Bergkristall 304 - Heimatroman - Sissi Merz - E-Book

Bergkristall 304 - Heimatroman E-Book

Sissi Merz

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Beschreibung

Bergbauer Lukas Hinterleitner traut seinen Augen kaum: Im fürchterlichsten Gewittersturm ist er unter Einsatz seines Lebens den Berg hinaufgestiegen, um sein Vieh in Sicherheit zu bringen. Und jetzt stellt er fest, dass er inmitten der Naturgewalten nicht allein ist. Vor ihm auf dem engen Steig stolpert eine schmale Gestalt, als könne sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Im Näherkommen erkennt Lukas ein junges Madel, das ihn mit angsterfüllten Augen anstarrt. Das arme Ding ist vollkommen durchnässt. Schnell ist er bei der Fremden - da fällt sie ihm auch schon bewusstlos entgegen.

Ohne zu zögern, nimmt Lukas sie mit auf seinen Hof, wo sich die Unbekannte als bezaubernde Schönheit entpuppt. Aber sie muss Schlimmes erlitten haben, ist abgemagert und verletzt - und sie spricht kein Wort! Auch fehlt ihr jegliche Erinnerung, wer sie ist und wo sie herkommt. Lukas setzt alles daran, ihr zu helfen, und fühlt sich zu der schönen Unbekannten auf geheimnisvolle Weise hingezogen. Heimlich träumt er schon davon, sie zu seiner Bäuerin zu machen - und ahnt nicht, dass sein Glück an Eifersucht und Intrigen zu zerbrechen droht ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Verliebt in eine Namenlose

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Michael Wolf

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6023-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Verliebt in eine Namenlose

Dramatischer Roman um das geheimnisvolle Verschwinden eines Madels

Von Sissi Merz

Bergbauer Lukas Hinterleitner traut seinen Augen kaum: Im fürchterlichsten Gewittersturm ist er unter Einsatz seines Lebens den Berg hinaufgestiegen, um sein Vieh in Sicherheit zu bringen. Und jetzt stellt er fest, dass er inmitten der Naturgewalten nicht allein ist. Vor ihm auf dem engen Steig stolpert eine schmale Gestalt, als könne sie sich kaum noch auf den Beinen halten. Im Näherkommen erkennt Lukas ein junges Madel, das ihn mit angsterfüllten Augen anstarrt. Das arme Ding ist vollkommen durchnässt. Schnell ist er bei der Fremden – da fällt sie ihm auch schon bewusstlos entgegen.

Ohne zu zögern, nimmt Lukas sie mit auf seinen Hof, wo sich die Unbekannte als bezaubernde Schönheit entpuppt. Aber sie muss Schlimmes erlitten haben, ist abgemagert und verletzt – und sie spricht kein Wort! Auch fehlt ihr jegliche Erinnerung, wer sie ist und wo sie herkommt. Lukas setzt alles daran, ihr zu helfen, und fühlt sich zu der schönen Unbekannten auf geheimnisvolle Weise hingezogen. Heimlich träumt er schon davon, sie zu seiner Bäuerin zu machen – und ahnt nicht, dass sein Glück an Eifersucht und Intrigen zu zerbrechen droht …

„Mei, war das lustig, als der Bimberl fast aus dem Karussell gefallen ist!“

„Ach ja? Und was war, als du im Autoscooter einen Unfall nach dem anderen gebaut hast?“

Der Großknecht vom Hinterleitner-Hof lachte schallend.

