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Deine Lippen sind Korallen deine Schenkel Türkise, kalt dein Schoß, ein Fenster zum offenen Meer ein Meer hinter dem offenen Fenster wartend, eine Dünung ist nicht zu erkennen ein Blumenkübel, himmelblau ganz schlicht
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Seitenzahl: 27
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Des Wahns jüngster Bruder bin ich, des
Untergangs Verkünder
den Tod habe ich gesehen
seine eiserne Maske, kalt funkelndem
Eis gleichend, hervorzuckend, als ich ihn sah
aus einer Blüte des Apfelbaumes
(auch hier schon, dachte ich, schon hier –
doch nicht den sanften Versen gleichend
die man Lämmern summt
frühlingsfeuchte, geschwängerte Natur
aus der Erde sprossend, aus dem Leib
feist und immerdar hungrig, hungernd nach
Geburt und Tod, Tod und Geburt
immerdar, immerdar…). –
Gleißendes Eis, glühendes Rot
der Sonne und Eis gepaart, glühenden
Eisens schmelzend flimmerndes Rot –
der Tod, der Tod!
---
Ich habe mich ausgeschüttet vor Lachen
unterm Apfelbaum, wie ich ihn sah
den armen Alten – Klappermann, Schnitter
ich lachte ihm in die blödsinnig
stumpfen Augenhöhlen hinein – hinein und
hinein… (und ich schäme mich jetzt
dass ich ihn schreckte, damals, den armen
zittrigen Alten, unsern ältesten Diener
den keine Schuld trifft, dass die Zeit auch
über ihn hinwegbrandete, der er nichts zu
bieten hatte als seine Dienste, die er litt und
leidet).
„Wen willst du schrecken?“ fuhr ich ihn an –
„Weißt du denn nicht, mit wem du es zu tun
hast, treiben nicht wir dir täglich solche
Mengen Fleisches in die Arme, blöder Alter
Menschenfleisch, zerstückelt und
am Stück, mehr und mehr und
immer mehr. Tagtäglich, Tag für Tag immer
mehr und mehr… alles was wir an
Überschuss haben, und des Überschusses ist
genug, alles ist Überschuss, alles, mein Alter
und wir geben es dir, wir überhäufen dich mit
Fleisch unsern Fleisches, wir ersticken dich
wir schütten es aus über dir, all die satten
prallen Körper, oder die Gerippe, die kaum
mehr die Kraft hatten ihr Fell zu tragen, mit
stinkenden und balsamischen Körpern
beschaufeln wir dich, blöder Alter
pack dich… pack dich, eh ich mich vergesse
geh… geh mir aus den Augen, die du blenden
wolltest mit deinen armseligen Tricks, ich bin
nicht einer dieser mittelalterlichen Flagellanten
keines dieser armen Schweine, wir alle nicht
(die wir vielleicht doch die ärmeren Schweine
sind, doch dies nur nebenbei)
zu viele Tode durchexerziert, was soll ich
mich noch fürchten, dich, was hinter dir stehen
mag, ich fürchte mich nicht – geh!“
---
Wie ein Schatten ging er vorbei.
Und ich ging vorbei…
mit tränenden Augen
(denn schon schämte ich mich)
in den Gedanken die kranke Rose
‘And his dark secret love
does thy live destroy‘
Ließ ihn zurück in der Blüte des Apfelbaumes
Die blödsinnig stierenden Augenhöhlen,
stumpf…
Irgendwann vielleicht sah ich ihn wieder
ich sehe ihn immer wieder
ich muss ehrlich sein
nein – nachdenken, scharf nachdenken –
tatsächlich
sehe ich ihn sehr oft, angenommen
er wäre nachtragend, sprechen sah ich ihn nie
hörte ihn nie, es ist eine schweigsame Arbeit
die er verrichtet, oder, entgegengesetzt, er
müsste schreien, ununterbrochen schreien
aber das geht nicht, ein Schrei ist
der Ausdruck einer plötzlichen Empfindung
dauerhafter Schrei ist Wahnsinn, ist
Tod – also doch, ein unsäglicher, stiller