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Ruhepunkte Orte der Nachdenklichkeiten Lichtmuster AtemWeide Sonnenregister Entströmtes Eindrücke / Abdrücke / SichtWeisen MondTränen SanftGewortet BirkenWeiß
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Seitenzahl: 85
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Lisi:
Mitten am Himmel
wenn seitlich
die Begrenzung
kongruent
wie Schmetterlingsflügel
innen
der Sensor
Eike:
Tiefgreifende Störungen im Taubnesselfeld
ein Lichtstrahl blitzt auf die Mauerreste dazwischen
es bleibt nichts ohne in Trauer verhüllt zu gehen
solchermaßen entschärft sich vergangene Zeit
dem Grashalm gleich
der vergilbt als ein von Füßen zertretener
Zaungast am Ende der Straße steht
am alleräußersten Ende
unter einer besamten Frucht
schimmern rotblühende Dächer
die strömen Angstschweiß aus
auf den Brachfeldern liegen
die Köpfe toter Fische
fast schon versteinert wie Kohle schwarz
Ein Krümel Tabak der zu Boden fällt
der kein Vergehen kennt
in hundert Jahren nicht
Lisi:
Da ist nicht viel zu sehen. Ein Streifen aus
Licht. Verschiebt sich.
Da hat sich die Tür weiter gestellt.
Ein besseres Durchkommen für kurzfristige
Ereignisse.
Eine weiße Taube. Ein himmlischer Wind.
Macht sich unglaublich gut.
Oder war es das Kind.
Eike:
Einfach geortet.
Wolken, die einem Tornado gleichen.
Später ein Notenblatt.
Wie die Stare auf den Drähten sitzen.
Himmel kennt Kauderwelsch. Ein Reizort.
Es liegt Gleichgültigkeit nicht im Verstummen.
Denn
es ist
mensch
sache
nicht
Es setzt sich fort.
Losgelassen. Gegengebreitet.
Ein Aufgleiten in Fallböen.
Ob sie einen Raupengarten suchen oder nicht.
Das braucht keine Treppen und kein Geländer.
Der Mond rundet sich. Nachts.
Auf den Drähten.
Ein
Fuß
ein
Blatt
ein
Nebel senkt sich in die Täler.
In der Höhe verschwommen.
Kälte spürbar in jeder Bewegung.
Wie eine Umarmung empfunden.
Rehaugen sind die Sterne
Gestrige
verstehen
nichts
von
Morgen
Lisi:
Gedanken
schreiben
stattdessen
in die Wirklichkeit
Eike:
Man sollte mit den Vögeln in die hohen Bäume
fliegen.
Man sollte sich im Wind schaukeln und die
Minuten zählen.
---
Du findest Raum an einem lichten Morgen.
Du findest einen Tag, der alle Finsternis
zusammenpresst.
Lisi:
Es ist so, dass der Dom mit mir gesprochen
hat.
Nicht in einem schwermütigen Ton. Obwohl
man es vermuten könnte.
Er ist recht dunkel in seinem inneren Vorzeig.
Ich bin ihm begegnet an einem weißen Tag.
Völlig unvorhersehbar. Ohne dass die Nacht
voll war, oder der Morgen pathetisch.
Neugierig auf Ausmaße. Seine, meine. Mehr
nicht.
Zögerlich. Wir siezen uns.
Diese verschiedenen Leben. Gehörig feierlich.
Ungehörig abtrünnig.
Annäherungsbereitschaft.
Ich wachse in ihn hinein. In seine Mächtigkeit.
Damit war nicht zu rechnen. Ohne
Einschüchterung. Er lässt mich gewähren. Ich
gewähre ihm.
Goodwilltour. Das zweite o bleibt ohne
Klammer.
Inauguration der Seelenverschwisterung
später
sehe ich kurzzeitig
mit Augen eines Lamms
die Opferbank
draußen
ein helllichter Tag
Lisi:
Ich kann mir kein rechtes Bild machen.
Etwas hat sich innen überschlagen.
SeelenTriggerpunkte.
Ausgelöste Emotionen.
Fassungsloses Erkennen.
Es badet mich ein Fiebersturm.
Überwuchern konfuse Gedanken.
Angstüberwältigt.
Es ist nur eine Schneise.
Eine Giftigkeit in meinem Mund.
Verursacht Geistesabfall.
Ich weiß nicht.
Ob ein Wald daraus entstehen kann.
Es sind solche gnadenlosen Farben.
Ich kann sie nicht malen.
Hab meine Hand nicht im Griff.
…
Muss mich begreifen.
Angreifen.
Anfassen.
Abtasten.
Endlich.
Zur Einsicht.
Es muss auch Tage
für ein
Allein
geben
…
Eike:
Gedankenort. Heimatstadt. Da ich hierher
zurückgekehrt, suche ich einen Platz, in den
ich mich zurücklehnen kann, BlickeNetze
auszuwerfen, hierhin und dorthin. Eine
Ziellosigkeit, die nach Erinnerungen sucht, in
Erinnerungslücken dringt, bleibt in
Rasenstücken verfangen, die den steilen Hang
herunterziehen, eingefasst von
Buchsbaumhecken, sauber gerundet,
verschnitten.
