Das gibt es doch nicht! - Elfi Sinn - E-Book

Das gibt es doch nicht! E-Book

Elfi Sinn

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Beschreibung

Das gibt es doch nicht! Wenn das auch Ihre Reaktion nach dem Lesen der sechs unmöglichen und fantastischen Geschichten ist, dann haben Sie absolut recht. Oder doch nicht? Könnte einiges tatsächlich so gewesen sein? Hat Hildas Himmelsbote geholfen, den Abriss eines schönen alten Hauses zu verhindern und hat der kleine Sascha wirklich mit Hilfe einer imaginären Großmutter einen neuen Vater gefunden? Haben sechs junge, engagierte Leute ihre Zukunft auf Träume aufgebaut? Und gibt es wirklich eine Hausmauer, die die Farbe auf Sprayer zurückschießt? Aber auch, wenn das alles nicht stimmt, schön wäre es doch, oder?

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Hilda und der Himmelsbote

Ein neuer Vater für Sascha

Auf und davon

Wenn Träume in Erfüllung gehen

Für immer und ewig

Die Nacht, in der Wunder geschahen

Vorwort

Es gibt Menschen, die offen sind für Ungewöhnliches, die sich einlassen auf Neues, auch wenn sie nicht alles bis zum Letzten erklären können.

„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.“ Albert Einstein, der schon früher als wir alle, die Möglichkeiten energetischer Prozesse erkannte, hat mit diesem Ausspruch deutlich gemacht, dass er auch auf anderen Gebieten schneller voraus dachte.

Die meisten von uns, sind fasziniert von Menschen, die sensiblere Kanäle haben, mit denen sie wahrnehmen, was andere sich nicht vorstellen können, wie Entwicklungen vorhersagen, Hellsehen, Stimmen hören oder Wesen sehen.

Auch wenn manchmal gewisse Zweifel bleiben, sollte man anerkennen, dass vieles möglich ist.

Schon Shakespeare ließ gegen 1602 seinen „Hamlet“ sagen: „Es gibt mehr Ding` im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt.“

Und vieles ist auf diesem Gebiet noch zu erforschen und zu klären.

Manches, was als außersinnliche Wahrnehmung angepriesen wird, erweist sich tatsächlich auch als Scharlatanerie und Geschäftemacherei und bestätigt die Menschen, die schon immer und ohne weiter zu überlegen, gesagt haben: Das gibt es doch nicht, das kann doch gar nicht sein!

Zwei einfache Kriterien helfen, herauszufinden, ob jemand einfach lügt, viel Fantasie hat oder tatsächlich so etwas wie den sechsten Sinn besitzt.

Wenn das geschilderte Erlebnis, bisher nicht bekannte und gültige Informationen über die Außenwelt liefert, spricht einiges dafür.

Außerdem sollte die Information durch einen Kanal erhalten werden, der nichts mit normalem Sehen, Riechen, Hören oder Schmecken zu tun hat. Es sollte auch mehr sein, als einfache logische Schlussfolgerungen. Denn das können die meisten von uns.

Welche von meinen Geschichten diesen Kriterien entspricht, welche frei erfunden ist und welche tatsächlich passiert sein könnte, überlasse ich Ihrer Entscheidung.

Viel Spaß beim Lesen!

Elfi Sinn

April 2018

Hilda und der Himmelsbote

„Ja, so könnte es gehen.“ Hilda Schiller bewegte ihren lädierten Fuß in der umfangreichen Orthese. Gut, dass ihre dunkelblaue Hose noch weit geschnitten war, sie überdeckte so den unförmigen Verband fast gänzlich. Sechs Wochen hatte sie jetzt auf ihrem Matratzenlager verbracht, wie Heinrich Heine es genannt hätte.

Bisher war sie immer flott zu Fuß gewesen, aber der verflixte letzte Schnee im Februar, hatte sie zu Fall gebracht. So ein Bruch dauerte halt seine Zeit, dachte sie, aber nachdem sie jeden Tag im Zimmer geübt hatte, konnte sie sich jetzt wieder selbständig bewegen und bald wieder in ihre Wohnung zurückkehren.

