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Dawn ist am Boden zerstört. Durch eine Intrige Hudsons ist ihre Beziehung zu Tristan Maxwell zerbrochen. Fest entschlossen, um ihre große Liebe zu kämpfen, scheint es ihr zu gelingen, wieder einen Draht zu Tristan zu bekommen. Doch Hudson holt bereits zum nächsten Schlag aus und treibt erneut einen Keil zwischen die beiden. Dawn schlittert geradewegs in eine Katastrophe. Sie verliert dieses Mal nicht nur den Mann, den sie liebt, sondern auch ihren Job. Mit gebrochenem Herzen reist sie nach Kansas, um wieder zu sich zu finden. Doch diesem Vorhaben wird durch die bevorstehende Gerichtsverhandlung und das unvermeidliche Wiedersehen mit Tristan ein jähes Ende gesetzt.
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Copyright © 2018 Drucie Anne Taylor
Korrektorat/Lektorat: Lea Müller
Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art / ddc-art.com
Auflage: 01 / 2023
Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. Dies ist eine fktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beab- sichtigt.
Dieses Buch erschien bereits 2015 unter dem gleichen Titel und dem Pseudonym River McLean
Dawn ist am Boden zerstört. Durch eine Intrige Hudsons ist ihre Beziehung zu Tristan Maxwell zerbrochen. Fest entschlossen, um ihre große Liebe zu kämpfen, scheint es ihr zu gelingen, wieder einen Draht zu Tristan zu bekommen. Doch Hudson holt bereits zum nächsten Schlag aus und treibt erneut einen Keil zwischen die beiden. Dawn schlittert geradewegs in eine Katastrophe. Sie verliert dieses Mal nicht nur den Mann, den sie liebt, sondern auch ihren Job. Mit gebrochenem Herzen reist sie nach Kansas, um wieder zu sich zu finden. Doch diesem Vorhaben wird durch die bevorstehende Gerichtsverhandlung und das unvermeidliche Wiedersehen mit Tristan ein jähes Ende gesetzt.
Reue
Neuer Tag, wenig Glück
Tristans Bitte
Was nun?
Es ist anders
Hudsons Lüge
Wenn Will nicht wäre …
Liebeskummer und Heimkehr
Es kommt immer anders…
… als man denkt
Der Anfang vom Ende
Über die Autorin
Weitere Werke der Autorin
»Du siehst wirklich schrecklich aus.« Will streckt seine Hand aus, anschließend hilft er mir auf. »Lass uns reingehen.«
Ich kann kaum einen Schritt gehen, ohne dass mir jeder Knochen wehtut. Ich weiß nicht, wie lange ich vor der Haustür gesessen habe, aber Fakt ist, dass ich durchgefroren, müde und von Kopfschmerzen gebeutelt bin. »Danke, dass du gekommen bist.«
»Wir reden oben. Schaffst du es?«
Ich nicke schwach. »Ja.«
Wir gehen in meine Wohnung. »Du solltest duschen und dir etwas Wärmeres anziehen, deine Lippen sind ganz blau«, sagt er mit warmer Stimme.
»Ich komme nicht an den blöden Zipper meines Kleides. Könntest du den Reißverschluss für mich öffnen?«, frage ich heiser.
»Klar, aber erst im Bad.« Er schiebt mich dorthin und in der Tür stehend greift er in meinen Rücken, um den feinen Reißverschluss zu öffnen. »Ich mache Tee.«
»Danke, Tristan … Will, ich meine Will.«
»Daher weht der Wind«, nuschelt er. »Und ich dachte, du wärst einfach nur durcheinander.«
»Mit ihm und mir … Es ist vorbei«, erwidere ich und einmal mehr nehmen mir Tränen die Sicht.
»Geh erst mal duschen, Süße. Wir können gleich immer noch reden.«
»Ich muss erst mal die ganzen Nadeln aus meinen Haaren nehmen.«
»Ich helfe dir.« Will schiebt mich zur Toilette, ich setze mich auf den geschlossenen Deckel, dann fängt er an, die einzelnen Haarnadeln aus dem Haarknoten zu lösen. Ich merke, wie Strähne für Strähne auf meinen Rücken fällt. »Das dürften alle gewesen sein. Jetzt geh unter die Dusche, Kleines.« Er verlässt das Badezimmer, doch ich bleibe noch einen Moment sitzen, um die Wand anzustarren. Ich kenne gerade nur einen Gedanken: Wie kann ich Tristan beweisen, dass Carsyn ein Ausrutscher war?
