It's a Heartache - Drucie Anne Taylor - E-Book

It's a Heartache E-Book

Drucie Anne Taylor

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Beschreibung

»Auch Mädchenträume verdienen es, verwirklicht zu werden.« Izobel Bradshaw ist freiberufliche Maskenbildnerin und ihr Traum ist es, einen eigenen Kosmetiksalon zu eröffnen, von dem sie nicht mehr weit entfernt ist. Als sie einen lukrativen Auftrag ihrer besten Freundin übernimmt, lernt sie die erfolgreiche Rockband Howling Wolves und deren Leadsänger Asher Preston kennen. Asher, der von Izobel hin und weg ist, bietet ihr sogar einen Job auf der kommenden Europatour an, den sie zu seiner Überraschung ablehnt. Er sucht andere Wege, um Izobel besser kennenzulernen, doch sie hat ihm Dinge verschwiegen, die seine Welt aus den Angeln heben.

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It’s a Heartache

DRUCIE ANNE TAYLOR

Copyright © 2020 Drucie Anne Taylor

Lektorat / Korrektorat: S. B. Zimmer

Satz und Layout: Julia Dahl

Umschlaggestaltung © D-Design Cover Art

Auflage 01 / 2023

Angelwing Verlag / Paul Dahl

6 Rue Saint Joseph

57720 Obergailbach / Frankreich

angelwing-verlag.de

Alle Rechte, einschließlich das, des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte, Ähnlichkeiten mit lebenden, oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Dieses Buch

»Auch Mädchenträume verdienen es, verwirklicht zu werden.«

Izobel Bradshaw ist freiberufliche Maskenbildnerin und ihr Traum ist es, einen eigenen Kosmetiksalon zu eröffnen, von dem sie nicht mehr weit entfernt ist. Als sie einen lukrativen Auftrag ihrer besten Freundin übernimmt, lernt sie die erfolgreiche Rockband Howling Wolves und deren Leadsänger Asher Preston kennen. Asher, der von Izobel hin und weg ist, bietet ihr sogar einen Job auf der kommenden Europatour an, den sie zu seiner Überraschung ablehnt. Er sucht andere Wege, um Izobel besser kennenzulernen, doch sie hat ihm Dinge verschwiegen, die seine Welt aus den Angeln heben.

Inhalt

1. Izobel

2. Asher

3. Izobel

4. Asher

5. Izobel

6. Asher

7. Izobel

8. Asher

9. Izobel

10. Asher

11. Izobel

12. Asher

13. Izobel

14. Asher

15. Izobel

16. Asher

Epilog

Danksagung

Über die Autorin

Weitere Werke der Autorin

Izobel

Mable hebt eine Augenbraue. »Was spricht denn dagegen, für mich zu den Screenscream Awards zu gehen und Promis zu schminken?«

Ich seufze schwer. »Ich habe Schiss, dass ich ihnen das Make-up versaue.«

»Izzy, du warst Jahrgangsbeste, du wirst niemandes Make-up versauen. Meine Güte, wenn ich nicht mit Shawn zur Silberhochzeit seiner Eltern müsste, würde ich den Auftrag annehmen. Außerdem verdienst du an dem Abend fünftausend Dollar, das ist mehr als lukrativ, weil du nur ein paar Leute schminken musst.«

»Frauen oder Männer?«

»Ich wurde für eine der Rockbands angefragt. Ich habe den Veranstaltern schon gesagt, dass du für mich einspringst. Komm schon, Süße, das ist ein weiterer Schritt, den wir dem Salon näherkommen«, gibt sie zu bedenken.

»Man könnte meinen, dass nur ich dem Salon näherkomme, weil du ständig deine Aufträge an mich abtrittst«, halte ich dagegen. »Das ist mein erster freier Samstagabend seit Monaten und ich wollte mich entspannen.«

»Bitte«, schmollt sie und sieht mich mit einem perfekten Dackelblick an. »Ich übernehme deine nächsten Aufträge und du kriegst das Geld, das schwöre ich dir.«

»Sicher?«

Sie nickt hektisch.

»Na schön«, gebe ich mich seufzend geschlagen. »Ist das diesen Samstag?«

Sie nickt. »Ja. Ich habe dir die Mail schon weitergeleitet und der Backstage-Pass wurde auch schon auf dich umgeschrieben, ich habe ihn sogar dabei«, sagt Mable grinsend.

