Dämonen der Zeit - Artur Brausewetter - E-Book

Dämonen der Zeit E-Book

Artur Brausewetter

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Beschreibung

Klaus Körber hat zu seinem dreißigsten Geburtstag eingeladen, die Gäste kommen bald. Gerade noch prüft er Frack, Binde und Oberhemd, als ihm sein Diener den Prokuristen des Handelshauses "Körber & Sohn" ankündigt, der sich nicht vertrösten lässt. Körber erfährt, dass das Handelshaus in den kommenden Tag bankrott sein wird, wenn es ihm nicht gelingt, zwei Geschäftspartner zu bewegen, kulanterweise von den Lieferverträgen des Hauses zurückzutreten. Dies erscheint ihm möglich, waren beide doch schon langjährige Freunde seines Vaters. Doch zu seinem Schrecken muss er am folgenden Tag erfahren, dass gerade der alte Tenerissen dazu nicht bereit ist. Er wirft Körber vor, kein Kaufmann zu sein und fordert ihn auf, sein Geschäft aufzugeben. Körber zieht daraufhin in die Welt, zunächst Danzig, wo er in dem Geschäft seines alten Obersten und Gönners als Angestellter unterkommt. Als der Alte vor seinen Augen stirbt, beginnt seine Odyssee überhaupt erst. Wird Körber eines Tages an sein Ziel kommen?-

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Artur Brausewetter

Dämonen der Zeit

Ein Roman

Saga

Ebook-Kolophon

Artur Brausewetter: Dämonen der Zeit. © 1925 Artur Brausewetter. Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2015 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen 2015. All rights reserved.

ISBN: 9788711487631

1. Ebook-Auflage, 2016

Format: EPUB 3.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com - a part of Egmont, www.egmont.com.

Erstes Buch

Klaus Körber feierte seinen dreissigsten Geburtstag. Er war gerade beschäftigt, Frack, Binde und Oberhemde einer letzten Prüfung zu unterziehen, als Moritz, sein junger Diener, erschien.

„Herr Steinwender,“ meldete er in der ihm anerzogenen Kürze.

„Jetzt unmittelbar vor der Gesellschaft? Unmöglich.“

„Er kame in einer wichtigen Angelegenheit.“

„Er soll sie morgen früh vortragen.“

Nach einer Minute kehrte der Diener zurück: „Herr Steinwender muss den Herrn sofort und unter allen Umständen sprechen.“

„Zum Teufel auch!“ brauste Klaus Körber auf, nahm aber die Hausjacke von dunkelblauem Samt, die der Diener ihm reichte.

„Suche mir inzwischen eine andere Weste aus. Diese wirft eine Falte. Auch das Vorhemde ist nicht steif genug. Ich habe dir oft genug gesagt: unter dem Frack muss es wie ein Panzer sitzen.“

Im Empfangszimmer, das bereits zur Begrüssung der Gäste hergerichtet und von einer Wolke feinen Fliederdufts erfüllt war, stand ein kleiner, verhutzelter Mann mit grauem, verknittertem Gesicht und nüchternen Augen, die missvergnügt in diese Welt der Pracht und des Luxus hineinblinzelten: Herr Steinwender, der mit der Firma altgewordene Prokurist des Hauses „Körber & Sohn“. So hiess es bereits von Klaus’ Grossvater her, der es vermöge seines kaufmännischen Geschickes und eines ehernen Fleisses aus den kleinsten Anfängen zu Weltruf gebracht hatte.

„War es notwendig, dass Sie mich ausgerechnet in diesem Augenblicke sprechen mussten?“

„Es war notwendig.“

„Sie sind doch selbst geladen —“

„Ich bedaure. Es ist mir nicht möglich ... beim besten Willen nicht möglich, Herr Körber.“

„Nicht möglich?“

„Sie werden mich verstehen, wenn Sie mich gehört haben.“

„So haben Sie die Freundlichkeit, sich kurz zu fassen. Meine Gäste können jeden Augenblick erscheinen, und, wie Sie sehen, bin ich noch wenig für sie gerüstet.“

„Die Rechnungen von unseren finnischen Lieferanten sind eben eingetroffen und sofort zahlbar. Das Papier ist verladen und unterwegs.“

„Nun?“

„Wir können das Papier nicht einlösen.“

Klaus Körber nestelte mit der schlanken Hand an den Schnüren seiner Samtjacke und wandte den Blick von dem Alten ab.

„Herr Körber,“ raffte sich dieser auf, mit merkbarer Mühe nach den Worten suchend, „Sie wissen es, wie ich immer darauf gedrungen habe, dass Sie sich bei diesem grossen Einkauf mit den nötigen Devisen eindecken sollten. Sie meinten aber, die Hausse in Dollar werde in kurzer Zeit nachlassen, und lehnten es ab.“

„Jawohl. Die Banken erklärten mir einstimmig, es könnte sich nur um eine vorübergehende Hausse handeln.“

„Indessen stieg der Dollar, stieg rapide. Wir deckten uns nicht ein.“

„Wir konnten es nicht mehr.“

„Wir hatten andere Verluste: die übernommenen Verbindlichkeiten gegen die neugegründete Papiergesellschaft, die Übernahme einer so grossen Anzahl von Stammaktien, vor der ich warnte, und gegen die auch Herr Gomprecht seine Stimme erhob.“

„Die Männer, die dahinter standen, schienen Gewähr für ein besonderes Gelingen zu geben.“

„Wenn Tenerissen wie Hamanns Erben heute auf Erfüllung ihrer Verträge bestehen, so bedeutet das —“

Um die blutlosen Lippen lief ein Zucken. Man fühlte dem alten Manne die innere Bewegung an, die ihn nicht weitersprechen liess.

„Schwere, sehr schwere Verluste ... ich weiss das, mein lieber Steinwender. Aber andere Geschäfte machen in diesen unberechenbaren Zeiten ähnliches durch. Wir sind nicht die einzigen. Wir werden tapfer arbeiten. Ich werde Ihnen freiere Hand lassen — und wir werden die Verluste überwinden.“

„Es handelt sich nicht um Verluste.“

„Worum denn?“

„Um den Ruin.“

Ganz still war es zwischen den Beiden.

„— — Den Ruin, sagen Sie?“ fragte dann Klaus Körber, und seine Stimme zitterte. „Soweit wären wir?“

„Ja, Herr Körber — soweit sind wir.“

„Die Bank muss helfen.“

„Wir haben den Kredit bereits überzogen.“

„Ich werde mit Gomprecht sprechen.“

„Es wird Ihnen nichts nützen.“

„Tenerissen sowie Hamanns Erben müssen von ihren Verträgen zurücktreten. Sie stehen mir persönlich nahe. Sie befinden sich heute unter meinen Gästen, und ich darf sie zu meinen Freunden rechnen.“

„Es wäre die letzte Möglichkeit ... die einzige Rettung wäre es. Tun sie es nicht ... dann sind Sie morgen ein ruinierter Mann ... ein völlig ruinierter Mann. Und nun werden Sie verstehen, dass ich heute Ihren Geburtstag nicht mit Ihnen feiern kann.“

„Puh — was für ein Wetter!“ sagte Herr Benno Markenthin zu Herrn Lothar Tenerissen, rieb sich die roten, starkknochigen Hände, putzte lärmend die Nase und trat mit den platten Füssen, die sich an die widerwillige Einschnürung in die zierlichen Lackhalbschuhe immer noch nicht gewöhnt hatten, über den dicken Läufer der behaglich durchwärmten Diele.

