Die Maronenfalle - Rüdiger Schneider - E-Book

Die Maronenfalle E-Book

Rüdiger Schneider

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Beschreibung

Dr. Manfred Kellermann, seines Zeichens Psychiater, befreit einen seiner Patienten nicht nur vom Vermögen und einer schönen Frau, sondern von etwas mehr. Kriminalkomödie in 21 Szenen, für Hörspiel, Theater und Fernsehen.

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Seitenzahl: 57

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Für Hörspiel, Theater, Fernsehen

Personen:

Dr. Manfred Kellermann (52 Jahre, Psychotherapeut, befreit seinen Patienten nicht nur vom Sparkonto und einer attraktiven Frau, sondern auch vom Leben)

Max Wienacker (54 Jahre, Frührentner, heimlich reich)

Clara Wienacker (49 Jahre, Maxens Frau,Violinistin, attraktiv)

Sylvie Ratschläger (28 Jahre, Sprechstundenhilfe, sehr natürlich)

Berthold Borowski (53 Jahre, Apotheker, Freund Kellermanns, finanziell klamm)

Ort: Stadt in Deutschland

Die Geschichte ist fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.

Inhaltsverzeichnis

Szene 1

Szene 2

Szene 3

Szene 4

Szene 5

Szene 6

Szene 7

Szene 8

Szene 9

Szene 10

Szene 11

Szene 12

Szene 13

Szene 14

Szene 15

Szene 16

Szene 17

Szene 18

Szene 19

Szene 20

Szene 21

Szene 1

Kaffeemaschine gurgelt, Staumeldung im Radio, Clara Wienacker kommt in die Küche

Max: Da bist du ja. Halb zehn. Kaffee?

Clara:Gähnt, reckt sich, setzt sich. Spitz:

Frag doch nicht so! Hab‘ ich schon mal mit Tee angefangen?

Max: Nein.

Clara: Bist schon wieder früh auf den Beinen gewesen. Um fünf war das Bett leer. Was soll das?

Max: Konnte nicht schlafen.

Clara: Da ist doch ein Zusammenhang. Ich bin doch nicht blind. Wenn wir nachts im Bett herumturnen, schläfst du durch. Bis neun oder zehn sogar. Wenn nicht, stehst du um fünf auf und treibst dich in der Wohnung rum.

Max: Ist ja nicht so schlimm. Kann halt nur durchschlafen, wenn… Na, ja.

Clara: Was wenn? Sag’s!

Max: Ich bin ein Mann. Ich möchte vögeln.

Klara: Wir können doch nicht jeden Abend..., bloß damit du durchschläfst.

Max: Was soll ich machen?

Clara: Ist ein Gutenachtkuss nicht auch erotisch? Muss es denn bei dir immer bis zum Letzten kommen und sonst ist alle Umarmung nichts wert? Bin ich eine Violine, auf der man nach Belieben spielt? Oder eine Briefmarke, die Nacht für Nacht gestempelt wird?

Max: Einschlafen kann ich ja. Aber um fünf bin ich wieder wach.

Clara: Du hast deine Triebe nicht unter Kontrolle. Wenn du dich mit Alkohol und Nikotin ruinierst, ist das deine Sache. Mach mich aber bitte nicht zum Opfer deiner Gier.

Max: Die Lust kann man nicht zwingen. Das ist ein Naturgesetz. Ich respektiere das. Aber ich kann nichts dafür, wenn ich immer um fünf wach werde. Am Anfang dachte ich, das ist die präsenile Bettflucht.

Clara: Du musst dich anders einstellen. Wir dürfen den Sex nicht zur Gewohnheit machen.

Max: Ich hab' das nicht im Griff. Ich kann das nicht steuern. Einmal die Woche ist mir zu wenig. Du bist zu attraktiv. Nimm das doch als Kompliment.

Clara: Kompliment!? Das macht doch nur Kummer, wenn du so früh in der Wohnung herumturnst. Und außerdem bist du den ganzen Tag über verstimmt. Meinst du, ich merke das nicht? Du bist verschlossen, gehst auf Distanz. So wie eben. Ich komme in die Küche, stehe vor dir, und du sitzt einfach nur so da, guckst komisch, ja vorwurfsvoll, statt mich in den Arm zu nehmen. Ist das ein schöner Tagesbeginn?

Max: Nein.

Clara: Nein. Nein. Kannst du nicht etwas ausführlicher dazu Stellung nehmen? Du wunderst dich, dass ich soviel rede. Aber ich muss ja deinen Part mit übernehmen, du stummer Bock.

Max: Ja, was soll ich dazu sagen?

Clara: Da muss etwas geschehen. Du musst etwas unternehmen.

Max: Aber was denn?

