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Jolene Walker

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Beschreibung

Juna ist die Prinzessin der Franken. Als Feldführerin ist sie im Kampf erprobt und lässt sich von niemandem etwas vorschreiben. Bis ihr Vater sie mit dem Anführer der verhassten Nordmänner verehelichen will, um den Frieden zu bewahren. Juna kann sich ihrem Schicksal nicht entziehen und wird zur Barbarenbraut. Torin - ihr künftiger Ehemann - stellt ihr Begleiter für die Reise in den Norden bereit. Einer aus ihren Reihen wird als Hüterin auserkoren. Skadi, eine besonders starke und attraktive Kriegerin. Durch das mystische Bündnis vereinen sich ihre Herzen. Aufgrund der Treue zu Torin ist Skadi mit ihren Gefühlen im Zwiespalt, und das, obwohl er Juna so sehr vernachlässigt. Mit der Zeit kommen sich die verbundenen Herzen immer näher. Diese Geschichte spielt um das Jahr 799 in den Gebieten des fränkischen Reiches und Skandinavien. Sie basiert auf fiktiven Begebenheiten und Charakteren.

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Inhaltsverzeichnis

1 Juna

2 Juna

3 Juna

4 Juna

5 Juna

6 Juna

7 Juna

8 Juna

9 Juna

10 Juna

11 Juna

12 Juna

13 Skadi

14 Juna

15 Skadi

16 Skadi

17 Juna

18 Juna

19 Juna

20 Lars

21 Skadi

22 Skadi

23 Juna

24 Skadi

25 Skadi

26 Juna

27 Juna

28 Skadi

29 Brùn

30 Juna

31 Juna

32 Erika

33 Juna

34 Lars

35 Juna

36 Skadi

37 Juna

38 Juna

Jolene Walker

RAW

Dein Leben vor Meinem

Roman

Deutsche Erstausgabe

Juni 2017

Impressum

Copyright: © 2017 Jolene Walker

c/o AutorenServices.de

König-Konrad-Str. 22

36039 Fulda

[email protected]

Ihr könnt mich auf Twitter finden:

twitter.com/walkerjole

Korrektorat: D. Eichhorn-Zeller

Cover unter Lizenzierung eines Motives aus Shutterstock

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

1 Juna

»Für Walhall! Der Sieg ist unser!« Die Rufe unzähliger Barbaren hallen die Küste hinauf. Geschützt vom Nebel stürmen sie uns entgegen und roden meine Männer, als wären sie Bäume.

Ich ziehe den Atem in mich hinein, so tief, dass es fast schmerzt. Die rote Farbe rinnt von meiner Rüstung hinab auf den durchnässten Boden. Ich muss dafür sorgen, dass unser Flaggenträger vorankommt. Meine Männer dürfen die Orientierung nicht verlieren!

Als wären sie Tiere, durchbohrt mein Schwert die, die mir den Weg versperren. Die Flagge unseres Königreichs verteidige ich mit meinem Leben. Längst habe ich verdrängt, dass ich Ehemänner und Väter töte. Ich richte Halbstarke nieder, die niemals zu Männern heranwachsen werden.

»Folgt mir! Folgt mir!« Der Aufruf des Flaggenträgers verliert sich im dichten Gerangel und verstummt in den Geräuschen der klirrenden Waffen.

Mit einem Mal fällt der Fahnenträger zu Boden. Ein Pfeil steckt in seinem Kopf. In Hast sehe ich mich nach dem Bogenschützen um. Wo ist er?! Die Sicht ist noch immer schlecht. Auf welcher Seite befinden sich meine Männer? Wo sind meine Männer?!

Hinter mir — ein schreiender Kämpfer der Gegenseite! Aus dem Nichts taucht er auf und streift mich mit seiner Axt. Bevor er mir den Arm abtrennen kann, weiche ich aus und stoße die Spitze meines Schwertes durch seinen Bauch. Fast mühelos gleitet die Klinge durch seinen Leib. Der Barbar fällt röchelnd zu Boden, das Leben weicht aus seinen Gesichtszügen. Mir wird bitterkalt.

»Krieger König Leonards, folgt mir!«, presse ich mit heiserer Stimme hervor. Meine Männer rufen nach mir. Wir sind nicht in der Unterzahl! Den Schmerz der tiefen Wunde an meinem Arm vergessen, ergreife ich die Lanze der Flagge und hebe sie in den Himmel.

Die Freude wirkt nicht lang, meine Laute haben die Nordmänner auf mich aufmerksam gemacht. Sie stürmen aus den Nebelschwaden mit erhobenen Klingen bereit, mich niederzuraffen. Ich ramme die Flagge in die modrige Erde und umklammere meine Waffe, als wäre sie ein Teil von mir. Ich schlage zu. Mit jedem Hieb vibriert mein Körper. Euphorie pocht in meinen Venen, die Kälte weicht und erwärmt mein Inneres.

Ein plötzlicher Schmerz durchzieht meinen Körper. Das Brennen auf meinem Rücken zwingt mich in die Knie. Da steht jemand hinter mir! Meine Augen wollen nicht mehr sehen! Verschwommen ist die düstere Welt. Ich bin dem Tod geweiht, sterbe durch die Hand eines Feiglings, der sich lieber von hinten heranschleicht, als sich ehrenhaft zu duellieren! Doch ich werde mich nicht ergeben! Niederträchtiges Pack! Ich raffe mich aus dem Schlamm, hole aus und trenne dem Feind den Kopf von den Schultern. Vom Schmerz benommen beobachte ich die glasigen, zuckenden Augen und ziehe das Leben wieder in mich ein.

»Folgt mir! Krieger König Leonards, folgt mir!« Ich zerre an der Fahnenstange, laufe weiter voran und erreiche einen Hügel.

Die Sonne quält sich über den Horizont und bringt Licht in die Dunkelheit.

2 Juna

»Das kann nicht wahr sein!«, rufe ich und presche durch die Gänge der dichten Burgmauern. Meine Rüstung scharrt mit jeder Bewegung, das Schwert an meiner Seite prallt im Laufschritt an mein Bein. Mit Bedacht sehen mir die Wachen nach. Keiner hält mich auf, als wüssten sie von dem, was ich bei meiner Ankunft erfahren habe.

»Vater!« Ohne Halt stürme ich den Speisesaal. Der Lautenspieler erschrickt und lässt sein Instrument fallen. Ein kurzes Raunen geht durch die Kammer, ehe Vater mich begrüßt.

»Juna!« Er lacht mit wippendem Oberkörper und leckt sich genüsslich die fettigen Finger. Dabei sitzt er mit seinem Gefolge zu Tisch. Der Geruch von gebratenem Fleisch liegt in der Luft. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Lange habe ich nicht so gut gegessen, wie der Tisch gedeckt ist.

Dreißig Tage ist es her, dass ich mit einer Handvoll Männern in den Norden aufgebrochen bin, um die Grenzen zu sichern. Vor einem Jahr stürmten die Barbaren — Wikinger, so nennen sie sich — unsere Mauern. Nur mit Not konnten wir sie in die Flucht schlagen und nun habe ich diese grauenvolle Nachricht erhalten.

»Stimmt das, was mir zu Ohren gekommen ist?«, gebe ich atemlos von mir.

»Wer hat es dir erzählt?«, fragt Vater und wischt sich die Hände sauber.

»Es stimmt?!«, entgegne ich.

»Es ist das Beste, was uns passieren konnte«, sagt er mit solch einer Gleichgültigkeit, dass sie Wut in mir entfacht.

»Ich bin die rechtmäßige Thronfolgerin! Niemals werde ich die Frau eines bemalten Affen!«

»Zügle deine Zunge!«, ruft Vater und schlägt die geballte Faust auf den Tisch. »Versteh doch, Kind! Ich musste Frieden schaffen. Der König der Nordmänner war einverstanden.« Den Leuten um ihn ist die Situation sichtlich unangenehm. Tuschelnd stehen sie von ihren Plätzen auf und machen sich davon. Nur seine Frau Helena und die Wachen bleiben.

»Ich habe die Schlacht am Nordtor gewonnen. Ich habe die Barbaren in die Flucht geschlagen! Wenn Ihr Eurer Macht nicht mehr sicher seid, werde ich kämpfen! Ich werde wieder siegen!« Hilflos appelliere ich an seinen Verstand.

»Wie lange sollen wir noch kämpfen? Wie viele Männer bist du bereit zu opfern?« Vater fängt sich, doch die Unruhe steckt in seiner Stimme. »Wir haben nicht das Geld, um uns den Frieden zu erkaufen. Genau wie die Engländer würden wir kurz vor dem Bankrott stehen.«

»Ich werde keinen Barbaren heiraten!«, erwidere ich mit Herzklopfen.

»Ich bin dein König! Du wirst das tun, was immer ich von dir verlange!« Mit hochrotem Kopf hallt seine Stimme durch den Saal. Helena legt beschwichtigend die Hand auf seinen Arm. Nur kurz sieht er zu ihr und verschnauft. Ich muss ihm den Appetit verdorben haben, denn sogleich verlässt er im Eilschritt den Platz.

