Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 724 - Katja von Seeberg - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 724 E-Book

Katja von Seeberg

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Beschreibung

Schon als kleines Mädchen ist Komtess Michaela in Gregor, den älteren Bruder ihrer besten Freundin, verliebt. Der jedoch kommt gar nicht auf die Idee, ihr den Hof zu machen. Als der junge Baron dann eines Tages wie aus heiterem Himmel um ihre Hand anhält, fällt sie aus allen Wolken.
Im ersten Moment ist Michaela zutiefst beglückt, doch dann beginnt sie zu zweifeln. Denn Gregor bleibt kühl, nimmt sie nicht liebevoll in seine Arme, gibt ihr keinen zärtlichen Verlobungskuss und gesteht ihr nicht seine große Liebe. Dennoch ist die Komtess davon überzeugt, dass er sie liebt, denn warum sonst sollte er um ihre Hand anhalten?
Diese Illusion zersplittert allerdings in tausend Scherben, als sie am Polterabend zufällig ein Gespräch zwischen Gregor und seinem besten Freund belauscht und den wahren Grund erfährt, warum er sie zur Frau begehrt ...

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Seitenzahl: 136

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Inhalt

Cover

Geh, du bist frei

Vorschau

Impressum

Geh, du bist frei

Ergreifender Roman um das Ende eines romantischen Traums

Schon als kleines Mädchen war Komtess Michaela in Gregor, den älteren Bruder ihrer besten Freundin, verliebt. Als er dann tatsächlich eines Tages ganz überraschend um ihre Hand anhält, fällt sie aus allen Wolken.

Im ersten Moment ist Michaela zutiefst beglückt, doch dann beginnt sie zu zweifeln. Denn Gregor bleibt weiterhin kühl. Küssen und Zärtlichkeiten geht er aus dem Weg. Dennoch will die Komtess die Hoffnung nicht aufgeben, dass sich das ändert, wenn sie erst Mann und Frau sind.

Doch als sie am Polterabend zufällig ein Gespräch zwischen Gregor und seinem besten Freund belauscht und den wahren Grund erfährt, warum er sie zur Frau begehrt, zerbrechen ihre Träume ...

Schloss Donnersberg glich einem verwunschenen Märchenschloss. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch den verwilderten Park mit den mächtigen alten Bäumen und den verschiedenen Grünanlagen.

Es war ein wundervoller Sommertag. Die Rosen blühten in diesem Jahr besonders üppig, ihr schwerer Duft erfüllte die Luft.

Doch Arndt Graf von Rixenfeld konnte sich darüber nicht freuen. Er saß auf dem Rücken seines gescheckten Wallachs und ritt langsam dahin.

Auf einem Felsvorsprung hielt er sein Pferd an. Von hier aus hatte er einen wundervollen Blick über das Land, das sich zu seinen Füßen ausbreitete, mit seinen dunklen Wäldern, seinen vielen kleinen Seen und Flüssen und seinen fruchtbaren Wiesen und Feldern, auf denen der Weizen schwer und golden stand.

Wie sehr er seine Heimat liebte! Sie bedeutete ihm sein Leben. Ganz weit dehnte sich seine Brust, und tief sog er die würzige, frische Luft ein.

Sein Herz tat ein paar unruhige, dumpfe Schläge und trieb ihm jäh kalten Angstschweiß auf die Stirn.

Da war er wieder, dieser ziehende Schmerz, der sein Herz wie im Krampf zusammenzog. Es dauerte meist nur wenige Minuten, dann ließ der Schmerz nach, nur die Furcht blieb in ihm und legte sich beklemmend auf seine Brust.

Graf Arndt wusste schon seit einiger Zeit, dass er sehr krank war und sehr vorsichtig sein musste.

»Sie sollten sich schonen, Herr Graf, sonst kann ich für nichts garantieren«, hatte sein Arzt gesagt.

Aber wie konnte er sich schonen? Das Gut erforderte eine starke Hand, und leider war ihm ein Sohn versagt geblieben.

Seine Gedanken umkreisten seine junge Tochter. Ein stolzes, zärtliches Lächeln umspielte seinen Mund.

Er liebte sie sehr, seine Einzige. Sie war alles, was ihm von seinem großen Glück geblieben war. Ihre kindliche Liebe hatte ihm über den frühen Verlust seiner Frau hinweggeholfen, die er sehr geliebt hatte.

