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Über der sonnigen Urlaubsinsel Sylt ziehen sich erneut dunkle Wolken zusammen.
Hanna Martens hat sich als neue Pathologin inzwischen ein wenig auf Sylt eingerichtet und zudem einen weiteren Job gesucht, um finanziell besser über die Runden zu kommen. Da taucht eines Tages der BKA-Ermittler Alfons Lang auf und erklärt gegenüber der Polizei, dass ein Serienmörder bald auf der Insel zuschlagen würde, weil dieser dies bereits nach seinem letzten Mord so angekündigt hatte.
Zunächst wird der erfahrene Kriminalpolizist nicht so richtig ernst genommen, doch spätestens nach dem ersten Mord gehen die Ermittlungen richtig los und man arbeitet seitdem aktiv zusammen. Es sind Leichen zu untersuchen, Täterprofile zu erstellen, Handschriften zu vergleichen, medizinische Gutachten einzuholen, Fahndungslisten abzugleichen, und noch einiges mehr. Trotzdem ist ihnen der Mörder scheinbar immer einen Schritt voraus und macht sich gleichzeitig noch über die chancenlose Polizei lustig.
Schon wenig später gibt es die zweite Leiche. Danach dauert es nicht mehr lange, bis die neue Pathologin der Urlaubsinsel selbst ins Fadenkreuz des Killers gerät.
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Thorsten Roth
Mit dem BKA auf
Mörder-Hatz
Die Pathologin ermittelt
Band 2
Sylt-Krimi
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Sophie Weber nach Motiven, 2024
Lektorat/Korrektorat: Ingemar Goldberger
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Die Pathologin ermittelt, Band 2
Mit dem BKA auf Mörder-Hatz
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
27. Kapitel
Über der sonnigen Urlaubsinsel Sylt ziehen sich erneut dunkle Wolken zusammen.
Hanna Martens hat sich als neue Pathologin inzwischen ein wenig auf Sylt eingerichtet und zudem einen weiteren Job gesucht, um finanziell besser über die Runden zu kommen. Da taucht eines Tages der BKA-Ermittler Alfons Lang auf und erklärt gegenüber der Polizei, dass ein Serienmörder bald auf der Insel zuschlagen würde, weil dieser dies bereits nach seinem letzten Mord so angekündigt hatte.
Zunächst wird der erfahrene Kriminalpolizist nicht so richtig ernst genommen, doch spätestens nach dem ersten Mord gehen die Ermittlungen richtig los und man arbeitet seitdem aktiv zusammen. Es sind Leichen zu untersuchen, Täterprofile zu erstellen, Handschriften zu vergleichen, medizinische Gutachten einzuholen, Fahndungslisten abzugleichen, und noch einiges mehr. Trotzdem ist ihnen der Mörder scheinbar immer einen Schritt voraus und macht sich gleichzeitig noch über die chancenlose Polizei lustig.
Schon wenig später gibt es die zweite Leiche. Danach dauert es nicht mehr lange, bis die neue Pathologin der Urlaubsinsel selbst ins Fadenkreuz des Killers gerät.
***
Eine gute Woche war inzwischen vergangen, seitdem Hanna Martens zum ersten Mal die Insel Sylt betreten hatte. Am Anfang war sie davon gar nicht begeistert gewesen. Sie als totaler Großstadtmensch, der den Großteil ihres Lebens in Flensburg und Hamburg verbracht hatte, sollte nun in der Provinz arbeiten?
Zwar befanden sich in Westerland, der Hauptstadt der Insel, meist deutlich mehr als die regulären gut neuntausend Einwohner, doch der Großteil davon waren dann Touristen oder Ausflügler. Damit war Westerland nur ein besseres Dorf, bestenfalls eine Kleinstadt im Vergleich zur Metropole Hamburg.
Am Anfang hatte sie sich zudem mit Kommissar Sven Hansen mehrfach gefetzt und war kurz davor gewesen, den Job als Inselpathologin wieder hinzuschmeißen.
