Fürsten-Roman 2676 - Caroline Thanneck - E-Book

Fürsten-Roman 2676 E-Book

Caroline Thanneck

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Beschreibung

Die Bekanntschaft von Prinz Sebastian und Susanne von Hohenried gestaltet sich von Beginn an sehr kurios. Nicht nur, dass sich die jungen Adligen als Unfallgegner kennenlernen, sie sind auch noch beide brennend daran interessiert, dieselbe alte Villa zu kaufen - allerdings aus verschiedenen Gründen. Während Sebastian einen Golfclub auf dem Gelände errichten will, schmiedet die Prinzessin mit ihrer Schwester Tessa schon lange Pläne, eine eigene Kinderklinik zu eröffnen.
Zur großen Verwunderung der beiden Frauen verzichtet Sebastian schließlich auf die Villa und ermöglicht ihnen damit die Erfüllung ihres Traums - doch er hat eine seltsame Bedingung: Susanne soll ihn in Zukunft bei offiziellen Terminen begleiten, um mögliche Verehrerinnen von ihm fernzuhalten ...


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Inhalt

Cover

Die schönen Schwestern von Schloss Hohenried

Vorschau

Impressum

Die schönen Schwestern von Schloss Hohenried

Für welche von ihnen wird sich Prinz Sebastian entscheiden?

Von Caroline Thanneck

Die Bekanntschaft von Prinz Sebastian und Susanne von Hohenried gestaltet sich von Beginn an sehr kurios. Nicht nur, dass sich die jungen Adligen als Unfallgegner kennenlernen, sie sind auch noch beide brennend daran interessiert, dieselbe alte Villa zu kaufen – allerdings aus verschiedenen Gründen. Während Sebastian einen Golfclub auf dem Gelände errichten will, schmiedet die Prinzessin mit ihrer Schwester Tessa schon lange Pläne, eine eigene Kinderklinik zu eröffnen.

Zur großen Verwunderung der beiden Frauen verzichtet Sebastian schließlich auf die Villa und ermöglicht ihnen damit die Erfüllung ihres Traums – doch er hat eine seltsame Bedingung: Susanne soll ihn in Zukunft bei offiziellen Terminen begleiten, um mögliche Verehrerinnen von ihm fernzuhalten ...

»Vorwärts, Brauner!« Mit dem sanften Druck seines Unterschenkels ermunterte Rudolf Fürst von Hohenried sein Reittier, sich in Bewegung zu setzen. Seine Hand, die den Zügel hielt, strich den Pferdekamm entlang nach vorn.

Der Criollo warf den Kopf in den Nacken und wieherte, rührte sich jedoch nicht vom Fleck. Stattdessen verfolgte er mit seinen Blicken den Polo-Schläger, den der Fürst neben seinem Kopf durch die Luft wirbelte. Ein nervöses Zittern durchlief den Pferdeleib.

»Du schaffst das, Brauner. Vorwärts!« Fürst Rudolf schnalzte mit der Zunge, um das Kommando zu unterstreichen.

Criollos waren ausgezeichnete Polo-Pferde. Sie waren wendig und hatten Kampfgeist. Sie brauchten jedoch ein spezielles Training, um ihren Fluchtinstinkt zu vergessen und es hinzunehmen, dass während eines Spiels mit einem Schläger um ihren Kopf herum hantiert wurde.

Der Braune war beinahe so weit. Er schnaubte und setzte zögerlich einen Huf vor.

»Sehr gut!«, lobte der Fürst und verstärkte seinen Schenkeldruck.

Das veranlasste sein Reittier, dem Kommando zu folgen und in gemächlichem Schritttempo den Reitplatz hinter dem Schloss zu überqueren. Währenddessen tauchte ein silberhaariger Butler am Rand des Reitplatzes auf und winkte mit einem Kuvert.

