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Es sind nicht nur Erzählungen aus Australien, wo der Autor, dem als 15-jährigen jüdischen Jungen mit viel Glück die Flucht aus Nazi-Deutschland geglückt war, 17 Jahre seines Lebens verbracht hatte, sondern auch an seine Kindheit und Jugend in Deutschland vor 1939. Erinnerungen an Hass und wenig Hoffnung, an schreckliche Dinge, aber auch an Zeichen der Solidarität. In vielen anderen Erzählungen verarbeitet Walter Kaufmann seine Erfahrungen und Erlebnisse in Australien, seine Begegnungen mit Eingeborenen und mit Seeleuten und – mit der Liebe: „Mir nach!“, rief sie. „Beeil dich!“ Bevor ich sie eingeholt hatte, sah ich sie die Schuhe abwerfen und in den weichen, trügerischen Sumpf waten, wo sie erst bis zu den Knöcheln, dann tiefer einsank. Ich wurde unruhig. „Eva! Komm zurück!“ „Zieh die Stiefel aus, komm her!“ „Nein! Komm zurück!“ Als sie merkte, dass ich nicht daran dachte, ihr zu folgen, kehrte sie schließlich um, die nackten Beine bis zu den Knien hinauf schlammbedeckt, den Rock bis zu den Oberschenkeln geschürzt. „Hättest du versucht, mich zu retten?“, wollte sie wissen. INHALT: Unter grausamer Sonne Begegnung auf der Landstraße Der Inspektor Mitternachtsfahrt Billy McCreas Zukunft Indonesien ruft Das Schlachthaus Die rote Rose Ruf der Inseln Nacht in Suva Mädchen von Neapel Süßigkeiten Mai 1933 Die einfachen Dinge Träumerei Der Mann im Zug Eva Im Kino Die Patrioten Der Fluch von Maralinga Früher Morgen Der zweite Akt Miss Arthur Ein Tag im November
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Seitenzahl: 225
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Walter Kaufmann
Der Fluch von Maralinga
Erzählungen
ISBN 978-3-86394-562-6 (E-Book)
Das Buch erschien in deutscher Sprache erstmals 1958 im Verlag Neues Leben, Berlin.
Die folgenden Erzählungen wurden von Johannes Schellenberger übertragen:
Unter grausamer Sonne, Begegnung auf der Landstraße, Der Inspektor, Mitternachtsfahrt, Billy McCreas Zukunft, Indonesien ruft, Süßigkeiten, Mai 1933, Die einfachen Dinge, Träumerei, Der Mann im Zug, Eva, Im Kino, Die Patrioten, Früher Morgen, Der zweite Akt, Miss Arthur
Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta
Foto: Barbara Meffert
© 2013 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Alte Dorfstraße 2 b 19065 Godern Tel.: 03860-505 788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de
„Wenn er Ag-nes ruft“, sagte sie und ahmte unwillkürlich die raue Stimme ihres Mannes nach, „werde ich innerlich ganz steif.“
„Wer zwingt dich denn, bei ihm zu bleiben?“, fragte er.
„Es ist wie früher, als ich noch zur Schule ging“, fuhr sie tonlos fort, „wir hatten einen Lehrer, der rief uns nur auf, wenn er uns schlagen wollte.“
Ron Prentice, der junge Landarbeiter, musste an Superintendent Morton aus dem Waisenhaus denken, wie er mit einem kalten Lächeln die Peitsche hob. „Schlägt Ed dich?“
Agnes Burke sah an ihm vorbei durchs Küchenfenster ins grelle Sonnenlicht und kniff die grauen Augen zusammen. „Das hat's schon gegeben“, gestand sie zögernd. Dann wandte sie sich wieder ihrer häuslichen Arbeit zu.
Der Landarbeiter, der in Niethose und sauberem Baumwollhemd auf dem Fensterbrett saß, beobachtete sie besorgt. Vor zwei Monaten war er hierhergekommen. Vom ersten Tage an war die Frau vom Boss gut zu ihm gewesen wie kein anderer Mensch seit den: Tode seiner Mutter - Waisenhausangestellte hatten ihn für sein künftiges Leben als Landarbeiter vorbereitet. Es empörte ihn, dass Ed Burke seine Frau nicht besser behandelte als Mr. Morton jahrelang ihn - wie ein zugelaufenes Tier! Gewiss, dachte er, das Leben ist hart, besonders hier in dieser unfruchtbaren Gegend. Aber zum Teufel, wenn einer eine Frau wie Agnes hatte, tapfer und gut, dann kümmerte er sich doch um sie! Er würde alles für sie tun, er würde sie nicht anschreien, geschweige denn schlagen. Er würde gut zu ihr sein, zu ihr und zu Meggy, dem Kind. Wenn Agnes Burke doch jünger wäre - oder er älter, zehn Jahre älter, das wäre was!