Starr wie ein Fels stand der baumlange Tenerissen, sah immer geradeaus und mit keinem Blick auf den runden, wohlgenährten Zigarettenfabrikanten, der allerlei Geschichten aus dem Geschäft und aus der Gesellschaft erzählte und seiner Ungeduld über das lange Ausbleiben der Damen, die in den oberen Räumen ablegten, drastischen Ausdruck gab.

„Das ganze Verheiratetsein ist ein einziges Warten.“

Er liebte solche geistreichen Anmerkungen und war stolz auf sie.

„So ... so.“ Das war das einzige, was Herr Tenerissen sagte, was er überhaupt zu sagen pflegte, wenn man gleichgültige Dinge mit ihm verhandelte oder ihn in eine gesellschaftliche Unterhaltung zu ziehen suchte. Nur wenn sich das Gespräch um geschäftliche oder politische Gegenstände drehte, wurde er lebhaft.

Nun gesellte sich auch Felix Gomprecht, der noch jugendliche und, im Gegensatz zu den beiden andern Herren, mit vollem, dunklem Scheitelhaar bedachte Direktor der Deutschen Bank, zu ihnen. Er brauchte niemals zu warten, denn er hatte niemand, der es von ihm verlangt hätte, und freute sich über die Tatsache jedesmal aufs neue, wenn er seine Freunde vor den Gesellschaften mit grösserer und geringerer Ergebenheit in den Vorräumen auf- und niederschreiten sah.

Jetzt aber war alles in dem grossen Empfangssaal versammelt, in dem bereits Klaus Körbers Eltern ihre Gäste begrüsst hatten. Nichts Herkömmliches oder gesellschaftlich Steifes war in ihm. Altertümliche, mit sorgfältiger Kunst gearbeitete Möbel standen in reicher Anzahl und scheinbar planloser Anordnung in der Mitte des Zimmers, in lauschigen Ecken und Winkeln. Von schweren Pfeilern blickten wuchtige Bronzen herab, und an den mit bordeauxroter Seide ausgeschlagenen Wänden hingen zwischen kühngeschweiften Spiegeln und glitzernden Armleuchtern bunte Gemälde in goldenen, manchmal ein wenig prunkenden Rahmen. Und über alles das gossen von den hohen Deckfriesen herniederhängende Glühbirnen ein gedämpftes Licht, das diese Welt der Pracht und des Reichtums in wohlig weiches Behagen hüllte.

An der Eingangstür stand Klaus Körber.

Freundschaftlich und doch mit der Achtung, die dem Jüngeren dem angesehenen Senior der Kaufmannschaft gegenüber angebracht erschien, begrüsste er Herrn Tenerissen, neigte sich zum Handkusse vor seiner Gattin, die gerne die Königin in ihren Kreisen spielte, sagte Fräulein Elise, die ganz weiss, von den Schuhsohlen bis zu den Blumen in den Haaren, gekleidet war, einige verbindliche Worte, hatte auch für Herrn Benno Markenthin, über den er sonst gerne unmerkbar hinwegsah, ein gemessenes, liebenswürdiges Willkommen. Dann aber streckte er mit um so ungezwungener Herzlichkeit Gomprecht, der ihm an Alter und gesellschaftlicher Anschauung am nächsten stand, beide Arme entgegen, und sah sich bald von einem Kreise befrackter Herren, von denen einige noch eine stattliche Kette von Orden und ehrenden Abzeichen aus alter Zeit aufzuweisen hatten, und einem ganzen Flor von duftigen, in allen Farben lachenden und leuchtenden Kleidern umgeben.

Der junge Moritz, Klaus Körbers Leibdiener, und der alte Jochem, den er von den Eltern übernommen, hatten bereits die grossen, eichenen Flügeltüren, die in den Esssaal führten, lautlos auseinandergeschoben. Aber Klaus Körber gab den Herren noch immer nicht das Zeichen, ihre Damen zu Tisch zu führen.

„Worauf wartet man eigentlich noch?“ fragte die schwerhörige Exzellenz Röhte ihren Nachbar, den verwitterten Admiral Schmettow, so laut, dass es hart und prall durch die träge sich hinschleppende Unterhaltung dröhnte.

„Die Terlinden ist noch nicht da,“ flüsterte Benno Markenthin der reizenden Meerscheidt, der jung angetrauten Gattin des alternden Polizeipräsidenten, ins Ohr.

„Sollte er die Dreistigkeit gehabt haben, sie einzuladen?“ mischte sich die dürre, in eine Wolke von Spitzen und Tüll gehüllte Frau Kanzelstuhl, die Witwe eines als Dollarmillionär gestorbenen Tuchfabrikanten, in das Gespräch. „Man trifft sie sonst nicht in der Gesellschaft.“

Da verstummte das halblaute Gespräch dieser Gruppe, wie das wogende Gesumme der anderen. Eine Dame war eingetreten: Hete Terlinden, die gefeierte jungdramatische Sängerin des Stadttheaters.

Der Hausherr trat ihr entgegen, küsste ihre Fingerspitzen, die sie ihm mit einer Grazie reichte, die halb kokette Schelmerei, halb leise Befangenheit war, und geleitete sie zu den Damen. Und die eben so wenig freundlich über sie geurteilt, überhäuften sie mit Verbindlichkeiten aller Art. Die einzige Ausnahme bildete Frau Tenerissen.

„Man mag eine Terlinden zu einer Geliebten haben,“ sagte sie zu ihrem Manne, „aber man lädt sie nicht in eine Gesellschaft, zu der man uns bittet. Und wenn es dein Freund Körber noch einmal wagen sollte, dann wirst du allein auf seine Abende gehen müssen.“

Nun sass man in dem getäfelten Esssaal. Dunkelgrüne Tannengewinde, von einer Unzahl kleiner Glühkörper in den verschiedensten Farben durchflammt, umwanden die Tafelaufsätze aus getriebenem Silber und die geschliffenen Karaffen. Der alte und der junge Diener gingen mit lautlosen Schritten von Platz zu Platz und schänkten den Sherry. Und gleich war alles in lebhafter Unterhaltung.

„Das muss man dem Körber lassen, Gesellschaften weiss er zu geben,“ buchstabierte Herr Amelung, der neuernannte Kammergerichtspräsident, der zu Hause sehr knapp gehalten wurde und doch keine grössere Freude auf der Welt kannte, als einen guten Tafelgenuss, seiner Nachbarin, der tauben Exzellenz Röhte, in ihr Hörrohr. Die legte dies neben ihr Gedeck und antwortete in der Absicht, dem Präsidenten etwas in das missgeformte Ohr zu tuscheln, wiederum so laut, dass es die ganze Längsseite des Tisches vernehmen musste: „Du meine Güte ... wenn man in der Wolle sitzt, ist es kein Kunststück, zu spinnen.“

„Nur dass der eine grob spinnt und der andere fein,“ schmetterte die entzückende Studnitz, die Tochter des Oberpräsidialrats, mit der schnippischen Unverfrorenheit ihrer achtzehn Jahre und der hellen, wohlklingenden Stimme in das bereitgehaltene Hörrohr. Denn sie sass zur Linken des Hausherrn, der, in ein eifriges Gespräch mit Elly Tenerissen, seiner eigentlichen Dame, verwickelt, die taktlose Anmerkung nicht gehört hatte, und freute sich, der alten Röhte eins ausgewischt zu haben, die sie nicht ausstehen konnte.