Schwer lastete das Wissen auf seiner Seele, dass seine Lebensuhr bald abgelaufen war und seine Tochter dann schutz- und hilflos zurückblieb. Komtess Michaela war mit ihren siebzehn Jahren doch noch fast ein Kind, viel zu jung, um ein so großes Gut zu leiten.

Langsam wendete Graf Arndt sein Pferd und ritt den Weg zurück, den er gekommen war. Es trieb ihn plötzlich heim, als würde er etwas sehr Wichtiges versäumen.

Als er in den großen Gutshof einritt, kam ihm seine junge Tochter entgegen und schaute ihn vorwurfsvoll an.

»Du warst schon fort, Vati?«, klang ihre warme, dunkle Stimme empört an sein Ohr. »Das finde ich nicht nett von dir, wo du doch genau weißt, dass ich mit zu den Recans reiten wollte.«

Graf Arndt stieg aus dem Sattel und übergab dem Stallburschen sein Pferd.

»Ich war nicht bei den Recans, Kind. Ich werde nicht ohne dich zu ihnen reiten. Wo ich es dir doch versprochen habe.«

Die junge Komtess war schon wieder versöhnt.

»Ich wäre dir auch sehr böse gewesen, Vati. Ich würde ja allein zu ihnen reiten, aber ich habe dir doch versprochen, nicht allein durch den Wald zu reiten. Warum ich es nicht tun soll, das begreife ich eigentlich noch immer nicht. Ich bin doch früher auch immer allein durch den Wald geritten, und mir ist nie etwas zugestoßen.«

»Früher war es etwas anderes, Kind, da war es hier sicher, und man brauchte keine Angst zu haben. Aber in der letzten Zeit macht allerlei lichtscheues Gesindel die Gegend unsicher.«

»Lieber Himmel, warum unternimmt denn der Gendarm nicht endlich etwas, Vati? Es ist schon ein Jammer, wenn man jetzt nicht mehr allein ausreiten kann. Immer einen Aufpasser hinter sich zu haben, das ist auch nicht gerade ein Vergnügen.«

Der Graf konnte seine Tochter gut verstehen. Wer so frei und ungebunden aufgewachsen war wie Michaela, der konnte sich nur schwer Zwängen beugen.

Er zuckte ausweichend die Schultern. Sein Blick schweifte an seiner Tochter vorbei zu dem jungen Knecht, der sich reichlich ungeschickt beim Striegeln des Pferdes anstellte.

»Du lernst es auch nie, Schorch«, fuhr der Graf ihn an. »Wie oft habe ich dir schon gezeigt, wie man es macht!« Er ging auf den Jungknecht zu, nahm ihm den Striegel aus der Hand und begann mit sicherer Hand, das seidige Fell zu striegeln. »So macht man das! Es ist doch ganz einfach. Stell dich doch nicht so dumm an.«

Dann drückte der Mann dem Knecht den Striegel wieder in die Hand.

»Ich hoffe, du hast es endlich kapiert«, knurrte er und ging mit schweren Schritten davon.

Komtess Michaela blieb einen Moment bei Schorch stehen und zwinkerte ihm vergnügt zu.

»Du stellst dich wirklich dümmer an, als die Polizei erlaubt«, sagte sie seufzend, als sie sah, dass Schorch noch immer nichts begriffen hatte.

Die Komtess war dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und das auszusprechen, was sie dachte. Aber niemand nahm ihr das übel. Sie hatte eine reizende Art, alle Herzen im Sturm zu gewinnen.

»Aber Komtess«, protestierte Schorch schwach, »Sie wissen doch genau, dass ich sonst meine Arbeit sehr fix mache. Nur mit diesem vermaledeiten Striegel werde ich einfach nicht fertig.«

»Na ja, das gibt es eben, dass man für gewisse Arbeiten zwei linke Hände hat«, gestand sie ihm zu. »Lass dir darüber keine grauen Haare wachsen. Wenn du es erst lange genug geübt hast, schaffst du es schon noch.«

Schorch sah hinter Michaela her, die sich nun leichtfüßig entfernte. Er war wütend auf den Grafen, der ihn in der Gegenwart der Komtess, die er heimlich verehrte, lächerlich gemacht hatte.

