Bunkerleben - Karl-Heinz Haselmeyer - E-Book

Bunkerleben E-Book

Karl-Heinz Haselmeyer

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Beschreibung

Vor einem Angriff mit atomaren Waffen können wenige Menschen in sicheren Bunkern Schutz suchen. Ist in einem Bunker ein Überleben möglich, oder ist der Aufenthalt tief in der Erde nur ein verlängertes Sterben? Scheinbar in Sicherheit, zeigt sich, wie sehr der Mensch mit seiner Umwelt verbunden ist. Im Bunker entstehen menschliche Interaktionen, Menschen sind sehr adaptionsfähig, Isolation und Platzmangel können den Überlebenswillen nicht brechen. Aber die Nahrungsvorräte und künstlich erzeugten Nahrungsergänzungsstoffe reichen nicht aus. Es bleibt nur im Bunker zu verhungern, oder ihn zu verlassen.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Robert von Hemmelburg

Felix Bruchseil

Robert von Hemmelburg 2

Felix Bruchseil 2

Regina Klausner-Bach

Robert von Hemmelburg 3

Felix Bruchseil 3

Robert von Hemmelburg 4

Regina Klausner-Bach 2

Felix Bruchseil 4

Robert von Hemmelburg 5

Die Vernunft stirbt zuerst, die Hoffnung zuletzt.

Wenn alle Vernunft gestorben ist, bleibt da noch Hoffnung?

Die Hoffnung muss leben, denn ohne sie kommt alles zu einem Ende.

Einleitung

Der Wahnsinn des Krieges hatte den ganzen Erdball überzogen. Ein kleiner Schritt hin zu dieser Katastrophe erzwang einen nächsten, der wiederum Ursache für alle weiteren Schritte war. Wenige Menschen konnten sich in Bunker tief unter der Erdoberfläche retten. Waren sie dort sicher? Konnten sie dort leben, unterhalb der zerstörten und verstrahlten Erdoberfläche?

Robert von Hemmelburg

Als Spross einer alten Soldatenfamilie und mit Leib und Seele Soldat traf mich diese Versetzung in den Bunker der Landesregierung sehr hart. Mir wurde die Verantwortung für Luft und Wasser übertragen und zur Begründung wurde mein Chemiestudium angegeben, doch ich vermutete, dass mein Vater seinen hohen militärischen Rang dazu benutzt hat, seinen Sohn in Sicherheit zu bringen. Er wusste aber, wie ich danach verlangt habe, unsere freiheitliche Ordnung verteidigen zu helfen, und wie sehr es mich kränkte, mich in einem Bunker verkriechen zu müssen. Was sollte es, ich kannte es nicht anders, Befehl ist Befehl.

Mein Fahrer bog in den Zugangstunnel zu der unterirdischen Befestigungsanlage ein. Vor einem Stahltor entlud er die Kiste mit den Unterlagen und reichte mir die Hand zum Abschied. Als er startete, hob sich schon die mächtige Stahltür, ein Offizier in Begleitung von zwei Zivilisten trat heraus und reichte mir die Hand: „Als Kommandant des Regierungsbunkers heiße ich Sie willkommen. Gestatten, von Filsau, 5. Pionierbrigade.“ Er gab seinen Begleitern den Befehl mein Gepäck zu meiner Unterkunft zu tragen. Der Kommandant war mir auf Anhieb sympathisch, er schien auf der gleichen Wellenlänge zu liegen, zackig, konservativ und pflichtbewusst. Er brachte mich zu einem kleinen Raum, in dem ich mich einrichten konnte, ein Bett, ein Schreibtisch mit Stuhl, ein kleiner Schrank und ein Bücherbord, es war nicht viel, aber mehr brauchte ich nicht. Der Kommandant sagte, er werde mich in einer Stunde abholen und mich mit dem Bunker vertraut machen. Ich war noch am Auspacken, da klopfte es und nach meiner Aufforderung trat ein junger Mann, halb in Zivil, aber mit einer Offiziersjacke ins Zimmer. Er stellte sich mit Felix Bruchseil vor und sagte, er wäre der Nachrichtenoffizier und wohne schon seit einer Woche mitsamt seiner Familie hier unten. Dieser Mann war ein gänzlich anderer Typ als der Kommandant, er hatte ein offenes und fröhliches Gesicht und wirkte ganz unmilitärisch. Ich mochte ihn aber trotzdem gleich sehr und hoffte, einen möglichen Freund gefunden zu haben. Felix Bruchseil sagte, es seien kaum Leute in der Anlage, aber bereits in zwei Tagen sollte der Bunker zu Leben erwachen, dann kämen eine Kompanie Pioniere und ein Team von Technikern vom Technischen Hilfswerk. Zum Willkommen lud er mich gegen Abend in seine Familie ein.

