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Entspannungsgeschichten für Kinder haben sich weit verbreitet. Anfangs waren sie dafür gedacht, ein konventionelles Entspannungsverfahren wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelrelaxation vorzubereiten oder zu verlängern. Das kann auch heute noch ihre Aufgabe sein. Man erkannte aber bald ihren ganz eigenständigen Wert für die Entspannung von Kindern. Entspannungsgeschichten können vorgelesen werden und die Kinder können beim Hören in die Entspannung finden. Manche Geschichten zeigen Kindern außerdem, wie sie selbst Entspannung im Alltag anwenden können. Diese Sonderausgabe enthält eine Auswahl von 24 Geschichten aus den Büchern „Entspannungsgeschichten für Kinder“ und „Geschichten, die Kinder entspannen lassen“. Die letzte Serie, die Geschichten vom Kätzchen und dem kleinen Bären, ist besonders für das Kindergartenalter geeignet, die anderen Geschichten eignen sich für Schulalter und Kindergartenalter gleichermaßen. Entspannungsgeschichten sind eine ausgezeichnete Weise zur Ergänzung einer Entspannung für Kinder oder sogar für ihre eigenständige Durchführung. Die meisten Kinder profitieren davon. So wünsche ich viel Freude und viel Entspannung mit den Geschichten!
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Volker Friebel
Sonderausgabe
Die Perle der Ruhe
Entspannungsgeschichten für Kinder
Edition Blaue Felder, Tübingen
Impressum
EditionBlaue Felder,
Denzenbergstraße 29, 72074 Tübingen (Deutschland)
www.Blaue-Felder.de
Texte, Foto und Gestaltung: Volker Friebel
102.000 Zeichen (68 Normseiten)
Erstausgabe: November 2013, zweite Ausgabe: August 2018
Alle Rechte vorbehalten
Inhalt
Entspannungsgeschichten
Geschichten vom Wolkenschloss
Das Wolkenschloss
Der kleine König hat Angst
Schneckensalat
Für den Koch unterwegs
Kapitän Sturm
Die Dracheninsel
Entspannung in der Drachenwelt
Die Drachenkette
Entspannung für Grünenstein
Grünenstein schießt ein Tor
Bei den Muscheltauchern
Das Piratenschiff
Die Kette der Kraft
Entspannung im Zauberwald
Eine Koboldschachtel voll Perlen
Schummelfix sucht Zauberkräuter
Schummelfix hat Schulprobleme
Der fliegende Teppich
Der Stein der Stille
Das Kätzchen und der kleine Bär
Der kleine Bär und das Eichhörnchen
Kätzchen folgt dem Lauf des Baches
Kleiner Bär und die Herzogseiche
Kätzchen und die fleißigen Bienen
Kätzchen sucht sich seinen Baum
Kleiner Bär über dem Teufelsbach
Kleiner Bär sucht den Regenbogen
Zu Buch und Autor
Entspannungsgeschichten für Kinder haben sich weit verbreitet. Anfangs waren sie dafür gedacht, ein konventionelles Entspannungsverfahren wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelrelaxation vorzubereiten oder zu verlängern. Das kann auch heute noch ihre Aufgabe sein. Man erkannte aber bald ihren ganz eigenständigen Wert für die Entspannung von Kindern.
Entspannungsgeschichten können vorgelesen werden und die Kinder können beim Hören in die Entspannung finden. Manche Geschichten zeigen Kindern außerdem, wie sie selbst Entspannung im Alltag anwenden können.
Diese Sonderausgabe enthält eine Auswahl von 24 Geschichten aus den Büchern „Entspannungsgeschichten für Kinder“ und „Geschichten, die Kinder entspannen lassen“. Die letzte Serie, die Geschichten vom Kätzchen und dem kleinen Bären, ist besonders für das Kindergartenalter geeignet, die anderen Geschichten eignen sich für Schulalter und Kindergartenalter gleichermaßen.
Entspannungsgeschichten sind eine ausgezeichnete Weise zur Ergänzung einer Entspannung für Kinder oder sogar für ihre eigenständige Durchführung. Die meisten Kinder profitieren davon. So wünsche ich viel Freude und viel Entspannung mit den Geschichten!
