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Kyo ist neuer Student und schnell überfordert, doch zum Glück freundet er sich schnell mit Ryota an, der ihm auch gleich einen Job in der Bar vermittelt.
Dort trifft er auf den älteren Masakazu, zu dem er sich sofort hingezogen fühlt, nichts ahnend, dass es nicht ihr erstes Treffen war.
Professor Yuisho ist für seine Strenge berüchtigt, doch er ist auch gerecht. Nur mit Faulpelzen kann er nichts anfangen. Normalerweise trennt er Privat- und Berufsleben strikt, doch diesmal lockert er diese Regel etwas. Ob er es bereuen würde?
Teil 7 aus dem Forever-Universum
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Kyo ist ein neuer Student, doch er merkt schnell, dass es schwierig ist, in einer fremden Umgebung schnell Anschluss zu finden. Durch Zufall lernt er Ryota kennen und freundet sich schnell mit ihm an. Dieser hilft ihm nicht nur in der Uni, sondern vermittelt ihm auch noch einen Nebenjob als Aushilfe im Forever, wo er auf den wesentlich älteren Masakazu trifft, der genau seinen Vorstellungen entspricht. Nicht ahnend, dass das weder ihre erste, noch ihre letzte Begegnung sein würde.
Im siebten Teil der Forever-Reihe ist die Uni diesmal ein wichtiger Schauplatz. Kyo hat eine Vorliebe für ältere Männer, doch bisher gab es für ihn immer nur Herzschmerz. Ob er diesmal sein Glück findet?
Wichtige Hinweise
Dieses Buch enthält homoerotische Szenen und ist nicht für Leser unter 18 Jahren bzw. für homophobe Menschen geeignet.
Sämtliche Personen sind frei erfunden und eventuelle Ähnlichkeiten zu real existierenden Personen sind Zufall.
April. Das neue Studienjahr begann. Für Kyo stand das erste Semester. Er war ganz aufgeregt, als er während der Eintrittszeremonie auf seinem Platz saß und der Rede des Direktors lauschte, der alle neuen Studenten herzlich an der Uni begrüßte. Kyo hatte beschlossen, sein Leben zu ändern. Und dafür war ein Studium in einer ganz anderen Stadt genau das Richtige. Er wollte sich hier ein neues Leben aufbauen und sein Bestes geben. Er würde seiner Familie schon beweisen, dass er auf eigenen Beinen stehen konnte. Und dass es keinen Grund zur Sorge gab.
Der Direktor beendete die Rede und die Studenten verließen den Saal. Kyo blickte sich um. Einige schienen bereits Freundschaften geschlossen zu haben. Vermutlich kannten sich auch viele aus ihrer Schulzeit. Er entdeckte zwar ebenfalls das eine oder andere bekannte Gesicht, aber niemanden, mit dem er näher etwas zu tun gehabt hatte. Seine alten Freunde waren alle in ihrer Heimatstadt geblieben oder gleich ins Ausland gegangen. Gemächlich spazierte Kyo durch die Uni. Immer wieder wurden einige von älteren Studenten angesprochen, die sie in ihre Clubs locken wollten. Doch Kyo ließ sich nicht darauf ein, obwohl er schon überlegte, ob er einem beitreten sollte. Wofür interessierte er sich? Er hatte keine großen Ambitionen. Er studierte Wirtschaft, weil er sich in diesem Bereich die besten Chancen ausrechnete. Er wollte einen guten Job und wenn möglich eine große Karriere, doch wenn er ganz ehrlich war, suchte er sich lieber etwas, für das er nicht so hart arbeiten musste.
Der neue Student kehrte in sein Wohnheim zurück. Ihm begegneten viele andere Neueinsteiger. Sie versammelten sich im Gemeinschaftsraum, tauschten sich über ihren ersten Tag aus und schlossen Freundschaften. Kyo setzte sich eine Weile dazu, kam aber mit niemandem so richtig ins Gespräch. Er fühlte sich noch fremd hier. Ein Neuanfang war nicht so einfach wie gedacht. Selbst, wenn er sich Mühe gab. Seufzend steuerte er sein Zimmer an. Auf dem Weg begegnete er einem älteren Studenten, der an die Tür neben seiner klopfte. Er wusste, dass dort ebenfalls jemand wohnte, der bereits einige Semester an der Uni war, auch wenn sie sich noch nie unterhalten hatten.