Durch flatternde Lippen stoße ich die Luft aus. »Du hast das also schon durchgeplant, obwohl du nicht wusstest, ob ich zusagen würde.«

Daraufhin erstickt ihr Grinsen. »Och, komm schon, Iz, du bist doch jetzt nicht sauer, oder?«

Ich winke ab. »Nein, bin ich nicht, ich bin nur stinkig, weil es schon übermorgen ist. Ich muss also drei Termine bei Kundinnen hinter mich bringen und abends noch zu diesen Awards hetzen, das nervt ein bisschen.«

»Aber du hast einen äußerst gut bezahlten Samstag.«

»Ja, das ist aber auch der einzige Vorteil und du wirst meinen Montag und Mrs. McClusky übernehmen.«

Mable verzieht das Gesicht. »Das kannst du mir nicht antun.«

»Doch, das kann ich. Sie bekommt bloß Beachwaves und ein Tagesmake-up, du hast also nicht allzu viel zu tun«, hielt ich lächelnd dagegen.

»Na schön, gibst du ihr Bescheid?«

»Ich werde sie Montagmorgen röchelnd und hustend anrufen und ihr sagen, dass du vorbeikommst, um mich zu vertreten, aber wehe du versaust es, sie ist eine zuverlässige Kundin und braucht mich manchmal mehrmals pro Woche«, antworte ich.

»Keine Sorge, ich mag sie zwar nicht, aber ich werde sie nicht verunstalten«, erwidert sie gut gelaunt. »Du tust mir wirklich einen verdammt großen Gefallen, dass du die Awards übernimmst.« Mable seufzt. »Wenn das gut läuft, könnte eine Festanstellung bei deren TV-Show winken.«

»Für mich oder für dich?«, hake ich nach.

»Für die von uns beiden, die den Job dann will.«

»Du hast schon für sie gearbeitet, oder?«

Mable nickt. »Ja, schon mehrmals, deshalb haben sie mich ja angefragt, aber ich hatte ihnen gesagt, dass ich vielleicht eine Vertretung schicke.«

»Alles klar.«

»Und du musst die Kerle wirklich nur ein wenig pudern, damit sie im Scheinwerferlicht nicht glänzen.«

»Damit werde ich sicher zurechtkommen«, erwidere ich.

Mable quietscht vergnügt, was sie immer macht, wenn ihr Plan aufgegangen ist. »Super.« Sie fällt mir um den Hals, weshalb ich beinahe meine alkoholfreie Margarita verschütte.

»Wow, pass auf«, lache ich und löse mich von ihr.

»Hast du Lust, tanzen zu gehen?«, möchte sie wissen.

Ich hebe eine Augenbraue. »Nein, es ist zu spät. Ich muss morgen früh raus.«

»Was hast du denn vor?«

»Ich muss zum Arzt«, antworte ich.

»Warum?«

»Nur eine Kontrolluntersuchung«, winke ich ab, da ich ihr den wahren Grund nicht nennen will. Sie soll sich keine Sorgen um mich machen.

Mable legt den Kopf schief. »Sicher?«

»Ja, Süße, ich kriege bloß Blut abgenommen, nichts Weltbewegendes.«

»Du sagst mir doch, wenn etwas nicht in Ordnung ist, oder? Du weißt, dass ich sonst Jacob anrufe.«

Jacob … Mein Freund, der in Boston seinen Master in Jura macht. Wir haben uns schon seit Monaten nicht gesehen, weil er nur während der Semesterferien nach Miami kommt. Ich habe das Florida State College besucht, weil es zu den besten Beauty Schools der Staaten gehört, und er ist nach der Highschool nach Boston gegangen. Er ist drei Jahre älter als ich und wir haben uns hier in Miami kennengelernt, er stammt von hier und wir hatten uns bei einem Spaziergang im Park kennengelernt. Danach verabredeten wir uns und irgendwie hatte es Klick gemacht. Ich war achtzehn, gerade mit der Schule fertig und hierher gezogen, er hatte Semesterferien. Nur weil er den Türsteher kannte, kamen wir in den Club, da ich noch keine einundzwanzig war. Unsere Beziehung baut seit drei Jahren auf Distanz auf, aber es ist schön, denn bisher ist kein Alltag eingekehrt, wir haben nicht diese Pärchenroutine wie Mable und Shawn sie haben.

»Iz?«

Ich blinzele schnell. »Ja?«

»Hast du mir überhaupt zugehört?«

»Sicher.« Ich räuspere mich. »Und ich sage es dir, falls etwas nicht in Ordnung ist, das weißt du doch.« Ich ringe mir ein Lächeln ab.

