Die Legende von Maja - Bianka Mertes - E-Book

Die Legende von Maja E-Book

Bianka Mertes

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Beschreibung

Die sechzehnjährige Jenny ist ein sportbegeistertes Mädchen, das sich für kein anderes Fach in der Schule interessiert, bis sie eines Tages „Die Legende der weißen Rose" im Geschichtsunterricht durchnehmen. Von da an lässt sie das Thema nicht mehr los. Bei einem Schulausflug zum Entstehungsort der Legende findet sie neben der weißen Rose auch ein merkwürdiges Pentagramm, über das sie plötzlich in das alte Japan gelangt. Dort erfährt sie von einer alten Frau, dass sie diejenige ist, die die Legende erfüllen muss und die Seele eines Mädchens, die sie in sich trägt, wieder mit ihrem Körper vereinigen soll, damit die alte japanische und ihre Welt gerettet werden können. Vorher kann Jenny auch nicht wieder nach Hause zurückkehren. Zusammen mit sieben Rosenträgern begibt sie sich auf die schwierigste und gefährlichste Mission ihres ganzen Lebens. Eine Mission auf Leben und Tod. Und was sind das für Gefühle, die sie plötzlich für den anfangs unausstehlichen Tsubasa hat?

Nach dem Erfolg von "Das Geheimnis von Tschanta" folgt jetzt ihr neuer Fantasy-Roman. "Die Legende von Maja", ein Roman im Fantasy-Manga-Style, in dem die Helden der Geschichte Macht, Mut, Trauer, Treue, Freundschaft, Verbundenheit, Hoffnung, Stärke, Herz und Liebe vereinen, um zwei Welten vor dem Untergang zu retten.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Bianka Mertes

Die Legende von Maja

Die Seelenträgerin

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Die Legende von Maja

Die Legende von Maja

Die Seelenträgerin

 

 

 

 

 

 

 

Bianka Mertes

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Copyright © 2014 Bianka Mertes

[email protected]

http://www.bibisenta.wix.com/bianka-mertes

Copyright ©

Cover: Linda Woods©

Cover Fotograf: blackmoon979/Depositphotos.com

All rights reserved.

ISBN: 1502434881

Widmung

Dieses Buch widme ich meinen Kindern und allen die an Legasthenie leiden.

Legasthenie ist eine Krankheit, die leider immer häufiger vorkommt und es den Betroffenen schwer macht zu lesen.

Daher ist dieses Buch in einer einfachen Sprache gehalten, die auch Legasthenikern leicht macht

Danke!

Ich danke all meinen treuen Lesern und freue mich natürlich auch auf neue Fantasy-Fans.

Doch der größte Dank geht an Andrea und Corinna,

Prolog

Im alten Japan vor über fünfhundert Jahren entstand die „Legende der weißen Rose des Lebens“, die bis zu unserer Zeit ganz langsam in Vergessenheit geriet.

Kapitel 1

 

Kaiser Sato saß in seinem prunkvollen und riesigen Thronsaal. Vier Fackeln an jeder Wand ließen die vergoldeten Ornamente an der Decke des Saales zur Geltung kommen. An jedem der sechs Pfeiler, die das gewaltige Dach hielten, standen große, goldene, runde Schalen mit brennendem Öl, die auch den Rest des Gebäudes erhellten und das in der Mitte des Bodens vergoldete Bildnis mit Schriftzeichen auffallen ließen.

Er hatte seine elf Ratsherren zu sich gerufen, die sich rechts und links neben den Pfeilern vor ihm auf den harten Steinboden knieten. Das Recht zu sitzen, hatte nur der Kaiser auf seinem ebenfalls vergoldeten Thron. Er war so groß, schwer und prachtvoll, dass jeder, der ihn schon von weitem sah, vor Ehrfurcht erblasste.

