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Riku ist des Reisens müde und kehrt in seine Heimat, das Forever, zurück. Dort erwarten ihn einige Überraschungen. Die größte ist wohl der neue Mann im Leben seines Neffen Takai. Der Weltenbummler befindet sich an einem Wendepunkt in seinem Leben und sucht jetzt ein neues Ziel.
Der Onkel des Barbesitzers beginnt als einfacher Barkeeper wieder in seiner ehemaligen Bar zu arbeiten. Er ist eigentlich glücklich, würde ihm nicht eine Frau an seiner Seite fehlen.
Bei einem Klassentreffen begegnet Makoto seinem Sandkastenfreund wieder und ist froh, dass Riku die alte Freundschaft erneut aufleben lassen will. Doch der 42-Jährige ist unsicher, hat er aus seinem Leben nichts gemacht. Sogar sein Outing steht noch aus. Und selbst nach 20 Jahren Funkstille kann der Büroangestellte seine Gefühle für den ehemaligen Barbesitzer nicht ablegen.
Die erneute Chance will er aber nicht einfach so verstreichen lassen.
Ob er Riku seine Gefühle gestehen kann?
Und wie wird der Heteromann darauf reagieren?
Hat diese alte Liebe überhaupt eine Chance?
Der vierte Teil der Forever-Reihe
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Takais Onkel ist zurück und mit Riku startet Runde 4 der Forever-Reihe.
Der Weltenbummler hat genug von der Einsamkeit, doch als Hetero wird er in seiner ehemaligen Bar wohl kaum die Frau fürs Leben finden.
Ein Klassentreffen bringt ihm aber seinen ehemals besten Freund Makoto zurück und Riku will diesmal den Kontakt nicht wieder einfach so abbrechen lassen.
Dass Makoto all die Jahre allerdings mehr als nur Freundschaft von dem Ex-Barbesitzer wollte, ahnt dieser noch nicht. Oder will er es einfach nicht sehen?
Wird Makoto nach 20 Jahren Funkstille endlich den Mut aufbringen seine Gefühle zu gestehen?
Wichtige Hinweise
Dieses Buch enthält homoerotische Szenen und ist für Leser unter 18 Jahren, sowie homophoben Menschen nicht geeignet.
Sämtliche Personen sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten mit realexistierenden Personen ist purer Zufall und keine Absicht.
Er streckte sich ausgiebig, ließ seinen Kopf kreisen und versuchte die Steifheit aus seinen Gliedern zu vertreiben. Er fühlte sich wie ein alter Mann. Doch eigentlich war er mit seinen 41 Jahren im besten Alter. Er wandte den Kopf und starrte die vorbeiziehende Landschaft an. Im Zugabteil war er fast ganz allein. Am anderen Ende des Waggons saß eine Mutter mit ihrem Baby, das bis vor einer halben Stunde noch einen Heidenlärm gemacht hatte.
Riku lehnte die Stirn an die kalte Fensterscheibe. Die Landschaft kam ihm immer bekannter vor. Nicht mehr lange, dann wäre er wieder zuhause. Er lächelte leicht. Ob er das Forever überhaupt noch wiedererkannte? Die Bar war sein Lebensprojekt gewesen. Schon seit seiner Jugend hatte er von einer eigenen Bar geträumt. Nur seine Schwägerin Saeko hatte er es zu verdanken, dass er genügend Startkapital hatte aufbringen können. Die ersten Jahre hatte er es geschafft, ein erfolgreiches Geschäft zu führen. Die Bar war beliebt gewesen. Doch jedes Jahr war der Umsatz gesunken. Die Stammkundschaft reduzierte sich und letztendlich stand die Bar kurz vor dem Ruin. Vor drei Jahren dann hatte er es nicht mehr geschafft. Er hätte die Bar dichtmachen müssen, wäre Takai nicht eingesprungen. Sein ‚Neffe‘ hatte durch eine Erbschaft, die er von seinen Eltern bekommen hatte, welche er nie kennengelernt gehabt hatte, die Bar übernommen und ihn ausbezahlt. So hatte Riku seine neue Freiheit genießen können. Er hatte eine Weltreise gemacht. Hatte viele exotische Orte gesehen. Doch letztendlich war er des Reisens müde geworden. Er wollte jemanden bei sich haben, mit dem er seine Freude teilen konnte. Am liebsten eine hübsche Frau, mit der er sein Bett teilen konnte. Doch das Leben war kein Wunschkonzert. Seine Beziehungen hielten nie lange. Als wäre er verflucht, fand er einfach sein passendes Gegenstück nicht. Früher war das Leben noch so einfach gewesen.
Der Zug fuhr in den Bahnhof ein und blieb stehen. Riku erhob sich schwerfällig. Das letzte Mal hatte er vor ein paar Tagen richtig schlafen können. Er streckte sich und hob seinen Koffer von der Gepäckablage. Dann ging er zum Ausgang. Die Frau mit dem Kind schien Probleme zu haben. Gentlemanlike half er ihr, an das Gepäck zu kommen. Erschöpft lächelte sie ihn an.
Riku trat auf den Bahnsteig, blickte sich um und lächelte. Hier hatte sich nichts verändert. Gemächlich machte er sich auf den Weg. Er wollte zu Fuß gehen. Die beginnende Nacht genießen. Der Weg war nicht allzu weit. Außerdem war er trainiert.
Die Abendluft tat ihm gut. Schon bald kam er im Vergnügungsviertel der Stadt an. Wie erwartet hatte sich hier einiges getan. Clubs und Bars hatten den Besitzer gewechselt, geschlossen und neu eröffnet. Riku kannte den Weg zu seiner ehemaligen Bar. Das Forever war zumindest in der Familie geblieben. Sein adoptierter Neffe besaß mehr Geschäftssinn als er selbst. Inständig hoffte er, dass sein junger Nachfolger mehr Erfolg hatte.
Vor der Bar blieb der ehemalige Besitzer stehen und musterte die Fassade. Nach außen hin hatte sich nichts geändert. Außer den Öffnungszeiten. Es gab inzwischen sogar Frühstück. Er betrat sein ehemaliges Geschäft und blickte sich um. Die Kundschaft bestand vor allem aus Männern. Er seufzte, als er daran dachte, wie Takai drauf war. Dass sein Neffe schwul war, hatte den Älteren nie gestört. Doch dass er ständig irgendwelche Kerle aufriss und mit ihnen ins Bett stieg, gefiel ihm gar nicht. Der Junge spielte mit den Herzen der Typen und brach sie förmlich der Reihe nach. Riku sah sich an der Bar um. Er entdeckte eine junge Frau, 29, rotbraunes Haar, 171 cm groß. Sie flirtete ungehemmt mit den Gästen und machte ihre Aufgabe gut. Riku kannte sie nicht sehr gut, aber er hatte Satsuki vor einigen Monaten schon mal kennengelernt. Vor etwas mehr als einem Jahr war er das letzte Mal hier gewesen. Da hatte er auch Roy, den blonden, britischen Koch kennengelernt. Die Belegschaft schien sich nicht groß verändert zu haben. Und die Geschäfte schienen gut zu laufen. Riku steuerte den Flur an, der zu dem Bereich führte, der für Gäste nicht zugänglich war. Er ließ den Koffer stehen und ging in den Mitarbeitergemeinschaftsraum am Ende des Ganges. Als er öffnete, sah er seinen alten Freund dort sitzen. Shuichi, Takais Stellvertreter. Der große, schwarzhaarige Mann mit den strahlendblauen Augen hing über seinem Essen. Vor ihm saß ein jungenhafter Mann, mit braunen Haaren und bernsteinfarbenen Augen. Riku kannte ihn nicht. Ein Gast? Oder ein neuer Angestellter? Wobei letzteres irgendwie nicht ganz passte.
Shuichi blickte auf und war ganz überrascht.
„Riku! Na so was, was machst du denn hier?“, rief der Barkeeper aus und stand auf. Sein Gegenüber blickte überrascht auf und musterte den älteren Mann.
Ohne zu zögern trat der Schwarzhaarige vor seinen älteren Freund und zog diesen in seine Arme. Riku erwiderte die Umarmung. Er kannte Shuichi bereits seit einer halben Ewigkeit. Sie hatten sich immer gut verstanden und der Jüngere hatte stets Rat gewusst.
