You belong to me, Elise - Christina Daron - E-Book

You belong to me, Elise E-Book

Christina Daron

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Beschreibung

Zehn Jahre ist der Unfall nun her, der Rays Gesicht und seine Seele gezeichnet hat. Und nach all den Jahren kehrt er zurück nach Chicago. Er will sich seiner Vergangenheit stellen, sie aufarbeiten und weiterziehen. So ist der Plan. Kurz und schmerzlos. Zumindest gedanklich stellt Ray es sich ziemlich einfach vor. Und dann lernt er Elise kennen. Die wunderschöne, eigenwillige Elise mit einem Ex-Freund, der nicht verstehen will, dass die Beziehung vorbei ist. Vielleicht sollte er diesem Idioten zeigen, dass Elise ihm gehört! Und ehe er sich versieht, lernt er unwissentlich ihre Familie kennen und steckt mittendrin in Elise' Leben. Aber was ist mit Rays Vergangenheit? Wird er sich ihr stellen können? Lest selbst die heiße, dominante Erotikgeschichte, in der sich Elise hingebungsvoll in seine Hände begibt und erfahrt, wie Ray seine Vergangenheit bewältigen will. Dieses Buch enthält explizite Szenen, die für Jugendliche und Kinder unter 18Jahren nicht geeigent sind! Die aufgeführten Protagonisten achten nicht auf Safer Sex- schließlich ist es nur ein Buch!

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You belong to me, Elise

Christina Daron

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage

 

Copyright: Christina Daron, 2018, Deutschland

 

Christina Daron

c/o Autorenservice Patchwork

Schlossweg 6

A-9020 Klagenfurt

[email protected]

 

Coverfoto: covermanufaktur.de - Sarah Buhr

Korrektorat: www.korrekt-ac.com – Kristina Krüger

 

Alle Rechte vorbehalten. Ein Nachdruck oder eine andere Verwertung ist nachdrücklich nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin gestattet.

Sämtliche Personen in diesem Text sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind zufällig.

 

Vorwort

 

Du wartest zitternd darauf, was er als nächstes tun wird. Eine Gänsehaut erfasst deinen Körper, als du seinen Atem hörst.

Du kannst ihm nicht entkommen. Dein Verstand sagt dir, das ist nicht richtig, doch dein Körper spricht da eine ganz andere Sprache.

Die Ketten deiner Fesseln rascheln, als du dich bewegst. Obwohl du nichts siehst, drehst du den Kopf, versuchst auszumachen, wo er ist.

Du weißt genau, dass er hinter dir steht. Es macht dich wahnsinnig, nicht zu wissen, wann er dich bestraft.

Es macht dich verrückt, nicht zu wissen, was er sich wieder ausgedacht hat.

„Wie du zitterst!“ Beinah hättest du dich erschrocken, als du endlich seine Stimme hörst, die so verdammt nah an deinem Ohr ist, dass du seinen Atem in deinem Nacken spürst.

Erneut erfasst dich ein wohliger Schauer. „Du kannst es wohl kaum erwarten, dass ich dich bestrafe“, zischt er.

Seine große Hand greift in dein Haar und zerrt deinen Kopf grob nach hinten. Du stehst aufrecht da, deine Arme sind über den Kopf gestreckt, weil er deine Hände an einen großen Haken gekettet hat, der extra dafür in der Decke befestigt worden ist.

Eine unermessliche Erregung erfasst dich, als er dein Gesicht zu sich dreht, um dich hart und fordernd zu küssen.

Er beißt dir in die Lippe, bis du wimmerst. Er spielt mit deiner Zunge, dass dir schwindelig wird, als er sich abrupt von dir löst. Er schubst dich von sich, behandelt dich wie eine kleine Nutte, die es nicht wert ist, mehr Berührungen von ihm zu bekommen.

Im selben Augenblick, in dem du gerade wieder zu Atem kommst, gräbt sich das Leder in deine Haut. Du keuchst gequält auf.

Er schlägt wieder zu. Deine rechte Pobacke brennt, als er drei feste Schläge hintereinander auf deine Haut sausen lässt.