Die Ratsherren diskutierten lautstark über die Steuererhöhung des kommenden Jahres, die wahrscheinlich gewaltiger ausfallen würde als zunächst erhofft. Ihr Schreien hallte in dem großen Raum wieder und Kaiser Sato konnte das Gebrülle und Gezanke der elf alten, greisen Herren in ihren farbenfrohen Gewändern nicht mehr ertragen. Schließlich schlug er mit schmerzenden Ohren sein rubinbesetztes schweres Schwert, das schon viele Kämpfe mit ihm zusammen überstanden hatte, vor sich auf den Boden und alle Anwesenden schraken zusammen. Plötzlich war es ruhig im Saal und man hörte nur noch Kaiser Satos Stöhnen, als endlich wieder angenehme Stille herrschte.

„Es reicht! Ihr seid ja schlimmer als meine Frauen, wenn sie sich um mich streiten! Ab jetzt setze ich die Steuer fest!“ Murrend hob er das schwere Schwert wieder hoch. Die japanischen Schriftzeichen auf der Klinge blitzten im Schein des Feuers. Er hatte es von seinem Vater, der, wie er, auch schon Kaiser war, als Kind überreicht bekommen. Extra für ihn wurde es mit der Botschaft „HERRSCHE WEISE“ auf der Klinge geschmiedet. Das war alles, was er von seinem Vater noch hatte und er hatte sich bis jetzt immer an diese Worte gehalten.

Die Ratsherren sahen in seine dunklen furchteinflößenden Augen und sie wussten, dass sie besser keine Widerrede gaben, denn er hatte nicht gerade den Ruf eines gütigen Herrschers. Alleine seine starke und kräftige Gestalt ließ jeden Gegner erzittern. Er trug seine schwarze Lederrüstung mit kleinen goldenen Spitzen und seine langen schwarzen Haare hatte man mit einem goldenen Kamm, der mit Edelsteinen bestückt war, hoch gesteckt. Der schmale Schnurrbart unterstützte das markante Gesicht, der es noch finsterer erscheinen ließ.

Plötzlich wurde die große und schwere Holztür aufgestoßen, die den Thronsaal von den restlichen Räumen abtrennte. Verärgert und knurrend sah der Kaiser dem Störenfried entgegen.

„Wer wagt es, jetzt schon wieder zu stören?“ Sein Sohn Akira kam ihm schnellen Schrittes entgegen und kniete sich ehrfurchtsvoll vor den drei Stufen, die zum Thron führten, nieder.

„Ich hoffe für dich, dass es wichtig ist!“ Kam der Herrscher ihm mit bösem Gesicht entgegen.

„Das ist es in der Tat, mein Kaiser!“, gab er mit Nachdruck von sich und sah ihn kurz mit ernstem Gesicht an. Natürlich wusste Sato, dass sein Sohn schon einen guten Grund haben musste, wenn er ihn während einer Konferenz mit seinen Ratsherren störte. Schließlich hatte er ihn all die Jahre zu einem treuen und wertvollen Untertan erzogen. Mittlerweile hatte er ihm den Posten des Obersten Befehlshabers seines Heeres anvertraut, den der starke und stolze Truppenführer mit Bravour meisterte. Alle Soldaten achteten ihn und das nicht nur, weil er der Sohn des Kaisers war. Durch seine durchtriebenen und cleveren Pläne hatte er dem Kaiser schon manchen Attentäter vom Leib gehalten und auch schon einige Male das Land gerettet. Er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten und mit seiner ledernen Rüstung und den zum Zopf gebundenen, schwarzen Haaren war er bedrohlich. Mit seinem mächtigen Schwert mit den Schriftzeichen des Herrschers war Akira seinem Stand als Befehlshaber würdiger als alle anderen. Jeder, der sich mit ihm anlegte, hatte sein Schicksal schon selbst vorherbestimmt.