Stell dir vor, du liegst auf einer weiten Wiese und hast die Augen geschlossen. Gras wiegt im Wind. Vögel singen. Du spürst die Ruhe in dir ... Dein Atem geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ...
Ein Windhauch weht über dein Gesicht – und schon tanzt ein Schmetterling vor deiner Nase. Auf und ab, hin und her – du meinst fast, dass er dir zuzwinkert.
Dann flattert er davon. Und schaut zurück, ob du ihm folgst.
Du gehst hinter dem Schmetterling über die Wiese. Da siehst du vor dir Wolken, wie Stufen. Die unterste schwebt dicht über der Wiese. Auf der letzten erhebt sich das Wolkenschloss.
Der Schmetterling flattert weiter, die Wolkenstufen hinauf, auf das Schloss zu.
,Mit Mut geht's gut', sagst du tief in dich hinein.
Du gehst die Wolkenstufen hinauf, bis vor das Wolkenschloss. Das Tor steht weit offen, so gehst du hinein. Trompeten ertönen.
„Willkommen!“ Im Schlosshof steht ein kleiner Mann mit Krone. Er trägt eine goldene Gießkanne. „Ich bin der kleine König Ferdinand. Willkommen im Wolkenschloss!“ Er blinzelt dir freundlich zu. „Wenn du Ruhe und Kraft brauchst, hier findest du sie. Du kannst immer hierher kommen, so oft du willst. Schau dich überall um! Mieze wird dich begleiten.“
Der kleine König deutet auf eine Katze neben sich. Er gießt noch das letzte Gänseblümchen des Rasens und verschwindet in seinen Gemächern.
Du gehst mit Mieze durch das Schloss und schaust dir alles genau an.
Die Küche besucht ihr, wo der Koch gerade eine Suppe für den König zubereitet. „Hinaus, hinaus, sonst kocht sie über!“, ruft er, als Mieze kosten will.
Im Verlies wirbelt Staub. „Leider steht es leer, seit das letzte Gespenst ausgewandert ist“, schnurrt Mieze. „Ich hoffe, es kommt bald wieder zurück.“
In der Schatzkammer erhebt sich ein Drache von einer Truhe, als ihr hineinschaut. Er blinzelt mit seinen grünen Lidern und öffnet das Maul. Schnell schließt du die Türe wieder.
Mieze miaut. „Das war Fridolin. Die Schatztruhe ist sein Lieblingsplatz. Mit ihm spiele ich gern.“
Ihr steigt auf einen der vielen Türme und schaut auf das Wolkenmeer. Mieze zeigt dir die Stufen hinab in die blauen Länder. „Dort werden wir manches Abenteuer erleben“, schnurrt sie.
Du siehst ein Land, in dem die Blätter der Bäume aus Gold sind.
In einem anderen Land gibt es nirgendwo Straßen, die Menschen fliegen mit Federschwingen.
In einem weiteren Land haben die Tiere die Herrschaft übernommen.
Ihr steigt die Stufen des Turmes hinab. Mieze gähnt. Ihr legt euch auf das große blaue Sofa im Burghof. Du schließt deine Augen.
Da liegst du – ganz ruhig. Kannst du die Ruhe in dir spüren? Die Ruhe ist überall in dir, ganz tief. – Kannst du fühlen, wie schwer du bist? Dein ganzer Körper ist schwer, angenehm schwer. – Kannst du fühlen, wie warm du bist? Die Wärme strömt durch deinen ganzen Körper. Du bist warm, schön warm. – Dein Atem geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein. – Du liegst ruhig, schwer und warm – ruhig, schwer und warm. – So liegst du ein Weilchen und ruhst dich aus. Du ruhst dich aus und fühlst die neue Kraft tief in dir wachsen.
Damit kommt die Geschichte langsam zum Ende. Wenn du bereit bist, reckst und streckst du dich und öffnest die Augen.
Stell dir vor, du stehst im Innenhof des Wolkenschlosses. Der kleine König Ferdinand läuft aufgeregt vor dir auf und ab. „Ein Ungeheuer“, ruft er immer wieder. „Das Schloss ist verloren!“ Du schaust dich um, kannst aber nichts Ungewöhnliches erkennen.