♥♥♥

Am nächsten Tag entschloss sich Graf Arndt, mit seiner Tochter zu seinem nächsten Nachbarn und langjährigen Freund zu reiten. Er hatte eine schwere Nacht hinter sich. Das Herz hatte ihm sehr zu schaffen gemacht, und die Angst und Sorge, was aus seinem Kind werden sollte, wenn er einmal nicht mehr war, hatte ihn zusätzlich belastet.

Michaela freute sich wie ein Schneekönig, als der Vater ihr beim Frühstück sagte, dass er heute zu Baron Recan hinüberreiten wollte. Er hatte mit ihm allerhand Geschäftliches zu regeln, das keinen Aufschub duldete.

Schnell hatte die Komtess ihr Reitkostüm angezogen, und dann ritten die beiden in schönster Eintracht zu den Freunden.

Sie mussten eine gute Stunde reiten, bis das Gut des Barons vor ihnen aus dem Wald auftauchte. Es war ein stattliches Anwesen mit großen Stallungen und Scheunen.

Als sie in den Hof einritten, erschien oben auf der Terrasse ein junges Mädchen. Beim Anblick der beiden Reiter stieß sie einen hellen, freudigen Laut aus. Wie eine duftige Wolke kam sie die breite Freitreppe heruntergeschwebt, lief auf die beiden zu und flog Michaela, die gerade vom Pferd gestiegen war, um den Hals.

»Das ist pfundig, dass du dich endlich wieder einmal blicken lässt, Michaela«, rief sie erfreut, und die blauen Augen strahlten mit der Sonne um die Wette.

Dann besann Dagmar sich darauf, dass Michaela ja nicht allein gekommen war, und reichte dem Grafen mit einem artigen Knicks die Hand.

»Grüß Gott, Onkel Arndt. Da wird der Vater sich aber freuen, dass du ihn besuchst.«

Mit einem warmen Lächeln drückte der Graf der Baroness die Hand.

»Grüß Gott, Dagmar. Du bist eine hübsche junge Dame geworden, seitdem ich dich das letzte Mal gesehen habe. Wie lange ist es eigentlich her? Warte mal, ich glaube, so an die vier, fünf Monate, stimmt's?«

»Genau ein halbes Jahr war ich in der Stadt bei der Tante, Onkel Arndt«, erwiderte sie.

»Hat es dir gefallen?«, fragte er, während die beiden Mädchen untergehakt neben ihm dem Haus zuschritten.

Baroness Dagmar schnitt eine kleine Grimasse.

»Na ja, Tante Ricke ist ganz nett, aber bei ihr geht noch alles nach der uralten Etikette, wo ein Mädchen hübsch und bescheiden warten muss, bis ein Herr der Schöpfung ihm seine Aufmerksamkeit schenkt.«

Komtess Michaela begann zu lachen.

»Am schlimmsten waren ihre Kaffeekränzchen«, fuhr Dagmar fort. »Hier ein Knicksen, da ein Knicksen. Ich bin mir vorgekommen wie ein Baby, das zum ersten Mal den lieben Tanten und Verwandten vorgeführt und von jedem bestaunt und betätschelt wurde.«

»Du lieber Himmel«, stieß Komtess Michaela entsetzt hervor und sah die Freundin bedauernd an, »das muss ja eine entsetzliche Zeit für dich Ärmste gewesen sein.«

»Nein, so schlimm war es gar nicht«, entgegnete die Baroness. »Es gab auch viele schöne Erlebnisse. Komm, ich habe dir allerhand zu erzählen.« Sie zog die leicht widerstrebende Freundin mit sich zu den Ställen hinüber.

Michaela sandte einen sehnsüchtigen Blick hinter dem Vater her, der jetzt die Treppe hochstieg und von der Baronin, die auf der Terrasse erschienen war, herzlich begrüßt wurde.

Sie hätte ihn gern begleitet. Dabei ging es ihr nicht in erster Linie darum, den Baron und seine Frau zu begrüßen, das konnte sie auch später noch nachholen. Alles in ihr fieberte einem Wiedersehen mit Gregor, Dagmars Bruder, entgegen. Sie hatte gehört, dass er seit einigen Tagen wieder zu Hause war.

