Der Bärentöter - Karl-Heinz Haselmeyer - E-Book

Der Bärentöter E-Book

Karl-Heinz Haselmeyer

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Beschreibung

Eine bäuerliche Sippe der Eisenzeit war mit der Geschichte ihrer Vorfahren eng verbunden. In den Erzählungen der Ältesten führten sie ihre Herkunft auf einen steinzeitlichen Jäger zurück und erzählten von Jagden auf Tiere der Frühzeit wie Mammut und Höhlenbär, die längst ausgestorben waren. Ein spannendes Buch, das auch für Jugendliche interessant ist.

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Aus der Vorzeit

Faluns erster Jagderfolg

Der Fremde

Die Bärenhöhle

Der Fremde wird aufgenommen

Falun wird zum Bärentöter

Frauenraub

Aufbruch zur Jagd

Mammutjagd

Verarbeitung der Beute

Ein Todesfall

Aufbruch zur großen Bärenjagd

Falun schafft sich Winternahrung

Es wird Winter

Eine Notlage

Auf dem Weg zurück

Fiebertraum

Wieder Daheim

Neue Waffen

Bärenjagd mit Pfeil und Bogen

Faluns letzte Mammutjagd

Einleitung

In dem hügeligen Land zwischen dem Wiehengebirge und Osnabrück waren im Jahre 450 v. Chr. in der Nähe einer Fluchtburg mehrere Bauernhöfe angesiedelt. Die Bauern waren stolz auf ihre alte Geschichte, und Erzählungen aus uralter Zeit wurden von Generation zu Generation weitergereicht. In den Langhäusern lebten mehrere Generationen einer Großfamilie mit einigen Unfreien und den Nutztieren gemeinsam unter einem Dach. Die Ältesten in einer Familie wurden mit sehr viel Hochachtung bedacht und ihnen oblag oft die Anleitung der Kinder. Sie unterrichteten Kinder in handwerklichen Fertigkeiten und wiesen sie in Gesetze und Religion ein. Die Ausbildung in der Handhabung von Waffen war die Aufgabe der Väter, die in unruhigen Zeiten ihren Fürsten dienstverpflichtet waren. In kriegerischen Zeiten bot die Fluchtburg des Fürsten Schutz und Unterkunft.

Ein gutes und friedliches Jahr neigte sich dem Ende entgegen, die Vorräte waren aufgefüllt und das Vieh war gesund. Nun sah man dem Winter entgegen und die Zeit der Erzählungen aus alter Zeit begann. Nicht nur die Kinder freuten sich darauf, auch der Älteste der Sippe genoss es, seinen reichen Schatz an Überlieferungen weiterzugeben. Nach getaner Arbeit, auch die Kinder hatten ihre Aufgaben im Haus und Hof, saß das Jungvolk im Dämmerlicht auf dem Fußboden zu Füßen des Ältesten der Sippe.

Aus der Vorzeit

„Heute erzähle ich euch die Geschichte von Falun, dem Bärentöter, der auch Einauge genannt wurde“, begann der Greis. „Diesen Beinamen erhielt er aber sehr viel später, als er längst erwachsen war. Ich beginne zu einer Zeit, als Falun fast ausgewachsen war, mit starkem Körperbau und einen Kopf größer als sogar sein Vater, der bisher der Größte in seinem Volke und der Anführer war. Die Geschichte habe ich von meinem Großvater, der sie wiederum von seinem Großvater hatte, der sie auch von seinem Großvater hatte. Ihr wundert euch, dass es immer nur Großväter sind, welche die Geschichte erzählt haben. Das hat seinen Grund, die Mütter und Väter waren immer zu beschäftigt mit der Wirtschaft und davor mit der Jagd, dem Sammeln von essbaren Pflanzen, von Früchten, Pilzen und Beeren und auch mit der Verteidigung ihrer Häuser und davor mit der Verteidigung ihrer Höhle, in der sie gelebt haben, bevor sie lernten Häuser zu bauen. In jungen Jahren hatten sie keine Zeit Geschichten zu erzählen, denn es war ein sehr hartes Leben. Es gab auch Großmütter. Die waren meist sehr beschäftigt mit den kleinsten Kindern und dem Kochen des Essens. Aber die Großväter, sie hatten beim Überlebenskampf ihre Kräfte aufgebraucht und waren kaum noch fähig Arbeiten zu verrichten, doch erzählen konnten sie, sie hatten ja viel erlebt. Sie waren Väter gewesen, hatten selbst das Land bestellt oder hatten jagen, sammeln und kämpfen müssen, und davor waren sie Kinder, die ihrem Großvater in den langen Wintertagen lauschten. Ihr habt die Aufgabe, alles was ich erzähle, in Erinnerung zu behalten, denn ihr werdet die Geschichte weitertragen.

