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Wir leben in einer Zeit, die sich rasant verändert. Dadurch entstehen sehr schnell völlig neue Situationen. Können wir noch abschätzen, welche Auswirkungen dies für die Zukunft hat? Und vergessen wir dabei zu oft, was uns Menschen ausmacht? Diesen Fragen versucht Maria Cura in offener, unvoreingenommener Weise nachzugehen. Zentral für die Anliegen des Menschen sieht Maria Cura den persönlich-subjektiven Lebenssinn, der aber schwer zu fassen, zu beschreiben und manches mal zu finden ist. Obwohl das Thema Lebenssinn vielleicht etwas altmodisch klingt, stellt Maria Cura diesen den modernen Entwicklungen gegenüber und forscht nach. Dabei entdeckt sie die "Überschaubarkeit" als ein menschliches Bedürfnis, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Zum Schluss, als Anhang - aber keineswegs unwichtig - zeigt Maria Cura mit der "Frühstücksei-Litanei" sehr anschaulich eine wesentliche Änderung in unserer Gesellschaft auf. Es geht dabei aber nicht um Tierschutz.
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Seitenzahl: 96
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Für meine Kinder
Danken möchte ich vor allem meiner Familie: meinen Eltern, meinen Kindern, ihrem bereits verstorbenen Vater und meinem jetzigen langjährigen Freund und Lebenspartner. Sie zusammen haben mir über viele Jahre hinweg das Umfeld gegeben, in dem sich meine Gedanken und Beobachtungen entfalten konnten.
Mein Freund und Lebenspartner teilt mit mir viele Ansichten und Überlegungen, aber so manchen meiner Gedankengänge widerspricht er auch gerne. Er hat intensiv Philosophie studiert, wurde aber dann Unternehmer. Er kennt also sowohl abstrakte Gedankengänge als auch handfeste wirtschaftliche Notwendigkeiten sehr gut. Aus den zahllosen Gesprächen mit ihm entstehen lebendige und freundschaftliche weltanschauliche Auseinandersetzungen. Diese Gespräche zwingen mich immer wieder von Neuem, meine oft auch impulsiv-emotionalen Gedanken zu überprüfen, zu präzisieren, zu hinterfragen und oft neu zu formulieren. Ohne diese Anregung wäre ich wahrscheinlich zu träge, meine Wahrnehmungen in einer mitteilbaren Sprache auszudrücken. Für diese Anregung und auch Horizonterweiterung durch seine Sichtweisen, danke ich meinem Freund sehr - und natürlich danke ich ihm auch für sein Verständnis und die Unterstützung in so manchen Lebensbereichen.
Danken möchte ich auch dem Verlag BoD (Books on Demand), der mir die Veröffentlichung so unkompliziert ermöglicht.
Und die Leser möchte ich bitten, mir Fehler und Verstöße gegen Regeln der Buchveröffentlichung zu verzeihen. Ich bin noch recht unerfahren in der Welt der Schriftstellerei und des Schriftenformatierens für Veröffentlichungen, auch habe ich keinen Lektor. Danke.
Eine subjektiv-persönliche Darstellung unserer Zeit
an ein paar nachdenklichen Tagen notiert
Viele Gedankengänge, die ich hier spontan nieder geschrieben habe, blicken in Wirklichkeit auf eine lange Entwicklungsgeschichte zurück, ja teilweise über einen Zeitraum von Jahrzehnten. Manche Fragen beschäftigten mich schon in meiner Jugend.
So manche Äußerung hat Vorläufer-Formulierungen, die ich schon vor vielen Jahren erstmals zu Papier (und auch “zu Computer”) brachte, später wurden sie erneut aufgegriffen und umformuliert, und sie verdichteten sich auf diese Weise nach und nach.
Nur aus diesem immer wieder erneutem Aufgreifen und Neu-Formulieren heraus konnte das Niederschreiben in der scheinbaren Spontanität geschehen, mit dem es sich hier zeigt.
So Manches aber war auch noch nie von mir ausformuliert worden, sondern tauchte immer wieder in Gestalt von Bildern ohne Worte in meinem Geist auf. Für mich sind diese Bilder klar und verständlich - mitteilbar sind sie aber in dieser Gestalt nicht.
