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Wer kennt ihn nicht, den Bodensee? Den See, umgeben von den drei Ländern, Deutschland, Österreich und der Schweiz. Doch wer kennt die alten Geschichten von Burgen, Schlössern, Klöstern, von Fischerdörfern und Städten, von seinen Inseln und seinen Bewohnern. Wer kennt die Erzählungen über seine Fischer und Bauern? Wer hat schon von den Fürsten, Rittern und Mönchen, die am See lebten, gehört? Geschichten aus längst vergangener Zeit, die diese Landschaft und die Menschen am grossen See prägten? Geschichten, ohne die die Bodensee-region nicht das wäre, was sie heute ist, eine Region mit einer grossartigen Vergangenheit, die noch heute an vielen Orten sichtbar ist. Man muss nur genau hinschauen, oder nagucke, oder aheluga, oder aneluege. Habe ich sie gwundrig gmacht, sind sie wundrig gwore, oder habe ich nur einfach ihre Neugierde geweckt, dann lesen sie die Geschichten in diesem Buch.
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Seitenzahl: 99
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Für meine Kinder Stefan Dennis und Tamara Maria, die am Untersee aufgewachsen sind.
Vorwort
Die Schöpfung des Bodensee's
Der Reiter und der Bodensee
Seegfrörni
Die Inschrift im Eis
Die Jungfrau Maria, als Beschützerin von Konstanz
Der Fleischer von Konstanz
Der heilige Conrad und die Giftspinne
Die Gangfische
Die Hand an Christi Nase
Das versunkene Schloss im Wald
Die Mäuse von Güttingen
Die Legende von Romans-Horn
Der Ritter von Steinach
Der Verräter von Bregenz
Die Degelsteiner zu Lindau
Der liebe Augustin
Die weisse Frau vom Schloss Giessen
Graf Ulrich von Buchhorn
Johannes Hüglin in Meersburg
Das Zwingtor von Meersburg
Die Nellenburg
Die sieben Särge im Überlinger Wald
Der heilige Gallus in Überlingen
Der Geist von Überlingen
Spuk bei Ludwigshafen
Die Frau von Hohenfels
Der kupferne Kessel
Das Kreuz bei der Mainau
Insel Reichenau
Wie Allensbach zu seinem Namen kam
Warum der Gnadensee Gnadensee heisst
Das kühle Grab
Die Groppenfasnacht
No e Wili, aus Stein am Rhein
Woher die Höri ihren Namen hat
Das Gräggli von Öhningen
St. Blasius von Kattenhorn
Geschichten aus Gaienhofen
Ritter Berchtold
Der Poppele auf Hohenkrähen
Radolfzells Ursprung
Die Kuhglocke
Die sieben Schwaben
Der Ursprung der Bezeichnung "Seehasen"
Geschichte/Regionen
Geographie/Klima
Die Alemannen und der Bodensee
Das Lied vom Bodensee
Rezepte
Salate
Rinderbackensalat
Schwäbischer Kartoffelsalat
Schweizer Wurstsalat
Ostschweizer Käsesalat
Bodenseefischsalat
Zwiebel- Apfelsalat von der Höri
Suppen
Hirnsuppe
Mehlsuppe
Kürbissuppe
Rüeblisuppe
Fischsuppe vom Untersee
Büllesuppe von der Höri
Höri Apfelsuppe
Ostschweizer Käsesuppe
Fleisch
Ostschweizer Wildgeschnetzeltes
Zürcher Geschnetzeltes
Saure Kutteln
Schwäbischer Zwiebelrostbraten
Überbackene Schweinskoteletts aus Vorarlberg
Ostschweizer Fleischrösti
Schweizer Wurstweggen
Hähnchenschenkel auf Apfelbett in Apfelschaumwein
Fisch aus dem See
Bodensee Fritli
Omas Felchenfilet
Bodensee Felchen mit Mandeln
Kretzerli
Sosse tartare zu den Kretzerli und den Fritli
Marinierte Felchenfilets
Johannisbeermousse zum marinierten Felchenfilet
Sahne-Apfel-Meerrettichmousse zum marinierten Felchenfilet