„Hätt nur noch gefehlt, dass die Gendarmen dich abführen!“

Allgemeines Gelächter erhob sich, die Altmagd Rosa fühlte sich bemüßigt zu mahnen: „Macht net so einen Lärm. Ihr wisst doch selbst, dass der Bauer das net mag.“

„Ach, Roserl, sei halt nicht so streng mit uns“, bat Bimberl fröhlich. „Die Kirmes kommt ja nur einmal im Jahr ins Tal. Und da wird man sich doch noch amüsieren dürfen.“

Ehe Rosa etwas erwidern konnte, betrat Lukas Hinterleitner die Küche, wo am großen Holztisch gemeinsam die Mahlzeiten eingenommen wurden. Wie meist war die Miene des noch jungen Bauern finster und streng. Da erübrigte sich alles Mahnen der Altmagd, denn das Gesinde verstummte von selbst.

Lukas nickte knapp in die Runde und ließ sich auf seinem Stuhl am Kopf der Tafel nieder. Von diesem Moment an wurde schweigend gegessen. Die lustige Stimmung, die eben noch geherrscht hatte, war vergessen. Alle wussten, dass Lukas keine Gespräche bei den Mahlzeiten duldete und es schon gar nicht leiden konnte, wenn einer laut wurde oder lachte.

Freilich war der Berghofbauer nicht immer so streng und hart gewesen. Das Schicksal hatte ihn in seinen jungen Jahren bereits schwer geprüft. Mit Anfang zwanzig hatte er die Eltern verloren und den Erbhof von da an allein bewirtschaften müssen. Oft war es Lukas schwer geworden, die Verantwortung allein zu tragen, nie einen zu haben, der half oder zumindest gut zuredete.

Als das hochgewachsene, fesche Mannsbild mit dem dichten, dunklen Haarschopf und den ernsten grauen Augen sich dann verliebt hatte, schien es so, als sollte nach den schweren Jahren wieder Licht und Freude in sein Leben zurückkehren.

Aber das Madel, dem er einen prächtigen Verlobungsring an den Finger gesteckt und an das er sein Herz verloren hatte, war Lukas einfach ohne Erklärung fortgelaufen. Zwar hatte sie ihm öfter vorgeworfen, zu ernst, ja zu langweilig zu sein, aber das hatte er nie wirklich ernst genommen. Seitdem seine Verlobte ihn verlassen hatte, war Lukas noch abweisender und verschlossener geworden. Keiner drang mehr so recht zu ihm vor, nicht einmal die Altmagd Rosa, die für den Burschen früher wie eine liebe Tante gewesen war. Trotzdem gab Rosa sich auch weiterhin Mühe, den meist mürrischen Bauern noch auf den rechten Lebensweg zu führen.

„Willst du net auch einmal die Kirmes im Tal besuchen?“, fragte sie Lukas nach dem Frühstück. „Vielleicht das Tanzbein schwingen und ein bisserl lustig sein?“

Er schaute sie verständnislos an. „Wozu soll das gut sein?“

„Ja, mei, damit du auch einmal wieder lachen kannst und net allerweil nur trübsinnig umeinandrennst.“

„Danke, kein Bedarf.“ Er verließ die Küche und ging hinüber in sein Arbeitszimmer. Hinter dem Schreibtisch hing ein gerahmtes Foto der seligen Eltern an der Wand.

Rosa, die Lukas gefolgt war, sinnierte betrübt: „Deine Eltern waren fleißige, rechtschaffene Leut. Aber sie wussten auch zu feiern und lustig zu sein. Mei, Lukas, ich versteh net, wo all die Ernsthaftigkeit bei dir herkommt. Das Leben besteht doch nicht nur aus Arbeit. Man muss auch einmal fröhlich sein können, alles hinter sich lassen.“ Sie schaute ihn aufmerksam an. „Bloß weil du einmal enttäuscht worden bist, darfst du deshalb net denken, dass das Leben nur Kummer und Verdruss für dich bereithält. Wenn du mehr ausgehen tätst, dann würdest du ganz sicher wieder ein Madel finden, das …“

„Lass mich endlich in Ruh mit dem Schmarrn, Rosa“, fuhr der Bergbauer da unvermittelt ärgerlich auf. „Siehst du net, dass ich zu tun hab? Ich kann meine Zeit net mit dummem Gerede vergeuden!“

Das gutmütige Gesicht der Altmagd verschloss sich, beleidigt unterstrich sie: „Wenn du weiterhin so grob mit deinen Mitmenschen umspringst, dann wirst du irgendwann ganz allein dastehen!“

Lukas hob nur die breiten Schultern, während er sich bereits in die Buchführung vertieft hatte.