Mable betrachtet mich skeptisch. »Irgendwie glaube ich dir nicht, also, was ist los?«

»Es ist wirklich nur eine Blutabnahme, aber ich habe Angst.«

»Wegen …«

»Ja, genau.«

Mable legt ihre Hand auf meine. »Das wird schon, ich bin mir ganz sicher.«

Daraufhin nicke ich. »Ich hoffe es.«

»Nein, du sollst nicht hoffen, sondern sagen, dass du fest davon überzeugt bist, dass es wird.«

Ich schnaube amüsiert. »Okay, ich bin fest davon überzeugt, dass mich keine schlechten Nachrichten erwarten.«

»Sehr gut«, sagt sie lächelnd. »Sollen wir uns einen Film ansehen?«

Ich schüttele den Kopf. »Nein, ich muss wirklich ins Bett, Mable. Gibst du mir noch diesen Pass?«

»Klar.« Sie greift zu ihrer Handtasche und holt alles heraus. »Hier.« Sie gibt mir einen Umschlag und ich werfe einen Blick hinein. »Das ist alles. Du musst den Pass sichtbar tragen, damit die dich reinlassen. Da ist auch die Wegbeschreibung zum Hintereingang, also es dürfte nichts schiefgehen, wenn du dich an all die Dinge hältst, die in den Unterlagen stehen.« Sie räuspert sich. »Der Vertrag wurde auf dich umgeschrieben, du musst ihn am Samstag noch John Connor geben, er ist der Verantwortliche und sorgt dann dafür, dass du bezahlt wirst.«

Ich nicke verstehend. »Alles klar.«

»So, ich lasse dich allein, damit du den Arzttermin nicht verschläfst«, meint sie und packt ihren Kram zusammen. »Hast du noch genug Make-up oder brauchst du noch irgendwas?«

»Ich gehe morgen nach dem Arzttermin zum MAC Store und kaufe, was mir fehlt.«

»Alles klar.« Sie erhebt sich, ich mich ebenfalls.

Ich bringe sie zur Tür meines Apartments – na ja, eigentlich gehört es Jacob, ich wohne bloß bei ihm – und umarme sie dort. »Wir sehen uns nächste Woche.«

»Alles klar.« Sie drückt mich fest. »Pass gut auf dich auf.«

»Dito.«

Mable verlässt die Wohnung und ich schließe die Tür hinter ihr ab. Seufzend wende ich mich dem Wohnzimmer zu und gehe an meinen Koffer, in dem ich sämtliche Kosmetika habe, um nachzusehen, was ich neu kaufen muss. Es gibt nichts Schlimmeres, als den Umstand, dass einem das Make-up ausgeht, wenn man jemanden schminken muss. Das ist mir kurz nach dem College passiert. Na ja, ich bin erst seit einem halben Jahr mit meiner Ausbildung fertig, weil ich bloß zweieinhalb Jahre dort war, aber trotzdem bin ich Make-up-Artist. Ich habe Musicaldarstellerinnen, Schauspieler und Moderatoren geschminkt, nur leider habe ich es bisher noch nicht zu einer Festanstellung gebracht. Deshalb möchte ich meinen eigenen kleinen Salon haben. Ich weiß zwar nicht, ob er laufen wird, aber ich kann es nur herausfinden, wenn ich es versuche.

* * *

Den Arzttermin hatte ich schnell hinter mich gebracht, danach hatte ich meine Vorräte aufgestockt, damit es mir bei den Screenscream Awards nicht ausgehen würde, und nun war ich mit dem Auto zur Konzerthalle gefahren, um Mables Auftrag zu übernehmen.

Ich bin aufgeregt und ich habe keine Ahnung, was mich erwartet. Hoffentlich sind die Sänger oder anderen Promis, die ich schminken muss, keine Diven, sonst muss ich mich zusammenreißen, sie nicht wie Nachfolger der Band Kiss zu schminken.

Inzwischen habe ich die Halle betreten und mich durchgefragt. In drei Stunden geht’s los, verschiedene Soundchecks laufen noch und ich bin auf der Suche nach John Connor, dem ich den Vertrag übergeben muss.

»John?«, ruft jemand, woraufhin sich ein Kerl, der locker in seinen Vierzigern ist, umdreht. Er trägt einen Anzug, in dem er eine verdammt gute Figur macht, und er sieht wichtig aus.

»Was gibt’s, Cooper?«

Der Mann, der ihn gerufen hat, kommt an meine Seite. »Das ist Izobel Bradshaw, sie ist die Vertretung für Mable Hobbs.« Er legt seine Hand auf meinen Rücken und schiebt mich voran.

»Ah, guten Abend, Ms. Bradshaw«, sagt John freundlich und streckte seine Hand aus.

Ich ergreife und schüttele sie. »Guten Tag, Sir.«

»Nur John«, er lächelt mich an, dabei treten die Krähenfüße um seine Augen etwas hervor.