„Also gut!“ Mit einem Kopfnicken befahl er seinen Beratern, den Saal zu verlassen und diese waren mehr als froh, gehen zu dürfen. Sie hatten nicht nur Ehrfurcht vor ihm, sondern sie hatten auch jedes Mal Angst um ihr Leben, wenn sie sich mit ihm treffen mussten. Sie wären nicht die Ersten, denen der Kopf vom Kaiser persönlich abgeschlagen worden wäre, weil jemand nicht seiner Meinung war. Die Tür schloss sich wieder mit einem lauten Hallen.

„Also was gibt es so Wichtiges?“, befahl er seinem Sohn wieder aufzustehen.

„Heute Morgen kam ein Reiter aus den westlichen Ländern. Er hatte eine Botschaft mit dabei! Truppen sind vom Westen her eingefallen und wollen unser Land erobern. Es ist der Herrscher, von dem wir schon gehört haben. Der, der alle Länder bereits an sich gerissen hat!“, gab er aufgeregt von sich.

„Wenn der Bote noch lebt, kann er ja nicht so gefährlich sein, wie alle behaupten!“, grinste der Kaiser schon siegesbewusst.

„Er kam nicht lebendig an. Er hatte die Botschaft an einem Pfeil im Rücken. Er konnte uns nur erreichen, weil man ihn auf seinem Pferd festgebunden hatte!“ Akira sah seinen Vater ernst an. Verärgert drehte sich der Kaiser zu seinem Thron um und starrte auf die riesigen, roten Vorhänge dahinter, die die Steinmauer bedeckten.

„Wie kann er es wagen, sich anzumaßen, in mein Land zu kommen und mich herauszufordern? Wie viele Truppen sind es?“, drehte er sich wieder fragend zu seinem Sohn um. Ernstvoll sah Akira seinem Vater ins Gesicht. Es konnte sein, wenn er jetzt seinem Vater die Antwort gab, dass selbst er vor seinen Wutausbrüchen nicht verschont und mehr tot als lebendig den Saal verlassen würde.

„Es sind so viele, dass sie uns einfach überrennen könnten, bevor wir unsere Truppen kampfbereit hätten!“, gab er vorsichtig von sich. Geschockt sah Sato ihn an. Als er sich erholt hatte, lief er nachdenklich hin und her. Akira wagte nicht mehr, etwas zu sagen. Jetzt lag alles an seinem Vater und dessen Entscheidung, ihr Land zu retten. Das war nicht der erste Krieg, den sie führen würden, aber der erste, den sie verlieren könnten und das war beiden schlagartig klar geworden. Sie brauchten eine besonders gute Taktik, wenn sie ihr Land und den Thron retten wollten. Schließlich blieb er wieder vor ihm stehen.

„Nimm fünf deiner besten Männer, versucht herauszubekommen, was er vorhat. Und achtet auf jede noch so kleine Kleinigkeit. Vielleicht findet ihr ein Druckmittel oder etwas in der Art. Nein nicht vielleicht, ihr müsst etwas finden!“, befahl er ernst. So hatte er seinen Vater noch nie gesehen. Zum ersten Mal in seinem Leben sah er so etwas wie Besorgnis oder fast schon Angst in seinen Augen. Er nickte nur.

„Ach noch etwas, wagt euch nicht, ohne etwas wiederzukommen!“, warnte er ihn mit durchdringendem Blick, der Akira bis ins Mark ging. Wenn sie nichts finden würden, könnte er sich genauso gut selbst das Leben nehmen, denn ansonsten würde es sein Vater tun, wenn er wieder zurück war.

Akira zog mit fünf seiner besten Männer und Freunde Richtung Westen, wo die feindlichen Truppen eingefallen waren. Zwei Tage waren sie bereits unterwegs, bis sie schließlich das feindliche Lager an der Meeresgrenze erreicht hatten. Es war mitten im Sommer und das Tageslicht war an diesen Tagen länger vorhanden als die Nacht. Sie mussten in sicherer Entfernung warten, bis es schließlich so dunkel war, um sich ohne große Mühe im Schutz der Dunkelheit in ihren schwarzen Anzügen anschleichen zu können. Nachdem sie die ersten Wachen entdeckt und ausgeschaltet hatten, schlichen sie vorsichtig zu den ersten Zelten ins Lager. Die feindlichen Soldaten waren allesamt gut aufgelegt und es schien Akira, als würden sie sich bereits auf den Angriff vorbereiten.