„Na und? Ich brauch keinen“, behauptete er trotzig.

„Jeder Mensch braucht den anderen, keiner kann ganz für sich leben!“, hielt Rosa ihm eindringlich entgegen. „Das wirst du auch noch einsehen müssen, Lukas. Ich hoff für dich, dass es dann net zu spät sein wird!“

Ungehalten verließ die Altmagd das Arbeitszimmer des Bauern, der nicht weiter auf ihre Worte einging, und kehrte in die Küche zurück. Zwei Mägde waren damit beschäftigt, zu spülen und das Mittagsmahl zu richten. Rosa hatte gerade damit begonnen, Erdäpfel zu schälen, als die Türglocke anschlug. Es war Kathrin Schindler, die Nachbarstochter.

„Grüß dich, Rosa, ist der Lukas da?“, fragte das hübsche Mädchen freundlich.

Kathrin und Lukas kannten sich schon von Kindesbeinen an und waren seither miteinander befreundet. Der Bursch, der zwei Jahre älter als Kathrin war, hatte sie seinerzeit wie ein kleiner Kavalier zur Schule im Tal begleitet und vor allen Frechheiten oder Streichen der anderen Kinder in Schutz genommen. Schon damals hatte Kathrin Lukas sehr gern gehabt. Dass aus dieser kindlichen Zuneigung Liebe geworden war, ahnte der verschlossene Bergbauer nicht einmal.

Kathrin aber hatte Lukas lieb. Und sie träumte heimlich davon, einmal seine Frau zu werden. Allerdings schien bis dahin noch ein steiniger Weg vor ihr zu liegen, denn der Bursch sah in ihr noch immer nur die kleine Kameradin aus Kindertagen.

Rosa freute sich stets, Kathrin zu sehen. Sie mochte das freundliche Mädchen und glaubte in ihm die ideale Ehefrau für Lukas zu sehen.

„Geh nur rein, er ist im Arbeitszimmer“, ließ sie die Nachbarstochter wissen. „Und wie geht es bei euch drüben? Alles gesund?“ Die Schindlers bewirtschafteten neben Lukas Hinterleitner einen der beiden letzten Bergbauernhöfe über dem Tal von Taufing.

„Ja, schon. Es wird Zeit, dass die große Ernte endlich eingefahren werden kann, dem Vater kribbelt es schon seit Tagen in den Fingern.“

„Grüß dich, Kathrin“, ließ sich da Lukas vernehmen. „Schön, dass du kommst! Kannst du mir vielleicht bei der Buchhaltung ein bisserl helfen? Ich steig da einfach net durch.“

Er machte ein ratloses Gesicht, während Kathrin strahlte. Sie war nur zu froh, wenn Lukas sie brauchte, wenn sie ihm helfen konnte.

„Freilich helf ich dir. Wo hakt es denn?“, fragte sie und folgte ihm ins Arbeitszimmer.

Die alte Rosa schaute den beiden jungen Leuten wohlwollend hinterher. Warum nur merkte Lukas nicht endlich, dass das Glück zum Greifen nah war, dass er bloß die Hand danach ausstrecken musste?

Kathrin hatte den Fehler rasch gefunden, vor dem der Bergbauer kapituliert hatte. „So, jetzt stimmt wieder alles“, stellte sie zufrieden fest und schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. „Na, wer ist deine Beste?“

„Immer noch du“, lobte er und erwiderte ihr Lächeln angedeutet. „Ich dank dir, Kathrin. Das war sehr nett von dir.“

„Net der Rede wert“, behauptete sie, fuhr sich durch die blonden Locken und schaute den Burschen erwartungsvoll an. „Wie findest du eigentlich mein neues Kleid? Das hab ich mir gestern in Berchtesgaden gekauft.“ Sie drehte sich einmal um die eigene Achse.