Ich habe mich wirklich in ihn verliebt, wollte so viel mit ihm erleben, aber Hudson hat unsere Beziehung zerstört. Ich weiß, ich hätte von Anfang an mit offenen Karten spielen müssen, aber das konnte ich nicht. Es wäre vorbei gewesen, bevor es überhaupt angefangen hätte. Andererseits wäre ich wenigstens ehrlich zu Tristan gewesen, statt ihm etwas zu verheimlichen. Es hätte ihn verletzt, genauso wie es ihn heute Abend verletzt hat, allerdings wäre es nicht in der Öffentlichkeit passiert. Dann ziehe ich seufzend das Kleid herunter, hänge es an einen einsamen Kleiderbügel, der sich an die kleine Türgarderobe im Bad verirrt hat, und streiche es glatt. Danach ziehe ich mich gänzlich aus, steige in die Dusche und versuche, mich unter dem heißen Wasser zu entspannen. Es funktioniert nur nicht so gut wie erhofft.
»Verschwinde, Dawn«, wiederhole ich Tristans verletzende Worte. Die Tränen werden vom Wasser davongetragen, als hätte es sie nie gegeben. Ich stehe einfach nur da, während das Wasser auf meinen Kopf regnet. Ich habe keine Ahnung, ob ich meine Sachen bei ihm abholen oder ihn lieber darum bitten sollte, sie mit in die Firma zu bringen. Ich weiß nicht einmal, ob ich am Montag noch meinen Job habe, wobei ich Tristan nicht für so unprofessionell einschätze, als dass er mich wegen meines Fehltritts kündigt. Immerhin ist das privat und nicht beruflich. Andererseits habe ich ihm das Herz gebrochen. Wir haben uns gegenseitig wehgetan. Ich ihm mehr als er mir und ich bereue es zutiefst.Als ich schließlich fertig geduscht und mich in die Joggingsachen gewunden habe, die Will mir ins Bad gelegt hat, schlurfe ich ins Wohnzimmer.
Er sitzt mit Chaley auf der Couch, beide sehen zu mir. »Setz dich, Dawny.«
Ich nehme neben ihm Platz, dann lege ich meinen Kopf an seine Schulter. »Hudson ist irgendwie an Fotos von mir und Carsyn beim Sex gekommen.«
»Was?«, stößt er aufgebracht aus. »Wie kommt er an solche Fotos?«
»Ich glaube, er hat jemanden beauftragt, mich zu beschatten. Anders kann ich es mir nicht erklären«, antworte ich leise.
»Der Kerl schreckt auch vor nichts zurück.«
»Er bat Tristan und mich, ihn zu begleiten, und dann gab er ihm einen Umschlag, aus dem er die ganzen Fotos zog.«
»Der braune Umschlag, den du im Flur hast fallen lassen?«
»Ja«, erwidere ich und schließe die Augen, da sie sich wie kleine Feuerbälle anfühlen.
»Ich glaube, das will ich gar nicht sehen.«
»Niemand hätte diese Bilder sehen sollen.«
»Du hättest ehrlich mit ihm sein und ihm sagen müssen, dass du noch einen anderen triffst, bevor ihr ein Paar geworden seid«, sagt er ohne jeden Vorwurf in der Stimme.
Ich ziehe die Nase hoch. »Ich weiß, aber nachdem er gesagt hatte, dass er eine Beziehung sofort beendet, wenn er betrogen wurde, hatte ich Angst, auch wenn ich ihn nicht hintergangen habe.«
»Es wäre nicht so peinlich gewesen, wenn er sich im Privaten von dir getrennt hätte, statt auf dieser Gala, die ihr heute besucht habt.«
»Tristan hat mich vor allen Leuten lächerlich gemacht, als er herumgebrüllt hat, dass ich ihn betrogen habe. Ich habe es verdient, ich weiß, aber es hat so wehgetan.«
Will legt seinen Arm um mich. »Wie wäre es, wenn ich uns im nächsten Mini Mart einen großen Becher Schokoladeneis hole?«
»Das wäre toll.«
»Und wenn ich heute hierbleibe, wäre das auch toll?«, hakt er nach.
