiere Panik lässt mich um mich treten und schlagen, aber der harte Aufprall auf den Boden hat mir für einen kurzen Moment die Sinne geraubt.

Vielleicht kann ich sogar froh sein, dass ich den Sturz nicht mit dem Kopf abgefangen habe.

„Würdest du endlich aufhören zu zappeln?“, brummt mich eine dunkle Stimme an und der Fremde zerrt meinen linken Arm nach hinten, sodass ich bewegungsunfähig gemacht werde.

Diese Stimme bedeutet Ärger, obwohl ich den Mann noch nicht gesehen habe, der sich auf mich gestürzt hat. Ich versuche verzweifelt, mich loszureißen.

Doch er zerrt mir den Arm höher und ein gequälter Aufschrei entfährt mir.

„Wirst du dich jetzt ruhiger verhalten?“

Ich wimmere leise auf und nicke hektisch mit dem Kopf.

Innerlich sehe ich mein kurzes, bescheidenes Leben an mir vorbeisausen und spüre, wie sich ein Kloß in meiner Kehle bildet. Verzweifelt kämpfe ich dagegen an, denn zumindest will ich nicht als Heulsuse enden.

Ich schreie auf, als er mir schon wieder den Arm nach oben reißt.

„Ich habe dich was gefragt.“ Ein leichter Tadel ist zu hören.

„Ja!“ Meine Angst, dass er mir den Arm ausreißen will, ist größer als die verschwindende Würde. „Ja, ich bleibe ruhig.“

Sofort lockert sich der Griff und trotzdem bleibt er über mich gebeugt und drückt mir sein Knie in den Rücken. Der Druck in meinen Rücken lässt mich aufstöhnen, ich verhalte mich aber …

„FINGER WEG!“ Erschrocken schreie ich auf, als seine Hand meinen Arm loslässt und mich völlig ungeniert von oben bis unten abtastet.

Ich meine sogar, dass seine Hände eine Sekunde zu lange auf meinen Brüsten geruht haben und auch auf meinem Hintern.

„Still!“ Er will mich wirklich nur abtasten und ich spüre, wie ich erleichtert aufatme, als er fertig ist und aufsteht. „Steh auf.“

Bitte und Danke sind in seinem Wortschatz wohl nur Dekoration, also stehe ich schnell auf.

Ich gehe nur wenige Schritte zurück, um Abstand zu gewinnen – mehr ist nicht drin, als ich mit dem Rücken gegen die Wand stoße.

„Wer …“ Ich muss mich räuspern, um das Zittern in meiner Stimme loszuwerden. „Wer bist du?“

Ich spüre mehr, als dass ich es genau erkennen kann, dass er mich mit seinen Augen fixiert. Sein Gesicht liegt im Schatten, aber seine beachtliche Statur ist leicht nach vorne gebeugt, um mich notfalls erneut zu Boden zu reißen.

„Unwichtig.“ Seine Stimme ist dunkel, lässt meine Nerven vibrieren. Er zieht sich dabei gemächlich die Handschuhe aus, legt sie zusammen, als hätte er alle Zeit der Welt, und steckt sie sich in die Innentasche seiner Lederjacke.

„So unwichtig kannst du nicht sein, sonst wärst du nicht hier.“ Ich weiß nicht, wie ich das zustande bringe, aber leichter Spott schwingt in meiner Stimme mit.

Überrascht über sein leises Lachen muss selbst ich grinsen, aber schon vergeht es mir wieder, als er sich mir nähert. „Reden wir darüber, wer du bist und was du hier machst.“

Eng an die Wand gepresst schiebe ich mich nach rechts, um den Abstand zu halten, und will losrennen, als er einen Satz macht und hart meinen Oberarm zu fassen bekommt.

„Wo wollen wir denn so schnell hin?“ Sein ganzer Körper bedeckt mich, drückt mich eng an die Wand, sein heißer Atem streift meinen Hals, als wolle er mich beschnuppern.

„Lass mich einfach gehen und wir vergessen das Ganze. Vergessen, dass wir uns überhaupt begegnet sind“, plappere ich los und versuche krampfhaft zu ignorieren, dass meine Brüste seinen Oberkörper berühren. Was ist bloß los mit mir?

Meine Hände liegen flach an der kalten Wand, ich wage gar nicht erst, diesen Fremden mit meinen Händen anzufassen, um ihn wegzuschieben.

„So einfach vergesse ich Menschen nicht.“ Hauchzart berühren seine Lippen mein Ohr, ein Kribbeln erfasst meinen Körper und ich kann nicht glauben, dass er an meinem Ohrläppchen knabbert.

---ENDE DER LESEPROBE---