Clara: Nimm Hilfe in Anspruch! Es ist keine Schande, zu einem Psychologen zu gehen. Tu es wenigstens für mich!

Szene 2

In der Praxis Dr. Kellermann. Max Wienacker meldet sich an der Rezeption an. Dort sitzt Sylvie Ratschläger, Kellermanns Sprechstundenhilfe.

Sylvie: Sie haben einen Termin bei Herrn Dr. Kellermann?

Max: Ja, um 15 Uhr. Ich hatte mit Ihnen telefoniert.

Sylvie: Wie ist Ihr Name?

Max: Wienacker, Max. Ich bin zum ersten Mal hier.

Sylvie: Dann brauche ich Ihre Versicherungskarte.

Max: Ich bin privat. Debeka. Ich war auf der Post. Jetzt bin ich pensioniert.

Sylvie: Na, dann haben Sie ja Zeit. Es sind noch zwei Patienten vor Ihnen dran. Anschrift und Geburtsdatum brauche ich.

Max: Römerweg 5, hier in der Stadt, zehnnulldreifünfzwei.

Sylvie: Kann nicht sein. Das beginnt immer mit viervier.

Max: Ich meinte mein Geburtsdatum. Zehnter März neunzehnhundertzweiundfünfzig.

Sylvie: Ach, so. Und Telefon?

Max: Nullzwodrei…

Sylvie: Weiß ich. Der Anschluss…

Max: Fünfeinssiebenzweidreivier. Das ist der Apparat meiner Frau. Ich darf aber auch manchmal drangehen.

Sylvie: Das ist schön. Ansonsten, Herr Wienacker, wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie das nächste Mal kommen und Sie starren nicht so auf meinen Busen. Das haben Sie nämlich die ganze Zeit getan.

Max: Das wollte ich nicht.

Sylvie: Als Frau merkt man so etwas. Nehmen Sie jetzt bitte Platz im Wartezimmer. Der Doktor wird sie hereinrufen.

Szene 3

Lautsprecherstimme: Herr Wienacker, bitte!

Max (vor sich hinmurmelnd): Ich komme.

Kellermann: So, nehmen Sie bitte hier Platz. Machen Sie es sich bequem. Bei mir darf man die Beine übereinander schlagen. Erzählen Sie! Was bedrückt Sie?

Max (räuspert sich): Ich habe Probleme mit dem Schlaf. Ich habe auch einen gewissen Zusammenhang herausgefunden. Kellermann: Welchen?

Max: Na ja, sind meine Frau und ich abends sehr innig, kann ich durchschlafen. Passiert es nicht, bin ich immer um fünf hellwach. Und dann ist meine Stimmung auch tagsüber nicht die beste.

Kellermann: Sie sind also frustriert und es kommt zu Störungen in der Ehe?

Max: So kann man das sagen. Ich will aber nicht, dass meine Frau sich irgendeinem Druck ausgesetzt fühlt. Die Lust ist ja freiwillig. Redet man darüber, nimmt sie Schaden. Eigentlich bin ich nur ungern hergekommen. Aber meine Frau wollte es so.

Kellermann: Verstehe. Merkwürdig. Vor Ihnen kamen fünf Männer mit dem umgekehrten Problem. Sie durften, konnten aber nicht mehr. Wie häufig ist denn der Kontakt mit Ihrer Frau?

Max: Einmal die Woche. So im Schnitt.

Kellermann: Hmm. Wie lange sind Sie schon verheiratet?

Max: Zehn Jahre.

Kellermann: Und nach zehn Jahren ist Ihnen das zu wenig?

Max: Ja.

Kellermann: Das sieht mir nach einer Obsession aus. Ganz normal ist es nicht. Andererseits ist es hinwieder normal, wenn ein Mann genau um Ihre besagte Uhrzeit wach wird. Dann ist nämlich die Fabrik auf Hochtouren und die Lust ruft zum Vollzug. Geht's nicht, turnt man herum. Und was machen Sie dann so früh?

Max: Ich deck den Tisch, geh später zum Bäcker, Brötchen kaufen.

Kellermann: Schön. Sie verhalten sich also versöhnlich. Waren Sie denn schon einmal so richtig wütend, haben sich dem gemeinsamen Frühstück verweigert?

Max: Ich hab' schon mal frühmorgens eine halbe Flasche Grappa getrunken.

Kellermann: Und dann?

Max: Bin ich traurig geworden.

Kellermann: Wir werden um eine sorgfältige Analyse nicht herumkommen. Es scheinen mir gewisse Fixerungsanteile eine besondere Rolle zu spielen. Erzählen Sie mir etwas über Ihre Mutter. Was kommt Ihnen so in den Sinn? Lassen Sie einfach die Bilder spielen.

Max: