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Geschichten und Sagen aus Unterfranken Wer kennt ihn nicht, den Main und die fränkische Saale, die Unterfranken durchfliessen. Doch wer kennt die alten Geschichten von Burgen, Schlössern, Klöstern, von Dörfern und Städten. Wer kennt die Erzählungen über seine Fischer und Bauern. Wer hat schon von den Fürsten, Rittern und Mönchen, die am Flussufer lebten, gehört. Geschichten, die diese Landschaft und die Menschen prägten? Geschichten aus einer Region, mit einer grossartigen Vergangenheit, die noch heute an vielen Orten sichtbar ist. Man muss nur genau hinschauen. Über 60 Geschichten habe ich in diesem Buch aufgeschrieben und durch, dazu passende, fantasievolle Illustrationen, ergänzt. Was liegt da näher, als auch die Speisen aus dieser Region in einigen Beispielen vorzustellen. Land und Leute prägen nicht nur den Menschen, sondern auch seine Esskultur.
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Seitenzahl: 111
Im Andenken an meine Eltern die ihr Unterfranken gelebt und geliebt haben
Vorwort/Karte
Lied der Franken
Der Frankenapostel Kilian/Franken und Bayern
Aschaffenburg, Haibach
Ebersbach
Mespelbrunn/Hessenthal
Miltenberg
Amorbach
Stadtprozelten
Collenberg
Kreuzwertheim
Lengfurt
Marktheidenfeld/Waldaschaff
Lohr
Langenprozelten/Hammelburg
Gemünden/Gössenheim/Sachsenheim
Neustadt am Main/Karlstadt
Gambach/Gainfurt
Karlstadt
Rimpar
Unterdürrbach/Zell
Würzburg
Versbach
Randersacker
Theilheim/Ochsenfurt
Giebelstadt
Kitzingen
Dettelbach/Prichenstadt
Volkach
Schweinfurt/Hassfurt
Stadtlauringen/Hofheim
Eltmann/Stettfeld
Königsberg
Bad Kissingen
Münnerstadt/Bad Brückenau
Bad Neustadt/Frickenhausen
Kulinarisches aus der Region
Über den Autor
Am 2. Februar 1817 entstand der Untermainkreis mit Würzburg als Hauptstadt. Seit dem 1. Januar 1838 trägt der Kreis den Namen «Unterfranken». Das Gebiet grenzt im Süden und Westen an die Länder Baden-Württemberg und Hessen, im Norden an den Freistaat Thüringen und im Osten an Oberfranken und Mittelfranken. Da der Main Unterfranken durchfliesst, wird die Region auch «Mainfranken» genannt. Über den grössten Teil des Maintals erstreckt sich das fränkische Weinland. Im Mittelalter war Franken das grösste Weinbaugebiet im Heiligen Römischen Reich nördlich der Alpen. Heute gehört es zu den mittelgrossen Weinbaugebieten Deutschlands. Der «Bocksbeutel», die charakteristische Weinflasche aus Unterfranken, ist bis weit über Deutschland hinaus bekannt. Die Lebensfreude der Menschen und die unzähligen Weinfeste, prägen bis heute Unterfranken.
1. Strophe Wohlauf, die Luft geht frisch und rein, wer lange sitzt, muss rosten. Den allerschönsten Sonnenschein lässt uns der Himmel kosten. Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid der fahrenden Scholaren. Ich will zur schönen Sommerszeit ins Land der Franken fahren, valeri, valera, valeri, valera, ins Land der Franken fahren!
2. Strophe Der Wald steht grün, die Jagd geht gut, schwer ist das Korn geraten. Sie können auf des Maines Flut die Schiffe kaum verladen. Bald hebt sich auch das Herbsten an, die Kelter harrt des Weines. Der Winzer Schutzherr Kilian beschert uns etwas Feines, valeri, valera, valeri, valera, beschert uns etwas Feines.
3. Strophe Wallfahrer ziehen durch das Tal mit fliegenden Standarten. Hell grüsst ihr doppelter Choral den weiten Gottesgarten. Wie gerne wär’ ich mitgewallt, ihr Pfarr’ wollt mich nicht haben! So muss ich seitwärts durch den Wald als räudig Schäflein traben, valeri, valera, valeri, valera, als räudig Schäflein traben.
