Sophie und die Krimifrauen vom alten Bahnhof - Elfi Sinn - E-Book

Sophie und die Krimifrauen vom alten Bahnhof E-Book

Elfi Sinn

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Beschreibung

Die junge Privatdetektivin Sophie träumt von einem Fall, der sie berühmt und reich macht, denn noch sind ihre Fälle klein, aber auch nicht ohne Schwierigkeiten. Glücklicherweise bekommt sie manchmal zauberhafte Unterstützung, durch außergewöhnliche Fähigkeiten, die sie an sich entdeckt und besonders engagierte Hilfe, durch ihre Oma Laura und die Krimifrauen vom alten Bahnhof, die lieber selbst Verbrecher jagen, als nur darüber zu lesen. Natürlich träumt sie auch von Felix, den sie zwar schon lange kennt, aber plötzlich mit anderen Augen sieht. Wird sie auch diesen ganz besonderen Fall in ihrem Leben lösen?

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Seitenzahl: 176

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Inhaltsverzeichnis

Reingelegt

Der Hundehasser

Der gierige Investor

Einbruch im Museum

Der charmante Herr Rascal

Das Spukhaus

Reingelegt

„Das darf doch nicht wahr sein!“ Laura Graf wollte sich gerade von ihrer Freundin Luisa verabschieden, die im Erdgeschoss des Nachbarhauses wohnte. Beide waren im Kabarett gewesen und hatten sich auf dem Heimweg noch ausgeschüttet vor Lachen. Sie kicherten wie zwei Teenager, obwohl sie der 70 deutlich näher waren als der 17.

Seitdem beide verwitwet waren, unternahmen sie wieder viel gemeinsam, so wie in ihrer Jugend. Laura half an zwei Tagen im Büro ihrer Enkelin aus, die als Privatdetektivin arbeitete.

Und dabei war eine Leidenschaft entstanden, die sie beide und noch einige Frauen ihres Alters erfasst hatte, das Krimifieber.

Jeden Mittwoch trafen sich sieben Frauen im Café Schokohimmel im alten Bahnhof und diskutierten ihre Lieblingsbücher. Natürlich nur Cosy-Crime-Romane, solche, in denen noch vorwiegend mit Verstand und weniger mit Technik ermittelt wurde und die Leserin mit raten konnte.

Aber heute sah es so aus, als würden sie selbst einen echten Krimi erleben. Beide schauten entsetzt auf die Tür zu Luisas Wohnung, die aufgebrochen war und sich durch den Wind, wie von Geisterhand bewegte. Luisa wollte hineinstürzen, aber Laura hielt sie zurück.

„Bist du lebensmüde?“, flüsterte sie. „Die Einbrecher könnten noch drin sein. Ruf sofort die Polizei! Ich rufe Sophie.“

Ihre Enkelin nahm schon nach dem ersten Läuten ab.

„Sophie-Schatz, bei Luisa ist eingebrochen worden. Kannst du mal schnell rüberkommen? Ja, wir haben die Polizei schon gerufen, aber vielleicht willst du dich vorher noch umsehen?“

Sophie kam so schnell, als hätte sie schon an der Tür gestanden.

Lautlos betrat sie die Wohnung und sicherte die Räume der kleinen Wohnung, die genauso geschnitten war, wie das Erdgeschoss im Haus ihrer Großmutter.

Sauber! Niemand mehr da. Jetzt schaltete sie das Licht ein. Hier schien ein Tornado durch geweht zu sein. Ungeduldig drängten sich auch Laura und Luisa ins Zimmer.

„Oh, nein!“ Entsetzt schlug Luisa die Hände vors Gesicht. Gerade noch war ihre Welt in Ordnung gewesen. Und jetzt das! Fremde waren in ihre Wohnung, in ihr Allerheiligstes eingedrungen, hatten ihre Sachen angefasst! Wie sollte sie sich hier jemals wieder sicher fühlen? Die Tränen schossen ihr in die Augen. Wer tat ihr denn so etwas an?

