Hammerson Inc.: Lust - Drucie Anne Taylor - E-Book

Hammerson Inc.: Lust E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

Traumatisiert versucht Elena, ins Leben zurückzufinden, doch die Angst lässt sie nicht los. Adam setzt alles daran, sie in Sicherheit zu wiegen, aber solange ihre Peiniger auf freiem Fuß sind, traut sie sich kaum vor die Haustür. Sie verliert sich in Flashbacks, die ihr immer wieder Bilder ihrer Entführung zeigen und sie verzweifeln lassen. Am Ende seiner Kräfte gibt er auf, da Elena jede Form der Hilfe verweigert. Als sie endlich einsieht, dass sie allein nicht gegen ihre Erinnerungen ankommt, wirft eine neue Erkenntnis die beiden aus der Bahn, denn in der Vergangenheit von Adams Familie lauert ein Geheimnis, das seine Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Können sie der Vergangenheit trotzen oder wird all das zerstört, wofür die beiden gekämpft haben?

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Hammerson Inc.

LUST

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2021 Drucie Anne Taylor

Korrektorat: S. B. Zimmer

Satz und Layout: Julia Dahl

Umschlaggestaltung © Modern Fairy Tale Design

Ausgabe 01 / 2023

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Dieses Buch

Traumatisiert versucht Elena, ins Leben zurückzufinden, doch die Angst lässt sie nicht los. Adam setzt alles daran, sie in Sicherheit zu wiegen, aber solange ihre Peiniger auf freiem Fuß sind, traut sie sich kaum vor die Haustür. Sie verliert sich in Flashbacks, die ihr immer wieder Bilder ihrer Entführung zeigen und sie verzweifeln lassen.

Am Ende seiner Kräfte gibt er auf, da Elena jede Form der Hilfe verweigert. Als sie endlich einsieht, dass sie allein nicht gegen ihre Erinnerungen ankommt, wirft eine neue Erkenntnis die beiden aus der Bahn, denn in der Vergangenheit von Adams Familie lauert ein Geheimnis, das seine Welt in ihren Grundfesten erschüttert.

Können sie der Vergangenheit trotzen oder wird all das zerstört, wofür die beiden gekämpft haben?

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Epilog

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Rechtliches und Uninteressantes

KapitelEins

ADAM

Noch immer starre ich den Karton an, in dem sich Elenas Haarsträhne befindet. Die Kraft verlässt mich und ich falle auf die Knie. Tränen trüben meine Sicht und ich habe keine Ahnung, ob ich sie jemals wiedersehen werde. Ich wusste, dass sie verletzt wurde, denn ich sah das Blut auf dem Fußboden, auch jenes, das an die Theke gespritzt war. Wenn ich nur daran denke, was man ihr alles angetan haben könnte, steigt Panik in mir auf.

Was rede ich da?

Ich bin panisch, denn ich weiß nicht, was diese Leute ihr noch antun werden.

Es klingelt, aber ich ignoriere es. Im Augenwinkel sehe ich, dass sich Alex erhebt. Sicher wird er die Tür öffnen.

»Guten Abend, Mr. Hammerson«, sagt Detective Hansen. »Es tut mir leid, dass es ein wenig gedauert hat, aber der Verkehr in dieser Stadt ist die Hölle.«

Ich schließe für einen Moment die Augen, wische über sie und erhebe mich. »Guten Abend«, entgegne ich schließlich und deute zum Tisch. »Das wurde vorhin abgegeben, aber laut dem Herrn von der Rezeption war der Bote vermummt.«

Detective Hansen kommt näher und sieht in den Karton. »Um Gottes willen«, stößt er aus. »Lag eine Nachricht dabei?«

Daraufhin zeige ich ihm ein Kopfschütteln. »Nein, nichts.«

Hinter ihm betreten weitere Polizisten mein Wohnzimmer. »Wir werden jetzt die Telefonüberwachung installieren. Haben Sie schon einen Anruf bekommen?«

»Nur die blutige Strähne meiner Lebensgefährtin.«

»Sind Sie sicher, dass diese Haarsträhne von Ms. Howard ist?«

»Ja, bin ich. Sie hat braune Locken, das ist eine braune Locke«, antworte ich und atme tief durch. »Haben Sie Mr. Dunbar schon überprüft?«

Detective Hansen nickt. »Wir haben ihn verhört, aber er hat ein wasserdichtes Alibi.«

Ich balle die Fäuste. »Das ist doch ein Witz! Es gibt niemanden, außer Quentin Dunbar, der mich erpresst und mir droht! Ich bin fest davon überzeugt, dass er Elenas Entführung in Auftrag gegeben hat!«, herrsche ich den Detective an.