»Sie sind bereits unterwegs. Sie kommen in drei Tagen.« Helena erhebt sich und kommt auf mich zu. Auf ihrem rot gelockten Haupt trägt sie die Krone meiner Mutter. Ihre Haut ist so blass, das blaue Blut schimmert durch ihre Adern. Der pralle Bauch ragt unter ihrem edlen Gewand hervor. Hochschwanger erwartet sie jeden Moment ihr Kind. Dabei ist sie keinen Tag älter als ich. Viel zu jung für meinen Vater, viel zu jung für die Verantwortung, die auf ihren zierlichen Schultern lastet. Das Neugeborene soll ein Junge werden, so versprach sie es. Ein Junge ... Wenn ich einer geworden wäre, hätte Vater mich niemals an die Barbaren verkauft.

»Wenn du dich mehr wie eine Dame verhalten hättest, hättest du vermutlich einen besseren Mann bekommen.« Mit stechend grünen Augen sieht Helena zu mir auf. Das liebliche Lächeln von eben nur eine schlechte Tarnung.

»Was hätte ich anders machen können?«, zische ich und zerre sie zu mir. Helena erschrickt, sie will sich befreien, allerdings bin ich stärker als sie. »Hätte ich etwa mit gespreizten Beinen darauf hoffen sollen, dass ein König in mich hineinfällt?!«

»Juna!«, mahnt einer der Wachen, ehe ich etwas Dummes tun kann. Viel zu spät bemerke ich, wie bitterlich Helena weint. Sogleich gebe ich sie frei und flüchte aus dem Saal. Ein Knecht kommt mir entgegen. »Gib doch acht!«, fauche ich, als ich ihn ramme. Die Gänge hoch erreiche ich meine Kammer, ich reiße die Tür auf. »Was für ein Nichtsnutz!«, schimpfe ich und zerre mir im Groll die Handschuhe aus dunklem Wildleder von den Armen. Ich werfe sie aufs Bett und versuche den Hakenverschluss im Nacken meines metallischen Harnisches zu öffnen. Das verdammte Ding klemmt wieder! Mit nervösen Fingern pule ich daran.

»Du bist zurück«, spricht plötzlich jemand.

Ich drehe mich zur Tür. Es ist Sophie, meine Amme. Ihr langes Kleid ist aschefarben, darüber trägt sie eine Schürze. Ihr graues Haar ist zu einem Dutt zusammengeflochten und macht sie strenger, als sie wirklich ist. Ich brumme unzufrieden und knibble weiter am Verschluss.

»Ich helfe dir«, sagt Sophie und stellt sich hinter mich. »Du warst zu grob.« Mit einem Lächeln öffnet sie mühelos den Haken. Trotzig zurre ich die Schnallen an den Seiten meines Brust- und Rückenpanzers auf. Ich lasse den schweren Harnisch aufs Bett fallen und knöpfe das dick gefütterte schwarze Hemd darunter auf. Sophie legt mir ihre Hände auf die Schultern und erwartet, dass ich mich beruhige. Aber wie soll ich mich beruhigen?! Mein eigener Vater hat mich hintergangen. Ich bin machtlos gegen seinen Willen.

»Wie wäre es mit einem Bad?«, fragt Sophie. Ich zögere kurz und nicke dann. Ein warmes Bad brauche ich jetzt mehr als alles andere. Sogleich gibt mich Sophie frei. Aus dem Augenwinkel sehe ich ihr nach, sie bleibt an der Tür stehen und schenkt mir ein bedrücktes Lächeln.

»Du bist wohlauf zurückgekehrt. Diesmal hast du Wort gehalten.« Bekümmert blinzelt sie sich die wässrigen Augen trocken und erinnert mich an längst vergangene Tage. In solchen Momenten wünschte ich mir ihretwillen, ich wäre das liebliche Mädchen, zu dem sie mich versuchte zu erziehen.

Schließlich geht sie und mit einem Mal legt sich die Erschöpfung der Reise über mich. Kraftlos sacke ich aufs Bett und fühle jeden meiner Knochen. Kaum komme ich zur Ruhe, da nähert sich wer. Die Mägde treten mit einem Knicks herein, um die Wanne herzurichten.

Nachdem die Diener gehen, schließt Sophie die schwere Eichentür. Sie hilft mir aus den Kleidern und ich steige ins Wasser, das wohlig warm auf der Haut prickelt. Mit einem Seufzer setze ich mich auf den Grund. Ich rutsche tiefer in die Wanne, tauche den Kopf unter und lausche dem Rauschen meines Blutes und den dumpfen Schlägen meines Herzens. Meine schmerzenden Glieder wärmen sich auf und am liebsten will ich einschlafen, bis mich plötzlich etwas ergreift und an die kalte Oberfläche zieht. Ich schnappe nach Luft und blinzle mir das Wasser aus den Augen.

»Lass den Unsinn!«, schimpft Sophie. Sie schäumt die Kernseife auf, bis sich der Duft von Rosenöl im Raum verbreitet. Die wohlriechende Paste verteilt sie in meinem Haar und befreit mich vom Gestank der Reise. Mit einem Lappen schrubbt sie mir den Rücken und die Arme. Ich bin alt genug, um mich selbst zu waschen, trotzdem lasse ich sie. Sophie kümmert sich gut um mich. Sie bemuttert mich, weil ich seit jungen Jahren keine Mutter habe. Mit einer Blechschüssel schöpft sie Wasser, gießt es mir vorsichtig über den Kopf. Ich fühle mich wie neugeboren.

Ich sitze in der Wanne und will gar nicht mehr aufstehen. Mir fallen die Augenlider zu, fast schlafe ich ein. Plötzlich hallt ein Schrei durch die Burg. Wie ein Blitz zieht der Schreck durch meine Knochen. Mit einem Ruck erhebe ich mich und starre zum Ausgang der Kammer.

»Sie liegt in den Wehen.« Sophie beruhigt mich mit einer sachten Handbewegung und ich weiß, sie meint Helena. Noch von Panik umnebelt, sinke ich zurück. Die ausgedörrten Rosenblüten, die zuvor in der Seife steckten, liegen vereinzelt auf der Wasseroberfläche und treiben mit dem Schaum umher. Es ist vermutlich meine Schuld, dass Helena schon jetzt in den Wehen liegt. Warum konnte ich mich ihr gegenüber nicht zügeln, wie sonst auch? Vater ist zur Genüge gereizt. Ich und mein ständiger Hitzkopf.

Ganz unerwartet klopft es an der Tür. Sophie legt die Stickdecke beiseite, an deren Motiv sie arbeitet. Sie öffnet die schwere Kammertür. Jemand hat etwas zu essen gebracht.

»Dein Vater ist voller Freude. Sieh nur, was er dir hat bringen lassen.« Begeistert setzt sich Sophie zu mir auf einen Hocker. Ihre treuen braunen Augen umgeben Lachfältchen. Gebratenes Huhn, Trauben und Käse liegen auf einem edlen Porzellanteller. Wie lange habe ich kein Fleisch mehr gegessen, ich kann mich nicht erinnern. Mit schmalen Fingern rupft Sophie es vom Knochen. Sie will den ersten Bissen nehmen. Doch bevor sie ihn zu ihren Lippen führt, halte ich sie ab.

»Meinst du, heute hat sie die Geduld, dich zu töten? Das Biest ist mit anderen Sachen beschäftigt.« Sophie deutet auf Helenas Mutter und lacht. Trotzdem kann ich die Angst davor, dass das Essen vergiftet sein könnte, nicht verdrängen. Störrisch befreit sie ihren Arm und genießt das Mahl.

»Wie gut das ist«, sagt sie schmatzend. Dabei pflückt sie ein paar Trauben und stopft sie mir in den Mund. Ich muss grinsen und zerkaue die sauren Bissen. Nur für einen Moment erlaube ich mir, mich von Sophies Freude anstecken zu lassen.

Es ist tiefste Nacht, als ich im Bett liege. Rastlos wälze ich mich im großen Federbett und komme nicht zur Ruhe. Immerzu flammen die Bilder widerwärtiger Barbaren vor meinem inneren Auge auf. Ungepflegte Männer, die grunzen wie Schweine!

Ich stöhne angestrengt und richte mich auf. Ich sehe hinaus aus dem Fenster, wo der Mond silbern über die Landschaft scheint. Wie kann ich meinem Schicksal entfliehen? Ich könnte flüchten, ich könnte fort und irgendwohin, wo niemand mich kennt. Ich schließe die Lider und tadle mich. Vater würde mir niemals verzeihen. Es ist für den Frieden, besänftige ich mich.

In drei Tagen kommen sie. Im Leben hätte ich nicht gedacht, dass ich heirate ... zumindest keinen Mann.

Den nächsten Morgen verbringe ich in den Trainingshallen. Dort messe ich mich mit den Soldaten und trainiere die Halbstarken. Die Männer schnattern und albern nicht rum wie sonst. Keiner neckt den anderen, während sie die Schwerter zusammenschlagen. Eine bedrückende Stille liegt im Raum. Wissen sie alle um Vaters Vorhaben?

Es dauerte lang, den Respekt der Männer zu erlangen. Erst nach dem Krieg im Norden sind sie mir wohlgesinnt und akzeptieren mich als eine der ihren. Ich habe hart für all das gekämpft und wohin hat es geführt? Ich werde die Frau eines Barbaren.

In der Nacht gebärt Helena endlich ihr Kind. Wie von ihr vorhergesagt, einen Jungen.

Mit gequälten Gefühlen gehe ich zu den Kammern meines Vaters. Ich wollte nicht hierher, doch Sophie hat mich gedrängt. Voller Freude hält er seinen Sohn in den Armen.

