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Tauche ein in ein magisches Italien – Liebe und Abenteuer inmitten märchenhafter Fantasy! Verborgen am Rand der zauberhaften Brenta-Alpen, nahe dem Gardasee, liegt das winzige, magische Königreich San Lorenzo – ein Ort voller Geheimnisse, Wunder und magischer Wesen. Regiert von König Ernesto und Königin Margareta, stellte sich bereits ihre Tochter, Prinzessin Federica, vielen Höhen und Tiefen. Nun jedoch herrscht erneut Unruhe in San Lorenzo. Das einst reine Trinkwasserreservoir, die Petrusquelle, ist vergiftet. Während Sophie verzweifelt nach ihrer verlorenen Kindheit sucht und Regine sich traurig Gedanken über die Liebe macht, scheinen sich die Probleme nur durch ein Wunder lösen zu können. Aber vielleicht kann die weiße Schneekatze helfen? Ein märchenhaftes Abenteuer voller Magie, Mut und der unerschütterlichen Kraft der Liebe beginnt.
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Seitenzahl: 235
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Gudrun Leyendecker ist seit 1995 Buchautorin. Sie wurde 1948 in Bonn geboren.
Siehe Wikipedia.
Sie veröffentlichte bisher circa 100 Bücher, unter anderem Sachbücher, Kriminalromane, Liebesromane, und Satire. Leyendecker schreibt auch als Ghostwriterin für namhafte Regisseure. Sie ist Mitglied in schriftstellerischen Verbänden und in einem italienischen Kulturverein. Erfahrungen für ihre Tätigkeit sammelte sie auch in ihrer Jahrzehntelangen Tätigkeit als Lebensberaterin.
Im Norden Italiens, unweit des Gardasees, am Rande der Brenta-Alpen liegt der kleine Ort San Lorenzo Dorsino. Unmittelbar in der Nähe, versteckt in einem kleinen Winkel, finden die aufmerksamen Leser das winzige Königreich San Lorenzo, das von König Ernesto und Königin Margareta regiert wird. Über ihre Tochter Federica wurde bereits viel geschrieben, denn ihr Lebensweg führte über Höhen und durch schwierige Tiefen. Inzwischen hat sie ihren musikalischen Weg gefunden, denn sie leitet in dieser Geschichte den berühmtesten Kinderchor dieser Region.
Im Königreich von San Lorenzo leben seit einiger Zeit Sophie, die ihre verlorene Kindheit sucht und Regine, die traurig ist und sich Gedanken über die Liebe macht. So, wie es scheint, lassen sich einige Probleme nur durch ein Wunder lösen.
Doch das größte Problem bereiten momentan die Giftstoffe, die sich in der Petrusquelle befinden, denn aus diesem Wasserreservoir bezieht man eine große Menge des Trinkwassers. Kann die weiße Schneekatze helfen?
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Über Nacht scheint eine Schneekönigin die Alpenlandschaft in ein weißes Winterparadies verwandelt zu haben.
Die herbstlichen Bäume haben sich in weiche, weiße Mäntel gehüllt, und über den gestern noch grünen Wiesen liegt eine flockigzarte Decke aus weißem Schneeflaum.
Hoch über den Gipfel treibt der Wind das weiße, kalte Pulver wie eine Puderzuckerwolke in die Luft und lässt es spielerisch tanzen.
Federica stapft durch den Schnee und kämpft gegen den Wind an. „Es tut mir leid, liebe Lamina, dass wir gerade jetzt bei diesem ungemütlichen Wetter hier hinaufsteigen müssen. Vielleicht hätten wir doch lieber bis morgen warten sollen."
Die gute Fee lächelt. „Nein, es ist gut, dass du mich gerufen hast. Bei uns im Tal ist alles in Ordnung, da konnte ich getrost alle daheim alleinlassen. Hier bei euch gibt es etwas zu klären, und es muss schnell geschehen."
In diesem Augenblick lässt der Wind nach, und die Sicht wird klarer. „Allein hätte ich den Weg zur Schneekatze nicht mehr gefunden. Bist du sicher, dass sie uns helfen kann, Lamina?"
„Davon bin ich überzeugt. Sie ist die Herrin der Gletscher, und sie kennt das Wasser in flüssiger Form und als Eis. Sie achtet mit ihren Helfern darauf, dass die Tücher, mit denen die Gletscher bedeckt werden, absolut rein sind. Sie wohnt an den Quellen und hat die Möglichkeit, die Stellen aufzuspüren, wo sich Verunreinigungen in das kostbare Nass mischen."