Doch sie und der Kommissar hatten sich trotz gewisser Reibereien zusammengerauft und waren letztendlich sogar zu einem guten Team geworden. So gut, dass sie eine Mordserie sehr schnell aufgeklärt hatten. Das war ohnehin dringend nötig gewesen, denn Frieda, die Tochter des Kommissars, hätte das nächste Opfer des Killers und Vergewaltigers werden sollen.
Frieda war andererseits nicht ganz unschuldig daran, dass Hanna sich auf der Insel so gut eingewöhnt hatte, außerdem hatte sie sich sehr bemüht, die beiden so unterschiedlichen Erwachsenen in Einklang zu bringen. Man hätte sie dafür eine Kupplerin nennen können, doch Friedas Gespür und emotionale Intelligenz waren für ihr Alter von gerade einmal dreizehn Jahren schon extrem gut ausgebildet.
Am Ende hatten sich die beiden Partner sogar ineinander verliebt, wobei körperliche Anziehung und ein wenig von Gegensätzen ziehen sich bekanntlich an, eine gewichtige Rolle gespielt haben dürften. Letztendlich hatte Sven der Pathologin Hanna lieber beigestanden, als den Killer zu verfolgen. Dies hatte schließlich zu einer ersten gemeinsam verbrachten Nacht geführt.
Das lag nun eine Woche zurück, in der sich Hanna Martens viele Gedanken über die Entwicklung der letzten Tage gemacht hatte. Zwar war sie immer noch nicht überzeugt davon, dass das kleine Westerland besser zu ihr passen würde, als Hamburg oder Flensburg, doch sie spürte eine gewisse Anziehungskraft von dieser Insel ausgehen, die vor allem mit Sven und Frieda zu tun hatte.
Sie hatte sich daher entschlossen, das Angebot von Ulrich Wester anzunehmen, dem Leiter der Mordkommission und des Reviers in Westerland. Sie würde von nun an fest den Job als Pathologin übernehmen, in enger Zusammenarbeit mit den Ermittlungsbehörden um Polizei und Staatsanwaltschaft.
Die Chance, mal doch etwas länger an einem Ort bleiben zu können und nicht mehr immer nur als ein Springer von Ortschaft zu Ortschaft verschoben zu werden, hatte ihr das Ganze noch etwas schmackhafter gemacht.
Allerdings hatte sie zwei Punkte von Anfang an gleich klarmachen wollen. Zum einen wollte sie nicht sofort bei den Hansens einziehen, das wäre ihr deutlich zu schnell gegangen. Nachdem ihre letzte Beziehung erst vor kurzem in die Brüche gegangen war, war sie für etwas Neues noch nicht wieder bereit. Reiner Sex fiel allerdings nicht in diese Rubrik.
Außerdem wollte sie ihre Unabhängigkeit bewahren, die sie gerade erst wieder ganz neu für sich gewonnen hatte. Der andere Punkt war, dass sie nicht nur für die Polizei arbeiten wollte, was finanziell bestimmt knapp geworden wäre, denn Sylt war ziemlich teuer.
Ihr Vorgänger, Dr. Henning, war damals als Allgemeinmediziner nach Westerland gekommen und hatte den Job des Pathologen zusätzlich übernommen. Hanna wollte das nicht. Sie wollte keine eigene Praxis aufbauen, weil sie ohnehin noch nicht sagen konnte, wie lange ihr Ausflug auf die Insel andauern würde.
Sie wollte daher eine andere Zweitbeschäftigung haben, ohne dabei selbständig zu sein, beziehungsweise zu werden. Und da Sven Hansen und Ulrich Wester das durchaus begrüßten, hatten diese ihre Beziehungen spielen lassen und der neuen Kollegin ein Einstellungsgespräch im noch recht neuen Westerländer Unfallkrankenhaus verschafft.
