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Elena steht das Wasser bis zum Hals. Einst hat die junge Frau die Ranch ihrer Großeltern übernommen, doch Bankschulden drohen, ihr den Boden unter den Füßen wegzureißen. Als ein Geschäftsmann aus Texas das Gästehaus auf ihrer Farm mietet, ist es um Elena geschehen. Adam Hammerson ist nicht nur äußerst charismatisch und charmant, sondern auch unheimlich gutaussehend. Zwischen den beiden funkt es gewaltig und Elena lässt sich auf eine leidenschaftliche Affäre ein. Mit ihm vergisst sie ihre Geldsorgen und den Druck, den die Bank auf sie ausübt. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, wird sie die Ranch verlieren, die ihre Familie mühsam aufgebaut hat. Sie verliebt sich in Adam, doch er hat ein Geheimnis, das ihre Welt in Schutt und Asche legt. Und auf einmal steht Elena vor dem Nichts. *** Band 1 der Hammerson Inc. Trilogie
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Copyright © 2021 Drucie Anne Taylor
Korrektorat: S. B. Zimmer
Satz und Layout: Julia Dahl
Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Elena steht das Wasser bis zum Hals. Einst hat die junge Frau die Ranch ihrer Großeltern übernommen, doch Bankschulden drohen, ihr den Boden unter den Füßen wegzureißen.
Als ein Geschäftsmann aus Texas das Gästehaus auf ihrer Farm mietet, ist es um Elena geschehen. Adam Hammerson ist nicht nur äußerst charismatisch und charmant, sondern auch unheimlich gutaussehend.
Zwischen den beiden funkt es gewaltig und Elena lässt sich auf eine leidenschaftliche Affäre ein. Mit ihm vergisst sie ihre Geldsorgen und den Druck, den die Bank auf sie ausübt. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, wird sie die Ranch verlieren, die ihre Familie mühsam aufgebaut hat. Sie verliebt sich in Adam, doch er hat ein Geheimnis, das ihre Welt in Schutt und Asche legt.
Und auf einmal steht Elena vor dem Nichts.
Band 1 der Hammerson Inc. Trilogie
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
Rechtliches und Uninteressantes
Seufzend zerknülle ich den Brief der Bank. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht oder ein unerwarteter Geldsegen über mich kommt, bin ich am Ende. Die Bank verlangt die Rückzahlung des Hypothekendarlehens, aber die Ranch wirft kaum etwas ab.
Wie konnte ich nur so dumm sein und sie von Grandpa übernehmen?
Ich wusste doch, wie es um das Land bestellt ist. Grandma und er haben sie jahrzehntelang bestellt und waren einigermaßen erfolgreich, ich dachte, ich könnte daran anknüpfen. Ich habe die Felder vergrößert, um mehr Ertrag zu erzielen, aber dummerweise bleibe ich darauf sitzen. Wegen des Baus eines Gästehauses habe ich eine Hypothek aufgenommen, weil ich dachte, dass dann Touristen kommen würden. Für das Ranch-Erlebnis schlechthin steht es nun auf dem Grundstück und Leute aus der Stadt können hier Urlaub machen können, leider habe ich nur alle paar Monate mal eine Buchung. Die Menschen bleiben lieber in der Stadt oder fliegen an exotische Orte. Dummerweise kommen wir gerade so über die Runden, weil ich auf dem Markt kaum etwas verkaufe. Die Leute möchten alles billig einkaufen, aber Bio-Qualität hat nun mal ihren Preis. Selbst bei Sonderangeboten verkaufe ich nicht mehr und die spülen mir dann ein dickes Minus in die Kasse. Ein noch dickeres als ohnehin schon. Ich habe schon zwei meiner vierzehn Pferde verkauft, weil ich die Hypothekenraten irgendwie tilgen musste, aber die zwölf verbliebenen Tiere möchte ich nicht auch noch verkaufen müssen. Sie bedeuten mir zu viel, denn ich bin mit ihnen aufgewachsen. Auf jeden Fall muss bald ein Wunder geschehen, sonst muss ich die Ranch verkaufen, was ich um jeden Preis vermeiden will.
»Guten Morgen, Elle«, sagt Jackson, mein Vorarbeiter, der sich gemeinsam mit seinem Bruder George um die Dinge kümmert, die ich allein nicht hinkriege.