Gewohnt, seinen Gefühlen nur auf praktische Weise Ausdruck zu verleihen, erkundigte er sich: „Hast du irgendetwas für mich zu tun, bevor Ed zurückkommt?“
„Heut ist doch Sonntag, nicht?“ Sie verstand ihn sehr gut, zeigte es aber nicht. „Setz dich nach hinten auf die Veranda und lies die neue ‚Sporting Life’, die mit der Post für dich gekommen ist.“
„Ich würde lieber hier bei dir bleiben.“
„Ich unterhalte mich gern mit dir, Ron“, gab sie zu, „es ist viel schöner hier, seit du da bist.“
Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn. Er schluckte. „Ja“, sagte er, „gewiss.“
Eine summende Schmeißfliege, die die Lampe über dem Küchentisch umkreist hatte, schoss jetzt zum Fenster hin. Er schlug nach ihr, seine Hand war schnell und sicher wie die eines Boxers. Die Fliege fiel tot aufs Fensterbrett.
„Beim Training am Ball lernt man schnell reagieren“, erklärte er. „Das merken sogar die Fliegen.“
„Fliegen und Staub“, sagte die Frau und wischte wieder einmal mit einem feuchten Tuch den Tisch, das Büffet, den Ofen ab, „damit wird man nie fertig.“
„Macht nichts“, tröstete er sie. „Stets lächeln, meine Kinder, wie der Pfarrer im Waisenhaus zu sagen pflegte.“
„Ja, ja“, stimmte sie zu, „uns beide hat man schon tüchtig herumgestoßen, was, Ronny?“
Wieder war ihm die Kehle wie zugeschnürt. So hatte noch keine Frau zu ihm Ronny gesagt.
„Ich hab viel Zeit für dich, Agnes.“
„So etwas dürftest du zu mir nicht sagen“, wandte sie ein, „es sei denn, du sehnst dich nach deiner Mutter.“
„Nein, das ist was anderes“, entgegnete er und blickte weg. Und ob es was anderes war - wenn er ihr nur erklären könnte, welche Gedanken ihn des Nachts wach hielten in seinem Schlafraum neben der Veranda. Was war Ed doch für ein Narr, eine Frau wie Agnes nicht zu schätzen!
Er schnipste die tote Fliege zum Fenster hinaus in den heißen Staub. Hinter dem Drahtzaun streckte sich das ausgedörrte Land bis weit hinter den Horizont. Der kahle Eukalyptusbaum im Hof reckte seine dürren Zweige zum wolkenlosen Himmel empor. Der Stamm warf einen tintenschwarzen Schatten über das braunhaarige Kind, das mit einem trägen Hündchen spielte. Er beobachtete Meggy, bis ein Einspänner seine Aufmerksamkeit ablenkte, der inmitten einer Staubwolke auf der Landstraße herankam. Ron wandte sich langsam um. „Ed wird gleich da sein.“
Agnes Burke stand einen Augenblick regungslos, dann strich sie sich mit nervösen Fingern das volle Haar aus dem Gesicht und befestigte es mit Nadeln. Die Küchenuhr schlug wie eine Warnung.
„Er muss Streit gehabt haben“, sagte sie, „sonst käme er nicht so früh zurück.“
„Ich verzieh mich besser in mein Zimmer“, sagte Ron und ging zur Tür.
„Nein, bleib! Es gibt gleich Obstkuchen und Tee.“
„Er wird wieder Krach anfangen, wie letztens.“
„Soll er“, antwortete sie, „ich hab dich lieber in der Nähe, wenn er betrunken ist.“
Sie trat ans Fenster und rief das Kind herein, ohne einen Blick auf die Landstraße zu werfen. Dann zog sie mit einem Ruck den Vorhang vors Fenster. Der dünne Stoff hing wie ein brennendes Laken vor dem Sonnenlicht. Sie goss Tee in Porzellantassen, schnitt drei Stück Kuchen ab und stellte sie auf den Tisch. „Lang zu“, forderte sie ihn auf.
„Du machst einen Fehler“, sagte er mit einem vorsichtigen Blick, „du weißt doch, wie er ist.“
„Und ob ich das weiß!“, rief sie aus, „tu nur so, als ob er nicht käme.“
„Ich hab keine Angst vor ihm“, sagte er in einem Ton, der reifer klang, als es seinen sechzehn Jahren entsprach, „ich mache mir nur deinetwegen Sorgen.“
„Schlimmer als bisher kann's nicht mehr werden.“
„Mein Gott, Agnes!“ Kopfschüttelnd setzte er sich an den Tisch.