»Gerade wurde ein Brief für Sie abgegeben, Durchlaucht.« Ein wenig atemlos reichte der Bedienstete den Umschlag über den Koppelzaun. »Ein Bote hat ihn gebracht.«

Fürst Rudolf nahm den Briefumschlag entgegen und warf einen Blick darauf. Sein Name stand in Druckbuchstaben auf dem Kuvert, aber kein Absender.

»Von wem kommt das Schreiben?«, wollte er wissen.

»Das hat der Bote leider nicht gesagt.«

»Verstehe. Vielen Dank, Jost.«

Der Butler nickte und entfernte sich wieder.

Fürst Rudolf beschloss, das Schreiben später zu öffnen und zuerst das Training zu beenden. Er schob den Umschlag in das Innere seiner Reitjacke, wo dieser leise knisterte.

Als sein Pferd wieder antrabte, ließ Fürst Rudolf die Zügel locker und gab dem Hengst Zeit, sich an die Gegenwart des Polo-Schlägers zu gewöhnen. Der Fürst war ein geduldiger Trainer. Die Pferdezucht und das Training waren seine Passion, der Ausgleich zu seiner aufreibenden Arbeit als Vorstand einer weltweit agierenden Hotelkette.

Das Herz des Fürsten wurde weit, als sein Blick nun vom Pferderücken aus über das zerklüftete Panorama des Berner Oberlandes schweifte. Er liebte die Berge, und er träumte davon, bald mit einem Enkelkind durch die Natur zu streifen und es alles zu lehren, was er selbst wusste – gerade so, wie sein Großvater es vor fünfzig Jahren mit ihm getan hatte.

Schloss Hohenried lag in einem idyllischen Seitental und war von dichtem Mischwald umgeben. Zahlreiche weiße Türme und Erker reckten sich gen Himmel und gaben dem Anwesen ein märchenhaft-verträumtes Aussehen. Efeu rankte an den alten Mauern empor.

Das Schloss war seit über dreihundert Jahren im Familienbesitz, Tradition wurde hier großgeschrieben. Deshalb lag es dem Fürsten auch sehr am Herzen, seine beiden Töchter gut zu verheiraten. Eine falsche Entscheidung konnte das Leben mehrerer Generationen zerstören.

Und nun braute sich eine Gefahr zusammen! Fürst Rudolf konnte es bis in die Zehenspitzen hinunter fühlen. Das anonyme Schreiben war nicht das erste seiner Art!

Sorgenvoll holte er das Kuvert aus seiner Jackentasche und riss es auf. Es enthielt lediglich einen dünnen Briefbogen, auf dem mit Maschine geschrieben stand:

Ihr zukünftiger Schwiegersohn ist nicht ehrlich zu Ihnen. Verhindern Sie die Verlobung mit allen Mitteln!

Einer, der es gut mit Ihnen meint.

Der Fürst schnaubte leise. Was sollte das? Warum versteckte sich der Verfasser hinter anonymen Schreiben, anstatt ihm offen und ehrlich ins Gesicht zu sagen, was er sagen wollte?

Der Schreiber musste Philip von Lilienthal meinen, den Freund seiner Tochter Tessa, denn ihre Schwester ging seit einer großen Enttäuschung jeder Beziehung aus dem Weg und dachte nicht an eine Heirat.

Philip trägt Tessa auf Händen, dachte Fürst Rudolf. Die Briefe, die ihn verunglimpfen, müssen von einem Neider stammen. Ich sollte keinen Pfifferling darauf geben. Aber man weiß ja nie. Wenn nun doch etwas dran ist?

Nachdenklich fuhr sich der Fürst über das Kinn. Von Zeit zu Zeit umgab Philip etwas Düsteres, dann hüllte er sich in Schweigen, als laste ein Gewicht auf seinem Herzen. Gab es womöglich ein Geheimnis, von dem sie nichts wussten?

Ich werde jemanden mit Nachforschungen über Philip betrauen, entschied der Fürst. Es kann sicherlich nicht schaden, die Augen offen zu halten.