Es waren etliche Zelte aufgestellt worden, aber es sah so aus, als wären nicht alle Soldaten an Land. Sicher hatte man die meisten auf den Schiffen gelassen, mit denen sie ins Land gekommen waren.

Ein großes Hauptzelt stand inmitten von vielen kleineren Zelten und das musste das Lager des Kriegsherren König Malvin sein. Es würde nicht einfach werden, an all den Soldaten vorbei bis an das Zelt zu gelangen. Doch Akira und seinen Begleitern blieb keine andere Wahl, wenn sie etwas über den Anführer herausbekommen wollten und vor allen Dingen am Leben bleiben wollten. Etwas, was sie als Druckmittel einsetzen konnten.

Die Soldaten hatten sich weitgehend um ein Lagerfeuer versammelt, tranken und lachten. Einige von ihnen erzählten alte Kriegsgeschichten und andere machten einige Scherze.

Akira schlich an den äußeren Zelten vorbei und rief seine Gefährten zu sich, nachdem er die Lage geprüft hatte. Einige der Betrunkenen torkelten in ihre Richtung, wurden aber kurz vor ihrer Entdeckung von den anderen wieder zurückgerufen. Akira fiel ein Stein vom Herzen.

Leise schlichen sie weiter, bis sie schließlich nach langen endlosen Minuten, ohne entdeckt zu werden, das Hauptzelt erreicht hatten. Von innen konnte er Stimmen hören und es schien, als würde gestritten werden. Er konnte eine ältere männliche Stimme und die eines noch ziemlich jungen Mädchens? heraushören. Ansonsten schien keiner im Zelt zu sein. Sie legten sich auf die Lauer und lauschten dem Gespräch.

„Warum lässt du mich nicht mitgehen? Ich bin mindestens genauso gut wie jeder andere von denen! Wenn nicht sogar besser!“, hörte er die jüngere Stimme wütend schreien.

„Ich habe es dir schon einmal erklärt und ich mache es jetzt zum allerletzten Mal. Was meinst du passiert, wenn sie herausbekommen, dass du mein Kind bist oder noch schlimmer, dass du in Wirklichkeit ein Mädchen bist? Ich kann es nicht zulassen, dass sie dich gefangen nehmen und dich als Druckmittel gegen mich einsetzen! Und damit ist die Unterhaltung beendet. Du bleibst im Lager und Ende!“, schrie die wütende Männerstimme zurück.

Also wenn Akira das gerade richtig verstanden hatte, war dieser Junge sein Kind und was noch besser als alles andere war, ein Mädchen. Er lachte höhnisch in sich hinein. Besser konnte es nicht laufen, weder für ihn und seine Begleiter, noch für seinen Vater. Plötzlich hörte er aus dem Inneren etwas zerbersten und einen wütenden Aufschrei. Danach verließ ein Junge stampfend das Zelt. Er beobachtete, wie der Junge aufbrausend das Lager in Richtung Wald verließ. Ohne einen Begleiter und ohne, dass es jemand mitbekam. Er grinste und befahl seinen Freunden, mit ihm das Lager in seine Richtung zu umrunden. Die beste Gelegenheit, um nicht entdeckt zu werden. Der Junge schien wirklich sauer zu sein und warf wütend einige Steine in einen kleinen Bach, die tänzelnd über die Wasseroberfläche spritzten. Langsam schlich sich Akira an den Jungen heran und nachdem er nahe genug war, hielt er ihm von hinten den Mund zu und versetzte ihm einen Schlag gegen die Schläfe. Der Junge sackte lautlos in seinen Armen zusammen. Im Schein des Mondes konnte er das hübsche Gesicht mit den endlos langen Wimpern erkennen. Er konnte wirklich nicht verstehen, wie man dieses Gesicht in Verbindung mit einem Jungen bringen konnte. Es handelte sich eindeutig um ein Mädchen. Auch die Figur und die reine, sanfte Haut lies auf nichts anderes schließen. Die dunklen Haare flatterten im Wind hin und her. Akira hob sie in seine Arme und seine Begleiter hielten nach Soldaten Ausschau. Doch niemand schien sie zu vermissen, sodass sie ohne weitere Probleme das Lager wieder in Richtung Palast verlassen konnten.