Sie hörten das Klappern von Pferdehufen auf dem spröden Boden des Hofes und das Rollen von Wagenrädern, hörten Ed betrunken vor sich hinmurmeln. Agnes blickte Ron über den Tisch hinweg an. Stirnrunzelnd zerdrückte Ron einen Zigarettenstummel auf einem Teller. Meggy kam in die Küche gelaufen, in die jetzt der Schatten des vor dem Fenster stehenden Wagens fiel. Sie konnten die Umrisse des Pferdeleibes sehen, einen Teil des Wagens und die stämmige, schwankende Gestalt von Ed Burke, wie ein Schattenspiel hinter dem Vorhang.
„Wie komisch das aussieht!“ Meggy lachte.
„Setz dich hin und iss“, sagte Agnes zu dem Kind.
Sie hörten das Pferdegeschirr klirren, als Ed begann, die Stute auszuspannen. Die ganze Zeit fluchte er grimmig: „Verdammte Trockenheit, verdammte Schinderei! Nichts gedeiht, alles verdorrt, sonniges Australien, pah! Gut für fette Kneipenwirte, der Teufel soll sie holen ...“
Plötzlich wieherte das Pferd, dann ein zweites, ein drittes Mal, wie ein Tier in einem brennenden Stall. Die Umrisse des Pferdeleibes verschwanden vor dem Vorhang. Sonnenlicht fiel über den Küchentisch und über die gespannten Gesichter von Agnes, dem Kind und von Ron, der seinen Stuhl zurückstieß und den Vorhang aufriss. Ed Burke, stämmig und muskulös, schlug dem Pferd mit einem Holzknüppel aufs Maul. Das Kind schrie.
„Lass das Pferd in Ruhe!“, rief Ron.
„Zur Hölle mit euch allen!“, fluchte Ed Burke, wischte sich mit dem Arm übers Gesicht, hielt inne und beobachtete das Pferd, das vor ihm zurückwich. Das Weiße in den Augen des Tieres wurde sichtbar, es bäumte auf und zerrte den Wagen über den Hof. Ed lachte.
Es war dieses Lachen, das Ron den Anstoß gab - Superintendent Morton hatte so gelacht, wenn er die Jungs im Waisenhaus mit der Peitsche schlug; jetzt lachte Burke, während er auf das Pferd einhieb. Grausamkeit und Lachen! Ron sprang mit einem Satz durchs Fenster, stürmte über den Hof. Als er sich auf seinen Boss stürzte, sah er nur noch dessen Gesicht, dieses grobe Gesicht mit dem grausam lachenden Mund, den er treffen wollte mit der Faust, treffen musste. Doch es gelang ihm nicht, das Lachen blieb. Der Adamsapfel in Burkes sehnigem Hals bewegte sich auf und nieder. Noch einmal schlug Ron ins Leere, er glaubte die anfeuernden Rufe der Jungen im Waisenhaus zu hören: „Gib's ihm, Ron!“ Jim Croxton schrie, Tiny Maxwell und Spider Carter und Dave Mooney. „Gib's ihm!“ Dann traf ihn der Holzknüppel hart am Kopf, ein zweites Mal, ein drittes Mal, und er fiel vor Burkes stämmige Beine. Er spürte, wie ihm Burke in die Seite trat, krümmte sich, schnellte hoch und entzog sich Burkes Zugriff mit aller Geschicklichkeit, die er im Ring gelernt hatte. Diesmal traf er den Mund, aber auch der Knüppel traf ihn an der Schläfe, wiederum brach er zusammen. Er hörte Agnes rufen: „Genug, genug!“, als wäre sie weit weg. Er versuchte aufzustehen, schaffte es aber nur, sich aufzurichten. Burkes Gesicht über ihm begann zu kreisen. Er spuckte es an. Und wieder stieß Burke mit dem Fuß nach ihm.
„Steh endlich auf und verschwinde!“
Verschwommen sah Ron den Stamm des Eukalyptusbaumes, Teile des Drahtzaunes, ein zersplittertes Wagenrad, die Hinterbeine des Pferdes, die weggehenden Stiefel, in denen der Boss steckte. Ließ er ab von ihm? War es vorbei? Langsam rappelte Ron sich auf. Als er sich umblickte, sah er den Boss auf der Veranda sitzen, den Hut aus der Stirn geschoben, lachend.