»Morgen«, erwidere ich und schnappe das Papierknäuel, das von dem Brief der Bank übrig geblieben ist. »Gut geschlafen?«
»Wie immer zu wenig.« Er lächelt mich an. »Die Pferde sind versorgt und die Kühe gemolken.«
»Danke, Jackson.« Ich stehe auf, dabei entfalte ich das Knäuel und falte es sauber zusammen. »Hast du Hunger?«
»Ich habe schon gefrühstückt«, antwortet er.
»Oh, okay.« Ich gehe zur Anrichte und lege den Brief in die Krempelschublade, in der ich das Nähgarn und anderen Kleinkram aufbewahre. Danach nehme ich mir einen Kaffee. »Ich kümmere mich gleich um die Hühner.«
»Das erledigt George gerade.«
Ich seufze. »Dann werde ich nachher nach dem Käse sehen.« Da wir Kühe auf der Farm haben, machen wir auch Käse, weil wir oft auf der Milch sitzen bleiben. Als ich mir den Kaffee genommen habe, drehe ich mich zu Jackson um.
»Du siehst mitgenommen aus.«
Ich schaue ihn irritiert an. »Ich bin bloß müde, ich habe letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen.«
»Und der Brief, den du eben hast verschwinden lassen?«, hakt er nach. Verdammt, er ist viel aufmerksamer, als ich angenommen habe.
Ich beiße mir auf die Unterlippe, dann seufze ich schwer. »Eine Mahnung von der Bank.«
»Schon wieder?«, fragt er verwirrt. »Ich dachte, du hättest alles geklärt.«
»Das dachte ich auch, aber sie geben mir keinen weiteren Aufschub, sondern wollen jetzt zwei Raten auf einmal.« Ich seufze resigniert. »Und ich kann nicht noch eine Hypothek aufnehmen.«
Er nickt. »Und wenn ich versuche, einen Kredit aufzunehmen, mit dem wir die Hypothek zurückzahlen? Vielleicht kriegen wir es dann hin, die Ranch zu retten.«
Ich winke ab. »Das kann ich nicht annehmen.«
Jackson schnalzt mit der Zunge. »Vielleicht können wir wegen des Gästehauses eine Werbeanzeige schalten. Es kann doch nicht sein, dass hier niemand Urlaub machen will.«
»Scheinbar haben die Städter keine Lust aufs Landleben. Ich meine, sie erholen sich hier meistens nicht, sondern packen mit an, solche Leute sind selten geworden«, entgegne ich seufzend und trinke einen Schluck Kaffee. »Aber vielleicht kann ich noch mal eine Anzeige in den sozialen Netzwerken schalten.«
»Und wir sollten ein vernünftiges Instagram-Profil erstellen, auf dem du vom Farmleben berichtest. Für solche Dinge interessieren sich die Leute. Du könntest Videos drehen, die dich beim Kochen zeigen, und so was, darauf stehen die Menschen doch.«
»Ich bin nicht so wild darauf, mich im Internet zu zeigen«, gebe ich zurück.
»Irgendwas müssen wir tun, Elle.«
Ich nicke langsam. »Ich lasse mir diese Instagram-Sache durch den Kopf gehen. Vielleicht kannst du das bisherige Profil überarbeiten und wir starten damit neu durch.«
»Kein Problem.«
»Danke, Jackson«, ich schenke ihm ein Lächeln und stelle meine Kaffeetasse weg. »Ich geh dann mal in die Käserei.«
»Ist ja nett, wie du den alten Verschlag nennst«, lacht er.
Ich lache auf. »Es klingt besser als Holzhütte, in der der Käse reift.«
»Stimmt.«
Ich lasse Jackson alleine und mache mich auf den Weg. Als ich die hintere Veranda betrete, lasse ich meinen Blick über das Grundstück schweifen. Hier ist es wunderschön und ich liebe die Ranch. Ich bin auf der Farm aufgewachsen, da meine Eltern mich nicht wollten, und meine Mom mich einfach bei meinen Großeltern gelassen hat, bevor sie abgehauen ist. Ich habe sie nie kennengelernt, aber bekam bis zu meinem achtzehnten Lebensjahr jährlich eine Karte zu Weihnachten und zum Geburtstag, die immer nur mit Mary und William unterschrieben war. Ich trage den Namen meiner Großeltern, da sie mich adoptiert haben, nachdem sich Mary und William ewig nicht gemeldet hatten. Vor zwei Jahren habe ich die Ranch übernommen und meine Großeltern sind nach Florida gezogen, bis heute habe ich es nicht geschafft, die beiden zu besuchen. Flora und Gus Howard waren und sind meine Eltern und sie fehlen mir. Grandma und ich telefonieren zweimal pro Woche, aber ich verschweige den beiden meine finanziellen Probleme. Sie sollen nicht wissen, dass ich ihr Lebenswerk vollständig gegen die Wand gefahren habe und jetzt nicht mehr weiß, wie ich die Ranch retten soll.