„Hey, Shuichi! Ich habe beschlossen, mal wieder hier vorbei zu schauen. Und fürs Erste will ich auch bleiben.“, antwortete der ehemalige Besitzer und grinste. Die beiden Männer traten wieder auseinander. Riku bemerkte, dass der dritte Mann aufgestanden und neben seinen Freund getreten war. Er lächelte leicht schüchtern und musterte den Ältesten in der Runde. Shuichi legte ihm den Arm um die Hüften.
„Ich glaube, ihr kennt euch noch gar nicht. Kat, das ist Riku, Takais Onkel und der Gründer des Forever.“, sprach er an den Jüngeren gewandt. Dieser nickte und lächelte den ehemaligen Besitzer an, wobei es unsicher wirkte.
„Riku, der süße Kerl hier heißt Katashi. Er ist unser Buchhalter. Er hat sich voll reingehängt, um dein chaotisches System unter Kontrolle zu bringen. Und er macht seine Arbeit gut. Hat es sogar geschafft, die Gewinne so anzulegen, um genug zu haben, um Saeko ihr Geld zurückzugeben.“, prahlte der Barkeeper mit stolzgeschwellter Brust.
Riku pfiff beeindruckt. Takai war also seine Tante losgeworden? Das machte vieles einfacher. Er musterte die beiden vor sich, die ausgesprochen eng beieinander standen. Der ältere Mann wusste, dass sein Freund sich vom eigenen Geschlecht angezogen fühlte. Doch bisher hatte ihn immer nur das Pech verfolgt. Kurz wollte Riku fragen, ob die beiden zusammen wären, doch dann entschied er sich dagegen. Shuichi war jemand, der auch gerne mal auf Körperkontakt aus war. Sein Verhalten war typisch für ihn, auch wenn er nicht mit diesem Mann zusammen war. Und Katashi war wohl schon eine ganze Weile hier. Es wäre also nicht ungewöhnlich, wenn er sich an diese Nähe bereits gewohnt hatte.
„Takai hat wohl wirklich ein Auge für gutes Personal.“, meinte Riku.
„Apropos, wo steckt mein Neffe gerade? Ist er im Büro?“, fügte er hinzu.
„In seiner Wohnung. Wir hatten gestern ein größeres Event und er hatte viel Arbeit damit. Ich habe ihn dazu überredet, heute mal zu entspannen.“, antwortete der Barkeeper. Riku nickte und drehte sich um. Die beiden Männer starrten ihm nach.
„Hättest du ihn nicht vielleicht vorwarnen sollen? Takai wird wohl nicht gerade schlafen.“, fragte Katashi leise, drehte sich zu dem Barkeeper und schlang seine Arme um dessen Hüften.
„Er wird es schon noch früh genug merken. Und Riku ist selbst schuld, wenn er nicht früher mal zurückkommt.“, erwiderte Shuichi, beugte sich vor und drückte die Lippen auf die seines Geliebten. Sanft küsste er seinen Jungen, bis die Tür aufging und Satsuki den Kopf hereinstreckte.
„Shuichi, ich störe euch ja nur ungern, aber ich brauche dich wieder vorne.“, meinte sie und grinste breit. Der Barkeeper seufzte leise und drückte den jüngeren Mann an sich.
„Ich komme sofort.“, erwiderte er, drückte seine Lippen auf die Schläfen des anderen und löste sich widerwillig von ihm.
Riku trug seinen Koffer die Treppen hoch und blieb vor der Wohnung stehen. Mit dem Ersatzschlüssel verschaffte er sich Zugang zum Inneren. Sein Gepäck ließ er im Eingangsflur stehen. Er grinste, als er sich in die Wohnung schlich. Interessiert blickte er sich um. Es hatte sich nicht viel verändert. Zumindest nicht großartig. Riku dachte daran, wie Takai sich über dessen Rückkehr freuen würde. Takai war niemand, der seine Gefühle offen zeigte. Aber er mochte seinen Onkel und wenn sie allein waren, ließ er sich auch ab und zu in den Arm nehmen. In freudiger Erwartung steuerte er das Schlafzimmer an und legte die Hand auf die Klinke. Er seufzte lautlos und öffnete dann schwungvoll die Tür.