„Ich rufe die Bande zusammen, dann machen wir dich fertig!“
„Bis du zurück bist, sind wir alle von der Sonne verbrannt“, sagte Ed Burke, „hier wird keiner mehr sein.“
„Du kannst meinetwegen verrecken“, sagte Ron. Kalter Hass stieg in ihm auf, sein Kopf dröhnte, „ja, verrecken kannst du, aber nicht Agnes, auch Meggy nicht!“
Damit drehte er sich um und ging auf den Zaun zu, wo sich der Wagen im Draht verfangen hatte und das Pferd an den Zügeln zerrte, um sich zu befreien. Behutsam und mit beruhigenden Worten näherte er sich dem verängstigten Tier. Das Pferd spitzte die Ohren. Nur seine Haut zitterte noch. Ron setzte seine Schritte so, dass die Stute ihn sehen konnte. Sie wieherte leise, als er sie abschirrte und zum Stall führte, dabei ständig ihren Hals streichelte, wo sich eine Beule unter der geplatzten Haut bildete. Vom Stall aus hörte er Ed Burke schreien: „Halt dich da raus, Weib, wenn du weißt, was für dich gut ist.“
Als er die Stute versorgt hatte, tauchte Ron das Gesicht in das Trinkwasser des Pferdes. Die pflaumengroße Schwellung über seinem rechten Auge hämmerte immer mehr. Er ging über den Hof und am Haus entlang in sein Zimmer neben der Veranda, ganz benommen von dem ziehenden Schmerz im Schädel, der ihn mehr beunruhigte als die geplatzte Lippe oder das angelaufene Auge. Er setzte sich aufs Bett, verhielt sich eine Zeit lang ganz still und überlegte, was er tun sollte.
Schließlich begann er, seine Habseligkeiten in seine Tasche zu verstauen: den schwarzen Wollschal seiner Mutter und Pater Dooleys Gebetbuch, seine Socken und Hemden, die Unterwäsche und die eingerahmten Fotos von Jack Dempsey, Jack Carroll und Joe Louis, die Dave Mooney ihm geschenkt hatte, als er das Waisenhaus verließ. Wenn er in die Stadt kam, würde er feststellen, in welcher Eisenbahnreparaturwerkstatt Dave arbeitete, und dann, vielleicht ...
Seine Gedanken weilten bei seinen in alle Winde verstreuten Kameraden. Er hätte viel darum gegeben, jetzt in der Ecke des Schlafsaals im Waisenhaus mit ihnen zusammen sitzen und überlegen zu können. Zu dumm, dass er wegen Agnes Burke weich geworden war.
Unter dem Bett zog er ein Paket Zeitschriften hervor, Nummern der „Sporting Life“, die er seit Langem sammelte. Die Tasche ließ sich nur mit Mühe schließen. Als er sie an Burkes Schlafzimmer vorbeitrug, glaubte er von drinnen Agnes' Stimme zu hören: „Ronny!“, und dann keinen Laut mehr, als hätte ihr der Mann den Mund mit der Hand verschlossen.
„Burke“, rief Ron, „Burke!“
Dann hörte er Füßescharren, wie bei einem Handgemenge. Das Gazefenster wurde aufgestoßen. Burke füllte die Öffnung beinahe aus. „Bist du noch nicht weg?“
Ron konnte Agnes sehen, die wie versteinert im Schlafzimmer stand, die Augen weit aufgerissen vor Angst. Meggy klammerte sich an ihre Schürze.
„Hab ich dir nicht gesagt, du sollst verschwinden?“, wiederholte Burke.
„Wenn du deine Frau nicht in Ruhe lässt, hole ich die Jungs her und bring dich um“, drohte Ron.
„Hau ab!“
„Dachtest du, ich bleibe auf deiner verdammten Farm?“ Ron schulterte seine Tasche. „Ich rate dir nur, vergreif dich nie wieder an deiner Frau.“
Burke musterte ihn. Ein Gedanke schien ihm durch den Kopf zu gehen. „Höre, mein Sohn“, sagte er mit dumpfer Stimme, „du wirst mir noch mal dankbar sein, dass ich dich aus dieser Hölle rausgeschmissen habe. Du bist besser dran, wenn du unter Brücken schläfst, als wenn du versuchst, aus dieser Klitsche etwas zu machen.“
„In meinen Augen bist und bleibst du ein Schweinehund“, entgegnete Ron.
Jetzt, da Ed Burke ruhig war, hatte er zum ersten Mal Angst vor ihm, große Angst. Aus Burkes Augen sprach Wut. Ron wandte sich vom Fenster ab, dem Tor zu.
„Genau da geht's lang, mein Sohn“, sagte Burke. „Verschwinde lieber. Ich möchte nicht rauskommen und dich noch mal verprügeln müssen.“
Ron sah jetzt Agnes am Fenster, neben ihrem Mann. Sie schien um etwas zu bitten, aber er konnte ihre Worte nicht verstehen. Er zögerte einen Augenblick, schaute sie an, dann setzte er seinen Weg fort, über den Hof und durch das Tor, ohne einmal zurückzublicken.
Nachdem er drei Meilen die heiße und einsame Straße entlanggewandert war, setzte sich Ron neben einen Eukalyptusbaum und ruhte sich aus. Ein Stück entfernt weidete eine Herde Schafe in dem verdorrenden Gras. Ein Habicht kreiste hoch am blauen Himmel. Ron wischte sich mit einem Taschentuch über Gesicht und Nacken. Das rechte Auge schmerzte stärker. Er legte die ältesten Nummern seiner Zeitschrift unter den Baum, betrachtete seinen Verlust einen Augenblick lang, dann ging er entschlossen weiter. Als er noch vier Meilen gelaufen war, hatte er sich dazu durchgerungen, den restlichen Packen Magazine liegen zu lassen bis auf das eine Heft, das die Lebensgeschichte von Joe Louis enthielt. Der rote Sonnenball verschwand hinter einer einsamen Farm und einem abgestorbenen Eukalyptusbaum, an dem ein Schild angenagelt war: Wilson's Schenke - vier Meilen.