Die Luft wird dünner, und Federica holte tief Atem. „Wenn ich nur wüsste, welche kriminelle Gestalt für diese giftige Zutat verantwortlich ist!"
Die gute Fee hat eine Idee. „Hast du schon einmal an die Hexe Nüssli gedacht?"
„Ab und zu denke ich schon einmal an sie, auch wenn ich mich jetzt nicht mehr vor ihr fürchte. Aber ich traue ihr eine ganze Menge an Gemeinheiten zu."
„Das geht mir genauso", stimmt ihr Lamina zu. „Obwohl sie den Frieden mit einem Teil ihrer Vergangenheit schließen konnte, hat sie doch immer noch zu viel kriminelle Energie."
Sie haben inzwischen die Schneehöhle erreicht und bleiben vor dem Eingang stehen.
„Hier sind wir nicht das erste Mal", bemerkt Federica lächelnd. „Beim letzten Mal hat uns Lucia sehr geholfen. Ich wünsche mir so sehr, dass sie auch jetzt wieder einen guten Rat weiß."
In diesem Augenblick erscheint die große weiße Katze in ihrem leuchtenden, langhaarigen Fellkleid und lächelt geheimnisvoll. „Normalerweise würde ich ja sagen: „Was für ein toller Besuch, seid willkommen in meinem glitzernden Reich!" Aber in diesem Fall will ich mich auf die nüchternen Fakten beschränken, denn es kam schon Einiges zu meinen spitzen Öhrchen. Also, wo brennt es?"
„Das fehlte noch", antwortet Lamina betrübt. „Es brennt zwar wegen Eile, doch es gibt kein Feuer. Die Petrus-Quelle wird von Zeit zu Zeit verunreinigt, und der Bach führt an manchen Tagen Giftstoffe. Bisher haben wir noch nicht entdeckt, wo und wann sie jemand dem Wasser zufügt."
Lucia schaut auf die Rucksäcke. „Habt ihr mir wieder schmackhaften heißen Brei mitgebracht, um den ich wie immer erst einmal herumlaufen kann?"
Lamina packte zwei große Behälter aus dem Transportbeutel und füllt süßen Brei in eine große Porzellan-Schale. „Wir wünschen dir einen guten Appetit!
Die Schneekatze schnurrt leise. „Er dampft nicht einmal", sagt sie und gibt sich enttäuscht. „Den kann man ja sofort essen. Da fällt der ganze Spaß weg. Aber jetzt Spaß beiseite. Wie habt ihr euch meine Hilfe vorgestellt?"
„Wir dachten, du fragst erst einmal all deine Freunde, ob ihnen etwas Merkwürdiges oder Außergewöhnliches begegnet ist."
Lucia schnuppert am Brei. „Ist auch ganz gewiss kein Zimt drin? Ihr wisst, dass ich dagegen allergisch bin."
Federica beruhigt die Schneekatze. „Wirklich nicht. Ich habe ihn selbst zubereitet und danach sofort in das Transportgefäß gefüllt. Du kannst ganz beruhigt sein."
Lamina lächelt und berührt das Fell des Tieres. „Entschuldige bitte, wenn ich so ehrlich bin, meine liebe Freundin! Du bist eine ganz besondere Katze. Auf der einen Seite bist du so sensibel und empfindsam, dass du nur wenige Speisen vertragen kannst, auf der anderen Seite bist du die mutigste Rennfahrerin, die mir bis jetzt begegnet ist."
„Daran ist gar nichts Besonderes", antwortet Lucia munter. „Hier oben im Gletschergebiet ist alles klar und rein, ganz besonders das Wasser, das hier entspringt. Da bin ich nicht an Verschmutzungen und Chemie gewohnt. Ich lebe hier in der gesunden Luft, weit weg vom Smog. Hier gibt es keine gedüngte oder gespritzte Nahrung wie bei euch unten im Tal. Das ist alles sehr erfreulich und gesund für mich, aber mein Immunsystem ist daher nicht sehr abgehärtet. Dagegen bin ich gewohnt, mich über die Gletscher zu bewegen, was natürlicherweise mit einer enormen Geschwindigkeit verbunden ist. Erst neulich habe ich beim Rutschen meinen eigenen Weltrekord gebrochen. Schnelligkeit und Geschwindigkeit gehören zu meinem Alltag. Ist da Vanillezucker im Brei?"
Die Prinzessin nickt. „Ja, natürlich. Ich weiß doch, wie sehr du den Geschmack von Vanille liebst, und dass du das Gewürz aus der echten Vanille sehr gut vertragen kannst. Möchtest du nicht einmal probieren?"