Ihre Freundin ahnte nicht, wie sehr sie ihn mochte. Schon als kleines Mädchen war Michaela in Gregor verliebt gewesen. Ihre Gefühle aber verbarg sie hinter aggressiver Herausforderung, und es waren nicht immer gerade Liebenswürdigkeiten, die der junge Baron von ihrer Seite her einstecken musste.

Während die beiden hübschen jungen Mädchen eifrig miteinander plauderten und immer wieder silberhell auflachten, erreichten sie die Ställe.

Sie hockten sich gleich neben das kleine Fohlen, das erst vor wenigen Stunden geboren worden war und das noch etwas wacklig auf seinen langen Beinchen stand.

Michaela war eine Pferdenärrin. Immer wieder drückte sie das Kleine, das leise schnaubend seinen Kopf an ihrer Schulter rieb, an sich.

»Es ist so süß, ich möchte es am liebsten mitnehmen«, sagte sie.

»Damit dürfte seine Mutter aber kaum einverstanden sein«, meinte Dagmar, der Stute den Hals streichelnd. Die neigte schnaubend den Kopf und stieß das Kleine auffordernd an, als wollte sie das Junge jetzt wieder unter ihre Obhut nehmen.

♥♥♥

Dagmar und Michaela saßen schon eine ganze Weile bei dem Fohlen, als hinter ihnen eine sonore Männerstimme aufklang.

»Dass ich euch hier finde, das hätte ich mir ja denken können.«

Michaela erstarrte. Alles Blut schien zu ihrem Herzen zu strömen, das plötzlich zu hämmern begann, als wollte es die Brust sprengen.

Aber dann hatte sie sich schon wieder gefangen. Langsam wandte sie den Kopf, sah auf den sonnengebräunten Mann, der breitbeinig in der Tür stand und mit leicht spöttischem Lächeln auf sie hinuntersah.

Hastig stand Michaela auf und streckte sich unwillkürlich, um nicht gar so klein und unbedeutend neben der imponierenden Gestalt dort im Eingang zu wirken.

Der junge Mann schien überrascht, als er das Mädchen nun betrachtete. Leise pfiff er durch die Zähne.

»Donnerwetter, Kleines, du hast dich aber gemausert«, sagte er, und es lag ehrliche Anerkennung in seiner Stimme. »Bist ja fast eine junge Dame.«

Die Komtess errötete heftig und wurde wütend. Was fiel ihm eigentlich ein? Fast eine junge Dame? Das war eine Unverschämtheit. Aber so war es ja immer. Sobald er irgendwo auftauchte, da lagen sie sich auch schon in den Haaren. Er hatte einfach eine Art, die Michaela jedes Mal auf die Palme brachte.

Hochmütig verzog sich ihr voller Mund. Sie warf herausfordernd den Kopf zurück, während es gefährlich in ihren Augen aufblitzte.

»Mir scheint, mein Lieber, du hast deine gute Erziehung vergessen«, fuhr sie ihn an. »Zu deiner Information: Ich bin eine Dame, und das Wörtchen ›fast‹ hättest du dir sparen können.«

Mit dieser heftigen Reaktion auf seine ehrlich gemeinte Bewunderung hatte der junge Baron nicht gerechnet. Er begriff nicht, warum Michaela so wütend war.

Nun wurde er auch wütend. Er tippte sich mit einer sprechenden Gebärde an die Stirn, eine Geste, die gerade nicht dazu angetan war, Michaelas Zorn zu besänftigen. Zudem benahm sich ein richtiger Gentleman einer Dame gegenüber nicht so. Gregor wusste es natürlich, aber da er in Michaela immer so etwas wie eine Schwester gesehen hatte, tat er sich ihr gegenüber keinen Zwang an.

»Lieber Himmel, was ist dir denn in die Krone gefahren?«, fragte er.

Michaela hätte selbst nicht zu sagen vermocht, warum sie Gregor gegenüber schon wieder so kratzbürstig war. Dabei hatte sie sich doch so nach einem Wiedersehen mit ihm gesehnt und sich fest vorgenommen, ganz besonders nett zu ihm zu sein. Aber kaum stand er ihr gegenüber, waren alle guten Vorsätze vergessen, und sie fauchte ihn an wie eine gereizte Wildkatze. Warum musste es immer so sein?

Auch Dagmar war verblüfft und sah die Freundin verständnislos an.