An der Kreuzung, wo die Landstraße zur Stadt abzweigt, drehte er sich um und blickte zurück. Schon jetzt kamen ihm die zwei Monate auf Burkes Farm unwirklich vor. Nur der schmerzende Kopf erinnerte ihn noch an sein bisheriges Leben und das Verlangen nach Agnes. Fernab schien sich etwas zu bewegen. Er straffte sich. Dann schulterte er seine Tasche und ging weiter, wandte sich auch nicht um, als er das Trappeln der Pferdehufe hinter sich vernahm.
„Ron! Ronny!“
Er ließ die Tasche zu Boden fallen und sah, wie die Frau die Zügel mit fahrigen Händen befestigte. „Mein armer Ron!“
„Warum bist du mir nachgefahren?“, fragte er schroff. „Ich habe alle deine Nummern der ‚Sporting Life’“, sagte sie.
„Wie hast du es geschafft, von Ed wegzukommen?“
„Er ist jetzt ruhig. Er wird dir nichts mehr tun, wenn du zurückkommst.“
„Ich kann nicht zurückkommen.“
Der Ausdruck in ihren Augen verwirrte ihn. Ihr Haar war zerzaust, eine Strähne fiel ihr seitlich übers Gesicht.
„Es wäre nicht gut, wenn ich zurückkäme“, sagte er.
„Was soll ich ohne dich tun?“
„Ich kann dir dort auch nicht helfen.“
„Doch, du könntest. Weißt du ...“, sie brach ab und berührte mit den Fingerspitzen die geschwollenen Stellen über seinem Auge und die aufgesprungene Lippe. Dann zog sie ihn impulsiv an sich. Er spürte ihren Körper, so wie er es sich oft gewünscht hatte, nachts, in der Einsamkeit seines Zimmers.
„Willst du wirklich?“, fragte er. Er biss die Zähne zusammen. „Wohin wollen wir gehen, Agnes?“
Als sie ihn in den Armen hielt, kreiste der Habicht immer noch über ihnen am Himmel, der schon im Zwielicht ergraute. Auf der Straße wieherte die Stute. Sie konnten weder das Pferd noch den Wagen sehen, denn ein Busch verdeckte beide.
Einmal, als hätte ihn etwas erschreckt, riss Ron sich los. dann wandte er sich ihr wieder zu und legte sein Gesicht an ihre Brust. So blieb er lange Zeit liegen, sie streichelte sein Haar.
Sie war die erste Frau für ihn, denn er war erst sechzehn und noch kein richtiger Mann.
Ich stehe auf der Landstraße und warte, dass mich ein Auto ein Stück Wegs mitnimmt. Hell scheint die Sonne über das weite Land, und die Luft ist frisch. Es ist ein schöner Tag. Ich höre Motorenlärm, noch bevor ich ein Auto sehen kann. Über die Hügel kreuzt ein neuer amerikanischer Sedan auf; als er sich nähert, scheint er das Tempo zu verlangsamen. Ein vierschrötiger Mann am Steuer winkt und zeigt an der Straßenseite voraus, wo er halten wird. Ich höre ihn rufen, nehme mein Bündel auf und renne,
»Wo wollen Sie hin?«, fragte er mich, und ich sage ihm, dass ich nach Sydney will.
»In die Großstadt!« Er lacht, dann sagt er etwas zu der Frau neben sich, worauf sie nickt. Danach macht er mir ein Zeichen, in den Rücksitz zu steigen. Er öffnet die hintere Tür mit fahrigen Bewegungen, als ob er getrunken hätte. »Wir können Sie ein Stück mitnehmen«, sagt er.
Ich schiebe mein Bündel durch die Tür, werfe sie hinter mir zu und werde bei dem raschen Start in den Rücksitz gestaucht.
»Herrlicher Tag, was?«, ruft er.
»So ist’s.«
Nach einer Weile stellt er sich und die Frau vor. »Das ist Nell, meine Frau«, sagt er. »Ich heiße Moran, Jack Moran. Heute seit genau fünf Jahren verheiratet.«
Worauf die Frau spöttisch auflacht, aber nichts sagt. Ich nenne meinen Namen und füge hinzu, wie froh ich sei, mitgenommen zu werden.
»Nicht der Rede wert«, sagt Jack Moran. »Auf Urlaub, nicht wahr?«
»Richtig«, bestätige ich.
