Ruhepunkte - Eike M. Falk - E-Book

Ruhepunkte E-Book

Eike M. Falk

0,0

Beschreibung

Ruhepunkte Orte der Nachdenklichkeiten Lichtmuster AtemWeide Sonnenregister Entströmtes Eindrücke / Abdrücke / SichtWeisen MondTränen SanftGewortet BirkenWeiß

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 85

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lisi:

Mitten am Himmel

wenn seitlich

die Begrenzung

kongruent

wie Schmetterlingsflügel

innen

der Sensor

Eike:

Tiefgreifende Störungen im Taubnesselfeld

ein Lichtstrahl blitzt auf die Mauerreste dazwischen

es bleibt nichts ohne in Trauer verhüllt zu gehen

solchermaßen entschärft sich vergangene Zeit

dem Grashalm gleich

der vergilbt als ein von Füßen zertretener

Zaungast am Ende der Straße steht

am alleräußersten Ende

unter einer besamten Frucht

schimmern rotblühende Dächer

die strömen Angstschweiß aus

auf den Brachfeldern liegen

die Köpfe toter Fische

fast schon versteinert wie Kohle schwarz

Ein Krümel Tabak der zu Boden fällt

der kein Vergehen kennt

in hundert Jahren nicht

Lisi:

Da ist nicht viel zu sehen. Ein Streifen aus

Licht. Verschiebt sich.

Da hat sich die Tür weiter gestellt.

Ein besseres Durchkommen für kurzfristige

Ereignisse.

Eine weiße Taube. Ein himmlischer Wind.

Macht sich unglaublich gut.

Oder war es das Kind.

Eike:

Einfach geortet.

Wolken, die einem Tornado gleichen.

Später ein Notenblatt.

Wie die Stare auf den Drähten sitzen.

Himmel kennt Kauderwelsch. Ein Reizort.

Es liegt Gleichgültigkeit nicht im Verstummen.

Denn

es ist

mensch

sache

nicht

Es setzt sich fort.

Losgelassen. Gegengebreitet.

Ein Aufgleiten in Fallböen.

Ob sie einen Raupengarten suchen oder nicht.

Das braucht keine Treppen und kein Geländer.

Der Mond rundet sich. Nachts.

Auf den Drähten.

Ein

Fuß

ein

Blatt

ein

Nebel senkt sich in die Täler.

In der Höhe verschwommen.

Kälte spürbar in jeder Bewegung.

Wie eine Umarmung empfunden.

Rehaugen sind die Sterne

Gestrige

verstehen

nichts

von

Morgen

Lisi:

Gedanken

schreiben

stattdessen

in die Wirklichkeit

Eike:

Man sollte mit den Vögeln in die hohen Bäume

fliegen.

Man sollte sich im Wind schaukeln und die

Minuten zählen.

---

Du findest Raum an einem lichten Morgen.

Du findest einen Tag, der alle Finsternis

zusammenpresst.

Lisi:

Es ist so, dass der Dom mit mir gesprochen

hat.

Nicht in einem schwermütigen Ton. Obwohl

man es vermuten könnte.

Er ist recht dunkel in seinem inneren Vorzeig.

Ich bin ihm begegnet an einem weißen Tag.

Völlig unvorhersehbar. Ohne dass die Nacht

voll war, oder der Morgen pathetisch.

Neugierig auf Ausmaße. Seine, meine. Mehr

nicht.

Zögerlich. Wir siezen uns.

Diese verschiedenen Leben. Gehörig feierlich.

Ungehörig abtrünnig.

Annäherungsbereitschaft.

Ich wachse in ihn hinein. In seine Mächtigkeit.

Damit war nicht zu rechnen. Ohne

Einschüchterung. Er lässt mich gewähren. Ich

gewähre ihm.

Goodwilltour. Das zweite o bleibt ohne

Klammer.

Inauguration der Seelenverschwisterung

später

sehe ich kurzzeitig

mit Augen eines Lamms

die Opferbank

draußen

ein helllichter Tag

Lisi:

Ich kann mir kein rechtes Bild machen.

Etwas hat sich innen überschlagen.

SeelenTriggerpunkte.

Ausgelöste Emotionen.

Fassungsloses Erkennen.

Es badet mich ein Fiebersturm.

Überwuchern konfuse Gedanken.

Angstüberwältigt.

Es ist nur eine Schneise.

Eine Giftigkeit in meinem Mund.

Verursacht Geistesabfall.

Ich weiß nicht.

Ob ein Wald daraus entstehen kann.

Es sind solche gnadenlosen Farben.

Ich kann sie nicht malen.

Hab meine Hand nicht im Griff.

Muss mich begreifen.

Angreifen.

Anfassen.

Abtasten.

Endlich.

Zur Einsicht.