Seine Körperwärme überträgt sich auf deine, als er sich unmittelbar hinter dich stellt und seine Hand besitzergreifend auf deine Pussy legt. „Du schaffst es noch nicht mal, anständig feucht zu werden!“

Du zuckst unter seinen erniedrigenden Worten zusammen. Sie entfachen ein Feuer in dir, das nur Gleichgesinnte verstehen.

Du fühlst dich wirklich wie eine Nutte, die benutzt werden will. Dein Po schmerzt und fühlt sich heiß an.

Ohne Vorwarnung dringen drei Finger gleichzeitig in dich ein. Bereitwillig spreizt du deine Beine, weil du willst, dass er dich berührt. Noch tiefer, noch härter.

Und als deine Pussy sich gerade an die Finger gewöhnt, entzieht er sich dir wieder.

Du schreist, reißt an deinen Fesseln, als er mit dem Gürtel ausholt und dich erneut damit quält.

„So langsam gefällt mir dir Färbung deiner Haut“, knurrt er.

Du ahnst, dass er noch nicht zufrieden ist.

Tränen rinnen deine Wangen hinab, als er dich immer und immer wieder schlägt und deine Grenzen auslotet.

Doch du würdest dich immer und immer wieder dieser Tortur aussetzen. Dich später vor die Couch setzen, sich an seine Beine anlehnen und die Streicheleinheiten genießen, während ihr euch deine Serie oder deinen ausgesuchten Film anschaut.

Doch jetzt, genau in diesem Augenblick, bist du seiner Willkür ausgesetzt.

Was dich dahinschmelzen lässt … unter Schmerzen und Tränen.

 

 

 

Wenn ihr euch in dieser Szene wiederfindet, dann seid ihr hier genau richtig.

Du stellst dir vor, wie dein Mann oder Freund dich dominiert und an deine Grenzen bringt?

Du kannst genau fühlen, wie deiner Frau oder Freundin der Schmerz durch Mark und Bein geht und sie es genießt, weil die Belohnung größer als der Schmerz ist?

Willkommen in meiner Fantasiewelt!

Diejenigen, die sich gerade von dieser Szene abgeschreckt fühlen, sollten die Finger von meinen Büchern lassen … Sorry, ihr werdet keinen Spaß daran finden und euch nach etwas anderem umsehen müssen.

 

Allen anderen wünsche ich viel Spaß und sinnliche Tagträume!

 

Kapitel 1

 

Elise

 

„WILLST DU MICH VERARSCHEN?!“ Joanna schnaubt wie ein wildgewordenes Tier.

„Hatte ich nicht vor“, bemerke ich trocken.

Ich wechsle das Handy ans andere Ohr, schwinge die Beine hoch aufs Bett, lehne mich ins Kopfkissen und starre die Decke an.

„Meine Hochzeit ist in weniger als zwei Monaten! Hättest du dich nicht nach meiner Hochzeit von Tommy trennen können? Wegen dir kann ich die Sitzordnung ändern, die ich endlich seit einer Woche fertig habe“, mault sie.

Ich seufze genervt. „Meinst du nicht, dass du wegen deiner Hochzeit überreagierst?“

Kurze Stille. Ich kneife die Augen zusammen, als sie zu zetern anfängt.

Während sie meckert und flucht, schweife ich gedanklich ab. Stumm verfluche ich meine Schwester für ihre Gefühlskälte. Kein Zuspruch, kein Trost. Stattdessen darf man sich noch Vorwürfe anhören, weil man mit seinem Freund Schluss gemacht hat.

Eigentlich habe ich schon vor vier Wochen mit Tommy Schluss gemacht, aber ich habe keine Lust verspürt, es meiner Schwester zu sagen.

Denn da ist sie mir schon auf die Nerven gegangen. Das ständige Gerede über ihre Hochzeitsplanung hat mir schon vor Wochen aus den Ohren gehangen – und von Tag zu Tag wird es schlimmer.

Sie hat ernsthaft zwölf Brautjungfern, die alle einen Freund oder Mann haben. Die Kleider sind alle farblich auf ihr eigenes Kleid abgestimmt, und es gibt eine festgelegte Reihenfolge, in der die Brautjungfern die Kirche betreten sollen.

Ich rolle mit den Augen und stutze, als sie einen Vorschlag macht.