»Ich glaube, ich würde dich gar nicht mehr gehen lassen, aber Grayson wartet doch sicher auf dich, oder nicht?«
»Er weiß, dass ich wegen eines Notfalls zu dir gefahren bin. Wenn er ein Problem damit hat, dass ich für meine beste Freundin da bin, dann ist er nicht der Richtige für mich. Also, Schokoladeneis?«
»Ja.«
»Schlagsahne?«
»Ja.«
»Okay, ich bin gleich wieder da.« Er löst sich von mir, streichelt meine Wange, bevor er aufsteht. »Ich nehme den Schlüssel mit, wenn es dir nichts ausmacht.«
»Es macht mir nichts aus. Bis gleich.«
Will beugt sich zu mir herunter, haucht einen Kuss auf meine Stirn und lächelt mich an. »Kopf hoch, Schätzchen.«
»Ich versuch's.«
Er lässt mich allein mit mir und meinen Gedanken. Ich bin froh, dass er so schnell gekommen ist, auch wenn er die Leere in mir nicht ausfüllen kann, aber immerhin ist er da. Und er hört mir zu, etwas, was ich von Tristan nicht behaupten kann. Ich weiß, dass jede Entschuldigung ungehört bleibt, aber irgendwie muss es doch möglich sein, ihn zurückzugewinnen. Tristan. Ich liebe diesen Mann wirklich und jetzt tut es weh. Etwas, womit ich bereits gerechnet habe, aber ich dachte nicht, dass es so schnell gehen würde. Ich schalte den Fernseher ein, um die Stimme in meinem Kopf zu übertönen, denn auch sie macht mir ähnliche Vorwürfe wie Tristan. Es ist heuchlerisch, denn sie wusste es schon die ganze Zeit, fängt aber jetzt erst an, Salz in die Wunde zu streuen. Ich sehe mir irgendeine Sitcom an, doch das eingespielte Lachen kann ich nicht teilen, dabei gibt es Situationen, in denen ich über jeden Blödsinn lachen kann.
Eine gefühlte Stunde später kommt Will mit einer großen Tüte herein. »Also, ich habe Schokoladeneis, Nuttensprudel – du weißt schon, diesen extrem süßen Sekt –, Sprühsahne, Schokoladen- und Vanillesoße, Erdbeeren und Taschentücher. Der Verkäufer hat mich angeguckt, als wäre ich manisch depressiv«, verkündet er schmunzelnd.
»Ich hole Schalen«, erwidere ich.
»Quatsch. Bei Liebeskummer wird aus dem Becher gegessen, deshalb habe ich zwei Jumbobecher mitgebracht.«
»Dann hole ich eben Löffel.« Ich stehe auf, schlurfe in die Küche und kann nicht anders, als an die vielen schönen Stunden mit Tristan zu denken. Falls es ein Verfallsdatum für Liebeskummer gibt, würde ich es gerne erfahren, damit ich weiß, wann ich wieder die Alte bin. Am besten wäre, denjenigen eine Zeit lang nicht zu sehen, doch leider arbeiten wir zusammen. Am Montag werde ich ihm gegenübertreten und die teure Kette zurückgeben, die er mir vor der Gala geschenkt hat. Ich kann sie nicht behalten, falls es zwischen uns wirklich vorbei ist. Außerdem erinnert sie mich an die süßen Worte, die er mir zugeflüstert hat, doch diese Erinnerung wird nach und nach durch jene an den heutigen Abend, jene an seine Enttäuschung ersetzt. Mit den Löffeln gehe ich zurück zur Couch.
»Mein Gott, heb doch die Füße hoch. Du wurdest verlassen, aber du bist nicht gehbehindert«, entrüstet sich Will, da er es hasst, wenn man über den Boden schlurft.
»Sorry«, nuschele ich, hebe sie demonstrativ an, wenn ich einen Schritt mache, und lasse mich auf die Couch fallen.