„Er soll allerlei grosse Unternehmungen vorhaben mit Tenerissen und Markenthin zusammen,“ meinte auf der gegenüberliegenden Seite der trotz seiner Klugheit und geistigen Tätigkeit dem gesellschaftlichen Klatsch zugängliche Oberstudiendirektor Ahlfeld zur Terlinden, die man ihm nach Klaus Körbers Grundsatz, die Gegensätze möglichst zusammen zu tun, zur Tischdame gegeben hatte. „Du meine Güte, wenn man sein kärgliches Einkommen hat und höchstens einmal nach dem Abendessen zu einer Tasse Tee einladen kann —“

„Was sagen Sie? Zum Tee und Mandelessen laden Sie ein? Schmeckt das gut zusammen? Und wer gibt es?“ fragte die alte Exzellenz hinüber, die die Gewohnheit hatte, sich in jedes Gespräch, das sie nur halb vernahm, mit irgendeiner nichtssagenden Bemerkung zu mischen.

Klirr ... klirr. Herr Tenerissen klopfte an das Glas. Kurz und würdevoll sprach er, ganz in dem Bewusstsein seiner Stellung und seines Ansehens. Er nannte Klaus Körber, dem seine Worte galten, nicht nur ein Geburtstags-, sondern ein Schosskind des Glücks, dem das in die Wiege gelegt war, um das andere ein ganzes Leben voller Mühe und Schweiss opfern mussten. Freilich ... es gäbe nichts Schwereres in dieser Welt, als von dem Glücke auf so weiche Arme genommen zu werden. Nichts Schwereres und nichts Gefährlicheres.

Es war eine etwas seltsame Rede für eine Geburtstagsfeier. Wie väterliches Mahnen klang es aus ihr. Aber dass er, der Wortkarge und jede Silbe Wägende, heute überhaupt sprach, galt schon als Auszeichnung. Und dass er es in dieser Weise tat, durfte nicht wundernehmen. War er doch der nächste Freund des alten Körber gewesen und hatte seines einzigen Sohnes Aufwachsen von seinen ersten Anfängen an bis zu dem heutigen Tage auf jeder Stufe seiner Entwicklung begleitet.

Man erhob sich von den Plätzen, trank dem jungen Hausherrn zu. Manches scherzende und auch manches herzliche Wort flog zu ihm hinüber. Ein förmlicher Wall von Zuneigung und Liebe umschloss ihn weich und warm.

Der alte Lafitte hatte der Fröhlichkeit alle Schleusen geöffnet. Und mitten in den neckenden und tändelnden Wirrwarr der Worte und Blicke, dem blitzenden Lachen und Leuchten von rechts und links, von hüben und drüben, sass Klaus Körber, unterhielt sich leicht und angeregt mit Lilly Studnitz, die ihm wegen ihres natürlich frischen Wesens von jeher die angenehmste und liebste unter den jungen Mädchen seines Verkehrs gewesen, vernachlässigte dabei aber nicht eine Sekunde die ältere, aber noch immer leidlich aussehende Elly Tenerissen, erwiderte mit wohlgesetzten Worten ihrem Vater auf seinen freundschaftlichen Trinkspruch und leerte das Glas auf das Wohl seiner Gäste.

Aber das alles tat er doch nur im Unterbewusstsein tat es wie in einem tiefen, schweren Traum. Denn unaufhörlich hämmerte und brauste ihm die Frage durch den Kopf: Was sein würde, wenn dies rauschende Fest sein Ende erreichte, und bleiern und trübe der graue Novembermorgen über seinem Kontor aufdämmerte — ihn als Bettler zu wecken? Das Bild eines früheren Kameraden stand vor seinem Geiste. Er war der Sohn eines Kaufmannes, dessen Reichtum märchenhaft war. Aber Ehrenschulden, Weiber, allerlei hässliche Geschichten — eines Morgens, gerade als er zum Obersten befohlen war, fand ihn sein Bursche in voller Uniform erschossen auf seinem Schreibsessel.

Plötzlich stieg inmitten allen Ernstes ein Lächeln in ihm auf. Es musste doch etwas Komisches haben, diese Menschen so veränderten Verhältnissen gegenüber zu sehen. Wie sie sich zu ihnen stellen, mit welcher Fassung sie ihnen begegnen würden? Was wohl die reizende Studnitz sagen würde, mit der er so manchen unvergesslichen Abend vertändelt hatte, und die auch heute jeden seiner mühsam erzwungenen Scherze mit dem zwitschernden Lachen begleitete, das er immer so gerne an ihr gehabt hatte? Und die Terlinden, der er heute morgen erst den schmalen Goldreif geschenkt, dessen kostbare Perle mit ihrem matten Feuer um ihren elfenbeinernen Arm spielte, zu ihm hinüberwinkte, lockte? Und gar die hochmütige Elly Tenerissen, die sich seinen redlichen Bemühungen gegenüber heute mit ihrer ganzen Unnahbarkeit wappnete, weil sie auf die Studnitz eifersüchtig war? Aber er wusste, dass es nur Schein war, wusste, dass sie so manchen Bewerber abgewiesen, auf ihn gewartet hatte, Jahr für Jahr, über diesem Warten ihre Blüte und ihre wenigen Reize eingebüsst hatte — und im stillen immer noch harrte und hoffte.

Mit einem Male kam ihm ein Gedanke: Wenn dies die Rettung bedeutete?! Wenn er durch alles, was gewesen, was ihn heute noch mit süssen Banden hielt, einen Strich machte? Aber nein, der bankerotte Klaus Körber würde in dem Hause Tenerissen einen schlechten Bewerber spielen. Und zum Sklaven war er nicht geschaffen. Dazu lebte zuviel Herrenbewusstsein und Herrenkraft in ihm.

„Was ist Ihnen heute nur, alter Freund und Gönner?“

Markenthin, der immer, wenn die Tafel zu Ende ging, in Weinseligkeit schwamm, rief es mit der öligen Stimme zu ihm hinüber. „Schon dreimal versuchte ich, auf Ihr Wohl zu trinken, aber Sie sahen immer über mich hinweg.“

Er erschrak ein wenig. Sollte er sich doch nicht so in der Gewalt haben, wie er dachte? Sollten die anderen eine Ahnung von dem haben, was in ihm vorging? Aber nein, das war nicht möglich. Der einzige, der über seine Lage unterrichtet sein konnte, war Gomprecht. Und auf den konnte er sich verlassen. Das wusste er.