Lucia hebt den Kopf. „Erst die Arbeit und dann das Vergnügen. Wann habt ihr denn die Verschmutzung zum ersten Mal festgestellt und wie oft habt ihr schon Giftwasser entnehmen können?"
„Vor zwölf Tagen zum ersten Mal. Da hat ein Hund Wasser aus dem Bach getrunken und ist hinterher schwer erkrankt. Zum Glück hat man ihn retten können, weil man ihm sofort ein Brechmittel gab. Seitdem wird der Bach täglich kontrolliert, und seltsamerweise befindet sich das Gift nun alle vier Tage in dem Wasser.“
Die Schneekatze zeigt ihre Krallen. „Das ist wirklich merkwürdig. Alle vier Tage ist ein merkwürdiger Rhythmus. Wenn dieser Zustand immer an den gleichen Wochentagen stattfände, dann könnte man menschliche Logik erkennen.“
Lamina staunt. „Du glaubst, der Verursacher könnte auch ein tierisches oder sogar eine Art Zauberwesen sein?“
Lucia atmet tief. „Ich habe soeben in meinem Kopf sämtliche Möglichkeiten durchgecheckt.
Zuerst habe ich überlegt, mit welchen Lebewesen ich hier gemeinsam in den Alpen lebe. Ihr selbst kennt ja einige davon."
Federica nickt. „Ja, wir kennen die Drachen und die Zwerge, und einige tierähnliche Gestalten. Hast du denn schon eine Vermutung?“
„Entschuldige bitte, dass ich zuerst an einen Menschen gedacht habe. Und ich weiß auch selbst gar nicht, wie ich darauf gekommen bin. Am Pass oben lebt ein Einsiedler, das ist ein ganz komischer Kauz. An den habe ich zuerst gedacht.“
Laminas Neugier ist geweckt. „Wer ist das?“
„Ein Fremder. Als er noch unter den Menschen lebte, hatte er wohl finanzielle Schwierigkeiten. Das soll vorkommen. Und da hat er sich immer einmal gewünscht, Millionär zu sein. Aber es ist ihm nicht gelungen, im Gegenteil. Er behauptete immer, das Geld sei vor ihm weggelaufen.“
„Und warum soll er etwas mit der Wasserverschmutzung zu tun haben", hakt die Prinzessin nach.
„Er hat angefangen, sich in den Bergen sein eigenes Geld herzustellen. Inzwischen ist er mehrfacher Millionär."
„Er druckt Falschgeld?" fragt Federica verwundert. „Unternimmt denn da die Polizei nichts?"
Lucia spitzt die Ohren und schmunzelt. „Oh, es ist so eine Art Spielgeld. Er bringt es nicht unter die Leute, und es sieht auch gar nicht echt aus. Er zählt es, und er sammelt es. Er hat seinen Spaß daran. Aber natürlich kann er damit nichts kaufen. Trotzdem freut es ihn jeden Tag, dass er jetzt sein eigenes Geld stapeln kann."
„Wenn er so am Geld hängt, was will er denn in der Natur", fragt Lamina. „Ich dachte, er sei ein Materialist."
„Mit den Materialisten ist das so eine Sache. Die einen brauchen Geld, um sich sicher zu fühlen, um ihre Existenzängste und andere Ängste loszuwerden. Wieder andere kaufen sich damit die Welt, alles, was greifbar ist. Aber er liebt die Geldscheine, und das Zählen macht ihm Spaß. Hier, in der Natur, ist keiner, der über ihn lacht. Hier kann er ungestört als komischer Kauz leben, und eine diebische Elster hat sich inzwischen mit ihm angefreundet."
Die Prinzessin schmunzelt. „Haben sie Gemeinsamkeiten?“
„Nein, so kann man es nicht nennen. Sie sollen beide, unabhängig voneinander, einem kleinen Mädchen aus San Lorenzo etwas gestohlen haben.“
Laminas Augen werden groß. „Was könnte sie besessen haben, das den kauzigen Millionär und eine Elster interessieren könnte?“
Die Schneekatze betrachtet den Brei. „Ist da etwas geriebene Orangenschale drin?“
„Ja, natürlich“, versichert ihr Federica. „Ich weiß doch, wie sehr du es magst, wenn das Orangenaroma mit einem kleinen Hauch darin vertreten ist."
