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In den Highlands, ganz im Norden Schottlands, gibt es ein geheimnisvolles Haus, welches fast nur aus Totenschädeln besteht. Erbaut wurde es von einem geheimnisvollen Mann, der angeblich den Teufel angebetet hat.
Selbst jetzt, viele Jahre später, gibt es immer noch ein paar Menschen, die von dieser Gefahr wissen. Allerdings unternimmt niemand etwas dagegen, denn alle Anwohner haben viel zu viel Angst vor diesem Totenkopf-Haus. Schon viele Unwissende sind in seiner Nähe gestorben, denn das Haus braucht ständig Nachwuchs, um seine ungewöhnliche Existenz weiter zu erhalten …
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Thorsten Roth
Clarissa Hyde
Band 94
Das Totenkopf-Haus
Grusel-Roman
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer nach einem KI-Motiv von Steve Mayer by eedebee, 2024
Lektorat/Korrektorat: Ingemar Goldberger
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlungen dieser Geschichte ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Clarissa Hyde
Das Totenkopf-Haus
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Nachwort:
In den Highlands, ganz im Norden Schottlands, gibt es ein geheimnisvolles Haus, welches fast nur aus Totenschädeln besteht. Erbaut wurde es von einem geheimnisvollen Mann, der angeblich den Teufel angebetet hat.
Selbst jetzt, viele Jahre später, gibt es immer noch ein paar Menschen, die von dieser Gefahr wissen. Allerdings unternimmt niemand etwas dagegen, denn alle Anwohner haben viel zu viel Angst vor diesem Totenkopf-Haus. Schon viele Unwissende sind in seiner Nähe gestorben, denn das Haus braucht ständig Nachwuchs, um seine ungewöhnliche Existenz weiter zu erhalten …
***
Band 94
Das Totenkopf-Haus gibt es schon lange, doch schon seit vielen Jahren hat sich niemand mehr darum gekümmert. Nun rückt es aber wieder in den Fokus des Interesses, denn nicht nur eine junge Familie gerät zu sehr in seine Nähe.
Ich wurde von einer anonymen Nachricht speziell dorthin gelockt. Das sah schon alles stark nach einer Falle der anderen Seite aus. Doch wer mich inzwischen gut genug kennt, der weiß, dass ich so einer geheimnisvollen Einladung einfach folgen muss. Vor allem wenn mir noch eine Vision sagt, dass Menschen in Gefahr geraten werden.
***
»Sind wir bald da?«
Diese Frage kennt jeder, der schon einmal mit kleinen Kindern in den Urlaub gefahren ist. Meistens geht es damit schon los, wenn man noch nicht einmal auf der Autobahn angekommen ist oder den heimatlichen Ort verlassen hat. Und dabei ist man oft noch sehr weit vom eigentlichen Ziel entfernt.
Antwortet man, kommt schon wenig später die nächste Frage, weil man wieder etwas näher am Ziel dran sein müsste. Gibt man keine Antwort, dann wird solange weitergefragt, bis man dem Kind endlich eine Antwort auf seine Fragen gibt. Gibt es einen Ausweg aus dieser kleinen Krise? Wenn Sie einen finden sollten, werden sich Millionen von Eltern freuen, falls Sie Ihr neues Wissen mit ihnen teilen sollten.
Martin Pierce fiel außer dem üblichen es dauert noch etwas oder gleich, nicht viel dazu ein. Manchmal variierte er und sagte einfach nur Ja oder Nein, wobei es egal schien, welche Antwort er überhaupt abgab. Die nächste Frage kam bestimmt und ließ nicht lange auf sich warten.
Gefragt hatte ihn diesmal sein achtjähriger Sohn Bobby, für den lange Autofahrten einfach furchtbar waren. Zwar stand er auf Autos und Autorennen, aber davon war gerade nur wenig in Sicht. Sie mussten sich langsam und vorsichtig fortbewegen, was zwei Gründe hatte.
Zum einen waren sie auf einer nicht sonderlich guten Straße unterwegs, die mit vielen Kurven, Höhenwechseln und etlichen Schlaglöchern gespickt war. Zum anderen war aber das größere Problem der Wohnwagen, den sie hinten an ihrem Land Rover hängen hatten. Der wackelte immer mal wieder, sodass Martin viel Vorsicht walten lassen musste, um ein plötzliches Umkippen des Anhängers möglichst auszuschließen.