Als er diesen Entschluss gefasst hatte, stieg Fürst Rudolf aus dem Sattel und brachte sein Pferd zurück in den Stall. Er klopfte dem Hengst lobend den Hals, ehe er den Stallburschen beauftragte, den Criollo abzureiben und zu tränken. Dann machte er sich auf die Suche nach seiner Frau.

Fürst Rudolf fand Fürstin Ramona in der Bibliothek, wo sie über eine Liste mit Namen gebeugt saß und weitere auf einen Zettel notierte. Rudolf von Hohenried gab der Fürstin einen liebevollen Kuss und deutete dann auf ihre Notizen.

»Was machst du gerade, Liebes?«, wollte er wissen.

»Ich stelle die Gästeliste für Tessas Verlobungsfeier auf.«

»Du willst die gesamte Erdbevölkerung einladen?«, fragte der Fürst verblüfft.

Die Fürstin schüttelte leise lachend den Kopf.

»Das sind nur unsere engsten Freunde und Verwandten«, entgegnete sie sanft. »Und die von Philip natürlich.«

»Ich wusste nicht, dass wir so viele Leute kennen.«

Die Fürstin lächelte. Sie war eine Frau in den Vierzigern, deren braune Augen voller Wärme in die Welt blickten. Sie engagierte sich in mehreren Wohltätigkeitsorganisationen und hatte eine Schwäche für Gemälde französischer Impressionisten, mit deren Bildern sie die Wände des Schlosses füllte. Ihr korallenrotes Kostüm und ihre aufgesteckten Haare verrieten schlichte Eleganz.

»Es gibt da etwas, was du wissen solltest, Liebes«, meinte der Fürst ernst.

Mit gedämpfter Stimme berichtete er seiner Frau von dem anonymen Brief, doch zu seiner Verwunderung reagierte die Fürstin gelassen.

»Ich würde nicht zu viel darauf geben. Das ist nicht das erste anonyme Schreiben, das wir erhalten, und es wird nicht das letzte sein. In unserer Position sind wir prädestiniert, die Aufmerksamkeit zwielichtiger Personen auf uns zu ziehen.«

»Und wenn an der Sache etwas dran ist?«

»Wenn Philip tatsächlich ein Geheimnis hat, wird er Tessa schon zur rechten Zeit davon erzählen. Er ist ein anständiger junger Mann, Rudolf. Und er liebt unsere Tochter. Davon bin ich fest überzeugt.«

»Ich eigentlich auch.« Trotz seiner Beteuerung konnte der Fürst eine gewisse Besorgnis nicht abschütteln. »Und wenn es dem Briefeschreiber nicht um Tessa, sondern um Susanne geht?«

»Das glaube ich nicht. Sie ist überzeugter Single – leider ...«

»Jedenfalls soweit wir wissen«, präzisierte der Fürst.

Seine beiden Töchter hätten nicht verschiedener sein können. Während Tessa eine verträumt veranlagte Künstlerin war, hatte Susanne ihre Ausbildung in Rekordzeit absolviert und war Kinderärztin geworden. Sie hatte einen scharfen Verstand und ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Beides machte sie zu einer erfolgreichen Ärztin, es hatte sie jedoch nicht vor einer großen Enttäuschung mit ihrem früheren Verlobten bewahrt.

»Glaubst du, Susanne hat ihren Kummer inzwischen verwunden?«

»Nein, ich fürchte, sie hängt noch immer an Raimund. Sie war seit Ewigkeiten nicht mehr aus.« Fürstin Ramona seufzte.