„Na gut“, fährt Lucia fort. „Mein Appetit wächst. Waldemar, der am Pass lebende Einsiedler, hat der kleinen Beata etwas Spielgeld gestohlen, um eine Vorlage für seine Produktion zu haben.“
Die Prinzessin begreift. „Jetzt weiß ich, warum du ihn im Verdacht hast, den Bach von Zeit zu Zeit zu verunreinigen. Vermutlich denkst du, dass er einige chemische Zusätze für seine Geldproduktion benutzt.“
Die Schneekatze beäugt den Brei. „Ich hoffe, du hast laktosefreie Milch benutzt. In dieser Hinsicht hat sich meine Allergiebereitschaft nicht geändert.“
„Ja, ich habe an alles gedacht“, versichert ihr Federica. „Was weißt du also über diesen Waldemar und sein selbst gedrucktes Geld?“
„Ich denke nicht, dass er Chemikalien verwendet. Hier oben in den Alpen gibt es genügend giftige Pflanzen. Denk nur an die Alpenrosen oder andere Kräuter. Auch mit diesen Essenzen kann man Wasser vergiften. Die Elster hat vermutlich der Kleinen einen Ring gestohlen, und darüber ist das Mädchen sehr traurig. Er ist ein Andenken an ihre verstorbene Oma, und seit sie dieses Schmuckstück nicht mehr besitzt, kränkelt sie und läuft nur wenig."
„Da scheinen ganz neue Aufgaben auf uns zuzukommen", bemerkt Lamina. „Ich denke, wir sollten diesem Waldemar einen Besuch abstatten. Und die kleine Beata braucht sicher einigen Trost."
„Ganz gewiss", stimmt ihr Lucia zu. „Denn gerade momentan hat auch ihre Mutter nicht die beste Laune. Regine, so heißt die Mama, hat im Augenblick Liebeskummer und befindet sich in einer melancholischen Phase. Sie selbst könnte Trost gut gebrauchen. Und sie sucht Quellen der Kraft für sich und ihre Tochter."
„Tatsächlich gibt es genug davon“, weiß die gute Fee. „Aber nicht jeder weiß, wo die Quellen zu finden sind.“
„Wenn ihr die kleine Beata besuchen wollt, könnt ihr ihr ein kleines Geschenk von mir mitnehmen“, schlägt die Katze vor.
„Wie schön!“ freut sich die Prinzessin. „An was hast du gedacht.“
„Es gibt hier ein kleines Murmeltier, das einen Freund unter den Menschen finden möchte, und ich gebe zu, so etwas kommt sehr selten vor. Die kleine Laura ist sehr aufgeweckt und kann im Winter nicht schlafen wie die anderen, deswegen sucht sie eine neue Heimat.“
„Wir könnten es auf dem Rückweg mitnehmen“, überlegt Federica. „Aber zuerst möchte ich Waldemar aufsuchen, nachdem du uns so neugierig gemacht hast. Gibt es denn auch noch andere Übeltäter, die du verdächtigst, für die Verunreinigung verantwortlich zu sein?“
Lucias Schnurrbarthaare zittern aufgeregt. „Oh ja, dieser Aus- oder Einsiedler ist da nicht der Einzige. Vor einiger Zeit haben sich ein paar Zwerge aus dem Gefolge des Drachen Polka entfernt, nachdem sie vorher einen Zwergenaufstand inszeniert hatten. Diese kleine Gruppe ist sehr revolutionär und wohnt jetzt bei Sophie, unserer freundlichen Sennerin."
Lamina staunt. „Ich kenne diese nette junge Frau, was machen denn die kleinen Ausreißer bei ihr?"
„Sie geben vor, ihr bei der Arbeit zu helfen, so ähnlich wie die Heinzelmännchen zu Köln vor langer Zeit. Aber ich bin da sehr misstrauisch, denn ich fürchte, sie haben andere Ziele."
„Der arme Polka", bemitleidet Federica den Drachen. „Er ist solch ein gütiger Regent, ähnlich wie mein Vater Ernesto. Aber offenbar gibt es immer wieder Lebewesen, die diese freundliche Art nicht werten können. Ich hoffe, die Zwerge gehen ihre eigenen Wege und planen keine große Revolution."
„Gut, dann wollen wir die Sache jetzt erst einmal organisieren", beschließt die Schneekatze. „Denn wenn ihr unbedingt noch zum Pass gehen wollt, müsst ihr euch beeilen. Ihr könnt dann auf dem Rückweg bei Sophie in der Sennhütte übernachten. Dabei könnt ihr euch auch ein Bild von den Zwergen machen. Ich werde inzwischen alle meine Helfer hier mobilisieren, damit sie schon einmal recherchieren und aufpassen, wer sich etwas am Bach zu schaffen macht."