Es muss auch Tage

für ein

Allein

geben

Eike:

Gedankenort. Heimatstadt. Da ich hierher

zurückgekehrt, suche ich einen Platz, in den

ich mich zurücklehnen kann, BlickeNetze

auszuwerfen, hierhin und dorthin. Eine

Ziellosigkeit, die nach Erinnerungen sucht, in

Erinnerungslücken dringt, bleibt in

Rasenstücken verfangen, die den steilen Hang

herunterziehen, eingefasst von

Buchsbaumhecken, sauber gerundet,

verschnitten.

Hundegebell und menschliche Stimmen, eine

Sprachmelodie, die mir nirgendwo sonst

begegnen könnte. Ich bin da, und doch nicht.

Die Zeit hat sich zwischen uns gestellt. Die Zeit

hat sich eine neue Melodie gefunden. Die

Wolken, die über das Tal hinziehen, sind von

anderer Gestalt, die alte Burg hat sich mir

ausgeschlossen. Ich weiß jeden Zentimeter von

ihr, und weiß doch nichts, und will es nicht

mehr wissen. Ich stelle es fest. Ich nehme es

klaglos an. Ich wollte es nicht anders.

Unbewegt

die Ränder des Himmels betrachtend

die wellen sich aus in der Abdrift der Berge

wickeln sich über das Tal

eine ausgefranste Decke

Unbewegt

mein Innerstes betrachtend

den, dessen Herz sich ersehnte

dessen Herz sich erfüllte

gelbe Rosen auf dornigem Stiel

Lisi:

Zimmer Wände

Heute habe ich eine Entdeckung gemacht.

Das ist nicht weiter verwunderlich.

Denn warum sollte ich sonst über Wände schreiben?

Eine Wand hat nie zu mir gesprochen. Sie hält

sich aufrecht. Tritt mir nicht zu nahe. Wahrt Distanz.

Einer Wand hätte ich wahrscheinlich das

Sprechen verboten, wenn sie sich angeschickt

hätte, es zu tun. Aber eher hätte ich es

überhört. Es rechnet ja keiner mit sowas. Ich

jedenfalls nicht.

Es gehört sich einfach nicht. Sie ist nicht zum

Sprechen gemacht. Man hat sie nicht

vorgesehen dafür.

Umarmt habe ich sie nie.

So wie einen Baum. Der mir entgegen kommt.

Mich auffordert.

Berühr mich, ruft er, ich berühr dich auch.

Ich habe viele Bäume umarmt.

Ich habe mit ihnen gesprochen. Ich diskutiere

sogar mit ihnen.

Aber Wände?

Ich habe mich angelehnt an sie.

Merkwürdig.

Es fällt mir jetzt erst auf. Ich habe die Distanz

nicht gewahrt.

Sie haben mich gestützt. Obwohl ich sie nie

beachtet habe.

Sie standen hinter mir. Ohne Gegenleistung.

Sie stehen vor mir. Und setzen mir Grenzen.

Ich akzeptiere sie. Ohne Diskussion.

Bin ich froh, dass keiner liest, was ich hier aufschreibe.

So fängt es an. Würde der Leser vielleicht sagen.

Wenn sie über Wände schreibt, die mit ihr

nicht sprechen, wird es nicht lange dauern,

bis sie über Wände schreibt, die ihr ein Lied

vorspielen.

Und ich gestehe es gleich.

Dann ist es ausgesprochen. Und ich kann es

nicht zurücknehmen.

Die Wände meines Zimmers haben einen

wunderbaren Klang.

Ich habe diesen Klang gehört.

Als ich diese Wände betrachtet habe.

Ehrlicher gesagt. Ich habe sie angestarrt. Mit

uninteressierten Augen.

Damit kann man sich keine Bilder nach innen

holen.

Was man sieht, sind nur Oberflächen. Und sie

bleiben so. Aus ihnen werden keine Tiefen.

Also habe ich meine oberflächlichen Blicke

zurückgenommen.

Und einen zweiten Blick hab ich auf sie (die

Wände) gerichtet.

Er war nicht mehr uninteressiert. Ich hatte ja

meinen Irrtum bemerkt.

Ich nahm so vieles wahr. War ganz irritiert.

Was es zu sehen gibt.

Mit fragenden Augen.

Als hätten diese alle Sinne angestiftet,

aufzuwachen.

Wurde es ganz bunt in mir.

Alles fing an zu sprechen.

Als es still wurde. Weil die Geschichten erzählt

waren. War ich konfus im Kopf.

Dass mir soviel einfallen konnte.

Und ich ließ das Sprechen verstummen in mir.

Ein kleiner Schritt zur Seite. Dann geht das.

Alles ist still. Die Augen haben ihren Blick

zurückgenommen.

Ich habe sie vorsichtshalber geschlossen.

Und dann höre ich den Klang. Ich öffne die

Augen. Vielleicht um den Klang zu sehen. Ich

weiß es nicht.

Jedenfalls ist er immer noch da.

Die Wände meines Zimmers musizieren. Mir

wird ganz wohlig. Fühl mich geborgen.

Wie es wohl in den anderen Zimmern ist, denke ich.

Eike:

Es schwemmt sich der Gegenglanz einer

grünen Wiese fort über die Wälder.