Ich mache mich auf den Weg zu der Hütte, in der Grandma immer den Käse gemacht hat, dieser wird glücklicherweise von einem Supermarkt in der Stadt gekauft, sodass ich wenigstens ein kleines regelmäßiges Einkommen habe. Aber wir sind zum größten Teil Selbstversorger, sodass wir nur auf wenige Dinge aus dem Supermarkt angewiesen sind.
* * *
»Elle?«, ruft Jackson, er klingt euphorisch. »Elle, wo steckst du?«
Ich richte mich auf und verlasse die kleine Käserei. »Was ist denn?«, erwidere ich, als ich sehe, dass er auf mich zukommt.
Vor mir hält er inne und atmet tief durch. »Wir haben eine Buchung für das Gästehaus.«
Meine Gesichtszüge entgleisen, denn es kommt überraschend, dass jemand hier Urlaub machen will. Im letzten Jahr kam es nur zweimal vor, dass jemand das Gästehaus gebucht hat. »Wirklich?«
»Ja, gleich für zwei Wochen. Der Typ will das volle Programm und sagte, dass er schnellstmöglich herkommen will.«
»Wow«, stoße ich aus. »Und wann kommt er?«
»Schon morgen.«
»Oh Fuck«, sage ich leise. »Dann muss ich alles abstauben, lüften und putzen.«
»Soll ich dir helfen?«
Ich schüttle den Kopf. »Nicht nötig. Ihr wolltet doch zu dem Wettbewerb für Zuchtbullen«, erwidere ich.
»Aber erst am Wochenende.«
»Trotzdem müsst ihr packen und übermorgen ist schon Wochenende.«
»Stimmt, ich habe die ganze Zeit im Kopf, dass erst Montag ist«, erwidert er zerknirscht. »Schaffst du es überhaupt, dich alleine um alles zu kümmern?«
»Für ein paar Tage werde ich es hinkriegen, außerdem kann ich Brighton anrufen und fragen, ob er mir hilft.« Brighton Keller ist der Besitzer der Nachbarranch, der im Gegensatz zu mir lebt, als sei er Gott in Frankreich. Seine Ranch läuft großartig – er ist beneidenswert.
»Na gut.«
»Wie heißt der Gast?«, erkundige ich mich.
»Adam Hammerson. Er kommt aus Houston.«
»Das ist ein weiter Weg«, stellte ich fest.
Er lacht leise. »Na ja, es sind nur ein paar Meilen.«
»Es sind gut zweihundertfünfzig Meilen, Jackson«, halte ich amüsiert dagegen. »Und wenn er nicht aus dem Stadtzentrum kommt, hat er sogar einen weiteren Weg.«
»Er klang so überheblich, ich bin mir sicher, dass er fliegt.«
»Möglich«, erwidere ich. »Ich werde dann mal dafür sorgen, dass das Gästehaus vorzeigbar ist, und später werde ich noch ein paar Flaschen Wasser, Brot und Aufschnitt hinbringen, damit er erst mal versorgt ist.«
»Mach das.«
»Was hast du jetzt vor?«, erkundige ich mich.
»Ich werde mit George einkaufen fahren, wir wollen heute Abend grillen.«
»In Ordnung, dann sehen wir uns später«, sage ich lächelnd.
»Ich komme mit dir zum Haupthaus.«
»Alles klar.«
Er bietet mir seinen Arm an und ich hake mich bei ihm ein. »Wie viel will die Bank diesmal haben?«
»Dreitausend Dollar und die habe ich nicht. Ich will meine Großeltern nicht danach fragen, sie sollen ihren Ruhestand genießen.«
»Wir haben aber keine andere Möglichkeit, außer sie zu fragen oder einen Kredit aufzunehmen.«
»Ich habe kein Geld, um es zurückzuzahlen«, entgegne ich seufzend.
