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DEUTSCHE MASCHINENGEWEHRE 1900 – 1945 Ein Maschinengewehr (kurz MG) ist eine vollautomatische Schusswaffe für das Verschießen von Gewehrmunition. Maschinengewehre feuern bei Betätigung des Abzugs so lange Projektile ab, bis der Abzug wieder gelöst, die Munitionszufuhr unterbrochen wird oder eine Störung auftritt. Der Mechanismus des automatischen Ladens wird entweder durch den Gasdruck der sich entspannenden Pulvergase, durch die Rückstoßkraft oder durch einen externen Antrieb wie zum Beispiel einen Elektromotor betätigt. In diesem Buch stelle ich die deutschen Maschinengewehre von den Anfängen im Kaiserreich bis zu den Waffen, die in der deutschen Wehrmacht bis 1945 in Gebrauch waren vor. Insbesondere werden die Baureihen 08 und 08/15, sowie das MG 34 und das MG 42 detaillierter beschrieben. Zeitgenössische Bilder ergänzen dieses Werk.
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Deutsche Maschinengewehre 1900 -1945
IMPRESSUM
Rainer Smolcic
Blumenstraße 13
93142 Maxhütte
Ein Maschinengewehr (kurz MG, in der Schweizer Armee Mg) ist eine vollautomatische Schusswaffe für das Verschießen von Gewehrmunition
Maschinengewehre feuern bei Betätigung des Abzugs so lange Projektile ab, bis der Abzug wieder gelöst, die Munitionszufuhr unterbrochen wird oder eine Störung auftritt. Der Mechanismus des automatischen Ladens wird entweder durch den Gasdruck der sich entspannenden Pulvergase, durch die Rückstoßkraft oder durch einen externen Antrieb wie zum Beispiel einen Elektromotor betätigt. MGs gelten in Deutschland als Kriegswaffen. Handel und Besitz von Maschinengewehren werden in Deutschland durch das Kriegswaffenkontrollgesetz geregelt.
Kaliber von MGs reichen von 5,56 mm bis ca. 15 mm bzw. maximal bis 20 mm (siehe Liste von Handfeuerwaffen-Munitionsarten). Fest eingebaute bzw. auf Lafetten montierte MGs mit einem Kaliber von 12 bis unter 20 mm werden als Schweres Maschinengewehr bezeichnet. Automatische Schusswaffen mit einem Kaliber ab 20 mm sind Maschinenkanonen und verschießen meist Granaten anstelle von Massivgeschossen. Vollautomatische Waffen, die Pistolenmunition verschießen, fallen unter die Bezeichnung Maschinenpistolen und sind in der Regel kleiner als Maschinengewehre.
Das österreichisch-ungarische MG „Schwarzlose“ Modell M07/12 mit Munitionskasten und Textil-Munitionsgurt
Von Rabax63 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47976999
Montigny-Mitrailleuse um 1870
Vorläufer
Frühe Vorläufer des Maschinengewehrs waren die bereits im Mittelalter eingesetzten Ribauldequins, wie sie unter anderem von Leonardo da Vinci entworfen wurden. Die Entwicklung des modernen Maschinengewehrs begann mit den Salvengeschützen des 19. Jahrhunderts, wie der in den 1850er Jahren zuerst in Belgien entwickelten Mitrailleuse, einem schnell feuernden Geschütz im Gewehrkaliber. Die Mitrailleuse mit ihren vielen starren Einzelläufen musste allerdings nach jeder Salve von der Bedienungsmannschaft aufwändig nachgeladen werden.
Gatling Gun aus dem Jahr 1876
1737 wurde erwähnt, dass ein deutscher Ingenieur eine 10-Pfünder-Kanone erfunden hatte, die 20 Mal in einer Minute feuern konnte.
1750 erfand in Dänemark ein Preuße, bekannt als Hauptmann Steuben vom Zug der Artillerie, eine Hinterladerkanone, die von vier Personen betrieben und mit Papierpatronen gespeist wurde und die 24 Mal in einer Minute feuern konnte. Er führte sie im selben Jahr Friedrich V. (König von Dänemark und Norwegen) und hochrangigen Beamten vor.