Die Prinzessin legt ein großes Paket neben die Brei-Behälter. „Hier sind noch ein paar Leckerbissen für dich. Und vorerst schon einmal danke für deine Hilfe."
Lucia kichert. „Nichts zu danken. Ich freue mal schon wieder auf unsere nächste gemeinsame Autofahrt.
Als die Prinzessin und Lamina die Passhöhe erreichen, entdecken sie eine kleine braune Hütte, aus deren Kamin heller Rauch nach oben steigt.
„Er ist nicht einzigartig als Geldzähler, dieser Mann", findet Federica. „Ich erinnere mich an eine berühmte Zeichentrickfigur, die auch Geld stapelt und immer wieder zählt. Und begegnet nicht auch der kleine Prinz auf irgendeinem Planeten jemandem, der etwas zählt?!"
„Es gibt viele Wesen mit einer Sammelleidenschaft", erinnert sich die Fee. „Denk nur an den Drachen, der Rennautos sammelt und an den König in Florazien, der seine Tochter zum Sammeln der Wunder in die Welt schickt!"
„Ich bin sehr gespannt auf Waldemar. Ich hoffe, dass er uns empfängt, denn ich bin sehr gespannt, aus welchem Grund er das bedruckte Papier so sehr liebt."
„Für viele bedeutet Geld eine Sicherheit in der Existenz“, weiß Lamina. „Aber mit diesem Spielgeld kann er sich doch gar nichts kaufen. Was nutzt es ihm dann?“
„Darauf bin ich auch neugierig“, gesteht Federica und sieht sich um. „Eine Elster kann ich nirgends entdecken.“
Sie sind an dem Holzhäuschen angekommen und klopfen an die Tür. Nach mehrmaligen Versuchen, sich dadurch bemerkbar zu machen, schaut ein älterer Mann durch einen schmalen Spalt zu ihnen hinaus.
„Was wollt ihr hier, und wer seid ihr?“ fragt er mit tiefer Stimme.
„Wir kommen aus San Lorenzo und möchten Sie um Ihre Hilfe bitten“, beginnt die Prinzessin. „Und wir sind zwei junge Frauen, die ein Umweltproblem beseitigen möchten.“
Langsam öffnet der bärtige Mann die Tür und sieht die beiden erstaunt an. „Ja, wen haben wir denn da?! Das ist doch die Prinzessin ganz persönlich und die gute Fee Lamina! Was für eine große Ehre für mich!“ Er bittet die beiden heranzukommen, zeigt ihnen einen Platz auf der Ofenbank und kredenzt ihnen einen Enzianlikör.
„Wie kann ich euch helfen?“ fährt er fort.
„Es gibt jemanden, der regelmäßig Schadstoffe in den Bach ablässt, und zwar genau in die Petrus-Quelle, die hier oben in den Bergen entspringt und bei uns am Ort vorbeifließt.“
„Das ist eine Gemeinheit!“ fängt er an zu schimpfen. „Natürlich werde ich euch helfen. Wasser ist etwas so Kostbares, man könnte es eigentlich nicht mit Geld bezahlen, wenn man seinen eigentlichen Wert betrachtet. Ich werde mich morgen früh, wenn es hell wird, sofort auf den Weg machen und alles absuchen.“
„Das ist nett“, freut sich Federica. „Denn wir sind in großer Sorge, dass sich jemand ernstlich damit vergiftet.“
„Keine Sorge! Ich werde auch meinen guten Freund, die Elster beauftragen, ihr scharfes Vogel-Auge auf alles zu richten, was ihr verdächtig vorkommt. Und ich kann euch jetzt gern ein Essen zubereiten. Sicher habt ihr Hunger."
Die Prinzessin und Lamina lehnen dankend ab. „Wir wollen noch bei Tageslicht die Sennhütte der Sophie erreichen“, erklärt die Fee. „Daher können wir uns nicht mehr lange hier aufhalten. Aber ich finde es sehr freundlich von Ihnen, dass Sie uns helfen wollen. Darf ich Ihnen auch noch eine private Frage stellen?“
Er nickt sofort. „Aber sicher. Nur heraus mit der Sprache!“
„Wie fühlen Sie sich jetzt so als Millionär?“
„Ich fühle mich sehr wohl“, teilt er den beiden Frauen mit. „Es ist ein gutes Gefühl, sein eigenes Geld zu haben, und davon auch noch so viel.“
„Und was machen Sie damit?“ möchte Lamina wissen.