Vor allem in Abfahrten mit etwas mehr negativer Steigung oder den engeren Kurven auf dem Weg, hatte Martin Sorgen. Bisher war alles gut gegangen, aber das war keine Versicherung, dass es nicht doch noch Probleme geben würde. Das sah seine Frau ganz ähnlich, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß.
»Wir hätten doch nicht den Weg querfeldein nehmen sollen«, meinte sie nur, wobei sie nicht einfach nur rechtbehalten wollte, sondern diesen Standpunkt viel zu gerne hörte.
Die Familie Pierce, bestehend aus Martin, seiner Frau Loredana, Bobby und der zehnjährigen Ivy, befand sich auf dem Weg nach Ullapool. Dort lebten Martins Eltern und zusätzlich noch seine Großmutter, die ihren neunzigsten Geburtstag am nächsten Tag feiern wollte.
Dazu war die ganze Familie eingeladen, das waren immerhin vier Kinder, neun Enkelkinder und zusätzlich sogar acht Urenkel. Mit den aus der Großmutter hervorgegangenen Familien hätte man ein ganzes Dorf füllen können, so viele Personen waren es inzwischen.
Das hatte dazu geführt, dass Martin zum ersten Mal in seinem Leben einen Wohnwagen ausgeliehen hatte. Denn zum einen würde nicht die ganze Familie im Elternhaus untergebracht werden können, zum anderen wollten sie die Gelegenheit nutzen, um direkt im Anschluss etwas Urlaub zu machen. Zwar war es im hohen Norden des Landes lange nicht so schön und warm, wie es das in Cornwall oder an der Südküste war, aber dafür deutlich preiswerter.
Sie hatten ein Haus an der Küste angemietet, in dem es nur wenig Luxus geben sollte. Dafür lag es nah am Strand und gar nicht so weit weg von der nächsten Ortschaft, aber ansonsten in der unberührten Natur. Martin Pierce liebte das, nachdem er ganz in der Nähe aufgewachsen war. Der Rest der Familie war da allerdings eher geteilter Meinung.
Loredana liebte die Wärme und die Sonne. Sie stammte von Spaniens Ostküste und hatte Martin während des gemeinsamen Studiums in Manchester kennengelernt. Es hatte sofort zwischen ihnen gefunkt und war dann so gekommen, wie es meistens ablief.
Sie hatten geheiratet und das erste Kind war schnell auf dem Weg gewesen. Martin war seinen beruflichen Weg weitergegangen und hatte sein Studium der Logistik abgeschlossen. Damit hatte er in Manchester einen guten Job bei einem international tätigen Transportunternehmen gefunden und verdiente inzwischen gutes Geld.
Derweil hatte Loredana ihren Studiengang nicht mehr vollständig abschließen können, was ihr immer noch Kummer bereitete. Die Liebe zu Martin und später zu den Kindern war zu groß gewesen, um dafür faule Kompromisse zu schließen. Daher hatte sie dies zunächst sogar gerne gemacht. Doch jetzt nach ein paar weiteren Jahren war ihr klargeworden, dass sie damit finanziell von ihrem Ehemann abhängig war.
Das störte sie zwar nicht groß, denn alles lief gut, aber ihre eigene Freiheit hatte die feurige Spanierin mit den langen, schwarzen Haaren damit aufgegeben. Seitdem Bobby alt genug für die Schule war, jobbte sie zumindest halbtags als Sekretärin im gleichen Unternehmen. Doch das war nicht das, wie sie sich ihre berufliche Zukunft vorgestellt hatte.
Zwar wollte ihr Chef, der gleichzeitig zwei Etagen über Bobby angesiedelt war, Loredana gerne noch mehr einbinden und in Vollzeit engagieren, doch noch war der jungen Frau dies zu früh. Die Kinder waren ihr zu jung, also wartete sie erst noch weiter ab. Martin war ohnehin dagegen, doch ganz so lange würde er sich nicht mehr dagegen wehren können, das war beiden schon länger klar.
»Wir kommen doch gut voran«, antwortete Martin nur, wobei er selbst wusste, dass das nur bedingt stimmte.