»Nun, wir auch. Nicht wahr, Nell? Hart gearbeitet, und nun lassen wir die Zügel schleifen.«
»Wir wissen nicht, wohin wir fahren, aber wir fahren«, stellt Nell fest, und es ist klar, dass auch sie getrunken hat.
»Ich weiß, wohin wir fahren«, sagt Jack. »Wir fahren zu meinem Bruder, der auf seiner Farm versauert, arbeitet immer wie ein Pferd.«
»Dorthin? «, fragt Nell.
»Sicher. Warum denn nicht? Er hat doch nicht zu viel Abwechslung, was?«
»Ich weiß nicht, ob wir dort hinfahren sollen«, sagt Nell. »Es liegt am Wege«, wendet Jack ein. »Sollen sich mal den Straßenkreuzer ansehen, er und Dawn. Wird ihnen was zu denken geben. Funkelnagelneuer Wagen, direkt aus dem Schaufenster.«
»Ich weiß nicht«, sagt Nell.
Ich bin zufrieden über die Fahrt, und so mache ich mir nichts aus Jacks Prahlerei, obwohl sie mir den Mund verschließt. Aber bald wendet sich die Frau um und lächelt mir zu; sie bemüht sich, jung und sorglos zu erscheinen, »Trinken Sie?«, fragt sie.
»Manchmal«, sage ich.
»Gut«, meint Jack.
»Du sei still«, schilt sie ihn, »du wirst erst was essen, bevor du wieder trinkst.«
»Ich esse, wenn es mir passt.«
»Und das ist jetzt«, beharrt sie.
Vor dem nächsten Gasthof hält Jack an, und wir gehen alle in das Gastzimmer, wo er mit lärmender Stimme Bier bestellt. Als Nell entdeckt, dass wir für das Mittagessen zu spät kommen, sagt sie: »Du wirst nicht trinken, ehe ich nicht ein paar Sandwiches besorgt habe.«
»Also bitte, hol welche«, erwidert Jade.
»Und womit soll ich bezahlen?«, gibt Nell zurück.
Ich krame etwas Kleingeld hervor, aber Jack hält mich zurück, beinahe feindselig. »Geht alles auf meine Kappe«, erklärt er und sucht mit seinen verarbeiteten Händen in den Taschen nach einem Bündel Geldscheine, aus dem er jetzt einen für Nell herausklaubt. Sie steckt ihn in ihre Handtasche und geht etwas unsicher auf ihren hohen Absätzen hinaus. Von der Tür winkt sie uns; ihre gekünstelte Heiterkeit bestätigt meinen Eindruck, dass sie eine unglückliche Frau ist, die viel gelitten hat. Nachdem sie gegangen ist, trinkt Jack das Bier, das er für sie bringen ließ, und stellt die anderen zwei Gläser vor uns hin.
»Das wird Ihnen gut tun wie sonst nichts«, sagt er, wobei seine grauen Augen freudlos aus dem geröteten Gesicht starren. »Beseitigt auf der Stelle alle Sorgen.«
»Sie sind auf Urlaub«, erinnere ich ihn.
»Sicher«, sagt er, »sicher bin ich auf Urlaub. Trinken Sie noch eins.« Damit scheuert er sein leeres Glas auf der Tischplatte und hält dem Schankkellner zwei Finger hoch. Er sieht ihn prüfend an und fragt: »Sind Sie von hier?« Der Schankkellner nickt. »Kennen Sie einen Kerl namens Tom Moran hier in der Nähe?«
»Ja. Hat eine Farm, zwanzig Meilen von hier. Ist er das?«
»Das ist mein Bruder«, sagt Jade. »Wie geht es ihm?«
»Wie den anderen«, antwortet der Schankkellner und setzt die gefüllten Gläser vor uns hin. »Erwartet Sie Ihr Bruder?«
»Gott, nein!«, sagt Jack. »Hab’ ihn seit Jahren nicht gesehen. Ich wäre nidit hierhergekommen, wenn ich nicht meinen Wagen einfahren würde.«
»Mir fällt ein, er hat auch noch nie von Ihnen gesprochen«, bemerkt der Schankkellner.
»Tut nichts zur Sache; wir verstehen uns schon«, erwidert Jack kriegerisch.
»Bestimmt«, sagt der Schankkellner.
Etwas scheint Jack zu beunruhigen. Es vergeht eine längere Zeit, bis er seine Aufmerksamkeit vom Bierglas auf mich richtet. Endlich sagt er: »Wissen Sie was? Die Welt ist verdreht.«
»Meinen Sie?«
»Es ist ein Rattennest. Als mir noch der Hintern durch die Hose guckte, war ich näher dran, die Frau zu kriegen, die ich wollte, als heute, wo es mir gut geht, weil ich ein Holzgeschäft führe, das mir was einbringt.«
»Und was ist mit Nell?«, riskiere ich zu fragen.