»Mr. Hammerson, beruhigen Sie sich. Mr. Dunbar wird von uns observiert und sobald sich der Verdacht erhärtet, wird zugegriffen«, erklärt er.

»Meine Partnerin ist in Lebensgefahr!« Ich hole tief Luft. »Es kann doch nicht sein, dass Sie Dunbar nur observieren, es ist Gefahr in Verzug!«

»Mr. Hammerson, beruhigen Sie sich«, wiederholt er. »Es bringt nichts, wenn Sie mich anschreien, das wird Ihre Lebensgefährtin auch nicht zurückbringen.« Er räuspert sich. »Ms. Howard ist ein Druckmittel, damit Sie dem Entführer das geben, was er will, sie bringt ihn seinem Ziel nur näher, wenn sie lebt.«

Ich schnaube.

»Adam, die Polizei wird alles dafür tun, Elena zu finden, aber das können die Beamten nur, wenn sie Dunbar observieren oder wenn man dich anruft und Lösegeld oder etwas Anderes fordert«, mischt sich Alex ein.

Ich schaue zu meinem Bruder. »Ich will sie einfach nur zurück, Alex. Wenn Dunbar sie laufen lässt, wenn ich mich einverstanden erkläre, sein Hotel zu bauen, werde ich es tun. Hauptsache Elena wird laufen gelassen.«

»Du wirst sie wiedersehen und jetzt beruhige dich bitte. Du bist emotional und stehst neben dir«, erwidert mein Bruder ernsthaft.

»Wir werden alles dafür tun, dass Sie Ms. Howard wiedersehen«, sagt Detective Hansen.

Ich setze mich auf die Couch und greife zu meinem Kaffee, der inzwischen kalt sein dürfte. »Bauen Sie alles auf, was Sie aufbauen müssen. Die Telefone befinden sich in der Küche, in meinem Büro und im Fernsehzimmer.«

»Ich zeige Ihnen alles«, mischt sich Alex ein.

Ich habe längst eine Aussage gemacht und dem Detective alle Drohungen zitiert, die Dunbar ausgesprochen hat, damit dürfte der Fall doch klar sein. Aber dieser miese Hund hat ein wasserdichtes Alibi. Ich weiß, dass er nicht selbst hierher gekommen ist, sondern irgendwelche Schläger beauftragt hat. Doch das zieht die Polizei sicher nicht in Betracht.

Meine Nerven liegen blank, ich bin fix und fertig und ich habe keine Ahnung, wie es Elena geht.

Was soll ich nur tun, wenn Dunbar oder seine Männer sie noch schwerer verletzen?

Ihr Haare samt Kopfhaut auszureißen, bedeutet, dass sie keine Rücksicht auf sie nehmen.

Ich erhebe mich. »Ich bin oben«, verkünde ich, stelle die Tasse ab und erhebe mich.

»Ich behalte hier alles im Auge«, sagt Alex.

»Mr. Hammerson?«, vernehme ich Mrs. Rogers‘ Stimme.

Ich schaue zu meiner Haushälterin. »Was gibt’s?«

»Sind Sie hungrig?«

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Nein, Mrs. Rogers.« Ich schaue zu den Cops. »Falls Sie Fragen haben sollten, ich ziehe mich ins Schlafzimmer zurück.«

Detective Hansen nickt mir zu.

Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Es ist früher Abend, normalerweise wäre ich jetzt erst nach Hause gekommen und Elena hätte mich mit ihrem typischen Lächeln erwartet. Manchmal kam sie auf mich zugelaufen und ist mir in die Arme gesprungen.

Ich hoffe, dass es bald wieder so sein wird.

* * *

Seit Tagen warte ich auf eine Nachricht von Elenas Entführern, aber nichts.

Ich bekomme keine Anrufe.

Keine Erpresserbriefe.

Keine Lösegeldforderung.

Einfach gar nichts.