Auch Mieze sieht verschreckt aus. Sie kauert neben dem blauen Sofa.
„Vielleicht kannst du uns helfen!“ Der kleine König ist stehengeblieben und schaut dich an.
„Aber du hast doch deine Mäusesoldaten“, sagst du überrascht und zeigst auf die Truppe, die sich im Schlosshof aufgestellt hat.
„Schau, wie sie zittern!“, sagt Ferdinand. Und tatsächlich, du siehst, die Soldaten zittern wie Espenlaub.
„Der Hauptmann ist in Ohnmacht gefallen, als er das Ungeheuer sah“, sagt der kleine König. „Er liegt auf der Krankenstation. Und jemand muss die Soldaten doch führen!“
„Und der Drache?“, fragst du. „Kann er nicht helfen?“
„Der kommt die schmale Treppe des Turms nicht hinauf. Und eben dort oben hat sich das Ungeheuer versteckt.“
Ein Ungeheuer, das sich versteckt? Das willst du dir genauer anschauen. Langsam gehst du zum Turm. Mieze und der kleine König gehen hinter dir.
Die Tür zum Turm ist schwer zu öffnen und knarrt schrecklich. Du schaust die Wendeltreppe hinauf und kannst nichts erkennen. Der kleine König entzündet eine Fackel und gibt sie dir. Eine zweite trägt er selbst. Das flackernde Licht sieht unheimlich aus.
Du achtest auf deinen Atem und spürst, wie du ruhiger wirst. Dein Atem geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein ... Ruhe und Kraft strömen in dich. ,Mit Mut geht's gut', sagst du in dich hinein.
Du steigst die Stufen hinauf. Ferdinand und Mieze folgen dir. Im obersten Raum des Turmes bläst ein kräftiger Windzug die Fackeln aus. Du erschrickst. Von der Decke des Raumes beobachten euch zwei riesige Augen.
,Mit Mut geht's gut', sagst du dir nochmals.
Der kleine König hat endlich die Streichhölzer gefunden. Mit zitternden Fingern entzündet er die Fackeln neu. Ihr seht eine Eule auf dem Schrank sitzen. Ihre Augen scheinen im Licht viel kleiner geworden. Sie sieht euch ruhig an.
„Ein Uhu!“ Der kleine König atmet erleichtert durch. „Und wir dachten, dass, wir dachten, dass ... Was dachten wir denn eigentlich, Mieze?“ Aber Mieze schnurrt nur. „Wir dachten gar nichts und malten uns nur Schlimmes aus“, sagt der kleine König. „Statt einfach nachzuschauen.“ Er seufzt.
„Liebe Eule“, spricht der kleine König Ferdinand feierlich den Uhu an. „Ich ernenne dich hiermit zum Wächter des Turms!“
Er seufzt noch einmal. Ihr steigt den Turm hinunter. Dieses Mal fallen die Stufen viel leichter.
Im Schlosshof bedankt sich der kleine König bei dir. „Ich gebe dir hiermit den Titel Turmbesteiger“, sagt er. Kopfschüttelnd verschwindet er in seinen Gemächern.
Du legst dich auf das große blaue Sofa und schließt deine Augen.
Da liegst du – ganz ruhig. Kannst du die Ruhe in dir spüren? Die Ruhe ist überall in dir, ganz tief. – Kannst du fühlen, wie schwer du bist? Dein ganzer Körper ist schwer, angenehm schwer. – Kannst du fühlen, wie warm du bist? Die Wärme strömt durch deinen ganzen Körper. Du bist warm, schön warm. – Dein Atem geht ein und aus, ein und aus, ganz ruhig und gleichmäßig, ganz von allein. – Du liegst ruhig, schwer und warm – ruhig, schwer und warm. – So liegst du ein Weilchen und ruhst dich aus. Du ruhst dich aus und fühlst die neue Kraft tief in dir wachsen.
Damit kommt die Geschichte langsam zum Ende. Wenn du bereit bist, reckst und streckst du dich und öffnest die Augen.