Kartoffeln und Mehlspeisen
Schwäbische Maultaschen "Herrgottsbscheisserle"
Schupfnudeln
Käsrösti
Ostschweizer Kartoffelplätzli
Käsespeisen
Ostschweizer Fondue
Käse-Brotauflauf
Käskoteletten
Vorarlberger Käseknödel
Käsefladen
Dessert und Backwaren
Bodensee Apfelcrème
Bodensee Weinschaumcrème mit Zwetschgen
Rüeblitorte
Kartoffeltorte
Nonnenfürzle
Apfelweggen
Bölledünne (Zwiebelkuchen)
Fasnachtsküechli
Was dazu passt
Umrechnungstabellen
Schlussbemerkung
Über den Autor
Wer kennt ihn nicht, den Bodensee? Den See, umgeben von den drei Ländern, Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Doch wer kennt die alten Geschichten von Burgen, Schlössern, Klöstern, von Fischerdörfern und Städten, von seinen Inseln und seinen Bewohnern. Wer kennt die Erzählungen über seine Fischer und Bauern? Wer hat schon von den Fürsten, Rittern und Mönchen, die am See lebten, gehört?
Geschichten aus längst vergangener Zeit, die diese Landschaft und die Menschen am Grossen See prägten? Geschichten, ohne die die Bodenseeregion nicht das wäre, was sie heute ist, eine Region mit einer grossartigen Vergangenheit, die noch heute an vielen Orten sichtbar ist. Man muss nur genau hinschauen, oder nagucke, oder aheluga, oder aneluege.
Habe ich sie gwundrig gmacht, sind sie wundrig gwore, oder habe ich nur einfach ihre Neugierde geweckt, dann lesen sie die Geschichten in diesem Buch.
Ihr Manfred A. Wagenbrenner
Als Gott der Herr die dunkeln Kräfte der werdenden Natur erregt, und zu dem schöpfrischen Geschäfte die Wasser und den Grund bewegt und als sich nun die Tiefen senkten, die Berge rückten auf den Platz, die Ebnen sich mit Bächen tränkten, in See'n sich schloß der Wasser Schatz:
Da schuf sich auch die Riesenkette der Alpen ihrer Thäler Schoos, da brach der Strom im Felsenbette aus seinem Eispalaste los. Er trat heraus mit freud'gem Schrecken, er wallet hell in's offne Land und ruht in einem tiefen Becken als blauer See mit breitem Rand.
Und fort von Gottes Geist getrieben wogt er hinab zum jungen Meer, doch ist sein Ruhesitz geblieben und Wälder grünen um ihn her und über ihm hochausgebreitet spannt sich der heitern Lüfte Zelt, es spiegelt sich, indem sie schreitet, die Sonn' in ihm, des Himmels Held.
Und wie nun auf den weiten Auen des ersten Sabbaths Ruhe schlief, ließ sich der Bote Gottes schauen im lichten Wolkenkranz und rief. Da scholl gleich donnernden Posaunen des Engels Stimme durch den Ort, es horchten Erd' und Fluth mit Staunen und sie vernahmen Gottes Wort:
Gesegnet bist du, stille Fläche, vor vielem Land und vielem Meer! Ja rieselt fröhlich nur, ihr Bäche ja ströme, Fluß, nur stolz einher! Ihr hüllet euch in einen Spiegel, der große Bilder bald vereint, wenn Einer, der der Allmacht Siegel trägt auf der Stirn – der Mensch, erscheint.
Dann werden sich die Haine lichten, wie sich der Menschen Herz erhellt, dann prangt ein Kranz von goldnen Früchten um dich, du segensreiches Feld! Die Rebe strecket ihre Ranken in deinen hellen See hinein und schwer beladne Schiffe schwanken in reicher Städte Hafen ein.
Auszug aus dem Gedicht von Gustav Schwab, erschienen 1846
Der Reiter reitet durchs helle Tal, aufs Schneefeld schimmert der Sonne Strahl.