Deshalb habe ich mich hier, und auch in Gesprächen mit meinem Freund und Lebenspartner, auch um Worte für diese inneren Bilder bemüht und festgestellt, dass es mir auf dem Hintergrund meiner früheren Formulierungen - durch diese gestützt - doch gelingt, auszudrücken, was ich vermitteln, was ich zeigen möchte.
Den spontanen Stil der kaum mehr überarbeiteten Erstaufzeichnung habe ich bewusst belassen, damit eine gewisse Frische der Worte erhalten bleibt. Dieser spontane Stil soll auch das Unfertige meiner Überlegungen widerspiegeln. Denn diese Überlegungen wollen nicht “der Weisheit letzter Schluss” (wie man so sagt) sein, sondern sie wollen mehr Anstoß zum weiter Nachdenken denn Behauptung oder endgültige Lösung sein.
Ich fühle mich nicht in der Lage, die großen Probleme der Welt zu lösen, aber ich weiß (auch durch Urteile anderer Menschen aus meiner Umgebung), dass ich eine gewisse Gabe habe, Dinge aus einem ungewohnten und neuen Blickwinkel wahrzunehmen, und dass ich diese Wahrnehmung oft auch gut in Worte fassen kann.
So wollen meine Beschreibungen keine felsenfeste Lehre oder Doktrin sein, sondern vielmehr ein Vorschlag zu einem sorgenvoll-kritischen und doch hoffnungsvollen Wahrnehmungsblickwinkel, den jeder selber, wenn er möchte, weiter entwickeln, mit anderen Ansichten verknüpfen oder auch kritisch umformulieren kann. Wenn der Leser den einen oder anderen anregenden Aspekt finden sollte - es würde mich freuen.
Diese Schrift sollte ursprünglich vor allem vom Empfinden des Lebenssinns handeln, und wie dieses Empfinden entsteht. Auf diesem Weg kam das Thema "Überschaubarkeit" in den Blick, und darüber schließlich unser Frühstücksei, mit dem ich hier beginnen möchte.
Wohl noch vor 50 Jahren kam das Frühstücksei in der Stadt von Bauern der Umgebung, und die Bauern selbst hatten fast alle ihre eigenen Hühner am Hof, mit einem kleinen Stall, den sie meist mit Materialien der Umgebung selbst gebaut hatten, nach dem Wissen der Älteren oder von Nachbarn. Gefüttert wurden die Tiere mit Körnern aus dem eigenen Getreideanbau.
Und heute? Natürlich wissen die meisten Menschen, dass ein großer Teil der Eier inzwischen aus riesigen, fabrikmäßigen Hühnerfarmen ("Legebatterien") kommt, in denen es nicht gerade immer natürlich und tierfreundlich zugeht.
Aber mir geht es hier um einen anderen Aspekt, und zwar um die ungeheuer weit entwickelte Vernetzung der menschlichen Tätigkeiten und der durch oder mit Hilfe von Menschen erzeugten Dinge - exemplarisch aufgezeigt am Frühstücksei.
Die Aufzählung aller Verbindungen und Abhängigkeiten, die mir beim Nachdenken eingefallen sind (und die sicher nicht vollständig sind), findet sich im Anhang. Es ist mühselig und ermüdend, sich durch all diese Faktoren lesend "durchzuarbeiten" - aber ich empfehle, diesen Anhang wenigstens einmal schnell zu überfliegen, um einen Eindruck zu bekommen, was ich meine.
Ich muss zugeben - obwohl mir die vielseitigen Abhängigkeiten in unserer Welt schon lange auffallen, so war ich doch, als ich mit der Aufzählung begann, selbst überrascht, wie sehr alleine das Frühstücksei mit fast allem in der Welt zumindest indirekt verbunden ist: mit Futtermitteln und Medikamenten, mit Stallbau und Züchtung, mit Elektrizität und Regeltechnik, mit Handel und Wirtschaft, Verpackung und Transport, Computerprogrammen und Genehmigungen, Gesetzen und Kommissionen, Tierschutz und Ernährungslehren, Investoren und Banken.