Dieses Gespräch war sehr gut verlaufen, sodass sie schon an diesem Freitag ihre neue Stelle antreten sollte, um erst einmal ein wenig reinzuschnuppern.
Etwas nervös war sie davor schon. Zwar hatte sie natürlich eine völlig normale medizinische Ausbildung durchlaufen, doch Pathologie und Unfallopferbehandlungen waren zwei völlig unterschiedliche Dinge. Hanna wusste daher nicht mit absoluter Gewissheit, ob sie das schaffen würde, denn der Druck war in dem neuen Feld ganz anders.
Beim Sezieren der Leichen hatte sie nur wenig Zeitdruck, außerdem konnte sie den Gesundheitszustand der ihr anvertrauten Personen nicht mehr weiter verschlechtern. Bei lebenden Patienten sah das ganz anders aus. Zwar wusste sie noch alles, was sie mal während des Studiums gelernt hatte, doch die praktischen Erfahrungen fehlten ihr bislang.
Außerdem fürchtete sie sich ein wenig davor, dass sich ihre neuen Patienten während oder nach der Behandlung rühren würden. Zwar hatte wahrscheinlich jeder Pathologe ein wenig Respekt davor, dass seine Leichen aufstehen und als Zombies das Morden beginnen würden. Doch Hanna musste sich erst mal daran gewöhnen, dass ihre Patienten in der Klinik wirklich wieder aufstanden oder zumindest wieder aufstehen wollten. Jedenfalls war dies das primäre Ziel der Behandlungen.
Das Bewerbungsgespräch hatte sie mit dem Chefarzt Dr. Theo Welver und dem Geschäftsführer Dieter Jurke geführt. Der Chefarzt war dabei sehr locker, aber gleichzeitig sofort sehr interessiert an Hanna gewesen.
Ihn hatte es nicht im Mindesten gestört, dass sie wenig Erfahrung in praktischer Medizin, Chirurgie und Unfallmedizin besaß. Er suchte vor allem nach einer Unterstützung für sein Team, welches schon länger chronisch unterbesetzt war, weil immer mehr Ärzte lieber in die großen Städte zogen.
Außerdem hielt Herr Jurke auf allen Ausgaben seinen Finger drauf und achtete stets auf die Kosten. Ihm war es gar nicht recht, der neuen Mitarbeiterin einen relativ offenen Vertrag anzubieten, der sehr flexibel genutzt werden konnte.
Die Polizei und Hannas Job als Pathologin, würden dabei Vorrang haben. In der restlichen Zeit sollte Hanna Martens das Unfallkrankenhaus so gut wie möglich unterstützen und damit gleichzeitig ihre eigenen Fähigkeiten in der Chirurgie weiterentwickeln.
Wie besprochen lief sie dann gegen neun Uhr zum ersten, oder besser zum zweiten Mal im Unfallkrankenhaus auf, welches am Rand von Westerland platziert worden war. Hier befand es sich an der Verbindung vom Norden, Süden und Osten der Insel, also optimal, um keine Zeit für die Versorgung der Unfallopfer zu verlieren. Natürlich nicht vom Westen, denn da befand sich lediglich die Nordsee.
Das Krankenhaus mit dem einfachen Namen UKS für Unfall-Krankenhaus Sylt, war sehr gut und modern ausgestattet, hatte einen eigenen Hubschrauberlandeplatz und dazu mehrere Krankenwagen im Einsatz. Es war schließlich das einzige seiner Art auf der Insel und übernahm sogar immer mal wieder Notfälle vom Festland, die man sonst vielleicht nach Hamburg hätte transportieren müssen.
Heute war es sehr ruhig, dies erkannte Hanna bereits, als sie das Gebäude betrat. Die junge Frau am Empfang hatte schon von der neuen Kollegin gehört und informierte direkt Dr. Welver, der Hanna einige Minuten später freudig begrüßte.