„Ich soll bitte was?“

„Dich mit Tommy zusammenraufen. Bis meine Hochzeit vorbei ist.“

Schon sitze ich aufrecht im Bett. „Das bittest du mich nicht ernsthaft!“

„Du wirst nicht alleine auf meiner Hochzeit auftauchen“, faucht sie.

„Und ob ich das werde! Du kannst mir nicht verbieten, von deiner Hochzeit fernzubleiben.“

„Und wie ich das kann. Ich bin schließlich die Braut.“ Joanna hört sich wie ein trotziges Kind an.

„Die Braut kann mich mal.“

„Das werde ich alles Mom und Dad erzählen.“

Ich lache freudlos auf. „Mach doch. Ich werde trotzdem auf deiner Hochzeit auftauchen. Ob mit oder ohne Begleitung. Du hast doch einen Pfeil im Kopf … zu glauben, dass ich nicht zur Hochzeit meiner Schwester kommen kann, nur weil ich keinen Freund habe. Du tickst echt nicht sauber.“

„Wir werden ja sehen. Ich bespreche das mit Tony.“

„Dein zukünftiger Mann mag mich. Stell ihn lieber nicht vor die Wahl. Das könnte schlecht für dich ausgehen.“

Sie schnaubt. „Tony wird bald mein Mann sein, er wird zu seiner Frau halten.“ Wieder dieser trotzige Ton.

„Frag ihn, aber die Antwort kann ich dir auch sofort geben“, amüsiere ich mich.

„Ich melde mich wieder bei dir.“ Sie legt auf, ehe ich Bye sagen kann.

Ich falle zurück ins Kissen und starre die Decke an. Meine Schwester ist zwei Jahre jünger als ich und die Prinzessin in der Familie. Das lässt sich nicht länger bestreiten.

Nun heiratet sie auch noch vor mir. Meine Eltern sind aus dem Häuschen, seit ihre fünfundzwanzig Jahre alte Tochter ihnen eröffnet hat, dass sie ihren Freund heiraten wird, den sie seit der Highschool hat.

Ich kotze gleich.

Ich gebe insgeheim zu, dass ich eifersüchtig bin. Aber irgendwie habe ich auch echt Pech mit den Männern gehabt.

Manchmal liege ich im Dunkeln da und bemitleide mich selbst, wieso ich ums Verrecken keinen Mann halten kann.

Oder wieso ich nicht einfach den Richtigen finde.

Ich seufze.

Als ob ich extra mit Tommy Schluss gemacht hätte, nur um meine Schwester zu ärgern. Manchmal frage ich mich, in welcher Welt sie lebt.

Zwischen Tommy und mir hat es anfangs gut gepasst. Auch der Sex – bis er Routine geworden ist.

Ich mag Sex. Sogar sehr.

Als ich eines Abends mit Tommy versucht habe, darüber zu sprechen, hat er sich beleidigt in sein Schneckenhäuschen zurückgezogen, womit ich zwar gerechnet habe, aber ich hatte wirklich gehofft, dass es nicht so wäre.

In meinem Kopf habe ich Bilder gesehen, wie wir darüber sprechen. Wie es zwischen meinen Beinen kribbeln wird, wenn wir uns über unsere Fantasien austauschen. Wie sein Schwanz hart wird, wenn er mir erzählt, was er gerne ausprobieren will. Wie es zwischen uns beiden knistern wird und wir wild übereinander herfallen werden.

Erneut seufze ich schwer.

Tommy ist manchmal eine Diva. Schlimmer als ich, wenn ich beleidigt bin.

An diesem Abend hat er sich ernsthaft verletzt gefühlt, weil ich den Sex verändern wollte. Ständig hat er darauf herumgehackt, ich würde ihn nicht als richtigen Mann sehen. Er fände den Sex so gut, wie er ist, man müsse daran nichts ändern.

Wie engstirnig. Wie kindisch. Wie unreif.

Wie Tommy eben.

Ab da an habe ich ihn nicht mehr ernst nehmen können. Es ist plötzlich der Punkt kommen, an dem ich ihn mit anderen Augen gesehen habe.

Wie pedantisch er sein kann.