»Was hast du nur, Michaela? Gregor hat doch wirklich nichts Böses gesagt. Warum fährst du ihn denn so an?«

Am liebsten hätte Michaela losgeheult. Ihr war hundeelend zumute. Damit Gregor nichts merkte, rannte sie wortlos an ihm vorbei aus dem Stall.

Reichlich verblüfft folgten die Geschwister.

»Was hat sie denn nur?«, fragte Gregor kopfschüttelnd. »Seit wann ist sie denn wie ein Kräutlein Rührmichnichtan?«

Dagmar zuckte die Schultern.

»Ich weiß nicht, eben war sie noch ganz normal. Vielleicht ärgert es sie, dass du sie nicht als Dame akzeptierst. Schließlich ist sie ja schon siebzehn und kein dummes kleines Mädchen mehr.«

»Siebzehn, das ist auch schon ein Alter.« Spöttisch zog Gregor die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Ihr seid mir doch noch richtige Kindsköpfe und noch nicht trocken hinter den Ohren. Lernt erst einmal, euch wie richtige Damen zu benehmen, dann sehen wir weiter.«

Nun fühlte auch Dagmar sich verletzt. Mit geballten Fäusten drang sie auf den Bruder ein, der lachend abwehrte und sein Heil in der Flucht suchte.

»Scheusal, altes Ekel, bilde dir doch nichts auf die sechs Jahre ein, die du älter bist als wir. Nicht auf die Jahre kommt es an, sondern darauf, was man im Köpfchen hat. Bei dir reicht es gerade zum Hausgebrauch.«

Greg war keineswegs über die boshaften Worte beleidigt. Im Gegenteil, er lachte lauthals los, was die beiden Mädchen nur noch mehr gegen ihn aufbrachte.

»Strafen wir ihn mit Verachtung, Dagmar«, sagte Michaela. »Nur so können wir dem eingebildeten Affen beikommen.«

Die beiden Mädchen waren sich wieder einmal einig. Arm in Arm schlenderten sie durch den Park.

Zwar stutzte Michaela unmerklich, als sie plötzlich Greg auf einer der Bänke sitzen sah, aber mit hochmütig zurückgeworfenem Kopf schritt sie an ihm vorbei.

»Dumme Gören!«, murmelte er. Es wurmte ihn, von Michaela so behandelt zu werden. Freilich, er war von diesem frechen verwöhnten Ding schon allerhand gewohnt gewesen. Aber eigentlich hatte er erwartet, dass es jetzt zwischen ihnen anders wäre, denn sie waren doch beide keine Kinder mehr.

Nachdenklich sah er hinter den beiden her. Michaela hatte eine vollendete Figur und war in ihrem Reitkostüm hübsch anzusehen.

Schade, vielleicht könnte es sehr schön werden, wenn sie ein wenig zugänglicher wäre.

Der junge Baron war ärgerlich auf sich selbst, als er sich bei dem Gedanken ertappte. Hastig stand er auf, trat die Zigarette mit dem Fuß aus und schritt dem Haus zu.

Das hatte ihm noch gefehlt, dass er sich nun auch noch mit solchen dummen Gedanken herumschlug. Was ging ihn Komtess Michaela an?

Greg warf einen Blick auf seine Uhr und fand, dass es noch früh genug war, seine Freunde im Klub aufzusuchen. Die würden ihn sicher ablenken.

Hochmütig warf er den Kopf zurück und verließ schnell den Garten. Er ahnte nicht, dass Michaela jäh stehen blieb, als sie das Aufheulen des Motors hörte, und mit verdunkelten Augen hinter seinem Wagen hersah.

Wenn Baron Gregor jetzt einen Blick in Michaelas Gesicht hätte werfen können, dann wäre er bestimmt sehr überrascht gewesen. Denn nun lag nichts mehr von Hochmut oder Trotz in ihren Zügen, nur eine wehe Trauer.

»Du, ich glaube, es wird langsam Zeit, dass ich deine Eltern begrüße.« Michaelas Stimme klang nicht mehr so fröhlich wie vorhin. »Eigentlich war es sehr unhöflich von mir, sofort mit dir in den Stall zu verschwinden.«

»Unsinn, meine Eltern nehmen es nicht tragisch, sie kennen dich doch. Außerdem habe ich ja die Schuld an diesem Versäumnis.«