»Frau Dr. Martens, ich freue mich, Sie hier an Ihrem neuen Arbeitsplatz begrüßen zu dürfen.«
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite, werter Kollege.«
»Sie haben einen guten Tag für den Antritt Ihrer neuen Stelle gefunden, denn heute ist bisher nicht viel los. Wobei die Betonung gleichzeitig auf den Worten heute und bisher liegen sollte. Das ist nämlich nicht immer so«, erklärte er mir, während er seine neue Mitarbeiterin auf einen Rundgang mitnahm, um ihr die Klinik und alle wichtigen Plätze darin vorzustellen.
»Das kenne ich. Ich war ja schon mal ein paar Tage in Hamburg in der Unfallklinik, da war ständig Hochbetrieb.«
»Ja, das sagten Sie ja bereits. Daher glaube ich, dass Sie absolut die Richtige für uns sind, Sie kennen sogar den Alltag in einem Unfallkrankenhaus bereits.«
»Kennen ist vielleicht zu viel gesagt, aber es hat mich zumindest nicht über Gebühr abgeschreckt.«
»Das ist eine gute Einstellung, nicht jeder Mediziner oder jede Medizinerin ist für die Arbeit in einer Unfallklinik geeignet. Bei uns gilt es, schnell Entscheidungen zu treffen, die oftmals über Leben und Tod der Patienten entscheiden. Hatten Sie selbst schon mal damit zu tun?«
»Nein, bisher hatte ich sowieso nur als Assistentin der Chefärzte, oder als Praktikantin mit solchen Entscheidungen zu tun, musste sie daher noch nie selbst treffen. In den letzten Jahren stellte sich diese Frage ohnehin nicht für mich, denn da waren meine Patienten immer bereits tot.«
»Ja, das stimmt natürlich. Hier sollten Sie alles dafür tun, dass diese nach der Behandlung wieder aufstehen und weiterleben können!«
»Das sollte das primäre Ziel sein. Ich denke, ich werde diese Umstellung bewältigen können.«
»Ich habe übrigens größten Respekt vor der Pathologie, wenn ich Ihnen das mal so sagen darf, Frau Kollegin. Gewiss, Ihre Arbeit ist anders als bei uns. Wir haben immer Zeitdruck und wollen den Patienten retten, das ist bei Ihnen anders. Sie können viel wissenschaftlicher an die Arbeit herangehen, sich Zeit lassen, aber trotzdem ist Ihre Arbeit wichtig, denn sie entscheidet oftmals, ob man die Mordmerkmale richtig erkennt und später dadurch die Täter ermitteln kann. Der Druck ist damit ganz anders, aber natürlich nicht als weniger wichtig einzuschätzen.«
»Das ist richtig. Ich mag es sogar, selbst ein klein wenig Detektiv zu spielen. Oder eher die Ermittlungsbehörden so gut wie möglich bei deren Arbeit zu unterstützen. Das hat sich für mich immer mal wieder so ergeben.«
»Dann haben Sie Spaß an Ihrer Arbeit, das ist sehr gut. Für die meisten Mediziner ist es schwer, ständig mit dem Tod konfrontiert zu sein. Für Sie ist das normal, Ihre Kunden sind immer schon tot. Aber bei uns sterben sie leider manchmal erst auf dem OP-Tisch. Für die meisten Kollegen und Kolleginnen ist das der schwerste Teil ihrer Arbeit in der Unfallmedizin.«
»Da bin ich wahrscheinlich schon etwas mehr abgestumpft. Aber nicht zu sehr, um nicht mit vollem Einsatz für das Überleben der Patienten zu kämpfen.«
»Eine gute Einstellung. Dazu wollte ich Sie noch etwas fragen, hoffentlich kommt Ihnen das nicht zu indiskret vor. Haben Sie schon mal einen Patienten verloren, oder waren Sie dabei, als jemand starb?«