Hundegebell und menschliche Stimmen, eine
Sprachmelodie, die mir nirgendwo sonst
begegnen könnte. Ich bin da, und doch nicht.
Die Zeit hat sich zwischen uns gestellt. Die Zeit
hat sich eine neue Melodie gefunden. Die
Wolken, die über das Tal hinziehen, sind von
anderer Gestalt, die alte Burg hat sich mir
ausgeschlossen. Ich weiß jeden Zentimeter von
ihr, und weiß doch nichts, und will es nicht
mehr wissen. Ich stelle es fest. Ich nehme es
klaglos an. Ich wollte es nicht anders.
Unbewegt
die Ränder des Himmels betrachtend
die wellen sich aus in der Abdrift der Berge
wickeln sich über das Tal
eine ausgefranste Decke
Unbewegt
mein Innerstes betrachtend
den, dessen Herz sich ersehnte
dessen Herz sich erfüllte
gelbe Rosen auf dornigem Stiel
Lisi:
Zimmer Wände
Heute habe ich eine Entdeckung gemacht.
Das ist nicht weiter verwunderlich.
Denn warum sollte ich sonst über Wände schreiben?
Eine Wand hat nie zu mir gesprochen. Sie hält
sich aufrecht. Tritt mir nicht zu nahe. Wahrt Distanz.
Einer Wand hätte ich wahrscheinlich das
Sprechen verboten, wenn sie sich angeschickt
hätte, es zu tun. Aber eher hätte ich es
überhört. Es rechnet ja keiner mit sowas. Ich
jedenfalls nicht.
Es gehört sich einfach nicht. Sie ist nicht zum
Sprechen gemacht. Man hat sie nicht
vorgesehen dafür.
Umarmt habe ich sie nie.
So wie einen Baum. Der mir entgegen kommt.
Mich auffordert.
Berühr mich, ruft er, ich berühr dich auch.
Ich habe viele Bäume umarmt.
Ich habe mit ihnen gesprochen. Ich diskutiere
sogar mit ihnen.
Aber Wände?
Ich habe mich angelehnt an sie.
Merkwürdig.
Es fällt mir jetzt erst auf. Ich habe die Distanz
nicht gewahrt.
Sie haben mich gestützt. Obwohl ich sie nie
beachtet habe.
Sie standen hinter mir. Ohne Gegenleistung.
Sie stehen vor mir. Und setzen mir Grenzen.
Ich akzeptiere sie. Ohne Diskussion.
Bin ich froh, dass keiner liest, was ich hier aufschreibe.
So fängt es an. Würde der Leser vielleicht sagen.
Wenn sie über Wände schreibt, die mit ihr
nicht sprechen, wird es nicht lange dauern,
bis sie über Wände schreibt, die ihr ein Lied
vorspielen.
Und ich gestehe es gleich.
Dann ist es ausgesprochen. Und ich kann es
nicht zurücknehmen.
Die Wände meines Zimmers haben einen
wunderbaren Klang.
Ich habe diesen Klang gehört.
Als ich diese Wände betrachtet habe.
Ehrlicher gesagt. Ich habe sie angestarrt. Mit
uninteressierten Augen.
Damit kann man sich keine Bilder nach innen
holen.
Was man sieht, sind nur Oberflächen. Und sie
bleiben so. Aus ihnen werden keine Tiefen.
Also habe ich meine oberflächlichen Blicke
zurückgenommen.
Und einen zweiten Blick hab ich auf sie (die
Wände) gerichtet.
Er war nicht mehr uninteressiert. Ich hatte ja
meinen Irrtum bemerkt.
Ich nahm so vieles wahr. War ganz irritiert.
Was es zu sehen gibt.
Mit fragenden Augen.
Als hätten diese alle Sinne angestiftet,
aufzuwachen.
Wurde es ganz bunt in mir.
Alles fing an zu sprechen.
Als es still wurde. Weil die Geschichten erzählt
waren. War ich konfus im Kopf.
Dass mir soviel einfallen konnte.
Und ich ließ das Sprechen verstummen in mir.
Ein kleiner Schritt zur Seite. Dann geht das.
Alles ist still. Die Augen haben ihren Blick
zurückgenommen.
Ich habe sie vorsichtshalber geschlossen.
Und dann höre ich den Klang. Ich öffne die
Augen. Vielleicht um den Klang zu sehen. Ich
weiß es nicht.
Jedenfalls ist er immer noch da.
Die Wände meines Zimmers musizieren. Mir
wird ganz wohlig. Fühl mich geborgen.
Wie es wohl in den anderen Zimmern ist, denke ich.
Eike:
Es schwemmt sich der Gegenglanz einer
grünen Wiese fort über die Wälder.
Wo die Sonne Abendvesper hält, erblühen die
Herbstzeitlosen.