Er sitzt bereits, die Sektflasche und die Eisbecher sind geöffnet. »Gläser hole ich.«
»Danke dir.« Ich nehme mir einen der Jumbobecher, kippe Vanillesoße darüber und fange an zu löffeln. Wenigstens hat Schokolade den Ruf, glücklich zu machen, also kann ich getrost das ganze Eis essen.
Will kommt mit zwei normalen Trinkgläsern zurück, stellt sie auf den Tisch und sieht mich mit einer gehobenen Augenbraue an. »Du weißt, dass wir es morgen bereuen werden, oder?«
»Ich habe gute Anti-Pickel-Creme da, keine Angst«, erwidere ich, während ich in meinen Eisbecher starre.
»Ich meine eher den Hüftspeck, den wir heute Abend anlegen.«
»Wofür hat man Freunde, wenn nicht dafür, Liebeskummer miteinander zu teilen?«, möchte ich wissen.
»Für ein offenes Ohr. Also erzähl mir, was du jetzt vorhast.«
Ich zucke mit den Schultern. »Irgendwie will ich Tristan zurückgewinnen, aber ich bezweifle, dass er sich noch einmal auf mich einlässt, und wenn doch, dann wird es ewig dauern, bis er mir wieder vertraut.«
»Erwartest du etwas anderes?«, hakt Will skeptisch nach.
»Keine Ahnung. Ich bringe ihm am Montag die Kette, die er mir heute geschenkt hat. Sie war zu teuer, als dass ich sie einfach so behalten könnte, und werde ihm meine Entscheidung wegen Hudson mitteilen.«
»Willst du rechtliche Schritte gegen ihn einleiten? Immerhin hat dieser Arsch dich belästigt«, sagt er nachdenklich.
»Es wäre eine passende Rache, aber nein, er würde es eh so hinbiegen, dass ich am Ende die Schuldige wäre«, erwidere ich, nachdem ich etwas Eis gegessen habe.
»Du meinst wirklich, dass er so ein abgefucktes Arschloch ist?«
Ich nicke zustimmend. »Nach heute Abend? Oh ja.«
»Ich habe ihn nie so eingeschätzt. Ich dachte immer, dass er mehr Stil hat«, sagt Will, als er sich vorbeugt, um uns etwas Sekt einzuschenken. »Aber jetzt trinken wir darauf, dass wir die besten Freunde sind, die diese beschissene Stadt je gesehen hat. Kein Maxwell kann uns etwas anhaben, weil wir uns haben.« Er hält mir ein Glas hin, ich nehme es an, trinke allerdings nichts. »Cheers, Dawny.«
»Cheers, Will«, erwidere ich, stoße mit ihm an, vermeide aber immer noch, den Sekt zu mir zu nehmen.
»Jetzt trink schon. Wir saufen uns dieses bescheidene Wochenende schön«, sagt er grinsend.
Zum ersten Mal, seit Tristan mich fertiggemacht hat, werden meine Lippen von so etwas wie einem Lächeln umspielt.
»Sie kann lachen«, stellt er amüsiert fest und deutet auf das Grübchen in meiner Wange, das ich immer habe, wenn ich ein Lächeln unterdrücke.
»Cheers.« Nun nehme ich einen Schluck, mit dem der gesamte Inhalt des Glases geleert wird, dann stelle ich es weg. »Zufrieden?«
Er nickt langsam. »Ja, aber ruhig, Rote, okay? Du sollst dich nicht betrinken.«
»Ich glaube, ich kann nüchtern nicht schlafen.«
»Doch, das kannst du, darauf wette ich.«
»Wenn du so überzeugt davon bist, gehe ich keine Wette ein«, erwidere ich leise, dann kümmere ich mich weiter um mein Eis.
Die Zeit vergeht wie im Flug, wir reden so lang, dass ich irgendwann mit dem Eisbecher auf dem Schoß einschlafe.
Ich bekomme zwar mit, dass Will mich ins Bett trägt, auch dass er sich neben mich legt, aber ich bin zu müde, um noch etwas zu sagen. Ich suche seine Nähe, denn bei ihm bin ich ruhiger, als wenn ich alleine schlafe.