»Als Verantwortliche noch nicht, als Assistentin schon. Mein damaliger Chef hatte es als Chirurg mit einem Genickbruch und diversen anderen Brüchen nach einem Sturz aus dem vierten Stock zu tun. Wir hatten erst sogar noch etwas Hoffnung, den jungen Mann retten zu können, doch letztlich haben wir es doch nicht geschafft. Daher ja, ich kenne das Gefühl.«
»Das kann für Sie hier sehr wichtig sein, denn trotz aller medizinischen Künste gibt es immer wieder Patienten, denen wir nicht mehr ausreichend helfen können. Ja, wir sind nun schon durch mit unserem Rundgang, der natürlich im Pausenraum endet. Den teilen sich Ärzte und Schwestern bei uns übrigens, wir haben lediglich noch einen extra Raum für Schreibarbeiten oder zum Schlafen. Dort hinten sehen Sie eine abschließbare Umkleide, einen Kühlschrank haben wir hier auch. Und natürlich, ganz extrem wichtig, die Kaffeemaschine. Die gültige Regelung bei uns ist, wer den letzten Kaffee aus der Kanne nimmt, der macht neuen.«
»Das kriege ich hin.«
Dr. Welver wollte gerade noch zu einer weiteren Erklärung ansetzen, als eine Schwester in den Ruheraum kam und ihren Chef mit ruhiger Stimme ansprach.
»Herr Doktor, wir haben einen aktuellen Notfall in OP-1.«
»Worum handelt es sich?«
»Erhebliche Magenprobleme mit Blutungen, wir haben alles für eine Notoperation vorbereitet.«
»Gut, das hört sich dann nach Ihrem ersten Einsatz bei uns an, Frau Kollegin!«
»Ich soll?«, fragte Hanna zurück, die plötzlich realisierte, dass aus dem gemütlichen Morgen ganz schnell blutiger Ernst für sie werden konnte.
Sie hatte gedacht, etwas mehr Einarbeitungszeit zu erhalten, öfter mal den Kollegen über die Schulter schauen zu können oder ihnen lediglich bei Operationen zu assistieren. Gleich ins kalte, ins eiskalte Wasser geworfen zu werden, irritierte sie, versetzte sie aber nicht in Panik.
»Ja, natürlich. Ich denke, es wird kein so schwerer Fall werden, außerdem schaue ich Ihnen dabei zu. Sie werden das schon schaffen! Am besten, Sie ziehen sich gerade um, damit Ihre schöne Kleidung hinterher nicht voller Blut ist!«
Dieser locker dahingesagte Satz klang für Hanna doch etwas anders. Blut klang gar nicht so gut, doch natürlich hatte ihr Chef recht. Zudem konnte sie sich auf ihr medizinisches Wissen verlassen, daher nickte sie und begab sich mit ihrer mitgebrachten Tasche in den Umkleideraum.
Da Hanna Martens nicht wusste, wie schlimm dieser Notfall sein würde, beeilte sie sich beim Umziehen, ohne dabei in Hektik zu verfallen. Es musste noch genug Zeit bleiben, um vorher einmal tief durchzuatmen, damit ihr inzwischen leicht gerötetes Gesicht weiterhin mit ausreichend Sauerstoff versorgt blieb.
Als sie fertig war, führte die Schwester sie in den Operationssaal, wo der Patient bereits lag.
Normalerweise besprechen Ärzte ja gerne ihre Operationen vorher mit den Patienten, um sie kennenzulernen und denen gleichzeitig die Angst vor der Behandlung zu nehmen. In einem Unfallkrankenhaus war dies natürlich so nicht möglich, da musste operiert werden, was auf den Tisch kommt. Und zwar meist sehr schnell.
In diesem Fall hatte Hanna sogar überhaupt keinen Eindruck von ihrem Patienten, denn der war komplett eingepackt. Der Körper, der Kopf, selbst die Füße waren unter blauer Folie versteckt, wie sie normalerweise verwendet wurde.