Lukas nickte pflichtschuldig. „Sehr schön.“

„Grad richtig, um damit zum Tanz zu gehen“, deutete sie an, worauf der Bergbauer allerdings nicht reagierte. Kathrin wurde allmählich ärgerlich. Natürlich kannte sie Lukas gut genug, um zu wissen, dass seine spröde Art nicht bös gemeint war. Trotzdem wünschte sie sich in diesem Moment, er möge einmal ein wenig zugänglicher sein.

„Sag, Lukas, willst du mich heut Abend net ausführen? Auf der Kirmes gibt es auch ein großes Zelt mit einem Tanzboden und …“

„Mei, Kathrin, du weißt doch, dass ich nix auf das Herumgehupfe geb. Sei mir net bös, aber ich muss jetzt aufs Feld.“ Er stand auf und machte Anstalten, die Stube zu verlassen, da beschwerte sie sich bitter: „Du bist ein ganz grober Klotz, Lukas Hinterleitner! Net nur, dass ich dich zum Tanz einladen muss, obwohl es eigentlich genau umgekehrt sein sollte. Jetzt gibst du mir auch noch einen Korb! Was meinst du, wie viele Burschen sich darum reißen, mich zum Tanz zu führen?“

Er schaute sie überrascht an, meinte dann aber ungerührt: „Na also, dann kannst du ja mit einem von denen gehen. Tut mir leid, aber ich hab an dem Schmarrn kein Interesse.“

Noch ehe das Mädchen antworten konnte, hatte Lukas die Stube bereits verlassen. Kathrin schlug wütend auf die Tischplatte, ihre himmelblauen Augen schienen Zornesblitze abzuschießen. Warum nur musste sie in Lukas, diesen Eisblock, verliebt sein? Bisher hatte er sie nur enttäuscht, all ihre Avancen prallten an ihm ab, er schien nicht einmal zu ahnen, wie sie empfand.

Und dabei gab es eine ganze Reihe Burschen im Tal, die hinter ihr her waren wie der Teufel hinter der armen Seele. Wieso erhörte sie nicht einfach einen anderen und wurde mit ihm glücklich?

Das hörte sich zwar einfach an, doch diese Idee hatte einen schlimmen Schönheitsfehler: Kathrins Herz gehörte nun einmal Lukas. Sie konnte mit keinem anderen glücklich werden, weil sie nur ihn lieb hatte.

„Stimmt was net?“, wollte da die alte Rosa mitfühlend wissen. Sie hatte gesehen, wie Lukas das Haus verlassen hatte, und machte sich nun ihre eigenen Gedanken. „Habt ihr gestritten?“

„Ach, gestritten! Net einmal das“, murrte Kathrin unglücklich. „Der Lukas kümmert sich ja nicht um das, was ich fühl, ihm ist es ganz einerlei, wie es mir ums Herz ist.“ Sie schluchzte trocken auf. „Ich bin so unglücklich!“

„Na, na, so arg ist es doch auch wieder net“, versuchte die Alte das Mädchen zu trösten. „Musst nur ein wengerl Geduld aufbringen, dann wird es schon werden. Der Lukas braucht eben lang, bis er endlich begreift, was das Beste für ihn ist.“

„Wenn es nur so wär, dann wollt ich mich kein einziges Mal beschweren“, seufzte Kathrin betrübt. „Aber ich mein fast, es ist ganz hoffnungslos, darauf zu warten. Der Lukas sieht in mir noch immer nur das dumme, kleine Madel von nebenan. Und daran wird sich wohl nie etwas ändern.“

Rosa sagte nichts, sie strich der Nachbarstochter tröstend übers Haar und schaute ihr dann bekümmert nach, als sie mit schnellen Schritten das Haus verließ. Ganz unrecht hatte Kathrin wohl nicht mit ihrer Einschätzung. Und auch wenn Rosa es gern gesehen hätte, dass aus den beiden einstigen Nachbarskindern ein glückliches Paar wurde – zwingen konnte man die Liebe wohl nicht.

