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DIE GESCHICHTE DER OBERPFALZ Die Oberpfalz – einer der sieben Regierungsbezirke in Bayern Die Oberpfalz ist ein Regierungsbezirk im Nordosten des Freistaates Bayern. Sie grenzt an Tschechien und an die bayerischen Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern, Mittelfranken und Oberfranken. Verwaltungssitz des Bezirks Oberpfalz und Sitz der Regierung der Oberpfalz ist Regensburg. Bis zum Jahr 1954 wurden die Regierungsbezirke Niederbayern und Oberpfalz gemeinsam verwaltet. Der Name Oberpfalz leitet sich von der historischen Oberen Pfalz ab. Diese Buch beschreibt die Geschichte der Oberpfalz von der Steinzeit bis in die Neuzeit. Viele (historische) Illustrationen geben einen weiteren und tieferen Einblick.
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Die Geschichte
der
Oberpfalz
Die Oberpfalz - einer der sieben Regierungsbezirke in Bayern
IMPRESSUM:
R. Smolcic
Blumenstraße 13
93142 Maxhütte
Die Geschichte der Oberpfalz umfasst die Entwicklungen auf dem Gebiet des Regierungsbezirks Oberpfalz von der Urgeschichte bis zur Gegenwart. Ein Vorläufer des Regierungsbezirkes war der Bayerische Nordgau, auf den in der Frühgeschichte eingegangen werden soll, er umfasste zusätzlich auch Gebiete im heutigen Oberbayern und Mittelfranken.
Kallmünz am Zusammenfluss von Naab und Vils ist ein Ausgangspunkt der vorgeschichtlichen Besiedlung der Oberpfalz
Von Myratz - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=36257435
Als Territorium entstand die Oberpfalz im Jahr 1329 durch die Teilung der Wittelsbacher in eine pfälzische und eine bayerische Linie. Als im Jahre 1329 Kaiser Ludwig der Bayer den Söhnen seines Bruders Rudolf neben der Rheinpfalz auch eben jene Teile der heutigen Oberpfalz übereignete, wurde von der Rheinpfalz aus das Nebenland in Bayern als „der Pfalz Land zu Bayern“ oder etwas umständlicher „das Land zu Bayern, zu der Pfalz gehörig“, auch „unsere Pfalz in Amberg“ bezeichnet. Von hier aus wurde das Territorium „der kurfürstlichen Pfalz hier oben zu Baiern gemeine Landschaft“ oder in ähnlicher Sprachformung genannt, wobei sich etwa seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts die vereinfachte Bezeichnung „Pfalz des oberen Fürstentums zu Bayern“ oder „Obere Pfalz“ und schließlich – ebenfalls frühestens in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts quellenmäßig bezeugt – „Oberpfalz“ einbürgerte. Seit 1628 ist die Oberpfalz wieder mit Bayern vereinigt, der Begriff „Oberpfalz“ geht aber in der Folgezeit auf die Region nördlich der Donau über und bleibt somit erhalten. Mit der bayerischen Gebietsreform von 1837 entsteht der moderne Regierungsbezirk Oberpfalz, der im Süden sehr viel größer war als das ehemalige Reichsfürstentum. Durch mehrere Siedlungswellen wurde das Land zwischen Donau und Fichtelgebirge kolonisiert, der bairische Bevölkerungsteil konnte sich im Hochmittelalter durchsetzen, Slawen und Zuwanderer aus dem westlichen Reichsgebiet wurden assimiliert.
Die Urgeschichte Bayerns umfasst den Zeitraum vom frühesten Auftreten des Menschen im heutigen Freistaat Bayern während der Altsteinzeit bis zum Beginn der Frühgeschichte, die in Bayern mit dem Aufkommen schriftlicher Quellen während der Römischen Kaiserzeit beginnt. Während der urgeschichtlichen Epochen gab es bereits bevorzugte Siedlungsräume, die denen der jüngeren Geschichte Bayerns ähneln. Eine bedeutende Rolle spielte zu allen Zeiten das Donautal: zunächst als angenommene Route der Einwanderung des Cro-Magnon-Menschen, später (nach der Jungsteinzeit) zunehmend als Fernhandelsweg. Im Gegensatz dazu ist der Siedlungsausbau in den Mittelgebirgen oft erst in der vorrömischen Eisenzeit erfolgt.
Faustkeil von Wörleschwang
Von Ls67 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28281907
Spätpaläolithikum
In der Amberger Senke, dem Oberpfälzischen Hügelland, und in Teilen Niederbayerns gibt es eine große Anzahl spätpaläolithischer Fundplätze, die in Bayern allgemein als „Rückenspitzen-Gruppen“ bezeichnet werden.