Du steigst mit Mieze vom Wolkenschloss in ein Traumland hinunter, an langsam treibenden Wolken vorbei.
Die Treppe endet am Waldrand vor einem wackligen Haus. Ein Willkommensschild hängt am Torbogen zwischen den Rosen. Aber: „Eintritt für Schnecken verboten!“, liest Mieze laut das Schild an der offenen Gartentür.
„Was nun: Willkommen oder verboten?“, fragst du.
„Wir sind keine Schnecken“, maunzt Mieze und tritt in den Garten. Du folgst ihr.
Im Garten steht ein weiteres Schild: „Bleibt aus meinem Salat!“, liest Mieze. Und gleich daneben: „Hier gibt es nichts für euch zu holen, haut ab!“
In den Salatbeeten tummeln sich Schnecken. „Wahrscheinlich können sie nicht lesen“, sagst du und lachst.
Da öffnet sich die Haustür und eine alte Frau stürmt heraus. Genau vor euch steckt sie ein weiteres Schild in die Erde. Sie funkelt euch wütend an und verschwindet wieder im Haus. „Lachen verboten!“, liest Mieze langsam vor.
Da öffnet sich die Haustür schon wieder. Die Frau stürmt heraus, steckt ein weiteres Schild in den Rasen und verschwindet wieder im Haus. „Ja, ihr, genau euch meine ich, raus hier!“, liest Mieze.
Du wunderst dich, denn die Gartentür stand doch offen. Aber wo man nicht willkommen ist, soll man nicht bleiben. Ihr geht zum Gartentor. Als ihr an der Haustür vorbeikommt, hört ihr ein lautes Poltern, gefolgt von einem Knall.
„Im Haus stöhnt jemand“, meint Mieze und spaziert weiter auf das Gartentor zu.
„Wir können doch nicht einfach gehen“, meinst du. „Vielleicht hat sich die Frau etwas gebrochen!“
Mieze lenkt deinen Blick auf die Haustür. „Eintritt verboten!“, liest sie laut.
„Trotzdem“, sagst du. Das Stöhnen ist lauter geworden. „Du kommst nur weit mit Freundlichkeit.“ Vorsichtig trittst du ins Haus. Mieze folgt dir.
Im Haus ist ein einziges Durcheinander. Und zwischen Schachteln und Müllsäcken liegt die alte Frau. Du hilfst ihr auf einen Stuhl. Sie stöhnt laut.
„Ich glaube, der Fuß ist gebrochen“, meint Mieze.
„Wir holen den Arzt“, sagst du.
„Telefon habe ich keines, das haben die Schnecken gefressen“, schluchzt die Frau. „Alles wollen sie mir nehmen! Nur ihr seid gut!“
„Wir holen besser zwei Ärzte“, meint Mieze und macht sich auf den Weg.
Du bleibst da und hilfst der alten Frau ins Bett. Dort wird sie ruhiger. Sie erzählt dir von ihrem Garten und wie gerne sie ihn hat. „Aber die Schnecken, sie fressen einfach alles auf! Früher sind oft Kinder gekommen. Aber seit die Schnecken die Schaukel gefressen haben, kommt niemand mehr, und ich bin allein.“
Endlich kommt Mieze mit einem Arzt. Während der die Frau untersucht, verabschiedet ihr euch. „Kommt einmal wieder“, sagt sie.
Im Gras unter dem Apfelbaum liegen ein gebrochener Ast und eine Schaukel. „Was sie nur mit den Schnecken hat“, meinst du.
„Ich glaube, sie spinnt“, sagt Mieze.
„Vielleicht sollten wir wirklich wieder vorbeischauen“, sagst du.
„Du kommst nur weit mit Freundlichkeit“, lacht Mieze dich an.
Ihr geht zur Wolkentreppe zurück. Stufe um Stufe steigt ihr empor. Mit jeder Stufe merkst du, wie du ruhiger wirst.
Im Wolkenschloss legst du dich auf das große blaue Sofa und schließt deine Augen.
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Texte © Copyright by Volker Friebel, Edition Blaue Felder, Tübingen
Bildmaterialien © Copyright by Volker Friebel
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ISBN: 978-3-7393-2242-1