„Guten Abend, Takai! Lang nicht gesehen.“, rief er laut ins Schlafzimmer, das nur von der Nachttischlampe erhellt wurde.
Riku starrte etwas verdutzt auf das große Bett. Dort lag nicht sein schlafender Neffe. Zumindest nicht allein. Und schlafend war er auch nicht. Takai saß am Schoß eines braunhaarigen, nackten Mannes, der etwa Mitte zwanzig war. Der Fremde hatte die Arme um die Hüften des Jüngeren geschlungen und küsste sich an dessen Halsbeuge entlang. Die untere Hälfte der beiden Männer war von der Decke verdeckt, doch Riku brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie es darunter aussah. Peinlich berührt verschloss er die Tür wieder. Es war nicht das erste Mal gewesen, dass er Takai in flagranti erwischt hatte. Doch es überraschte ihn immer wieder. Vermutlich hatte Riku den beiden gerade die Stimmung verdorben. Kurz dachte er nach und entschied sich zu warten. Er ging in den Küchenbereich und machte sich Tee. Takais Bettgeschichte würde sicherlich gleich verschwinden. Diese Kerle blieben nie lange. Sobald sein Neffe ihnen die kalte Schulter zeigte, verschwanden sie meist. Nicht unbedingt für immer, aber zumindest für diese Nacht. Riku lauschte den Geräuschen in der Wohnung. Er hörte immer noch Stöhnen und Keuchen. Seine Störung hatte wohl doch nicht die Stimmung getrübt. Vermutlich waren sie beide einfach schon zu weit gewesen. Und Takai besaß ohnehin nicht wirklich viel Schamgefühl.
Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Schlafzimmertür. Der schlanke, feminine Junge trat heraus. Er trug Hotpants und Schlabbershirt mit ausgeleiertem Ausschnitt. Takai trat an die Kücheninsel und setzte sich auf den Stuhl. Riku schob ihm die zweite Tasse Tee hin, die er gemacht hatte.
„Du hast dich lange nicht gemeldet.“, brach der junge Barbesitzer sein Schweigen.
„Im Dschungel ist schlechter Empfang. Und als ich draußen war und beschlossen hatte, wieder nachhause zu kommen, wollte ich dich überraschen.“, antwortete sein Onkel.
„Wie ich sehe, läuft die Bar ganz gut. Habe deinen Buchhalter bereits kennengelernt.“, wechselte dieser das Thema. Takai grinste sofort.
„Ja, Katashi hat sich bewährt. Er hat alles getan, um dein System zu verstehen und zu verbessern. Ein Glück, dass er in seiner alten Firma solche Probleme hatte. Die hatten einen ungeschliffenen Diamanten und wussten nicht mal was davon.“, erzählte der junge Barbesitzer freudig.
„Shuichi hat schon erwähnt, dass du dank ihm Saeko auszahlen hast können.“, erwiderte Riku.
„Ja, dafür bin ich ihm sehr dankbar. Auch wenn er einen Teil des Gewinnes ohne mein Wissen sehr risikoreich angelegt hat. Wäre das schief gegangen, hätte ich viel Geld verloren. Und ich hätte Akemi wohl heiraten müssen. Saeko hatte mich erpresst.“, antwortete der jüngere Mann und verzog verärgert das Gesicht. Riku schüttelte nur den Kopf über seine Schwägerin. Manche Frauen konnten wirklich berechnend sein. Ein Glück musste auch sein Neffe nichts mehr mit ihr zu tun haben.
„Ich habe übrigens vor, die Wohnungen über der Bar zu vermieten. Dieses Zusatzgeld könnten wir gut gebrauchen. Ich wollte ohnehin noch ein, zwei Angestellte einstellen. Die anderen arbeiten sonst viel zu viel. Katashi und Shuichi besetzen bereits eine Wohnung. Und eine möchte ich für den Notfall freilassen. Aber die anderen kann man noch vermieten.“, fuhr der Jüngere ungerührt fort.
„Shuichi wohnt hier? Hat er sich nicht immer geweigert, eine Wohnung zu nehmen, weil er sonst sein Privatleben aufgeben würde?“, hakte der Ältere nach. Takai zuckte mit den Schultern.
