Notärztin Andrea Bergen 1505 - Caroline Thanneck - E-Book

Notärztin Andrea Bergen 1505 E-Book

Caroline Thanneck

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Beschreibung

Weiße Strände, türkisfarbenes Meer, hervorragendes Essen - und jede Menge Zeit zum Faulenzen! Andrea Bergen kann es kaum erwarten, im Urlaub endlich mal nichts tun zu müssen. Sie will den stressigen Notarzt-Alltag hinter sich lassen, die wärmende Sonne Zyperns tanken und so viel Zeit wie möglich mit ihrer Familie verbringen. Doch alles kommt anders als erwartet. Schon im Flieger gerät sie zwischen die Fronten eines brutalen Stalkers und dessen Ex-Freundin und wird dabei Opfer einer gefährlichen Gewalttat. Und das ist erst der Anfang eines abenteuerlichen Urlaubs, in dem es zwar ganz viel Liebe, aber auch wenig Zeit für Erholung gibt ...


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Inhalt

Cover

Verhängnis über den Wolken

Vorschau

Impressum

Verhängnis über den Wolken

Endlich Urlaub! Ich kann es kaum glauben, aber wir sitzen tatsächlich im Flieger. Der Reiseführer auf dem Schoß meines Mannes verspricht uns antike Ruinen, Schnorcheln im türkisfarbenen Meer und die bunte verlockende Küche des Mittelmeers. Franzi übt mit ihrer Handy-App schon mal griechische Vokabeln. Und Oma Hilde schmökert in einem Inselkrimi. Vor uns liegen zehn herrlich faule Tage auf Zypern. Unsere Pension ist nur eine Steintreppe vom Strand entfernt. Und meine Gedanken fliegen voraus. Im Frühling steht die Insel in voller Blüte, alles duftet und die Sonne wärmt mir die Haut ... Doch halt! Was war denn das gerade? Das klang beinahe wie ein gedämpfter Schrei. Weiter vorn im Flugzeug. Was geht dort vor sich? Ich werde mal schauen, was da los ist und ob ich helfen kann ...

»Bist du gar nicht hungrig?« Ein kollegialer Knuff in die Seite ließ Dr. Andrea Bergen zusammenfahren. Die Notärztin blinzelte in das bärtige Gesicht von Carl Höflinger, der sie halb besorgt und halb belustigt ansah und dabei auf den Teller mit Apfelkuchen deutete, der vor ihr stand. Ein dicker Klecks Sahne war an den Rand getupft und bereits dabei, in sich zusammenzufallen. »Isst du das nicht mehr?«

»Nein, ich glaube nicht. Magst du ihn?« Andrea Bergen legte ihre Kuchengabel zur Seite und rieb sich über die Stirn, hinter der sich ein dumpfer Druck bemerkbar machte. Obwohl sie seit Stunden keinen Bissen gegessen hatte, war sie tatsächlich nicht hungrig. Ihr ganzer Körper fühlte sich bleischwer an. Genauso wie ihre Lider. »Ich bin so müde, ich könnte glatt mit offenen Augen schlafen.«

»Wie ein Delfin?«

»So ungefähr.«

»Da weiß ich Rat.« Carl zog sich ihren Teller heran und schob ihr stattdessen seinen unberührten Kaffeebecher hin. »Hier, nimm du ihn. Ich schätze, du brauchst das Koffein gerade dringender als ich.«

Andrea Bergen schlang die Hände um den Becher, trank einen Schluck und seufzte wohlig, als sich die Wärme in ihrem Körper ausbreitete.

Sie waren gerade von einem Einsatz am Bahnhof zurückgekommen. Im strömenden Regen war ein zweiundsiebzigjähriger Mann in der Eile, seinen Zug noch zu erwischen, vor ein Taxi gelaufen. Ein Blick auf sein deutlich verkürztes Bein hatte verraten, dass er sich eine Fraktur der Hüfte zugezogen hatte. Das Blut, das aus seinem Ohr gesickert war, deutete auf einen Schädelbruch hin. Andrea Bergen hatte ihren Patienten stabilisiert und war während der Fahrt ins Krankenhaus bei ihm geblieben. Ihre Kollegen in der Klinik hatten die Sorge um ihn übernommen.

