Katze fürs Herz - Jolene Walker - E-Book

Katze fürs Herz E-Book

Jolene Walker

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Beschreibung

Nach der Trennung von ihrer Freundin Jana ist Merle einsam und adoptiert die besondere Katze Luna. Sie ist liebevoll, umgänglich und birgt dennoch ein kleines Geheimnis. Wo treibt sich die süße Streunerin tagsüber herum, und warum will sie abends nichts fressen? Merle begibt sich auf Verfolgungsjagd und findet ungeplant etwas fürs Herz.

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Inhaltsverzeichnis

1

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4

5

6

Jolene Walker

Katze fürs Herz

Kurzgeschichte

Deutsche Erstausgabe

Dezember 2017

Impressum

Copyright: © 2017 Jolene Walker

c/o AutorenServices.de

König-Konrad-Str. 22

36039 Fulda

[email protected]

Ihr könnt mich auf Twitter finden:

twitter.com/walkerjole

Korrektorat: sks-heinen.de

Cover unter Lizenzierung eines Motives von canva.com

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Etwaige unerlaubte Verbreitungen werden strafrechtlich verfolgt.

1

Ein laues Lüftchen zog durch Bremen, wirbelte spielerisch mit Blättern, die langsam an den Herbst erinnerten. Der Mittag war so heiß gewesen, kaum jemand traute sich auf die Straßen. Dafür wehte der kleine Hauch unbändig wie ein Kind über die Gehwege der Alleen. Er zog die Hitze aus den gepflasterten Steinen und nahm sie mit auf seine Reise. Die Wege führten ihn vorbei an renovierten Altbauten, parkenden Autos und Bäumen, die mit rauschenden Kronen auf ihn herabschauten.

Mit einem Mal erklang ein liebliches Stimmchen. Neugierig wehte der Hauch hinauf an die Fassade eines gemütlichen Mehrfamilienhauses. Die Bewohner saßen verbarrikadiert in ihren Wohnungen, die heutigen Temperaturen hielten sie nicht einmal auf ihren Balkonen aus. Der kleine Wind flog vorbei an den Markisen, streifte Blumentöpfe mit roten Geranien und zog ihren Duft ungeniert mit in den dritten Stock. Dort strömte er durch eine offene Balkontür, berührte zärtlich weiße Vorhänge und entdeckte eine junge Frau, die mit einem summenden Liedchen auf den Lippen ihre Zimmerpflanzen goss. Angetan von ihrer Stimme glitt er über den Boden, umspielte erst zart ihre nackten Füße, um dann entlang ihrer Beine unter ihrem Rock mit einem lauten Seufzer aufzustoßen und dort für immer zu verschwinden.

Merle kicherte, als ihr Rock aufwehte und der Wind ihr den Sommer bis ins Wohnzimmer brachte. Mit einer verzinkten Gießkanne wässerte sie winzige Geldbäume, Echeveria und Erbsenpflanzen, die sich unzählbar in ihrer Zweizimmerwohnung aufreihten. Das dickblättrige Gewächs wirkte wie von einem anderen Stern. Sie standen zwischen den Büchern, auf den Tischen und Fensterbänken. Gaben so der neu bezogenen Wohnung Leben.

Plötzlich schnurrte und gurrte im Wohnzimmer auf dem Fensterbrett eine kleine Tigerin, die inmitten von Blumentöpfen versteckt auf dem Rücken schlief. Gleich würde Luna aufstehen. Merle stellte vorsichtig die Gießkanne ab und brachte ihr Handy hervor. Es war zuckersüß, wie ihre Katze sich endlich in ihrem neuen Heim wohlfühlte. Seit einigen Wochen lebten sie bereits zusammen. Der Anfang war schwer gewesen. Die ersten Tage mochte Luna nicht unter dem grauen Stoffsofa hervorkommen. Doch dank herzhafter Leckerli freundeten sich die Fremden langsam an. Als Merle ein Bild von ihrer schlafenden Mitbewohnerin schoss, hielt sie ein. Sie wollte das Foto gleich an ihre Ex Jana schicken. Drei Monate war ihre Trennung her. Bis dahin hatten sie ganze fünf Jahre zusammengelebt. Jana war ihre erste große Liebe. Sie sollte sich melden, wann immer sie mochte, weil sie Jana noch immer wichtig war. Dennoch war es Merle unangenehm. Es war ein Reflex, sie hatte für einen Augenblick vergessen, dass sie jetzt mit jemand anderem zusammen war und vermutlich bereits, während sie noch gemeinsam in der gemütlichen Dachgeschosswohnung in der Innenstadt gelebt hatten.