»Oh okay, tut mir leid.« Ich räuspere mich und greife in meinen Shopper. »Ms. Hobbs hat mir den Vertrag gegeben, den Sie ihr für mich geschickt haben.« Ich hole das Schriftstück heraus und reiche es ihm.

Er nimmt ihn an und wirft einen Blick darauf. »Danke, Izobel.« John räuspert sich. »Ich habe Sie für die Howling Wolves eingeplant. Kennen Sie die Band?«

Ich schüttele den Kopf. »Vermutlich ist das nicht unbedingt meine Musik.« Danach lächele ich verlegen.

Er lacht leise. »Ich bringe Sie zu der Garderobe der Männer, dort können Sie sich schon mal ausbreiten. Die vier werden Ihnen sagen, wie sie geschminkt werden wollen.«

»Alles klar.«

John winkt mich an seine Seite, ich trete neben ihn und er legt eine Hand auf meine Schulter. Er dirigiert mich durch die Gänge. »Wenn Sie fertig sind, melden Sie sich bei mir, dann bekommen Sie Ihren Scheck.«

»Ich werde heute schon bezahlt?«, frage ich irritiert, ebenso sehe ich ihn an.

»Sicher, Izobel.«

Wow, so kenne ich es nicht. Von den Theatern bekam ich immer am Ende einer Woche meinen Gehaltsscheck, von den Fernsehsendern ebenso, bloß die Kundinnen, die ich abseits von alldem besuche, bezahlen mich sofort.

Nachdem wir durch einige Gänge gelaufen sind, erreichen wir die Garderobe der Howling Wolves. Er klopft fest an die Tür, die einen Moment später geöffnet wird.

Ein Mann, nur in Jeans und über und über tätowiert, sieht uns entgegen. Sein Haar hält er mit einem Kopftuch im Zaum, das er wie ein Stirnband trägt. »Was gibt’s, John?«

»Evan, das ist Izobel Bradshaw, sie wird euch für euren Auftritt schminken«, stellt John mich vor. »Izobel, das ist Evan Bailey, Bassist der Howling Wolves.«

»Guten Abend, freut mich sehr«, wende ich mich lächelnd an ihn und strecke meine Hand aus. Der Koffer mit dem Make-up ist schwer, die Tasche mit den Haarsprays, dem Glätteisen und allen anderen Utensilien ebenfalls, aber ich muss den ganzen Kram leider mit mir herumschleppen.

Er ergreift sie. »Mich ebenfalls, Izobel.« Evan zwinkert mir zu, danach gleitet sein Blick an meinem Körper hinab.

Ich schaue ebenfalls an mir hinunter. Ich trage eine Jeans, dazu eine Tunika und Sneaker, also kein besonders figurbetontes Outfit. Danach sehe ich ihn wieder an.

»Also dann, ich lasse euch Izobel hier. Dass mir keine Beschwerden kommen«, sagt John ernst und nickt mir zu, anschließend lässt er uns allein.

Ich atme tief durch. »Darf ich reinkommen?«

»Klar.« Evan dreht sich zur Seite, womit die schmale Tür definitiv zu schmal bleibt.

Ich räuspere mich. »Könnten Sie aus der Tür rausgehen?«

Er hebt eine Augenbraue.

Daraufhin deute ich auf den Koffer und meine Tasche, die mich ungefähr doppelt so breit machen. »Ich komme sonst nicht rein.«

Evan lacht leise. »Klar.« Anschließend geht er in die Garderobe. »Leute, die Maskenbildnerin ist da.«

Ich betrete ebenfalls den Raum. »Guten Abend zusammen«, grüße ich in die Runde und hoffe, dass ich nicht verunsichert wirke, weil mehrere Augenpaare auf mich gerichtet sind. Ich schleppe meinen Koffer zu dem beleuchteten Spiegel und stelle ihn auf dem Tischchen ab, das daran angebracht ist, die Tasche daneben auf den Boden. »Wann ist euer Auftritt?«

»In vier Stunden.«

Also kann ich für jeden von ihnen eine Stunde einplanen. »Wer möchte anfangen?«

Einer von ihnen hebt die Hand. »Ich lege los.« Anschließend erhebt er sich und kommt zu mir.

Ich ziehe den Stuhl zurück, danach öffne ich den Koffer und hole die Pinsel sowie das Desinfektionsmittel, Creme und die übrigen Reinigungsutensilien heraus. »Was soll ich machen?«

Er lacht, als er Platz genommen hat. »Weißt du überhaupt, wie wir auf die Bühne gehen?«

Ich schüttele den Kopf. »Nein, tut mir leid.«

Daraufhin holt er sein Handy heraus und tippt darauf herum. Er zeigt mir ein Foto.