* * *
Ich habe so ein furchtbares Hämmern in den Ohren, dass ich mir das Kissen über den Kopf ziehe. Ich hätte den Sekt nicht trinken sollen, die Flasche habe ich beinahe alleine geleert, obwohl Will versucht hat, mich aufzuhalten. Ich konnte mich nicht bremsen. »Will?«, rufe ich gequält, nachdem ich das Kopfkissen angehoben habe, aber auch das führt zu einem Pochen in meinem Schädel. Verdammter Alkohol!
»In der Küche!«, antwortet er gut gelaunt wie eh und je. »Kommst du? Ich habe dir ein Katerfrühstück gemacht.«
»Ich hoffe nur, dass du keine Rollmöpse gekauft hast.«
»Quatsch, aber eine Bloody Mary hab ich dir gemacht.«
Ich schlage die Decke zurück, rutsche aus dem Bett und tapse barfuß in die Küche. »O Gott, ist das hell.«
»Es ist ja auch schon ein Uhr, Schätzchen.«
»Was?« Ich sehe ihn entgeistert an. »Warum hast du mich denn nicht geweckt?«
»Weil du geschlafen hast wie ein Engel ... und geschnarcht wie ein Bierkutscher. Ich habe dich nicht wach bekommen«, erwidert er lachend.
»Hm.« Ich verziehe das Gesicht, während ich näher trete, und setze mich an den Esstisch. Auf meinem Teller liegt eine Aspirin und in einem Glas löst sich eine Vitamintablette auf. »Du hast ja an alles gedacht.«
»Ja, weil ich genau weiß, was du brauchst, wenn du einen Kater hast«, entgegnet er fröhlich und nimmt mir gegenüber Platz.
Neben dem Glas mit den Vitaminen steht die Bloody Mary. »Die ist aber ohne Alkohol, oder?«
»Natürlich, ich fülle dich doch nicht ab, wenn du gerade erst wieder nüchtern bist, Dawny.« Er gibt sich entrüstet, sieht mich auch so an.
»Sorry, ich bin ein wenig neben der Spur«, nuschele ich und nehme die Kopfschmerztablette mit den aufgelösten Vitaminen ein.
»Kein Wunder.« Er atmet durch, stößt seufzend die Luft aus. »Willst du dich für nächste Woche nicht lieber krank melden?«
Ich schüttele den Kopf. »Nein, ich will mich jetzt nicht zurückziehen. Tristan würde wissen, dass alles gespielt ist.«
Will schnaubt. »Na und? Er hat dich öffentlich blamiert. Dass du dann nicht in seine Firma willst, ist doch wohl das Normalste der Welt.«
»Schon, aber ich habe mich immer wieder aufgerappelt und weiter gemacht, das weißt du. Ich werde vor diesem Mann nicht kuschen«, erwidere ich entschieden, was sich mehr nach einem Jammern anhört, weil ich von den Kopfschmerzen gebeutelt bin.
»Man sieht dir an, wie sehr du leidest.«
»Ich wette, dass man es Tristan auch ansieht.«
»Das bezweifle ich. Dem Mann hat man seine letzte Trennung schon nicht angesehen. Und Hudson sieht sowieso immer aus, als wäre er ein ewig gut gelaunter Sunnyboy«, sagt Will.
»Ich weiß, dass Hudson immer gut aussieht. Selbst wenn er sein Bitchface auflegt, sieht er toll aus.« Ich seufze. »Und wenn es Tristan schlecht geht und er sieht, dass ich auch leide, wäre es vielleicht eine Möglichkeit, dass wir uns ganz langsam wieder annähern.«
»Du glaubst doch selbst nicht, dass er sich darauf einlässt«, stößt Will ungläubig aus.
Ich ziehe die Schultern hoch, lasse sie wieder fallen. Es ist mehr als ein einfaches Schulterzucken, es zeigt meine absolute Ahnungslosigkeit, denn ich habe keine Ahnung, was mich morgen in Tristans Büro erwartet. »Ich weiß es nicht. Ich denke, ich werde die nächste Woche auf mich zukommen lassen. Morgen werde ich ihm gegenübertreten, um ihm die Kette zurückzugeben, und dann werde ich ihn erst einmal in Ruhe lassen, damit er sich … sammeln kann und ich mich auch.«
»Na dann, wenn du Rückendeckung brauchst, kann ich dich zu ihm begleiten«, bietet er an.