Und nun stand auch der Weg vor ihm, der einzige, der ihm blieb, der ihn morgen in der Frühe zuerst zu dem Geldprotz da drüben und dann zu Tenerissen führen sollte. Markenthin hatte es ihn eben erst versichert, dass er der beste, der wahrste Freund wäre, den er in der ganzen Stadt hätte, und der jeder Gefühlsäusserung abholde Tenerissen hatte ihm unmittelbar nach seiner Rede die Hand auf die Schulter gelegt und ihm gesagt, dass er sich in jeder Lebenslage auf ihn verlassen könnte.

Die Tafel war aufgehoben. Ein Trio spielte in dem klangwirksamen Festsaale mit einem so prickelnden Rhythmus, dass es eine Lust war, nach dieser Musik zu tanzen.

Klaus Körber, den sein wohlgebauter Körper, die Leichtigkeit seiner Bewegung und Führung zu einem begehrten Tänzer machten, gönnte sich nicht eine Sekunde Ruhe, tanzte mit den jungen und jüngsten der Damen mit möglichster Gewissenhaftigkeit der Reihenfolge, führte auch die älteren, die sich in einer von Klugheit gebotenen Entsagung in die Nebengemächer zurückgezogen hatten und doch auf einen Tanz mit ihm brannten, in den Ballsaal und schien sich vor Fröhlichkeit und immer neuen lustigen Einfällen kaum lassen zu können.

Als vor Beginn des Viertanzes eine wohlverdiente Pause eintrat, nahm er in übermütiger Eingebung dem Violinisten die Geige aus der Hand und spielte, um den alten Mann nicht zu kränken, eine von diesem vertonte Serenade mit solcher Meisterschaft, dass den alten Musiker nur die Ehrfurcht zurückhielt, ihn angesichts der ganzen ihm zujubelnden Gesellschaft zu umarmen. Und als dann die Diener römischen Punsch reichten und seinem Leibdiener Moritz, der auf diesem Gebiete weniger geübt war als der in ihm grau gewordene Jochem, das Unglück zustiess, einem kaum entpuppten Backfische, der wohl ein wenig hastig nach der köstlichen Erfrischung griff, den hochgefüllten Kelch über das funkelnagelneue Tüllkleid zu giessen, nahm er dem erschreckten Jungen die Silberplatte aus der Hand und reichte sie mit einem Geschick und einer Sicherheit herum, um die ihn der Oberkellner des vornehmsten Gasthauses hätte beneiden können.

Die Musik begann zu spielen, einen der allerneuesten Tänze, den einige der jungen Herrschaften erbeten hatten.

Lilly voll Studnitz lehnte ab, weil sie den Tanz nicht kannte.

„Ich wusste, dass Sie mir einen Korb geben würden,“ sagte Klaus.

„Und deshalb forderten Sie mich auf?“

„Sie haben es erraten. Man kann doch nicht den ganzen Abend tanzen und fades Zeug faseln. Schliesslich ist man doch noch ein wenig Mensch.“

Nun sprachen sie nichts mehr miteinander. Um sie her erhoben sich die jungen Mädchen und reichten ihren Tänzern den Arm. Sie blieben allein.

„Was ist Ihnen heute abend, Herr Körber?“

Er sah sie an. Es war das erstemal, dass sie den zwischen ihnen gewohnten tändelnden Gesellschaftston verlassen hatte.

„Was soll mir sein?“ gab er gleichmütig zurück, nahm aber den freigewordenen Platz neben ihr.

„Meinen Sie, ich merkte es nicht? Ich hätte nicht gefühlt, dass all die übermütigen Scherze und Extravaganzen, in denen Sie sich sonst nicht zu gefallen pflegen, nichts als ein etwas wilder Humor gewesen, in dem Sie sich Luft machen wollten?“

„So ... das hätten Sie gemerkt?“

Halb ablehnend erwiderte er es und halb verwundert.

„Und wenn Sie sich nun irrten? Wenn ich nichts anderes bezweckt hätte, als meine Gäste zu unterhalten, wie es dem guten Wirte zukommt, sowie er sieht, dass ihre Laune zu rosten beginnt?“

„Nein, ich irre mich nicht“, sagte sie ganz leise und ganz langsam. Und in ihren blauen Augen, die sonst so viel Lust und Glückseligkeit in die Welt hinausleuchteten, glimmte ein leidvoller Trotz auf. „Ihr Leben lang haben Sie mit mir Versteck gespielt. Ja, das haben Sie. Ich blieb für Sie immer das kleine dumme Ding, dem Sie als Primaner grossmütig die Puppenwohnungen bauten, als wir hier im Nachbarhause wohnten. Das ist nun vorbei. Heute täuschen Sie mich nicht mehr.“

Die Musik spielte weiter, klang irgendwoher, verlor sich unhörbar fast.

„Aber das eine möchte ich Sie doch fragen: Bin ich denn wirklich so wenig wert, dass man nicht auch kameradschaftlich ein grosses Leid mit mir tragen könnte?“

Wieder sah er sie an — sah sie, wie er sie bisher noch nie gesehen hatte, sah das glimmende Zucken um den knospenden Mund und den Zug von frühem Ahnen und Wissen in dem liebreizenden Gesicht.

„Ein grosses Leid ...“, wiederholte er.

„Ja, so ist es ... vielleicht so gross, dass Sie trotz aller Kraft und Energie nicht mit ihm fertig werden. Und wenn Sie jemand brauchen, der es Ihnen tragen helfen könnte ...“

Einen Augenblick lebte es in ihm auf, zuckte es wie eine lockende Versuchung durch sein Herz ...

„Aber ich bitte Sie ... das ist ja alles Unsinn.“

„Es ist darum noch kein Unsinn, weil Sie es nicht zugeben wollen. Aber so war es ja immer. Immer wollten Sie auf sich selber stehen. Und ich wäre doch so glücklich, wenn ich Ihnen einmal nur helfen könnte ...“

Ihre Blicke trafen sich, hielten sich fest.

Gedämpft und leidenschaftlich zugleich klang die Musik zu ihnen hinüber, trug sie auf silberner Welle in ein weitab träumendes Land ... Vorbei ... vorbei!

Oder vielleicht doch nicht vorbei? Wenn es ihm morgen gelänge, Markenthin zu gewinnen, wenn Tenerissen sein Versprechen wahr machte ... Neue Hoffnungen zogen durch sein Herz, gaukelten ihm lichtere Bilder — —

„Was war dir nur heute abend?“

Zum zweiten Male hörte Klaus Körber die Frage. Diesmal von den schmollenden Lippen der schönen Terlinden, als sie beide für einen kurzen Augenblick ungestört und unbeobachtet von den anderen an der grossen Eingangstür des Saales zusammentrafen. „Nicht ein einziges Mal hast du dich um mich gekümmert, nicht einen Blick oder Händedruck für mich gehabt.“

„Dafür hatte ja Gomprecht um so mehrere für dich.“

„Du weisst, dass er mir gleichgültig ist, wie die anderen alle, dass mir der ganze Abend verdorben war, weil du nur Auge und Ohr für die kleine Studnitz warst.“

„War ich das?“ fragte er zerstreut und doch ganz ernsthaft.