Er treibet im Schweiss durch den kalten Schnee, will heut noch erreichen den Bodensee.
Noch heut mit dem Pferd in den sichern Kahn, will drüben noch landen vor Nacht er an.
Auf schlimmem Weg, über Dorn und Stein, er braust auf rüstigem Ross feldein.
Aus den Bergen heraus, ins ebene Land, weit sieht er sich dehnen das Schneegewand.
Weit hinter ihm schwindet so Dorf wie Stadt, der Weg wird eben, die Bahn wird glatt.
In weiter Fläche kein Bühl, kein Haus, die Bäume gingen, die Felsen aus.
So flieget er hin eine Meile und zwei, er hört in den Lüften der Schneegans Schrei.
Es flattert das Wasserhuhn empor, nicht andere Laute vernimmt sein Ohr.
Keinen Wandersmann sein Auge schaut, der ihm den rechten Pfad vertraut.
Fort geht's wie auf Samt, auf dem weichen Schnee. Wann rauscht denn das Wasser? wann glänzt der See?
Da bricht der Abend, der frühe herein, von Lichtern blinket ein ferner Schein.
Es hebt aus dem Nebel sich Baum an Baum und Hügel schliessen den weiten Raum.
Er spürt auf dem Boden Stein und Dorn, dem Rosse gibt er den scharfen Sporn.
Die Hunde bellen empor am Pferd und es winkt im Dorf ihm der warme Herd.
"Willkommen am Fenster, Mägdelein, an den See, an den See, wie weit mag's sein?"
Die Maid, sie staunt den Reiter an: "Der See liegt hinter dir und der Kahn und deckt ihn die Rinde von Eis nicht zu, ich sprach, aus dem Nachen stiegest du."
Der Fremde schaudert, er atmet schwer: "Dort hinten die Ebene, die ritt ich her!" Da reckt die Magd die Arm in die Höhe: "Herr Gott! so rittest du über den See!" An den Schlund, an die Tiefe bodenlos hat gepocht des rasenden Hufes Stoss! "Und unter dir zürnten die Wasser nicht? Nicht krachte hinunter die Rinde dicht?
Du warst nicht die Speise der stummen Brut? Der hungrigen Hechte in der kalten Flut?"
Sie rufet das Dorf herbei zu der Mähr, es stellen die Knaben sich um ihn her, die Mütter, die Greise, sie sammeln sich: "glückseliger Mann, ja, segne du dich!
Herein zum Ofen, zum dampfenden Tisch, brich mit uns das Brot und iss vom Fisch!"
Der Reiter erstarrt auf seinem Pferd, er hat nur das erste Wort gehört. Es stockt sein Herz, es sträubt sich sein Haar, dicht hinter ihm grinst noch die Gefahr.
Es sieht sein Blick nur den grässlichen Schlund, im Geist versinkt er im schwarzen Grund.
Im Ohr ihm donnerts, wie krachendes Eis, wie die Wellen umrieselt ihn kalter Schweiss.
Da seufzt er, da sinkt er vom Ross herab, da ward ihm am Ufer ein trocken Grab.
Gedicht von Gustav Schwab, erschienen 1846
Der Bodensee ist trotz seiner Grösse und Tiefe, in strengen Wintern, schon mehrmals ganz zugefroren. Seit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 875 berichtet man von den Jahren 875, 895, 1074, 1076, 1108, 1217, 1227, 1277, 1323, 1325, 1378, 1379, 1383, 1409, 1431, 1435, 1460, 1465, 1470, 1479, 1512, 1553, 1560, 1564, 1565, 1571, 1573, 1684, 1695, 1788, 1830, 1880 und 1963
Diese Gelegenheiten benützte man oft zu ausgedehnten Festen auf dem Eis. Ein freundschaftlicher Austausch durch Schüler, Vereine und Narrengesellschaften fand mit den Nachbarn auf der jeweiligen, gegenüberliegenden Seite des Sees statt.
