Kla - Ka - Li - Ma - Peter Siefermann - E-Book

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Peter Siefermann

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Beschreibung

Der notorische Ruhestörer Klamauke erfährt zufällig von der Entführung einer Katze namens Suleika. Ebenso unerwartet lernt er bei seiner Wohn- und Schlafkiste drei Freunde kennen, die ungleicher nicht sein könnten: Eine Ente, ein Spatz und eine Ratte. Gemeinsam beschließen sie, die entführte Katze zu suchen, zu befreien, und ihrer Besitzerin zurückzubringen, allerdings nicht ohne eine saftige Belohnung in den Hinterköpfen zu haben. Denn Suleikas Besitzerin wohnt in einer Villa im Viertel der reichen Leute. So machen sie sich auf den Weg, ein jeder nach seiner Art in seinem Element: Durch die Abwasserkanäle, durch die Luft, und auf den Straßen der Stadt. Natürlich läuft nicht alles so glatt, wie die vier sich das vorgestellt haben. Erst als Klamauke mit einer nicht völlig ungefährlichen List die Polizeihunde des Polizeireviers auf seine Fährte lockt, kommen sie der Lösung des Falles näher.

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Der notorische Ruhestörer Klamauke erfährt zufällig von der Entführung einer Katze namens Suleika. Ebenso unerwartet lernt er bei seiner Wohn- und Schlafkiste drei Freunde kennen, die ungleicher nicht sein könnten: Eine Ente, ein Spatz und eine Ratte. Gemeinsam beschließen sie, die entführte Katze zu suchen, zu befreien, und ihrer Besitzerin zurückzubringen, allerdings nicht ohne eine saftige Belohnung in den Hinterköpfen zu haben. Denn Suleikas Besitzerin wohnt in einer Villa im Viertel der reichen Leute.

So machen sie sich auf den Weg, ein jeder nach seiner Art in seinem Element: Durch die Abwasserkanäle, durch die Luft, und auf den Straßen der Stadt.

Natürlich läuft nicht alles so glatt, wie die vier sich das vorgestellt haben. Erst als Klamauke mit einer nicht völlig ungefährlichen List die Polizeihunde des Polizeireviers auf seine Fährte lockt, kommen sie der Lösung des Falles näher.

Für Meret

Kla-Ka-Li-Maund die persische Prinzessin.

Der Hof hinter dem Polizeirevier, zwischen Fahrradabstellplatz und Polizeihundezwinger, war mit absoluter Sicherheit der sauberste in der ganzen Stadt. Bei einer Fläche von zwanzig auf zwölfeinhalb Meter kaum zu glauben, aber wahr. In den Fugen zwischen den Pflastersteinen fand sich kein einziges Gräschen oder Unkräutchen, überhaupt nichts Grünes, nicht mal Moos.

Das hatte einen Grund, und der Grund hieß Klamauke.

Womit wir direkt bei der ersten Personalie der Geschichte angekommen wären.

Klamauke war ein lupenreiner Straßenkater. Schräg über die Augen, über Kopf und Rücken bis einschließlich Schwanz tigermäßig grau gestreift, sonst aber weiß. Durchaus vorzeigbar, mit unverwüstlichem Gemüt, doch leider nicht ganz gesellschaftsfähig, denn er war vorlaut und wohl nicht gut erzogen. Man sah ihn wirklich gerne – aber nur von hinten.

Er war ein begnadeter Schlagzeuger. Ja, er tat es mit Leidenschaft, doch was ihm zur Freude gereichte, war für die Bewohner der Stadt ein Ärgernis. Denn er übte sein Hobby bevorzugt am frühen Morgen aus, wenn in der Stadt alles noch schlief, beziehungsweise schlafen wollte.

Nämlich wenn Klamauke die Lust überfiel, und das tat sie beinahe täglich, dann beschaffte er sich aus der Mülltonne des Gasthauses Suppenlöffel eine leere Suppen-Konservendose, band sie um den Bauch, brach im Gebüsch des Stadtparks zwei Stöcke ab und marschierte, auf die Dose trommelnd, durch die Hauptstraße. Das gefiel ihm enorm, und er trommelte richtig gut und laut. Dass er dabei mit Inbrunst das Lied Country Roads von John Denver sang, passte den Stadtoberen und den Bürgern um Dreiviertel sechs Uhr jedoch nicht ins Tageskonzept. Was tat man? Man rief die Polizei wegen Ruhestörung. Oder wegen was auch immer. Meistens erwartete ihn die Polizeistreife schon beim Stadtbrunnen am Marktplatz. Sie nahm ihn fest, ohne ihm seine verbrieften Kater-Rechte vorzulesen, sperrte ihn samt Trommel in den Streifenwagen und brachte ihn aufs Revier. Dort stapelten sich mittlerweile die Konservendosen in einem extra Raum. Vierhundertachtundsiebzig Stück. Alles Beweismittel. Und Klamauke wurde vom Chefpolizist Schulze dazu verurteilt, den Hof zu putzen. Ohne Anwalt und ohne Gericht. Einfach so. Ein echter Skandal.

Weil der Polizeichef nicht jeden Tag Kater wegen Ruhestörung verhaftet in den Polizeibericht schreiben wollte, wechselte er ab. Sonst würde womöglich noch einer denken, die Polizei hätte die Sicherheitslage in der Stadt nicht im Griff und der Chef wäre ein Sesselpupser. Ein altes Sprichwort unter Polizisten lautete:

Weiß der Schutzmann weder ein noch aus, macht er einen Groben Unfug draus.