 

Der Kaiser grinste spöttisch, als er sich das Kind ansah. Jetzt hatte er etwas in der Hand gegen diesen Mistkerl.

„Sende einen Boten mit einem Ultimatum aus. Entweder er verlässt unser Land auf der Stelle und gibt seine Macht wieder an alle Länder zurück oder seine Tochter wird erleben, was es heißt, sich mit mir anzulegen!“ Akira wusste, wie grausam sein Vater sein konnte. Er selbst war auch nicht ohne, aber er würde sich niemals an einem hilflosen Kind vergreifen. Selbst für ihn war das eine Spur zu heftig und sie tat ihm leid.

Nachdem der Bote die Botschaft überbracht hatte, war schnell klar, dass der westliche Herrscher sich beugen würde. Er liebte dieses Kind über alles, auch wenn es nicht sein eigenes war. Er hatte sie, nachdem er seinen eigenen Bruder töten ließ, als sein eigenes aufgezogen, da seine Frau keine Kinder bekommen konnte. Also beschloss er, sich seinem Schicksal zu fügen und all seine Macht, die er die ganzen Jahre über erlangt hatte, wieder abzugeben, um das Leben dieses Kindes zu retten. Danach würde er zurückkehren, um seine Tochter wieder mit sich nach Hause zu nehmen.

Kaiser Sato jedoch hielt sich nicht an Abmachungen und das Kind wurde ihm schnell lästig. Zwei Wochen, nachdem er sie als Druckmittel benutzt hatte, ließ er sie ein letztes Mal in den Palast führen.

Zitternd stand das junge Mädchen, das Akira nicht älter als fünfzehn geschätzt hatte, von zwei Soldaten gehalten vor dem Kaiser. Akira sah die Kleine mit Trauer in den Augen an. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich und doch würde es an diesem Tag enden.

Triumphierend hob Sato sein Schwert und sah dem Mädchen grinsend ins Gesicht.

„Bitte!“, flehte die Kleine. „Bitte, ich habe euch doch nichts getan und mein Vater hat das Ultimatum mit Sicherheit schon erfüllt. Also bitte, ich flehe euch an!“ Tränen traten in ihre Augen, doch Sato interessierte das nicht. Die Wachen drückten sie weiter nach unten, damit der Kaiser frei zuschlagen konnte. Akira konnte nicht hinsehen und hörte nur noch, wie das Schwert nach unten schoss und schließlich auf den Boden schlug. Das Wimmern des Mädchens war vorbei. Kaiser Sato lachte lauthals und befahl den zwei Soldaten, die Maja gehalten hatten, den Dreck wegzuräumen.

Doch plötzlich geschah etwas Merkwürdiges. Ein grelles Licht erschien aus dem leblosen Körper des Mädchens und Akira sah wieder hin. Ein Geist, eine Seele oder etwas ähnliches, entfloh aus dem Körper und verweilte vor Kaiser Sato. Doch das Merkwürdigste kam erst noch.

„Du hast mich vielleicht getötet, aber glaube mir, du und deine Nachfahren werden noch lange keine Ruhe finden. Ich werde mich mit meinem Körper wieder vereinigen und dann wird die Rache mein sein. Und die wird schlimmer als alles, was du bis jetzt in deinem armseligen Leben erlebt hast. Die Welt, wie ihr sie kennt, wird nur noch ein Häufchen Asche sein. Das schwöre ich dir, deinen Anhängern und deinen Nachfahren! Diese weiße Rose, wird solange blühen, bis ich meine Bestimmung erfüllt habe, als Warnung für euch und als Hoffnung für mich!“ Gab die Gestalt von sich und warf dem Kaiser eine weiße Rose vor die Füße, bevor sie wieder verschwand.