„Mutter, was machst du da?“ Hilda schaute überrascht hoch, ihre Tochter Hedda stand in der Tür. „Wonach sieht es denn aus? Ich habe lange genug gelegen. Ich will raus. Ich muss nach meiner Wohnung sehen.“

Aber ihre Tochter versperrte die Tür. „Du kannst jetzt nicht raus.

Du bist krank. Pflege ich dich denn nicht gut genug? Mache ich denn nicht alles, dass du dich bei uns wohlfühlst?“

„Ach Kindchen“, beruhigte sie Hilda. „Natürlich bin ich gerne bei euch, ich bin euch auch dankbar dafür, dass ihr mir geholfen habt.

Aber jetzt kann ich wieder etwas laufen und ich muss nach dem Rechten sehen.“

Hedda rang nervös die Hände und versuchte sie wieder zum Sessel zu drängen.

„Du kannst nicht gehen! Mutter, ich muss dir etwas sagen. Wir haben die Wohnung schon aufgelöst. Konrad meinte, du brauchst sie doch sowieso…“ - „Ihr habt was?“

Trotz des bandagierten Fußes war Hilda aufgesprungen, glaubte aber immer noch sich nur verhört zu haben.

„Reg dich doch nicht auf, du hast es doch gut bei uns.“

Hilda schüttelte entsetzt den Kopf. „Ihr habt ohne mich zu fragen, meine Wohnung aufgelöst?“

Hedda rang schon wieder die Hände. „Aber du warst doch krank?“

„Aber nicht im Kopf! Nur mein Fuß ist lädiert, ich kann immer noch klar denken, auch wenn ich achtzig bin. Wo sind meine Sachen?“

Hedda bückte sich unter das Bett und zog einen Koffer vor. „Ich habe dir einige Erinnerungsstücke eingepackt, alles andere hat Konrad entsorgt.“

„Er hat meine Chippendale-Möbel entsorgt?“ Hildas Stimme wurde gefährlich leise. Auch Hedda flüsterte fast. „Die hat er wohl verkauft, es gab ja auch Unkosten für den Abtransport…“ Hilda war wieder in den Sessel gesunken und winkte ihrer Tochter nur mit der Hand zu. „Lass mich allein, ich muss nachdenken.“

Hedda huschte leise, wie eine Maus, aus dem Zimmer.

„Und sowas habe ich nun großgezogen!“ Hilda trat mit dem gesunden Fuß gegen den Koffer. Früher war sie nicht so, dachte sie, aber dieser Idiot von Schwiegersohn, hat vermutlich ganze Arbeit geleistet. Aber nicht mit ihr! Sie würde sich jetzt ein Taxi rufen, noch hatte sie Geld und erstmal in ihren alten Kiez fahren.

Sie kramte ihr Handy aus der Handtasche, die immer griffbereit war und bestellte ein Taxi in die Nebenstraße. Wie gut, dass ihr die junge Rechtsanwältin aus ihrem Haus alles so gut erklärt hatte.

Danach schlich sie sich so leise, wie es mit der schweren Bandage möglich war, aus der Wohnung. Das Taxi hielt wie vereinbart um die Ecke und so langsam begann Hilda sich wieder als Herrin des Geschehens zu fühlen. Sie schaute aus dem Autofenster und freute sich an der Frühlingssonne.

Doch das gute Gefühl hielt nicht lange an.

Als sie ihren früheren Kiez erreichte und das Haus sah, in dem sie mit ihrem Paul fast fünfzig Jahre glücklich gewesen war, keuchte sie vor Entsetzen auf. Früher war das alles ein gepflegtes Ensemble gewesen: Die sechs großen Bürgerhäuser mit den charakteristischen Erkern, die eine kleine Grünanlage umsäumten.

Fünf Häuser boten auch noch den gewohnten Anblick, aber ausgerechnet „ihr“ Haus sah aus, als hätte man es fluchtartig verlassen.