„Da ist niemand zuhause.“, meinte Kyo und musterte den etwas Älteren mit den rotbraunen Haaren. Dieser sah ihn fragend an.
„Nobu ist nicht da? Dabei war er es doch, der mich herbestellt hat.“, seufzte dieser und schien nachdenklich.
„Wenn ich mich nicht ganz täusche, habe ich ihn vorhin in der Uni gesehen. Ich glaube, bei irgendeinem Club.“, gab Kyo vage von sich.
„Bei einem Club? Hm, Nobu hat mir nichts gesagt.“, erwiderte der andere, zog sein Handy hervor und wählte eine Nummer. Kyo wartete ab und beobachtete ihn. Er wusste nicht, warum er sich in fremde Angelegenheiten einmischte. Vielleicht war es einfach die kleine Hoffnung, dass er hier eine Chance bekam, sich mit jemanden anzufreunden. Besonders ältere Studenten waren gute Ansprechpartner und er hatte noch viele Fragen. Er kannte niemanden, der bereits die Uni besucht hatte. Für ihn war alles neu und er konnte sich das Leben als Student noch nicht vorstellen. Er kannte nur die Klischees vom Dauerpartyleben oder Dauerstress dank Lernen und Nebenjob, um die Studiengebühren zu bezahlen.
„Mist, geht nicht ran!“, stöhnte der andere auf und steckte sein Handy wieder weg.
„Wenn du Lust hast, kannst du ja bei mir warten.“, schlug Kyo spontan vor. Er war ein offener Mensch, weshalb so ein Vorschlag für ihn nicht gerade untypisch war. Aber er wusste, dass nicht jeder von seiner Art begeistert sein würde. Der fremde Student sah ihn einen Moment unschlüssig an, überlegte etwas und seufzte schließlich.
„Ja, wieso nicht. Besser als im Flur zu hocken.“, stimmte er zu und folgte Kyo in sein Zimmer.
„Ich heiße übrigens Kyo. Ist mein erstes Semester.“, stellte er sich vor, während der andere die Tür hinter sich schloss und sich neugierig im Raum umblickte. Das Zimmer war überschaubar. Es gab ein Bett, einen Schrank, einen Schreibtisch und in einer Ecke sogar eine kleine Küche. Hinter einer Tür versteckte sich eine Toilette und auch eine Dusche, allerdings alles sehr eng. Vor dem Schrank standen noch Kartons mit unausgepackten Sachen, doch Kyo fand sein Zimmer für seine Verhältnisse ziemlich ordentlich.
„Ich bin Ryota. Und das ist mein drittes Semester.“, antwortete der andere Student und lächelte ihn an.
„Schön hast du’s hier.“, meinte er.
„Danke. Aber sind die Zimmer hier nicht alle gleich?“, entgegnete Kyo. Ryota zuckte mit den Schultern.
„Ich wohne hier nicht. Meine Eltern wollten mich nicht unterstützen, als ich mein Studium begonnen habe. Es gab für mich hier keine leistbaren Zimmer.“, antwortete er.
„Wo wohnst du dann?“, hakte Kyo neugierig nach.
„Über dem Forever. Ich arbeite auch dort und die Miete ist wirklich erschwinglich. Allerdings lässt Takai nicht jeden dort wohnen.“, erklärte Ryota und ließ sich aufs Bett sinken.
„Ein Studentenwohnheim wäre zwar näher an der Uni, aber an meiner Situation würde ich nur wenig ändern.“, fügte er hinzu.
Kyo lächelte und wollte mehr über den anderen Studenten erfahren. Ryota erzählte frei heraus, dass er vom Land kam und lange Zeit das Verhältnis zu seinen Eltern schwierig gewesen war. Inzwischen hatte sich das aber gebessert.
„Was ist mit dir?“, wollte der Ältere wissen.
„Ich komme aus einer Kleinstadt. Das Verhältnis zu meiner Familie ist… kompliziert. Ich will selbstständig sein und auf eigenen Füßen stehen. Meine Eltern haben aber immer noch nicht aufgehört, mich wie ein Kleinkind zu behandeln. Sie bevormunden mich ständig. Deshalb musste ich auch von zuhause weg. Aber sie warten nur darauf, dass ich mit eingezogenem Schwanz zurückkehre.“, erzählte Kyo und seufzte schwer.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass mich niemand richtig ernst nimmt. Als ob ich immer noch ein Kind wäre, das keine Ahnung von der Welt hat.“, fügte er leise hinzu und ließ sich auf den Schreibtischstuhl plumpsen. Er zog die Beine auf die Sitzfläche und schlang seine Arme um ein Knie.