Als Notärztin rückte sie immer dann aus, wenn es irgendwo in der Stadt einen medizinischen Notfall gab. An diesem regnerischen Frühlingstag jagte ein Einsatz den nächsten, und obwohl sie offiziell seit anderthalb Stunden Feierabend hatte, war an ein Dienstende nicht zu denken.

Carl schnappte sich die Kuchengabel. Er fuhr ihr Notarzteinsatzfahrzeug, kurz NEF genannt. Zusammen hatten sie schon zahlreiche Einsätze bestritten und brenzlige Situationen durchgestanden. So etwas schweißte zusammen, und so gehörte der brummige Junggeselle für Andrea Bergen zur Familie.

Hungrig machte er sich über ihren Kuchen her. Zwischen zwei Bissen nahm er einen Löffel von seinem Nudelauflauf und biss nebenher von einem Stück Leberkäse ab.

Angesichts dieser Mischung konnte sie nur verblüfft mit dem Kopf schütteln. »Dein Magen muss mit Stahl ausgekleidet sein«, murmelte sie.

»Reine Übungssache«, erwiderte er unbekümmert. »Meine Mutter behauptet, ich hätte die Geschmacksknospen eines Mississippi-Alligators. Schätze, damit liegt sie gar nicht so falsch.« Er schnappte sich den Donut, der auf seinem Teller lag, und biss so herzhaft hinein, dass der schokoladige Überzug knackte.

Im selben Augenblick rief eine Durchsage sie zum Einsatz.

»Ach, verflixt«, schimpfte Carl. »Ein einziges Mal möchte ich eine Mahlzeit zu Ende zu bringen.« Er sprang auf, schielte flüchtig nach seinem Teller mit Auflauf und schnappte sich den restlichen Donut. Während er bereits zur Treppe stürmte, stopfte er sich das süße Gebäckstück in den Mund.

Andrea Bergen eilte neben ihm hinunter in die Notaufnahme.

Hier erfuhren sie, dass ihr Einsatz sie in die Vorstadt führen würde. Ein Kind mit Atemnot wurde ihnen gemeldet.

Kurz darauf saßen sie im NEF und brausten mit Blaulicht und Martinshorn die Auffahrt der Klinik hinunter. Dicke Regentropfen trommelten auf die Windschutzscheibe.

Carl steuerte das Fahrzeug mit ruhiger Hand durch den abendlichen Berufsverkehr. Er war ein aufmerksamer Fahrer, der selbst dann entspannt blieb, wenn sich vor ihnen ein Fahrzeug nicht um ihre Sonderrechte scherte und es gefühlte Ewigkeiten dauerte, bis es die Fahrspur freigab.

Zwölf Minuten nach ihrem Aufbruch stoppten sie vor einem hübschen gelben Reihenhaus. Die Haustür stand weit offen, und eine grauhaarige Frau rief sie zu sich.

Aufgrund der Einsatzmeldung entschied sich Andrea Bergen, neben dem Einsatzkoffer auch das EKG mit integrierter Pulsoxymetrie mitzunehmen. Bei der Atemnot eines Kindes waren mehrere Ursachen denkbar – vom Fieberkrampf über Asthma bis hin zum Bolusgeschehen. Da wollte sie vorbereitet sein.

Sie eilte durch den strömenden Regen zum Haus und stellte sich der Seniorin vor.

»Johanna Thalbach«, erwiderte die ältere Frau. Hinter ihr aus dem Haus drang eine pfeifende Atmung, die von bellendem Husten unterbrochen wurde. »Meine Enkelin ... sie hustet so sehr. Seit ein paar Tagen ist sie erkältet, aber so schlimm wie heute war es noch nie. Seit einer Stunde ungefähr bekommt sie schlecht Luft. Ich wusste mir keinen Rat mehr, deshalb habe ich den Notruf gewählt.«

»Das war auch ganz richtig so.« Die Notärztin ließ sich zu ihrer Patientin begleiten.

Das kleine Mädchen war ungefähr vier Jahre alt und saß im Wohnzimmer auf dem Sofa. Ihre blonden Haare waren zu Zöpfchen geflochten; und sie trug Strumpfhosen und ein gelbes Kleidchen. Sie hielt ihre Knie umklammert und rang nach Luft. Ihre Lippen waren blau gefärbt. Sie atmete hastig – und beim Einatmen deutlich pfeifend.