Ich war seit vier Tagen nicht in der Firma, habe die Arbeit liegen lassen und Kundentermine abgesagt, weil ich mich nicht konzentrieren kann. Mein Vater hat die Führung übernommen, weil der Vorstand auf die Barrikaden gegangen ist. Alex sieht ab und zu mal in der Firma vorbei, damit unser Vater nicht meint, alles umzuwerfen oder Dunbars Auftrag anzunehmen. Der Vorstand ist allerdings auch darüber informiert, dass dieser Auftrag keinesfalls angenommen werden darf.

Detective Hansen ist nicht dauerhaft im Penthouse, aber zwei andere Cops, die genauso wie ich darauf warten, dass sich jemand wegen Elena meldet. Inzwischen ist die Verzweiflung Herrin meiner Sinne, denn mit jedem Tag, der vergeht, schwindet meine Hoffnung, die Frau wiederzusehen, die ich über alles liebe.

Ich will sie doch nur zurück!

* * *

KapitelZwei

ELENA

Ich fühle mich benommen und habe furchtbare Kopfschmerzen.

Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, denn meine Augen sind verbunden, aber mir tropft die ganze Zeit etwas ins Gesicht. Ich weiß nicht, ob es Wasser oder etwas Anderes ist. Meine Hände sind mit Kabelbindern gefesselt, die so stramm sitzen, dass sie in meine Handgelenke einschneiden. Mit meinen Knöcheln wurde genauso verfahren. Ich habe solche Schmerzen, weil ich mich nicht bewegen kann. Wahrscheinlich haben sie mich niedergeschlagen und mitgenommen, weil sie so dumm waren, sich nicht zu maskieren. Diese Männer wollten in Adams Büro und ich bin mir sicher, dass Quentin Dunbar damit zu tun hat, auch wenn sie so klug waren, keinen Namen zu nennen. Sie sprechen sich auch nicht damit an, jedenfalls nicht in meiner Nähe. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon hier bin, aber es sind bestimmt schon ein paar Stunden, wenn nicht sogar Tage. Mir fehlt ein Zahn, den haben sie mir heute Morgen gezogen, um ihn Adam zu schicken, wohl, damit er nachgibt.

Warum kommt denn niemand, um mich zu retten?

Die Augenbinde ist nass, weil mir ständig etwas ins Gesicht tropft, auch wegen meiner Tränen, die ich immer wieder wegen der Schmerzen weine. Ich weiß nicht, wie ich das hier überstehen, geschweige denn überleben soll.

»Kleine?«, werde ich unverhofft angesprochen.

Ich zucke zusammen, drehe aber den Kopf in die Richtung, in der ich den Mann vermute.

»Du musst essen und trinken.«

»Nein«, erwidere ich undeutlich, womöglich ist mein Gesicht geschwollen, das Pochen in meinem Mund spricht jedenfalls dafür.

»Du wirst essen und trinken!«, sagt er herrisch, dann nähern sich Schritte. Plötzlich packt er in mein Haar, weshalb ich wimmernd nachgebe, da sie mir eine Strähne ausgerissen haben und die Stelle unheimlich schmerzt.

Tränen fluten meine Augen, allerdings saugt die Augenbinde sie sofort auf. »Bitte«, nuschle ich. »Nicht.«

»Wirst du essen?«

Ich versuche zu nicken, aber wegen des festen Zugs an meinem Kopf gelingt es mir bestimmt nicht richtig.

»Gut.« Er lässt mich los, dann raschelt es. »Mund auf.«

Sofort öffne ich den Mund und mir wird ein Löffel in den Mund geschoben. Es muss Haferschleim sein oder irgendwas Anderes, Geschmack ist nicht gegeben und es erinnert mich mehr an Pappe, was ich nur von diesem Zeug kenne. Mühsam schlucke ich es runter, anschließend mache ich den Mund wieder auf.

* * *

Ich weiß nicht, wie lange der Kerl mich gefüttert hat, aber jetzt habe ich Magenschmerzen, bloß habe ich mich nicht getraut, ihn zu bremsen. Danach hat er mir Wasser eingeflößt, an dem ich mich verschluckt habe. Das meiste habe ich deshalb ausgespuckt, aber kein neues bekommen.

Ich sitze auf kaltem Boden, lehne an einer Wand und hebe meine zusammengefesselten Hände an mein Gesicht, um die Augenbinde wegzuziehen. Es ist mir schon ein paar Mal gelungen, aber sie haben sie jedes Mal wieder angebracht. Erkennen konnte ich sie trotzdem nicht, weil meine Sicht verschwommen war.