»Schau, Juna. Dein Bruder. Sieh dir an, was für ein kräftiges Kind er ist.« Ein breites Lächeln liegt in seinem markanten Gesicht. Ganz nah an seiner Brust wippt er das kleine Wesen und trägt es im Raum umher. Das Schlafgemach ist verschlossen. Vermutlich liegt Helena erschöpft im Bett und ruht sich aus. Ob es ihr gut geht?

Im nächsten Moment öffnet sich die Tür und die Hebamme kommt mit blutigen Tüchern heraus. Ihr folgt Helenas Mutter, Cecilia. Wie ihre Tochter ist sie in edle Gewänder gehüllt. Das Mieder um ihre Taille liegt eng, sodass ihre vom Alter hängenden Brüste hervorquellen. Kein Anblick, der die Lust eines Mannes fördert. Auf dem Kopf trägt sie eine Haube, die ihre hohe Stirn umrandet. Ihr entrüsteter Blick verrät mir, dass sie mich keineswegs erwartet hat. Sie zieht ein finsteres Gesicht und meint mich damit einschüchtern zu können. Ich bin ihr unerwünscht seit dem Tag ihrer Ankunft.

Helenas Vater war ein adeliger Mann, ein guter Freund meines Vaters. Als er starb, verschuldete sich seine Familie und sein kleiner Hofstaat verfiel. Cecilia flehte um Unterkunft, als man ihnen Haus und Hof entriss. Meine gutherzige Mutter nahm sie und ihre Tochter schließlich auf.

Helena und ich haben früher oft miteinander gespielt. Auch wenn wir verschieden waren. Selbst als Mädchen verhielt sie sich wie eine Dame. Ich hingegen mochte keine Decken besticken, mir waren die aufgerüschten Kleider zuwider. Lieber spielte ich mit den Stalljungen. Das Einzige, was Helena und mich verband, waren Bücher. Wir verschlangen unzählige Geschichten und redeten stundenlang darüber, was wir anstelle der Helden und Banditen getan hätten. Wir kreierten unsere eigenen Erzählungen, die wir dann den Jüngsten im Hof vortrugen.

Doch mit der Zeit wurden unsere Interessen für die Geschichten immer weniger. Zusätzlich drängte Helenas Mutter sie dazu, sich vornehmer zu verhalten. Sie wollte ihre Tochter mit einem reichen Mann verehelichen, um endlich aus der Obhut meiner Mutter zu entkommen. Jedoch wollte keiner Helena zur Frau. Sie war viel zu jung.

Als meine Mutter starb, tuschelte man am Hof, es wäre Cecilias Werk. Denn sie buhlte heimlich um die Gunst meines Vaters. Um ehrlich zu sein, erwischte ich sie oft, wie sie in der Abwesenheit meiner Mutter mit süßer Zunge mit meinem Vater sprach. Bloß Vater hatte keine Augen für eine andere. Meine Mutter war sein Morgen- und Abendstern.

Dann kam der Tag, an dem Mutter starb. Ein Arzt behauptete, sie wurde vergiftet mit den Beeren des Teufelsauges, auch die Pestbeere genannt. Mutter liebte genau wie ich Beeren. Ohne nachzudenken, aß sie die Früchte, die ihr einer der Knechte zu Tisch brachte. Noch in derselben Nacht verstarb sie, mit keuchender Lunge und fiebrigem Atem.

Man richtete den Knecht hin, der meine Mutter auf dem Gewissen hatte. Damals kam keinem in den Sinn, dass es ein Attentat war. Man dachte wirklich, der Knecht hätte es nicht besser gewusst.

Ein Jahr später starb mein Bruder an den gleichen Anzeichen. Wäre Sophie nicht davon alarmiert gewesen, wäre es vermutlich auch um mich geschehen. Sie verbot mir, jegliches Essen anzunehmen und nur das zu essen, was sie mir reichte. Ich hörte auf Sophie, weil ich nicht sterben wollte wie meine Mutter.

»Hier, halte deinen Bruder«, fordert Vater. Die Worte hören sich bitter an. Ich strecke die Arme aus und nehme das Neugeborene an mich. Der Wonneproppen ist schwerer, als ich vermutet habe. Die Hände so klein, dass man niemals erwarten würde, dass er ein ganzes Königreich regieren wird.

»Er sieht aus wie Jakob«, sage ich. Dabei sehe ich rüber zu Cecilia, die angespannt mit ineinandergreifenden Händen vor der verschlossenen Tür des Schlafgemachs steht. »Die Nase, die Lippen, selbst die dunklen Augen.« Vater seufzt wehmütig. Seine Gesichtszüge sind gequält, die Freude im Keim erstickt.

»Wie wollt Ihr Euren Sohn nennen?«, frage ich. Er stöhnt bedrückt und ich weiß, ihm liegt es auf der Zunge. Doch der Schmerz der Vergangenheit hindert ihn, es auszusprechen.

»Jakob war kräftig, wie dieser kleine Wicht. Sein freudiges Lachen hallte durch die Burgmauern. Könnt ihr Euch erinnern?« Was für eine dumme Frage. Ich habe Vater oft genug auf dem Speicher entdeckt, wie er weinend vor dem Gemälde der Verstorbenen saß, dabei den Alkohol mit Gewalt in sich hineinzwängte.

»Jakob«, flüstert Vater.

»Matthäus ist ein Name für einen König«, meldet sich Cecilia zu Wort. Sie eilt zu mir, um mir ihren Enkel zu entreißen. Bevor sie ihn an sich nehmen kann, drängt sich Vater zwischen uns.

»Wer hat dich nach deiner Meinung gefragt? Geh und kümmere dich um deine Tochter.« Helenas Mutter wirft mir einen eindringlichen Blick zu. Ich weiß, was ich tat. Wenn sie meinen Bruder wirklich auf dem Gewissen hat, wird sie von nun an seinen Namen auf ihren dürren Lippen tragen.

»Jakob ... Er soll Jakob heißen. Er soll genauso stark werden, wie sein Bruder es war. Er soll mich stolz machen, so wie du es machst.« Vater legt seinen Arm um mich. Die Streitigkeiten der letzten Tage sind vergessen. Mit Tränen in den Augen sieht er mich an.

»Du wirst mit jedem Tag schöner, mit jedem Tag siehst du deiner Mutter ähnlicher.« Er küsst mir liebevoll die Stirn und ich wünsche, dieser Moment würde nie vergehen.

Zur späten Stunde verlässt Vater seine Kammer und will mit seinen Männern die Geburt seines Sohnes feiern. Helenas Mutter ist mit ihrem Enkel vor mir geflüchtet. Nun stehe ich hier und sehe auf die Tür, die in das ehemalige Schlafgemach meiner Mutter führt. Mein Herz schlägt schneller. Auch wenn mein Verstand mich warnt, kann ich von dem Verlangen, nach Helena zu sehen, nicht ablassen.

Ohne zu klopfen, ziehe ich am Türknauf. Die quietschenden Scharniere verraten mich früher, als mir lieb ist. Helena liegt matt in ihrem Bett. Erstaunt mustert sie mich mit kindlichen Augen, dennoch lächelt sie und ich kann nicht deuten, ob es ein falsches Lächeln ist.

»Hast du ihn gesehen?«, flüstert sie. Ich nicke und stelle mich zu ihr ans Bett. Selbst jetzt sieht Helena bezaubernd aus. Ihr Haar liegt seidig auf dem Kopfkissen. Ihre grünen Augen funkeln, als wären sie aus Edelsteinen gemacht. Ich strecke den Arm nach ihr aus und lege meine Hand behutsam auf ihre Wange. Sie kichert und ergreift sie, im nächsten Moment schnappt sie nach Luft und bricht in Tränen aus. Ich hatte es erahnt, das Lächeln war nicht echt.

»Deine Hände sind wieder so kalt«, sagt sie und küsst meinen Handballen. Ihr Anblick erdrückt mich. Ich lege mich zu ihr und streichle ihre Haarsträhnen von der Stirn.

»Er ist wundervoll«, hauche ich und will sie trösten. Helena erzwingt erneut ein Lächeln und nickt zustimmend. Ich gebe einen Kuss auf ihre warme Stirn, auf ihre nasse Wange und zögere kurz, als mein Blick auf ihre Lippen wandert. Mit pochendem Herz küsse ich sie. Helena erwidert meine Zuneigung hastig, doch dann weint sie mir in den Mund.

»Ich will nicht, dass du gehst«, japst sie. Sie greift fest nach meiner Hand. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich ihr das letzte Mal nah war. Wie oft habe ich mir gewünscht, mit ihr in einem Bett zu liegen und den nächsten Morgen gemeinsam zu erleben. Ich kann nicht in Worte fassen, was in mir vorgeht. Sie schluchzt bitterlich und mir wird schwer wie die Tage zuvor.

Helena atmet tief und seelenruhig. Sie ist eingeschlafen. Noch einen Augenblick verharre ich regungslos und liege da, neben ihr, betrachte sie von Kopf bis Fuß. Ich will mir alles einprägen. Ihre samtige Haut, ihr süßer Blütenduft, ihr ruhiger Atem, der Takt ihrer pochenden Venen. Ich weiß nicht, wann wir uns je wiedersehen werden. Schweren Herzens richte ich mich schließlich auf und gehe.