Sie lächelte bitter und schoss ein weiteres Bild von ihrer Europäisch Kurzhaar. Luna war etwas Besonderes. Die zweijährige Katze war das Sorgenkind ihres Pflegers gewesen, da sie sich nicht vermitteln ließ, obwohl sie so unendlich verschmust war. Lunas Hauptfell war weiß, auf dem Rücken und dem Kopf war sie rot-schwarz gestreift. Es glänzte und sie war kerngesund. Merle verstand einfach nicht, warum niemand sie haben wollte. Ihre Sorgenfalten verschwanden, als Luna aus ihrem Mittagsschlaf erwachte. Sie streckte ihre langen Vorderbeine, gurrte nochmals und spreizte ihre runden weißen Pfoten auseinander, um sich dann ihre kurze Schnauze zu kratzen. Ihre kleine rosafarbene Nase schimmerte. Merle konnte nicht anders und berührte mit der Fingerspitze ihr süßes Schnäuzchen. Sogleich setzte sich Luna auf und schlug spielerisch gegen Merles Hand. Sie wollte sich nicht ärgern lassen. Merle lachte warm, kraulte ihre Katze am Kinn und bat sie so um Verzeihung. Luna ließ es schnurrend zu und zwinkerte mit einem runden goldgelben Knopfauge. Luna hatte nur noch eins.

Als man sie mit ihren Geschwistern in einem durchnässten Karton am Straßenrand gefunden hatte, waren alle bis auf sie verhungert. Obwohl Luna verlaust, unterernährt und ihr entzündetes Auge verloren hatte, hatte sie sich unter der Obhut der Pfleger prächtig entwickelt.

Lange ließ sich Luna jedoch nicht mit liebevollen Krauleinheiten verwöhnen. Sie schaute hinaus und fixierte Punkte. War dort etwas in der Ferne? Merle sah neugierig nach, aber entdeckte nichts. Bis der nächste Windstoß ins Wohnzimmer brach. Diesmal war er kühler, weit aus dem Norden gekommen, um die Hitze mit sich zu nehmen an einen anderen Ort.

Als hätte Luna nur darauf gewartet, tapste sie schon fast unbemerkt unter Merles Augen die Fensterbank entlang. Graziös sprang sie auf den Boden, um auf den Balkon zu gelangen. Während im Wohnzimmer alles seinen Platz hatte, wirkte der Vorbau wie ein Dschungel, in dem sich Luna zurechtfand. Der Balkon war nicht wirklich groß, dennoch fanden dort ein kleiner Klappstuhl und ein Beistelltisch Platz. In den Blumenkästen wuchsen dicht an dicht Dill-, Thymian- und Minzsträucher, deren wohltuende ätherischen Düfte einem sogleich in die Nase zogen. Gleich einher ging der Duft von süßem Lavendel, der auf der äußeren Fensterbank stand und deren Blütengräser platt gedrückt über den Kübel ragten, weil Luna meinte, sich hineinlegen zu müssen, um für einige Minuten zu dösen. Weiter auf dem Boden gab es hochgewachsenes Katzengras, an dem sie naschen konnte, wann immer sie mochte. In der Ecke zur Balkontür lehnte ein angebrochener Sack mit Blumenerde. Verschiedene Terrakottatöpfe, bepflanzt mit Margeriten und Tagetes hübschten den Sommer auf. Die Bienen flogen umher, arbeiteten fleißig, egal, wie warm es war.

Luna streifte gemütlich an der Katzenminze vorbei. Berührte zärtlich ihre violetten Blüten, stupste sie mit der Nase an und machte schließlich einen Satz auf den Stuhl. Von dort aus kletterte sie auf den Tisch, um kurzweilig zwischen Dill und Thymian zu verweilen. Mit schwingender Rute beobachtete sie die ruhigen Straßen, zuckte mit den Ohren, weil in der Ferne die Straßenbahn zum Stehen kam. Merle ging Luna nach und ahnte, was sie vorhatte. Plötzlich neigte sich Luna nach vorne und ließ sich haltlos in die Tiefe stürzen – ein dumpfer Aufprall. Merle erschrak wie jedes Mal, wenn sich ihre Katze vornahm, die Gegend zu erkunden. Als sie nachsah, entdeckte sie Luna, die auf der Markise des Nachbarn unter ihnen gelandet war. Etwas unbeholfen manövrierte sie über den gespannten Stoff und sprang mit einem Satz ein Stock tiefer auf das Dach der Garagen von nebenan. Aufhalten ließ sich Luna nicht. Wenn, dann stieß sie eingeschnappt alle Zimmerpflanzen von ihren Plätzen, bis Merle nachgab und sie ihren Freilauf bekam.

»Bleib nicht zu lange!«, rief Merle ihrer Katze nach, die den Bürgersteig erreicht hatte und gemächlich im Schatten trabte. Sie mauzte kurz laut, von dem Merle nicht genau wusste, was es zu bedeuten hatte. Vielleicht war es ein Mach dir keine Sorgen, vielleicht auch ein einfaches Okay. Wieder hatte Merle Sorgenfalten auf der Stirn.

2

Es dämmerte. Die letzten Sonnenstrahlen legten sich rötlich über die Stadt, als Merle mit weißem Höschen und einem alten Schlafshirt vor dem Spiegel im Badezimmer stand. Sie putzte sich die Zähne und wollte gleich ins Bett.

---ENDE DER LESEPROBE---