»Was das betrifft …«, beginnt er.
Ich schaue zu ihm hoch. »Jetzt sag mir bitte nicht, dass ihr mich verlasst.«
»Das nicht, aber wir schauen uns nach Jobs um, damit wir versorgt sind. Du konntest schon länger nicht zahlen und unsere Ersparnisse sind bald aufgebraucht, deshalb müssen wir auch sehen, wo wir bleiben.«
»Verstehe ich«, sage ich leise, auch wenn es mich trifft. Wenn ich die beiden verliere, stehe ich ganz alleine da.
»Aber wenn wir Jobs haben, können wir dir in unserer Freizeit helfen und Miete für die alte Scheune zahlen, die wir ausgebaut haben«, meint er.
Ich seufze resigniert. »Ich verstehe euch, Jackson. Ihr solltet nicht ausbaden müssen, dass ich rote Zahlen schreibe.« Ich hole tief Luft. »Vielleicht sollte ich die Ranch verkaufen, dann bin ich die Schulden los und kann mir eine Wohnung in der Stadt suchen.«
»Du liebst die Ranch und wirst sie nicht verkaufen. Vielleicht solltest du ein paar Hektar Land verkaufen oder dich um den Weinberg kümmern oder ihn vermieten, der Weißwein lief immer gut und Mr. Churchill fragt ständig, wann wir die nächste Weinlieferung vorbeibringen.« Mr. Churchill hat ein Weingeschäft in der Stadt und ja, der Sauvignon blanc lief immer gut, aber ich habe kein Händchen für den Weinbau. Zwei Ernten haben sich aus unerfindlichen Gründen verabschiedet und ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll, dass die nächste gelingt.
Wir erreichen das Haupthaus und vor der Veranda löse ich mich von Jackson. »Ich hole mal das Putzzeug und mache mich daran, das Gästehaus zu putzen.«
»Geht klar, hab Spaß.« Er räuspert sich. »Brauchst du etwas vom Einkaufen?«
»Bier, am besten ein ganzes Fass. Wobei … wann kommt Mr. Hammerson morgen an?«
»Er sagte, er würde um die Mittagszeit ankommen«, erwidert Jackson lächelnd.
»In Ordnung, dann weiß ich Bescheid.«
Er nickt mir zu und statt ins Haus, geht er drumherum. Wahrscheinlich wartet George schon auf ihn.
* * *
Ich habe das ganze Gästehaus geputzt, sogar die Fenster, obwohl das eine Arbeit ist, die ich hasse. Danach habe ich noch das ganze Geschirr gespült, das im Haus ist, damit sich Mr. Hammerson nicht beschweren kann. Die Betten sind gemacht, auch wenn ich nicht weiß, ob er alleine oder mit mehreren Personen anreist. Keine Ahnung, was jemand aus Houston hier will, aber ich werde mich nicht beschweren. Der Aufenthalt kostet vierzig Dollar pro Nacht und er bleibt für zwei Wochen, das sind mehr als fünfhundert Dollar mehr in meiner Kasse, für die ich Mr. Hammerson dankbar bin. Ich bin gespannt, ob er sich hier erholen will, um Abstand vom Trubel der Stadt zu kriegen, oder er das Landleben kennenlernen will, weil er sich neu orientieren möchte. Aber das werde ich sicher bald erfahren.
»Elle?«, ruft George, als ich das Gästehaus verlasse.
Ich drehe mich zu ihm um, da ich gerade die Tür abgeschlossen habe, und schaue ihn fragend an. »Was gibt’s, George?«
»Jax hat den Grill angeworfen, kommst du?«
»Ja, ich muss aber vorher unter die Dusche, weil ich voller Staub bin und es mich überall juckt«, antworte ich aufrichtig.
»Oh, Flora hat angerufen, sie sagte, du sollst sie morgen zurückrufen, weil sie und Gus heute ausgehen.«
»Alles klar«, sage ich lächelnd. Meine Großeltern sind gerade mal Mitte sechzig, meine Eltern haben mich sehr früh bekommen und das wird wahrscheinlich der Grund dafür gewesen sein, dass sie mich bei Granny und Gramps gelassen haben.