„Es hat sich einiges geändert. Und er hat einen guten Grund für einen Einzug gefunden.“, gab er von sich und grinste vielsagend. Riku brauchte einen Moment, ehe er kapiert hatte. Sein alter Freund und der Buchhalter mussten wohl doch etwas am Laufen haben. Und da sie sogar zusammen wohnten, schien es wohl sehr ernst zu sein. So weit war der Barkeeper in einer Beziehung nämlich noch nie gewesen.
Takai erzählte von seinen Plänen für die Bar, die er bereits umgesetzt hatte, und von denen, die er noch umsetzen wollte. Sein nächster großer Schritt würde die Vermietung der freien Wohnungen sein. Dann hätte er vorläufig alle Ziele erreicht. Je nach Erfolg könnte er sich überlegen, ob er weiter expandieren wollte oder nicht. Fürs Erste würde er dann aber wohl etwas runterfahren und es langsamer angehen lassen.
Die Schlafzimmertür öffnete sich und Takais Bettgeschichte kam heraus. Der junge Mann trug enge Jeans und ein weißes Hemd. Er hatte eine dunkelblaue Krawatte um den Hals, sowie die dunkelblaue Arbeitsweste des Forever. Der Braunhaarige kicherte, als er näher kam.
„Takai, du denkst wohl immer nur ans Forever. Du arbeitest zu viel.“, gab er liebevoll von sich. Er stellte sich hinter den Barbesitzer und legte seine Hände auf die Stuhllehne.
„Du weißt doch, dass mir die Arbeit wichtig ist.“, erwiderte der Angesprochene.
„Ja, ich weiß. Aber ab und zu solltest du auch abschalten.“, entgegnete der Ältere. Dann blickte er zu Riku, weil er genau wusste, dass diese Diskussion ohnehin kein Ergebnis haben würde.
„Onkel Riku, das ist Kaito. Er ist einer meiner Barkeeper.“, stellte Takai den Fremden vor.
Riku musterte den Angestellten interessiert. Was hatte der Kerl, dass sein Neffe dessen eigene Regeln brach? Riku konnte es nicht sagen. Der junge Mann war nicht unattraktiv, aber besonders schien er auch nicht. Vermutlich war er jemand, mit dem Takai eine lockere Sexbeziehung haben konnte.
Der ältere Mann ahnte gar nicht, wie ernst es zwischen seinem Neffen und dem Barkeeper doch war.
„Ich lass euch mal allein. Allmählich sollte ich wieder an die Arbeit. Bald kommt der nächste Schwung Gäste.“, meinte Kaito, drückte seine Lippen auf Takais Scheitel und ging dann.
Takai blickte ihm nach und lächelte leicht.
„Normalerweise fängst du doch nichts mit Angestellten an.“, brach Riku nach einer Weile das Schweigen.
Sein Neffe musterte ihn, griff nach seiner Tasse Tee und nippte daran.
„Es hat sich viel verändert.“, meinte er vage.
„Was hat sich verändert?“, hakte Riku nach. Er wollte wissen, was im Leben des jungen Mannes vor sich ging. Schließlich fühlte er sich immer noch für ihn verantwortlich.
„Einiges. Shuichi ist nicht der Einzige, der jemanden gefunden hat. Zwischen ihm und Katashi ist es sehr ernst. Auch Roy hat jemanden gefunden. Sie sind sehr glücklich zusammen.“, erzählte Takai. Kurz musterte er sein Gegenüber, dann blickte er in Richtung Tür und schien mit den Gedanken woanders zu sein.
„Kaito war… ganz schön hartnäckig. Er war die ganze Zeit für mich da. Und er ist es immer noch. Wir lieben uns und ich will nicht, dass diese Beziehung je endet. Wir haben viel durchgemacht. Sehr viel sogar. Und besonders Saeko und Akemi haben uns beide sehr leiden lassen.“, fuhr er fort.
Riku musterte seinen Neffen. Seine Gesichtszüge waren sanft und weich, nicht so hart und kalt wie früher. Er wirkte reifer, nicht mehr so unnahbar und vor allem glücklicher.
„Ich… kenne diesen Kaito noch nicht, aber er scheint ein netter Kerl zu sein. Vor allem bin ich froh, dass du so glücklich scheinst.“, antwortete der Ältere. Takai lächelte etwas.
