Deutsche Bomber im 2. Weltkrieg - Rainer Smolcic - E-Book

Deutsche Bomber im 2. Weltkrieg E-Book

Rainer Smolcic

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Beschreibung

Deutsche Bomber im 2. Weltkrieg Ein Bomber oder Bombenflugzeug ist ein Kampfflugzeug, das dazu dient, Bodenziele mit Fliegerbomben und Luft-Boden-Raketen anzugreifen. Flugzeuge, die dabei auch zur Bekämpfung von Flugzeugen eingesetzt werden, fallen in der Regel unter den Begriff Jagdbomber. Dieses Werk beschreibt den Aufbau und die Entwicklung der deutschen Bomber vor und im 2. Weltkrieg. Die einzelnen Typen werden dabei detailliert mit ihrer jeweiligen Entwicklungsgeschichte und ihren Einsätzen beschrieben. Umfangreiches historisches Bildmaterial ergänzt dieses Buch.

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 Deutsche Bomber im 2. Weltkrieg

 

 

 

IMPRESSUM

Rainer Smolcic

Blumenstraße 13

93142 Maxhütte

[email protected]

 

 

Coverbild:

Von Bundesarchiv, Bild 101I-421-2069-14 / Ketelhohn (t) / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5412212

 

 

 

 

 

 

Einleitung & Vorgeschichte

 

Ein Bomber oder Bombenflugzeug ist ein Kampfflugzeug, das dazu dient, Bodenziele mit Fliegerbomben und Luft-Boden-Raketen anzugreifen. Flugzeuge, die dabei auch zur Bekämpfung von Flugzeugen eingesetzt werden, fallen in der Regel unter den Begriff Jagdbomber.

 

Erstmals kamen Bomber im größeren Umfang im Ersten Weltkrieg zum Einsatz. Der erste Bombenangriff fand jedoch bereits im italienisch-türkischen Krieg am 1. November 1911 statt, als Giulio Gavotti aus einer Etrich Taube drei 2-kg-Bomben per Hand auf ein türkisches Militärlager abwarf.

 

Etrich Taube auf der ILA 2004

Von Noop1958 in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16478817

 

Der bulgarische Pilot Simeon Petrow entwickelte 1912 im Ersten Balkankrieg eine Fliegerbombe. Ihr Abwurf am 16. Oktober 1912 bei einem Angriff auf den türkischen Bahnhof in der Nähe von Karaağaç wird allgemein als erster Einsatz eines Flugzeugs als Bomber angesehen. Die Pläne für diese Bombe wurden später an Deutschland verkauft. Diese mit dem Codenamen „Tschataldscha“ bezeichnete Fliegerbombe ist bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in Massenproduktion hergestellt worden.

 

Anfangs waren allerdings nur Militärluftschiffe in der Lage, eine große Bombenlast über große Entfernungen zu tragen. Viele Nationen setzten solche Luftschiffe ein, um militärische Ziele, aber auch Industrieanlagen oder Innenstädte anzugreifen. Luftschiffe konnten damals höher und weiter fliegen als alle Flugzeuge und auf diese Weise außerhalb der Reichweite von Flugabwehrwaffen operieren. Dies sollte sich jedoch im Laufe des Ersten Weltkriegs ändern. Im Juni 1915 gelang es erstmals einem englischen Jagdflugzeug, ein deutsches Luftschiff abzuschießen.

 

Ab 1917 wurden in Deutschland als strategische Bomber Großflugzeuge, später auch Riesenflugzeuge gebaut. Dabei handelte es sich um viermotorige Doppeldecker, deren Flügelspannweite über 40 Meter betragen konnte. Manche Bomber des Ersten Weltkriegs verfügten bereits über einen Abwurfmechanismus, mit dem die am unteren Flügel oder am Rumpf angebrachten Bomben ausgeklinkt wurden. Bomberangriffe wurden tags und nachts durchgeführt und richteten sich unter anderem gegen Großstädte und Industrieanlagen, aber auch gegen feindliche Flughäfen und sonstige Bodenziele. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden viele Bomber für eine Nutzung im kommerziellen Luftverkehr umfunktioniert.