Ich hebe verwundert die Augenbrauen. »Und genau so soll es werden?«

Er nickt mir zu. »Wie ist dein Name?«

»Izobel«, erwidere ich.

»Aidan«, stellt er sich vor.

Ich schenke ihm ein Lächeln, anschließend fasse ich in den Koffer, um die Haarklammern herauszuholen. Ebenso greife ich zu den Wattepads. »Soll ich deine Haare genauso stylen?«

»Ja«, antwortet er.

»Alles klar.« Ich stecke die Strähnen fest, die ihm in die Stirn fallen, danach greife ich zur Foundation.

Ich gebe etwas davon auf meinen Handrücken, nehme den Pinsel an mich, und fange an, sein Gesicht zu grundieren.

Ein paar Minuten darauf habe ich seine Gesichtskonturen hervorgehoben und die Augen mit Eyeliner, Kajal und Mascara betont. Es ist befremdlich, Männer so zu schminken, aber ich tue eben, was man mir sagt.

Nach einer guten Dreiviertelstunde habe ich sein Make-up und seine Haare fertig. »Gefällst du dir?«

»Auf jeden Fall hast du es besser als die letzte Make-up-Tante gemacht«, erwidert er und zwinkert mir zu.

Na dann, schießt es mir durch den Kopf.

* * *

Ich habe drei der vier Männer geschminkt und ihnen die Haare gemacht, nun fehlt nur noch einer, aber er hat die Garderobe vorhin verlassen. Mit einem Räuspern mache ich Jake, Evan und Aidan auf mich aufmerksam. »Wo ist euer Freund?«

»Der hat einen Anruf bekommen, schätze, er telefoniert noch«, entgegnet Aidan grinsend.

»Okay.« Ich nehme auf dem Stuhl Platz, auf dem Jake zuvor gesessen hat, und reinige die Pinsel. Ich habe noch gut eine Stunde Zeit, um Asher, den letzten von ihnen, zu schminken und zu stylen. Ich hoffe, dass er bald wieder reinkommt, denn unter Stress kann ich nicht besonders gut arbeiten. Es sorgt dafür, dass ich Herzrasen bekomme, was ich tunlichst vermeiden muss.

»Da bin ich«, verkündet Asher übellaunig und kommt zu mir. »Ich glaube, das ist mein Platz.«

»Klar.« Ich stehe auf, ohne das Reinigen der Pinsel zu unterbrechen, und werfe einen Blick auf mein Handy. Nachdem Aidan mir ein Poster von ihnen gezeigt hat, habe ich von jedem ein Porträtfoto aus dem Internet gesucht, um zu wissen, wie sie üblicherweise geschminkt werden.

Als ich fertig bin, greife ich wieder zu den Haarklammern und den Wattepads, aber dann stelle ich fest, dass er gar nicht so lange Haare wie seine Bandkollegen hat. Ich lege alles wieder weg, danach greife ich zu einer Foundation, die seinem Hautton entspricht. Er hat olivfarbene Haut, hellblaue Augen und schwarze Haare, außerdem sehr maskuline Züge, verdammt, dieser Mann sieht aus wie gemalt und am liebsten würde ich nichts an ihm verändern, weil er so schön ist.

Ich gebe etwas von der Grundierung auf meinen Handrücken, anschließend fange ich an, sie auf seine Haut aufzutragen.

»Warum bist du hier? Uns wurde gesagt, dass wir von einer Mable geschminkt werden«, sagt er.

»Mable ist verhindert«, erwidere ich.

»Aha, und warum?«

»Weil die Eltern ihres Lebensgefährten ihre Silberhochzeit feiern, deshalb fragte sie mich, ob ich einspringe«, lasse ich ihn wissen und würde mir am liebsten auf die Zunge beißen, weil ich der Meinung bin, dass ich zu viel gesagt habe.

»Ah, da wäre mir die Kohle, die ich hier verdiene, wichtiger.«

»Für genug Gage würdest du auch dein Erstgeborenes verkaufen«, mischt Evan sich lachend ein.

Er zeigt seinem Kumpel den Mittelfinger. »Ja sicher, wenn ich eins hätte«, kontert Asher.

Ich unterdrücke mein Amüsement, stattdessen konzentriere ich mich auf meinen Job.

»Und was machst du so?«, fragt Asher weiter.

»Gerade schminke ich dich«, antworte ich knapp.

»Ach was«, stößt er sarkastisch aus. »Ich spreche davon, was du so machst, wenn du nicht gerade anderer Leute Gesichter vollpinselst.«

Ich hebe eine Augenbraue. »Dann lebe ich mein Leben.«

»Scheinbar wirkt dein Charme nicht bei ihr«, lacht Jake.