Wie aufbrausend er gewesen ist, als es nicht nach seinen Vorstellungen gelaufen ist.

Und mit so einem hätte ich zur Hochzeit gehen sollen?

Da gehe ich lieber alleine.

Mir wird es schwer ums Herz, wenn ich daran denke, alleine dorthin zu müssen.

Hochzeiten sind Romantik pur. Für Singles pure Qual.

Ich blicke rüber zu meinem Kleiderschrank, an dem mein Kleid hängt.

Joanna ist unerbittlich in ihrer Auswahl der Kleider für die Brautjungfern gewesen. Natürlich heiratet sie in Weiß in einer Art Cinderella-Kleid, nur voluminöser.

Ich habe keine Ahnung gehabt, dass man ein Cinderella-Kleid übertrumpfen kann, doch meine Schwester hat es hinbekommen. Die Kleider der Brautjungfern sind dagegen sehr schlicht gehalten, aber farblich abgestimmt. Alle Kleider sind lang und schulterfrei.

Daran ist nichts auszusetzen, wenn sie nicht in Silber oder in Rosa wären. Und ich habe das tolle Glück, in Rosa eingekleidet worden zu sein – mit Glitzer.

Ich hasse diesen Farbton.

Ich mag es eher schlicht von der Farbwahl, aber nicht so, dass ich wie eine graue Maus aussehe.

Ich spiele mit einer Haarsträhne, wickle sie mir um den Finger.

Ich starre das Kleid an, das wie eine verfluchte Leuchtreklame in meinem Schlafzimmer hängt.

Ich schaue auf mein Handy. Es ist Samstagabend, halb neun – und ich liege in Gammelsachen auf meinem Bett. Ungeschminkt. Mit wirren Haaren.

Mein Leben ist öde.

Gut, es ist auch nicht aufregend gewesen mit Tommy, aber eben anders, wenn man einen Freund hat.

Ich scrolle durch meine Kontakte, als ich einen Anruf hereinbekomme.

„Hey, Süße“, zwitschert Carla.

„Du kommst mir wie gerufen. Wollte dich soeben anrufen.“

„Um mir auch mitzuteilen, dass du seit heute verlobt bist?“ Sie lacht fröhlich auf, als ich verstehe, was sie meint. „Anthony hat mich gefragt, ob ich seine Frau werden will!“

Wir kreischen beide wie Kinder. „Herzlichen Glückwunsch, Süße! Wurde auch Zeit!“

„Ja! Sieben Jahre zusammen, und der Idiot hat es nicht hinbekommen, mich mal eher zu fragen. Was machst du gleich?“

„Ich habe nichts vor.“

„Dann gehen wir aus, und ich reibe dir meinen Verlobungsring unter die Nase.“

Ich muss grinsen, auch wenn es mir einen kleinen Stich versetzt. „Das passt mir gut. In einer Stunde unten an der Bar?“

„Ich stehe schon unten an deiner Haustür.“

Ich springe vom Bett, reiße das Fenster auf und schaue auf die Straße.

Da steht meine Freundin rauchend am Auto und winkt mir zu, als sie mich am Fenster entdeckt.

Mit ihren ausladenden Kurven lehnt sie an ihrem Mercedes, ihre Lockenmähne unterstreicht ihre Latina-Züge.

Diese Frau ist so sexy. Egal, ob sie verschwitzt und ungeschminkt auf dem Laufband ist, oder wie jetzt mit ihren engen Jeans, ihrem runden, prallen Po und ihren großen Brüsten, die ihr eine heiße Sanduhr-Figur bescheren, am Auto steht.

Sie verkörpert das volle Klischee einer Latina – ihr Temperament eingeschlossen.

„Komm hoch. Ich muss mich noch fertig machen.“

„Ich rauche noch zu Ende und komme dann.“

 

 

„Ich kann immer noch nicht glauben, dass er mich gefragt hat.“ Ihr breites Lächeln will einfach nicht verschwinden. Sie hält die Hand von sich gestreckt und bewundert den riesigen Klunker an ihrem Finger.

Wir sitzen in einer Ecke der Bar. Es ist laut und voll. Ich bin nur froh, dass die Musik bloß im Hintergrund zu hören ist, wenn der Geräuschpegel zwischendurch abebbt.