Als ich die Kammern von Vater hinter mir lasse, steht Sophie unerwartet vor mir. Anscheinend hat sie nach mir gesucht. Wie viel Zeit ist wohl vergangen? Sie ist wütend. Vermutlich weiß sie, was ich getan habe. Vermutlich sieht sie es an meinem reumütigen Blick, dass ich die Frau meines Vaters geküsst habe. Ich falle ihr in die Arme. Unbeeindruckt davon, welchen Zorn sie mir gegenüber hegt. Ich will Tränen vergießen, doch ich fühle mich leer.

3 Juna

»Wer ist das?«, frage ich atemlos. Der Halbstarke, den ich schule, wird nervös. Ihm ist der Fremde anscheinend nicht unbekannt, den ich in der Ferne entdeckt habe.

»Sprich«, dränge ich ihn. Anstatt mir zu antworten, lässt er verängstigt sein Holzschwert fallen und rennt davon.

Verwirrt und wütend zugleich sehe ich erneut aus den Fenstern der Trainingshalle. Ein fremder Mann in unserer Burg? Sein schulterlanges Haar ist dunkel und sein kurzer Bart scheint mächtig. Wie ein Hüne ragt er aus der Ortschaft. Er ist keiner von uns, da bin ich mir sicher. Sollte er gefährlich werden, hätten meine Männer Schwierigkeiten, ihn zu Fall zu bringen. Selbst seine Kleidung ist nicht wie die unsere. Sein Umhang ist aus dichtem Bärenfell, die Hose und die Stiefel sind aus gegerbtem dunklen Leder. Nur das Oberteil ist aus dickem Stoff und ragt wie ein Kittel bis über sein Knie. Schwert und Dolch liegen an seinem Gurt, der mit einer silbernen Schnalle über seiner Hüfte liegt. Warum darf ein Fremder auf der Festung Waffen tragen? Davon alarmiert, eile ich zu den Toren der Trainingshalle.

»Kehren Sie zurück in Ihre Kammer.« Bevor ich zu Wort komme, fängt eine der Wachen den Fremden ab.

»Die ganze Zeit bin ich in meinem Zimmer. Verdammt, ich brauche Bewegung«, entgegnet er rau.

»Wer seid Ihr?«, frage ich und fordere eine Antwort. Erstaunt dreht sich der Fremde mir zu und zeigt ein anstößiges Grinsen.

»Hier habt Ihr also die Frauen vor mir versteckt?« Selbstgefällig kreuzt er die Arme vor seiner breiten Brust, dabei entdecke ich die Bemalungen auf seiner Haut, die durch die Ärmel hervorstechen. Ein Barbar!

Die Wut der letzten Tage übermannt mich. Ohne klaren Verstand hole ich aus, um den Feind zu erschlagen. Mit bloßer Hand wehrt er das hölzerne Schwert ab und entreißt es mir. Ich ziehe meinen Dolch. Als wäre ich eine Lachnummer, hält er mich mit dem Übungsschwert auf. Ich muss ihn aus dem Gleichgewicht bringen! Von der Idee gepackt, stürze ich auf die Knie und trete ihm mit Wucht gegen die Füße. Der Barbar taumelt und fällt zu Boden. Ehe ich ihm mein Holzschwert entreißen kann, läuten die Glocken der Wachposten.

»Die Nordmänner! Die Nordmänner! Sie kommen!«, rufen die Wächter von den Aussichtstürmen.

»Was?« Viel zu spät bemerke ich, dass der Barbar sich aufrichtet. Unsanft stößt er mich in eine Pfütze, dabei entgleitet mir die Waffe. Ehe ich mich danach strecken kann, kniet sich der schwere Mann auf mich nieder.

»Wird ein Bote so in Eurem Land behandelt?! Erst werde ich tagelang in mein Zimmer eingesperrt, damit mich die Prinzessin nicht sieht, und jetzt werde ich auch noch von einer Frau angegriffen. Verrücktes Pack!«, beschwert er sich und schnaubt angestrengt.

»Runter!«, fauche ich und dränge den Fremden, mich freizugeben. Dennoch presst er gnadenlos mein Gesicht in den Matsch und sein Knie in mein Kreuz. Vor Schmerz ächze ich. Mit aller Macht will ich mich aufrichten, aber der Barbar ergreift mich und winkelt einen meiner Arme auf den Rücken. Ich kann nichts mehr tun, als die Erde unter uns anfängt zu vibrieren. Unzählige Hufschläge donnern nieder. Zu viert lassen die Wachen die Zugbrücke hinab. Die Ketten rasten in die Drehachsen. Den letzten Meter fällt das Tor mit einem Knall auf die Brücke. Ungehalten stürmen die Barbaren unsere Festung.

»Lass mich los«, zische ich mit klopfendem Herzen. Noch einmal versuche ich aus meiner misslichen Lage zu entkommen. Der Barbar hat seinen Spaß, dass er mir überlegen ist. Ungeniert schlägt er mir auf den Hintern.

»Wie kannst du es wagen?!« Ich winde mich ohne Aussicht. »Was stehst du da rum?! Hol Hilfe!«, knurre ich die Wache an, die tatenlos zusieht, wie das Barbarenvolk immer näher kommt.

Ich kann nicht zählen, mit wie viel Mann sie anreisen. Kurz vor mir halten die fremden Pferde mit goldenem Fell und weiß schwingender Mähne.

»Liam, was tust du da?«, raunt jemand.

»Sie hat angefangen«, mault der Barbar, der mich noch immer auf dem Boden festhält.

»Lass sie los.« Grimmig gibt er nach. Ehe ich mich losreißen kann, hält mich Liam fest. Wütend drum, wieder in seinen Fängen zu sein, trete ich ihm in die Kniekehle.

»Du mieses Stück!«, flucht er und packt mich grob.

Eine Frau steigt von ihrem Pferd. Mit schweren Schritten kommt sie auf uns zu, schnappt nach meinem Arm und zerrt an mir. Sie ist groß und viel zu kräftig, um nur eine Frau zu sein. Ihre hellen blonden Haare sind kurz und liegen wild auf ihrem Haupt.

»Wer ist das?« Verärgert zieht sie die Augenbrauen zusammen, wodurch sich ihre leuchtenden blauen Augen schmälern. Sie mustert mich skeptisch, als wäre ich ein vorlautes Gör. »Könnt Ihr Eure Leute nicht im Zaun halten?«, gibt sie im Akzent der Nordmänner von sich.

»Das, das ist die Prinzessin!«, stottert der Wächter, der bis eben dastand. Die Barbarin scheint verwirrt. Was starrt sie? Hat sie etwa ein Püppchen erwartet?!

Ich versuche mich aus ihrem festen Griff herauszureißen und schließlich lässt sie los. Ich nutze ihre Leichtfertigkeit und ramme Liam mit Anlauf nieder. Mit einem Beben begrüßt er den Boden. Ich setze mich auf seine Brust und schlage ihm die geballte Faust ins Gesicht.

»Wie kannst du es wagen, mich anzufassen?!«, schimpfe ich und kämpfe gegen den stechenden Schmerz meiner Knöchel.

»Bringt die Prinzessin hier fort! Sofort!«, ruft Vater plötzlich, als er im Laufschritt mit dem Gefolge aus dem Kaminzimmer stürmt. Zu zweit ergreifen mich die Wachen und ziehen mich von Liam runter.

»Lasst mich los!« Aufs Wort gehorchen sie. Verärgert werfe ich dem Barbaren einen Blick zu und gehe den Wachen voran, die mich zu meiner Kammer geleiten. Sophie steht bereits in meinem Zimmer. Sie hat mir Kleidung gebracht und ist sichtlich empört. Vermutlich hat sie mich durchs Fenster beobachtet. Sie beschimpft mich nicht wie sonst. Ihre mahnenden Worte bleiben aus.

»Gebt den Mägden Bescheid, sie sollen Wasser für ein Bad bringen«, trägt sie den Wachen auf. Ihr Ton ist scharf und ich weiß, er gilt mir. Ich murre unzufrieden und wische mir den Dreck von der Wange.

Ich bin allein im Zimmer, als ich draußen vom Hof Stimmen höre. Neugierig schaue ich zum Fenster, wasche hastig die Seife vom Gesicht und strecke mich zum Badetuch. Mit nassen Füßen schleiche ich zur Front und spähe hinaus. Unten auf der Burg hält sich Vater mit seinen Untertanen und den Männern aus dem Norden auf. Gemeinsam besichtigen sie das Schloss. Hinter der Horde schlendert einer der Nordmänner gemächlich her. In der Hand hat er einen appetitlich roten Apfel. Er scheint amüsiert und beißt ein großes Stück ab.

Mit dem Versuch, mehr zu sehen, gehe ich näher ans Fenster heran. Der Barbar mit dem Apfel hebt sich von seinen Begleitern ab. Sein Pelzumhang ist prunkvoller als der der anderen. Das Fell ist schneeweiß. Ich kann nicht ausmachen, welches Tier es ist. Seine goldblonden Haare sind an den Seiten geschoren, nur auf der Mitte des Hauptes trägt er sie lang. Der Schopf reicht ihm bis zum Steißbein und sein Bart ist wie der eines alten Mannes.

Unerwartet ragt der Blick des Fremden zu mir empor. Erstarrt bleibe ich stehen. Er grinst und zwinkert mir zu. Selbst von hier oben sind seine tiefblauen Augen zu erkennen.

»Ein Kleid?«, frage ich und sehe von meinem Platz auf das Kleidungsstück, das Sophie zuvor auf dem Bett ausgebreitet hat. Es ist schulterfrei mit langen Ärmeln und einem ausladenden Rock. Der Stoff ist dunkelbraun und aufwendig mit goldenen Mustern bestickt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so etwas Schönes getragen zu haben.