»Wenn du damit meinst, mit kaum mehr als zwanzig Meilen die Stunde über eine unbefestigte und mit jeder Menge Huckeln versehene Landstraße zu rasen, wäre schnell …«
»Es geht halt nicht schneller, sonst kippt am Ende noch der Wohnwagen um.«
»Wären wir über die Autobahn gefahren, hätten wir dieses Problem erst gar nicht. Die ist nämlich eben und da geht es nicht nur ständig hoch und runter oder in scharfe Kurven nach links und rechts.«
»Aber so viel schneller wären wir da auch nicht. Hier sparen wir etliche Meilen, weil der Weg deutlich kürzer ist.«
»Ja, aber nur weil wir vorher unbedingt diesen Umweg fahren mussten.«
Loredana spielte darauf an, dass sie auf dem Hinweg über Findon Mains gefahren waren. Sie kennen die Stadt nicht, das ist aber kein Wunder. Es ist eine kleine Ortschaft, die direkt an der A9 in Richtung Norden liegt, ungefähr auf halber Strecke zwischen Inverness und Alness. Wer den Ort Alness nicht mehr kennt, kann sich gerne an anderer Stelle etwas mehr darüber informieren (siehe Clarissa Hyde, Band 54: »Schloss Hyde«).
Zwar liegt Findon Mains, genauso wie Ullapool, nördlich von Inverness, aber Ullapool liegt deutlich weiter westlich. Dorthin führt die A835, die von der A9 kurz hinter Inverness abzweigt. Um jetzt wieder zurück in die korrekte Richtung zu gelangen, gab es genau zwei Möglichkeiten.
Entweder die ganze Strecke bis fast nach Inverness wieder zurück zu fahren, aber das waren über vierzig Meilen mehr. Oder noch ein kleines Stück weiter nach Norden und von dort aus querfeldein. Dieser Weg war viel kürzer, aber deutlich einsamer und langsamer. Martin hatte insgeheim gehofft, doch etwas schneller voranzukommen, aber er musste sich den Gegebenheiten halt anpassen.
»Du weiß doch Liebling, es ging nicht anders. Wir hätten einen Spezialkurier engagieren müssen und das hätte viel zu hohe Kosten für das Unternehmen bedeutet.«
»Aber warum musstest du unbedingt diesen Umweg fahren. Hätten wir nicht genug Transporter irgendwo unterwegs gehabt, um dieses Zeug dorthin zu bringen?«
»Leider gerade nicht. Und du weißt, ich habe die besten Informationen, weil ich direkt an der Quelle sitze. Mein Chef mag es sehr, wenn ich mal etwas unkonventionelle Lösungen finde, um solche logistischen Probleme zu lösen.«
»Dann könnte sich dies demnächst einmal in Form einer Beförderung oder zumindest einer Gehaltserhöhung widerspiegeln, findest du nicht?«
»Die kommt bestimmt, da bin ich mir sicher.«
»Bekommst du wenigstens das Benzin für den Umweg erstattet?«
»Darüber haben wir gar nicht gesprochen, das habe ich vergessen. Aber ich darf das als Arbeitszeit einbuchen, das ist doch immerhin etwas. Wer kann schon mit seiner Familie in Urlaub fahren und das gleichzeitig als Arbeitszeit abrechnen?«
»Die Wenigsten wahrscheinlich. Aber dafür sitzen wir irgendwo am Arsch der Welt fest und kommen nicht richtig voran.«
»Du hast meine alte Heimat noch nie so richtig gemocht, oder?«
»Das stimmt nicht. Ich mag deine Familie, dein Elternhaus, selbst die Stadt Ullapool ist schön. Etwas grau vielleicht. In Spanien haben wir wahrscheinlich mehr Sonnenstunden am Tag, als ihr sie hier in einem ganzen Monat habt.«
»Ich habe dir schon hundertausendmal gesagt, du sollst nicht immer so übertreiben!«
Sie lachten beide darüber. Zwar fetzten sie sich gerne mal, aber das gehörte zu ihrem Alltag irgendwie mit dazu. Am Ende standen oft entweder ein Versöhnungskuss oder das gemeinsame Lachen. Der heiße Sex nach einem ausnahmsweise mal etwas heftigeren Streit, war dabei meistens noch am schönsten.