Laut würde ich es nie zugeben, aber ich verspüre einen Funken Neid.

Ich liebe Carla. Ihr Verlobter Anthony passt perfekt zu ihr. Auch ihn mag ich sehr.

Aber es ruft eine fiese Stimme in mir hervor, die mir ständig ins Ohr zischt, dass ich auch heiraten will und ein Loser sei, der es nicht hinbekommt, einen Mann zu halten.

Nach außen ahme ich ihr Grinsen nach.

Ich bin eine furchtbare Freundin, geht es mir durch den Kopf, während Carla unablässig von dem Antrag erzählt.

„Der Ring ist wunderschön“, bestätige ich. Und das meine ich auch so. „Ich bin gespannt, wie der Hochzeitsring aussehen wird, wenn der Verlobungsring schon so protzig ist.“

„Die Hochzeitsringe werden Anthony und ich gemeinsam aussuchen.“ Carlas Augen wandern immer wieder zu ihrem Ring. „Aber das wird eine Herausforderung, den Ring zu toppen.“

Wir lachen beide, denn wir wissen genau, dass es keine Herausforderung für sie sein wird, einen Hochzeitsring zu finden.

Ihr Geschmack in Bezug auf Schmuck ist speziell. Ihr Onkel ist Juwelier.

Ich kenne Carlas Onkel. Ich kenne den Juwelierladen. Das Temperament ihrer Familie spiegelt sich im Schmuck wider.

„Möchtest du noch einen Drink?“

„Ja, gerne. Ich fahre später mit dem Taxi nach Hause.“

Ich drängle mich durch die Meute von Büroangestellten, die in ihren Anzügen oder Kostümen stecken wie die Anwälte, die in der Nähe der Bar arbeiten, Hipstern und einer bunten Mischung aus allen Schichten der Gesellschaft.

Es ist so voll an der Bar, dass ich mich mit meinen Ellenbogen nach vorne kämpfen muss. Genervt, dass ich selbst von fremden Ellenbogen angeschubst werde, kämpfe ich mich voran.

Augenscheinlich sind nur zwei Barkeeper hinter der Theke. Bei der Masse von Trinkwütigen wird es dauern, bis ich meine Bestellung aufgeben kann.

Solange sehe ich mich um.

Gegenüber sehe ich eine Blondine auf einem Barhocker sitzen, die sich eine Haarsträhne um den Finger wickelt und ihren Angebeteten anlächelt. Leider kann ich ihre Gesichter nicht ganz erkennen, weil sie einfach zu weit weg sitzen.

„So wie sie ihn anlächelt, wird er gute Chancen haben.“ Aus dem Nichts flüstert mir jemand etwas ins Ohr, was mich erschrocken zusammenzucken lässt.

Ich wirble herum und stoße dabei eine Frau an, die mir einen vernichtenden Blick zuwirft.

Im ersten Moment schaue ich eine breite Brust an, die in einem schwarzen T-Shirt steckt. Es spannt ein wenig obenrum, was nicht daran liegt, dass der Mann, der es trägt, zu dick sei. Ganz im Gegenteil.

Ich schlucke, als diese Details in wenigen Sekunden auf mich einprasseln.

Mein Blick wandert hinauf zu seinem Gesicht.

Mein Herz hört urplötzlich auf zu schlagen, ein Schauer erfasst mich, und der erste Eindruck, der mich in seinen Bann gezogen hat, ist wie weggeblasen.

Ich reiße meine Augen auf angesichts seiner langen dicken Narbe im Gesicht.

Normalerweise habe ich mich im Griff und starre Menschen nicht unverhohlen an.

Aber sowas habe ich nie zuvor gesehen.

Seine Narbe beginnt oben rechts an seiner Schläfe, zieht sich an seiner dunklen Augenbraue vorbei und verläuft zwischen seinen Augen weiter über seine Nasenwurzel hinüber zu seinem linken Auge. Direkt unterhalb seines Auges macht sie einen Knick, verläuft nun quer über seine linke Wange und endet am Kiefer.

Mein erstes zögerliches Lächeln ist wie weggeblasen, als seine dunklen Augen mich durchbohren.