***

Während Lukas wenig später mit dem Traktor zu einem Feld knatterte, das gedüngt werden musste, hatte er Kathrins Besuch schon wieder vergessen. Wie sie vermutete, machte der Bergbauer sich kaum Gedanken über sie. Kathrin gehörte ganz selbstverständlich zu seinem Leben. Das war schon immer so gewesen.

Die Aufmerksamkeit des Bergbauern galt nun seiner Arbeit, die er sehr ernst nahm und stets gewissenhaft erledigte. Und dabei ließ er seinen Blick immer wieder über die schöne Bergkulisse schweifen, die ihm von klein auf vertraut war, ihn aber jeden Tag aufs Neue mit ehrfurchtsvollem Staunen erfüllte.

Der kleine Ort Taufing, ungefähr fünf Kilometer nördlich von Markt Berchtesgaden in einem sanften Tal gelegen, bestand nur aus einem guten Dutzend schöner Höfe, die ausnahmslos seit Generationen im Familienbesitz waren. Die Menschen hier lebten von der Landwirtschaft und waren stolz auf ihre Besitztümer.

Nachwuchssorgen kannte man in Taufing nicht, denn hier gingen die Uhren noch anders. Auch die Jungen hingen an dem Land ihrer Vorfahren, kaum einer kam auf die Idee, sein Heimattal zu verlassen, um in der Stadt zu leben. Denn hier war noch gut wirtschaften. Im Norden wuchsen die himmelhohen Gipfel des Tennengebirges auf, die das Tal vor Spätfrösten und frühen Wintereinbrüchen bewahrten und für ein mildes Klima sorgten. In östlicher Richtung erhob sich der Silberg, der Hausberg von Taufing, auf dessen saftig grünen Hochalmen im Sommer das Vieh weidete.

Hier standen auch die beiden Berghöfe, prächtige Anwesen, die weit über das Tal blickten. Der Nachbarort Taubenstein schloss sich schließlich in westlicher Richtung an. Es war ein liebliches Land, der Himmel weit, die Berggipfel schroff und zum Teil noch unbezwungen. Flora und Fauna waren hier noch in jenem empfindlichen Gleichgewicht, das immer seltener wurde.

Lukas Hinterleitner liebte diese malerische Landschaft, die dem Auge des aufmerksamen Betrachters so viel Schönheit zu bieten hatte. Und er konnte sich nicht vorstellen, sein Leben woanders zu verbringen.

Während der Bergbauer seine Runden über den Acker zog und dabei recht zufrieden mit sich und der Welt war, lag Kathrin weinend auf dem Bett in ihrer Kammer und wollte nichts sehen oder hören. Afra, ihre Mutter, stand ein wenig ratlos neben ihr und fragte vorsichtig: „Was war denn drüben los, Kathi? Warum weinst du gar so sehr? Ist der Lukas am End frech geworden?“

Afra Schindler wunderte sich, dass ihre Tochter nun noch lauter weinte. Einfühlsam versicherte sie: „Du kannst mir alles sagen, Schatzerl. Nur wein halt nimmer gar so sehr. Es tut mir im Herzen weh, das zu hören.“

Kathrin schluchzte noch ein paar Mal erstickt, dann richtete sie sich auf, schnäuzte die Nase und schaute ihre Mutter aus rot geweinten Augen hoffnungslos an.

„Ach, Mutterl, ich bin so unglücklich! Der Lukas behandelt mich allweil wie Luft. Ich weiß einfach net, was ich noch machen soll!“