»Nein, ich muss das alleine schaffen, aber du könntest in meinem Büro auf mich warten, falls ich aufgelöst zurückkomme.«
Er lächelt mich an. »Dann mache ich das.«
»Danke, Will.« Ich erwidere sein Lächeln, obwohl ich immer noch Kopfweh habe. Ich hoffe, dass die Tablette bald wirkt.
»Nichts zu danken, Süße.«
Wir frühstücken und ich bin froh, dass das Katerfrühstück meine Übelkeit vertreibt. Ich habe noch nie besonders viel Alkohol vertragen, Sekt schon gar nicht, deshalb ist es umso ärgerlicher, dass ich überhaupt so tief ins Glas geschaut habe. Was Frust und Liebeskummer mit einem Menschen anstellen können, ist mir unbegreiflich.
Wills Handy klingelt. »Das wird Gray sein.«
»Sag ihm, dass es mir leidtut, dass ich dich in Beschlag genommen habe«, erwidere ich, bevor er das Gespräch entgegennimmt. Er zieht sich zum Telefonieren ins Schlafzimmer zurück, also stochere ich ein wenig im übrig gebliebenen Rührei herum. Der heutige Tag wird lang, weil meine Gedanken noch um gestern Abend kreisen. Der morgige wird eine Tortur, weil ich Tristan gegenübertreten werde. Und wie übermorgen wird, will ich gar nicht wissen. Das Arbeiten mit Hudson verspricht auch nicht, ab sofort unter einem besseren Stern zu stehen. Früher konnten wir es, weil wir eine Affäre hatten, doch jetzt, da alles vorbei ist, ist es sicher unmöglich, professionell miteinander umzugehen. Bestimmt wird er jede Gelegenheit nutzen, um mich fertigzumachen. So ist er, war er, wird er immer sein.
* * *
Ein regengraues Kostüm, wie meine Stimmung und das heutige Wetter, schmiegt sich an meinen Körper, während ich aus dem Fenster des Taxis schaue. Ich wollte bei diesem Regen nicht mit der U-Bahn fahren. Ein Taxi erschien mir als beste Möglichkeit, trocken in der Firma anzukommen. Als ich nur noch glückliche Pärchen sehe, senke ich meinen Blick auf meine ineinander verschränkten Hände. Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll, den Arbeitstag hinter mich zu bringen.
»Wir sind da, Miss.«
Ich sehe auf das Taxameter, bezahle den Fahrer und steige aus. »Danke sehr.« Als ich mich umdrehe, höre ich das Klicken zahlreicher Kameras. Ich schaue auf den Boden, versuche, durch die Masse von Fotografen und Reportern hindurchzukommen, allerdings werde ich mit Fragen bombardiert.
»Ms. Leary, warum haben Sie Mr. Maxwell betrogen?«
»Ms. Leary, haben Sie ein schlechtes Gewissen?«
»Ms. Leary, wollten Sie sich an Mr. Maxwell für irgendwas rächen und haben ihm Ihre Liebe vorgespielt?«
Die Fragen brechen mit solch einer Intensität über mich herein, dass ich meine Orientierung verliere. »Lassen Sie mich bitte durch«, verlange ich, allerdings klinge ich immer noch heiser.
»Ms. Leary, schauen Sie bitte in die Kamera!«
Es wird an meiner Hand gezogen, die ich schützend vor mein Gesicht halte, während ich bedrängt werde. »Hören Sie bitte auf, mich zu belästigen!«
»Hey! Lassen Sie die Dame in Ruhe!«, brüllt jemand hinter mir.
Nicht nur ich drehe mich um, um meinen Helfer auszumachen. Es ist Mr. Pears, der die Treppe hochgerannt kommt.
»Kommen Sie, Ms. Leary.« Er legt seine Hand in meinen Rücken, dann bringt er mich ins Foyer des Firmengebäudes.
»Danke, Mr. Pears«, sage ich leise.
»Soll ich Sie noch in Ihr Büro bringen?«, fragt er, während er mich besorgt mustert.