»Sollen wir mit dem Grillen warten?«, fragt George. »Dann kannst du in aller Ruhe duschen.«
»Nicht nötig, ich beeile mich und bin in einer halben Stunde bei euch. Jackson soll mir einfach einen Burger warmhalten.«
»Wir haben Steaks gekauft, keine Burger.«
»Dann soll er mir ein Steak warmhalten«, erwidere ich grinsend und gehe gemeinsam mit George über den Weg zurück zum Haupthaus. Jackson steht am gemauerten Grill, den Grandpa gebaut hat, und Rauch steigt auf. Wahrscheinlich hat er ihn gerade angefeuert.
»Hey, schon hungrig?«, fragt Jackson, als wir ihn erreichen.
»Ja, aber ich gehe noch duschen und mache danach einen Salat«, antworte ich. »Es gibt Menschen, die sich nicht nur von Fleisch ernähren.«
Er lacht. »Alles klar.«
* * *
Nach der Dusche habe ich einen gemischten Salat zubereitet, den ich gerade nach draußen bringe. George und Jackson sitzen am Tisch, der reich gedeckt ist. »Wer soll das denn alles essen?«, erkundige ich mich irritiert.
»Wir«, antwortet George grinsend.
Ich schnaube. »Ihr sollt nicht immer so viel einkaufen, jetzt müssen wir wieder tagelang grillen.«
»Wenn Mr. Hammerson morgen da ist, wird er sich uns bestimmt anschließen und Männer essen bekanntlich mehr als Frauen.«
Ich grinse belustigt. »Ich hoffe, dass er ein guter Esser und kein Fitnessfanatiker ist, sonst bekommen wir Spaß.«
»In erster Linie wirst du ihn haben, immerhin bist du die Gastgeberin«, sagt Jackson amüsiert.
»Sehr nett, danke«, entgegne ich und strecke ihm die Zunge raus. »Ihr habt gar kein Brot auf den Tisch gestellt.«
»Weil es nur unnötig satt macht«, meint er.
George schüttelt wie ich den Kopf. »Du weißt, dass Elle immer Brot zum Essen möchte, sonst würde sie nicht ständig Maisbrot backen und uns damit vollstopfen.«
»Ihr seid große Männer, die schwer arbeiten, ihr braucht die Kohlenhydrate«, halte ich überzeugt dagegen.
»Was Elle sagt«, stimmt George mir zu.
Elle ist mein Spitzname, eigentlich heiße ich Elena, aber meine Großeltern haben mich schon immer Elle gerufen. Ich höre zwar auch auf meinen richtigen Vornamen, bevorzuge inzwischen aber den Kosenamen. George und Jackson sind mir eine wirklich große Hilfe und ich habe keine Ahnung, wie ich die Ranch bestellen soll, wenn sie sich neue Jobs suchen und eventuell finden. Sie sind wie Brüder für mich und ja, Jackson sagte, dass sie mir helfen würden, aber wenn ich auf mich allein gestellt bin, werde ich die Ranch verkaufen müssen, da ich allein nicht klarkommen werde.
Verdammt, warum musste denn alles den Bach runtergehen?
Ich dachte wirklich, dass das Gästehaus eine gute Idee wäre, aber der Bau hat eine Menge Geld verschlungen, weshalb ich die Hypothek aufnehmen musste. Dabei hatte mir sogar der Bankmitarbeiter versichert, dass die Menschen immer häufiger Urlaub auf dem Land machen würden, insbesondere in dieser Gegend. Das Texas Hill Country ist für seine Weinberge bekannt und mal ehrlich, es gibt genügend Menschen, die Wein trinken, plus ich habe hier eine Ranch samt Weingut. Es ist eigentlich viel zu viel, um es zu dritt zu bewältigen, aber ich musste mehrere Mitarbeiter entlassen, weil ich sie nicht mehr bezahlen konnte. Mir steht das Wasser wortwörtlich bis zum Hals und ich kann kein Land sehen. Meinen Wagen habe ich schon verkauft, seither fahre ich mit Grandpas altem Pick-up herum, der schon wesentlich bessere Zeiten gesehen hat und immer wieder liegenbleibt, wenn ich längere Strecken fahre.
Die beiden unterhalten sich, nachdem Jackson die Steaks vom Grill geholt hat. Ich habe mich als Einzige am Salat bedient, weshalb ich froh bin, dass ich nicht zu viel gemacht habe. Außerdem habe ich vorhin noch das Brot geholt, damit ich nicht nur Fleisch und Salat esse, sonst habe ich später wieder Hunger.