»Hallo, Spätzchen.« Andrea Bergen kauerte sich vor das Kind, sodass ihre Augen auf derselben Höhe waren. »Ich bin Andrea Bergen. Ich bin hier, um dir zu helfen.«

Das Kind hustete wieder.

»Ihr Name ist Lina.« Die Großmutter stieß ein Schluchzen hervor. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.

»Hatte Lina schon einmal einen ähnlichen Anfall?«

»Nein. Davon ist mir nichts bekannt. Ihre Eltern sind übers Wochenende verreist. Sie haben Hochzeitstag, wissen Sie. Ich wollte Lina ein paar schöne Tage machen, und nun ... nun ist meine arme Kleine so krank. Was fehlt ihr nur?«

Das Krupp-Syndrom, mutmaßte Andrea Bergen. Ich muss eine Entzündung des Kehlkopfdeckels ausschließen. Wenn sie Fieber hat, wäre das schlecht.

Sie maß die Temperatur des Kindes. Nein, Fieber hatte Lina nicht.

Die Notärztin bat um Linas Impfpass und warf einen Blick hinein. Ja, die kleine Lina war gegen HIB geimpft. Damit konnte sie die akute Kehlkopfdeckel-Entzündung ausschließen.

Andrea Bergen setzte die Untersuchung ihrer Patientin fort. Jede Form von Stress würde die Symptome verschlimmern, also tat sie alles, um Lina zu beruhigen.

Wenig später stand ihre Diagnose fest: Es war tatsächlich Pseudokrupp.

Sie bat Carl das Fenster zu öffnen. Die kühle, feuchte Luft sollte ihrer kleinen Patientin beim Atmen Erleichterung verschaffen. Zudem verabreichte sie Lina Sauerstoff über eine Nasenbrille. Langsam beobachtete sie, wie sich die Lippen des Kindes rosig färbten.

»Gut machst du das, Lina«, lobte sie. »Sehr gut. Immer schön weiteratmen.«

Linas kleine Hand tastete nach der ihrer Großmutter.

Die sah Andrea Bergen sorgenvoll an. »Was hat sie denn nur? Was fehlt ihr?«

»Es nennt sich Pseudokrupp. Die Krankheitserreger von ihrer Erkältung haben sich ausgebreitet und eine Entzündung in ihrem Kehlkopf ausgelöst.« Andrea Bergen prüfte die Sauerstoffsättigung ihrer Patientin und war nicht zufrieden. Der Wert war trotz der Sauerstoffgabe noch immer zu niedrig. »Die Schwellung engt den Kehlkopf ein, deshalb bekommt Lina schlecht Luft. Ich werde ihr ein Zäpfchen geben. Das Medikament lässt die Schleimhäute abschwellen.«

Andrea Bergen applizierte das Zäpfchen. Anschließend bereitete sie eine Mischung aus Adrenalin und Kochsalz vor und vernebelte diese für ihre kleine Patientin über eine Maske.

Unter dieser Behandlung verbesserte sich die Atmung des Kindes endlich. Allerdings begann Linas Herz zu rasen. Das kam vom Adrenalin. Allzu lange durfte das nicht gegeben werden.

Als Linas Sauerstoffwerte auf ein gutes Level angestiegen waren, unterbrach die Notärztin die Inhalation. Die Atmung blieb weiterhin gut, der Puls sank auf normale Werte und der Zustand des Kindes stabilisierte sich.

Schläfrig rollte sich die Vierjährige auf dem Sofa zusammen. Nun, wo die Furcht nachließ, wurde sie von der Erschöpfung übermannt.

Andrea Bergen forderte einen Rettungswagen an, der ihre kleine Patientin zum Elisabeth-Krankenhaus bringen sollte.

»Lina geht es besser. Trotzdem sollte sie über Nacht auf der Kinderstation überwacht werden«, erklärte sie der Seniorin. »Das ist nur eine Sicherheitsmaßnahme. Morgen darf sie dann sicherlich wieder nach Hause.«

»Kann ich sie begleiten?« Die Großmutter behielt die Hand des Mädchens fest in ihrer. »Ich habe ihre Eltern schon angerufen, aber es wird ein paar Stunden dauern, bis sie hier sein können. Sie soll nicht alleine in der fremden Klinik sein.«

»Natürlich. Sie können gern mitfahren und bei Lina bleiben.« Andrea Bergen wartete, bis der Rettungswagen eintraf, und übergab ihre kleine Patientin in die Obhut der Sanitäter.