Eher neugierig als wütend zieht er seine Braue hoch und neigt seinen Kopf leicht nach links.

Unweigerlich mache ich einen Schritt zurück und remple dabei jemanden an. Also muss ich stehen bleiben, wo ich bin.

Als er sich vorbeugt, rutscht mir das Herz in die Hose. Nur mit Mühe kämpfe ich gegen meinen Fluchtinstinkt an.

„Jage ich dir Angst ein?“ Er steht verflucht nah, aber er achtet darauf, mich nicht anzufassen.

Seine Narbe zwischen seinen Augen sieht verzerrt aus, als er letztere zusammenkneift. Seine Lippen berühren beinahe mein Ohrläppchen.

„Nein, wieso solltest du mir Angst einjagen?“ Innerlich schrumpfe ich, aber nach außen würde ich es nie zugeben. In diesem Moment bin ich heilfroh, von so vielen Menschen umgeben zu sein.

Ich fühle mich wie in einer Art Kokon. „Ich muss zurück zu meiner Freundin.“

Ich will mich an ihm vorbeidrängeln, als er mich aufhält. „Wolltest du nicht hier Getränke holen?“

Ich starre ihn an. „Woher weißt du das?“ Nur leicht berührt seine Hand meinen Oberarm. Es fühlt sich an, als würde mich ein Schlag treffen, und ich zucke vor ihm zurück. Ich verschränke die Arme vor der Brust.

Amüsiert lächelt er mich an. Ihm kann nicht entgangen sein, dass meine Stimme eine Oktave zu hoch klingt. „Ich habe gesehen, dass du zur Theke gelaufen bist, und daraus meine Schlussfolgerungen gezogen.“

„Äh … ja. Also ich muss dann mal zur Theke und Getränke holen.“

Sein raues Lachen verfolgt mich, als ich mich mit Cocktails in der Hand auf dem Weg zu Carla mache.

„Na endlich!“ Sie nimmt mir ein Glas aus der Hand.

„Ich bin von so einem Typen angequatscht worden“, platzt es aus mir heraus.

Neugierig sieht sie mich an und hält inne mit dem Trinken. „Welcher Typ? Kann ich den sehen? Zeig ihn mir mal.“ Sie streckt den Hals, schaut sich neugierig um.

Ich sehe mich verstohlen um, kann ihn aber in der Menge nicht entdecken. „Ich sehe ihn nicht. Vermutlich ist er gegangen.“

Ich erzähle ihr von der Narbe und seiner merkwürdigen Anmache.

Sie kichert. Der Alkohol steigt ihr zu Kopf, und ich kippe den Cocktail hinunter wie eine Verdurstende. „Du kleine Voyeurin! Hast ein Pärchen dabei beobachtet, wie sie miteinander flirten!“

Ich rolle mit den Augen. „Ich musste an der Theke warten. Bis die Barkeeper einen wahrnehmen, musste ich mich anderweitig beschäftigen.“ Ich zucke mit den Achseln, lächle aber in mich hinein. Vielleicht sollte ich den Cocktail nicht wie einen Shot trinken.

Carla verzieht plötzlich das Gesicht. Fragend folge ich ihrem Blick, und ich schließe die Augen. Als ich die Augen wieder öffne, hoffe ich, dass ich mich verguckt habe.

Nein, habe ich nicht.

Tommy hat die Bar betreten. Sein blonder Schopf hebt sich von der bedeckten Masse ab.

Ein Knoten bildet sich in meinem Magen, als er mich sieht und auf mich zukommt.

Mein ganzer Körper versteift sich, rebelliert gegen ihn, als er dicht neben mir stehen bleibt.

Sein Gesicht nimmt eine dunkelrote Färbung an, als wäre er in Rage.

„Warum zum Teufel bist du nicht zu Hause?“, bellt er.

Heiße Wut erfasst mich, aber ich zügle mich. „Warum sollte ich zu Hause sein?“

Schlagartig ist der Alkohol wie verflogen, und ich fühle mich nüchtern.