Sie trinken Bier, ich habe auch eine Flasche vor mir stehen, aber ich beteilige mich nicht an ihrem Gespräch, obwohl man sagt, dass es mit Alkohol geselliger wird. Ich hänge meinen Gedanken nach, während ich esse und immer wieder mal an der Bierflasche nuckle. Ich weiß einfach nicht, wie ich meine finanziellen Probleme lösen soll.
* * *
Ich habe gerade die Hühner versorgt, als ich höre, dass ein Wagen über die Auffahrt fährt. Sie ist nicht befestigt und das Geräusch von Kies unter Autoreifen ist unverkennbar. Ich stelle den Eimer ab, setze meinen Hut wieder auf und mache mich auf den Weg vor das Haupthaus, dabei werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr. Bestimmt handelst es sich um Mr. Hammerson, also werde ich ihn begrüßen.
Als ich um das Haus herumgehe, sehe ich eine schwarze Mercedes Limousine, die gerade vor der Veranda parkt. Ein unglaublich großer muskulöser Mann steigt aus, er trägt einen schwarzen Anzug, der sicher maßangefertigt ist, und geht um den Wagen herum. Er öffnet den Kofferraum, während er augenscheinlich telefoniert.
Ich begebe mich zur Veranda. »Guten Tag«, grüße ich ihn freundlich und ringe mir sogar ein Lächeln ab, von dem ich hoffe, dass es meine grünen Augen erreicht.
Er hat ein Handy am Ohr. »Ich werde mich melden, Mutter, aber vorerst bin ich nicht erreichbar … Weil ich Urlaub mache … In Ordnung und ja … Alex weiß Bescheid und kümmert sich um alles. Bis dann, Mutter.« Er beendet das Gespräch und steckt das Smartphone weg, danach richtet er seinen Blick auf mich. »Guten Tag, Sie müssen Ms. Howard sein.«
Ich nicke. »Die bin ich. Mr. Hammerson?«
»Schuldig im Sinne der Anklage«, erwidert er lächelnd und ich schmelze dahin. Dieser Mann ist unheimlich charismatisch und, o Gott, ich bekomme weiche Knie.
»Herzlich willkommen auf der Howard Ranch, ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.«
»Die hatte ich, danke.« Er holt sein Gepäck aus dem Kofferraum und schultert den Riemen seiner ledernen Reisetasche, danach nimmt er noch einen Trolley aus dem Kofferraum und schließt die Klappe. »Ist dieses das Gästehaus?«
»Nein, ich zeige es Ihnen. Wenn Sie lieber mit dem Auto fahren möchten, müssen Sie hinter dem Haupthaus links abbiegen und nach etwa dreißig Metern stehen Sie vor dem Gästehaus.«
»Ich werde den Wagen später holen. Ich habe stundenlang im Auto gesessen und muss mir die Beine vertreten«, erwidert er.
»In Ordnung, dann hole ich die Schlüssel und bringe Sie zum Gästehaus.«
»Danke, Ms. Howard.«
»Sagen Sie bitte Elena oder Elle, ich werde nicht besonders gern mit Ms. Howard angesprochen«, lasse ich ihn wissen und steuere die Veranda an.
»Sehr gern.«
Ich deute auf die Sitzgruppe. »Wenn Sie möchten, können Sie Platz nehmen. Ich bin sofort wieder bei Ihnen.«
»Danke, Ms. Howard.« Er schenkt mir ein weiteres charmantes Lächeln und mein Herz beginnt, einen Mambo zu tanzen. Danach kommt Mr. Hammerson die kurze Treppe hoch und stellt sein Gepäck ab, schließlich nimmt er auf der Bank Platz, die gleich neben der Haustür steht.
Ich betrete das Haus und hole den Schlüssel, der am Schlüsselbrett hängt. Ich habe mehrere für das Gästehaus, da ich morgens immer frische Milch in den Kühlschrank stelle, so habe ich es bisher bei jedem Gast gemacht, allerdings ist Mr. Hammerson erst der fünfte, der sich hierher verirrt hat.
Als ich den Schlüsselbund habe, gehe ich wieder zu ihm. »So, da bin ich wieder. Kommen Sie bitte.« Ich greife nach dem Griff des Trolleys, damit er nicht behaupten kann, dass er sein Gepäck allein tragen musste, wenn er wieder zu Hause ist.