Asher schnaubt unzufrieden, verfällt aber dann ins Schweigen.

Nachdem ich seine Augenbrauen noch ein wenig in Form gebracht habe, greife ich zum Haarwachs. Ich hole etwas aus dem Tiegel, danach style ich sein Haar. »So, fertig«, verkünde ich, nachdem ich ihm die Frisur gezaubert habe, die ich auf dem Foto gesehen habe.

Asher sieht sich im Spiegel an. »Danke, Izobel.«

»Gern geschehen.« Ich reinige noch einmal die Pinsel und stecke sie zurück in das lederne Etui, danach räume ich meinen übrigen Kram zusammen.

Es klopft an der Tür, als ich meinen Koffer verschließe. »Jungs, ihr seid in zehn Minuten dran«, sagt John, woraufhin sie sich erheben. »Izobel, kommst du gleich bitte zu mir?«

Ich nicke ihm zu, danach greife ich nach der Tasche, dem Koffer und meinem Shopper und begebe mich noch vor den Howling Wolves auf den Flur.

Er wartet, bis die Band an uns vorbeigegangen ist, danach sieht er mich an. »Hier ist dein Scheck.« John übergibt mir einen Briefumschlag.

»Soll ich noch jemanden schminken?«, erkundige ich mich.

»Nein, du bist fertig für heute«, sagt er lächelnd. »Den Rest übernehmen die anderen Maskenbildner.«

»Alles klar.« Ich werfe einen Blick auf den Scheck, der wirklich die horrende Summe aufweist, die Mable angekündigt hatte. »Danke.«

»Würdest du mir deine Karte geben?«, fragt er.

»Sicher.« Ich stelle den Schminkkoffer auf den Boden, danach hole ich eine Visitenkarte aus meinem Shopper. »Für gewöhnlich bin ich bis zehn Uhr abends erreichbar, aber meine E-Mail-Adresse steht auch darauf, falls Sie mich nicht erreichen.«

»Super. Ich danke dir, Izobel.«

»Ich habe zu danken«, erwidere ich lächelnd und ergreife seine Hand, die er mir anbietet.

»Hab einen schönen Abend, Izobel.«

»Danke, Sie auch, John.« Ich stecke den Briefumschlag in mein Portemonnaie, um ihn gleich Montagmorgen einzulösen, und hebe den Schminkkoffer wieder hoch, anschließend mache ich mich auf den Weg zum Ausgang.

»Hey, Kleine.«

Da ich mich nicht angesprochen fühle, gehe ich weiter.

»Hey, mein Gott, wie heißt du noch … Isabel, nein, Izobel!«

Ich bleibe stehen und drehe mich um.

Asher Preston kommt auf mich zu. »Hey, kleine Frage, wir sind alle wirklich zufrieden mit deiner Arbeit und suchen gerade eine neue Maskenbildnerin, hättest du Interesse?«

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Ähm … Klar, wieso nicht?«

»Hast du eine Visitenkarte für mich?«, möchte er wissen.

Seufzend stelle ich noch einmal den Koffer ab und hole eine aus dem Shopper, die ich ihm reiche. »Bis abends um zehn bin ich auf dem Handy erreichbar, ansonsten via E-Mail.«

Er lächelt. »Danke, Kleine.«

»Hals- und Beinbruch bei eurem Auftritt«, sage ich freundlich, nehme den Schminkkoffer abermals hoch. »Bis dann, Asher.«

»Bis dann, Kleine.« Asher zwinkert mir zu, dann wenden wir uns voneinander ab.

»Mann, die Kleine hat dir echt den Kopf verdreht, was?«, höre ich einen seiner Freunde fragen.

»Sie ist süß, aber nicht mein Typ«, vernehme ich ihn einen Moment später.

Kopfschüttelnd setze ich meinen Weg fort und sehe zu, dass ich hier rauskomme.

Kaum habe ich die Konzerthalle verlassen und mein Auto noch nicht ganz erreicht, fängt es an, in Strömen zu regnen. »Auch das noch«, stoße ich aus und laufe los, dabei achte ich auf meine Atmung und andere Signale meines Körpers, die mich warnen. Ich darf mich nicht überanstrengen, deshalb habe ich einen Job gewählt, bei dem ich so wenig Stress wie möglich habe. Als Kosmetikerin und Maskenbildnerin habe ich kaum welchen, außer ich komme zu spät zu einem Termin, aber ich habe mir angewöhnt, mindestens eine Stunde früher loszufahren, damit ich genug Zeit habe, um anzukommen.