„Ich habe dir vor zwanzig Minuten geschrieben, dass ich vorbeikomme. Du gehst nicht ans Handy. Natürlich sitzt du in einer Bar und besäufst dich mit deiner Freundin.“

Im Augenwinkel sehe ich, wie Carlas Hand sich zur Faust ballt. In ihrer anderen Hand hält sie noch das Cocktailglas. Ihre Augen sprühen Funken, doch noch schweigt sie. Tommy und Carla haben sich von Anfang an nicht leiden können.

Ich habe eigentlich immer einen Mann haben wollen, der mit meinen Freunden zurechtkommt, andersrum natürlich auch – weil ich ein harmoniebedürftiger Mensch bin.

Aber Tommy hat mich einlullen können, sodass ich seinen Umgang mit meinen Freunden toleriert habe. Und wenn ich so daran denke, werde ich wütend auf mich – und auf Tommy, dieses Blender-Arschloch.

Dieses männliche hysterische Weib.

Diese Diva.

Ihm hat es nie gepasst, dass ich mit Carla ausgegangen bin. Und saufe. Ich trinke Alkohol, ja. Aber weder besaufe ich mich, noch bin ich Alkoholikerin.

Bin ich mit Tommy ausgegangen und habe mit ihm Wein oder Ähnliches getrunken, ist das was anderes gewesen. In seinen Augen. In seiner Welt.

„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig, Tommy. Und jetzt verschwinde … bitte.“

Seine Hand schießt vor und reißt an meinem Arm, um mich vom Stuhl zu zerren. „Du wirst mit mir nach Hause gehen. Dann reden wir in Ruhe.“

Carla springt auf, um Tommy notfalls die Augen auszukratzen. So wie sie dasteht und Tommy anschaut, gleicht sie einer Raubkatze.

„Lass mich los!“ Meine Stimme wird lauter. Die Barbesucher um uns herum drehen die Köpfe, starren uns neugierig an. Die einen tuscheln, die anderen beobachten die Szenerie.

Keiner von ihnen kommt auf die Idee, einzugreifen.

Ich versuche, mich von Tommy loszureißen. Doch sein Griff ist erbarmungslos. Die lockere Bluse, die ich trage, dämpft nicht im Geringsten seine bohrenden Finger in meinem Oberarm.

„Du sollst mich loslassen!“ Ich winde mich, zeitgleich will ich die Situation nicht verschlimmern und hoffe, dass wenn wir die Bar verlassen, Tommy mit sich reden lässt.

Als ich Carla anschaue, schüttle ich den Kopf. Sie soll mir folgen und nicht Tommy angreifen.

Sie schnappt unsere Taschen, flucht auf Spanisch.

Kaum dass wir im Freien sind, stelle ich mich quer und versuche, mich zu befreien. „Tommy, jetzt lass mich los. Ich werde dich nicht in meine Wohnung lassen. Es ist aus und vorbei! Was willst du denn von mir?“

„Was ich will? Was ich will? Ich will dich! Mir ist klar geworden, dass es ein Fehler war, mich zu verlassen und ich es zugelassen habe. Ich habe dir Zeit gegeben, dich zu beruhigen, und jetzt gehen wir zusammen nach Hause.“

„Wie kann man nur so eingebildet sein?“, zischt Carla. „Kapier es endlich: Sie will dich nicht mehr. Weder jetzt noch in Zukunft. Und jetzt hau ab. Ansonsten rufe ich die Polizei!“

Tommy sieht aus, als wolle er ihr das Genick brechen. Carla weicht nicht einen Millimeter zurück.

Dann lächelt er verächtlich und schaut über Carlas Kopf hinweg mich an. „Du willst doch nicht auf diese Schlampe hören. Sie ist nicht gut für dich. Nur du siehst das noch nicht.“

Ich trete hervor. Unbewusst hat Carla mich schützen wollen und sich zwischen uns geschoben. So ist sie halt. Sie ist wie eine Löwin, wenn es um ihre Lieben geht.

Da liegt plötzlich eine Hand auf meiner Schulter und hält mich zurück. Ich wirble herum und schrecke zurück. Der Fremde aus der Bar.

„Gibt es ein Problem, Ladys?“ Ehe ich einen Schritt machen kann, stellt er sich vor mich, sodass ich gezwungen bin, hinter seinem Rücken hervorzulugen.

Mir verschlägt es die Sprache, weil er sich einmischt.