»Lassen Sie mich das Gepäck nehmen«, sagt Mr. Hammerson, kommt an meine Seite und nimmt mir den Trolley wieder ab, dabei streifen seine Finger meinen Handrücken.
Es kommt mir so vor, als würde ein elektrischer Impuls durch meinen Arm fahren, der sich in meinem Bauch entlädt. Ich ziehe meine Hand zurück. »Ich bringe Ihnen jeden Morgen frische Milch, außerdem befinden sich Brot, Aufschnitt und einige Flaschen Wasser im Kühlschrank, sowie Kaffee im Hängeschrank daneben. Wenn Sie möchten, bringe ich Ihnen gleich noch eine Kanne selbst gemachten Eistee.«
»Das ist nett, aber ich trinke keinen Tee.«
»Was trinken Sie denn?«, erkundige ich mich, als ich ihn über den angelegten Weg zum Gästehaus führe.
»Bevorzugt Kaffee oder Wasser, selten Cola oder andere Softdrinks.«
»In Ordnung.«
»Und ab und zu genehmige ich mir ein Glas Wein.«
»Ich habe auch zwei Flaschen Sauvignon blanc in den Kühlschrank gelegt, zwei weitere stehen auf der Anrichte.«
»Vielen Dank, Ms. Howard … Ich meine, Elena.«
Ich verziehe meine Lippen zu einem Lächeln, sage aber nichts weiter, sondern nicke bloß. Wir erreichen das Gästehaus, ich schließe die Tür auf und lasse ihm den Vortritt.
»Danke«, wiederholt er und betritt das Haus. Als ich ihm folge, lässt er seinen Blick schweifen. »Es sieht viel besser aus, als auf der Internetseite.«
»Danke«, ist es nun an mir zu sagen. »Die Schlafzimmer befinden sich oben, hier unten gibt es eine Gästetoilette, das Wohnzimmer, die Küche sowie ein Esszimmer. Sie haben WLAN-Empfang, das Passwort liegt in der Küche, außerdem meine Festnetz- und meine Handynummer, falls Sie etwas brauchen. Sie können mich jederzeit anrufen. Frühstück gibt es bis zehn Uhr, Mittagessen …«
»Ich werde mich selbst versorgen«, fährt er mir über den Mund.
»Oh, in Ordnung. Wenn Sie möchten, nehme ich Sie später mit zum Supermarkt, da ich noch ein wenig einkaufen muss«, lasse ich ihn wissen.
»Gibt es Restaurants in der Stadt?«
Mühsam halte ich meine Miene unter Kontrolle. »Ja, die gibt es. Ich kann Ihnen gern die Adressen raussuchen.«
»Das werde ich schon schaffen. Ist es in Ordnung, wenn ich die Ranch ein wenig erkunde oder möchten Sie das nicht?«
»Sie können sich frei bewegen, aber bitte betreten Sie nicht die eingezäunten Areale, ich möchte Sie ungern vor den Pferden oder den Kühen retten müssen«, antworte ich lächelnd, als ich zu ihm hochschaue. Guter Gott, dieser Mann ist bestimmt um die zwei Meter groß und ich muss den Kopf in den Nacken legen, um in sein Gesicht schauen zu können.
»Danke.«
»Und wenn Sie das Landleben kennenlernen möchten, ich stehe jeden Morgen um halb fünf auf und gebe Ihnen gern einen Crashkurs im Kühe melken.«
Er schnaubt amüsiert. »Ich denke, darauf werde ich verzichten.«
»Das kann ich nachvollziehen.« Ich schaue mich um. »Na dann, ich werde Sie jetzt allein lassen. Richten Sie sich ein und vielleicht haben Sie Lust, später mit uns zu essen. Wir haben vor, zu grillen.«
Mr. Hammerson nickt. »Falls ich nicht in die Stadt fahre, werde ich darauf zurückkommen. Danke für die Einladung.«
»Gern.« Ich wende mich ab und laufe gegen die Fliegengittertür. »Dass ich dieses Ding immer übersehe«, nuschle ich, schiebe sie auf und verlasse das Gästehaus.
»Ich hoffe, Sie haben sich nicht verletzt«, sagt er hinter mir.
Ich drehe mich um, als ich die Veranda verlassen habe. »Alles gut, so fest ist die Fliegengittertür ja nicht«, erwidere ich lächelnd.