Riku ging mit Takai in die Bar und ließ sich von ihm all die Veränderungen zeigen. Das Büro wirkte aufgeräumter. Kaum Papierkram mehr. Die Buchhaltung war endlich digital und Katashi führte sie wohl ziemlich gut. Takai hatte das Geschäft voll im Griff. Riku musterte den jungen Mann, der ganz professionell, aber auch mit einer Spur Freude über den Job sprach.
Der Ältere hatte schon vor acht Jahren gewusst, dass der Kleine etwas Besonderes war. Auch wenn er damals ausgesprochen verschlossen gewesen war. Riku erinnerte sich zurück.
Vor acht Jahren hatte er es nicht leicht gehabt. Die Bar war nicht sonderlich gut gelaufen. Der Anfangserfolg hatte sich allmählich verabschiedet und das Forever kämpfte ums Überleben. Die Geschäfte liefen mies, weil er sich von Lieferanten über den Tisch hatte ziehen lassen. Ihm war klar, dass er zu naiv gewesen war. Doch er war ein gutherziger Mensch. Hatte immer geglaubt, dass niemand durch und durch böse sein konnte.
Damals war gerade sein älterer Bruder bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Riku hatte an Familie nur mehr ihn gehabt. Mit dessen Frau Saeko hatte er sich nie verstanden. Es war ihm unheimlich schwer gefallen, sie um das Geld zu bitten, das er für die Eröffnung der Bar gebraucht hatte. Aber die Banken hatten ihm keinen Kredit gewährt, weil er nichts gehabt hatte, das er als Sicherheit hätte anbieten können.
Der plötzliche Tod seines Bruders zusammen mit der Krise seines Geschäftes hatten ihn nächtelang nicht schlafen lassen. Doch dann war er dem verwahrlosten Teenager auf der Straße begegnet. Er hatte an das Schicksal geglaubt und das verwaiste Kind aufgenommen. Takai hatte ihn lange Zeit nicht an sich herangelassen. Ständig hatte der Junge ihn misstrauisch angesehen. Riku wusste, dass der Kleine Angst gehabt hatte. Angst davor, dass er ihn anfassen könnte. Mit viel Geduld hatte er das Vertrauen seines Schützlings bekommen.
Dieser hatte es ihm gedankt. Durch die Mithilfe in der Bar und letztendlich dessen Übernahme, um die Schließung zu verhindern.
Inzwischen hatte der junge Barbesitzer nur mehr wenig mit dem Jungen von damals gemein. Sogar diese Härte war aus ihm gewichen. Nur sein Verstand funktionierte noch so messerscharf wie eh und je.
Die Bar selbst hatte sich kaum verändert. Die beiden gingen in den Gästebereich. Es war sehr voll. Hinter dem Tresen arbeiteten Kaito und Shuichi, richteten Getränke und flirteten auch hin und wieder. Satsuki tanzte förmlich durch die Bar, schnappte sich leere Gläser, bevor diese zu Bruch gehen konnten und ließ sich auch schon mal was zustecken, damit sie einen Tisch bediente.
Riku beobachtete besorgt den Liebhaber seines Neffen. Dieser schien sich gut zu amüsieren. Ob er überhaupt treu war? Im Moment schien es nicht so.
„Das Trinkgeld.“, riss Takais Stimme ihn aus seinen Gedanken. Der ehemalige Barbesitzer musterte den Kleinen neben sich und sah ihn fragend an.
„Du hast dir doch Sorgen wegen Kaito gemacht. Er flirtet nur, um an mehr Trinkgeld zu kommen. Das machen hier alle. Ist ja nichts Ernstes. Gehört zum Service.“, erklärte der Jüngere gelassen.
Riku verzog die Lippen. Er zweifelte daran, dass die Partner nie eifersüchtig werden würden. Da entdeckte er Katashi an der Bar sitzen. Er nippte an einem bunten Glas und beobachtete den älteren Barkeeper immer wieder. Sobald dieser seine Gäste bedient hatte, ging er zu ihm, beugte sich vor und flüsterte ihm Dinge ins Ohr, die den Buchhalter zum Erröten brachten.