Ich schüttele den Kopf. »Nein, danke. Wie geht’s Tristan?«
Er atmet durch. »Ahnen Sie es nicht?«
Daraufhin nicke ich kurz. »Dumme Frage. Noch mal danke für Ihre Hilfe.«
»Gern geschehen.« Er begleitet mich zum Aufzug, ruft ihn für mich, dann verabschiedet er sich mit einem knappen Lächeln von mir. »Wiedersehen, Ms. Leary.«
»Auf Wiedersehen, Mr. Pears.«
»Man, man, man, da kommt man zur Arbeit und die Presse blockiert den Eingang«, stöhnt jemand neben mir. »Muss ein sehr turbulentes Wochenende gewesen sein, wenn die schon hier aufschlagen.«
Ich sehe ihn an. Ein Mann in hellbraunem Anzug, keine Ahnung, aus welcher Abteilung er kommt. »Das dachte ich auch.«
»Dario Forrester«, sagt er lächelnd und streckt seine Hand aus.
Ich ergreife sie. »Dawn Leary.«
»In welcher Abteilung findet man Sie denn, Ms. Leary?«
»Im Vertrieb und Sie?«
»In der Rechtsabteilung.« Wie ein Anwalt sieht er nun nicht aus, aber wem sieht man seinen Beruf schon an?
Von mir erwartet auch niemand, dass ich Teamleiterin bin. Die meisten halten mich für zu jung. »Ich hätte mit einer anderen Abteilung gerechnet.«
Er hebt seine kantige Augenbraue. »Warum?«
Wir betreten den Aufzug, als ich die Schultern zucke. »Ich weiß es nicht, vielleicht, weil Sie so jung wirken.«
»Das tun Sie auch.«
»Ja, aber ich bin nur Teamleiterin, Sie sind Anwalt.«
Daraufhin nickt Dario lächelnd. »Ich habe mich wohl gut gehalten.«
Ich schnaube amüsiert. »Scheint so.«
»Für wie alt halten Sie mich?«
Ich schaue zu ihm hoch. Er ist nicht ganz so groß wie meine letzten drei Verehrer und ganz sicher nicht so gutaussehend wie Tristan. »Keine Ahnung, vielleicht Anfang Dreißig?«
»Sie können gut schätzen, Ms. Leary.«
»Scheint wohl so.«
»Und wie ist es so, mit dem jüngeren Maxwell zusammenzuarbeiten?«
»Fragen Sie besser nicht«, antworte ich seufzend und hoffe, dass der Aufzug sein Stop and Go Spiel bald beendet und den Vertrieb erreicht. Bisher hält er auf jeder Etage, aber niemand steigt ein. Ich frage mich, wer meiner Kollegen sich wieder einen Scherz erlaubt hat, denn das kommt in letzter Zeit ständig vor.
»Ist es wirklich so schlimm?«, hakt er interessiert nach.
Ich schüttele den Kopf. »Ich neige zur Übertreibung, weil ich letzte Nacht nicht viel geschlafen habe.« Danach lächle ich ihn an, denn ich möchte nicht, dass jemand denkt, ich würde über Hudson lästern.
»Alles klar. Manchmal bekommen die Chefs dann eben den Frust ab«, sagt er schmunzelnd.
»Genau, Mr. Maxwell ist ein netter Boss, auch wenn er seine Launen hat.«
»Wenn Sie das sagen. Mr. Campbell ist auch nicht immer der freundlichste Chef.«
»Das ist eben der Vorteil, wenn man der Boss ist. Man darf sich verhalten, wie man will«, erwidere ich amüsiert.
Der Lift hält auf meiner Etage.
»Wann machen Sie Pause, Ms. Leary?«
»Immer gegen eins, warum?«
»Vielleicht sehen wir uns ja in der Kantine«, erwidert er, als sich die Türen nach meinem Ausstieg schließen.
»Mal sehen«, sage ich noch, doch da sind sie bereits verschlossen. Wenigstens war meine erste heutige Begegnung mit einem Kollegen nett, also ist der Tag noch nicht gänzlich gelaufen. Ich straffe meine Schultern, dann mache ich mich auf den Weg in mein Büro. Die Kollegen sind noch nicht vollzählig, aber scheinbar hat sich etwas herumgesprochen, denn die bereits Anwesenden mustern mich argwöhnisch. Als wollten sie mich fragen, was ich mir bei dem Mist, den ich gebaut habe, gedacht hätte.