»Es gehörte einst deiner Mutter. Ich habe es gut versteckt.« Sophie steht hinter meinem gepolsterten Hocker und kämmt mein Haar. »Immerzu trägst du einen Zopf. Wie wäre es, wenn du diesmal dein Haar offen trägst?«, fährt sie fort mit einem seichten Lächeln. Sie redet liebevoll mit mir, ich bemerke sofort, etwas liegt im Argen.

»Ich will hier nicht weg, ich will bei dir bleiben«, sage ich und warte auf die Schelte. Doch sie bleibt aus.

»Wir wollen vieles nicht«, sagt Sophie und seufzt. »Ich bin alt. Wie lange kann ich dich beschützen? Dein Vater will nur das Beste für dich.«

»Du hast ihn zu dieser Ehe überredet, nicht wahr?« Ihre bekümmerte Miene hat sie verraten.

»Ich liebe dich wie mein Kind«, meint Sophie und küsst mein Haupt. »Ich möchte nicht an deinem Grab stehen.« Wehmütig sehe ich zu Boden, mir fehlt die Kraft, um auf meine Amme wütend zu sein. Vielleicht hat sie recht. Vielleicht muss ich Opfer bringen. Ohne ein weiteres Wort hilft sie mir schließlich in das Kleid. Sophie setzt mir meine Krone auf. Wie ein Haarreif, der mit glitzernden Steinen in meinem schwarzen Haar untergeht.

Ein letztes Mal sehe ich in den Spiegel. Ich bin mir fremd, zugleich vertraut. Die Frau vor mir ähnelt meiner Mutter. Dabei hatte ich fast vergessen, welche Gesichtszüge sie trug. Der Schmerz holt mich ein. Ich dachte, ich hätte mich längst an ihn gewöhnt. Ich schnappe nach Luft, weil das Korsett mich zu ersticken droht, bis Sophie ihre Hände auf meine Schultern legt. Durch den Spiegel hindurch lächelt sie mich an. Ich brauche Beständigkeit wie diese, um meinen Atem zu fangen. Aber der heutige Abend zieht mir den Boden unter den Füßen fort. Es nützt nichts. Ich kann mich wehren, wie ich will. Ich werde eine Barbarenbraut.

Gemeinsam schreite ich mit Sophie durch die Burgmauern zum Speisesaal. Die Wachen, die auf ihren Posten stehen, verfolgen mich mit ihren Augen. Keiner von ihnen hat mich je in solch einem Gewand gesehen. Sie kennen mich nur in meiner Rüstung. Nie habe ich mich wie eine Dame benommen und dementsprechend habe ich mich gekleidet. Meine Aufmachung fühlt sich bizarr an. Als würde ich eine Rolle spielen, der ich nicht gewachsen bin.

»Wartet.« Nervös hindere ich die Wachen daran, die Tür zum Speisesaal zu öffnen. Angespannt umfassen sie die massiven Türringe, die im Maul gusseiserner Löwenköpfe hängen.

»Es wird alles gut.« Sophie beruhigt mich und ich gebe letztlich das Zeichen, dass die Wachen öffnen können.

Die Musik klingt in hohen Tönen, während die Narren die Gäste bespaßen. Unmengen von Kerzen brennen auf den Kronleuchtern, die mitten im Raum vom Dachbalken pendeln. Die bunt geknüpften Banner zieren die Wände und das Feuer im Kamin brennt. Der Herbst steht vor der Tür und zieht durch die Spalten.

Mein Vater lächelt zufrieden, als er mich erblickt. Die Barbaren strecken sich sogar von ihren Stühlen, um sich zu verneigen. Ich bin erstaunt. Sie haben Manieren.

Wie Sophie es mir beibrachte, mache ich einen Knicks. Es fühlt sich ungewohnt an, denn ich begrüße Vaters Staatsmänner auf Augenhöhe. Die Schleppe meines Kleides schleife ich hinter mir her. Ich setze mich auf den freien Platz zwischen Liam, dem Barbaren, dessen Nase ich brach, und dem Mann mit dem Apfel. Nur flüchtig wirft er mir einen verspielten Blick zu und unterhält sich weiter mit meinem Vater. Ich ahne bereits, wer der Fremde ist. Er ist der Barbarenkönig, mein künftiger Ehemann.

Die Vorstellung lässt mein Herz schneller schlagen. Sofort rufe ich mich zur Besinnung und wende mich ab. Liam ist wütend. Er meidet mich. Kein Wort der Begrüßung verlässt seine Lippen. Seine Nase hat einen leichten Bogen und ist geschwollen. Mittlerweile tut es mir leid, was ich getan habe.

Ich winke eine der Mägde zu mir. Sie will mir Wein einschenken, doch ich halte sie ab, indem ich den Kelch mit der Hand abdecke.

»Bring mir Tücher und trockenes Moos.« Sie knickst und geht. Abgesehen von Liam sind die anderen Nordmänner bei Laune. Mit dem Barbarenkönig zähle ich elf. Sie trinken den guten Wein und lassen sich bespaßen. Allesamt tragen sie die gleiche Kleidung. Nur die Farben und Muster weichen voneinander ab. Das Prunkvollste, was die Barbaren neben ihren Pelzen besitzen, sind ihre Waffen. Die Griffe ihrer Schwerter sind vom Knauf bis hin zur Parierstange aufwendig geschnitzt. Vater hat ihnen die Waffen gelassen, damit sie sich sicher fühlen. Schließlich sind sie am Hof in der Unterzahl.

Die Gäste aus der Fremde führen sich auf wie alte Bekannte. Sie haben keinerlei Scheu, am Tisch zu sitzen. Vermutlich sind sie sich ihrer imposanten Ausstrahlung bewusst und kosten sie aus.

Man erzählt sich, die Barbaren stinken nach Schwefel. Doch sie duften nach der Wildnis und den Wäldern. Ich sehe weder verrottete Zähne in ihren lachenden Mündern noch haben sie Klauen, mit denen sie ihre Gegner zerfetzen. Welch dumme Lügen sich die Menschen erzählen.

»Eure Hoheit.« Die Magd, die ich fortschickte, meldet sich zurück. Ich stehe auf und nehme ihr die Sachen ab. Eines der Tücher falte ich in zwei und lege es auf Liams Schoß, der skeptisch zu mir aufsieht.

»Dein hübsches Gesicht«, sage ich mit einem Lächeln und bringe Liam zum Grinsen. Es scheint, als hätte er mir verziehen. Ich hebe die Hand und greife seine Nase. Viel zu spät bemerkt er mein Vorhaben. Ein leichter Ruck reicht und sein Nasenbein ist wieder gerade gebogen. Liam wird laut, das Blut fließt erneut in Strömen. Die Menschen um uns herum zucken zusammen, selbst der Lautenspieler hält ein. Bis auf die Barbarin, die neben Liam sitzt. Sie beugt sich über ihn und packt mich mit roher Gewalt. Bitterböse quetscht sie mein Handgelenk. Eben lachte sie herzhaft über den Narren und jetzt habe ich das Gefühl, sie will mir ans Leben. Einschüchtern lasse ich mich nicht! Ich reiße mich los, doch mit jeder Bewegung wird ihr Griff fester. Sie wird mir was brechen!

»Skadi, gib sie frei«, raunt der Barbarenkönig. Seine tiefe Stimme vibriert in meinem ganzen Leib.

»Ich möchte nur seine Nase richten«, presse ich hervor und versuche mich zu fangen. Schließlich lässt sie mich los. Ich strafe Skadi mit einem wütenden Blick. Unbeeindruckt sinkt sie zurück auf ihren Platz und nimmt einen Schluck. Sie hätte sich zumindest entschuldigen können!

Liam atmet schwer durch den Mund. Ich drücke seinen Kopf sachte in den Nacken und stopfe Moos in die Nasenöffnungen. Danach überreiche ich ihm das andere Tuch, um sich das Blut abzutupfen.

»Trink nicht über den Durst«, trage ich auf und setze mich.

Erst als das Spanferkel serviert wird, lockert sich der Gemütszustand. Ich beobachte die Bediensteten, die in Eile das Fleisch und die Beilagen servieren. Sowie es mir möglich ist, lasse ich keinen aus den Augen. Eine der Mägde, die zuvor nicht im Raum war, hält einen der edlen Porzellanteller in Händen. Fast unbemerkt geht sie zwischen den anderen umher und legt Speisen darauf.

Zuerst werden die Gäste und Vater bewirtet. Dann bekommen die Geschäftsmänner und ich aufgetischt. Die fremde Magd stellt den Teller mit gesenktem Kopf vor mich hin. Ehe ich ihr in die Augen sehen kann, wendet sie sich ab.

»Magd«, ermahne ich sie und halte sie auf. Verunsichert schaut sie auf.

»Bleib«, fordere ich leise. Nervös knebelt sie die Finger und reiht sich zu ihresgleichen.

Voller Freude stopfen die Barbaren ihre hungrigen Mäuler. Der Abend wird spät und der Wein fließt ungehindert.

»Ihr habt keinen Bissen gegessen und keinen Schluck getrunken. Hat unsere Anwesenheit Euch etwa den Appetit verdorben?«, flüstert jemand unerwartet. Ich sehe zu meiner Rechten. Der Barbar neben Vater spricht mit mir. Beschämt wende ich den Blick zurück auf den Teller. Mein Herz schlägt wieder schneller. Was antworte ich? Ehe ich einen Gedanken fassen kann, beobachte ich, wie der Barbarenkönig sich nach meinem Essen streckt. Ich ergreife seine Hand. Dabei zieht ein stechender Schmerz durchs Handgelenk.