„Kann ich verstehen. Ist mir nicht besser ergangen. Aber das wird schon. Für Eltern ist es auch nicht einfach zu erkennen, dass ihr Kind seinen eigenen Weg geht.“, munterte Ryota ihn auf. Kyo ließ dieses Thema fallen und fragte ihn stattdessen nach seinem Job aus. Ryota erzählte ausgiebig davon.
„Denkst du, ich könnte auch dort anfangen?“, fragte Kyo, nachdem der Ältere verstummt war. Ryota musterte ihn ausgiebig, verzog die Lippen und dachte darüber nach.
„Also, äußerlich passt du vermutlich ganz gut hinein. Aber ich weiß nicht, wonach Takai seine Angestellten auswählt. Eine Aushilfe kann er sicher noch gebrauchen, das weiß ich. Du müsstest es halt einfach probieren. Versprechen kann ich aber nichts.“, antwortete er schließlich. Kyo grinste darüber.
„Super! Ich versuche es auf jeden Fall. Ich brauche dringend einen Job. Ich will ja nicht auf meine Eltern angewiesen sein. Und ich denke, als Barkeeper eigne ich mich am besten. Das wird sicher toll!“, gab er enthusiastisch von sich. Ryota zwang sich ebenfalls zu einem Lächeln. Er brachte es nicht über sich den Jüngeren in seiner Euphorie zu bremsen. Kyo mangelte es nicht an Selbstvertrauen, im Gegensatz zu ihm. Allerdings übersah der Jüngere, dass er erst seinen Boss von diesen Qualitäten überzeugen müsste.
Geräusche vor der Tür verrieten, dass ein anderer Student in seine Wohnung zurückgekehrt war. Ryota stand auf und ging auf den Flur.
„Nobu!“, rief er sofort und konnte den Ärger in der Stimme nicht verbergen. Kyo folgte ihm und entdeckte den überraschten Ausdruck auf dem Gesicht seines Nachbarn.
„Ryota, was machst du hier?“, fragte er verwirrt.
„Na, was wohl? Du hast mich doch herbestellt. Schon vergessen? Und weil du nicht da warst, habe ich in Kyos Wohnung gewartet.“, antwortete der Angesprochene und deutete auf seine neue Bekanntschaft. Nobu musterte kurz den neuen Studenten, der ihn einfach angrinste.
„Oh, ach ja, stimmt. Tut mir leid. Habe ich vergessen. Midori brauchte Hilfe in ihrem Club und da sie wusste, dass ich Zeit hatte, hat sie mich eingespannt.“, erklärte er in einem entschuldigenden Tonfall. Ryota seufzte und winkte ab.
„Schon gut. In letzter Zeit ist das bei dir ja keine Seltenheit.“, erwiderte er und drängte seinen Freund in dessen Wohnung. Er wandte sich nochmal zu Kyo um.
„Danke, dass ich bei dir warten durfte. Wir sehen uns sicher noch öfter. Kannst mich auch jederzeit im Forever besuchen.“, verabschiedete er sich und schloss die Tür.
Kyo blickte einen Moment den leeren Flur entlang und dachte nach. Hatte er gerade einen Freund bekommen oder würde das hier eine einmalige Sache bleiben? Er zuckte mit den Schultern und ging wieder in sein Zimmer. Er würde es auf sich zukommen lassen.
Als er ein paar Stunden später sich bettfertig machte, entdeckte er unter der Tür einen Zettel durchgeschoben. Er hob das Stück Papier auf und musste grinsen. Eine Nachricht von Ryota, der ihm seine Nummer gegeben hatte. Außerdem konnte Kyo ihn jederzeit um Rat fragen. Sofort wurde dem Studenten leichter ums Herz. Er würde vermutlich kein beliebter Partylöwe werden, mit dem jeder Student gerne befreundet wäre, aber er hatte zumindest seinen ersten Freund hier gemacht. Und vermutlich würde Ryota ihn in seinen Freundeskreis integrieren. Außerdem gab es ja noch die Lehrveranstaltungen. Spätestens wenn die ersten Gruppenarbeiten anstanden, würde er sich mit seinen Kommilitonen beschäftigen müssen. Da würden vielleicht noch andere Freundschaften entstehen. Zufrieden kroch er unter die Decke, nachdem er sich die Nummer eingespeichert und eine SMS geschickt hatte, damit sein neuer Freund auch seine Nummer hatte.