1788 erfand ein Schweizer Soldat eine Maschine, die von 10 Mann bedient wurde und in der Lage war, 300 Kugeln in 3 Minuten abzufeuern.
Ebenfalls 1788 wurde berichtet, dass ein preußischer Offizier in Berlin ein Gewehr erfunden hatte, mit dem 400 Kugeln hintereinander abgefeuert werden konnten.
1806 erfand ein Wiener Kupferstecher und Mechaniker namens Herr Putz eine Maschinenkanone, die einmal pro Sekunde oder möglicherweise bis zu 60 Mal pro Minute laden, feuern und sich selbst reinigen konnte. Allerdings war die Feuerrate durch die Überhitzung des Laufs begrenzt.
Ein weiterer Vorläufer für Maschinengewehre war das in den 1830er Jahren von einem Schweizer namens Steuble entworfene Gewehr. Er versuchte erfolglos, es an die englische, die russische oder die französische Regierung zu verkaufen.
Eine neuartige Entwicklung waren die Repetiergeschütze wie die um 1860 vorgestellten Union Repeating Gun (auch Ager Gun oder Mills Gun) und die 1862 von Richard Jordan Gatling patentierte Gatling Gun. Sie hatten einen durch eine Handkurbel angetriebenen Lademechanismus; zumindest theoretisch war eine kontinuierliche Munitionszufuhr möglich. Die Gatling Gun hatte ein rotierendes Laufbündel, was Überhitzungsproblemen vorbeugte. Beide Waffen kamen im Amerikanischen Bürgerkrieg zu begrenztem Einsatz. Im Jahr 1865 ließ sich Gatling den Entwurf einer sechsläufigen Waffe patentieren, die bis zu 200 Schuss pro Minute verschießen konnte.
1870 verwendete das bayerische Regiment der preußischen Armee im Deutsch-Französischen Krieg eine einzigartige Waffe im Mitrailleuse-Stil namens Feldl-Geschütz. Die Waffe bestand aus vier nebeneinander angeordneten Läufen, die das manuelle Laden der französischen Mitrailleuse durch ein mechanisches Ladesystem mit einem Trichter mit 41 Patronen am Verschluss jedes Laufs ersetzten. Obwohl es zeitweise effektiv genutzt wurde, behinderten mechanische Schwierigkeiten seinen Betrieb und es wurde schließlich kurz nach Kriegsende aufgegeben.
1872 ließ ein Preuße namens Johann Plessner in Großbritannien einen Schießpulvermotor patentieren, der als Teil seines Arbeitszyklus eine hinterladbare, riemengespeiste und automatische Waffe verwendete.
Gatling Gun
Erste Entwicklungen
Das in Russland in Lizenz gebaute Maxim M1910 ist eine auf einer Lafette befestigte Weiterentwicklung des ursprünglichen Maxim-Maschinengewehrs
Das in Russland in Lizenz gebaute Maxim M1910 ist eine auf einer Lafette befestigte Weiterentwicklung des ursprünglichen Maxim-Maschinengewehrs
CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=735914
1885 präsentierte Hiram Maxim das erste Maschinengewehr, die sogenannte Maxim Gun, bei dem der Rückstoß des Schusses genutzt wurde, um die leere Patronenhülse auszuwerfen, die Feder zu spannen und eine neue Patrone in die Kammer zu laden (Rückstoßlader). Die Munitionszufuhr erfolgte hier erstmals über Patronengurte; neuartig war außerdem die Wasserkühlung. Das Maxim-MG erreichte so eine Schussfolge von bis zu 600 Schuss pro Minute. In den britischen Kolonialkriegen 1893 (vor allem im Matabele-Königreich in Afrika) bewährte sich das Maxim-MG. Alle Militärmächte führten um die Jahrhundertwende Maschinengewehre des Typs Maxim ein. Der nächste Einsatz erfolgte 1904 durch die Kaiserlich Russische Armee im Russisch-Japanischen Krieg.