Aus Angst vor der Rache des Wesens ließ Kaiser Sato den Körper des Mädchens von seinem Sohn und seinen fünf Gefährten an einem unbekannten Ort verstecken. Und schließlich, hinterlistig wie er war, ließ er auch seinen Sohn und die fünf Begleiter töten, damit niemals jemand das Versteck finden würde.

 

Aus dieser wahren Begebenheit entstand mit den Jahren eine Legende, die bis heute noch ihren Teil in der Geschichte hat.

„Die Legende der weißen Rose des Lebens“

 

Kapitel 2

„Hey, was machst du da?“ Jenny kam gerade vom Aschesportplatz auf sie zu gerannt. Ihre langen blonden Haare wehten im Wind und das weiße Sportoutfit brachte ihren durchtrainierten Körper perfekt zur Geltung. Nicht dass sie zu viele Muskeln aufgebaut hatte, aber sie hatte Kraft, die sie auch gerne einsetzte. Ganz anders als Tina, die lieber ihre Zeit im Klassenzimmer verbrachte und ihren Kopf anstrengte, war Jenny von allem begeistert bei dem sie ihren Körper an seine Grenze bringen konnte.

Tina hatte bereits nach zwei Runden aufgegeben und ließ sich atemlos und mit Seitenstechen auf einer Bank nieder. Sie hatte noch nie verstanden, wie man freiwillig wie eine Irre um den Platz laufen konnte. Jenny hatte gerade die fünfte Runde hinter sich gebracht und war noch kein bisschen außer Atem. Lachend kam sie auf ihre Freundin zu. In der Sonne strahlten ihre dunkelblauen Augen noch mehr als sonst.

„Das siehst du doch. Ich versuche, diese blöde Flasche zu öffnen“, bei dem Versuch die Colaflasche zu öffnen, verkrampfte sie ihr Gesicht bis es rot anlief.

Jenny konnte sich das nicht länger mit ansehen.

„Gib schon her, wenn das so weiter geht, platzt dir noch dein Kopf!“, lachte sie, nahm ihr die Flasche ab und öffnete sie mit einer starken Drehung.

„Bitteschön!“, grinste sie siegesbewusst ihrer seit dem Kindergarten besten Freundin breit ins Gesicht. Die beiden waren das komplette Gegenteil, aber vielleicht verstanden sie sich deshalb auch so gut. Tina war eher der Typ, nach dem sich jeder Junge herumdrehte. Dunkle lange Haare, die sich um ihr hübsches Gesicht schmiegten. Blaugrüne Augen, die durch die langen Wimpern umrahmt wurden. Sie brauchte nicht einmal Kajal, um sie zu betonen. Und ihre Figur ließ auch nichts zu wünschen übrig. Unter der kurzen Sporthose kamen unendlich lange Beine zum Vorschein.

„Oh man, wieso bist du nur so stark? Langsam bekomme ich den Eindruck, dass an dir ein Mann verloren gegangen ist! Ich komme mir langsam wie ein kleines Häufchen Elend vor!“, verzog sie ihr Gesicht zu einer mitleidsvollen Grimasse.

„Quatsch, dafür hast du andere Stärken! Wie zum Beispiel diese verfluchte Matheaufgabe, die ich immer noch nicht kapiere!“ Jenny wühlte sich verzweifelt in den Haaren. Tina lächelte wieder.

„OK, wenn wir hier fertig sind, versuche ich es dir noch einmal zu erklären. Aber diesmal pass gefälligst auf und widme dich nicht wieder Sachen, die du lieber machst, verstanden?“

„Würde ich das je tun?“, lächelte sie verschmitzt. Ja, das würde sie. Alles war besser als diese blöde Matheaufgabe und ihre Freundin kannte sie doch wirklich gut genug, um zu wissen, dass Jenny lieber fünfzig Liegestütze machen würde, als Mathe.