„Ab und zu sehe ich nach, ob es noch da ist und betrachtete die hübschen Bildchen. Und dann freue ich mich jedes Mal sehr und bin ganz stolz, ein Millionär zu sein. Nicht jeder hat Millionen hübscher Dinge, die ihm Ehre bringen. Ein Millionär wird beneidet, und es gibt viele, die ein ganzes Leben lang davon träumen, einer zu sein.“
„Aber Sie sind hier ganz allein. Manche Menschen, die stolz über etwas sind, möchten von anderen bewundert und geehrt werden.“
„Mir reicht es völlig, dass ich das weiß, obwohl man mir auch gesagt hat, dass viele Leute im Dorf und in ganz San Lorenzo ebenfalls darüber Bescheid wissen. Doch ich schätze mich glücklicher als die anderen Millionäre, denn die bangen immer um ihr Vermögen. Meine Scheine werden niemals gestohlen.“
„Aber Sie können sich nichts davon kaufen“, wendet die Fee ein.
„Ich habe hier oben alles, was ich brauche. Und wenn ich doch mal etwas anderes will, dann gehe ich zu Sophie und tausche ein paar Schnitzfiguren gegen einen guten Schinken oder ein Stück Käse.“
„Möchten Sie nie zu den anderen Menschen zurück“, fragt die Prinzessin.
„Im Augenblick fühle ich mich hier oben sehr wohl. Die anderen da unten jagen dem Geld hinterher und sind abhängig davon. Das muss ich nicht haben.“
„Ich habe gehört, dass Sie einem kleinen Mädchen einen Schein entwendet haben, um ihn als Muster zu nutzen. Ist das wahr?“
„Ich hatte ihn mir nur ausgeliehen. Dafür habe ich ihr einige Scheine mehr zurückgegeben“, verteidigt er sich.
„Und man erzählt sich, dass Ihre Elster demselben Mädchen einen Ring gestohlen hat. Ist das wahr?"
„Nein, das sind nur böse Gerüchte. Meine Elster sammelt nur verlorene Gegenstände, und ich bringe sie von Zeit zu Zeit zu Sophie, die sie dann in ein Fundbüro trägt."
Lamina seufzt. „Das ist eine schlimme Sache mit den Gerüchten. Die Menschen lieben immer das Spektakuläre, und so wird schnell aus einer harmlosen Sache etwas Kriminelles. Jedenfalls spricht man auch über Sie, und ich hoffe, Sie stören sich nicht daran."
„Davon höre ich nichts", wehrt er ab. „Hier oben kehrt das Glück schon morgens mit der Sonne in meine Stube, dann freue ich mich über jeden neuen Tag."
„Wissen Sie denn etwas über die Zwerge, die bei Sophie eingezogen sind. Sind sie auch hier vorbeigekommen?"
„Ja, die habe ich bei meinem letzten Besuch dort schon gesehen. Sie arbeiten fleißig und machen sich unentbehrlich, aber anstatt froh darüber zu sein, schimpft die junge Frau nur darüber. Das kann ich nicht verstehen. Ich habe ihr schon beim letzten Mal gesagt, sie sollte lieber froh und dankbar sein, wenn man ihr so viel Arbeit abnimmt."
„Da erzählt man sich, dass die Zwerge beabsichtigen, die Sennhütte ganz zu übernehmen“, berichtet die Prinzessin. „Und das wäre sicher nicht schön für Sophie. Und wahrscheinlich gehört sie zu den Menschen, die gern arbeiten.“
„Dann werde ich beim nächsten Mal einmal besser hinschauen, was da wirklich läuft“, verspricht er. „Man muss sich überall am besten selbst informieren. Gerüchte sind einfach nicht zuverlässig. Kann ich sonst noch etwas für euch tun?“
„Wenn du all das fertigbringst, was du uns jetzt versprochen hast, sind wir dir mehr als nur dankbar“, antwortet Federica und reicht ihm die Hand. „Und danke für die Gastfreundschaft, wir haben uns hier von unserer Wanderung gut erholt und sind auch wieder vollkommen aufgewärmt. Jetzt haben wir wieder Kraft und können unseren Weg fortsetzen."
„Ihr seid jederzeit wieder herzlich willkommen", antwortet er freundlich. „Und ich werde mich um eure Probleme kümmern."
Er geleitet die beiden Frauen zu Tür und schaut ihnen noch eine Weile nach.