Und alle diese genannten Verbindungen reichen wieder in eine vielfältige Welt eigener Abhängigkeiten: so braucht es Pflanzenschutzmittel und Dünger, Schulen und Unis, Institute, Rechtskundige, Beschaffung von Materialien (z.B. Seltene Erden für Computer), Marktanalysen, EU-Politik, usw.
Wenn ich mir den Kontrast des Bauernhofeis zu dem heutigen Supermarktei vor Augen führe, so wird mir mehr als vielleicht mit allen anderen möglichen Bildern bewusst, wie sehr sich unsere Welt grundlegend verändert hat - obwohl das Frühstücksei fast noch genauso aussieht und schmeckt wie vor 50 Jahren.
Sind wir durch die vielen neuen Möglichkeiten der modernen Welt freier oder abhängiger geworden? Ich würde sagen: sowohl als auch. Sowohl die Freiheiten als auch die Abhängigkeiten sind andere geworden.
Die extrem hohe Vernetzung und globale Verbindung der menschlichen Aktivitäten beeindruckt mich. Dass diese weitreichenden Abhängigkeiten, dass diese Zusammenarbeit doch im Großen und Ganzen funktionieren, erstaunt mich. Zugleich aber beunruhigen sie mich auch.
Einerseits federt dieses hochkomplexe Geflecht des Zusammenwirkens Probleme und Engpässe gut ab. Gibt es z.B. in einer Region Missernten, können die fehlenden Nahrungsmittel (zumindest von reichen Ländern) aus einer anderen Region zugekauft werden. Aber wenn einmal das System als Ganzes zu wanken beginnt und schließlich kollabiert - was dann? Die Börsenkrisen sind ein Beispiel dafür, wie plötzlich ein Ungleichgewicht die ganze Welt betreffen kann.
Und einen weiteren Gesichtspunkt finde ich bedenklich: in dem riesigen Getriebe ist der Einzelne nur noch ein winziges Rädchen, oder nur noch ein kleines Zähnchen im Zahnrad zusammen mit Milliarden anderen. Bereits jetzt sind Tendenzen zu beobachten, dass Verantwortung immer weniger persönlich übernommen wird, sondern an Experten, Gremien, Kommissionen, an unbekannte Führende (Aufsichtsräte, Wissenschaftsvertreter u.a.), an Computerprogramme und künstliche Intelligenz abgegeben wird - einfach weil für den einzelnen von uns gar keine wirklich erkennbare Möglichkeit mehr besteht, Verantwortung im größeren Umfeld zu übernehmen.
Was bedeutet diese neue Welt für unser Erleben von Lebenssinn? Dieser Frage habe ich versucht nachzuspüren, ohne den Anspruch auf umfassende Klärung. Es sind eher Skizzen aus verschiedenen Blickwinkeln.
Lebenssinn ist den meisten Menschen wichtig, aber selten wird über den Lebenssinn gesprochen.
Was ist Lebenssinn eigentlich:
Werte im Grundgesetz?
Macht, Reichtum?
Zukunft?
Liebe, Freundschaft?
Mitgefühl?
Glaube, Hingabe?
Mir scheint, Lebenssinn lässt sich nicht wirklich sachlich-analytisch, gesetzmäßig und messbar ausdrücken oder feststellen.
Lebenssinn wird empfunden und erlebt.
Sind Empfindungen, ist das Erleben messbar und sachlich analysierbar? Sind nicht Psychologen und noch mehr Neuro-Biologen längst auf dem Weg, auch das Erleben, das Empfinden, die Gefühle genauestens zu untersuchen, sind sie nicht dabei, ihre Ursachen und Auswirkungen immer besser zu verstehen?
Das Erleben mit seinen Gefühlen und Empfindungen steht immer in ganz vielen und weit verzweigten Zusammenhängen. Die Logik und das Erfahrungswissen spielen dabei beim Menschen eine ganz wichtige Rolle.
Z.B. wenn ich einen Urlaub an einem Ort, von dem ich hoffe, dass er mir Wohlgefühle schenkt, buchen möchte, dann "beame" ich mich nicht einfach zu diesem Ort (höchstens in träumerischen Gedanken in freien Minuten), sondern ich öffne vielleicht meinen Computer, starte ihn, gebe die richtigen Suchbegriffe ein, lese Angebote, suche einige aus, frage Mitreisende (Familie, Freunde usw.), wie sie dieses oder jenes Angebot fänden, usw.