Faustkeil von Kallmünz, Länge 15 cm
Von Pedro_ximenez - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9858506
Ostturm der Porta Praetoria in Regensburg
Der Regensburger Donaubogen ist bereits seit der Steinzeit besiedelt. Anfang 2006 wurden etwa 100 m östlich der Mauern des späteren Legionslagers keltische Gräber mit teilweise hochwertigen Grabbeigaben gefunden. Sie wurden auf etwa 400 v. Chr. datiert. Nach dem Zurückdrängen der Markomannen bis etwa 170 n. Chr. wurde auf Anordnung von Kaiser Mark Aurel ab ca. 175 das Legionslager Castra Regina Lager am Regen errichtet. Dieser Steinbau mit seiner etwa 10 Meter hohen Mauer, den vier Toranlagen und zahlreichen Türmen ist heute noch gut im Grundriss der Regensburger Altstadt erkennbar. Ein Vermächtnis der römischen Kolonisation ist der Baier Wein, der auch heute noch zwischen Regensburg und Wörth an der Donau angebaut wird. Dagegen blieb das oberpfälzische Berg- und Waldland nördlich der Donau in frühgeschichtlicher Zeit die Heimat keltischer und germanischer Stämme. Pollenanalysen legen für die Zeit um das Jahr Null eine Weidewirtschaft nahe, während der Ackerbau hier erst 1000 Jahre später flächendeckend vordrang. Der Burgberg von Kallmünz dürfte ein keltisches Oppidum beherbergt haben. Eine aus der Bronzezeit ca. 2000–1900 v. Chr. stammende, ausgedehnte vorgeschichtliche Anlage ca. 50 ha belegt mit Siedlungszeugnissen aller Perioden die Attraktivität dieses Felssporns zwischen Naab- und Vilstal. Vor der Burgruine ragt ein weiterer Wall ca. 1200 v. Chr. auf, der im Volksmund „Ungarnwall“ genannt wird und damit vermutlich der Bevölkerung der Umgebung gut zweitausend Jahre später bei den Ungarneinfällen als Rückzugspunkt diente. Neben diesen Siedlungsfunden gibt es literarische Erwähnungen des Stammes der Narisker oder Varisker, die zwar als Vorläufer der späteren Bajuwaren weitgehend ausscheiden, aber in römischer Zeit nördlich des Donaubogens ansässig waren.
Heckrinder bei Auerbach
In Lauterhofen, Sulzbach, Nabburg und Cham konnten durch archäologische Grabungen die Bayern als Gründer nachgewiesen werden, der Start der Besiedlung dürfte um das Jahr 680 stattgefunden haben, also unter der Herrschaft Herzog Theodos II. und deutlich später als südlich der Donau. 725 griffen die Franken in Thronstreitigkeiten der Agilolfinger ein und verhalfen Herzog Hugbert zur Macht. Karl Martell erhielt dafür einen Teil des Nordgaus, um welchen Teil es sich genau handelte, ist leider nicht dokumentiert.
Castra Regina (das spätere Regensburg und die heutige Hauptstadt der Oberpfalz) war ein römisches Legionslager. Errichtet wurde es für die dritte italische Legion im Jahr 175 als Hauptquartier, wo die obere Donau in ihrem Verlauf den nördlichsten Punkt erreicht. Castra Regina bestand aus dem Legionslager, aus der zugehörigen Zivilstadt, einem großen Friedhof und aus einigen Heiligtümern und Tempelanlagen. Die sichtbaren römischen Baureste des Lagers sowie die mit dem Legionslager zusammenhängenden Bodendenkmäler in Regensburg sind seit 2021 Bestandteil des zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobenen Donaulimes.
Lageplan Legionslager Castra Regina
Von Burkhard Mücke - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=131420038
Nach dem Abzug der Römer wurde das ehemalige Legionslager zum Hauptsitz der bajuwarischen Herzöge aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Unter Herzog Arnulf I. entwickelte sich das ehemalige Legionslager ab 900 mit den zugehörigen zivilen Ansiedlungen zu einer erweiterten und durch neue Stadtbefestigungsanlagen geschützten frühmittelalterlichen Stadt, die zur Keimzelle der Stadt Regensburg.
Name
Für das Lager sind zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Namen überliefert. Zunächst wurde es vermutlich einfach, einem römischen Meilenstein zufolge, legio genannt. Im Itinerarium Antonini (3. Jahrhundert) sowie in der Tabula Peutingeriana (Mitte des 4. Jahrhunderts) wird es als Regino bzw. Reginum bezeichnet. Der Name Castra Regina findet sich erstmals um 400 in der Notitia Dignitatum.
Gründungsinschrift von Castra Regina
Von Burkhard Mücke - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=131420371
Der Name leitet sich ab vom Fluss Regen, der etwa 1 Kilometer nordöstlich entfernt vom Legionslager in die Donau mündet. Regana ist eine keltische Benennung für Gewässer oder Flussläufe. Die Römer haben die keltische Bezeichnung leicht abgewandelt übernommen und nannten den Fluss Reganum und Reganus. Der vor- und nachrömische Name Radaspona findet sich erstmals bei Arbeo von Freising um das Jahr 770.
Südöstliche Eckrundung der römischen Befestigungsmauer des Legionslagers.