Die Sonne ist bereits untergegangen, als die beiden Frauen an der Sennhütte ankommen. Sie finden Sophie im Stall bei den Tieren.
Federica wundert sich. „Ihr habt bei diesem Wetter alle Tiere hier oben? Die Ziegen, die Schafe und sogar die beiden Kühe?! Ich dachte, all diese Tiere leben im Winter im Tal."
„Das ist jetzt hier anders", berichtet die Sennerin erfreut. „Meine Gäste, die Zwerge haben mir eine Heizung in den Stall eingebaut. So kann der Winterbetrieb hier problemlos weiterlaufen."
„Da hast du tatkräftige Freunde", bemerkt Lamina. „Eine solche Hilfe kann man gut gebrauchen. Wo sind sie denn im Augenblick? Werden wir sie auch kennenlernen?"
„Heute Abend eher nicht, denn in der Nacht arbeiten sie im Edelstein-Stollen." Sie füttert die Kühe mit Heu und tätschelt sie freundlich.
„Was machen sie denn dort“, erkundigt sich die Prinzessin. „Bauen sie dort Edelsteine ab?“
„Nein, sie arbeiten dort als Ordnungskräfte und schauen, ob der Stollen an allen Stellen sicher ist. Ab und zu muss dort auch einmal ein bisschen sauber gemacht werden.“
„Ich hoffe, sie benutzen dazu nur Bio-Reinigungsmittel“, wünscht sich Lamina. „Du hast sicher auch schon von den Verschmutzungen des Bachs gehört.“
Sophie nickt und legt die Heugabel weg. „Natürlich! Aber wenn du jetzt denkst, die Arbeit der Zwerge hätte etwas damit zu tun, dann irrst du dich. Sie arbeiten dort nur mit klarem Wasser, das ist schon wichtig für die Materialien, die sie dort vorfinden.“
„Und wenn sie hier für dich arbeiten? Zum Beispiel, als sie die Heizung gebaut haben?“ hakt die Fee nach.
Sie Sennerin schüttelte den Kopf „Oh nein! Meine Gäste sind nicht nur sehr fleißig und vorsichtig bei ihrer Arbeit, sie sind auch sehr Natur bewusst und würden niemals etwas tun, das ihr schadet. Aber jetzt kommt erst mal mit ins Haus, ihr habt sicher einen großen Hunger nach der langen Wanderung. Die Schneekatze hat euch schon angekündigt."
Die beiden Frauen folgen Sophie in das gemütliche Holzhaus.
Lamina reibt sich die Hände. „Es ist erstaunlich, wie warm es hier drinnen ist. Auch hier scheinen deine Gäste ganze Arbeit geleistet zu haben."
„Nein, das waren nicht die Zwerge", verrät Sophie. „Das war Carlos, der mir den Kamin neu aufgebaut und den Kachelofen erneuert hat. Er wohnt in Sand, im Tauferer Tal und hat dort eine Firma. Wir kennen uns aus der Schulzeit, und er war schon immer ein bisschen verliebt in mich. Aber für mich war er immer nur ein guter Freund. Ich habe hier auch in der Sennhütte genug zu tun. Was brauche ich da einen Mann, der mit seiner Firma verheiratet ist."
„Das kannst du ganz nach deinem Bauchgefühl entscheiden", findet die Prinzessin. „Ich habe auch einen weiten Weg gemacht, um das zu lernen. Er hat mich durch die halbe Welt geführt, so habe ich es wenigstens empfunden", fügt sie schmunzelnd hinzu.
„Ich habe eine Minestrone für euch gekocht", teilt ihnen Sophie mit und stellt eine große Terrine auf den Tisch. „Das Rezept ist von Carlos. Er ist zwar Spanier, aber er kennt alle italienischen Rezepte und kocht ausgezeichnet."
Die drei Frauen nehmen am Tisch Platz und bedienen sich mit Minestrone und einem duftenden, frischgebackenen Brot.
„Es ist zwar kein Tischgespräch", beginnt Lamina, „aber ich wollte doch noch mal auf den verschmutzten Bach zurückkommen. Hast du irgendeine Ahnung, wer oder was dahintersteckt, Sophie?"
„Leider bin ich da genauso ahnungslos wie ihr. Viele haben den Einsiedler da oben auf der Passhöhe verdächtigt, weil er sich einmal das viele Geld gedruckt hat. Sie dachten, er macht das vielleicht immer noch und benutzt dabei Chemikalien. Aber er hat genug Geld und hat nicht die Absicht, noch mehr davon zu drucken."