„Wenn sie dir so gefällt, warum heiratest du sie nicht? Ich werde dir nicht im Wege sein —“

„Wen soll ich heiraten? Die Tenerissen?“

„Ach, mach dich zum Narren!“ entgegnete sie schon wieder versöhnlicher gestimmt und ihr melodisches Lachen anschlagend, das sie auf der Bühne unwiderstehlich machte, ... „Die Tenerissen! Das wäre Selbstmord, und zu dem hast du ja, Gott sei Dank, keine Veranlassung. Sage mir lieber, ob du nachher noch auf ein Plauderstündchen zu mir hinüberkommst. In ein paar Minuten bin ich umgezogen.“

„Was würde deine Anny davon denken?“

„Die ist auf eine Hochzeit gegangen — ich bin ... ganz allein.“

„Nein — heute nicht. Ich kann hier nicht alles im Stich lassen.“

Eine Sekunde zögerte sie. Dann streifte leise und verstohlen ihr Arm den seinen. „Oder soll ich es machen, wie heute vor einem Jahr an deinem Geburtstage ...? Nur zum Scheine mich verabschieden und dann da drüben in deinem kleinen Privatkontor auf dich warten?“

Er sah den sehnsuchtsvollen Blick ihrer umschleierten Augen, sah ihn harren, suchen, locken, kämpfte eine Sekunde und erwiderte dann hastig, fast rauh: „Nein, auch das nicht.“

„— — Auch das nicht mehr?“

„Es sind zuviel fremde Leute im Hause,“ lenkte er begütigend ein, „und ich habe heute Grund, unnötiges Gerede zu vermeiden.“

„So ängstlich bist du geworden?“

„Ich werde dir morgen meinen Besuch machen.“

„Morgen singe ich die Aïda. Da muss ich nachher meine Ruhe haben.“

Der Glanz in ihren Augen war erloschen, ihr Ton hatte keine Schwingen mehr.

Man war im Aufbruch begriffen. Der grössere Teil der Gäste hatte sich bereits in die Garderobe begeben. Einige wenige nur verabschiedeten sich noch unter Redensarten und Verneigungen.

Kurz und kühl reichte die Terlinden Klaus die Hand und ging mit den letzten Gästen.

In dem mit mehr Prunk als Behagen ausgestatteten Schlafzimmer lag das Markenthinsche Ehepaar noch in festem Schlummer, als es durch ein Pochen an die Tür unsanft geweckt wurde: Herr Körber hätte zum zweiten Male angefragt, wann er den Herrn im Laufe des Vormittags sprechen könnte, es handelte sich um eine geschäftliche Angelegenheit. Jetzt wäre er selber da.

„Am Sonntag lasse ich mich in geschäftlichen Dingen überhaupt nicht sprechen,“ antwortete Herr Markenthin ebenso verdriesslich wie entschieden, änderte aber mit demselben Atemzug seine Ansicht: „Bestellen Sie Herrn Körber, dass ich in einer Viertelstunde zu seiner Verfügung wäre.“

Er reckte sich noch einige Male, klagte seiner Frau, obwohl diese, unbeirrt weiter schlafend, nicht eine Silbe vernahm, was für eine miserable Nacht er gehabt, wie er es jeden Morgen tat, nahm zwischen dem Ankleiden eine Tasse schwarzen Kaffee und begab sich in sein Arbeitszimmer.

„Guten Morgen, verehrtester Freund“, begrüsste er Klaus Körber, lud ihn zum Sitzen und schob ihm die Kiste mit den schweren Hamburger Zigarren hin.

„Wie? Nicht eine von der auserlesenen Marke? Sie bevorzugten sie, als wir vor längerer Zeit einmal die Freude hatten, ich habe es mir wohl gemerkt. Nun ... dann gestatten Sie mir wohl und sagen mir dabei freundlichst, was mir heute schon bei nachtschlafender Zeit die unerwartete Ehre Ihres Besuches verschafft?“

„Eine unaufschiebbare und leider nicht angenehme Veranlassung.“

Sofort wusste Benno Markenthin, was den jungen Kaufmann, der uneingeladen nie sein Haus betrat, heute am Sonntag zu ihm getrieben. Aber er liess sich nicht das Geringste merken, seine Höflichkeit legte nichts von ihrer plumpen Herzlichkeit ab, er bat seinen Besucher „frei von der Leber weg“ zu sprechen.

„Mir wird nichts anderes übrig bleiben —“

Aber schon hielt Klaus inne. Jede Miene seines Gesichtes zeigte das qualvolle Bemühen des immer aufs neue emporsteigenden Widerwillens Herr zu werden, vor diesem Manne in solcher Angelegenheit zu stehen.

„Es handelt sich um den Vertrag, nach dem ich Ihnen innerhalb dreier Monate die besagte Menge von Kartons und Packpapier zu liefern habe.“

„Ganz recht. Die Sache ist ja wohl längst in Ordnung, und die Frist, wenn ich recht unterrichtet bin, erst in zwei Wochen abgelaufen. Weshalb, wenn ich mir die Frage gestatten darf, bemühen Sie sich deshalb noch zu mir?“

„Ihnen zu sagen, dass es unmöglich ist, unter den abgemachten Bedingungen zu liefern.“

„Unmöglich? Wir schlossen damals fest und verbindlich ab.“

„Aber keiner von uns konnte die Entwicklung der Dinge voraussehen. Das Papier stieg in kurzer Zeit zu einer Höhe, die selbst die kühnste Phantasie unter sich liess. Und Hand in Hand damit ging die völlige Geldentwertung.“

Benno Markenthin sah sein Gegenüber mit einem halb verlegenen, halb ungeduldigen Blicke an.

„Ja, was erwarten Sie nun von mir, lieber Körber? Was soll ich tun? Ich weiss es wirklich nicht.“

„Es gäbe nur zwei Möglichkeiten. Entweder Sie entbinden mich von diesem unausführbaren Auftrag. Oder Sie nehmen zu heutigen Preisen ab.“

Nicht die leiseste Bewegung, kaum ein Erstaunen glitt über Markenthins glattes Gesicht. Er behielt dieselbe liebenswürdige Miene bei, dieselbe verbindlich ergebene Haltung.

„Dem Sohne meines weit übers Grab verehrten Freundes wäre ich zu jedem Dienst bereit, zu jedem, sage ich ... selbst wenn er mein Untergang wäre.“

„Ihr Untergang, Herr Markenthin?“

Klaus Körber musste vergessen haben, dass er hier als ein Bittsteller sass, auf Gnade und Ungnade dem anderen ausgeliefert, er hätte sonst nicht einen so höhnischen und unwilligen Ton in seine Frage legen können.

Aber auch über diesen ging Benno Markenthin hinweg.