Nur der Bauchraum, und selbst da nur ein kleiner Teil, war bereits geöffnet. Dr. Welver stand bereits mit einem Skalpell bewaffnet neben dem Patienten und deutete seiner neuen Kollegin an, die Leitung der Operation zu übernehmen.
Vorher stand noch schnell das medizinische Routineprogramm an, Hände waschen, Desinfizieren, Handschuhe drüber, dann war sie bereit.
»Was haben wir hier?«, fragte sie betont souverän, obwohl sie schon vor ihrer ersten Operation im neuen Krankenhaus ins Schwitzen gekommen war.
»Akute Magenentzündung, ein recht schwerer Fall. Ich habe alles schon für Sie vorbereitet, Sie können übernehmen!«
Sie hatte schon etliche Jahre nicht mehr normal operiert, außer halt an Leichen rumgeschnippelt. Sollte sie froh sein, dass ihr der Kollege bereits das Öffnen der Haut abgenommen hatte? Da war sie eigentlich besonders gut und erfahren drin, doch ihre Patienten waren da ja immerhin schon tot.
Beherzt übernahm sie den virtuellen Staffelstab und schaute sich das Innenleben ihres Patienten genauer an. Ihr fiel zuerst das viele Blut auf, was natürlich störte, doch damit musste sie leben. Hoffentlich war es fachmännisch, was sie da tat, dachte sie. Sie wollte keinen Patienten verlieren, aber vor allem nicht ihren allerersten hier.
Nebenbei versuchte sie zu kommunizieren, was sie sah und was sie tat, was von Dr. Welver explizit begrüßt wurde. Sie kam sich ein wenig wie in einer Prüfungssituation vor. Es fühlte sich gar nicht so sehr wie ein Notfall an, Druck gab es aber trotzdem genug. Vielleicht lag es daran, dass sie besonders ruhig blieb und ihre Arbeit eher noch routinierter durchführte, als sie das vielleicht früher getan hatte oder hätte.
Schon nach relativ kurzer Zeit hatte sie den Übeltäter gefunden. Es war ein rostiger Nagel, der anscheinend von außen den Magen erreicht hatte. Unlogisch, aber ein normaler Mensch futterte ja keine solchen Nägel von ungefähr sechs Zentimetern Länge.
Der Nagel hatte die Magenwand bereits beschädigt, doch das ließ sich leicht reparieren. Sie ließ erst etwas von dem Blut absaugen, um dann die beschädigten Stellen wieder zusammen zu schnüren.
Als sie damit schließlich fertig war, ließ Dr. Welver die restliche Arbeit von einem Kollegen übernehmen, der ihr bislang noch nicht vorgestellt worden war. Der Chefarzt nahm sie ein Stück zur Seite, wo man sich besser unterhalten und sie sich das Blut vom Kittel abwaschen konnte.
»Ihre erste Operation bei uns war ein großer Erfolg, Frau Dr. Martens.«
»Das freut mich. Ich hätte die arme Sau aber auch selbst zusammengeflickt.«
»Oh, Sie haben es bemerkt.«
»Ich habe von solchen kleinen Scherzen für neue Kollegen schon mal gehört. Wahrscheinlich wollten Sie aber einen kleinen Test machen, wie gut mein Handwerk ist, beziehungsweise ob ich das nervlich durchstehe.«
»Sie haben das sehr gut gemacht. Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, aber Sie gleichzeitig beglückwünschen. Nicht jedes frühere Schwein hat das Treiben auf unserem Operationstisch überlebt.«
»Wie kommen Sie eigentlich an ein lebendes Schwein heran?«
»Meine Eltern haben einen Bauernhof mit sehr vielen Schweinen, sie schlachten sogar selbst. Wir haben einen Deal, dass ich mir immer mal wieder ein Schwein ausleihen darf, was sowieso später geschlachtet würde. Ist halt ein guter Test, leider haben Sie ihn viel zu früh erkannt.«
»Ich habe mir während der Arbeit so meine Gedanken gemacht.