»Nell«, sagt er, »Nell! Sie und ich, wir gehen nur miteinander. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei.«
»Aber Sie sagten mir ...«
»Ach, wegen dieser fünf Jahre«, unterbricht er mich. »Das hab’ ich nur so gesagt. Dawn und ich, wir würden heute fünf Jahre verheiratet sein, nur ...«
Ich erfahre nicht, wer Dawn ist; denn er bricht ab, da Nell hereinkommt, die einen Karton mit Sandwiches bringt. »Da habt ihr«, sagt sie, »schönen Schinken mit Ei.«
»Iss sie selbst«, sagt Jack zu ihr, »Ich will nichts.«
»Aber du musst was essen!«, ruft sie verzweifelt, setzt sich und blickt von Jack auf mich und wieder zurück. »Jack ist mürrisch«, sagt sie leise. »Er ist einsam.«
»Er hat doch Sie«, wende ich ein.
»Ja, mich«, sagt sie bitter und kreuzt die wohlgeformten Beine unter dem engen, geschlitzten Rock. »Ich weiß, wozu er mich hat.«
»Hör auf damit, Nell«, verlangt Jack.
»Ich will nicht«, beharrt sie. »Wir sind beide Außenseiter, Jack. Sieh der Wahrheit ins Gesicht. Beide Außenseiter, nur die Gründe sind verschieden. Wir gehören nirgends hin.« Jack rückt unruhig hin und her und wendet sich ihr zu: »Hör auf damit!«, verlangt er nochmals.
»Hör zu«, sagt sie. »Warum willst du nicht zugeben, dass du deine Kumpels vermisst? Dein Geld hat dir nichts Gutes gebracht; du warst nie zum Boss bestimmt. Du warst zufriedener, als du für Lohn gearbeitet hast.«
»Du bist ja so klug, nicht wahr?«, sagt Jack, »Heb dir das fürs Bett auf.«
»Bett!«, schreit Nell. »Worüber redest du denn neuerdings im Bett? Du schläfst doch gleich ein, wenn du hast, was du wolltest.«
Eine halbe Stunde später sitzen wir wieder im Wagen. Der Tag neigt sich dem Ende zu; die Sonne wirft ein dunkles Herbstrot auf die Felder, Am Horizont steigen Abendwolken auf. Der Wagen läuft gut in der Abendkühle; aber Jack und Nell schweigen grollend.
Bald verlassen wir die Hauptstraße und fahren auf einem Dorfweg hügelan, bis wir das tief liegende Land überblicken und in der Ferne ein massives Farmhaus sehen können.
»Das ist Toms Anwesen«, verkündet Jack.
»Ich sage dir, du machst einen Fehler, wenn du dort hingehst«, warnt Nell.
»Dawn soll sehen, dass es mir auch ohne sie gut geht«, sagt Jack widerspenstig.
Als wir den Pfad erreichen, der nach der Farm führt, steige ich aus und öffne das Gatter. Jack steuert den Wagen mit gedrosseltem Motor hindurch. Dann schließe ich das Gatter und springe in den Wagen zurück.
»Es wird schon in Ordnung sein mit Tom«, sagt Jack zu Nell. »Das mit Dawn ist alles vorbei.«
»Ich glaube das erst, wenn ich es sehe«, sagt Nell.
»Du wirst es schon sehen.« Jack steuert den blitzenden Sedan vor das Farmhaus, hält an und hupt. In der Ferne bellt ein Hund. Wir warten. Nach einiger Zeit hören wir eine helle Stimme rufen. Dann öffnet sich die Haustür, und eine Frau tritt auf den Hof. Sie ist schön, mit ihrem schwarzen Haar, ihren blauen Augen und der zarten Haut, und scheint weniger grob zu sein als die meisten Farmersfrauen. Als sie Jack am Steuerrad erblickt, errötet sie; es gelingt ihr aber, Haltung zu bewahren.
»Hallo, Dawn!«, ruft Jack und steigt aus.
»Guten Tag«, sagt die Frau zurückhaltend. Hinter ihr äugt ein nussbraunes, sommersprossiges Mädchen interessiert hervor. Es ist ungefähr fünf Jahre alt und ähnelt Jack. »Geh ins Haus, Maureen«, sagt die Mutter zu ihr, und das Mädchen zieht sich zurück.
»Wem wird es wehtun, wenn sie mich sieht?«, fragt Jack.
»Wenn sie dich sehen will«, antwortet die Frau schroff, »kann sie durch das Fliegengitter sehen.«
»Und wo ist Tom?«
»Tom arbeitet«, stellt sie ruhig fest Sie zeigt nichts von der erwarteten Bestürzung, nur Kälte.
»Willst du ihn nicht herrufen?«
»Er wird zum Tee hier sein; aber du wirst dann schon weg sein.«
Auf diese Antwort hin geht Jack zu dem Wagen zurück. »Ich habe gedacht, ich könnte Maureen ausfahren und auch dich, wenn du willst«, sagt er, aber es klingt nicht überzeugend.