Die ersten Tage gaben ihm ein Gefühl von Sicherheit. Jeder Dozent erläuterte den Ablauf des Semesters und was er alles verlangte. Kyo machte sich Notizen, auch wenn allmählich seine Motivation etwas schwand. Er würde für die Prüfungen auf jeden Fall Gas geben, aber bis dahin wusste er nicht, wie viel Arbeit er in sein Studium stecken wollte.
Eines der Seminare, das er besuchte, stand auch auf Ryotas Lehrplan. Sie saßen zusammen und Kyo war richtig froh darüber.
„Ich bin Professor Yuisho. Im Gegensatz zu manch anderem reicht mir nicht nur bloße Anwesenheit während des Seminars und eine positive Note bei der Prüfung am Ende des Semesters. Ich erwarte aktive Mitarbeit, wenn ihr diesen Kurs bestehen wollt.“, erläuterte der Mann hinter dem Lehrerpult und blickte in die Runde. Im Hörsaal war alles still. Jeder Student spürte, dass man diesen Mann lieber nicht verärgern sollte.
„Je nach Mitarbeit werdet ihr zwei bis drei Hausaufgaben aufbekommen, deren Umfang variiert. Außerdem plane ich eine Gruppenarbeit, die am Ende des Semesters abgegeben werden muss. Ich gebe am Ende jeder Stunde noch Lektüre bekannt, die ihr selbstständig lesen solltet, wenn ihr mehr als nur bestehen wollt.“, fuhr der Professor fort.
Kyo unterdrückte ein Stöhnen. Er hatte eindeutig den falschen Kurs gewählt. Tatsächlich gab es hier nur wenige Erstsemester. Er hatte bereits jetzt schon das Gefühl, als würde er diesen Kurs wiederholen müssen. Unauffällig linste er zu Ryota, der sich eifrig notierte, was Professor Yuisho auf die Tafel schrieb. Eine Liste von Büchern, die für diese Veranstaltung sinnvoll wären. Der Dozent wandte sich um und blickte wieder die Studenten an. Er erkundigte sich nach Fragen und beantwortete sie geduldig.
Kyo musterte währenddessen den älteren Mann. Er schätzte ihn auf Mitte 30, trug Anzug und Krawatte. Das dunkelbraune Haar war ordentlich gekämmt. Unter dem Hemd zeichnete sich ein Körper ab, der kein Gramm Fett versprach. Kyo konnte nicht anders, als die Lehrkraft anzustarren. Er stand auf ältere Männer. Auch der strenge Blick konnte der Attraktivität des Professors keinen Abbruch tun. Kyo war so in seine Beobachtung vertieft, dass er erst nach einer Weile bemerkte, dass der Professor ihn direkt ansah. Der düstere Blick ließ ihn zusammenzucken und er senkte sofort beschämt den Kopf. Nicht nur, dass er diesem strengen Dozenten gleich bei der ersten Einheit aufgefallen war, er hatte wohl auch noch einen negativen Eindruck hinterlassen. Sein Studium hatte sich gerade nicht sonderlich vereinfacht.
„Lass den Kopf nicht hängen! Das wird schon.“, munterte Ryota ihn leise auf.
„Sicher?“, flüsterte Kyo zurück, linste zu dem Dozenten, der bereits die nächste Studentenfrage beantwortete und ihnen keine Aufmerksamkeit mehr schenkte, und musterte dessen markantes Profil.
„Professor Yuisho ist nicht so schlimm, wie es zuerst scheint. Er wirkt anfangs sehr streng, aber als Professor ist er hervorragend. Du wirst alles sicher verstehen und wenn du dich ehrlich bemühst, hilft er dir auch.“, erklärte sein Freund ihm mit gesenkter Stimme. Kyo seufzte und vertraute auf dieses Urteil. Nur hatte er schon öfter die Erfahrung gemacht, dass er auf seine Lehrer anders wirkte, als beabsichtigt. Er schien wohl oft desinteressiert, obwohl er meistens aufmerksam zuhörte.