Federica horchte auf. „Er hat genug Geld? Er hat einmal Geld gedruckt, und das tut er jetzt nie wieder?"
„Genauso ist das. Ich war schon oft bei ihm, besonders im Sommer, wenn es da oben nicht so kalt ist und meine Ziegen ein bisschen hoch hinauf möchten. Waldemar wollte einfach nur Millionär werden, und als er das war, fühlte er sich glücklich und zufrieden. So hat er es mir jedenfalls erzählt."
„Tja, das scheint eben nicht normal zu sein", antwortet die Prinzessin lächelnd. „Wenn die Menschen sich einen Wunsch erfüllt haben, fällt ihnen meist wieder der nächste ein. Es ist eine Unzufriedenheit, die in vielen Menschen wohnt. Aber auf der anderen Seite ist sie auch wichtig, damit wir immer weiter Ziele finden und uns weiterentwickeln. Es ist halt nur wichtig, was wir uns wünschen. Das muss jedenfalls einen bestimmten Wert haben, und der liegt oft nicht im Materiellen."
„Es sollte schon ein höherer Sinn dahinterstecken", findet die Fee. „Wenn sich der arme Einsiedler immer mehr Geld drucken würde, müsste er ja anbauen und fände beim Zählen kein Ende. Das macht dann keinen Sinn."
Federica sie die Freundin nachdenklich an. „Wieso sagen wir immer der „arme" Einsiedler? Er hat doch alles, was er möchte und ist glücklich damit. Er selbst empfindet sich als reich."
Lamina überlegt. „Natürlich, wenn du es so siehst, müssen wir ihn gar nicht bedauern. Ich glaube, einige Menschen können ihn nicht verstehen und empfinden seinen Reichtum als wertlos. Die glauben dann, dass er in Wahrheit ein armer Mensch ist."
„Es gibt sicher Menschen, die ihn für einen Spinner halten“, findet Sophie. „Aber er ist mutig, denn er ist den Weg seines eigenen Glücks gegangen. Ich wünschte, das könnte ich auch tun.“
Die beiden Gäste sehen die Sängerin erstaunt an. „Und warum kannst du das nicht? Bist du hier nicht glücklich?“
Die Almwirtin seufzt. „Ich weiß es wirklich nicht. Ich war noch nie woanders. Ich kenne nur die Arbeit hier auf der Sennhütte, und die mache ich schon, seit ich denken kann. Dazu gehe ich ein paar Wege hinauf in die Berge, die mir ein wenig Abwechslung bringen. Aber möglicherweise finde ich noch ganz andere Arbeiten schön, von denen ich noch nie etwas gehört oder gesehen habe.“
„Dann musst du unbedingt einmal von hier fort!“ empfiehlt die Prinzessin. „Hast du in deiner Jugend denn auch Zeit gehabt, intensiv zu spielen?“
„Nein, es gab so viel Arbeit, und ich hatte immer die Verantwortung. Ich wollte immer alles gut und richtig tun, und dann hat das auch geklappt. Aber ich hatte nicht einmal Zeit, mir Wünsche auszudenken."
„Dann ist es ganz wichtig, dass du dich ein bisschen in der Welt umschaust, damit du dich selbst kennenlernst. Es ist wichtig, dass du die verlorene Kindheit aufsuchst.“
Sophie stöhnt. „Nein, das geht gar nicht. Ich bin hier unersetzbar.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen“, antwortet Federica. „Die Zwerge haben sich doch inzwischen gut eingearbeitet, wie ich hier sehen kann. Können sie dich nicht auch in der Sennhütte vertreten?“
Die Almwirtin zögert. „Ich weiß nicht recht. Sie sind sehr zuverlässig und sehr fleißig, aber ich kann doch nicht einfach so die Verantwortung abgeben.“
„Du kannst es einmal versuchen. Wenn es nicht klappt, kannst du immer noch zurückkehren. Wenn du einfach hier so weiter machst, wird die Zeit kommen, in der es dir leidtut, alles verpasst zu haben. Jetzt bist du noch jung, jetzt ist es noch leichter, neue Wege zu probieren."
„Ich weiß gar nicht, wohin ich gehen soll? Wo findet man seine verlorene Jugend wieder?"
„Da gibt es verschiedene Möglichkeiten", weiß Federica. „Ich war in den Höhlen des Drachen Polka. Dort kann man sich wiederfinden und lernen, verlorene Gefühle neu zu erleben. Es gibt verschiedene Höhlen, in denen du deine verschiedenen Altersstufen erleben kann."