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Als Friedenssymbol gibt eine zugeflogene Taube Anlass, die eigene Position zu Krieg und Frieden zu überdenken. Das Verhältnis zu Gewalt wird einer kritischen Überprüfung unterzogen und einer träumerischen Friedensutopie gegenübergestellt.
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Seitenzahl: 31
Tauben können meinen Glauben
an Frieden nicht rauben,
sie werden ihn entstauben.
Das Flachdach unserer Garage grenzt an das Küchenfenster. Bei starken Regen füllt sich das Dach, denn es ist von einer 10 cm hohen Begrenzung umgeben. Der Ablauf ist recht klein, und wenn Blätter angeschwemmt werden, braucht das Regenwasser mehr als einen Tag, um abzulaufen. Dann wird das Dach zu einer Taubenbadewanne. Es ist ein Vergnügen den Tieren zuzusehen. Sie plantschen und plustern sich auf, sie stecken das Köpfchen ins Wasser, flattern mit den Flügeln und schütteln sich so sehr, dass das Wasser in einem Schauer von Tröpfchen hoch aufsteigt. Oft sind sechs Tauben gleichzeitig in der Badewanne. Den heimlichen Zuschauer bemerken sie nicht.
Das große Fenster meines Arbeitszimmers ist ebenerdig und grenzt an unseren Garten. Wenn ich am PC sitze und schreibe, kann ich von Zeit zu Zeit aus dem großen Fenster in die Natur schauen. Es ist Frühling geworden, schon sind viele Blumen aufgeblüht und es gibt frisches Grün. Wenn ich morgens ich das Fenster zum Lüften öffne, schallt mir Vogelgezwitscher entgegen. Ich atme tief durch und suche, ob ich neue Blüten entdecken kann.
Gestern setzte sich eine Taube vor das Fenster und schaute interessiert in den Raum. Sie bemerkte mich, sah mich aber ruhig an. Wir hatten eine Weile Blickkontakt. Die Augen der Taube irrten zwar öfter ab, kehrten aber immer wieder zu mir zurück. Wir müssen uns wohl einige Minuten gemustert haben. Mir kam die Assoziation mit einer weißen Friedenstaube, obwohl es nur eine Ringeltube war. Mit dieser Vorstellung dachte ich an den Wandel meiner Einstellung zur Gewalt, die sich mit den Jahren vollzogen hat. Ich war in jungen Jahren ein eifriger Pazifist. Die Lehren des Mahatma Gandhi hatten einen tiefen Eindruck hinterlassen. Sie kamen meiner inneren Einstellung entgegen. Schon als Kind mochte ich niemanden zwingen, noch mochte ich es Zwang ausgesetzt zu sein. Ich war ein sehr folgsames und einsichtiges Kind und daher auch kaum mit Zwängen konfrontiert. Meine Ablehnung jeder Gewalt trat mit 4 oder 5 Jahren jäh zu Tage. Da meine Mutter dienstverpflichtet wurde, sollte ich in einen Kindergarten gehen. Ich ging einen Tag dorthin. Wir mussten in Reihen marschieren, still auf kleinen Stühlen sitzen und sogar stramm stehen, wenn wir mit der Kindergärtnerin sprachen. Das gefiel mir nicht und ich wurde bockig und weigerte mich mitzumachen. Zur Strafe musste ich dann in der Ecke stehen. Als meine Mutter mich abends abholte, sagte ich: „Da gehe ich nicht wieder hin.“ Und dabei blieb es, der sonst so folgsame Junge war am nächsten Tage nicht dazu zu bewegen in den Kindergarten zu gehen. Gebrüll und Abwehr, meine Mutter wusste keinen anderen Ausweg, als mich bei meiner von mir sehr geliebten Oma zu lassen und dabei blieb es, bis ich in die Schule kam. Für die Einschulung hatte meine Mutter Befürchtungen, dass ich mich wieder weigern könnte, aber nichts dergleichen geschah. Ich brannte darauf etwas zu lernen. Meine Oma hatte gute Vorarbeit geleistet, indem sie mich ernst nahm und mit mir über viele ernsthafte Themen redete und mich damit auf die Schule neugierig gemacht hatte. Ich war ungeduldig, lesen und schreiben zu lernen, ich wollte selbst lesen, ohne auf jemanden angewiesen zu sein. Nur das abendliche Vorlesen meiner Mutter am Bett vor dem Einschlafen habe ich noch viele Jahre genossen.
Konflikte mit anderen Schülern habe ich kaum gehabt, ich wich Auseinandersetzungen aus, dafür gab ich bei freundlichen Rangeleien in den Schulpausen