Heute war Loredana aber besonders unzufrieden mit allem. Schon sehr früh hatte sie die Kinder eingepackt, um in den Familienurlaub zu fahren. Mit diesem Geburtstag als Zwischenstation und notwendiges Übel auf dem Weg. Aber sie hatten kurzfristig noch einmal umplanen müssen, weil ein ganz neuer Großkunde der Firma ganz überraschend schnell mit sehr viel Umsatz gedroht hatte.
Loredana wusste, dass der neue Partner viele Waren zu transportieren hatte, die Zusammenarbeit sollte sogar schon nächste Woche losgehen. Aber es musste alles seine Ordnung haben, deshalb sollten die durchaus recht umfangreichen Verträge noch vor dem Wochenende von beiden Seiten unterzeichnet werden.
Zwar wurden solche Dokumente meist einfach per E-Mail hin- und hergeschickt, um sie von beiden Seiten kurz prüfen und dann unterzeichnen zu lassen, doch ihr neuer Partner war da etwas altmodischer.
Ein Kurier hätte es natürlich getan, aber der hätte das aufgrund der Entfernung heute und während der normalen Arbeitszeit kaum noch geschafft. So hatte Martin die Papiere stattdessen persönlich abgegeben wollen und sollen, um zwei Stunden später eine kurze Mitteilung auf seinem Handy zu erhalten, dass das Geschäft unter Dach und Fach wäre.
Dies würde seine Chancen auf eine baldige Beförderung weiter hochschnellen lassen, denn die war schon länger fällig, wenn nicht sogar überfällig. Aber in einem recht altmodischen Unternehmen, da dauerte das mitunter schon mal etwas länger.
Loredana ärgerte sich aber nicht nur über den kurzfristigen Auftrag der Geschäftsleitung, sondern vor allem über den geplanten Badeurlaub ganz weit oben im Norden des Landes. Das hier war eben nicht Spanien.
Es war meistens kalt, regnerisch und windig und das Baden im Meer erinnerte oftmals mehr an Eistauchen. Man konnte zwar ganz gut rein ins Wasser, um sich zu erfrischen, aber es war hier oben schon manchmal extrem kalt. Der Golfstrom kam hier nicht mehr so richtig vorbei, und das merkte man.
Sie kannte das schon, die beiden Kinder zum Glück noch nicht. Ivy war erst zwei Jahre alt gewesen, als sie das letzte Mal hier ihren Urlaub verbracht hatten. Das Kind konnte sich daher kaum noch daran erinnern, während Bobby noch ein ganz kleines Baby gewesen war. Aber bei ihr als Mutter würden die Kinder ankommen und sich über den Urlaub beschweren.
Sie konnte schon jetzt hören, was sie sagen würden: Das Wasser ist zu kalt, es regnet ständig, hier gibt es keine anderen Kinder zum Spielen, man hat überhaupt nichts, womit man spielen kann, es gibt keinen Spielplatz und das Fernsehprogramm ist schlecht.
Wie würde das erst aussehen, wenn Ivy in der Pubertät angekommen sein sollte und nach Jungs Ausschau hielt und dafür abends in eine Disco wollte? An der letzten Diskothek auf dem Weg nach Norden waren sie vielleicht schon vor längerer Zeit vorbeigefahren. Zumindest stand das zu befürchten.
Loredana war nicht zimperlich und meist recht leicht zufrieden zu stellen. Aber selbst sie mochte neben den wärmeren Temperaturen in südlicheren Gefilden vor allem entspannte Spaziergänge an der Strandpromenade, das Shoppen in angesagten Boutiquen oder nette Gespräche mit den Einheimischen.
Hier war kein Strand zu sehen und die Promenaden bestanden aus Weidezäunen. Das Shoppen beschränkte sich auf Bauernhöfe für den Nachkauf von Lebensmitteln und nette Gespräche konnte sie höchstens mit den zahlreichen Schafen oder Möwen führen.
»Siehst du, da vorne ist Glensgaich!«, meinte Martin und deutete auf das Hinweisschild und gleichzeitig auf den Kirchturm, der nun vor ihnen auftauchte.