Kaum habe ich meinen Wagen erreicht und die Sachen verstaut, steige ich ein. Ich bin nass bis auf die Knochen und entsprechend bedient, aber ich nehme mir einen Moment, um tief durchzuatmen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals und ich versuche, es zu beruhigen, indem ich mich für ein paar Minuten entspanne.

* * *

Asher

Diese Kleine geht mir schon die ganze Zeit nicht aus dem Kopf. Wann immer ich ihr persönliche Fragen gestellt habe, hat sie dichtgemacht, was mich gewundert, aber nicht weiter gestört hat. Sie ist wirklich süß und Evan hat recht, in gewisser Weise hat sie mir den Kopf verdreht.

Ich weiß, die Nummer, dass wir eine neue Visagistin, Maskenbildnerin, oder was auch immer nun die Berufsbezeichnung ist, suchen, war nicht die feine Art, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Sie hätte sich bestimmt nicht einverstanden erklärt, einen Kaffee mit mir trinken zu gehen, wenn ich sie gefragt hätte. Bestimmt hat sie einen Freund, aber der ist nur ein Hindernis und kein Grund dafür, mich ihr nicht zu nähern.

Der Auftritt war erfolgreich, wir haben den Preis für das erfolgreichste Album bekommen und noch den für die besten Newcomer, also war es ein sehr guter Abend. Wir wussten nicht, in welchen Kategorien wir gewinnen, oder ob wir überhaupt einen Preis mit nach Hause nehmen würden. Aber hey, Können zahlt sich eben aus.

»Alter?«

Ich schaue zu Evan. »Was ist?«

»Kommst du mit zur After-Show-Party?«

»Willst du dir das echt antun?«, möchte ich hingegen wissen.

»Klar, vielleicht kriegen wir ein paar Groupies reingeschmuggelt, dann wird’s ein lustiger Abend.«

Daraufhin winke ich ab. »Eher eine lustige Nacht, aber nein, ich geh zurück ins Hotel.«

»Warum hast du keine Lust?«

»Ich bin müde, letzte Nacht war anstrengend und ich will nur noch ins Bett«, antworte ich aufrichtig. Nein, will ich nicht, aber ich will meine Ruhe haben. Bloß sage ich ihm das, wird er versuchen, mich zu überreden. Mein bester Freund ist der Meinung, dass ich mich in letzter Zeit zu oft verkrieche.

»Müde? Dann trink einen Kaffee oder einen Energydrink.«

»Evan, ich komme nicht mit.« Ich erhebe mich von der Couch, gehe an meine Tasche und hole eine Jeans und einen Hoodie heraus. »Ich werde mich jetzt umziehen und dann abhauen.«

»Du weißt, dass Fans hinter der Halle stehen, oder?«

Mit einer gehobenen Augenbraue sehe ich ihn an. »Die erkennen mich nicht, wenn ich nicht geschminkt bin und mir die Kapuze tief ins Gesicht ziehe.«

Er betrachtet mich skeptisch. »Sicher?«

»Ich weiß es, Mann.«

»Na gut.« Evan verlässt die Garderobe, Aidan und Jake kamen gar nicht mit hierher, weshalb ich davon überzeugt bin, dass sie sich entweder auf dem Flur unterhalten oder das restliche Buffet plündern.

Ich gehe hinter den Sichtschutz und befreie mich von meinem Bühnenoutfit, um endlich wieder alltagstauglichere Kleidung anzuziehen. Nachdem ich mich von der Lederhose und dem Hemd befreit habe, wische ich mir mit einem der Handtücher den Schweiß vom Oberkörper. Danach ziehe ich meine zerrissene Jeans und den Hoodie an. Ich schlüpfe in meine Sneaker, danach trete ich hinter dem Sichtschutz vor. Kopfschüttelnd gehe ich noch einmal zurück, um das Bühnenoutfit zu holen. Als ich es habe, gehe ich an meine Reisetasche, stopfe es hinein und nehme sie an mich. Ich greife nach meinem Handy, ebenso nach meinem Autoschlüssel und verlasse die Garderobe. Der Assistent von Joel, unserem Manager, wird die Sachen später abholen oder eben nicht, keine Ahnung, aber es ist mir auch egal. Ich mache mich auf den Weg zu meinem Auto und staune, als ich Izobel in der Nähe stehen sehe. Sie telefoniert und wirkt alles andere als glücklich. »Mable, ich stehe hier immer noch an der Konzerthalle und mein Wagen springt nicht an, es ist doch kein Thema, wenn du mich kurz einsammelst und nach Hause bringst, oder?« Eine kurze Pause entsteht. »Ich bitte dich.« Ein verzweifeltes Seufzen und sie dreht sich um, sodass sie mich direkt ansieht.

Ich winke ihr, weshalb sie den Kopf neigt.