»Das ist wahr.« Fürst Rudolf hatte Raimunds Namen auf der Gästeliste entdeckt und tippte skeptisch darauf. »Willst du ihn etwa ebenfalls zur Feier einladen?«

»Ja. So geben wir den beiden eine Chance, wieder zusammenzufinden.«

»Hältst du das wirklich für eine gute Idee? Susanne ist sehr verschlossen in Herzensdingen. Sie hat uns nie gesagt, weshalb sie sich damals von Raimund getrennt hat, aber es war sicher keine leichte Trennung.«

»Eben. Aus diesem Grund müssen sie das Vergangene bereinigen, sonst wird sie nie darüber hinwegkommen.«

»Und wenn sie ihn nicht wiedersehen will?«

»Auf dem Fest werden genügend Gäste sein, sodass sie Raimund aus dem Weg gehen kann, wenn sie das möchte. Vielleicht hilft ihr das, ihn endlich zu vergessen.«

Fürst Rudolf schüttelte bedächtig den Kopf. Ihm war nicht wohl bei diesem Plan. Vermutlich würden ihnen schon bald einige Aufregungen ins Haus stehen ...

»Das kann unmöglich Ihr Ernst sein!« Sebastian von Schönburg stützte sich mit den Händen auf den Schreibtisch und starrte den Makler wütend an. »Wie lange wollen Sie den Verkauf noch hinauszögern?«

Der Grundstücksmakler war ein untersetzter Mann mit schütterem Haar und listigen grauen Augen, die hinter einer goldenen Brille hervorblinzelten. Sein Büro lag am Rand von Gstaad in einem modernen Glasbau. Die Miete musste Unsummen verschlingen. Deshalb schien er in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich zu sein.

Der Prinz hatte den starken Verdacht, dass der Makler den Verkauf absichtlich hinauszögerte. Je länger die Verhandlungen dauerten, umso höher kletterten die Gebote der interessierten Käufer. Aber nun war Prinz Sebastian fest entschlossen, der Sache ein Ende zu machen. Es wäre doch gelacht, wenn ich nicht in der Lage wäre, ein Grundstück zu erwerben, dachte er. Schließlich führte er seit fünf Jahren sehr erfolgreich das Familienunternehmen.

Nach dem viel zu frühen Unfalltod seiner Eltern hatte er eher als erwartet in die Fußstapfen seines Vaters treten müssen und seinen Platz an der Spitze des Kosmetikkonzerns eingenommen. Meist arbeitete er über sechzig Stunden in der Woche. Nun beabsichtigte er, sich nebenbei etwas Eigenes aufzubauen, und dafür brauchte er unbedingt dieses Grundstück!

Er nannte dem Makler eine beachtliche Summe, die um ein Drittel höher lag als sein voriges Angebot.

»Das ist mein letztes Angebot für die Villa und das Grundstück. Wann können Sie die Papiere fertig haben?«

»So schnell geht das leider nicht.« Der Makler zuckte bedauernd mit den Schultern. »Ich muss Ihren Mitbietern die Chance einräumen, ihre Angebote ebenfalls zu erhöhen.«

Sebastian unterdrückte ein Stöhnen.

»Was würde es mich kosten, wenn Sie das unterlassen?«

»Es tut mir leid, aber das kann ich nicht machen. Das wäre unseriös.«

»Besser gesagt, das könnte Ihren Gewinn schmälern.«

»Nicht doch! Ich denke lediglich an meine Kunden!«, wehrte Friedrich Schommel entrüstet ab. »Ihre Mitbieterin möchte die Villa ebenfalls unbedingt haben. Ich erwarte sie in Kürze und werde sie über Ihr Gebot in Kenntnis setzen.«

Sicher eine stinkreiche Ehefrau, die noch nie in ihrem Leben einen Finger krumm gemacht hat, vermutete der Prinz erbittert. Wahrscheinlich sucht sie nur einen Rückzugsort, an dem sie sich ungestört mit ihrem Gärtner vergnügen kann ...

»Wer ist es?«, grollte er.

»Das darf ich Ihnen leider nicht sagen.«

Seufzend gab der Prinz es auf. Der Makler war so entgegenkommend wie ein Felsbrocken.

»Sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie mehr wissen«, bat er schließlich resigniert.

»Selbstverständlich«, versicherte Friedrich Schommel beflissen.