Sie blickte zur ersten Etage. Die Fenster sahen ohne ihre Gardinen leer, fast höhlenartig aus. Auch darüber erkannte sie nur leere Fenster. Neben dem Haus standen irgendwelche Baumaschinen, was war da nur geschehen? „Gott sei Dank“, murmelte sie. Der kleine vietnamesische Laden im Erdgeschoss war noch vorhanden. Aber offensichtlich auch nicht mehr lange, dachte sie, als sie die halbleeren Regale sah.

Auch Kunden waren in dem früher so gut besuchten Geschäft nicht zu sehen.

Erst als sie ein zaghaftes „Hallo“ rief, kam Hoa, die freundliche Besitzerin nach vorne. Sie sah unglücklich aus, aber als sie Hilda erkannte, hellte sich ihr Gesicht auf.

„Frau Hilda, ist das schön dich wiederzusehen, wir haben schon gedacht, du wärst in dem Haus für alte Leute.“ „Aber Kindchen, wo denkst du denn hin. Ins Altenheim gehe ich erst, wenn man mich hinträgt.“ Hilda lächelte und umarmte Hoa beruhigend.

„Aber der Mann hat doch gesagt…“ „Egal, erzähl mir doch erstmal, was hier vor sich geht?“

Hoa zog sie in die kleine Küche hinter dem Laden, damit sie sich setzen konnte.

„Ein Mann hat das Haus gekauft, um es wegzumachen. Er will ein neues Haus für reiche Leute bauen. Die Mieter von oben haben Geld bekommen, damit sie gleich ausziehen. Auch der Mann von ihrer Tochter hat viel Geld bekommen, Kati, die Anwältin hat es uns gesagt. Jetzt sind nur noch sie und wir, die nicht fortwollen.

Aber das Geschäft geht schlecht. Irgendwann müssen wir auch.

Mein Mann ist schon auf Wohnungssuche. Aber so wie hier, wo ich die Kleine auch im Auge haben kann, das gibt es nicht. “ Hilda kam aus dem Staunen nicht heraus. Offensichtlich hatte sie ihren Schwiegersohn unterschätzt. Er sah so harmlos aus, hatte es aber faustdick hinter den Ohren. Nicht nur dass er ihre Wohnung einfach auflöste, ihre Antiquitäten verschleuderte, er hatte auch noch ein Kopfgeld kassiert. Vermutlich wusste Hedda davon auch nichts oder doch?

Hilda trank ihren Tee, den Hoa aufgegossen hatte, schluckweise und versuchte zu klaren Gedanken zu kommen.

Sie war schon oft in ausweglosen Situationen gewesen, aber das war das Schlimmste überhaupt. Wie gerne würde sie sich und den anderen helfen, aber sie war eine alte Frau, die sich so kraftvoll fühlte, wie ein ausgedrückter Teebeutel! Sie hatte zwar Geld gespart, wenn sie es recht bedachte, gar nicht so wenig, aber das würde nicht helfen können.

Da durchfuhr sie ein schrecklicher Gedanke. Hatte sie ihr Geld überhaupt noch? Oder hatte sich Konrad daran auch schon bedient? Höchste Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Sie verabschiedete sich von Hoa und klopfte bei der jungen Rechtsanwältin. Aber da war keiner.

Schweren Herzens verließ sie das Haus und schaute sich wie Abschied nehmend um, als sie die schwarzen Locken der Anwältin hinter einem Busch entdeckte. Katharina Görlich saß einsam auf der Bank, ihre Augen waren gerötet, offensichtlich hatte sie geweint. Aber als Hilda näher trat, sprang sie erfreut auf.

„Frau Schiller, wir haben Sie ja ewig nicht gesehen. Geht es Ihnen gut?“ „Es könnte mir nicht schlimmer gehen, bei dem, was ich hier sehe. Aber wir waren doch schon mal beim Du, Kati. Dir setzt auch etwas zu? Wollen wir nicht gemeinsam einen Cappuccino trinken gehen. Ich brauche unbedingt deinen Rat. Und die Parkbank ist für mich nicht bequem genug.“ Kati sprang auf und stützte sie, damit das Gehen leichter fiel. „Den Cappuccino kriegst du auch bei mir und ganz sicher hört da kein Nachbartisch zu.“

Während Hilda ihren Cappuccino genüsslich schlürfte, informierte sie die Anwältin über ihre Bedenken gegenüber ihrem Schwiegersohn. Deren erste Frage konnte Hilda sofort verneinen, sie hatte nichts unterschrieben. Allerdings hatte ihre Tochter eine Vollmacht für ihr Bankkonto. Darauf war aber lediglich die monatliche Rente.