»Alles klar, ich rufe mir ein Taxi.« Seufzend beendet sie das Gespräch.

»Soll ich dich mitnehmen?«

»Wer sind Sie überhaupt?«

Ich gehe auf sie zu und ziehe mir die Kapuze vom Kopf. »Asher Preston, freut mich sehr.«

»Oh«, stößt sie aus. »Ich habe Sie gar nicht erkannt.«

»Was ist mit deinem Auto los?«, möchte ich wissen.

»Es springt nicht an, ich weiß nicht, was damit los ist.«

»Soll ich mal einen Blick darauf werfen?«, erkundige ich mich.

»Kennst du dich denn mit Autos aus?«

»Keine Sorge, ich kenne mich ganz gut aus, also soll ich oder nicht?«

»Es wäre nett, wenn du mal nachsehen könntest«, erwidert Izobel. »Sorry, ich habe die ganze Zeit versucht, den Pannendienst anzurufen, aber niemanden erreicht, und meine beste Freundin kommt nicht von der Party ihrer zukünftigen Schwiegereltern weg.« Sie ist nass, obwohl sie einen Schirm in der Hand hat. Vielleicht wurde sie vom Regen überrascht, als sie ihren Kram zu ihrem Wagen geschafft hat.

Ich verziehe meine Lippen zu einem Lächeln, aber ich lasse es mitleidig wirken, damit Izobel nicht denkt, dass ich mich über ihre Situation amüsiere. »Alles klar. Machst du die Motorhaube auf?«

»Sicher.« Sie steigt in ihren Wagen, einen Moment später geht die Motorhaube auf.

Ich öffne sie, stelle sie fest und hole mein Handy heraus. Nachdem ich die Lampe eingeschaltet habe, sehe ich auch schon das Problem. »Wie alt ist die Batterie?«

»Keine Ahnung, wieso?«

»Guck mal genau hin.«

Izobel steigt aus dem Wagen, kommt neben mich und beugt sich über den geöffneten Motorraum. »Was ist denn?«

»Die Batterie scheint ausgelaufen zu sein.« Ich räuspere mich. »Ist ein Wunder, dass dir der Wagen noch nicht um die Ohren geflogen ist.«

»Oh Fuck«, stößt sie aus. »Na ja, dann versuche ich es mal beim Abschleppdienst, statt dem Pannendienst.«

»Mach das, würde mich wundern, wenn das Auto wieder hergerichtet werden kann«, lasse ich sie wissen.

Izobel verzieht das Gesicht. »Na super, auch das noch.« Sie seufzt einen Moment später. Resigniert. »Immerhin habe ich heute genug verdient, um mir einen kleinen Gebrauchtwagen zu kaufen.«

»Solche Schäden lassen sich zwar beheben, aber das dürfte kostspielig werden.«

»Wahrscheinlich ist es teurer, als ein neues Auto.«

Daraufhin zucke ich mit den Schultern. »Keine Ahnung, mir ist noch nie die Batterie ausgelaufen.«

»Mhm.« Sie holt ihr Handy wieder heraus und tippt wild darauf herum.

»Soll ich dich nach Hause fahren?«, erkundige ich mich.

Izobel sieht mich irritiert an. »Ich nehme ein Taxi, aber danke.«

»Warum willst du ein Taxi nehmen, wenn ich dich nach Hause bringen kann?«, hake ich nach.

»Weil ich dir nicht zur Last fallen möchte«, erwidert sie. »Es ist wirklich nett von dir, aber du hast einen Auftritt hinter dir und ich denke, du bist zu kaputt, um mich noch quer durch die Stadt zu fahren.«

»Du hast uns vier Stunden lang geschminkt, jetzt stehst du seit mindestens zweien hier draußen und erreichst keinen vom Pannendienst, also du bist sicher müder als ich.«

»Na gut, wenn ich dich zur Wiedergutmachung auf einen Kaffee einladen darf.«

Ich hebe eine Augenbraue. »Jetzt?«

»Klar, oder bist du so müde, dass du die Tasse nicht mehr halten kannst?«

»Lass uns einen Coffee-to-Go holen, ich bin nicht scharf darauf, Autogramme geben zu müssen, weil man mich erkennt«, entgegne ich.

Izobel lächelt. »Alles klar.«

»Großartig.« Wenigstens komme ich nun doch zu dem Kaffee mit ihr, obwohl ich dachte, dass sie niemals einen mit mir trinken würde.

* * *

»So, hier ist dein Kaffee«, sagt Izobel, als sie mit zwei großen To-Go-Bechern aus dem Starbucks kommt.

»Danke«, erwidere ich, als sie mir einen reicht.

---ENDE DER LESEPROBE---