4. Strophe Zum heil’gen Veit von Staffelstein komm ich empor gestiegen, und seh’ die Lande um den Main zu meinen Füssen liegen. Von Bamberg bis zum Grabfeldgau umrahmen Berg und Hügel die breite stromdurchglänzte Au. Ich wollt’, mir wüchsen Flügel, valeri, valera, valeri, valera, ich wollt’, mir wüchsen Flügel.
5. Strophe Einsiedelmann ist nicht zu Haus’, dieweil es Zeit zu mähen. Ich seh’ ihn an der Halde drauss’ bei einer Schnitt’rin stehen. Verfahr’ner Schüler Stossgebet heisst: Herr, gib uns zu trinken! Doch wer bei schöner Schnitt’rin steht, dem mag man lange winken, valeri, valera, valeri, valera, dem mag man lange winken.
6. Strophe Einsiedel, das war missgetan, dass du dich hubst von hinnen! Es liegt, ich seh’s dem Keller an, ein guter Jahrgang drinnen. Hoiho, die Pforten brech’ ich ein und trinke, was ich finde. Du heil’ger Veit von Staffelstein verzeih mir Durst und Sünde, valeri, valera, valeri, valera, verzeih mir Durst und Sünde!
Der Text stammt von Joseph Victor von Scheffel (1859), die Melodie von Valentin Eduard Becker (1861). Scheffel schrieb Die Wanderfahrt als literarisches Zeugnis der Wanderlust im Sommer 1859. Damals weilte er mehrere Wochen im Kloster Banz beim Staffelberg. Vertont von V. E. Becker wurde daraus das "Frankenlied".
Der heilige Kilian, um 640 in Irland geboren, kam als irischer Missionar zusammen mit seinen beiden Gefährten Kolonat und Totnan um das Jahr 686 in die Gegend von Würzburg um zu missionieren. Dort soll er zum ersten Bischof von Würzburg berufen worden sein und den Herzog der Franken getauft haben. Um 690 wurde er mit seinen Gefährten in Würzburg ermordet. Würzburg verehrt ihn seitdem am 8. Juli als seinen ersten Bischof. Die Gebeine der drei Heiligen werden in einem Reliquienschrein in der Krypta der Würzburger Neumünsterkirche aufbewahrt. Dem Frankenapostel wurde der Würzburger Dom geweiht.
Die Geschichte Frankens beginnt mit der ersten Besiedlung vor etwa 600.000 Jahren. Die Franken (lateinisch Franci) wurden in zeitgenössischen Quellen erstmals im Jahre 291 erwähnt. Der merowingische König Chlodwig I. schuf um 500 das Fränkische Reich, das unter Karl dem Grossen seine grösste Ausdehnung erfuhr. Thüringer, Alemannen und die namensgebenden Franken besiedelten das Gebiet bereits im Frühmittelalter. Ab Mitte des 9. Jahrhunderts entstand das Stammesherzogtum Franken. Nicht gerade freiwillig kam im 19. Jahrhundert Franken unter Napoleon zum Königreich Bayern.
Rund ein Drittel der Bewohner des Freistaats Bayern sind Franken und sie legen Wert darauf, immer wieder einmal zu betonen, dass sie keine Bayern sind, sondern nur dazugehören und äussern das stolz mit: «Gott sei Dank, ich bin a Frank». Im Alltag ist das Unterscheidende leicht zu beobachten. Im Dialekt und im Brauchtum spiegelt sich das ebenso wider, wie bei der Bratwurst oder der Weisswurst, dem 1. FC Nürnberg oder dem FC Bayern München, dem Schoppen Wein oder der Mass Bier.
Der Bayer sagt stolz: «Mir san mir» der Franke antwortet darauf: «Basst scho!»
Oft etwas eigensinnig und stur, seien die Franken, sagt man, dennoch haben sie das Herz auf dem rechten Fleck, sind gastfreundlich und weltoffen. Sie sind heimatverbunden und vergessen nie, wer sie sind, nämlich die Nachfahren des grossen Frankenreiches und darauf sind sie auch heute noch stolz.
Eine Reihe von Männern, die unvergessen sind, haben ihren Ursprung in Unterfranken. Hier sind einige aus der weiter zurückliegenden Zeit genannt: Der Minnesänger Walther von der Vogelweide (1170-1230), der Bildhauer Tilman Riemenschneider (1460-1531), der Barockbaumeister Balthasar Neumann (1687-1753) und Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923), der die nach ihm benannten Strahlen entdeckte und der als der erste Physik-Nobelpreisträger in die Geschichte einging.