 

Bombenaufhängung an einer Gotha G.V

Von Bundesarchiv, Bild 146-1971-045-48 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de,

https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5482608

 

Nach dem verlorenen Krieg untersagte jedoch der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich die Entwicklung und den Besitz einer modernen Bomberflotte. Aus diesem Grund versuchte die Reichswehr diese harten Bedingungen zum umgehen. Daher kam es mit der international ebenfalls geächteten Sowjetunion zu einer Zusammenarbeit in Bezug auf die Luftstreitkräfte. Am 15. April 1925 wurde zwischen Vertretern der deutschen Reichswehr und der Luftstreitkräfte der Roten Armee ein Vertrag unterzeichnet, der die Einrichtung einer deutschen Fliegerschule und Erprobungsstelle in der russischen Stadt Lipezk, etwa 400 km südöstlich von Moskau, regelte. Im innerbetrieblichen deutschen Schriftverkehr und Sprachgebrauch firmierte diese Einrichtung unter der Bezeichnung Schule Stahr nach dem Leiter Hauptmann a. D. Walter Stahr (1882–1948) bzw. unter der Abkürzung WIVUPAL (Wissenschaftliche Versuchs- und Personalausbildungsstation). Der Flugbetrieb begann im Juni 1925, die Flugausbildung aus organisatorischen Gründen erst Anfang 1926. Beide dauerten bis zur Auflösung der Fliegerschule im September 1933 an.

 

Fokker D.XIII in Lipezk

Von Bundesarchiv, RH 2 Bild-02292-207 / Autor/-in unbekannt / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6983001

 

 

 

 

 

Neuaufbau der Deutschen Luftwaffe

 

Obwohl es Deutschland nach der Demobilisierung der kaiserlichen Fliegertruppe durch den Friedensvertrag von Versailles verboten war, eine Luftstreitmacht zu unterhalten, wurden in der Weimarer Republik der 1920er-Jahre und Anfang der 1930er-Jahre unter Geheimhaltung als zivile Einrichtungen getarnte Ausbildungsstätten für Militärpiloten geschaffen und geheime Fliegereinheiten unterhalten, so die Deutschen Verkehrsfliegerschulen, die Hanseatische Fliegerschule oder der Deutsche Flugwetterdienst.

 

Aufbau der Luftwaffe

Um den kritischen Zeitraum der nicht mehr geheim zuhaltenden deutschen Aufrüstung zu verkürzen, wurde zuerst im schnellen Tempo eine Risiko-Luftwaffe aufgebaut, jedoch mit veralteten Flugzeugmustern von geringer Qualität. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten waren die Bestimmungen des Versailler Vertrages nach wie vor in Kraft. Daher führte die Reichswehr die Ausbildungsprojekte im Geheimen fort. Am 30. Januar 1933 wurde Hermann Göring (siehe Bild unten)zum Reichskommissar für die Luftfahrt ernannt und am 10. Mai 1933 übernahm er das neu geschaffene Reichsluftfahrtministerium (RLM). In dessen Luftkommandoamt plante Oberst Walther Wever, der spätere erste Chef des OKL (Oberkommando der Luftwaffe), den vorerst noch geheimen Aufbau der Luftwaffe.

 

Die geringen Ausbildungsmöglichkeiten in der Sowjetunion fielen ab Herbst 1933 ganz weg, da der neue Reichskanzler Adolf Hitler aus ideologischen Gründen eine weitere Zusammenarbeit mit der kommunistischen Sowjetunion verbot.

 

Dafür wurden als zivil getarnte Ausbildungsstätten und Fliegereinheiten ausgebaut und neue gegründet, wie der Deutsche Luftsportverband (DLV) unter Bruno Loerzer. In diesem bildete die Reichswehr, anfangs noch mit Segelflugzeugen, angehende Flugzeugführer aus. Da diese vorher aus der Reichswehr entlassen worden waren, hielt man sich – formell – an die Einschränkungen des Versailler Vertrages. Die Mitglieder des DLV trugen bereits die Uniform der späteren Luftwaffe und benutzten deren künftige Abzeichen als „Gliederabzeichen“. Man gab den DLV-„Gliedern“ Sondernamen, um vorzutäuschen, dass der Verband eher ein Zivilflugverein als eine mit der Reichswehr verbundene Organisation sei. In den Deutschen Verkehrsfliegerschulen setzten die Flugzeugführer dann ihre Ausbildung bis zum Ende fort. Auch Piloten der Lufthansa wurden in einer Kurzausbildung militärisch geschult. Bis Ende 1934 waren so fünf Kampf-, drei Jagd-, drei Fernaufklärer-, zwei Nahaufklärer- und eine Sturzkampfstaffel vorhanden. Insgesamt gab es Ende 1934 41 militärische Fliegerverbände in Deutschland, die als zivile Organisationen getarnt waren. Am 1. März 1935 wurde die Luftwaffe offiziell gegründet, Grundsteinlegungen für Flughäfen waren bereits 1934 erfolgt. Am 26. Februar 1935 hatte Hitler von Göring trotz des im Versailler Vertrages festgeschriebenen Verbots den Aufbau einer Luftstreitkraft gefordert.

 

Hermann Göring soll persönlich für die Luftwaffe ein Emblem (Hoheitszeichen) gewählt haben, das sich von dem der anderen Teilstreitkräfte unterschied. Der Adler, das Symbol des Deutschen Reiches, blieb erhalten, jedoch in einer anderen Positur. Seit der Machtübernahme der NSDAP hielt der Adler in seinen Fängen das Symbol der Partei, das Hakenkreuz, das gewöhnlich von einem Eichenlaubkranz umgeben war. Göring lehnte für die deutsche Luftwaffe den alten heraldischen Adler ab, der sehr stilisiert, sehr statisch und sehr massiv aussah, und wählte einen „jüngeren“, natürlicheren und leichten Adler mit in Flugposition gespreizten Schwingen, der mehr einer Luftstreitkraft entsprach. Während der Wehrmachtsadler mit beiden Fängen das Symbol der Partei festhielt, hielt der Luftwaffenadler das Hakenkreuz nur mit einem Fang, während der andere eine Faust ballte.

 

Mittelschwerer Bomber Do 17Z

 

Am 14. März 1935 wurde das erste Geschwader, das Jagdgeschwader „Richthofen“, in Berlin-Staaken aufgestellt. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 90 Prozent aller Flieger in der Ausbildung. Durch die Wiedereinführung der Wehrpflicht war der personelle Grundstock gesichert; am 24. August 1936 wurde die Dienstpflicht von einem auf zwei Jahre verlängert. Die Luftwaffe vergrößerte sich ständig; im Sommer 1939 hatte sie schon 373.000 Soldaten. Die materielle Aufrüstung der Luftwaffe verlief dank der vielfältigen Luftrüstungsindustrie in Deutschland zügig. Die bedeutendsten Flugzeugwerke waren Junkers in Dessau, Heinkel in Warnemünde, Dornier in Friedrichshafen und die Bayerischen Flugzeugwerke in Augsburg (ab 1938 Messerschmitt AG).

 

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Luftwaffe zu einer der stärksten Luftstreitkräfte der Welt. Die Kampfflugzeugflotte umfasste einschließlich der Stukas 1610 Flugzeuge, dazu kamen 1230 Jagdflugzeuge (inklusive Nachtjagd- und Zerstörerflugzeuge) und 661 Aufklärungsflugzeuge. Rund 2600 schwere Flakgeschütze (8,8 cm) sowie rund 6700 mittlere und leichte Flakgeschütze (3,7 und 2 cm) waren vorhanden, die feindliche Luftangriffe wie beispielsweise am Mitteldeutschen Flakgürtel abwehren sollten. Anfang 1939 konstatierte die 5. Abteilung des Generalstabes der Luftwaffe eine Überlegenheit der deutschen Luftwaffe für das Jahr 1939 gegenüber der britischen und französischen zusammengenommen auch wenn Teile der Luftwaffe im „Osten“ gebunden sind. Der militärische Wert der Luftwaffen Großbritanniens und Frankreich lägen erheblich unter dem der deutschen und zahlenmäßig seien sie zusammen höchstens gleichstark.

 

 

 

 

 

 

Sturzkampfbomber der Luftwaffe

 

Henschel Hs 123

 

Die Henschel Hs 123 war ein einsitziger, einmotoriger Doppeldecker, der als leichtes Sturzkampfflugzeug und als Erdkampfflugzeug eingesetzt wurde.