Sophie schob sie beide wieder in den Flur. Als zugelassene Privatdetektivin wusste sie, wie wichtig die Sicherung eines Tatortes war, auch wenn sie nicht ernsthaft glaubte, dass die Täter gefasst werden würden. Aber die Versicherung würde ohne eine Anzeige bei der Polizei, niemals für die Schäden aufkommen.

Vom Flur aus war zu sehen, dass die eigentlich stabile Eingangstür brutal aufgebrochen worden war. Luisa saß auf den Treppenstufen und schluchzte verzweifelt, während ihr Laura tröstend über den Rücken strich. Gemeinsam mit den Frauen wartete Sophie auf die Polizei, die erstaunlicherweise ziemlich schnell erschien.

Zuerst sprintete Felix, der Bruder ihrer Freundin Chrissy die wenigen Treppen vor der Haustür hoch. Sein Kollege brauchte etwas länger. Sophie grinste, sie lief die drei Treppen zu ihrer Dachwohnung jeden Tag mehrmals, das brachte Kondition und sparte das Fitness-Studio. „Ihr habt wohl Saure-Gurken-Zeit oder wollt ihr den Rekord für die kürzeste Fahrt zum Einsatzort brechen?“

Felix lachte auch. „Schön wär´s. Aber wir waren sowieso hier in der Nähe.“

Interessiert betrachtete er die Tür. „Ach, schon wieder ein Einbruch, wieder bei einer Frau? Vermutlich der Witwenräuber. Sieht ganz danach aus.“

Obwohl Felix die Sache locker nahm, wusste Sophie, dass er in seiner Arbeit dennoch sehr genau war. Mit gezogener Waffe betrat er die Wohnung, nachdem er sich vorher vergewissert hatte, dass es keinen zweiten Ausgang gab.

Nach kurzer Zeit kam er zurück und rief seinem Kollegen zu. „Der Vogel ist schon ausgeflogen“.

Dann wandte er sich an Luisa. „Frau Kempa, fühlen Sie sich gut genug, um einen Blick auf das Wohnzimmer zu werfen? Vielleicht fällt Ihnen gleich auf, worauf er es abgesehen hatte.“

Luisa, von ihrer Freundin Laura begleitet, schaute sich nur kurz im Raum um und begann wieder zu zittern und zu schluchzen.

Alle Kästen waren aus den Schränken gerissen, die Bücher aus den Regalen gefegt und das, was auf den Fensterbrettern gestanden hatte, lag auf ihrem Teppich. Alles war so fürchterlich, sie konnte sich einfach nicht konzentrieren.

Deshalb übernahm Laura, die durch ihre Arbeit bei Sophie schon ein wenig Routine hatte, das Ganze. „Luisa, wo ist dein Schmuck?“

Die schaute in einem der unteren Schränke nach und schüttelte den Kopf. „Alles weg!“

Laura schaute bestürzt. „Oh, war da auch das große Bernsteinherz dabei, das deine Urgroßeltern von Königsberg mitgebracht hatten?

Das war doch sehr wertvoll.“

„Ja, das fehlt auch.“ Luisa nickte betrübt.

„Aber es war sowieso nicht so wertvoll, wie wir immer gedacht haben. Das hat mir der reizende Herr von der Versicherung gesagt.“

Der zweite Beamte räusperte sich. „Haben Sie eine Liste, damit wir weitergeben können, welcher Schmuck gestohlen wurde?“

„Ich weiß, wo diese Sachen liegen“, erbot sich Laura, die sah, dass ihre Freundin keinen klaren Gedanken fassen konnte.

Außerdem war da etwas gewesen, bei dem sich ihr kritischer Verstand eingeschaltet hatte. Irgendetwas stimmte definitiv nicht!

Während sie Luisas Ordner durchsuchte und die Liste an den Polizisten weiterreichte, fiel es ihr wieder ein.