Tina sah sie warnend an.

„Ja, ja ist schon gut. Ich versuche, mein Bestes zu geben. Versprochen!“, verdrehte sie gelangweilt die Augen.

„Prima, hätte ich auch nicht anders erwartet!“, musste sie nun doch lachen.

Jetzt saß Jenny schon fast eine ganze Stunde an dieser blöden Aufgabe und hatte sie noch immer nicht kapiert. Sie brütete über ihrem Heft, den Kopf auf ihre Hände gestemmt und versuchte, sich zu konzentrieren. Gleich würde ihr Kopf rauchen, wenn das so weiter ginge. Sie hatte eine totale Blockade und die versuchten Erklärungen von Tina machten das auch nicht gerade einfacher. Sie ließ ihren Kopf auf das Heft fallen.

„Ich bin zu dumm dafür!“, stöhnte sie.

„Oh man, so schwer ist das doch nicht!“ Tina zog ihr das Übungsheft unter dem schweren Kopf weg und fing zu kritzeln an. Im Nullkommanix hatte sie die Aufgabe gelöst. Sie war eben ein Ass in Mathe. Nein, sie war ein Ass in allem, was mit der Schule zu tun hatte.

„Wie machst du das nur? Mein Kopf qualmt schon von nur einer Aufgabe und du könntest das ganze Mathebuch in einer Stunde ausrechnen! Ich glaube, ich werde das nie kapieren!“, gab Jenny verzweifelt von sich. Aber sie musste die verflixte Rechenweise verstehen. Es war ihre letzte Chance, in Mathe wenigstens noch eine Vier auf dem Zeugnis zu bekommen.

So war es immer. In den Denkaufgaben war sie ihr weit überlegen und nicht nur da. Auch in Thema Mode, Schminke und sich hübsch machen. Tina war ihr in diesen Sachen weit voraus. Sie hatte auch schon ihren ersten Freund gehabt, zwar nicht lange, aber sie hatte einen. Jenny hingegen interessierte sich überhaupt nicht für Jungs. Sie war jetzt sechzehn Jahre alt und langsam glaubte sie, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Sie interessierte sich nur für Sport und darin, ihren Körper zu fordern und nicht ihren Kopf.

„Hast du gesehen? So wird das gerechnet!“, sah sie Jenny ernst in das verwunderte Gesicht. Schnell schrieb sie ihr noch eine neue Aufgabe auf und schob ihr aufmunternd wieder das Heft zu.

Na gut, noch ein Versuch konnte ja nicht schaden. Sie grübelte, rechnete und schrieb schließlich ein Ergebnis hin, dass ihrer Meinung nach das Richtige war. Tina sah sie belustigt an. Dann sprang sie plötzlich kreischend von ihrem Stuhl und legte freudig die Arme um ihre Freundin. Jenny wusste nicht, wie ihr geschah und sah sie nur verdutzt an.

„Na endlich, ich wusste doch, dass bei dir nicht alles verloren ist!“

„Du meinst, das ist richtig?“, sah sie noch immer verdutzt drein.

„Jupp!“, lachte sie ihre Freundin strahlend an. Jenny ließ sich wieder in ihren Stuhl fallen, sobald Tina sie freigegeben hatte.

„Wow, so schwer war das gar nicht!“ Stolz sah sie sich die Aufgabe noch einmal an.

„Sag ich doch. Sobald du den Rechenweg kapiert hast, ist der Rest Nebensache. Übung macht halt den Meister!“ Sie war stolz auf Jenny und das stand ihr auch ins Gesicht geschrieben. Und sie war stolz auf sich selbst, denn nicht einmal die Mathelehrerin hatte es Jenny beibringen können.