»Nein«, japse ich und halte das Leiden auf.

»Ihr wollt nicht essen. Eine Verschwendung«, meint er dann. Ich drücke seine Hand fester und gebe ihm zu verstehen, dass er es lassen soll.

»Nach dem Tod ihres Bruders fällt es meiner Tochter schwer, Menschen zu vertrauen.« Vater lehnt sich zu seinem Tischnachbarn, um ihn zu beschwichtigen, obwohl er kein bisschen wütend wirkt.

»Magd!«, ruft der Barbarenkönig plötzlich aus. Ein verrücktes Lächeln liegt auf seinen Lippen. Seine breite Hand umschlingt meine. Sie ist warm und rau. Welch merkwürdiges Gefühl.

Der Barbar zeigt auf das Mädchen, das mir die Speisen an den Tisch brachte. Ihm ist es nicht entgangen? Hat er sich absichtlich an meinem Teller bedienen wollen?

»Komm her«, fordert er. Zögerlich sieht die Magd zu meinem Vater. Er nickt bestätigend und sie tritt vor. Die Musik hat längst aufgehört zu spielen.

»Iss«, fordert der Barbarenkönig und lehnt sich in den Stuhl zurück. Die braunen Augen der Magd weiten sich entsetzt. Wie vereist bleibt sie stehen und leistet nicht Folge. Das Gewissen plagt mich, ich wollte nicht, dass es eskaliert. Ich hätte sie später selbst zur Rede gestellt. Warum hat es Cecilia heute auf mich abgesehen? Wenn sie sich meinen Tod herbeisehnt, hätte sie einen Attentäter in der Nacht schicken können.

»Ich kann nicht, Herr«, stottert die Magd und knebelt ihre Finger. Nur ein kurzer Augenblick bleibt ihr zum Verschnaufen, da erhebt sich Skadi. In einschüchternder Größe richtet sie sich auf, ihre Mimik so finster, dass es mich beängstigt.

»Wie unhöflich, meine Bitte abzuschlagen. Solch ein königliches Mahl, und du weigerst dich zu essen?« Der Barbarenkönig beugt sich wieder vor und sieht sie eindringlicher an. »Iss«, wiederholt er. Doch die Magd sieht nur besorgt auf ihre Füße. Ihr Ungehorsam betrübt Skadi. Mit schwerem Gang schreitet sie um den Tisch und bleibt vor mir stehen. Sie nimmt meinen Teller und reicht ihn der jungen Magd. Das Ding schaut flehend, aber keiner kommt ihr zu Hilfe. In steifer Haltung stopft sie schließlich ein paar Bissen in den Mund. Es gibt kein Entkommen.

Atemlos sehen alle der Magd zu. Selbst Vater, dem ich so oft in der Vergangenheit davon erzählte. Mir hat er nie Glauben geschenkt. Jetzt sind diese Fremden hier und zeigen mehr Einsatz für mich als die Menschen, die mein Blut tragen.

Nachdem die Magd schluckt, packt Skadi sie am Gesicht. Sie fordert sie auf, den Mund zu öffnen. »Geh an deinen Platz«, knurrt sie dann. »Stell dich dorthin, wo ich dich sehen kann.« Mit weinerlichen Gesichtszügen hastet die Magd zu den anderen Bediensteten und schluchzt leise vor sich hin.

»Musik!«, ruft Vater und klatscht in die Hände. Sein wütender Blick gilt mir. Ich wollte nicht, dass das passiert.

Nur schwer kommt die Feier in Gang. Egal wie sehr sich die Spieler ins Zeug legen, Vater und seine Kauf- und Adelsmänner sind die Einzigen, die sich unterhalten.

»Es ist spät, lasst uns schlafen. Die Kammern sind für Euch hergerichtet«, verkündet Vater nach einer Weile.

»Warum den Abend jetzt beenden? Ich fühle mich ziemlich sicher bei der Prinzessin«, antwortet der Barbarenkönig. Dabei ist sein Blick starr auf die Magd gerichtet. Blind greift er nach seinem Kelch und nimmt einen Schluck Wein, der seine schmalen Lippen kurz purpurn färbt. Mit einem Mal kreischen die Frauen. Vor Schreck springen alle von ihren Plätzen. Erst als ich meine Augen vom Barbaren abwende, verstehe ich, dass die Magd ohnmächtig geworden ist.

»Bringt sie fort! Bringt sie fort!«, ruft Vater mit dem Versuch, die missliche Lage zu retten. Die Wachen handeln augenblicklich. Verstimmt stehen die Barbaren zu meiner Linken, die Hände an ihren Waffen. Jeden Moment bereit, sie zu ziehen. Nur der Barbarenkönig und ich sitzen beieinander.

»Ich verdanke Euch mein Leben.« Er lächelt und ich bemerke, dass er jünger scheint, als ihn der Bart aussehen lässt. Seine Augen schmälern sich, trotzdem funkeln sie blau, wie die Tiefe des Meeres.

»Meine Herren, beruhigen Sie sich. Es ist bestimmt nicht, wonach es aussieht. Offenbar ist sie nervös geworden. Das gute Essen ist ihr nicht bekommen.« Vater windet sich in Ausreden, um die aufgebrachten Barbaren zu besänftigen.

»Juna!«, ruft er erbost und rüttelt mich wach. Ich sehe auf. Vor Wut läuft Vater rot an. Er will mir nicht etwa die Schuld hierfür geben? Als er wütend aus dem Saal stürmt, bleibt mir keine Wahl, als ihm zu folgen. In den Gängen von den anderen ungesehen, packt er mich schroff.

»Ist es dein Werk?! Wie kannst du mich so lächerlich machen?!«, faucht er erzürnt.

»Ich habe nichts getan«, beteuere ich. Dennoch trifft mich ein Schlag ins Gesicht. Der Schmerz ist stechend scharf, kurz ringe ich nach Atem. Fassungslos sehe ich Vater an und halte meine glühende Wange. Ich schmecke Blut. Mit der Zungenspitze ertaste ich meine aufgeplatzten Lippen, die er mir mit seinen Ringen aufgerissen haben muss.

»Es reicht mir mit dir! Verhalte dich wie eine Frau! Kein Mann will dich, weil du bist, wie du bist! Diene endlich dem Zweck, für den du geboren wurdest!«, ruft er hörbar für jeden in diesem Schloss.

Unweigerlich sammeln sich die Tränen in meinen Augen. Der ständige Kampf um mein Überleben kommt mir mit einem Mal so sinnlos vor.

»Ich verstehe nicht, was Ihr habt, mein König. Ich finde die Prinzessin wundervoll.« Der Barbarenkönig ist uns unbemerkt in die Gänge gefolgt. Beschämt wende ich mich ab und trockne meine Wangen. Vater schnauft. Die Worte des Mannes haben ihn besänftigt.

»Wenn Ihr erlaubt, lasst mich mit Eurer Tochter alleine.« Nicht ganz freiwillig kommt Vater schließlich seiner Bitte nach. Denn er würde es nicht wagen, den Barbaren einen Wunsch abzuschlagen.

Als wir alleine sind, nähert sich mir der Barbarenkönig. Seine warme Hand legt sich sanft um mein Kinn.

»Tut es sehr weh?«, fragt er und wendet mein Gesicht zu sich. Die liebevolle Art erdrückt mich. Es kostet mich Überwindung, nicht erneut in Tränen auszubrechen.

»Es ist alles gut.« Mir versagt ungewollt die Stimme.

»Ich glaube nicht.« Der Barbarenkönig traut sich näher an mich heran. Überrascht halte ich ihn auf Abstand.

»Dieses Feuer in Euren Augen ... Unbeschreiblich.« Er grinst und beschämt mich damit. Sein Blick wandert auf meine Hand, die auf seiner breiten Brust ruht. Obwohl er viele Schichten an Kleidung trägt, nehme ich seinen starken Herzschlag wahr.

»Wie kann ein zierliches Wesen wie Ihr so standhaft sein?«, fragt er und bringt mich in Verlegenheit. Als ich mich ihm entziehe, fühle ich noch immer die fremde Wärme in den Fingerspitzen.

»Kommt mit mir«, haucht er. Seine Züge sind eindringlich. Kein verspieltes Lächeln und kein irres Funkeln seiner Augen. Er meint es wirklich. Ich bin von ihm gewollt.

Wieder klopft mein Herz schneller. Der Fremde ist anders als jeder Mann, den ich kenne. Wie ein Ungetüm ragt er in die Höhe. Ernst, wie ein alter Mann und dann doch unbefangen wie ein Kind.

»Ob Ihr wollt oder nicht«, sagt der Barbarenkönig ungeduldig. Anscheinend habe ich zu lange geschwiegen. »Ihr werdet meine Frau. Entweder folgt Ihr mir freiwillig oder ich hole Euch mit Gewalt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kriege nur wegen einer Frau geführt werden.«

»Was?«, hauche ich und bin von seinen Worten wie betäubt.

»Neal!«, ruft er plötzlich und weicht meinem Blick nicht aus. »Gib den Wachen Bescheid. Wir brechen auf.« Er betrachtet mich innig. »Ihr wollt nicht etwa hierbleiben?« Der Barbar hebt die Augenbrauen und versucht mich zu locken.