„Du hast vorhin gesagt, der Versicherungsvertreter habe dir mitgeteilt, das Bernsteinherz sei jetzt weniger wert?“

„Ja das hat er. Er sagte, der Preis für Bernstein sei gefallen, deshalb hat er auch die Versicherungssumme angepasst. Mir war das recht, so musste ich weniger Beitrag zahlen.“

Laura warf ihrer Enkelin einen bezeichnenden Blick zu. Der Bernsteinpreis gefallen? Nie im Leben und selbst wenn, galt das bestimmt nicht für Luisas Bernsteinherz mit einem fantastischen Einschluss. Sie selbst hatte oft die vollständig erhaltene Libelle in dem schimmernden Bernstein bewundert. Und seit wann war ein Versicherungsvertreter ein Kunstexperte? Laura, die jahrelang ein Museum mit einer großen Mineralien- und Fossilien-Sammlung geleitet hatte, war davon absolut nicht überzeugt.

Felix prüfte mit aufmerksamen Blicken noch einmal den Raum.

„Es ist schon erstaunlich“, raunte er Sophie zu. „Er scheint zu wissen, wo was zu finden ist. Er hat im Schlafzimmer nichts angerührt, obwohl die meisten Menschen dort ihr Geld verstecken. Auch nicht im Flur oder der Küche, nur im Wohnzimmer. Und das Durcheinander sieht etwas übertrieben aus, als wollte er uns glauben machen, hier seien mehrere gewesen.“

Sophie schaute ihn erstaunt an. Das war nicht schlecht für einen Streifenpolizisten. „Ich habe zwei ähnliche Fälle, da war der Ablauf auch so. Und du sagtest Witwenräuber, also gibt es noch mehr Fälle?“

Felix warf einen vorsichtigen Blick auf seinen Kollegen und flüsterte ihr ins Ohr. „Morgen halb sechs im Schokohimmel. Du zahlst den Kuchen und ich erzähle ich dir alles, was ich weiß.“

Dann wandte er sich wieder an Luisa, die noch immer geschockt auf ihrem Stuhl saß, während Sophie und ihre Oma schon das Chaos fotografiert hatten und bereits wieder beim Einräumen waren.

„Frau Kempa, wir haben den Einbruch aufgenommen. Aber viel Hoffnung kann ich Ihnen nicht machen. Wir tun, was wir können, aber unsere Möglichkeiten sind leider begrenzt. Haben Sie Verwandte in der Nähe? Sie sollten heute nicht alleine sein.“

„Ich nehme sie mit zu mir“, rief Laura. „Auf jeden Fall bis die Eingangstür wieder sicher ist. Ich habe schon den Hausmeister angerufen, er kommt gleich vorbei und schließt das notdürftig.“

Am nächsten Morgen begann Sophie in ihrem Büro die Fakten neu zu ordnen. An der Wand zwischen den Fenstern hatte sie eine große Magnettafel befestigt, an die alles Erwähnenswerte geheftet wurde. Aber selbst mit den Informationen zu dem 3. Einbruch, ergab sich kein Ansatzpunkt. Die Frauen, die es betraf, waren unterschiedlichen Alters, hatten unterschiedliche Wertstücke besessen und keine hatte die gleiche Versicherung. Sie brauchte einfach mehr Informationen!

Gut, dass Felix bereit war, sich mit ihr zu treffen. Das war ja sonst bei Polizisten eher nicht der Fall.

Wie Felix hatte sie auch die Polizeischule besucht, sich aber nach einem halben Jahr Polizeidienst entschlossen, Privatdetektivin zu werden. Befehle waren einfach nicht ihr Ding, vor allem wenn es nur um Formalien ging und Festgenommene schneller wieder frei kamen, als sie sie ermittelt und verhaftet hatten.

Solche Ungerechtigkeiten machten es ihr leicht, aus der Truppe wieder auszuscheiden und sich auf die Wiederbeschaffung von wertvollen Dingen zu spezialisieren.

Wichtigster Mentor war dabei ihr Onkel Julian, der Bruder ihrer Mutter, gewesen. Obwohl er nur als kleiner Trödelhändler anfing, hatte er sich im Laufe der Zeit mehr und mehr einen Namen bei Antiquitäten und hochwertigem antikem Schmuck gemacht.

Schmunzelnd dachte sie an das Schlitzohr, das jetzt seinen schon etwas länger andauernden Urlaub bei einer reichen Witwe auf Mallorca genoss. Sophie hatte viel von ihm gelernt und kannte jeden Händler und vermutlich auch eine Menge Hehler auf diesem Gebiet.