Tina musste innerlich lachen. Alles, was ihr so einfach von der Hand ging, war für Jenny jedes Mal eine Herausforderung. Schon in der Grundschule war das nicht anders, dort hatte sie immer die Jungs verprügelt, die Tina hänselten. Dafür kam sie mit fehlerübersäten Arbeiten nach Hause. Und jetzt waren sie beide sechzehn und es hatte sich noch immer nichts geändert. Sie würde sich wahrscheinlich auch nie ändern und das war auch gut so, sie wollte sie gar nicht anders. Witzig, stark, verdammt hübsch und die beste Freundin, die man sich wünschen und vorstellen konnte. Vor allem war sie ein Mensch, auf den man immer zählen konnte, wenn man sie brauchte. Zwar hätte sie noch einiges mehr aus sich machen können und von ihr eine Menge über Outfits und hübsch machen lernen können, aber Jenny zog lieber die Sachen an, in denen sie sich auch wohl fühlte. Tina fühlte sich in ihrer Gegenwart immer sicher und es wurde nie langweilig. Sie war schon eher eine Schwester für sie als nur eine gute Freundin. Und auch ihre Mutter war immer da, wenn man sie brauchte. Manchmal wünschte sie sich, dass sie die Familien tauschen könnte. Bei ihr zu Hause lief noch lange nicht alles so glatt. Mit ihren drei Geschwistern gab es immer Ärger und der Zusammenhalt, den sie hier hatte, fehlte komplett. Nur wenn die Geschwister sich gegenseitig in die Pfanne hauen konnten, waren sie glücklich. Ihre Mutter war komplett überfordert, ihr Vater war den ganzen Tag arbeiten und konnte sich auch nicht genügend um die Familie kümmern. Sie war froh, dass sie sich so oft wie möglich bei Jenny aufhalten konnte.

„Gott sei Dank, habe ich das endlich kapiert! Vielleicht komme ich dann auch mal mit einer besseren Note nach Hause! Ich glaube, meiner Mutter würde das sicher auch gut gefallen!“, holte Jenny ihre Freundin wieder aus den Gedanken. Sie lachte bei dem Gedanken an Jennys Mutter und an ihr Gesicht, wenn sie tatsächlich mal mit einer guten Note nach Hause kam.

Insgeheim beneidete Jenny Tina, die damit keine Probleme hatte. Tja, was soll`s. Mathematiker wollte sie eh nicht werden. Aber dennoch würde sie sich bald entscheiden müssen. Lange war es nicht mehr bis zu den Sommerferien und damit zum ersten Praktikum. Sie hatte absolut keine Vorstellung davon, was sie machen sollte. Am besten wäre etwas, wobei sie ihre Kraft und nicht ihr Gehirn brauchte. Gab es so was eigentlich?

„Jenny!“, wurde sie plötzlich aus ihren Gedanken gerissen. Ihre Mutter war von der Arbeit zurück.

„Ja, ich komme gleich!“, rief sie zurück, packte ihre Sachen zusammen und stopfte sie in ihre Schultasche, warf sie auf ihr weißes Metallbett und war froh, dass dieses blöde Mathethema erst einmal vom Tisch war. Nach dem Essen könnte sie sich immer noch den Kopf darüber zermartern. Endlich Denkpause.

„Komm, lass uns runtergehen, ich habe einen Bärenhunger!“ Tina stimmte mit einem knurrenden Magen ein. Schnell hielt sie sich den Bauch und lächelte beschämt. Sie hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen und das war nicht zu überhören. Jenny lachte, packte ihre Freundin an der Hand und zog sie lachend mit sich die schmale Holztreppe nach unten in die Küche. Ihre Mutter hatte schon eingekauft und nach erster Begutachtung schien es Spaghetti zu geben. Jennys Lieblingsessen.

„Ah, da bist du ja! Hallo Tina!“, begrüßte sie die beiden lächelnd, als sie die Küche betraten. Doch plötzlich sah sie ihre Tochter verwundert an, die die ganze Zeit von einem Ohr zum anderen grinste. „Ist etwas passiert?“