 

Henschel Hs 123 A-1

 

Im Februar 1934 schrieb das Heereswaffenamt einen Konstruktionswettbewerb aus, bei dem ein leichtes, einsitziges Sturzkampfflugzeug verlangt wurde. Dies geschah auf Betreiben von Ernst Udet, der Anfang der 1930er Jahre in den Vereinigten Staaten die erfolgreichen Versuche des Sturzkampfbomberprinzips beobachten konnte. Am Wettbewerb waren neben der Henschel Flugzeug-Werke AG noch die Hamburger Flugzeugbau, eine Tochtergesellschaft von Blohm & Voss, und Fieseler beteiligt; alle drei Firmen erhielten den Auftrag zum Bau von Prototypen. Richard Vogt von der Hamburger Flugzeugbau entwickelte die Ha 137, einen Eindecker mit Knickflügeln und starrem Fahrwerk und Gerhard Fieseler den Doppeldecker Fi 98. Auch Henschels Chefkonstrukteur Friedrich Nicolaus entwarf einen Doppeldecker, dessen Attrappe im Juni 1934 gezeigt wurde. Der Prototyp Hs 123 V1 stand am 1. April 1935 bereit, sein Erstflug mit dem zivilen Kennzeichen D-ILUA erfolgte am 5. April 1935.

 

Udet persönlich probierte die Maschine am 8. Mai 1935 aus. Bei den von Juni 1935 bis Januar 1936 folgenden Tests der drei Wettbewerbstypen in Rechlin erwies sich die Hs 123 ihren Konkurrenten überlegen und wurde zum Sieger des Wettbewerbs. Die Serienfertigung lief 1936 an.

 

Henschel Hs 123 V5

 

Der Prototyp Hs 123 V1 war ein Anderthalbdecker mit festem Fahrwerk, offenem Cockpit und Normalleitwerk in Ganzmetallbauweise, einem in Schalenbauweise ausgeführten Rumpf und dem BMW-132-Motor. Das weit nach hinten gerückte Cockpit bot gute Sicht nach unten und oben. Die zweiteilige, teilweise nach unten stoffbespannte Tragfläche war mit einer breiten I-Strebe mit dem kleinen Unterflügel verbunden und verfügte über ausgeglichene Querruder, die untere Tragfläche über Spreiz-Landeklappen. Auch die Ruder waren alle stoffbespannt. Besonders auffällig war auch die aerodynamisch günstig glatt verkleidete, überdimensionale NACA-Motorhaube.

 

Durch das Fehlen einer Motorbremse kam der Motor bei steilen Sturzflügen auf Übertouren und überdrehte, so dass eine Sturzwinkelbegrenzung auf 70° festgelegt wurde. Außerdem erwies sich, dass die Abgase durch die Schlitze der Steuerzüge zum Leitwerk ins Pilotencockpit eintraten. Der zweite Prototyp V2 erhielt daher die markante neue NACA-Haube mit Dellen für die Zylinderköpfe des Sternmotors Wright R-1820 F52 Cyclone mit 770 PS Startleistung, wurde aber nach einem Landeunfall auf den BMW 132A umgerüstet und als Hs 123 V8 zum Vorbild der Serienproduktion. Weitere Prototypen folgten, die V4 wurde zur Mustermaschine der A-Serie. Die V5 mit BMW 132K und VDM-Luftschraube wurde zum Musterflugzeug für die B-Serie. Dieses Flugzeug nahm 1937 am Internationalen Flugmeeting im schweizerischen Dübendorf teil. Schließlich folgte die V6 als Musterflugzeug für die C-Serie. Die geplante Weiterentwicklung mit geschlossener Kabine, stärkeren Motor BMW 123K mit 960 PS Startleistung und einer verstärkten Bewaffnung wurde zu Gunsten der Ju 87 aufgegeben.

 

 

Vorkriegsaufnahme einer Staffel Henschel Hs 123A

Von The Flight magazine archive from Flightglobal, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15882267

 

Die mit einem Neunzylinder-Motor BMW 132 Dc ausgestatteten Maschinen der A-1-Reihe erreichten eine Höchstgeschwindigkeit von 345 km/h und eine Steigrate von 900 m/min bei einer Dienstgipfelhöhe von 9000 m und einer Reichweite von 850 km. Die Bewaffnung bestand aus zwei MG 17 und bis zu 200 kg an Bomben. Die Maschinen waren 8,3 m lang, 3,2 m hoch und hatten eine Spannweite von 10,5 m. Sie wogen leer 1504 kg, das maximale Einsatzgewicht betrug 2217 kg. Die B-Reihe unterschied sich nur durch verstärkte Blechbeplankung des Oberflügels.

 

Produktionszahlen der Hs 123

 

Als das Reichsluftfahrtministerium 1936 schließlich einen Sturzkampfbomber ausschrieb, fand die Hs 123 bereits keine Beachtung mehr, da ein moderner Eindecker mit geschlossener Kabine gefordert wurde.

---ENDE DER LESEPROBE---