Das war der alleinige Grund, weshalb Klamauke wegen zweier Verbrechen verurteilt wurde: Ruhestörung und Grober Unfug.

So war es auch heute. Wieder einmal kratzte Klamauke im Hinterhof des Polizeireviers die Steinfugen aus. Manchmal, ach was, eigentlich immer, ärgerte er bei der Gelegenheit die Polizeihunde ein bisschen. Er stand so nah an den Zwinger heran und schnitt ihnen Grimassen, dass die Hunde vor Raserei Purzelbäume schlugen. Wenn er dann noch mit dem Schwanz wackelte und locker vor dem Drahtgitter hin und her stolzierte, dann war das ganz großes Kino.

Heute aber unterließ er den Spaß mit den Hunden, denn aus einem offenen Fenster des Polizeireviers hörte er die Stimme einer Frau. Sie weinte und klagte und bat um Hilfe.

Klamauke ging näher heran und stellte sich direkt unters Fenster. Er hörte es ganz deutlich: Die Frau sprach von einer Entführung. „Heute Morgen saß sie noch in ihrem Pavillon im Garten und pflegte das Fell. Also ihr Fell. Fünf Minuten vor acht Uhr habe ich sie noch gesehen, und als ich um Punkt acht nach ihr geschaut habe, war sie weg. Verschwunden. Huhuhu, meine arme kleine wunderschöne Prinzessin Suleika ist entführt worden, huhuhu.“

„Tja, gute Frau, das ist bestimmt sehr schlimm für Sie, aber ich weiß nicht, ob dafür die Polizei zuständig ist.

Katzen sind bekanntlich keine Menschen, und Katzen verschwinden einfach mal für ein paar Stunden oder Tage, so wie es ihre Art ist. Plötzlich sind sie dann wieder da, und alle Aufregung war umsonst. Oder wie sagt man so schön? Für die Katz.“

„Aber Sie müssen mir helfen. Sie muss entführt worden sein, denn Prinzessin Suleika würde freiwillig niemals den Garten verlassen.“

„Haben Sie denn schon einen Erpresserbrief erhalten?“, fragte Polizeichef Schulze.

„Nei-ei-ein.“

„Na, sehen Sie. Ohne Erpresserbrief liegt auch keine Erpressung, äääh, ich meine, keine Entführung vor. Gehen Sie nach Hause und warten Sie ein oder zwei Wochen ab. Ihre Prinzessin ist garantiert shoppen oder zu einer Freundin gegangen, und wenn sie keine Lust mehr hat, kommt sie von alleine wieder zurück. Das ist in neunundneunzig Prozent aller Fälle so. Wenn Sie mich also entschuldigen wollen, ich hätte nämlich noch wichtigere Arbeit zu erledigen als solchen Kleinkram, wie zum Beispiel die Aufklärung des Banküberfalls … äääh … ich meine des Raubüberfalls auf den Haustiersupermarkt vor zehn Minuten. Sie können ja bei meinem Kollegen eine Personenbeschreibung … äääh … eine Katzenbeschreibung hinterlassen.“

Die Frau verließ traurig und unverrichteter Dinge das Revier durch den Straßenausgang.

Klamauke dachte: Wenn es stimmt, was die Frau sagte, dann kann ich mir vielleicht eine Extraportion Futter verdienen, wenn ich diese entführte Prinzessin finde.

Die Beschaffung von Futter war eigentlich Klamaukes Hauptbeschäftigung. Er wohnte in einer umgestürzten Kiste hinter dem Gasthaus Suppenlöffel und ernährte sich überwiegend und zu achtundneunzig Prozent dadurch, dass er die Suppendosen ausleckte, die der Koch des Gasthauses für gewöhnlich in die Mülltonne warf. Manchmal schmeckte es ihm so naja, und manchmal schmeckte es ihm ganz igitt, aber was sollte er sonst machen? Es gab ja kaum noch Mäuse in der Stadt, und ein neues Gesetz des Bürgermeisters verbot es den Katzen, Singvögel zu fangen. Wer trotzdem einen Singvogel fing, wurde vom Polizeichef zu zwanzig Jahren Tierheim verurteilt. Lebenslänglich. Ja, es herrschten raue Sitten in der Stadt.

Wenn der Hunger mal übermächtig zu werden drohte, schlich Klamauke zum Tierheim und beobachtete die Verurteilten durch den Maschendrahtzaun. Das vertrieb ihm den ärgsten Hunger und er hielt sich wieder an die Konservendosen.

Wie der Blitz wuselte er durch den Hintereingang zum Büro des Polizeichefs und rief: „Hinterhof alles blitzblanksauber geputzt! Feierabend!“

„Wehe, es stimmt nicht“, antwortete der Chef. „Dann bis morgen, Klamauke.“

Klamauke rannte hinaus auf die Straße, guckte links, guckte rechts, guckte links, so, wie er es gelernt hatte. Er wunderte sich, dass so viele Streifenwagen mit Blaulicht unterwegs waren. Hin und her und auf und ab, ein Tütata und Tatatü. Er erlaubte sich die Frage, ob die auch alle im