»Wir nehmen den Einspänner, wenn wir ausfahren wollen.«
»Natürlich, Dawn, sicher, sicher«, lenkt Jack ein. »Du warst nicht immer so auf hohem Ross.«
»Das ist lange her, Jack, sehr lange her«, sagt die Frau leise, und sie errötet wieder.
Die ganze Zeit hat Nell wie versteinert dagesessen und durch das Wagenfenster gestarrt. Schließlich sagt sie: »Lass uns fahren, Jack, bitte.« Für einen Augenblick weilen die ruhigen blauen Augen der Frau, die Jack hätte heiraten können, auf Nells geschminktem Gesicht, dann schaut sie weg.
Dass wir vorgestellt werden, scheint nicht mehr infrage zu kommen, und ich lehne mich so weit wie möglich zurück, während Jack wieder den Fahrersitz einnimmt und den Motor anlässt. Durch das Geräusch des laufenden Motors schreit er: »Also gut! Leb wohl! Sag Tom, es tut mir leid, dass ich ihn nicht sehen konnte. Sag ihm, er soll mich aufsuchen, wenn er mal in die Stadt kommt.«
In die Augen der Frau stiehlt sich etwas wie Mitleid. Ihre Lippen scheinen die Worte zu formen: Ich werde es ihm sagen; aber dann, noch ehe wir abgefahren sind, dreht sie sich unvermittelt um, ihre Schürze schwingt, sie geht ins Haus zurück.
Als ich das Gatter schließe, kann ich in der Ferne die dunkle Gestalt eines Mannes sehen, der im Licht der scheidenden Sonne einem Pferdepflug durch den Acker folgt. Der Mann hält die Pferde an und blickt zu dem Auto hinüber; doch wundere ich mich nicht, dass Jack es unterlässt, seinen Bruder zu rufen. Wir fahren davon, Jack schweigend über das Steuerrad gebeugt.
Plötzlich ruft Nell: »Wenn ich keine Dame bin, dann bin ich eben keine Dame.« Dann bricht sie in hysterisches Lachen aus. Jack bleibt stumm, erhöht grimmig die Geschwindigkeit; der neue Motor arbeitet unregelmäßig in der starken Beschleunigung,
»Nehmen Sie es nicht tragisch«, wage ich zu sagen.
»Sie können aussteigen, wenn es Ihnen nicht gefällt«, sagt Jack.
»Halten Sie, und ich werde aussteigen«, stimme ich zu.
»Verzeihung«, antwortet Jack, »ich hatte kein Recht, Sie anzuschnauzen.«
»Es ist besser, ich steige aus.«
»Um diese Zeit nimmt Sie niemand mehr mit.«
»Was macht dir Spaß?«, fragt Jack Nell, die immer noch vor sich hin lacht.
»Gleiche Brüder, gleiche Kappen, nicht wahr, Jack?«, sagt Nell mit zitternder Stimme, die verrät, dass sie dem Weinen nahe ist. »Siehst du, jetzt sind wir beide Außenseiter.«
»Mach nicht schlapp, Nell«, sagt Jack. »Wer ist sie schon, dass sie sich aufs hohe Ross setzt?«
»Ich wünschte, ich wäre halb so willensstark wie sie«, sagt Nell bitter. »Nein - ich bin schlapp, das stimmt. Was denn, ich konnte dich nicht mal davon abhalten, dort hinzufahren.«
»Tut mir leid, Nell, ich konnt’s nicht ändern.«
»Du konntest es nicht ändern«, schreit sie schrill. »Du und deine Eitelkeit! Was bedeutet ihr schon ein Auto? Ein Stück Blech auf Rädern, weiter nichts.«
»Vergiss es, Nell. Es ist nun vorbei.«
»Was glaubst du, wie mir zumute war, als sie mich so ansah? Denkst du, ich hätte kein Gefühl? Wenn ich wie sie wäre, würde ich mich nicht mit dir herumtreiben und auf den Tag warten, bis du genug von mir hast. ,Lieb sie und vergiss sie', hast du doch immer gesagt, nicht wahr? Aber nicht mit ihr. Sie verließ dich zuerst mit ihrem Säugling und allem.«
»Lass das, wir sind nicht allein!«, sagt Jack grob.
»Was, sie hat uns nicht mal ins Haus gebeten; da hast du s, was sie von dir und mir hält.«
»Nur von mir, Nell, das ist alles. Es bezog sich nicht auf dich.«
»Wenn du das denkst, hast du nie einen größeren Irrtum begangen«, sagt Nell bitter. »Wieso, ich bin so oft für eine Hure angesehen worden, dass ich anfing, mich wie eine zu benehmen. Aber damit ist Schluss, das sage ich dir, Jack, Schluss damit.«
»Das genügt, Nell!«