Da sie häufig erfolgreich bei der Wiederbeschaffung war, zeigten sich auch große Versicherungen gerne zur Zusammenarbeit bereit oder beauftragten sie sogar. Dadurch hatte sie regelmäßigere Einnahmen, als wenn sie nur untreue Ehemänner überwacht hätte, aber große Sprünge konnte sie damit noch nicht machen.

Immerhin war das Büro im Erdgeschoss von Lauras Haus preiswert, denn dafür musste Sophie zusätzlich zu ihren Nebenkosten, nur im Sommer den Rasen mähen und im Winter Schnee schippen.

Außerdem konnte sich Oma Laura von hier aus viel besser um die Rechnungen und die Buchhaltung kümmern.

Damit blieb ihr die Zeit, die für die Ermittlung und Überwachung erforderlich war. Bisher hatte sie ihre Fälle auch relativ schnell abschließen können, nur jetzt nicht.

Vermutlich würden ihre Klientinnen bald ungeduldig werden, denn die Versicherungen hatten bereits signalisiert, zahlen zu wollen. Da es aber bei beiden auch um einen Erinnerungswert ging, war sie engagiert worden.

Als sie damals von Diana von Frohberg angerufen wurde, die eine wertvolle Halskette vermisste, glaubte sie den ganz großen Wurf erwischt zu haben. Den Fotos nach, war diese Kette auch etwas Besonderes, eine venezianische Arbeit aus dem 17.Jahrhundert.

Nicht nur der Materialwert des Goldes war entscheidend, sondern der geheimnisvolle Kapsel-Anhänger, um den sich Legenden rankten. Angeblich sollte damit einer der Dogen von Venedig vergiftet worden sein. Natürlich war die Polizei eingeschaltet worden, aber da es keinerlei Einbruchsspuren gab, ging man von Diebstahl durch das Personal aus.

Jetzt sah das allerdings anders aus, denn es gab schon zwei Fälle, in denen es um Schmuck ging.

Bei ihrer anderen Klientin, Annekathrin Zahl, war eine sehr seltene englische Erstausgabe von „The Hobbit“ von J.R.R. Tolkien gestohlen worden, die schon seit 1937 in der Familie gehütet wurde und vermutlich um die 50.000 Euro wert war.

Solche Dinge nahmen einfache Hehler nicht ab, überlegte Sophie, das wäre viel zu auffällig. Also müsste es schon jemand mit entsprechenden Kontakten sein. Kannte sie so jemanden?

Während sie das noch gedanklich durchging, kam Laura hereingestürmt. „Ich habe Luisa gerade nach Hause gebracht. Sie hat bereits eine neue Tür. Ich habe ihr noch zu einem extra Riegel geraten.

Das schützt zwar nicht vor einem Einbruch, gibt ihr aber ein sichereres Gefühl, wenn sie zuhause ist. Und hast du schon was?“

Sophie lächelte. Typisch Oma! Wenn es nach ihr ginge, wäre mittags aufgeklärt, was morgens passiert war. Sie wies auf ihre Tafel und seufzte.

„Bei mehreren Verbrechen sind wir in der Ausbildung davon ausgegangen, dass es Gemeinsamkeiten geben muss. Aber die Frauen sind alle unterschiedlich alt, die Wohnung wurde mal aufgebrochen, mal nicht, verschwunden sind nach meiner Übersicht, Schmuckstücke und ein wertvolles Buch. Gemeinsam ist allen:

Es waren alleinlebende Frauen, der Einbrecher muss gewusst haben, dass sie etwas sehr Wertvolles besitzen und alle waren versichert. Was nicht verwunderlich ist, aber keine bei der gleichen Versicherung. Wir wissen ja nicht einmal, ob es wirklich nur ein Täter, also dieser Witwenräuber ist oder jedes Mal ein anderer.“