Professor Yuisho beendete die erste Einheit und entließ die Studenten in die Freiheit. Doch nicht jeder stürmte sofort hinaus. Einige Mädchen versammelten sich um ihn und wollten ihn scheinbar über sein Privatleben ausfragen. Er lächelte sogar etwas, während er versuchte, sein Privatleben auch privat zu lassen.
Kyo folgte Ryota aus dem Hörsaal, konnte es aber nicht verhindern, sich nochmal zu dem Dozenten umzublicken, als sie an diesem vorbeigingen.
„Hast du noch eine Lehrveranstaltung?“, wollte Ryota draußen wissen. Kyo schüttelte den Kopf.
„Willst du mit ins Forever? Das Essen dort ist fantastisch. Und vor allem erschwinglich.“, bot der ältere Student an. Kyo brauchte nicht lange zu überlegen. Sofort stimmte er zu. Er wollte etwas Abstand zu dem Professor, der ihn irgendwie aus dem Konzept gebracht hatte.
„Ist Professor Yuisho echt nicht so schlimm?“, erkundigte sich Kyo auf dem Weg zum Ausgang.
„Ja, ich hatte ihn schon letztes Semester. Am Anfang hatte ich auch total Angst vor ihm. Aber das Strenge ist wohl nur so eine Masche von ihm. Er versucht so seine Studenten zu motivieren. Wie ich vorhin schon sagte, wenn du dich ehrlich anstrengst, dann wird das schon. Er hat sogar einigen Studenten private Nachhilfe gegeben.“, erzählte Ryota.
„Ich weiß nicht, ob ich private Nachhilfe von ihm bekommen will.“, gab Kyo mit einer Mischung aus Übelkeit und sexueller Erregung von sich.
„Ach, sicher? Ich hatte nicht so den Eindruck, als könntest du ihn so wenig leiden.“, meinte Ryota mit einem zweideutigen Tonfall. Kyo zuckte leicht zusammen. Hatte sein Freund etwa was bemerkt?
„Außerdem kann er gut und verständlich erklären. Wirklich. Unter den Dozenten ist er einer der besten. Er ist auch unter seinen Kollegen hoch angesehen.“, fuhr Ryota fort, bevor Kyo sein Verhalten erklären konnte.
Sie fuhren mit der Straßenbahn und Ryota berichtete von seinen bisherigen Erfahrungen mit diesem und anderen Professoren, die auch Kyo derzeit hatte.
Sie kamen im Vergnügungsviertel der Stadt an und Kyo musterte die Front der Bar. Das Forever wirkte von außen relativ unscheinbar. Zumindest im Vergleich der anderen Clubs und Bars, die sich hier angesiedelt hatten und durch grellleuchtende Neonschilder auf sich aufmerksam machten. Kyo folgte seinem Freund ins Innere. Ein paar Gäste waren noch hier und aßen etwas verspätet zu Mittag. Kyo blickte sich aufmerksam um. Die Dekoration hielt sich in Grenzen, die Atmosphäre war angenehm. Es war entspannt und gemütlich. Er fühlte sich hier sofort wohl. Er folgte Ryota zum Tresen. Dieser hatte den jungen Mann hinter der Bar begrüßt und sich auf einen freien Hocker gezogen. Kyo setzte sich neben ihn.
„Kaito, das ist Kyo. Ein Freund aus der Uni.“, stellte Ryota seinen Begleiter dem Barkeeper vor. Kaito begrüßte ihn freundlich und fragte nach ihren Wünschen. Ryota bestellte das Tagesgericht und Kyo schloss sich dem an. Kaito verschwand kurz nach hinten, um Roy die Bestellung mitzuteilen und kam dann wieder hinter die Bar, um für die beiden Getränke zu mixen.
„Ach ja, Takai wollte noch mit dir den Dienstplan für nächsten Monat durchgehen. Du weißt doch inzwischen deinen Stundenplan, oder?“, meinte Kaito zu Ryota, welcher zur Bestätigung nickte.
„Ich gehe nach dem Essen zu ihm. Ist er in seinem Büro?“, erkundigte sich der Student. Der Barkeeper nickte. Aus der Küche kam ein blonder Koch und reichte zwei Teller weiter, die Kaito vor den Studenten abstellte.