Es ist nun schon sehr lange her, dass unsere Vorfahren in Höhlen lebten und nicht in Langhäusern, in denen wir wohnen. Sie hatten auch noch keine Nutztiere für Milch, Eier und Fleisch. Sie bauten noch keine Feldfrüchte an, was sie brauchten, mussten sie erjagen oder in freier Natur finden. Es waren auch Sueben wie wir, aber sie lebten verstreut in kleinen Gruppen, so weit von anderen Gruppen entfernt, dass genug Nahrung und Wild für alle zur Verfügung standen. Wie wir waren es Nachkommen von Mannu, ihr Gott war Tuisto, welcher der Erde entsprossen ist. Sie fürchteten die Geister des Waldes, der Winde und die Wettergeister. Sie achteten alles Leben und dankten Tieren, welche sie zu der benötigten Nahrung töteten, für ihre Gaben. Kontakt zu anderen Gruppen hatten sie selten und das verlief dann nicht immer friedlich. Es gab aber noch weit verstreut einige Menschen ganz anderer Art, die nicht der heiligen Stätte entstammten und sich mit einer unverständlichen Sprache verständigten. Sie wurden verachtet und aus den eigenen Jagdgebieten verjagt.

Nun zurück zu Falun, der in einer Zeit aufwuchs, in der die großen Eismassen, die bisher das Land bedeckt hatten, sich langsam zurückzogen und ein freies hügeliges Land zurückließen, das dann mit saftigem Gras bewachsen vielen großen Weidetieren reichlich Futter bot. Wo viele Tiere gute Weiden finden, dahin wenden sich auch die Raubtiere, um Beute zu machen. Aber auch die Menschen in jener Zeit verließen die Waldgebiete, in denen sie lebten und Schutz fanden, um in den großen Ebenen zu jagen und genug Fleisch für den nächsten Winter zu erbeuten. Faluns Clan hatte eine lange Wanderung hinter sich und sein Lager an einem Fluss unter einer überhängenden Felswand eingerichtet. Erst vor einigen Wochen waren sie nach langer Wanderschaft angekommen und versuchten mit Steinen aus dem Fluss und mit Zweigen ihr Lager für einen kommenden Winter einzurichten.

Ein Trupp junger Männer war aufgebrochen, den breiten Fluss entlang, durch die moorigen Feuchtgebiete zu den großen Weidegebieten. Es war ein langer schwieriger Weg, an dem Falun zum ersten Male teilnehmen durfte. Sein Vater kannte die Route, er hatte aus einem noch entfernteren Lager seine Männer schon einmal dorthin geführt. Am schwierigsten waren die Moorgebiete zu durchqueren. Dieser Weg war aber der kürzeste und ersparte, obwohl er anstrengend war, viel Zeit. Zwei Männer gingen voraus und tasteten mit ihren Speeren den Boden ab. Es dauerte einen ganzen Tag, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Sie suchten einen geeigneten Platz zwischen Büschen und kauerten sich dort dichtgedrängt für die Nacht zusammen. Proviant hatten sie zu ihrem Jagdausflug nicht mitgenommen, sie trugen nur ihre kostbaren selbstgefertigten Waffen.

Damals waren die Waffen noch aus Holz, Stein oder Knochen, Metalle kannten sie noch nicht. Sie hatten auch weder Pfeil noch Bogen, die wir zur Jagd verwenden. Sie hatten nur Speere, Keulen und bearbeitete Steine mit scharfen Kanten.

Ihren Hunger stillten sie unterwegs mit Pflanzen, die sie am Wege pflückten. Sie kannten sich gut mit essbaren Pflanzen und Pilzen aus, verschwendeten aber keine Zeit mit der Suche nach Essbarem, sondern nahmen das, was nahe dort stand, wo sie gingen, und kauten im Gehen. Wasser zum Trinken war in der Natur reichlich vorhanden. Sie gingen ja nahe dem Fluss und überquerten viele Bäche, die sich in den Fluss ergossen. Es war am Anfang des Sommers, tagsüber recht warm, aber in der Nacht wurde es noch sehr kalt. Als es dunkel wurde, mussten sie, weil sie nichts hatten, um sich zu bedecken, einander wärmen und lagerten wie in einem Nest dicht zusammengekauert.

Beim ersten Lichtschein brachen sie auf. Es war noch nebelig und die Sicht war schlecht. Falun lief dicht hinter seinem Vater, der vorausging. Plötzlich blieb sein Vater stehen, schnüffelte und gab ein Zeichen zur Vorsicht. Langsam schlichen sie nun weiter und standen vor einer Wand mächtiger dunkelbrauner Leiber, die sich im Nebel abzeichneten.

Das war es für heute und wenn ihr wollt, erzähle ich euch morgen, wie es weiterging.“