»Ich, ich ...«, stottere ich. Was soll ich tun? Hilflos suche ich nach Sophie, doch sie ist längst verschwunden.

»Gut«, meint der Barbarenkönig dann. »Ich werde einige meiner Begleiter bei Euch lassen. Eine Woche. Mehr habt Ihr nicht. In genau einer Woche werdet Ihr aufbrechen. Packt Eure Sachen und verabschiedet Euch von diesem todbringenden Ort.«

Der Fremde, der bald mein Mann wird, beugt sich vor. Ich halte den Atem an und weiß nicht, was mich erwartet. Bis sein Bart meine Wangen berührt und seine Lippen auf meinem Mundwinkel liegen. Ein Kribbeln durchzieht meinen Körper. »Man nennt mich Torin«, haucht er und sieht mir tief in die Augen. »Ihr habt nicht gefragt. Ich dachte, Ihr solltet es wissen.« Schweigsam betrachte ich ihn und versuche zu verstehen, was in mir vorgeht.

An Torins Hand kehre ich zurück in den Saal, wo sein Anhang auf ihn wartet.

»Neal, Gian, Liam, Cedrik und Loic. Ihr werdet bei der Prinzessin bleiben. Mit den anderen verlassen wir noch heute das Schloss.« Die Barbaren sehen sich untereinander an. Ihnen gefällt es nicht, dass die Truppe getrennt wird. Trotzdem leistet keiner Widerstand.

»Skadi«, ruft Torin die einzige Frau unter den Barbaren auf. Geduldig erwartet sie ihre Aufgabe.

»Ich habe ein Geschenk für Euch.« Torin wendet sich mir zu. Etwa ein Brautgeschenk?

»Ich mache meinen besten Krieger zu Eurer Hüterin.« Ein kurzes Raunen geht durch die Barbaren. Hüterin? Fragend sehe ich zu Skadi, die mir keinerlei freundliche Gesten zeigt. Angespannt zieht sie die Luft in ihre Lungen. Ihre Brust schwillt an und ich merke, sie hadert mit sich selbst. Warum ist sie unruhig? Anscheinend erstickt sie ihre aufmüpfigen Gedanken, denn sie tritt einen Schritt vor. Ihre Augen durchbohren mich. Ich will wegsehen, dennoch kann ich nicht. Als würde sie es von mir verlangen.

»Seid meine Zeugen«, raunt sie. Die Männer hinter ihr legen die Hände auf die Brust. Mit einem Lächeln und funkelnden Augen beobachtet mich der König der Barbaren. Auch er legt seine Hand als Faust auf sein Herz.

»Wir sind deine Zeugen«, geben sie im Chor von sich und es hört sich an wie hymnische Musik. Verwirrt sehe ich in die verschiedenen Gesichter. Was hat das zu bedeuten? Seltsamerweise verfliegt die Ehrfurcht vor den Fremden. Das wohlige Gefühl der Vertrautheit geht in mir auf. Mit einem Mal fühlt sich der kühle Platz zwischen den Barbaren an wie ein warmes Zuhause.

Stillschweigend stehen sie da. Torin mit seinem frechen Lächeln, die Männer mit ihren grimmigen Zügen und dann Skadi, die liebevoll lächelt.

4 Juna

»Bleibt nicht lang.« Mit diesen Worten verabschiedet sich Torin in der Nacht und verlässt mit einem Teil seiner Männer das Schloss.

»Es ist dunkel. Finden sie sich zurecht?«, frage ich.

»Die Sterne werden ihnen den Weg weisen.« Skadi scheint nicht mehr grimmig zu sein, was mich ungemein beruhigt. Denn von Anfang an gab sie mir das Gefühl, sie könnte mich nicht leiden.

Wie ein Schatten folgt sie mir schließlich durch die Gänge der Burg bis hin zu meiner Kammer. »Ich bin kein kleines Kind, Ihr müsst mich nicht zu Bett bringen«, scherze ich.

»Ich bleibe an Eurer Seite«, meint Skadi bestimmt.

»Aber Ihr habt ein Zimmer für Euch«, versichere ich. Sie schüttelt den Kopf und wartet geduldig, dass ich die Tür öffne. Als ich sie aufziehen will, sticht plötzlich ein Schmerz durch mein Handgelenk.

»Ist alles gut?«, fragt Skadi besorgt. Ich nicke und reibe die pochende Stelle. Ich hatte vergessen, dass sie mich verletzte. Sogleich setzt sie eine schuldige Miene auf und scheint zu wissen, warum ich innehalte. Sie öffnet die Tür und lässt mir den Vortritt.

Es ist bitterkalt im Zimmer. Mir ist fast so, als könnte ich meinen Atem sehen. Das Licht der Kerze schwingt wild umher, erst als ich sie abstelle, flackert sie still. Ich schaue mich um, doch nur die Fremde steht hinter mir. Ich werde das Gefühl nicht los, jemand Weiteres ist hier. Den Kleiderschrank mache ich mit einem kräftigen Ruck auf, dann die Truhe. Zum Schluss sehe ich unters Bett.

»Was macht Ihr da?«, fragt Skadi amüsiert. Sie setzt sich auf die Polster am Fenster.

»Eine dumme Angewohnheit.« Ich lächle verlegen und stehe vom Boden auf. Vom Tag erschöpft, schlüpfe ich aus den unbequemen Schuhen. Die Krone hebe ich behutsam aus dem Haar und lege sie auf die Kommode. Eigentlich sollte ich die Wache rufen, um das Erbstück sicher zu verwahren. Aber mit der Barbarin an meiner Seite traut sich bestimmt niemand ins Zimmer. Ich grinse und Skadi sieht mich fragend an. Lachend schüttle ich den Kopf und will ihr meinen Gedanken nicht preisgeben. Dafür drehe ich ihr den Rücken zu, strecke die Arme empor und warte darauf, dass Skadi mir beim Entkleiden hilft. Sie hat den Wink verstanden und lacht laut. Unbeholfen beugt sie sich hinter mir vor und hebt das schwere Samtkleid.

»Das Korsett«, fordere ich, als sie mich vom Kleid befreit.

»Man hat Euch eingeschnürt, als seid Ihr ein Stück Fleisch.« Viel zu grob zerrt Skadi an der Schnur.

»Vorsichtig«, japse ich und bemerke, wie schnell ich mit ihr warm geworden bin. Als das Mieder locker sitzt, hilft sie mir, auch dies abzulegen. Plötzlich tastet Skadi meinen nackten Rücken ab. Vor Schreck zucke ich zusammen. Die Nähe kommt unverhofft. Ganz sanft streicht sie mir über die Haut, dass es anfängt zu prickeln. Sie fährt die tiefen Abdrücke ab, die das Korsett hinterlassen haben muss. Bis sie die Narbe unter meinem Schulterblatt berührt.

»Wie habt Ihr das überlebt?«, fragt sie unruhig. Die ungewohnte Vertrautheit irritiert mich. Ich überspiele das Gefühl und hebe die Schultern.

»Ich hatte Glück.« So gut ich kann, verstaue ich das Kleid meiner Mutter gemeinsam mit dem Korsett in der Truhe. Skadi sieht mir zu. Obwohl ich halb nackt vor ihr herlaufe, schäme ich mich nicht. Schließlich habe ich nichts, was ich verstecken müsste.

Vor dem Kleiderschrank ziehe ich meine Unterwäsche aus und werfe sie hinein. Ich krame nach einem Nachthemd, stülpe es mir über und hüpfe ins Bett.

»Ihr habt nicht gegessen«, wirft Skadi ein.

»Ich bin es gewohnt, hungrig einzuschlafen. Als Kind war es schlimm«, klage ich und mache es mir unter der Decke gemütlich.

»Ich merke, Ihr fühlt euch nicht mehr unwohl in meiner Nähe«, stellt Skadi grinsend fest.

»Das stimmt nicht«, gebe ich empört von mir und richte mich aus dem Bett auf. Nur weil ich es mir bequem gemacht habe, heißt es nicht, dass wir Freunde sind!

Skadi lacht wieder und ihre warmen Laute füllen den kalten Raum. Sie nimmt ihren mächtigen Pelzumhang von den Schultern und wirft ihn mir zu. Neugierig strecke ich mich zu dem dunkelgrauen Pelz und vergrabe meine schmalen Finger darin. Ich genieße das samtige Gefühl an der Haut.

»Das war das Kleid eines Wolfes«, erzählt sie nebenbei und schlendert zur Kommode. Erst denke ich, sie will meine Krone, doch sie stellt sich vor den Waschkrug. Dort kramt sie aus ihrer Gürteltasche einen Lederbeutel hervor. Sie löst die Lasche und schüttet ein getrocknetes Kraut in ihre Handfläche. Mit etwas Wasser knetet sie die Blüten zu einer dunkelgrünen Paste. Ist das etwa für mich?

»Sind Wölfe im Norden wirklich so groß?«, frage ich. Skadi kommt auf mich zu und umfasst mein Handgelenk. Sofort spüre ich die kühlende Linderung.

»Ich brauche ein Tuch«, meint sie und streckt sich unter die Bettdecke.

»Hey!«, keife ich, als sie plötzlich an meinem Nachthemd zerrt. Dabei zerreißt sie den spröden Stoff und zieht ihn um mich herum. Ein freches Grinsen liegt ihr im Gesicht. Sie macht sich einen Spaß mit mir! Den zerrissenen Saum bringt sie hervor und wickelt ihn mir um. Dadurch werden ihre Hände wieder sauber. Nur ein kleiner Rest klebt an ihrem Daumen, den sie mir behutsam auf die Lippen tupft. Es brennt! Ich schrecke zurück, doch Skadi lässt mich nicht.