„Übrigens, sucht Kyo einen Job und interessiert sich für das Forever.“, meinte Ryota und deutete auf seinen Nebenmann. Kaito musterte ihn und sah ihn fragend an.
„Ja, tu ich.“, bestätigte Kyo etwas überrumpelt.
„Ich will auf eigenen Beinen stehen und habe von Ryota schon einiges von dieser Bar gehört. Und es gefällt mir hier ziemlich gut.“, fügte er hinzu. Kaito schien nachdenklich.
„Hier wollen viele arbeiten. Aber Takai ist etwas eigen, was sein Personal angeht. Im Grunde weiß niemand, wonach er sich richtet. Aber bisher hat sich gezeigt, dass er ein gutes Gespür hat. Als ich hier angefangen habe, war ich noch ein vollkommener Amateur und es gab viele, die definitiv mehr draufhatten als ich. Trotzdem hat er mir diese Chance gegeben. Und wenn ich daran denke, wie wir an unseren Buchhalter gekommen sind… Ich bin sicher, jeder andere Chef hätte diese Entscheidung für vollkommen verrückt gehalten.“, antwortete er schließlich und konnte sich das Lachen bei diesen Erinnerungen nicht verkneifen.
„Optisch passt du ganz gut hier rein. Ich habe so den Eindruck, dass deine Chancen nicht so schlecht stehen. Naja, aber entscheiden muss das immer noch unser Chef.“, fügte er hinzu. Kyo lächelte bei diesen Worten. Es stärkte auf jeden Fall sein Selbstvertrauen.
„Wenn du willst, sag ich Takai gleich mal Bescheid, dass du Interesse hast.“, meinte Kaito.
„Vorhin hat er mit Lieferanten telefoniert. Ist wohl besser, wenn ich sichergehe, dass seine Laune gut ist.“, fügte er murmelnd hinzu. Kyo blickte dem Barkeeper nach und hatte bei den letzten Worten kein so gutes Gefühl.
„Ist Takai so schlimm?“, fragte er seinen Kommilitonen. Ryota blickte von seinem Essen auf und dachte nach.
„Takai ist etwas speziell.“, begann er.
„Er ist sehr jung und wird daher auch von seinen Geschäftspartnern nicht immer so ernst genommen. Das macht ihn oft wütend. Dann sollte man besser aufpassen. Er ist auch jemand, der nicht sonderlich viele Gefühle zeigt. Andererseits sagt er dir die Wahrheit klipp und klar ins Gesicht. Und wenn du Hilfe brauchst, bekommst du sie auch von ihm. Wenn man sich erst an seine Art gewöhnt hat, dann passt alles. Als Chef ist er wirklich hervorragend. Du wirst fair bezahlt und wenn du Beschwerden hast, hört er dir zu. Auch die Kollegen sind alle total nett. Was die Arbeitsbedingungen betrifft, gibt es keinen besseren Job.“, erklärte er und grinste breit. Er genoss sein Essen, während Kyo darüber nachdachte, ob er diesen Job wirklich wollte. Allerdings gefiel es ihm hier.
„Kaito braucht ganz schön lange.“, stellte er fest.
„Ja, vermutlich will die beiden gerade niemand stören.“, erwiderte Ryota.
„Wie meinst du das?“, hakte Kyo verwirrt nach.
„Die beiden sind ein Paar und wenn Takai wütend ist, beruhigt er sich nur durch… naja, Sex oder eine Prügelei. Bevorzugt ersteres.“, antwortete der andere frei heraus. Kyo sah ihn einen Moment unschlüssig an. Er hätte Kaito nicht für schwul gehalten.
„Apropos.“, riss Ryota ihn aus seinen Gedanken. Kyo sah ihn fragend an.
„Wie sieht’s damit aus? Kommst du mit Homosexualität klar? Das hier ist eine sehr tolerante Bar und Homophobie ist hier verboten. Naja, bis auf ein paar Aushilfen ist auch hier jeder Angestellte homosexuell.“, erkundigte sich der ältere Student. Einen Moment zögerte der Jüngere, dann lächelte er ihn an.
„Ich bin selbst schwul. Meine Eltern halten meine Neigung jedoch nur für eine Phase.“, antwortete er und grinste breit. Ryota erwiderte das Lächeln und verstand ziemlich gut.