Der Urlaub ist vielleicht bei vielen Menschen dem empfundenen Lebenssinn ziemlich nahestehend. Aber das Öffnen und Hochfahren eines Computers, das Suchen mit Hilfe einer Suchfunktion, später das Buchen und Bezahlen - das hat nur indirekt mit empfundenem Lebenssinn zu tun. Die im Urlaub erhoffte Erfüllung des Erlebens mit Lebenssinn strahlt aber bereits durch die vorausgehenden Tätigkeiten hindurch, so dass z.B. bereits das sich an den Computer Setzen, und das Starten des Programms, mit erwartungsvoller Freude durchdrungen sein können.
Dagegen könnten, z.B. in der Arbeit, die gleichen Handgriffe mit innerer Abwehr getan werden und mit sorgenvollen Gedanken: "Was wird der Tag bringen, werde ich das Arbeitspensum schaffen? Ist der Chef nervös? Sind meine Kolleginnen gereizt und wollen Arbeit auf mich abwälzen? Hoffentlich sind nicht zu viele neue E-Mails mit Beschwerden / Fragen eingegangen…" usw.
Ob wir also ein- und denselben Vorgang als lebenssinnerfüllend wahrnehmen oder nicht, hängt von seiner Verknüpfung mit unserem ganzen Lebenszusammenhang ab.
Hier gibt es aber noch zu beachten, dass es verschiedene Ebenen gibt, die sogar gleichzeitig widersprüchliche Empfindungen haben können. So kann das Starten des Computers am Morgen in der Arbeit eine ungute Empfindung auslösen. Ich kann mich dabei mies als "Datenroboter" fühlen, oder als Blitzableiter für Kollegen, oder als feige, weil ich mich nicht traue, den Arbeitsplatz zu wechseln, usw. (dabei ist unbenommen, dass viele Menschen auch gerne ihre Arbeit tun und mit freudiger Erwartung den Computer starten). Zugleich aber mit diesem: "Ach, meine Arbeit erlebe ich gar nicht sinnerfüllend und erfreulich" kann und wird auf einer anderen, umfassenderen Ebene durch die Arbeit ein Gefühl, dem Lebenssinn näher zu kommen, geweckt. Denn mit der Arbeit verdiene ich das Geld, mit dem ich mir den Urlaub, den ich sinnerfüllend empfinde, erst überhaupt leisten kann.
Das klingt banal, ist in Wirklichkeit aber ein winziger Ausschnitt einer hochkomplexen Verbundenheit des Erlebens. Denn im Leben geht es ja nicht nur einfach um Arbeit und Urlaub (die in ihrer eigenen Sinnhaftigkeit dazu noch heftig schwanken können), sondern noch um viele andere Bereiche (z.B. Gesundheit, Familie, Freunde, Haushalt, usw.). Alles ist mit allem verwoben in der Frage des Lebenssinns, ob uns das bewusst ist oder nicht.
Es ist äußerst schwierig zu beurteilen, wer jetzt seinem Lebenssinn nahe lebt und wer nicht (vielleicht können es manchmal der Glanz und die Lebendigkeit - ohne Überspanntheit - der Augen erzählen).
So kann es sein, dass jemand aus reichem und angesehenem Hause viele seiner Ideen verwirklichen kann, sich häufig Wellness und Urlaub, wo auch immer, leisten kann, viele Freunde und eine Familie hat, dass sich so jemand trotzdem innerlich leer fühlt und kaum mehr einen Lebenssinn erkennt.
Umgekehrt ist es möglich, dass eine an der Armutsgrenze lebende, alleinerziehende Mutter, die sich zwischen Arbeit, Haushalt und Sorge um die Erziehung der Kinder abhetzt, oft der Verzweiflung nahe ist und vieles nicht so auf die Reihe bekommt, wie sie es möchte, dass so eine Frau sich trotzdem von Lebenssinn erfüllt wahrnimmt.