Andere Konstrukteure, John Moses Browning mit seinem Colt Modell 1895, Benjamin Hotchkiss auf der Basis der Erfindung des österreichischen Freiherrn Adolf Odkolek von Újezd, Colonel Isaac Lewis und andere entwickelten Maschinengewehre als Gasdrucklader. Hierbei wird über eine Bohrung im Lauf ein Teil der Treibladungsgase beim Schuss abgezweigt, um den Nachlademechanismus zu betätigen.
Eine dritte Variante waren die Waffen mit verzögertem Masseverschluss von Schwarzlose, die sich jedoch am Anfang nicht bewährten, da die Verriegelung nicht starr war und die Läufe zur Verminderung des Restdruckes kurz sein mussten, da sonst Funktionsprobleme auftraten. Die Probleme der Waffen mit verzögertem Masseverschluss wurden erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges gelöst (MG 45, CETME, G3, SIG 510, SIG 710, franz. AA-52), indem im vorderen Teil des Patronenlagers Entlastungsrillen eingefräst wurden. Dadurch wurden Hülsenreißer vermieden, da der Gasdruck auf die sich verjüngende Innen- und Außenfläche der Hülse ausgeglichen wurde.
Auf einem gänzlich anderen Prinzip beruhte das dänische Madsen-MG. Im Gegensatz zu den oben genannten Konstruktionen bewegt sich der Verschluss nicht parallel zur Laufachse, sondern er klappt nach unten zur Patronenzufuhr und nach oben zum Auswerfen der Hülse. Zufuhr und Auswerfen erfolgen durch vom Rücklauf des Systems betätigte Hebel. Das Madsen-MG ist vom Peabody-Martini-System abgeleitet. Die Kavallerie der russischen Armee erhielt bereits 1904 in Dänemark hergestellte leichte Madsen-Maschinengewehre.
MG St. Étienne M1907
Von Rama. - Self-creation., CC BY-SA 2.0 fr, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=959796
Bereits Jahre vor dem Ersten Weltkrieg stellte das Deutsche Reich Maschinengewehr-Abteilungen mit wassergekühlten Maschinengewehren vom Typ Maxim, insbesondere dem MG 08, das von einer Lafette geschossen wurde, auf. Schon kurz nach Kriegsbeginn wurde es jedoch durch das MG 08/15 ergänzt, das einen Gewehrkolben und eine Zweibeinstütze hatte. Bezüglich der Funktion entsprach es dem MG 08, war jedoch leichter gebaut und für den beweglichen Einsatz gedacht. Es verschoss wie das MG 08 die gegurtete Gewehrpatrone Kaliber 7,92 mm.
Frankreich
Das Maschinengewehr der französischen Armee war das St. Étienne M1907 und der luftgekühlte Gasdrucklader Hotchkiss M1914 im Kaliber 8 mm Lebel. Die Patronenzufuhr erfolgte durch Ladestreifen. Das leichte Maschinengewehr Chauchat Mod. 1915 verschoss die gleiche Patrone aus einem bananenförmigen Magazin. Es war ein Rückstoßlader und hatte eine Kadenz von knapp 400 Schuss pro Minute. Es konnte von einem einzelnen Soldaten leicht getragen werden und war wegen seiner Ungenauigkeit und Unzuverlässigkeit berüchtigt.
Vereinigtes Königreich
Das britische schwere Maschinengewehr Vickers entsprach in der Funktion dem Maxim, im Gegensatz zu diesem knickt der Kniegelenkverschluss jedoch nach oben, was eine niedrigere Bauweise des Verschlussgehäuses erlaubt. Als leichtes Maschinengewehr setzten die British Army den luftgekühlten Gasdrucklader Lewis ein. Dieser hatte ein oben aufgesetztes Tellermagazin mit 47 kreisförmig angeordneten Patronen.
Zwei britische Soldaten mit Gasmasken bedienen 1916 ein Vickers-Maschinengewehr
Von John Warwick Brooke - This photograph Q 3995 comes from the collections of the Imperial War Museums (collection no.