„Ich sage nicht zuviel, mein lieber Körber. Denn eine Stunde später, als ich diese nach meiner Ansicht ganz unumstössliche Abmachung mit Ihnen getroffen, habe ich auf Grund der mit Ihnen vereinbarten Bedingungen selber Aufträge für Zigaretten zu den entsprechenden Preisen übernommen. Und käme ich jetzt dem Besteller mit der gleichen Bitte: entweder zurücktreten zu dürfen oder zu heutigen Preisen zu bezahlen — nicht wahr, Sie verstehen, dass das im kaufmännischen Leben etwas Unmögliches ist. Wenn ich jetzt also auf Ihren Wunsch einginge: Sie von der Überlassung der Kartons und des Packpapiers zu entbinden oder Ihnen die schwindelhaft gestiegenen Preise zahlte — ja, sage ich zuviel, dass ich dann ein ruinierter Mann wäre?“

„So bin ich der Ruinierte.“

Schwerfällig erhob sich Benno Markenthin von seinem Stuhle, ging auf sein Gegenüber zu, legte ihm beide Hände auf die Schulter.

„Nein! das wird nie geschehen, solange Benno Markenthin lebt. Muss es einer von uns beiden sein — dann ich. Sie aber, den mir der sterbende Vater auf die Seele gebunden ... ja, mir und Tenerissen —“

Und wieder vergass Klaus Körber die Lage, in der er sich befand, vergass die Demut, die dem Bittenden geziemte und unterbrach den an seinen Worten wohlig sich Berauschenden mit schlecht verhohlener Ungeduld: „Ja, was soll denn nun geschehen, Herr Markenthin? Was können Sie noch für mich tun, nachdem Sie mir eben sagten, dass ein Eingehen auf meine Bitte Ihren Untergang zur Folge haben würde?“

Merkte Benno Markenthin noch immer nicht die durch keine Not zu beugende Gesinnung des anderen gegen ihn? Wollte er sie nicht merken? Er nahm die Hände von Klaus Körbers Schulter, liess sich auf seinen Sessel nieder und zog die Stirne in wichtige Falten.

„An demselben Tage, nicht wahr, da Sie meinen Auftrag akzeptierten, schlossen Sie einen in ähnlicher Höhe mit Tenerissen & Co. ab, die Lieferung von Geschäftsbüchern betreffend? So befinden Sie sich Tenerissen gegenüber in derselben Lage ...“

„In einer vielleicht noch schwierigeren, weil der abgemachte Preis den Ihrigen um ein Bedeutendes übertrifft.“

„Haben Sie mit ihm bereits gesprochen?“

„Ich bin auf dem Wege zu ihm.“

„Gut. Tenerissen ist nicht nur der klügste Kopf von uns allen. Sein Einfluss und seine Verbindungen reichen am weitesten. Wenn einer in dieser verzwickten Sache helfen kann, dann ist er es. Und er wird es tun. Er stand Ihrem lieben heimgegangenen Vater noch näher als ich ... am nächsten von uns allen.“

„Er sagte mir gestern erst, dass ich mich in jeder Lebenslage auf ihn verlassen könne.“

„Um so besser. Gehen Sie so schnell wie möglich zu ihm. Sagen Sie ihm, dass Sie mit mir gesprochen, dass ich der Ansicht wäre, wir dürften Sie unter keinen Umständen im Stiche lassen, dass ich bereit wäre, alles für Sie zu tun. Hamanns Erben werden auch das noch tragen können, müssen es tragen für einen Freund, den man im Unglücke nicht verlassen kann.“

Er sprach es wieder ein wenig pathetisch, doch mit einer Wärme, die Klaus Körbers entschwundenen Mut mit frischen Kräften belebte. Er hatte den Mann doch vielleicht zu gering eingeschätzt, hatte von der Höhe seiner aristokratischen Welt- und Menschenerfassung auf ihn wie auf einen weit unter ihm Stehenden herabgeschaut ... Er fand beim Abschiednehmen sogar ein kurzes Wort des Dankes, über das Herr Markenthin mit zufriedenem Schmunzeln quittierte.

Die Stürme und Regengüsse waren gewichen. Hell und warm lag die Februarsonne auf den Strassen, als Klaus Körber das Markenthinsche Haus verliess, um sich in die im neuen Stadtteil gelegene Villa zu begeben, die sich Tenerissen erst vor kurzem mit bedeutendem Aufwand hatte bauen lassen. Etwas wie frohes Hoffen war in seine Seele eingezogen und beflügelte seinen Schritt durch die linde und doch frische Vorfrühlingsluft. Wenn ihm Markenthin schon mit einer Bereitwilligkeit, die ihn beinahe beschämte, seine Hilfe zusagte, dann konnte sie ihm Tenerissen, auf den der Vater immer die grössten Stücke gehalten, unmöglich versagen.

Aber als er nun, von den Vorübergehenden mit Höflichkeit, ja, von manchen trotz seiner jungen Jahre mit Ehrerbietung begrüsst, in die lange, von noch jungen Bäumen an beiden Seiten eingefasste Strasse einbog, an deren Ende die Villa Tenerissens lag, da konnte er doch einem seltsamen Zagen nicht wehren: Alles hing von dem kommenden Augenblick ab, sein ganzes Leben und Schicksal. Tenerissen hielt es in den mächtigen Händen. Er konnte es neu aufbauen und konnte es zugrunde richten ... ein für alle Male — da drückte er schon auf den Knopf der elektrischen Leitung an der hohen Eingangspforte, hörte es laut, fast schreiend durch die weite Räume hallen, vernahm das gemächliche Kommen des Dieners die mit Läufern belegten Marmorstufen hinab ... Schritt für Schritt.

Auch Tenerissens hatten heute morgen Klaus Körbers telephonischen Anruf erhalten. Und auch hier hatte er nicht ein geringeres Erstaunen hervorgerufen als bei Hamanns Erben.

„Er wird Ellys wegen kommen“, war der einzige Schluss, zu dem Frau Tenerissen nach reiflicher Überlegung gelangte, den sie bei sich behalten wollte, auch eine längere Zeit mit sich herumtrug und ihn dann doch ihrem Manne mitteilte.

„So ... so“, hatte dieser nach seiner kargen Gewohnheit geantwortet und sich nur um so eifriger in das geschichtliche Werk vertieft, das er zu seiner Sonntagserholung zu lesen pflegte — da stand Klaus Körber vor ihm.

„Ich komme eben von Herrn Markenthin“, sagte er, nachdem ihn Tenerissen in seiner zugeknöpften Art begrüsst hatte. „Und derselbe geschäftliche Grund, der mich zu ihm getrieben hatte, veranlasste mich, auch Sie um eine Unterredung zu ersuchen.“

„Ein geschäftlicher Grund ... so ... so.“

Tenerissen musste an seine Frau denken und an die Enttäuschung, die er ihr bereiten musste. Dabei lief ein wehmütiges Lächeln um seine scharfen Mundwinkel.

„Darf ich bitten“, sagte er kurz und förmlich.

„Sie beauftragten mich vor einigen Monaten mit einer bedeutenden Papierlieferung für Geschäftsbücher.“

„Ich warte bereits auf die Erledigung.“

„Ich kann Ihren Auftrag nicht erfüllen.“

„Sie können nicht — weshalb nicht?“

„Ich glaube, Ihnen als erfahrenem Kaufmann das nicht erst auseinandersetzen zu müssen.“

Tenerissen wiegte den grauen Kopf einige Male hin und her.

„Weshalb schlossen Sie fest ab, wo heutzutage kein Kaufmann anders als freibleibend liefert?“ fragte er kurz und scharf.