»Halt still«, sagt sie und greift mich am Nacken. »Der Umhang gehörte einst meinem Großvater. Man erzählt, er erlegte den Wolf mit bloßen Händen.« Kurz schweigt sie und studiert meine Gesichtszüge. Anscheinend ist sie sich nicht sicher, ob ich der Geschichte Glauben schenke.

»Im Kampf bohrte sich einer der Fangzähne in sein Bein. Mit dem Gnadenstoß brach der Zahn ab und blieb stecken. Niemand konnte ihn herausholen. So verwuchs ein Teil des Wolfes mit seinem Fleisch. Ab da nannte man ihn Jurek, der, der mit den Wölfen tanzt.« Skadi lacht rauchig und träumt mit offenen Augen. »Torin wirft mir oft vor, ich sei nur stark, weil der Wolf in meinem Blut lebt.«

Die ganze Zeit liegt ihr Daumen auf meiner Lippe. Sie wartet darauf, dass die Wunde die Salbe aufnimmt. Endlich gibt sie mich frei. Die Neugier drängt mich. Was ist das für ein Kraut? Mit der Zungenspitze will ich die Wunde abtasten.

»Lass es sein«, raunt Skadi, ehe ich etwas tun kann. Sie kehrt zur Kommode zurück und wäscht sich die Hände.

»Du kennst dich mit Heilkräutern aus?«, frage ich.

»Nicht besonders. Hier und da habe ich auf den Reisen gelernt.«

»Bist du viel in der Welt umhergekommen?«

Skadi lächelt zufrieden und kehrt zurück an ihren Platz.

»Nicht wie Torin«, meint sie und rutscht auf die Fensterbank.

»Erzähl mir von deinen Reisen«, fordere ich gespannt und lehne mich zurück.

»Willst du nicht schlafen?« Ich schüttle den Kopf. Ich will wissen, was sie erlebt hat. »Hast du von Konstantinopel gehört? Der Stadt in Byzanz?«

»Nur vom Hörensagen. Du warst dort?«, frage ich ungläubig. Skadi lächelt so bezaubernd, dass es mir kurz die Sprache verschlägt.

»Erzähl mir davon«, bitte ich.

»Konstantinopel ist die größte und reichste Stadt der Welt.« Skadi sieht aus dem Fenster, als würde in diesem Moment alles vor ihrem inneren Auge Revue passieren. »An dem Ort gibt es die verschiedensten Gestalten, die mit fremden Zungen sprechen. Sie handeln mit Gütern, von denen hast du nicht einmal gehört.« Sie sieht wieder zu mir her und ihr Blick wirkt verwegen. »Die Frauen dort haben rabenschwarzes Haar, wie deins«, sagt sie leise und sieht mich schweigsam an.

»Und?«, frage ich. Skadi räuspert sich und schaut erneut hinaus.

»Sie tragen schillernde Seidengewänder und sind umhüllt mit betörenden Düften, die dir die Sinne rauben. In den Nächten sind die Straßen hell erleuchtet, man glaubt, es ist der Morgen. Die Händler singen und verkaufen unbekannte Speisen.«

Skadi erzählt von aufstrebenden und fallenden Königen. Vom Reichtum der Bewohner, die in kleinen Palästen wohnen. Gefertigt aus Marmor, geschmückt mit farbenfrohen Mosaiken. Sie erzählt, dass sie auf edel geknüpften Teppichen saß und mit Silber- und Goldbesteck aß. Stundenlang könnte ich ihr zuhören, wenn ich nicht dem Kampf gegen die Müdigkeit erliegen würde. Das Kerzenlicht erlischt. Mit einem Mal ist es stockdunkel.

»Bist du nun müde?«, flüstert Skadi und sitzt im Mondschein. Nur ihre weiche Silhouette ist zu sehen. Wie ungewohnt. Jemand Fremdes in meinem Zimmer, und ich lasse es zu.

»Mir ist kalt«, mosere ich und schlafe ein.

Mitten in der Nacht raschelt etwas. Ich erschrecke mich und richte mich auf.

»Habe ich dich geweckt?«, fragt eine sanfte Stimme. Im ersten Moment verstehe ich nicht, wer da in meinem Zimmer ist. Bis ich Skadi auf der Fensterbank bemerke, die noch immer wie zuvor dort sitzt.

»Wie lange habe ich geschlafen?«, nuschle ich und erinnere mich kurz an ihre Geschichte.

»Nicht lang genug. Leg dich wieder hin«, meint sie dann. Sie wendet sich dem Fenster zu. Der Mond ist bereits so weit gewandert, dass er ihr ins Gesicht scheint. Ihre Augen leuchten wie ein himmelblauer Topas.

»Ist dir nicht kalt?«, frage ich mit belegter Stimme. Sie kichert leise und streckt die Beine aus. Ohne eine Antwort schaut sie weiter aus dem Fenster. Warum hat sie gekichert? Vielleicht fand sie die Frage lachhaft, da sie vermutlich jede Nacht draußen bei den wilden Tieren verbringt. Aber ihr Umhang, er liegt bei mir. Soll ich ihn ihr bringen?

Sachte stehe ich aus dem Bett auf und berühre mit den Zehenspitzen den kalten Boden. Ich husche mit dem Fell zu Skadi und lege ihn ihr um. Verwundert sieht sie mich an und greift nach ihrem Umhang, dabei hält sie meine Hand fest.

»Deine Hände sind Eiszapfen«, raunt sie und rutscht von der Fensterbank. Sie nimmt beide Hände in ihre und pustet sie warm. Ein warmer Schauer durchdringt mich, dass mir der Atem stockt. Die Fremde sieht zu mir auf, mit glühenden Augen. Mein Herz klopft, ich habe Angst, sie wird es hören.

»Was ist?«, fragt sie leise und kichert.

»Nichts«, sage ich benommen und schlucke. Um mich zu fangen, müsste ich meine Hände von ihr befreien, doch ich halte ein. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, das sie mir in diesem Moment gibt.

»Du, du kannst dich ins Bett lege«, sage ich dann und schäme mich kurz, dass ich stottere. Skadi sieht zum Bett, dann zu mir, als müsste sie abwägen, ob es eine gute Idee wäre.

Aber was hätte sie zu verlieren?

Hat sie meine Gedanken gelesen? Sogleich richtet sich Skadi auf und beginnt sich ihrer Kleidung zu entledigen. Sorgsam faltet sie sie zusammen, trägt nur noch ihr langärmeliges Unterhemd und eine lange Unterhose aus Wolle. Ohne dass ich sie ein weiteres Mal bitten muss, steigt sie ins Bett. Sie ist schwer, das dunkle Holz knarzt unter ihrem Gewicht. Abwartend sieht sie mich an, als ich da stehe. Ich benehme mich merkwürdig, ich merke es selbst. Nervös nestle ich an den Fingern, bis Skadi sich einfach hinlegt. Ich brauche einen Augenblick. Schließlich ist da eine Fremde in meinem Bett.

»Ich werde dich nicht beißen«, nuschelt sie. Ertappt bleibt mir keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Ich zögere und lasse mir Zeit, bis ich schließlich die Decke umschlage. »Du hast dir nicht gerade Mühe gegeben, das Bett vorzuwärmen.« Sie grinst und raubt mir für den nächsten Moment wieder die Skepsis. Ich rutsche zu ihr, dabei berühre ich sie und ihre wohlige Wärme. Ich könnte vor Freude jauchzen, so angenehm wird mir mit einem Mal. Skadis herber Duft fährt mir in die Nase. Zufrieden seufze ich.

»Was ist?«, fragt sie und sieht mich an.

»Ich mag deinen Geruch«, antworte ich und presse die Lippen zusammen. Wie konnte ich das nur laut sagen?! Skadi lacht wieder. Mein Herz quillt über. Was für ein seltsames Gefühl.

Am nächsten Morgen schlage ich die Augen auf und sehe direkt auf die Lider von Skadi. Das mit den Barbaren war also kein Traum?

Ihr Arm liegt unter meinem Kopf. Es ist warm unter der Decke wie lange nicht mehr. Früher, wenn es mir in der Nacht zu kalt wurde, schlich ich mich oft in die Kammer meines Bruders oder in die meiner Eltern. Die Erinnerung aus Kindheitstagen gibt mir ein Glücksgefühl, dass ich mich an Skadi herantraue. Sie murrt zwar unzufrieden, doch lässt sie sich den Schlaf nicht rauben. Sie legt gleich ihren anderen Arm um mich.

Im Sonnenlicht schimmert ihr Haar fast weiß wie Schnee. Selbst ihre Augenbrauen und ihre dichten Wimpern sind hell. Warum hat sie als Frau solche kurzen Haare?

Ich kann es nicht lassen. Mutig strecke ich den Arm hervor und ertaste ein paar Strähnen. Sie sind zart wie Taubenfedern. Meine Augen wandern auf ihre vollen rosa Lippen. Sie sehen sinnlich aus wie die, über die Liebeslieder geschrieben werden. Ihr Anblick macht mich nervös. Ich wende den Blick auf ihre helle Haut, auf der vereinzelt kleine Sommersprossen liegen. Ob sie wie Liam eine Körperbemalung trägt?