Wenig später waren Carl und sie auf dem Rückweg zum Krankenhaus. Doch sie waren kaum eingetroffen, als sie schon wieder ausrücken mussten. Sie wurden nach einem Verkehrsunfall gebraucht. Anschließend kam ein Notruf zu einer Schwangeren, die in einem Fahrstuhl feststeckte – und Wehen hatte.

Als sie danach in die Klinik zurückkehrten, war ihre Ablösung eingetroffen und sie konnten in den wohlverdienten Feierabend gehen.

»Eigentlich könnten wir gleich hier bleiben«, brummte Carl mit einem Blick auf seine Armbanduhr. »Bis morgen früh sind es nur ein paar Stunden. Lohnt sich kaum, deswegen heimzufahren.«

»Da wäre meine Familie aber anderer Meinung. Und ich auch. Ich freue mich auf mein Bett.« Andrea Bergen griff nach ihrem Regenmantel und ihrer Umhängetasche und verabschiedete sich von ihrem Kollegen. »Wir sehen uns dann morgen früh.«

»Gute Nacht, Andrea. Komm gut heim.«

»Danke. Du auch. Falls du dich doch entschließt, heimzufahren«, neckte sie ihn und hörte ihn lachen, während sie ihre Schritte bereits aus dem Krankenhaus lenkte.

Sie ging über den Parkplatz zu ihrem Wagen und machte sich auf den Weg nach Hause. Es war inzwischen dunkel geworden, und es regnete noch immer – so heftig, dass die Reifen durch Pfützen schmatzten und Wasser aufspritzte. Die Scheibenwischer schafften es kaum, die Regenmengen zur Seite zu schaufeln, die vom Himmel stürzten.

Endlich sah sie am Ende der Beethovenstraße ihr Zuhause vor sich. Die Fenster waren hell erleuchtet. Das Licht fiel heraus in den Garten und ließ das Haus überaus heimelig erscheinen. Eine Insel aus Licht inmitten des regnerischen Graus.

Andrea Bergen steuerte ihr Auto in den Carport und schaltete den Motor ab. Dann lehnte sie sich gegen Rücksitz und Kopflehne. Die Ereignisse des langen Tages wirbelten durch ihren Kopf wie aufgeschreckte Spatzen. Sie wollte nur kurz Atem schöpfen ... und bemerkte kaum, wie ihr die Augen zufielen ...

Ein Klopfen an der Wagentür riss sie aus ihrem Schlummer.

Draußen stand ihr Mann und schaute mit besorgter Miene durch die Seitenscheibe herein. Werner war Kinderarzt und meist vor ihr daheim. Seine braunen Augen blickten gütig und verrieten, dass er ein riesengroßes Herz hatte. Eines der vielen Dinge, die sie an ihm liebte. In diesem Moment mischte sich Sorge mit hinein.

»Ist alles in Ordnung, Liebes?«, fragte er, als sie die Tür öffnete. »Was machst du denn so lange hier draußen?«

»Mich ausruhen. Ich bin so unendlich müde.« Sie versuchte ein Lächeln und merkte selbst, dass es verrutschte.

»Komm lieber rein. Drinnen kannst du dich besser erholen.« Ihr Mann legte einen Arm um ihre Schulter. »Was hältst du davon, kurz zu duschen, während ich dein Abendessen aufwärme und eine Flasche Wein aufmache?«

»Das hört sich himmlisch an.«

»Dann machen wir das auch so.« Die Sorge machte die Stimme ihres Mannes rau. »Weißt du, du solltest darüber nachdenken, deine Überstunden endlich abzubauen. Seit Wochen kommst du abends so spät heim. Du schläfst zu wenig, isst zu wenig ... Ich habe das Gefühl, dass du an meiner Seite verschwindest.«

Andrea Bergen wusste, dass er recht hatte. Allerdings ließ ihr die angespannte Lage im Rettungsdienst kaum eine Wahl. Etliche Kollegen waren krank und die übrigen mussten die Stellung halten.

»Ich zähle auch schon die Tage bis zu meinem Urlaub«, gestand sie.