Laura hatte aufmerksam zugehört. „Aber irgendwo müssen wir anfangen. Mein Bauchgefühl sagt mir, der Versicherungsvertreter von Luisa ist nicht koscher. Es gibt keine Informationen über einen gefallenen Preis für Bernstein. Ich habe gelesen, dass er in einigen asiatischen Ländern höher gehandelt wird, als Gold. Wir sollten uns auf ihn konzentrieren. Ich spüre, dass da was ist. Es gab schon mal einen ähnlichen Fall.“

„Ach, hast du wieder bei Miss Marple nachgeforscht?“ Sophie lachte, auch wenn sie manchmal über den Eifer ihrer Großmutter die Augen verdrehte. „Dein Bauchgefühl in allen Ehren, aber hier müssen wir richtige Ermittlungsarbeit leisten und zwar in alle Richtungen, sonst entgeht uns etwas.“

Laura lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Zeit sich mit der Buchhaltung zu beschäftigen, aber so schnell gab sie sich doch nicht geschlagen. „Du hast ja recht“, seufzte sie. „Aber meine Meinung gefällt mir einfach besser!“

Als Sophie am späten Nachmittag das Café Schokohimmel betrat, war sie wie immer schon alleine von den Düften berauscht. Es war wirklich toll, was ihre beste Freundin Chrissy und ihre Freunde aus dem alten Bahnhof gemacht hatten. Aber der Höhepunkt war einfach dieses gemütliche Café in zartem Violett, in dem man sich mit Lettys Kuchen, Torten und Plätzchen wirklich wie im Himmel fühlen konnte. Sie suchte sich einen bequemen Ecktisch in der Nähe der Terrasse mit seitlichem Blick zum See. Obwohl der Herbst die Bäume schon rotgolden gefärbt hatte, war die Luft noch angenehm warm.

Sophie strich ihre raspelkurzen schwarzen Haare etwas zurück und schaute Felix entgegen. Eigentlich kannte sie ihn schon fast ihr ganzes Leben lang, aber gerade jetzt begann sie Seiten an ihm zu entdecken, die höchst interessant waren.

Bei diesen Gedanken grinste sie und schüttelte über sich selbst den Kopf. Natürlich hatte sie sich früher nicht so für den großen Bruder von Chrissie interessiert, damals als sie in der 1. und er in der 3.

Klasse saß. Aber heute mit 23 konnte sie nicht umhin anzuerkennen, dass er wirklich ein gut aussehender Kerl war, der auch noch Hirn im Kopf hatte.

Felix lachte, als ihm Sophie von dem Verdacht ihrer Oma erzählte.

„Vielleicht ist sie vorschnell, aber vielleicht hat sie auch etwas bemerkt, das uns entgeht. Ich kenne sie schon so lange, sie hat einen guten Riecher und wenn du sowieso keinen anderen Ansatz hast…“

„Aber was ist mit euch, keine zufälligen Funde, keine chemischen Analysen, wie in CSI?“

Felix grinste etwas gequält und strich sich über seine dunkelblonden Stoppelhaare.

„Als ob du nicht genau wüsstest, dass uns solche Technik absolut fehlt. Ich habe einen Kumpel beim Einbruchsdezernat, der mir manchmal was steckt. Von ihm weiß ich, dass es mittlerweile 27 Fälle sind, alle im Umkreis von 30 Kilometern, also hauptsächlich die Südstadt. Klar, hier gibt es eine Menge wohlhabende und besonders kunstliebende Menschen, aber vermutlich leben der oder die Täter auch hier.“

„Stimmt“, murmelte Sophie. „Das sehe ich ebenso. Möglicherweise verkauft auch jemand Tipps an andere, das könnte zumindest die unterschiedlichen Methoden erklären, mit denen eingebrochen wurde.“

Felix nickte. „Wahrscheinlichkeiten gibt es viele. Vielleicht entscheidet aber auch ein Einzelner spontan, wie er eindringt. Bei manchen war nicht auszuschließen, dass die Schlüssel vorher geklaut wurden. Aber ehe ich noch ein weiteres Wort von mir gebe, möchte ich erst Lettys Schoko-Sahne-Torte genießen, du zahlst ja heute.“

Während Sophie zum Tresen ging, um ihre Bestellung aufzugeben, kreisten ihre Gedanken weiter um die diskutierten Möglichkeiten.