Carla sieht den Fremden interessiert an, zuckt mit den Schultern und macht einen Schritt nach rechts, um ihm nicht im Weg zu stehen.

Tommy und der Fremde sind fast gleich groß. Um wenige Zentimeter überragt Tommy ihn, aber der Fremde zeigt keinerlei Angst oder gar Nervosität.

Carla stellt sich neben mich, zusammen schauen wir abwechselnd uns und die Männer an.

„Wer bist du denn?“ Tommy runzelt die Stirn, sichtlich verärgert, so rot wie sein Gesicht wird.

„Das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass du die Frauen nicht weiter belästigt. Sie haben dir eindeutig gesagt, dass sie von dir in Ruhe gelassen werden wollen. Offensichtlich ist die #MeToo-Bewegung an dir vorbeigegangen.“ Sein Ton nimmt an Schärfe zu.

Carla und ich müssen bei seinen Worten grinsen.

Tommy ist sprachlos. Ein Wechselbad der Gefühle spiegelt sich auf seinem Gesicht wider, bis er mich anschaut. „Wir sprechen uns noch, Elise.“

Überrascht schauen wir ihm hinterher, als er tatsächlich geht.

Der Fremde dreht sich zu uns um, lächelt uns leicht an. „Wo steht euer Auto? Ich will sichergehen, dass ihr da ankommt, ohne erneut belästigt zu werden.“

„Das ist sehr nett, aber nicht nötig.“ Verlegen schaue ich ihn an. „Ich wohne dort.“ Mit dem Finger deute ich die Richtung an. „Und meine Freundin hat gleich da geparkt.“

„Ich fahre nach Hause“, sagt Carla plötzlich. „Für heute hatten wir genug Aufregung.“

Mir ist ganz und gar nicht danach, jetzt allein zu sein. Besorgt sehe ich sie an, weil es sonst nicht ihre Art ist. „Ist alles in Ordnung? Soll ich Anthony anrufen?“

Sie grinst mich breit an, dreht ihr Gesicht etwas weiter, sodass der Fremde sie nicht sieht, und zwinkert mir zu. „Wir telefonieren morgen, Schatz.“

Als mir klar wird, wieso sie plötzlich nach Hause will, starre ich sie wortlos an. Sie reicht mir meine Tasche rüber, winkt dem Fremden zu und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Keine Minute später ist sie weg, und ich stehe mit dem Fremden immer noch auf dem Gehweg vor der Bar.

Wie bestellt und nicht abgeholt, geht es mir durch den Kopf.

„Ähm … also, ich geh dann auch mal.“

Langsam bewegt sich der Fremde auf mich zu. Er hat sich eine Lederjacke übergezogen, die seine ruhige, starke Aura unterstreicht.

Ich habe mir keine Jacke übergezogen, weil ich nur einen Katzensprung von der Bar entfernt wohne, und nun beginne ich nach der ganzen Aufregung zu frösteln. Ich reibe mir die Arme durch die Bluse.

„Ich bring dich nach Hause. Dir ist kalt.“ Als er so vor mir steht, erfasst mich eine unerwartete Hitze, die mir bis in die Wangen schießt. Das Kribbeln in meiner Magengegend kommt unerwartet, und es fühlt sich verflucht gut an.

Ob es dem restlichen Alkohol zuzuschreiben ist oder der ganzen Aufregung, weiß ich nicht, aber auf einmal finde ich ihn verdammt sexy. Vielleicht liegt es an der Situation, weil er sowas wie der Retter in der Not ist. Oder alles spielt irgendwie eine Rolle, als ich mich sagen höre: „Möchtest du mit hochkommen?“

Wir überqueren die Straße, als ich ihn frage.

Verunsichert wühle ich in meiner Tasche nach meinen Schlüsseln, als er nicht antwortet.

Ich muss nicht zu ihm hochschauen, um zu wissen, dass seine dunklen Augen mich durchbohren.

Ich könnte mich ohrfeigen.

Ich weiß nicht, was mich geritten hat, einen völlig Fremden zu fragen, mit zu mir zu kommen und ihn damit indirekt dazu aufzufordern, mich zu vögeln.

---ENDE DER LESEPROBE---