Als Seegfrörni bezeichnet man in der Schweiz das Zufrieren eines Sees. In südlichen Teilen Deutschlands und westlichen Teilen Österreich wird der Begriff Seegfrörne verwendet.
Seit 1573 wird bei jeder Seegfrörni, soweit es von den politischen Gegebenheiten und der Tragfähigkeit des Eis für eine grössere Menschenmenge möglich ist, die Büste des Heiligen Johannes in einer feierlichen Eisprozession wechselseitig vom schweizerischen Kloster Münsterlingen, ins deutsche Hagnau über das Eis getragen und bei der nächsten Seegfrörni wieder zurück.
Seit 1963 steht die Büste bis zur nächsten Seegfrörni in der Pfarrkirche des ehemaligen Benediktinerklosters in Münsterlingen.
In einem kalten Winter, als der Bodensee zugefroren war, sollen die Konstanzer dieses Ereignis, um es der Nachwelt mitzuteilen, ins Eis geschrieben haben. Im Frühjahr aber, man sei darüber sehr bestürzt gewesen, war die Eisdecke samt der Inschrift wieder zu Wasser geworden.
Über die Belagerung von Konstanz 1633 durch den schwedischen Feldmarschall Gustav Horn, ist Folgendes überliefert: Am vierten Tag der Belagerung, als der Feind mit Feuer- und Granatkugeln der Stadt zusetzte, sei während der Mittagszeit, oberhalb der Augustinerkirche, die Mutter Gottes in Gestalt einer schönen Frau, mit einem strahlenden Glanz umgeben, in der Luft schwebend gesehen worden. Auch von etlichen Feinden wurde dies bestätigt. Die Schweden waren darüber derart erschrocken und verängstigt, dass sie die Belagerung darauf bald aufgaben.
Als 1548 die spanischen Söldnertruppen des römischen Kaisers, während der Belagerung von Konstanz, Petershausens einnehmen wollten, wehrten sich die Konstanzer mit Löwenmut. Hartnäckig verteidigten sie die Rheinbrücke. Vierzig bis sechzig Metzgerburschen hielten hier die Feinde so lange auf, bis hinter ihnen die Verteidiger einen Teil der Brücke abgebrochen hatten. Dann zogen sie sich schwimmend zu ihren Leuten zurück. Einer aber hielt noch immer Stand. Er hatte bereits mehrere Feinde getötet, als zwei Spanier auf ihn losstürzten, sein Schwert unterliefen und versuchten ihn zu Fall zu bringen.
Als er ihnen nicht länger widerstehen konnte, umfasste er die beiden Feinde mit seinen gewaltigen Armen, drängt sie gegen den Rand der Brücke und stürzte sich mit ihnen in die Fluten des Rheins.
Conrad, ein geborener Graf von Altdorf, wurde im Jahr 938 zum Bischof von Konstanz gewählt. Er sagte kommende Dinge voraus, wirkte viele Wunder und konnte vergiftete Lebewesen ohne Schaden zu sich nehmen. Als einmal, während dem Feiern der Heiligen Messe, eine ekelerregende Giftspinne von oben herab in den Kelch mit dem Heilige Blut gefallen war, nahm er dieses samt der Spinne zu sich. Vor dem Mittagsessen, als er bereits am Tisch sass und seinen Kopf auf beide Hände gestützt, einige Zeit im Gebet verharrte, kroch die vorher heruntergeschluckte Giftspinne unversehrt aus seinem Mund hervor, ohne dass er dabei Schaden genommen hätte.
Als Bischof Gebhard II. von Konstanz einmal über den See, zu dem von ihm gestifteten Kloster Petershausen fuhr, wurde sein Schiff von einem so grossen Fischschwarm umringt, dass es für das Boot kein Durchkommen gab. Da der Bischof aber in grosser Eile war, rief er voller Ungeduld im schwäbischen Dialekt: "Gang Fisch" und plötzlich waren alle Fische verschwunden.
Seitdem nennt man diese Fische "Gangfische."