Einst hingen zwei Glocken im Turm der Pfarrkirche zu Sankt Agatha. Die eine hiess Marianne, die andere, die aus Silber war, hiess Susanne.
Als die Schweden im Dreissigjährigen Krieg nach Aschaffenburg kamen, stahlen sie die silberne Glocke, luden sie auf ein Schiff und wollten mainabwärts damit wegfahren. Als sie jedoch an einem Felsen stiessen, der im Main neben der Stadtmauer aus dem Wasser ragte, fiel die Glocke aus dem Schiff und versank in den Fluten. Alles Suchen nach ihr war vergebens und sie konnte nicht mehr gefunden werden, obwohl sie immer noch dort lag, denn wenn nun die Glocke Marianne geläutet wurde, rief sie: Bim bam, bim bam, wo ist meine Schwester Susann? Und die Versunkene antwortete mit hellem Ton: Bim bam, bim bam, da bin ich, Schwester Mariann.
Als einst in Aschaffenburg die Leichenfrau um Mitternacht von einer Verstorbenen heimging, sah sie in einer engen Gasse, einen fürchterlichen Löwen, daherkommen. Sie hielt ihm ihr geweihtes Kreuz, welches sie nachts mitzunehmen pflegte, entgegen, doch der Löwe sprang mit aufgerissenem Maul auf sie zu, worauf sie ihm das Kreuz in den Rachen stiess. Da verwandelte sich der Löwe sogleich in ein altes, nacktes Weib, das auf allen Vieren lief und hinten, statt des Löwenschwanzes, einen Kochlöffel hatte.
Auf dem Findberg, zwischen Haibach und Gailbach, stand eine Burg und darin wohnten zwei adelige Töchter, denen waren Vater und Mutter gestorben und andere Verwandte hatten sie keine mehr. Nun begehrte ein benachbarter Ritter die ältere der Schwestern zur Frau und als sie ihn abwies, warb er um die jüngere. Doch auch diese wollte von dem Ritter nichts wissen, über den das Gerede ging, dass er ein Wegelagerer sei und friedliche Leute überfalle und ausraube. Nun begann der Raubritter - das war er wirklich - die Geschwister auf Schritt und Tritt zu verfolgen und sie waren nirgends mehr sicher vor ihm und hofften daher, dass ihnen ein geheimnisvoller Schäfer helfen würde.
Dieser Schäfer wohnte im Inneren des Findberg und jedes Jahr, wenn der Frühling kam, trieb er seine Herde - nur weisse Lämmer - in das Gailbacher Tal und liess sie dort grasen und am Quellenbach trinken. Als die beiden Jungfrauen nun den Schäfer aus dem Berg hervorkommen sahen, eilten sie durch Bäume und Gebüsch verborgen, unbemerkt den Abhang hinunter und flehten ihn um seine Hilfe an. Als darauf der Hirte seine Herde wieder in den Berg trieb, befanden sich zwei weisse Lämmer mehr in der Herde.
Auf einem, nahe bei Ebersbach liegendem Berg, lag einst die Burg Altenburg. Ein Ritter, der dort lebte, hatte zwei frohgestimmte Knaben.
Zwei Räuber, die nahe bei der Burg hausten und im Bann lebten, glaubten, sich durch den Raub der beiden Kinder einen Vorteil zu verschaffen. Sie wollten den Ritter zu einer Begnadigung zwingen, indem sie die Rückgabe der Kinder von dieser abhängig machten. Sie bestachen daher den Pförtner, der sie darauf in Abwesenheit des Ritters in das Schloss liess, so dass sie sich leicht der Kleinen bemächtigen konnten.
Bevor sie sich nun mit den Kindern auf die Flucht begaben, beschlossen sie, dass jeder in eine andere Gegend fliehen sollte. Sie versprachen sich gegenseitig, dass, wenn einer von ihnen ergriffen würde, dieser zuerst Ergriffene nur dann den Aufenthalt des andern preisgeben sollte, wenn ihm vorher neben der eigenen, auch dessen Begnadigung zugesagt würde.