»Ich hoffe nur, du kannst ihn auch wirklich nehmen.« Werner Bergen legte bei diesen Worten den Arm um sie und führte sie ins Haus.

Hier sauste ihnen Dolly entgegen. Die liebe Mischlingshündin wedelte lebhaft mit dem Schwanz und begrüßte sie mit einem freundlichen Anstupsen. Andrea Bergen beugte sich zu ihr und kraulte sie ausgiebig, ehe sie sich aufrichtete und ihren Mann ansah. »Schläft Franzi schon?«

»Ja. Sie hat noch ein Weilchen gelesen, aber vor einer halben Stunde ist das Licht in ihrem Zimmer ausgegangen.«

»Ich sehe kurz nach ihr, ja?« Sie stieg die Treppe nach oben und schaute ins Kinderzimmer.

Mit ihren zwölf Jahren war Franzi ein lieber Wirbelwind. Die Poster an den Wänden verrieten, dass sie Pferde und Harry Potter liebte. In dem Lichtstreifen, der vom Korridor in ihr Zimmer fiel, war zu erkennen, dass sie ihre Zudecke halb aus dem Bett gestrampelt hatte. Andrea Bergen hob die Decke behutsam auf, breitete sie über ihrer Tochter aus und tupfte Franzi einen Kuss auf die Stirn. Ihre Tochter murmelte etwas Undeutliches, drehte sich um und schlief weiter.

Andrea Bergen verließ das Zimmer und ließ die Tür wieder einen Spalt weit offen, wie Franzi es mochte. Sie eilte ins Badezimmer, um zu duschen und sich umzuziehen. Es war eine Wohltat, in frische Kleidung zu schlüpfen.

Eine Viertelstunde später betrat sie die Küche. Hier hatte ihr Mann den gemütlichen Ecktisch für sie gedeckt. Zwei Weingläser standen bereit, es lief gedämpfte Musik.

»Sind wir heute Abend unter uns?«, fragte sie und ließ sich auf die Eckbank sinken.

»Ja, meine Mutter ist mit ihrer Freundin ins Kino gegangen. Ich glaube, die beiden wollen sich eine romantische Komödie ansehen«, berichtete Werner, während er ihren Teller mit einem bunten Gemüse-Auflauf füllte. Dazu stand eine Schale mit frischem Salat und einem fein-würzigen Kräuterdressing bereit.

»Du verwöhnst mich. Vielen Dank, Liebling.« Andrea Bergen lächelte zu ihm auf. Der Regen trommelte draußen gegen die Scheiben, während sie zu essen begann.

»Weißt du ...« Nachdenklich drehte ihr Mann sein Weinglas zwischen den Fingern. »Ich habe mir überlegt, dass wir über Ostern verreisen sollten. Alle zusammen.«

»Ein Urlaub?«, erstaunt sah sie ihn an. »So kurzfristig?«

»Warum nicht? Wir sind glücklicherweise in der Lage, es uns leisten zu können. Und woanders erholt man sich meiner Erfahrung nach am besten. Wenn wir zu Hause bleiben, wartet ja doch immer wieder Arbeit. Der Rasen muss gemäht werden, dazu das Kochen, der Abwasch und noch tausend andere Sachen. Im Urlaub können wir mal fünfe grade sein lassen. Die Erholung haben wir alle nötig. Hilde nach ihrer langen Erkältung, Franzi nach den vielen Schularbeiten und wir beide ... na, du weißt selbst, wie eingespannt wir sind.«

»Da sagst du was. Ein Urlaub wäre wirklich toll.« Andrea Bergen kannte ihren Mann. Er machte keine halben Sachen. Wenn er etwas plante, hatte das Hand und Fuß. »Hast du schon ein Urlaubsziel für uns im Sinn?«

»Das habe ich tatsächlich. Ist natürlich nur ein Vorschlag. Wir können auch etwas anderes entscheiden, aber was hältst du davon?« Er zog seinen Laptop heran, klappte ihn auf und erweckte ihn mit einem Tastendruck zum Leben. Auf dem Bildschirm war eine Reihe von Fotos zu sehen: Bilder von Sandstränden, Palmen, antiken Ruinen und herrlich bunten Speisen ...

»Das sieht paradiesisch aus!« Ihr Blick heftete sich auf die Bilder. »Wo ist das?«