„Weil man damals noch sehr oft fest abschloss ... besonders in unserm Geschäftszweige. Auch Sie haben keinerlei Bedenken geäussert.“

„Bedenken waren nicht Sache des Käufers, sondern des Verkäufers.“

Die immer kühler werdende, ganz auf das Geschäftliche sich beschränkende Art des Mannes, den er solange nur als väterlichen Freund und Berater gekannt und verehrt hatte, brachte Klaus Körber um den letzten Rest der Ruhe, mit der er sich gewappnet hatte.

„Ich glaubte, in dem Verhältnis, das von den Eltern her zwischen uns herrschte, nähme man das nicht so genau, selbst wenn man sich als Käufer und Verkäufer gegenüberstände.“

Keine Miene bewegte sich in dem Gesichte des alten Tenerissen.

„In geschäftlichen Dingen habe ich das Gefühlsmässige stets ausgeschieden. Auch Ihr verstorbener Vater tat es, wie jeder Kaufmann.“

„Aber ein guter Ratschlag —“

„Ich glaube, Ihnen den oft genug gegeben zu haben. Wenn Sie ein so ungelehriger Schüler blieben, kann ich nichts dafür.“

Klaus Körber erwiderte nichts mehr.

„Ich hatte Ihnen erst kurz vor dem Vertrag, den Sie übrigens nicht mit mir, sondern mit meinem Gesellschafter machten, in nicht misszuverstehender Deutlichkeit gesagt, dass die Zeit gekommen wäre, wo man grosse Abschlüsse nur noch freibleibend machen sollte. Dass ich, nachdem mir mein Gesellschafter den fertigen Kaufvertrag mitgeteilt, nicht mehr zu seinem und zu meiner Firma Schaden eingreifen konnte, wird Ihnen als Kaufmann klar sein müssen.“

Eine unerbittliche Logik lag in jedem Worte, das der alte Tenerissen sprach. Mit kühler Ruhe blickten die ernsten, strengen Augen unter den dichtbuschigen Brauen auf sein Gegenüber.

„Trotzdem konnten Sie leidlich abgeschlossen haben, sowie Sie meinen zweiten, Ihnen bei derselben Gelegenheit gegebenen Rat befolgten: dass im Falle fester Abschlüsse die sofortige Deckung mit den entsprechenden Devisen unbedingte Notwendigkeit wäre.“

„Auch das gelang mir nicht mehr.“

„Sie haben sich nicht eingedeckt? Gar nicht eingedeckt?“

„Nein.“

Der alte Tenerissen erhob sich von seinem Stuhl. Den baumlangen, sehnigen Körper straff gespannt, starr und bewegungslos in der aufrechten Haltung stand er dem anderen, der sitzengeblieben war, gegenüber, sah auf ihn herab mit einem halb mitleidigen, halb spöttischen Blick der kleinen Augen, die einen noch graueren, noch kälteren Ton angenommen hatten.

„Dann kann Ihnen kein Gott mehr helfen, geschweige denn ein Mensch.“

„Doch ... Sie könnten mir helfen ... Sie allein!“

„Ich bin gebunden ... an mein Geschäft, an meine Gesellschafter. Ich bin nicht allein. Und selbst wenn es durch grössere persönliche Opfer geschehen könnte ... ich will nicht.“

„Sie wollen nicht?“

Jetzt hatte sich auch Klaus Körber aus seiner gebeugten Haltung emporgerichtet. Mann gegen Mann standen sich der Alte und der Junge gegenüber.

„Das ist das Versprechen, das Sie meinem Vater in der letzten Stunde gegeben haben! Das Sie mir gestern abend feierlich bekräftigt haben. Sie haben Ihr Wort weder dem Lebenden, noch dem Toten gehalten.“

Er dachte, der da drüben würde ein heftiges Wort der Rechtfertigung oder Zurechtweisung erwidern ... ungebeugt in seiner energischen Haltung, unbewegt in jedem Glied, jeder Muskel, verharrte der alte Tenerissen.

„Ich weiss, dass Ihr verstorbener Vater, stünde er jetzt an meiner Stelle, dasselbe tun würde. Ein Mann, der handelt wie Sie, ist nie und nimmermehr ein Kaufmann.“

„So verweigern Sie mir jede Hilfe?“

„Ich wüsste nicht, worin sie bestehen sollte. Ich muss die bestimmte Anzahl der Geschäftsbücher liefern. Selbst wenn ich jeden Preis bezahlen wollte, bekäme ich sie heute nicht. Wären Sie früher zu mir gekommen, vielleicht dass sich noch ein Weg gefunden hätte. Jetzt ist es zu spät.“

„Zu spät ...“ wiederholte Klaus Körber dumpf und sah ins Leere.

„Als Ihr Vater Ihnen die in der ganzen Provinz, ja, in ganz Deutschland angesehene Papier- und Kartonagenhandlung vermachte, da glaubte er sie in besten Händen. Und wir, seine Freunde, glaubten es mit ihm.“

„Die unseligen Verhältnisse, die über das ganze Geschäftsleben einbrachen —“

„Nein, das war es nicht“, unterbrach ihn Tenerissen hart und schneidend. „Mit denen wären Sie bei einer so vorzüglichen Einsetzung fertig geworden. Aber dass Sie kein Kaufmann waren, das war es ... das ganz allein.“

Er schritt in seiner gemessenen Haltung, die Arme auf dem Rücken gekreuzt, einige Male durch das Zimmer, blieb dann, leicht an den Schreibtisch gelehnt, stehen und fuhr fort:

„Wissen Sie, was es heisst, ein Kaufmann sein? Das heisst, mit klarem Blick und festem Willen auf seinem Posten stehen vom frühen Morgen bis zum späten Abend, heisst, mit nüchternem und klugem Sinn den Zeiten ihr Geheimnis und ihre Bedeutung ablauschen, nach ihnen seine Handlungen und Unternehmungen richten, heisst, keinen anderen Gedanken, keine anderen Interessen kennen als sein Geschäft, seine Würde und sein Ansehen wahren und befolgen, heisst, in zähem Fleisse jede nie wieder einzubringende Stunde des Tages nützen und nur den Sonntag sich zur Befriedigung seiner geistigen oder sonstigen Wünsche gönnen. — Sie aber, Sie haben den Alltag zum Sonntag gemacht, haben jede Lust beim Schopfe gepackt, jeder Leidenschaft freie Bahn gelassen — — — und wundern sich, dass Ihr Geschäft jetzt über Ihnen zusammenstürzt?“

Klaus Körber nahm seine ganze Kraft zusammen. Sah der Mann denn nicht, wie er litt? Konnte er seine Worte nicht hart und grausam genug wählen, ihn noch tiefer zu demütigen?

„Ich wollte das Geschäft nicht übernehmen“, erwiderte er in deutlicher Auflehnung. „Ich habe es dem Vater gesagt und geschrieben, wer weiss wie oft. Ich fühlte mich als Offizier glücklich und in meinem Elemente.“

„Mit dem Offizier war es damals ja vorbei.“

„Gut. So wollte ich Landwirt werden. Ich bin ein Mensch, der nur in freier Gottesluft gedeihen kann. Für diesen Beruf bin ich geschaffen und habe praktische Gaben —“

„Die Sie in Ihrem Geschäft gewiss verwerten konnten.“

„Aber ich habe keine Anlage zum Rechnen. Und das ist hier die Hauptsache.“

Der Fernruf läutete. Der alte Tenerissen nahm den Hörer.