Wer hätte denn Tipps geben können? Jemand der die Wertstücke verkauft hatte? Nein, es waren meist Erbstücke. Jemand, der Alarmanlagen installiert hatte? Das wäre zu überprüfen. Jemand der die Wertstücke versicherte? Aber es waren ja unterschiedliche Versicherungen.

Trotzdem wurde Sophie das Gefühl nicht los, Oma Laura könnte recht haben.

Als sie Felix das Riesenstück Torte brachte, reagierte der etwas enttäuscht. „Was nur eins?“

Sophie lachte. „Ich verstehe gar nicht, wie du so viel essen kannst?“

Felix grinste sie etwas mutwillig an, ehe er sich der Torte widmete.

„Manche Menschen können kochen, manche können backen, ich kann essen. Das wird auch gebraucht. Aber ein paar andere Sachen kann ich auch noch.“

Sophie, die sich unter den intensiven Blicken seiner dunklen Augen etwas verlegen fühlte, lenkte das Gespräch wieder auf ihr Problem, die Einbrüche.

Nachdem sie alles zusammengefasst und geordnet hatten, waren sich Sophie und Felix einig, sie brauchten mehr Informationen.

Felix zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Mehr erfahre ich von meinem Kumpel nicht, mit Sicherheit keine Einzelheiten.“

Aber Sophie hatte eine Idee, wie sie an weitere Informationen kommen könnte. Am nächsten Morgen wartete sie schon mit gutem englischen Tee und Lettys himmlischen Plätzchen auf ihre Großmutter. „Das riecht wunderbar, aber auch nach einem Bestechungsversuch“, lachte Laura.

„Gut kombiniert, Watson“, entgegnete Sophie. „Omi, ich brauche wirklich deine Hilfe. Wir haben einfach zu wenig Informationen über die weiteren Einbrüche. Felix hat gestern erzählt, es gäbe insgesamt 27 und alle in der Südstadt. Vieleicht…“

„Du meinst echt, wir dürfen mit ermitteln?“ Laura war vor Begeisterung aufgesprungen und konnte ihre Teetasse gerade noch vor einem Sturz bewahren.

„Na ja, ermitteln würde ich es noch nicht nennen wollen“, begann Sophie zögerlich, schwenkte aber um, als sie den enttäuschten Gesichtsausdruck ihrer Großmutter bemerkte.

„Auf jeden Fall ist das wichtig für die Ermittlungsarbeit. Und es ist etwas, was weder die Polizei, noch ein Detektiv, so einmalig wie ihr, erledigen könnte. Ihr sollt euch einfach umhören. Wir brauchen so viele Informationen wie möglich, über die anderen Einbrüche. Könnt ihr das übernehmen?“

„Ja sicher, wir sind ja auf diesem Gebiet nicht unbedarft. Gleich heute Nachmittag werde ich die anderen instruieren. Sogar Luisa will heute kommen, sie ist so wütend, sie spuckt Gift und Galle.

Wenn sie jetzt etwas beitragen kann, um diese fiesen Typen zu fassen, wird ihr das bestimmt helfen.“

„Felix hat etwas gesagt, das mir nicht aus dem Kopf geht“, überlegte Sophie laut. „Ihm ist aufgefallen, dass der Räuber nicht im Schlafzimmer gesucht hat, wo doch die meisten Leute ihr Geld verstecken.“

Laura verstand sofort. „Also können wir davon ausgehen, dass er genau wusste, wonach er suchen muss und wo. Wir werden die 5 Ws nachher gründlich durchgehen.“

Bis zum Termin hatte Laura ihre Notizen vervollständigt und war gespannt, wie die anderen reagieren würden. Zu diesem Anlass hatte sie sogar einen warmen Rock mit dem Karomuster ausgewählt, das auch Sherlock Holmes getragen haben soll.

Eigentlich war sie eher ein Fan von Miss Marple, aber kleidungstechnisch konnte sie dieser Figur von Agatha Christie wenig abgewinnen. Eine schwarze Haube und schwarze Spitzenhandschuhe konnten bei einer Einbrecherjagd doch eher hinderlich sein.