Meine Augen sind geschlossen, die Schmerzen rauben mir den Verstand, und trotzdem sehe ich Adam vor mir.

* * *

Ich habe kein Zeitgefühl mehr und fühle mich durch die Mangel gedreht. Die Wunde in meinem Mund hat sich entzündet, weshalb ich die ganze Zeit einen eitrigen Geschmack im Mund habe. Ich versuche immer wieder, das Blut und den Eiter auszuspucken, die austreten, aber ich glaube, dass ich das meiste auf die muffige Kleidung an meinem Leib spucke. Mein Gesicht ist heiß, mein ganzer Körper brennt sogar wie Feuer und in meinem Kiefer pocht es ohne Unterlass.

»Alter, die Kleine geht noch drauf, wenn wir ihr nicht helfen«, vernehme ich eine weit entfernte Stimme.

»Der Boss sagte, dass sie keine Medikamente bekommt. Ihm ist egal, ob sie verreckt oder überlebt«, sagt der andere.

Ich höre sie nicht nur durch Watte, sondern eher durch ein ganzes Daunenbett.

»Und ich habe keinen Bock, dass wir wegen Mordes einfahren. Wir müssen sie wegbringen.«

»Sie hat unsere Gesichter gesehen«, gibt der andere zu bedenken.

»Es ist mir egal, sie wird eine Blutvergiftung haben, außerdem hat sie in den letzten Tagen weder gegessen noch getrunken. Ihr Kopf wird sich weigern, ihr irgendwelche Erinnerungen zu zeigen. Mann, ich kenne jemanden, der hatte nach einer Blutvergiftung nicht mal eine Ahnung davon, wie sein verfickter Name ist. Wie soll sie uns dann beschreiben?«

»Und jetzt?«

»Wir bringen sie zum Hafen, schießen ihr in den Bauch und schmeißen sie ins Wasser, dann ist sie ein gelöstes Problem und wir bekommen keinen Ärger.«

»Dunbar wird mächtigen Ärger machen.«

»Ist mir egal. Wenn sie hier verreckt, wird es schwerer, sie loszuwerden, das weiß auch Dunbar«, sagt der erste Kerl.

Es fällt mir schwer, wachzubleiben, denn in letzter Zeit konnte ich nicht mal etwas essen oder trinken, weil mein Körper mir nicht mehr gehorcht hat. Es gelingt mir auch nicht mehr, mich aufzurichten, weil ich zu schwach bin. Ich liege auf dem kalten Stein, habe keine Ahnung, wo ich bin, und das Gefühl, dass ich diese Sache nicht überleben werde.

* * *

KapitelDrei

ADAM

Vor drei Tagen erhielt ich ein weiteres Päckchen, in dem sich einer von Elenas Backenzähnen befand. Andere Nachrichten bekomme ich nicht und ich habe Angst, dass es bald Körperteile sein werden, die man mir zukommen lässt.

Mein Handy klingelt, sofort nehme ich den Anruf entgegen. Hoffentlich ist das endlich eine Nachricht von Elena oder ihren Entführern, denn seit zwei Wochen fehlt jede Spur von ihr. Und Dunbar wurde nirgendwo gesehen, wo er nichts zu suchen hatte. Selbst seine Telefongespräche brachten keine Aufklärung. »Hammerson?«

»Mr. Hammerson, wir haben Ms. Howard gefunden«, sagt Detective Hansen.

»Wo?«, frage ich voller Hoffnung.

»Wir bekamen einen Hinweis, dass in der Nähe des Houston Ship Channels in Galena Park eine Frau aus einem Van geschubst und angeschossen wurde. Sie stürzte ins Wasser, aber wir konnten sie bergen und sie ist auf dem Weg ins Krankenhaus.«

»Wohin bringt man sie?«, hake ich nach.

»Ins St. Joseph Medical Center, Mr. Hammerson.«

»Ich mache mich sofort auf den Weg«, erwidere ich.

»Mr. Hammerson, der Notarzt sagte, dass Ms. Howard sofort in den OP muss, Sie können nicht zu ihr.«

»Ich werde trotzdem hinfahren«, entgegne ich und beende das Telefonat.

»Gibt’s Neuigkeiten?«, fragt Alex.

Ich nicke. »Elena wurde gefunden, allerdings hat man sie angeschossen. Ich fahre jetzt ins Krankenhaus.«

»Ich werde Sie fahren, Mr. Hammerson«, mischt sich Charles ein.