Das, was sie als ihr Vermögen betrachtete, befand sich auf Extrakonten und in ihrem Depot. Nachdem sie alles in die Wege geleitet hatte, um eine ungerechtfertigte Entmündigung zu verhindern, gab sie noch einige Schriftstücke in Auftrag, die verhinderten, dass ihr Schwiegersohn irgendeinen Zugriff auf ihr Geld hatte.

„So jetzt hast du meine Probleme gehört, was sind deine? Geht es auch um das Haus?“ Kati seufzte tief auf und strich sich über die Haare. „Damit hat alles angefangen. Nach dem Studium habe ich zunächst in einer großen Kanzlei gearbeitet, aber ich hatte Probleme damit, wie weit die Gesetze für bestimmte Leute ausgelegt wurden. Also bin ich gegangen. Nur eine eigene Kanzlei muss man ja erst aufbauen, deshalb war ich froh, dass die Miete hier nicht so hoch und die Gegend immer noch respektabel war.

Aber dann kam dieser Miethai oder Heuschrecke oder wie man diese Leute nennt. Mein Freund hat für diese Gesellschaft gearbeitet, er ist eigentlich Architekt, aber sie suchten eben einen Bauleiter für dieses Vorhaben. Soweit war alles gut. Als er jedoch auf den Denkmalschutz verwiesen hat, der eigentlich einen Abriss unmöglich macht, hat man ihn gefeuert. Jetzt hängen wir beide in der Luft. Er hat keinen Job und ich auch bald nicht mehr.“

Hilda schüttelte den Kopf. „Was ist das nur für eine Welt geworden, da muss man doch etwas machen können?“

Kati schüttelte mutlos den Kopf. „Der Eigentümer hat sich offensichtlich mit dem Baustadtrat verbündet. Die haben dann in der Verwaltung irgendeine Sonderregelung durchgedrückt, wegen Einsturzgefahr. Dabei ist das ein höchst solides Mauerwerk, sagt mein Freund.“ Hilda schob ihr auffordernd das Handy zu. „Speicher mir doch bitte mal die Nummer von deinem Freund ein. Nur für den Fall, dass ich eine fachliche Meinung brauche. Ich glaube, ich habe eine Idee, die uns beiden weiterhelfen könnte. Gibt es eigentlich noch die kleine Pension an der Ecke?“

Und als die Anwältin nur nickte und ins Vorzimmer lief, um die Visitenkarte zu holen, fing Hildas Plan an, sich zu entwickeln.

„Wir müssen gehen.“ „Ja, gleich“, antwortete Hilda. Dann schaute sie sich erschrocken um. Wer hatte denn da gesprochen? Es war niemand zu sehen. Vielleicht war das heute doch ein bisschen viel für mich, wenn ich schon Stimmen höre, dachte sie.

„Dann solltest du auch tun, was die Stimme sagt.“ Sie fuhr wieder herum. „Ist da jemand?“

„Außer mir keiner“, antwortete die Anwältin und reichte ihr die Visitenkarte der Pension. „Was hast du denn gehört?“ „Ach wahrscheinlich ist draußen jemand vorbei gegangen. So weit, dass ich Stimmen höre, bin ich noch nicht.“

Trotzdem machte sie sich Gedanken, als sie wieder auf der Straße war. War sie wirklich schon rammdösig im Kopf? Sollte sie froh sein, wenn sie wieder bei ihrer Tochter unterkriechen konnte? Nein, nein und nochmals Nein! Nicht mit ihr!

Und sofort rief sie die Pension an, um sich ein Zimmer reservieren zu lassen.