Tauchen ein im Strahlengitter dahinter, wo
ferne Welten weilen.
Ein Wolkengeschnür zieht über dem Himmel
auf, eine Dreifaltigkeit:
Drache, Teufel und Auerochs.
Die schwingen den Hammer zum Amboss,
Schlag um Schlag.
Auf dieser Seite neigen zur braunen Erde die
Köpfe Schlehen und schwarzer Holunder.
Ein Flugzeug, wie ein Pfeil, sein Kondensstreif
eine offene Wunde schneidet.
Lisi:
Nichts
gesagt
dabei
mehr
denn je
Eike:
Eine Fahrt entlang des kleinen Flusses. Der
Glan. Tau auf den Wiesen. Morgens, wenn die
Nebel steigen.
Sie steigen auf wie Rauch aus den Erdhütten
der Zwergenvölker.
Die braunen Kühe reiben sich Fell an Fell, die
Kälte aus den Flanken zu treiben.
Die Kühe sind eine eigene Rasse, die es nur
hier gibt. Sie haben sich dem Tal eingefügt, das
Tal hat seine schützenden Hände um sie gelegt.
Dieses Bild ist Jahrhunderte alt.
Viel verändert hat sich seither nicht. Die
Dörfer sind ein wenig gewachsen, doch blieben
sie erdbraun versunken. Die Häuser schmiegen
sich den Windungen der Straße ein.
Es ist Sonntag, ein Festzelt wartet auf seine
Besucher, doch kaum ein Mensch ist zu sehen,
die Augen der wenigen von achtsamer
Langsamkeit. Sie ruhen auf mir. Dann falten sie
ihren Blick zusammen und lassen mich
passieren. Die Dörfer, die ich durchfahre,
könnten festgefroren sein.
Ich biege auf einen Feldweg ein, der zum Fluss
hinunterführt. Ich steige aus, eine
Wasseramsel sitzt auf einem Stein.
Sie fliegt einige Meter voraus. Sie schaut sich
um zu mir. Ich folge. Ich folge ihrem Flug, die
Ufer abtastend.
Diese Landschaft weiß nichts von Effekten, sie
ist vollständig einer Stimmung hingegeben, die
sich selbst genügsam ist.
Lisi:
Auf der anderen Seite des Kopfes ist es schon später...
Der Moment.
Zwischen Erkennen und Abgrund. Stellt
Schrecksekunden fest.
Die Ankunft
Welcher Blick wird über mein Schicksal
entscheiden?
Die Bewusstlosigkeit
Der anschwellende Schmerz schreit nach ihr.
Die Leere
Danach füllt Erfahrung sie aus.
Das Leben
Widerspricht dem Phantom der Freiheit.
Eike:
Ein großer lichtdurchfluteter Raum.
Ich sehe eine mit weißem Stoff bespannte
Bank ohne Rückenlehne.
Auf der Bank liegt ein Buch in weißem
Einband ohne Beschriftung.
Ich setze mich auf die Bank und schlage das
Buch auf.
Schmutztitel und Frontispiz sind schwarz.
Haupttitel weiß, Vacat ebenso.
Dann folgt ein Text: 'Blättern sie bitte die Seite
um', steht zu lesen.
Ich blättere die Seite um.
'Blättern sie bitte die Seite um'
Ich blättere die Seite um.
Erneutes Schwarz. Eine Doppelseite Schwarz.
Hier ist sehr viel Druckerschwärze verausgabt
worden.
Ich blättere um. Die Seite ist leer.
Und blättere weiter und weiter fort.
Alle folgenden Seiten sind leer.
Ich schlage erneut die schwarze Doppelseite
auf.
Ich betrachte sie.
Meine Finger streifen über das Papier.
Ich blättere um.
Ich beginne zu lesen.
Lisi:
Vor dem riesigen Bild. Die Landzunge wie eine
Insel zwischen zwei Flüssen.
Die kurze Überlegung, wie dorthin gelangen.
Beim Zurücktreten entdecke ich den schmalen
Weg, der in die Wiese mündet. Auf der Wiese
ist ein Liebespaar mit sich beschäftigt.
Passen sie doch auf.
Eine ältere Frau schüttelt vorwurfsvoll den
Kopf. Sie ist mir ausgewichen.
Ich lächele sie an. Sie versteht mich nicht.
Ich fühle mich plötzlich unwohl.
Was will ich hier? Eine Anregung.
Vergangenheit.
Warum will ich fremde Zeiten betrachten?
Vergeblich suche ich Fenster.
Wie sieht das Zeichen für Fluchtwege aus?
Die freien Plätze hinter mir gibt es nicht mehr.
Alles voller Menschen.
Sie werden mir immer unangenehmer.
Das Gemurmel. Wie es anschwillt und sich
wieder zurücknimmt.
Der Herr mit der Brille schiebt sich vor mich.
Er versucht Einzelheiten auf dem Bild zu
erkennen. Ein Zittern ist in ihm.