„Gomprecht ist am Apparat. Er erwartet Sie heute noch in seiner Wohnung.“

„Ich werde kommen.“ Und als der Alte den Hörer fortgelegt hatte: „Und was wird jetzt geschehen? Ich kann das Papier nicht einlösen. Die Löhne laufen weiter, steigen mit jedem Tage.“

„Nehmen Sie Bankgelder auf.“

„Auch die sind erschöpft.“

„So bleibt nur eins: Sie gehen hin und verkaufen alles, was Sie haben. In Ihrem Hause stecken unermessliche Schätze.“

Alle seine Herrlichkeiten, die er mit unendlichem Sammelfleiss Stück für Stück zusammengekauft hatte, die Möbel und Schränke, zum grösseren Teile Alt-Danziger Arbeit, an denen sein Herz hing, die wundervollen Gemälde und Gewebe, die Bronzen und Kunstschätze, die er voll leuchtenden Stolzes jedem Besucher seines Hauses gezeigt, — das alles sollte er in die Hände der Trödler und Schächer geben — —!

„Ehe ich das tue —“

„Schiessen Sie sich eine Kugel durch den Kopf,“ ergänzte Tenerissen mit eisiger Ruhe. „Das wäre das Rechte, Sie um den letzten Rest von Achtung zu bringen!“

Klaus Körber kämpfte einen schweren Kampf.

„Hierin haben Sie recht, Herr Tenerissen.“

„Das war das erste männliche Wort, das Sie heute gesprochen haben.“ Und dann nach einer kurzen Pause: „Ich konnte mich gestern vor den anderen nicht so aussprechen. Heute aber sage ich Ihnen: Nicht Ihr Glück, Ihr grösstes Unglück war es, dass Sie mit dem silbernen Löffel im Munde geboren wurden. Versöhnen Sie das Schicksal, indem Sie den Kampf mit ihm aufnehmen und ein Mann werden. Leben Sie wohl!“

Die schwere Eichentür hatte sich hinter ihm geschlossen. Er stand auf der sonntagstillen Strasse, fühlte die Vorfrühlingsluft, in der der winterliche Hauch zugenommen hatte, erfrischend um seine Stirne wehen und ging mit schnell ausholenden Schritten dem Hause Gomprecht zu, das nicht weit von der Tenerissenschen Villa gelegen war.

Der war der Wissende seit längerer Zeit und sah, dass nichts mehr aufzuhalten und zu retten war. Aber obwohl sein strenger, fast pedantisch kaufmännischer Sinn der genialeren Geschäftsauffassung des anderen verständnislos gegenüberstand, liebte er ihn wegen seiner heiteren, stets auf das Grosse gerichteten Art und seiner vornehmen Gesinnung und blieb ihm der treue und selbstlose Freund.

„Und der Erfolg Ihrer Besuche?“ fragte er, nachdem sie zusammen Mittag gegessen und der Diener Kaffee und Zigaretten gereicht.

„Sie gaben mir beide gute Ratschläge. Aber nichts mehr.“

„So stehe ich zu Ihrer Verfügung. Wenn ich meine Bank auch nicht weiter in Anspruch nehmen kann, so doch mit meinen eigenen Mitteln. Sie sind nicht gering.“

Klaus Körber reichte ihm die Hand. „Sie sind immer ein guter, anständiger Kerl gewesen. Ich weiss es und werde es Ihnen nie vergessen. Aber zu helfen ist mir nicht mehr. Tenerissen hat mir den Weg gewiesen. Er ist hart, wie ihn eben ein Tenerissen nur weisen kann.“

„Und dieser Weg?“

Klaus Körber würgte an dem Wort. „Ich werde alles verkaufen ... das alte Patrizierhaus der Eltern ... die ganze kostbare Einrichtung. Der Ertrag wird gross genug sein, das fällige Papier einzulösen, meinen Verpflichtungen nachzukommen und soviel für mich übrig zu behalten, mir den Weg zu einem neuen Leben zu bahnen.“

„Das heisst, ganz von vorne anfangen.“

„Wenn Sie es so nennen wollen.“

„Zum Teufel auch ... das ist ein hartes Los!“ stiess Gomprecht, halb in Mitleid, halb in Ingrimm hervor. „Ein Mensch, wie Sie ... verwöhnt und verhätschelt vom Schicksal —“

„Es war das grösste Unglück, das einen Menschen treffen konnte, wenigstens einen wie mich, hat mich eben der alte Tenerissen belehrt ... Dies vermeintliche Glück, um das mich alle beneideten! Und dazu kam das andere ... ja, lassen Sie nur ... es ist mir gestern abend und heute morgen zum ersten Male klar geworden, dafür aber um so gründlicher: Ich habe verdammt schlecht mit dem mir anvertrauten Pfund gewuchert. Oder vielmehr ... ich habe gar nicht mit ihm gewuchert, was noch schlimmer ist. Nun heisst es, die Zähne zusammenbeissen und die Folgen tragen. Das ist nun einmal nicht anders im Leben.“

Gomprecht erwiderte nichts. Eine ganze Weile sassen die beiden schweigend in ihren Sesseln, verfolgten den leise aufkräuselnden Wolkenduft der Zigaretten und nahmen von den Likören, die vor ihnen standen.

„Und wohin?“ fragte dann Gomprecht.

„Es kommt nur ein Ort für mich in Frage. Sie wissen, dass ich vor dem Kriege in Danzig in Garnison stand. Es waren die schönsten Jahre meines Lebens. Ein gutes kameradschaftliches Verhältnis verband mich nicht nur mit den Offizieren meines Regiments, sondern auch mit denen der 36er und 128er.“

„Aber das sind vergangene Jahre. Danzig ist heute Freistaat.“

„Um so besser. So ist es eine neue Welt, in die ich untertauche, und ich brauche nicht über den Ozean zu gehen, wie es sonst dem verlorenen Sohne zukam.“

„Und Ihre Kameraden sind jetzt, wer weiss wohin, zerstreut.“

„Nicht alle. Ein ganzer Teil ist dort geblieben oder wieder zurückgekehrt, sich, nachdem sie den bunten Rock ausgezogen, ein bürgerliches Dasein zu gründen. Vor allem finde ich meinen früheren Oberst Kallenbach dort. Ein etwas sonderlicher, aber kerndeutscher Mann. Er hatte das Glück, dass ihn sein Bruder, der Inhaber einer grösseren Holzexportfirma, als Gesellschafter in sein Geschäft nahm, das ihm nach dessen kürzlich erfolgtem Tode ganz zugefallen ist. Wenn er es so gut führt, wie früher sein Regiment, obwohl ich für kaufmännische Dinge eigentlich nie bei ihm eine bessere Ader entdeckt habe, als bei mir selber —“

„An ihn wollen Sie sich wenden?“

„Ich habe es bereits getan. Er hat mir eine Stelle in seinem Geschäfte zugesagt.“