Wo die Sonne Abendvesper hält, erblühen die

Herbstzeitlosen.

Tauchen ein im Strahlengitter dahinter, wo

ferne Welten weilen.

Ein Wolkengeschnür zieht über dem Himmel

auf, eine Dreifaltigkeit:

Drache, Teufel und Auerochs.

Die schwingen den Hammer zum Amboss,

Schlag um Schlag.

Auf dieser Seite neigen zur braunen Erde die

Köpfe Schlehen und schwarzer Holunder.

Ein Flugzeug, wie ein Pfeil, sein Kondensstreif

eine offene Wunde schneidet.

Lisi:

Nichts

gesagt

dabei

mehr

denn je

Eike:

Eine Fahrt entlang des kleinen Flusses. Der

Glan. Tau auf den Wiesen. Morgens, wenn die

Nebel steigen.

Sie steigen auf wie Rauch aus den Erdhütten

der Zwergenvölker.

Die braunen Kühe reiben sich Fell an Fell, die

Kälte aus den Flanken zu treiben.

Die Kühe sind eine eigene Rasse, die es nur

hier gibt. Sie haben sich dem Tal eingefügt, das

Tal hat seine schützenden Hände um sie gelegt.

Dieses Bild ist Jahrhunderte alt.

Viel verändert hat sich seither nicht. Die

Dörfer sind ein wenig gewachsen, doch blieben

sie erdbraun versunken. Die Häuser schmiegen

sich den Windungen der Straße ein.

Es ist Sonntag, ein Festzelt wartet auf seine

Besucher, doch kaum ein Mensch ist zu sehen,

die Augen der wenigen von achtsamer

Langsamkeit. Sie ruhen auf mir. Dann falten sie

ihren Blick zusammen und lassen mich

passieren. Die Dörfer, die ich durchfahre,

könnten festgefroren sein.

Ich biege auf einen Feldweg ein, der zum Fluss

hinunterführt. Ich steige aus, eine

Wasseramsel sitzt auf einem Stein.

Sie fliegt einige Meter voraus. Sie schaut sich

um zu mir. Ich folge. Ich folge ihrem Flug, die

Ufer abtastend.

Diese Landschaft weiß nichts von Effekten, sie

ist vollständig einer Stimmung hingegeben, die

sich selbst genügsam ist.

Lisi:

Auf der anderen Seite des Kopfes ist es schon später...

Der Moment.

Zwischen Erkennen und Abgrund. Stellt

Schrecksekunden fest.

Die Ankunft

Welcher Blick wird über mein Schicksal

entscheiden?

Die Bewusstlosigkeit

Der anschwellende Schmerz schreit nach ihr.

Die Leere

Danach füllt Erfahrung sie aus.

Das Leben

Widerspricht dem Phantom der Freiheit.

Eike:

Ein großer lichtdurchfluteter Raum.

Ich sehe eine mit weißem Stoff bespannte

Bank ohne Rückenlehne.

Auf der Bank liegt ein Buch in weißem

Einband ohne Beschriftung.

Ich setze mich auf die Bank und schlage das

Buch auf.

Schmutztitel und Frontispiz sind schwarz.

Haupttitel weiß, Vacat ebenso.

Dann folgt ein Text: 'Blättern sie bitte die Seite

um', steht zu lesen.

Ich blättere die Seite um.

'Blättern sie bitte die Seite um'

Ich blättere die Seite um.

Erneutes Schwarz. Eine Doppelseite Schwarz.

Hier ist sehr viel Druckerschwärze verausgabt

worden.

Ich blättere um. Die Seite ist leer.

Und blättere weiter und weiter fort.

Alle folgenden Seiten sind leer.

Ich schlage erneut die schwarze Doppelseite

auf.

Ich betrachte sie.

Meine Finger streifen über das Papier.

Ich blättere um.

Ich beginne zu lesen.

Lisi:

Vor dem riesigen Bild. Die Landzunge wie eine

Insel zwischen zwei Flüssen.

Die kurze Überlegung, wie dorthin gelangen.

Beim Zurücktreten entdecke ich den schmalen

Weg, der in die Wiese mündet. Auf der Wiese

ist ein Liebespaar mit sich beschäftigt.

Passen sie doch auf.

Eine ältere Frau schüttelt vorwurfsvoll den

Kopf. Sie ist mir ausgewichen.

Ich lächele sie an. Sie versteht mich nicht.

Ich fühle mich plötzlich unwohl.

Was will ich hier? Eine Anregung.

Vergangenheit.

Warum will ich fremde Zeiten betrachten?

Vergeblich suche ich Fenster.

Wie sieht das Zeichen für Fluchtwege aus?

Die freien Plätze hinter mir gibt es nicht mehr.

Alles voller Menschen.

Sie werden mir immer unangenehmer.

Das Gemurmel. Wie es anschwillt und sich

wieder zurücknimmt.

Der Herr mit der Brille schiebt sich vor mich.

Er versucht Einzelheiten auf dem Bild zu

erkennen. Ein Zittern ist in ihm.