»Ich komme mit«, meint Alex und erhebt sich ebenfalls.

Ich nicke ihnen zu, dabei ziehe ich mein Jackett über.

* * *

Elena ist im OP, aber das hatte Detective Hansen mir schon mitgeteilt. Ich sitze im Warteraum, Alex telefoniert und Charles besorgt uns Kaffee. Seit Stunden warte ich darauf, einen Arzt zu sprechen, der mir mehr sagen kann. Alex und ich haben besprochen, dass wir dem Krankenhauspersonal weismachen, dass ich Elenas Verlobter bin, damit ich Informationen über ihren Zustand bekomme.

Ich hoffe wirklich, dass man sie retten kann.

»Mr. Hammerson?«, fragt Charles.

Ich schaue zu ihm hoch. »Ja?«

»Hier ist Ihr Kaffee.«

»Danke«, erwidere ich, dabei nehme ich den Becher an.

»Gibt’s schon etwas Neues?«

»Nein, es ist noch niemand rausgekommen, der mir etwas sagen kann«, antworte ich und richte mich auf.

»Vielleicht kommt ja bald jemand«, sagt er – ich nicke zustimmend.

»Ich hoffe es, Charles.«

Mein Bruder kommt ebenfalls zurück in den Warteraum. »In der Firma ist alles in Ordnung und ich habe mit Detective Hansen telefoniert. Sobald Elena vernehmungsfähig ist, wird sie von der Polizei befragt.«

»Das habe ich mir schon gedacht«, entgegne ich seufzend und trinke einen Schluck Kaffee. Ich schaue auf meine Armbanduhr, acht Stunden sind inzwischen vergangen und es gibt keine Nachricht, ob Elena durchkommt oder nicht.

»Vielleicht sollten wir nach Hause fahren, Adam, wir können hier nichts ausrichten«, schlägt Alex vor.

»Ich bleibe so lange, bis ich mit eigenen Augen gesehen habe, dass sie noch lebt.« Ich schaue zu Alex. »Vorher wird mich niemand zum Gehen bewegen können.«

»Na gut.« Mein Bruder nimmt mir gegenüber Platz und lehnt seinen Kopf an die Wand.

* * *

Wir sitzen seit gestern Abend hier, nun ist später Vormittag und ich habe immer noch keinen Arzt gesprochen. Ich behalte die ganze Zeit die Tür zum Flur im Auge, als wieder mal ein Bett daran vorbeigeschoben wird. Ich erkenne den Leberfleck auf Elenas Handrücken und springe auf. »Elena!«, rufe ich ein Stück weit erleichtert aus, laufe auf den Flur, doch stellt sich mir ein Arzt in den Weg.

»Sind Sie ein Angehöriger?«

»Ich bin ihr Verlobter«, antworte ich, als ich ihn ansehe. »Wie geht’s ihr?«

Er holt tief Luft. »Kommen Sie bitte mit.«

Nickend folge ich ihm. Er führt mich zu einem abgetrennten Raum und deutet zu einem Tisch mit vier Stühlen.

»Nehmen Sie bitte Platz, Mr. …«

»Hammerson«, erwidere ich. »Mein Name ist Adam Hammerson, ich bin Ms. Howards Verlobter.« Mir ist bewusst, dass ich schon gesagt habe, dass ich mit ihr verlobt bin – was nicht den Tatsachen entspricht –, aber die Sache muss glaubwürdig klingen. »Wie geht’s ihr?«

»Mr. Hammerson, wir mussten Ms. Howard zweimal reanimieren. Ihr Körper wies zwei Schusswunden am Bauch auf und sie hat eine Blutvergiftung, die durch eine Wunde im Kiefer verursacht wurde, wie wir annehmen. Wir haben den Abszess geöffnet und ausgeschabt, ihr Antibiotika verabreicht und die Kugeln entfernt, ebenso haben wir zwei Kopfwunden genäht, wo man ihr wohl Haare ausgerissen hat. Ms. Howard ist sehr schwach und ich kann nicht sagen, ob sie sich von diesen Strapazen erholen wird.«

Auf einmal klingt er ziemlich weit weg. »Das heißt, Sie wissen nicht, ob sie durchkommt, Dr. …« Ich schaue sein Namensschild. »Dr. Caffrey?«

»Leider nicht. Ihre Werte sind bedauerlicherweise sehr schlecht.«

Ich atme tief durch und schaue auf den Tisch, an dem ich sitze.