Als ich mein Büro betrete, schließe ich die Tür hinter mir und ziehe die Jalousien zu, damit ich ihre Blicke nicht die ganze Zeit auf mir spüre. Ich möchte in Ruhe arbeiten, in der Pause Tristan aufsuchen, weiter arbeiten und wieder nach Hause gehen. Das ist nicht zu viel verlangt, denn mein Samstagabend war ebenso beschissen wie seiner.
Es klopft.
»Herein«, sage ich laut, als ich mich an meinen Schreibtisch gesetzt habe.
»Guten Morgen, Dawn«, erwidert Hudson, als er hereinkommt. »Hast du eine Minute?«
»Aber sicher, Mr. Maxwell.« Ich betone meine respektvolle Anrede mit voller Absicht. »Was kann ich für Sie tun?«
»Mein Bruder hat sich letzte Woche verschiedene Akten von dir bringen lassen. Kannst du mir sagen, worum es dabei ging?«
Ich setze meine Brille auf, über deren Rand hinweg ich ihn ansehe. »Warum fragen Sie ihn nicht selbst?«
Er schnaubt amüsiert. »Aufgrund eines gewissen Vorfalls spricht er nicht mehr mit mir.«
»Das würde ich unprofessionell nennen, wenn es nicht absolut verständlich wäre. Ich rede auch nur noch mit Ihnen, weil ich beruflich dazu verpflichtet bin. Private Angelegenheiten sollten Sie mit Ihrem Bruder klären und mich bitte nicht mit hineinziehen«, entgegne ich entschieden.
»Komm schon, Dawn. Es ist besser so, du spielst nicht in Tristans Liga«, meint er grinsend.
»Wenn das alles gewesen ist, wäre ich froh, wenn Sie nun gehen, Mr. Maxwell.« Ich schalte meinen Computer ein und warte darauf, dass er betriebsbereit ist.
»Du solltest dich nicht mit mir anlegen, Dawn.«
»Sie sollten mich bitte meine Arbeit tun lassen, Mr. Maxwell.« Ich gebe mich desinteressiert, weil ich weiß, wie sehr es ihn ärgert, wenn man ihm nicht die volle Aufmerksamkeit schenkt, aber die wird er von mir nur noch bekommen, wenn ein Meeting ansteht. Sonst nicht mehr.
Er schnaubt. »Ich erwarte bis heute Mittag ein paar Antworten.«
»Dann fragen Sie Ihren Bruder, ich bin dafür nicht zuständig.«
An der Tür dreht Hudson sich noch einmal um. »Wir werden sehen.«
»Und wie wir das werden.«
Er lässt mich allein, was mir ein erleichtertes Aufatmen entlockt. Dass Hudson ein Schwein ist, wurde mir klar, als er uns beide an Tristan verraten hat. Aber nun weiß ich, dass er mehr als nur ein Schwein ist. Er will mich ausfragen, weil er wohl Gelder veruntreut hat. Nicht mit mir. Es ist eine Sache zwischen ihm und Tristan, da lasse ich mich nicht hineinziehen. Sicher möchte ich meine Angelegenheiten mit Tristan klären, aber nicht die mit Hudson. Ich weiß nicht, warum er sich so sicher gibt, denn wenn ich ihn wegen des Vorfalls letzte Woche verklage, ist er den Job schneller los, als er arbeitslos buchstabieren kann.
* * *
»Kommst du mit in die Pause?«, fragt Will, als er den Kopf in mein Büro steckt.
Ich hebe den Blick. »Nein, ich muss in die Chefetage, aber ich komme gleich nach.« Dann erhebe ich mich, nehme die Samtschatulle, in die ich die Kette gelegt habe, und meine Handtasche an mich.
Er zieht scharf die Luft ein. »Soll ich dir nicht doch Rückendeckung geben?«
»Nein, ich bekomme das alleine hin. Es gibt etwas mehr, was ich mit Tristan besprechen muss, sofern er mich empfängt.