Loredana war noch nie hier gewesen, aber sie erhoffte sich wenigstens die Möglichkeit, sich einmal kurz die Beine zu vertreten, auf eine Toilette zu können und vielleicht eine Tasse Kaffee zu trinken.
Die Enttäuschung war dann umso größer für sie. Glensgaich konnte man bei bestem Willen nicht als eine Stadt bezeichnen, maximal als ein größeres Dorf. Und das wahrscheinlich nur gemessen im Vergleich zu den kleinen Nestern, die es hier sonst noch so gab.
»Wolltest du hier nicht halten?«, wollte Loredana wissen, nachdem Martin bereits am Ortskern vorbeigefahren war.
Der Begriff Ortskern sei hier etwas ausführlicher erklärt, denn den durchfuhr man selbst bei Martins geringer Geschwindigkeit in nur wenigen Sekunden. An der Hauptstraße befanden sich insgesamt recht wenige Häuser, darunter ein Pub, ein Krämerladen und eine Tankstelle, bei der man nicht einmal erkennen konnte, ob sie geöffnet hatte oder geschlossen war.
»Hier halten? In dem Nest?«
»Wolltest du nicht noch einmal nachtanken?«
»Hier? Hast du die Preise gesehen? Wahrscheinlich fahren sie das Benzin mit Ochsenkarren zu dieser Tankstelle, sonst wäre es wohl nicht so teuer.«
Mehr sagte Martin nicht, weil er gemerkt hatte, dass er sich selbst über seine eigene Heimat lustig gemacht hatte. Das war eigentlich nicht sein Plan gewesen und würde höchstens seine Frau mit neuer Munition für ihre kleinen, diversen Diskussionen versorgen.
Aber sie hatte recht, das vorhandene Benzin wurde schon langsam knapper. Aber es waren nur noch wenige Kilometer bis zurück zur Hauptstraße, da würde das Tanken an einem der Rastplätze neben dem Highway wieder deutlich günstiger sein.
»Reicht denn der Sprit bis zum Ziel?«
»Bestimmt, Liebling. Wir waren ja langsam und es sind nur noch wenige Kilometer.«
»Das mit dem langsam stimmt auf jeden Fall. Ich wäre aber gerne zur Toilette gegangen oder hätte einen Kaffee getrunken.«
»Wir wollen doch noch im Hellen ankommen, oder nicht? Dann sollten wir uns etwas ranhalten!«
Loredana antwortete nicht mehr. Sie kannte die Strecke nicht so gut wie ihr Mann, aber es war schon früher Abend. Bis zum Ziel schafften sie es im Hellen bestimmt nicht mehr. Das war nicht ganz so schlimm, das letzte Stück des Weges kannte Martin ja wieder ganz gut. Aber Loredana hatte erhebliche Zweifel, dass sie bei ihrer momentanen Geschwindigkeit diese einsame Gegend schnell genug durchfahren konnten.
Ein Gutes hatte die niedrige Geschwindigkeit, denn beide Kinder waren darüber eingeschlafen. Das war kein Wunder. Sie waren früh aufgestanden, aber viel zu sehen gab es unterwegs nicht. Viele Schafe, viele Vögel und ansonsten viel Landschaft, bestehend aus Bergen, Wiesen und ab und zu ein paar Mooren.
Das hier gehörte bereits zu den Highlands und lag damit nur noch am Rand der Zivilisation. Führe man von diesem Weg aus weiter direkt nach Norden, so hätte man diese komplett verlassen. Mal davon abgesehen, dass es kaum passierbare Straßen durch die Berge gab.
Selbst hier im Norden Schottlands merkte man die Landflucht. Immer mehr junge Leute zogen in die großen Städte wie Edinburgh, Aberdeen oder Glasgow, wenn nicht sogar gleich nach Englands große Metropolen wie Manchester, Liverpool oder London. Die alten Ortschaften starben so langsam aus und kaum irgendwo konnte man diesen Trend so gut beobachten wie in dieser Gegend.
Immerhin hatten sie ihre Ruhe und konnten einigermaßen entspannt fahren. Die Kinder schliefen und Verkehr gab es kaum. Das letzte Auto hatten sie in Glensgaich gesehen, aber selbst das war nur am Straßenrand abgestellt worden.