»Wir haben Ms. Howard ins künstliche Koma versetzt, damit sie sich in aller Ruhe und stressfrei erholen kann. Es tut mir leid, dass ich Ihnen keine bessere Prognose mitteilen kann«, sagt er, allerdings klingt er eher geschäftsmäßig.

Ich nicke langsam. »Darf ich sie sehen? Sie war fast zwei Wochen verschwunden und ich muss mich davon überzeugen, dass sie noch lebt.«

»Sicher«, entgegnet er und erhebt sich. »Ich rufe eine Krankenschwester, sie wird Sie zu Ihrer Verlobten bringen.«

»Danke, Dr. Caffrey.« Ich stehe ebenfalls auf. »Im Warteraum sitzen mein Bruder und mein Leibwächter, ich werde den beiden mitteilen, was ich von Ihnen erfahren habe.«

»Ich schicke die Krankenschwester zu Ihnen«, erwidert er.

Ich schüttle seine Hand. »Danke.« Danach verlasse ich den Raum und gehe zurück zum Wartezimmer.

»Und?«, fragt Alex.

Ich schlucke. »Man hat ihr zweimal in den Bauch geschossen und sie hat eine Blutvergiftung, weil man ihr den Backenzahn gezogen hat. Na ja, sie hat sich entzündet und es hat sich ein Abszess gebildet. Die haben ihn zwar geöffnet, aber sie wurde zweimal reanimiert und ins künstliche Koma versetzt.« Ich räuspere mich. »Die denken, dass Sie mein Leibwächter sind, Charles, deshalb wäre es mir ganz recht, wenn Sie dieses Schauspiel aufrechterhalten.«

Er nickt mir zu. »Das werde ich, Mr. Hammerson.«

»Danke.«

»Darfst du zu ihr?«, möchte Alex wissen.

»Ja, Dr. Caffrey bittet eine Krankenschwester, mich abzuholen und zu Elena zu bringen«, entgegne ich.

»In Ordnung. Ich begleite dich auf Station und überzeuge mich auch kurz davon, dass sie noch lebt, danach muss ich unbedingt ins Bett, Adam«, sagt er müde.

Ich nicke ihm zu.

»Du solltest auch schlafen.«

Daraufhin schüttle ich den Kopf. »Ich werde bei ihr bleiben.«

»Du sagtest selbst, dass sie im Koma liegt.«

»Sie wird spüren, dass ich bei ihr bin«, sage ich überzeugt. »Ich lasse sie nicht mehr allein.« Ich mache mir immer noch Vorwürfe, dass ihr meinetwegen etwas passiert ist. Sie war nur in Gefahr, ist es sogar immer noch, weil ich Dunbars Bauauftrag abgelehnt habe. Sobald ich diesen Mistkerl in die Finger kriege, ist er dran, denn ich bezweifle, dass die Polizei ihm gefährlich werden kann. Hoffentlich kann Elena sich noch daran erinnern, wer sie entführt hat, möglicherweise hat sie sogar Namen gehört, die der Polizei weiterhelfen werden.

»Mr. Hammerson?«, fragt jemand, weshalb ich mich zur Tür umdrehe. »Kommen Sie bitte mit mir, ich bringe Sie zu Ms. Howards Zimmer.«

»Sicher«, erwidere ich und schaue über meine Schulter zu Alex und Charles. »Kommt ihr?«

Die beiden nicken mir zu, erheben sich und gemeinsam folgen wir der Krankenschwester.

* * *

Die Krankenpflegerin bleibt vor einem Patientenzimmer stehen. »Reden Sie mit ihr. Man sagt, dass Komapatienten mehr wahrnehmen, als man denkt. Es wird ihr guttun, zu wissen, dass Ihr Verlobter bei ihr ist.«

Ich nicke ihr zu, danach betrete ich den Raum. Als ich Elena sehe, drehe ich mich wegen ihres furchtbaren Anblicks weg. »Großer Gott«, stoße ich überfordert aus und atme tief durch. Nachdem ich mir einen Moment genommen habe, wende ich mich zu ihr um und nähere mich ihrem Bett. Ihr Kopf ist bandagiert, ihre Wangen eingefallen, die Augen weisen Hämatome auf und ihre Handgelenke wurden ebenfalls einbandagiert.

---ENDE DER LESEPROBE---