Als sie bei Luisa klingelte, staunte sie über die Tür, die einer Festung würdig gewesen wäre. Aber Hauptsache ihre Freundin würde sich sicher fühlen.

Als beide den Schokohimmel betraten, warteten dort schon fünf Frauen höchst gespannt an ihrem Stammplatz. Letty, die Inhaberin des Cafés, hatte persönlich diese Ecke für die Krimifrauen eingerichtet, die etwas abgeschiedener lag und durch große Pflanzen vom übrigen Raum abgetrennt war. Zuerst lauschten alle überrascht, entsetzt und auch empört den Berichten von Luisa und Laura über die Einbrüche und die bisherigen Erkenntnisse.

„Oh Gott“, stöhnte Stella, die Witwe eines ziemlich berühmten Malers. „Man traut sich doch gar nicht mehr, irgendetwas Wertvolles im Haus zu haben. Das hätte jeder von uns passieren können.“

„Und was macht die Polizei?“

Die resolute Antonia, die als Krankenschwester selbst keine Reichtümer erworben hatte, aber einige wertvolle Schmuckstücke ihrer Großmutter hütete, beantwortete ihre rhetorische Frage selbst.

„Vermutlich nichts! Keine Leute, keine Technik, es ist ein Jammer!“

Emilia, die früher an einer Hochschule Psychologie gelehrt hatte, äußerte sich immer erst nach den anderen. „Ich finde, wir sind es uns selbst schuldig, dass wir etwas unternehmen. Stella hat das richtig eingeschätzt, das hätte jede von uns treffen können. Die Polizei hat Protokolle aufgenommen und legt sie ab, mehr passiert nicht. Aber wir können doch viel mehr machen. Die Betroffenen sind alles Frauen wie wir, wir müssen sie nur finden. Schließlich wissen wir doch, wie man so etwas macht.“

„Ich gebe dir absolut recht.“ Claire, die früher ein Reisebüro geleitet hatte, fühlte sich seit dem Besuch des Sherlock-Holmes-Museums in der Baker Street in London, als ausgewiesene Spezialistin. „Wir müssen, wie unsere Vorbilder beobachten und unsere Schlüsse daraus ziehen. Wieso, zum Beispiel, war keine der Frauen zuhause? Nicht, dass ich dir das gewünscht hätte, Luisa. Aber der oder die Täter müssen einiges über den Tagesablauf dieser Frauen wissen.“ Zufrieden sah sie sich um, während die anderen beifällig nickten.

„Das ist ein sehr guter Gedanke“, fand auch Laura. „Wir sollten unsere fünf Ws durchgehen. Vielleicht fällt uns noch mehr ein.“

Christiane, die früher Lehrerin war, holte die Karten und ihren Notizblock aus der Tasche. Dann hielt sie die erste Karte hoch, auf der in dicken Buchstaben Wer stand.

„Bisher wissen wir nicht genau, ob es ein Einzelner oder mehrere sind. Fest steht, er ist männlich. Die Kraft, mit der die Tür bei Luisa aufgebrochen wurde, spricht dafür“, erklärte Laura.

„Es muss jemand sein, der schon mal in meiner Wohnung war“, überlegte Luisa, „vielleicht als Handwerker oder Stromableser.“

„Es müsste auch jemand sein, der sich auskennt“, ergänzte Christiane. „Ich habe zwar viel in meinem Leben gelesen, aber ich hätte nie gedacht, dass es solche teuren Bücher gibt.“

„Es wäre auch möglich, dass die Frauen erst vor kurzem jemanden kennengelernt haben. So ähnlich wie die Heiratsschwindler vorgehen. Nicht dass ich eigene Erfahrungen hätte, aber es gibt darüber interessante Studien aus der Verhaltenspsychologie, der Charmefaktor ist oft entscheidend“, ergänzte Emilia.

„Ich halte das auch für ganz wesentlich“, setzte Laura fort. „Wenn man sich mit einem charmanten Fremden gut unterhalten kann, ist man viel leichter geneigt, ihm Sachen anzuvertrauen, die man sonst