Nach der verabredeten Zeit kam der Kommandant und führte mich durch das Labyrinth der Gänge und in die Funktionsräume. Die Fülle der technischen Apparate machte mir Beklemmungen und ich realisierte, dass sehr viel Arbeit mit den Unterlagen auf mich wartete, bis ich annähernd meinen Anforderungen gerecht werden könnte. Abends lernte ich dann die nette Familie Bruchseil kennen. Das Raumangebot für eine Familie war im Bunker sehr eingeschränkt. Damit wir an einem kleinen Tisch sitzen konnten, mussten die Kinder auf dem unteren Bett der beiden Etagenbetten hocken. Zu einem ernsten Gespräch über die politische Lage wurden die Kinder später für einige Zeit auf den Flur hinausgeschickt. Herr Bruchseil, der als Funker die neusten Entwicklungen übermittelt bekam, berichtete mir von den eskalierenden Entwicklungen sowie dass die Evakuierung der Landesregierung bereits eingeleitet wäre und ihr Eintreffen schon in wenigen Tagen zu erwarten sei. Frau Bruchseil geriet durch diese Mitteilungen, die ihr Mann ihr wohl bisher vorenthalten hatte, in einen besorgniserregenden Angstzustand, so dass ich es für geraten hielt, mich zu verabschieden.

Am folgenden Tag rückten bewaffnete Soldaten in ihre Quartiere ein. Wie vorhergesagt wurden in Eile ein Teil des Bunkers für die Regierungsmitglieder eingerichtet und zeitgleich von Familien bezogen. Ich hatte kaum geschlafen und meine Unterlagen mit den Einrichtungen für die Luftreinhaltung und die Wasseraufbereitung verglichen. In Pausen machte ich kurze Abstecher in den Funkraum und ließ mich von Felix, wir duzten uns mittlerweile, über die neusten dramatischen Entwicklungen unterrichten. Es wurden auch bereits Zivilisten in den Bunker eingelassen. Dabei beobachtete ich ein Ereignis, das mir sehr naheging. Die abkommandierten Soldaten, die den Einlass bewachten, ließen auf Befehl des Bunkerkommandanten erst Frauen mit Kindern in den Schutzraum. Vor dem Bunkereingang kam es zu Ausschreitungen. Das Fassungsvermögen des Bunkers war schon überschritten und das Tor musste gewaltsam geschlossen werden. Eine Frau mit drei kleinen Kindern realisierte, dass ihr Ehemann es nicht mit in den Bunker geschafft hatte. Nun schrie sie die Soldaten an, ihren Mann einzulassen, was denen bei dem gewaltsamen Auflauf vor dem Tor nicht möglich war. Die Frau schluchzte laut und verlangte herausgelassen zu werden, sie wolle zusammen mit ihrem Mann sterben. Sie tobte und war kaum zu bändigen. Es waren drei Männer nötig, um sie festzuhalten, und ein Sanitäter spritzte ihr ein Beruhigungsmittel. Man bettete sie auf eine Trage. Frauen kümmerten sich um ihre weinenden Kinder. Am folgenden Tag sah ich sie mit ihren Kindern bei der Essensausgabe, es war ein Elend sie zu sehen, ihr Leid ging mir sehr nah, aber ich fand keine Worte des Trostes für sie und wagte es nicht sie anzusprechen. Sicher war es eine richtige Entscheidung, Frauen mit Kindern bevorzugt einzulassen, denn wenn das Leben auf der Erde weitergehen sollte, waren die Kinder das Wichtigste. Ohnehin waren es schon zu viele Personen, die Einlass gefunden hatten. Der Bunker war zu einer unterirdischen Stadt geworden, 3145 Menschen hatten eine Zuflucht gefunden, weit über das Fassungsvermögen von 2000 hinaus. Es waren Mitglieder der Landesregierung, eine Einheit der Bundeswehr, Mitglieder des Technischen Hilfswerk, sonstiges Personal für die Verpflegung und die Wartung der Einrichtungen neben Frauen und Kindern aus der Umgebung.

Bei der Flucht in dieses Versteck hatten sich außer der von mir beobachteten Szene noch viele andere makabre Szenen vor dem Tore abgespielt. Es musste alles sehr schnell geschehen, die Ereignisse überstürzten sich und die Flüchtenden waren in Panik. Obwohl der Bunker geheim gehalten wurde, war er schon kurz nachdem die ersten eingeplanten Schutzbedürftigen dort eintrafen, überfüllt. Es hatte sich wohl doch herumgesprochen, dass ausgewählte Personen dort in Sicherheit gebracht wurden. Die drei Wachen am Eingang waren machtlos, sie wurden überrannt. Die Pioniere mussten zur Hilfe kommen, die Hereindrängenden wurden zurückgedrängt und das Tor heruntergelassen. Die Zurückbleibenden wurden ihrem Schicksal überlassen.

Meine Berechnungen der Luftzusammensetzung waren langfristig an der oberen zuträglichen Grenze. Auch waren zu wenig Betten vorhanden, einige Leute mussten auf der Erde schlafen. Beim Wasser ist das Abwasser der limitierende Faktor. Das zur Verfügung stehende Tiefenwasser schien reichlich vorhanden zu sein, aber die Abwässer mussten hochgepumpt werden in eine oberirdische Kläranlage und als Reserveweg in den nahen Fluss. Der Kommandant kam einige Male zu mir, um diese Aspekte zu besprechen. Die Hauptsorge des Kommandanten war nach seiner Aussage, dass die Lebensmittel bei so vielen Personen knapp werden könnten.

Felix hatte sehr schlechte Neuigkeiten, eine Katastrophe schien unabwendbar. Lange haben wir Zwei darüber gesprochen, wie sich die Lage so sehr in diese Richtung entwickeln konnte.