„Was ist mit dir? Mann oder Frau?“, bohrte Kyo neugierig nach.
„Mann.“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Ryota.
„Um ehrlich zu sein, stecke ich in meiner ersten Beziehung und im Moment stehen die Chancen gut, dass es auch meine letzte ist. Yoru ist total heiß. Wir hatten zwar anfangs ein paar Schwierigkeiten, aber das hat sich geklärt. Naja, ist auch nicht einfach, wenn man feststellt, dass dein Traummann der Ex deines Chefs ist, an dem er immer noch hängt.“, erläuterte er und lachte gezwungen. Kyo sah ihn aus großen Augen an.
„Klingt wirklich nicht einfach.“, kommentierte er. Im nächsten Moment warf sich ein Schatten über sie. Ryota zuckte leicht überrascht zusammen, als er zwei starke Arme spürte, die sich um seine Hüften schlangen.
„Bist du mir wegen meiner damaligen Dummheiten immer noch böse?“, fragte eine dunkle, verführerische Stimme.
Kyo musterte den großen, schwarzhaarigen Mann, der seinem Freund so nahe war. Ryota verneinte diese Frage sofort vehement und strahlte seinen Partner an. Er drehte sich um, schlang seine Arme um den Hals des durchtrainierten Mannes und zog ihn zu einem innigen Kuss an sich ran.
„Ich bin schon lange nicht mehr böse, Yoru. Dafür machst du mich viel zu glücklich.“, antwortete er, sobald sie sich wieder trennten.
Kyo beobachtete dieses Zwischenspiel und wünschte sich, er hätte selbst einen Partner. Jemand, der ihn so liebevoll ansah wie Yoru Ryota. Aber er war Single. Und noch zusätzlich Jungfrau. Er hatte schon Beziehungen gehabt, aber mehr wie Händchenhalten und etwas Küssen war nicht gelaufen. Er war mit Mitschülern zusammen gewesen. Aber wenn er ganz ehrlich war, stand er auf ältere Männer. Geschwärmt hatte er bisher nur für einen Lehrer, den Besitzer der Gärtnerei in seiner alten Straße und einem Büroangestellten, der mit ihm jeden Tag im Bus gesessen hatte. Alles natürlich aussichtslos. Vor allem, weil die Männer alle hetero gewesen waren und er damals noch zu jung gewesen war. Die Männer hätten sich damals wohl auch strafbar gemacht, hätten sie sein Interesse erwidert. Aber er hatte es auch nie offen gezeigt. Schließlich wurde in einer Kleinstadt schnell getratscht und er wollte niemandem Ärger machen, weil jemand vermutete, dass das Ziel seiner Begierde nachgeben könnte. Gerüchte konnten Leben zerstören. Deshalb hatte er lieber geschwiegen und beschlossen, sich erst als Student auszuleben. In einer Gegend, in der er auf Toleranz bezüglich seiner Neigung stoßen würde. Und in dieser Bar schien er genau richtig.
„Freut mich, dich kennenzulernen.“, gab Yoru von sich und blickte Kyo an. Dieser zuckte kaum merklich zusammen. Er hatte nichts mitbekommen, doch dem Verhalten der beiden nach zu urteilen, hatte Ryota ihn gerade vorgestellt. Er lächelte den Partner seines Freundes an.
„Gleichfalls.“, antwortete er knapp und hoffte, dass die beiden nicht mehr erwarteten. Ryota verkniff sich das Kichern.
„Kyo will Takai um einen Job bitten.“, teilt er seinem Liebsten mit.
„Ach, wirklich?“, erwidert Yoru und mustert den jüngeren. Kyo konnte sich das Seufzen nicht verkneifen.
„Lass mich raten: Optisch pass ich rein, aber niemand weiß, wie Takai sein Personal auswählt.“, gab er von sich und verdrehte die Augen. Yoru lachte leise und nickte etwas.
„Hörst du wohl nicht zum ersten Mal. Ist Takai in seinem Büro?“, erkundigte er sich bei seinem Liebhaber. Dieser nickte.
„Kaito ist gerade bei ihm. Will ihn besänftigen, bevor wir ihn auf Kyo loslassen. Nach dem Essen wollte ich sowieso zu ihm. Meine Dienste besprechen.“, antwortete Ryota.