Frustriert verließ der Prinz das Büro, und als er hinaus auf die Straße trat, wurde er von warmem Sonnenschein empfangen. Der August machte seinem Ruf in diesem Jahr alle Ehre. Der Himmel war strahlend blau, und Schmetterlinge tanzten in der vor Wärme flimmernden Luft. Es duftete nach Blüten und frisch gemähten Wiesen.

Kurz entschlossen steuerte Sebastian ein Straßencafé an. Ein starker Espresso war genau das, was er jetzt brauchte!

Das Café lag auf der anderen Straßenseite. Erst als Sebastian seinen Fuß auf die Straße setzte, fiel sein Blick auf die Fußgängerampel. Sie zeigte Rot!

Er wollte zurückweichen, doch es war schon zu spät. Und so kam es, wie es kommen musste: Wie aus dem Nichts tauchte rechts von ihm ein Fahrrad auf. Ein heller Aufschrei erklang. Der Prinz wurde von dem Vorderrad erfasst und umgerissen. Im nächsten Moment wirbelte die Welt um ihn herum wie ein Kreisel, und er stürzte hart auf den Asphalt. Jemand landete unsanft neben ihm.

In der Nähe röhrten Autohupen auf. Reifen quietschten, als hinter ihnen ein Wagen eine Vollbremsung machte.

»Wohl lebensmüde, was?«, schimpfte jemand.

Benommen richtete sich der Prinz auf und blinzelte. Sein Anzug war am Ärmel und an den Knien zerrissen, und seine Handflächen waren blutig und aufgeschürft. Ansonsten schien ihm nichts zu fehlen. Lediglich seine Aktenmappe hatte er verloren. Sie war einige Meter über die Straße geschlittert und lag jetzt im Rinnstein.

Neben ihm setzte sich eine zierliche Blondine auf und blinzelte erschrocken. Eine Haarsträhne hatte sich aus ihrem Zopf gelöst und klebte nun auf ihrer aufgeschrammten Wange. An ihrem Rock prangte ein langer, zerfledderter Schlitz, und sie rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht das rechte Handgelenk.

»Haben Sie sich verletzt?« Erschrocken beugte sich Sebastian über sie. »Lassen Sie mich mal sehen.«

Sie winkte ab. »Lieber nicht. Sie haben für heute schon genug Schaden angerichtet, finden Sie nicht?«

»Es tut mir leid. Ich war in Gedanken und habe nicht auf den Verkehr geachtet. Der Unfall ist allein meine Schuld. Ich werde Ihnen natürlich alles ersetzen und ...«

»Wir müssen erst einmal von der Straße kommen«, unterbrach sie ihn und hob ihr Fahrrad auf.

Das verbeulte Vorderrad quietschte protestierend. Sie schob das Rad auf den Fußweg und lehnte es an eine Hausmauer.

Inzwischen hatte sich hinter ihnen eine Wagenkolonne gebildet. Hupend setzten sich die Wagen wieder in Bewegung. Einige Fahrer gestikulierten wütend, weil sie aufgehalten worden waren, doch Sebastian achtete nicht darauf. Stattdessen betrachtete er besorgt sein Gegenüber.

Die junge Frau erwiderte offen seinen Blick. Trotz ihrer zierlichen Statur verströmte sie Energie und Tatkraft. Ihre Haut war gebräunt, als hätte sie viele Monate unter südlicher Sonne verbracht. Der warme Erdton bildete einen reizvollen Kontrast zu dem hellen Weizenblond ihrer Haare. Ihr Gesicht wurde von jadegrünen Augen dominiert.

Unvermittelt schürzte die junge Frau ihre vollen, roten Lippen und verschränkte die Hände vor der Brust.

Sebastian stutzte. Er war es nicht gewohnt, dermaßen abweisende Reaktionen bei Frauen hervorzurufen.

»Soll ich Sie ins Krankenhaus fahren?«, bot er an. »Ihr Handgelenk muss geröntgt werden, und mein Wagen steht gleich um die Ecke.«

»Nicht nötig, vielen Dank. Es ist keine Fraktur, sondern nur eine Verstauchung.«