Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm. - Karl-Heinz Haselmeyer - E-Book

Lieber Gott, mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm. E-Book

Karl-Heinz Haselmeyer

0,0
5,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Suche eines Agnostikers nach Verständnis für religiöse Glaubensinhalte. Im Hintergrund steht die Frage, was leisten die drei mosaischen Religionen beim Lösen der Probleme einer heutigen Welt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 44

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Einleitung

Falls Sie strenggläubig sind, legen Sie bitte das Büchlein beiseite! Es liegt mir weder fern, religiöse Gefühle zu verletzen, noch möchte ich für meine Anschauung missionieren.

Für Leser, die Religionen von außen betrachten, können einige Gedanken interessant sein und auch bekannt erscheinen. Wir sind in der Tradition eines religiösen Weltbildes aufgewachsen und so sehr auch manche, wie auch ich, sich daran reiben, wir können sie nicht völlig abstreifen.

Da ich mich schon immer sehr für Religionen interessiert und intensiv mit ihnen auseinandergesetzt habe, hat sich für mich ein sehr detaillierter Standpunkt entwickelt. Was sich nicht entwickelt hat, ist das Verständnis für religiöse Anschauungen meiner Mitmenschen, die für mich oft wie in tiefe Dunkelheit gehüllt scheinen. Ich denke, die alten Überlieferungen der „Heiligen Schriften“ müssten doch entsprechend den Umständen und dem Wissen der heutigen Zeit verstanden werden. Wir leben nicht mehr in der Anfangszeit unserer Zeitrechnung, die Welt hat sich besonders in den letzten zwei Jahrhunderten sehr gewandelt und gibt uns andere Sichtweisen. Dass diese Auseinandersetzung nicht stattfindet, vermisse ich. Das Verharren in einer Welt, die uns schon längst entglitten ist, erzeugt einen Bruch und hindert mein Verständnis für das heutige religiöse Leben.

Mir scheint, dass man seit Anbeginn die Religion als eine Medizin gegen die Angst vor dem Tod verkauft hat, eine Urangst, welche durch Religionen kultiviert wurde. Diese Urangst gibt es immer noch, aber sie verlangt andere Antworten. Man findet sie im Nachdenken über Begriffe wie Unendlichkeit und Zeit, Leben und Wirklichkeit und über unsere Wahrnehmung. Unendlichkeit ist eine Zeit oder Strecke, von der es unmöglich ist, den Anfang und das Ende in Erfahrung zu bringen. So verhält es sich auch mit unserem Leben. Solange wir etwas wahrnehmen, leben wir. Von anderen Lebewesen können wir Anfang und Ende erfahren, von uns selbst können wir das nicht. Das ist eine andere Antwort, als sie die Religion bietet, ich finde sie tröstlicher. Vor der Antwort, welche uns die Kirche in dieser Frage gibt, hätte ich Angst. Nach dem Leben im Tod eine Ewigkeit? Und sie wird ja im Glauben als endlos verstanden, ohne meinen Körper, mein Nervensystem und ohne Alternativen - es ist mir unvorstellbar.

Öffentliche Äußerungen und Riten der großen Kirchen lassen sich kaum mit meiner Sicht auf die Welt in Einklang bringen. Mir ist klar, dass ich es bin, der von der traditionellen Weltanschauung abgewichen ist, aber das habe ich mir nicht leicht gemacht und dafür gibt es sehr viele festgefügte Gründe. Obwohl ich der Religion fernstehe, ist mein Interesse an ihr sehr ausgeprägt. Es ist wohl ein altes Erbe und lässt sich weit zurückverfolgen.

Meine Großmutter mütterlicherseits, zu der ich ein sehr inniges Verhältnis hatte, hatte einen großen Einfluss auf meine geistige Entwicklung. Es sind wohl etwa 150 Jahre vergangen zu der Zeit, als sich bei meiner Großmutter eine starke Bindung an die Religion in kritischen Abstand wandelte.

Meine Großmutter kam in einem kleinen Dorf auf einem Bauernhof zur Welt. Ihre Eltern waren sehr religiös, gottesfürchtig nannte man es wohl. Es war tiefer christlicher Glaube vermischt mit altem Aberglauben, der das gesamte Leben bestimmte. Der Teufel nahm in ihrem Glauben noch eine zentrale Position ein. So ging in dem Dorf die Geschichte herum, dass mein Urgroßvater auf der Kirmes im Nachbardorf etwas getrunken hatte. Als er nun im Dunkeln in der Nacht heimging, lauerten ihm junge Burschen auf und einer sprang ihm mit Geheul auf den Rücken. Mein Urgroßvater glaubte sich von dem Teufel angegriffen und lief in großer Angst heim. Als der Knabe von seinem Rücken sprang, wagte mein Urgroßvater nicht sich umzudrehen und lief laut schreiend, der Düwel hätte ihn gepackt, heim.

Aus heutiger Sicht scheinen die Ängste und die Reaktion meines Urgroßvaters kurios. Bedenkt man aber, dass noch wenige Jahrzehnte vor seiner Zeit Frauen, meist Hebammen, verdächtigt wurden, mit dem Teufel verkehrt zu haben, unbeschreiblicher Folter unterworfen und auf einem Scheiterhaufen lebendig verbrannt wurden, kann man die Vorstellungen und Ängste meines Urgroßvaters etwas nachvollziehen.

Das Buch „Der Hexenhammer“ von dem Dominikaner und Theologen H. Kramer wurde noch bis zum Ende des 17. Jahrhunderts in rund 30 000 Exemplaren verkauft. Der Teufel verschwand erst allmählich aus Predigten und ist auch heute noch nicht völlig aus dem Bereich christlichem Glaubens ausgeschieden.

Meine Urgroßmutter war sehr streng mit der Ausübung der Religion und so nahmen christliche Riten und Gebete einen großen Raum im täglichen Leben ein. Sie hatte fünf Kinder zur Welt gebracht, alles Mädchen. Die beiden ältesten Mädchen waren an Typhus gestorben. Mein Urgroßvater wünschte sich einen Hoferben und brachte seinen Töchtern wenig Zuneigung entgegen. Die Todgeburt eines sechsten Kindes, es wäre ein Junge geworden, überlebte meine Urgroßmutter erst nach schwerer Erkrankung. Mein Urgroßvater nannte das die Strafe Gottes, und statt sie zu trösten und ihr beizustehen, machte er ihr Vorwürfe und zwang sie schon vor einer völligen Gesundung zu schwerer Arbeit. Auch die Mädchen mussten, kaum konnten sie richtig laufen, bei Arbeiten auf dem Hofe helfen. Es war ein liebloses Leben mit Beten und Arbeiten, und für kleine