Der eine, der von der Flucht durch unwegsames Gelände ziemlich ermattet war, band, nachdem er in einen finsteren Wald kam, sein Pferd an einem Baum fest und legte sich, nachdem er dem geraubten Knaben aufs strengste verboten hatte, sich zu entfernen, zur Ruhe nieder. Aber der Kleine benützte, nachdem der Räuber eingeschlafen war, die günstige Gelegenheit zur Flucht und lief so lange geradeaus, bis er schliesslich auf einen Köhler traf, der im Wald arbeitete. Dieser vermutete in dem Knaben sogleich ein Kind hoher Leute und als ihm der Knabe erzählte, wie er in den Wald gekommen war, verstand der Köhler den ganzen Hergang. Er nahm sich eine Hacke und ein Seil und begab sich mit dem Knaben an den Ort, an dem dieser den Räuber verlassen hatte. Er fand den Räuber noch immer im tiefen Schlaf liegend, versetzte ihm mit seiner Hacke einen Schlag gegen den Kopf, der ihn betäubte und band ihm mit dem Seil Hände und Füsse so fest, dass dieser nichtmehr entfliehen konnte. Darauf ritt er, mit dem Kind, auf dem Pferd des Räubers, in Richtung Ebersbach. Von weitem hörte er schon die Glocken, mit denen man, da der Knabenraub entdeckt war und alles in höchster Bestürzung umherlief, Sturm läutete. Der Köhler wies den aufgebrachten Leuten den Weg in den Wald, zum gefesselten Räuber. Diese bemächtigten sich dessen und brachten ihn zusammen mit dem Knaben zu seinem Vater auf die Altenburg. Auf das Versprechen hin, dass er begnadigt werde, wenn er den Verbleib seines Kameraden angeben würde, verriet er gegen die getroffene Abmachung, diesen treulos. Der Räuber wurde mit dem zweiten der Knaben eingeholt und hingerichtet.
Dem ersten wurde Wort gehalten, er blieb ungestraft, hatte aber keine frohe Stunde mehr. Der Geist seines Verbündeten, den er verraten hatte, verfolgte ihn Tag und Nacht, bis er sich selbst, durch den Strang, das Leben nahm.
Es war der erste Mai 1412, als der Kurfürst von Mainz die Hirschjagd im Spessart eröffnete. Die Sonne schien ungewöhnlich heiss wie im Sommer und es liess sich den ganzen Morgen kein Hochwild sehen. Endlich, um die Mittagszeit gelang es den Treibern, einen starken Hirsch aufzuspüren. Der Kurfürst setzte ihm so rasch nach, dass ihm seine Leute nicht folgen konnten. Nur der Ritter Haman Echter blieb nicht zurück.
Die Hetzjagd ging stundenlang über Berg und Tal, durch Gebüsch und Hochwald. Der verfolgte Hirsch lahmte allmählich und brach endlich zusammen. Der Kurfürst sprang vom schaumbedeckten Ross und erlegte ihn. Doch jetzt verliess auch den Jäger die Kraft und der Durst quälte ihn zum Verschmachten.
Haman Echter, der seinen Herrn nicht verlassen hatte, litt gleichfalls grossen Durst, aber er raffte sich trotzdem auf und suchte nach einer Quelle. Doch auf den steinreichen Höhen des Spessarts war kaum eine zu finden. Deshalb musste Haman weit gehen, bis er in einem kühlen Tal, unter Mispelbäumen versteckt, ein Brünnlein entdeckte. Schnell stärkte er sich mit dem frischen Wasser und da ihm jedes Gefäss zum Schöpfen fehlte, lief er schnell zurück, um seinen Herrn herbeizuholen.
Der Ritter fand seinen Fürsten halb ohnmächtig im Schatten einer Buche. Er hatte nicht mehr die Kraft sich aufrecht zu halten, noch weniger sich ins Tal zu begeben. Da lud ihn Haman Echter auf seine Schulter und trug ihn so schnell es ging die weite Strecke bis zum Brunnen. Durch das frische Wasser erholte sich der Kurfürst bald wieder und ein Händedruck versicherte dem Echter, dass ihm sein Herr den geleisteten Dienst nie vergessen würde.
Als sie nach kurzer Rast die Rosse bestiegen und das Tal entlang ritten, kamen sie an den Resten des Hauses vorbei, das vor langer Zeit ein Echter errichtet und Espelbrunn genannt hatte. Jetzt wusste der Kurfürst, wie er dem Haman Echter seine Dankbarkeit beweisen könnte und nach seiner Ankunft im Aschaffenburger Schloss, liess er folgende Urkunde ausfertigen: