Zwölfeinhalb Bären auf Weltreise - Peter Siefermann - E-Book

Zwölfeinhalb Bären auf Weltreise E-Book

Peter Siefermann

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Beschreibung

Die zwölfeinhalb Bären werden kollektiv von einer großen Sehnsucht befallen. Sehnsucht nach ihrer Heimat. Ihr Pech ist, dass jeder aus einem anderen Land kommt. Oder ist es am Ende sogar ihr Glück? Kurzerhand wird eine Familienkonferenz im Bärenhaus in Waldulm einberufen, in der beschlossen wird, dass jeder der Bären sein Heimatland besuchen darf. Und Robert hat auch schon einen Plan. Von Waldulm nach Alaska und wieder zurück. Im eigenen Wohnmobil einmal um die halbe Welt, mit Stationen in den USA, Grönland, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland und Rumänien. Hier ist der Erlebnisbericht frei nach dem Motto: Wenn zwölfeinhalb Bären eine Reise tun, dann können sie was erzählen.

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Die zwölfeinhalb Bären werden kollektiv von einer großen Sehnsucht befallen. Sehnsucht nach ihrer Heimat. Ihr Pech ist, dass jeder aus einem anderen Land kommt. Oder ist es am Ende sogar ihr Glück? Kurzerhand wird eine Familienkonferenz im Bärenhaus in Waldulm einberufen, in der beschlossen wird, dass jeder der Bären sein Heimatland besuchen darf. Und Robert hat auch schon einen Plan. Von Waldulm nach Alaska und wieder zurück. Im eigenen Wohnmobil einmal um die halbe Welt, mit Stationen in den USA, Grönland, Spanien, Frankreich, Italien, Griechenland und Rumänien. Hier ist der Erlebnisbericht frei nach dem Motto: Wenn zwölfeinhalb Bären eine Reise tun, dann können sie was erzählen.

Für Meret

Inhaltsverzeichnis

Die Sehnsucht

Das Wohnmobil

Blizz und Grizz

Jack und Bobby

Tennessee

Frosty

Pepo und Phil

Horatius

Homer

Liddi

Louis Commecicommeça

Daheim

Eigentliches Ende

Weitere Informationen

Die Sehnsucht

Nach dem ermüdenden Rumpel-Fußballspiel gegen den FC Bärenbutzbach und den anstrengenden Feierlichkeiten hinterher waren die zwölfeinhalb Bären ziemlich erschöpft. Mit der Erschöpfung kam die Langeweile, und mit der Langeweile kam die Sehnsucht. Mit Sehnsucht kannte sich der Alte aus. Sozusagen aus eigener Erfahrung. Er hatte zum Beispiel viele Jahre lang sehnsüchtig auf Robert gewartet. Als Robert jung gewesen war, hatte er oft mit dem Alten gespielt. Aber als er erwachsen wurde, hatte er ihn einfach vergessen und später nur durch Zufall wiedergefunden. Beinahe viel zu spät, wie der Alte meinte. Sehnsucht, sagte der Alte, ist so ähnlich wie ein Leben ohne Heidelbeerpfannkuchen, nur nicht ganz so schlimm. Aber es konnte beinahe genauso schlimm werden, wenn man die Sehnsucht nicht in absehbarer Zeit stillen würde.

Natürlich sah bei jedem Bären die Sehnsucht etwas anders aus. Warum? Nun ja, die Bären hatten ein jeder, bevor er zu Robert und Manuela und Otto und Köhly und Katze Kitty kam, ein anderes Leben gehabt. Sogar die Zwillinge Blizz und Grizz, obwohl sie von klein auf immer zusammen gewesen waren. Der kleine Eisbär Frosty hatte bestimmt keine Sehnsucht nach Italien, wo Horatius früher gewohnt hatte, und Horatius hatte exakt hundert Prozent keine Sehnsucht nach Grönland, wo Frosty herkam. Aber Frosty hatte Sehnsucht nach Grönland, und Blizz und Grizz nach Alaska; Horatius nach Italien; Pepo nach den spanischen Pyrenäen; Phil nach den französischen Pyrenäen; Jack und Bobby nach dem Yellowstone Nationalpark in Nordamerika; Tennessee nach Tennessee und Las Vegas; Homer nach Griechenland, der kleine Louis Commecicommeça nach den Vogesen in Frankreich; Liddi nach Rumä – oh, nein, Liddi hatte bestimmt keine Sehnsucht nach Rumänien, weil er dort früher als Tanzbär arbeiten musste und es ihm sehr schlecht gegangen war. Aber vielleicht dachte er sehnsüchtig an seine Kindheit zurück, als er mit Mama im rumänischen Wald Heidelbeeren genascht hatte. Dafür hatte der Alte keine Sehnsucht, denn er war dort, wo Robert war, und das war zu Hause.

Das Bärenzimmer im Bärenhaus war so sehr vollgestopft mit Sehnsucht, dass sie wie Nebel schon unter der Tür hindurchquoll, die Treppe hinunterwaberte, sich im Flur ausbreitete und von dort ins Wohnzimmer schwebte, wo Manuela auf dem Sofa saß und strickte. Manuela hatte, wie wir wissen, eine sehr feine Nase. Sie roch immer sofort, wenn die Bären reif waren für die Badewanne. Das was sie jetzt roch, hatte aber mit Bärenbadewannengestank nichts zu tun. Irgendetwas war anders. Sie schnupperte nochmal. War das eventuell Chlor und Sonnencrème? Nein, so roch es im Schwimmbad. Oder war es Zimtgebäck und Bratäpfel? Auch nicht. Nach Weihnachten roch es nicht. Sie stand auf und ging dem Geruch nach. Je näher sie der Quelle des Geruchs kam, desto mehr glaubte sie zu wissen, was es war. Es war der gleiche Geruch, den sie schon als Kind kennengelernt hatte, als sie sich ein eigenes Fahrrad wünschte. Und als sie zwölf Jahre geworden war, hatte sie von einem Pony geträumt. Letztlich bekommen hatte sie allerdings nur das Fahrrad. Zu ihrem zwölften Geburtstag.

Jetzt stand sie vor dem Bärenzimmer. Sie klopfte leise an und öffnete dann die Tür. So wie sie einen Schritt ins Zimmer gemacht hatte und die Bären in allen möglichen und unmöglichen Positionen sitzen, liegen und hängen sah, wusste sie sofort, nach was es roch. Die Augen der Bären waren durchweg in eine weite Entfernung gerichtet. In eine sehr weite Entfernung. Nur der Alte schien als einziger noch ganz in der Nähe zu sein. Der Geruch im Zimmer war so intensiv, dass sie kaum das Fenster gegenüber erkennen konnte. Es war die reine Sehnsucht.

„Was habt ihr denn?“, fragte sie. „Ihr seid alle so still.“

Die Bären hatten so glasige Augen, als hätten sie Manuela überhaupt nicht gehört.

„Ach, weißt du ...“. seufzte Homer matt, und zeigte mit einer Pfote in eine ungewisse Richtung. „Dort ...“, konnte er noch stöhnen, bevor er in glückseliges Träumen verfiel.

„Aha“, sagte Manuela, „also ich weiß, und dort ... Interessant. Wirklich sehr interessant.

„Aaaaaaaachchchch“, entfuhr es Tennessee, und ließ ein noch wirkungsvolleres „Aaaaaaaaachchchchch“ folgen.

Manuela zählte auf: „Angeblich weiß ich, dort, und aaaaaaaaachchchch. Sehr gut, meine Herren und meine Dame. Das klingt verdächtig nach ...“

„Jaaaaaaaaa, genau“, nickte Phil. „Wurde Zeit, dass du´s kapierst.“

„... Sehnsucht.“

„Jetzt, wo du´s sagst. Wir wissen zwar nicht, was das ist“, meldete sich Pepo, „aber genau dort wollen wir hin.“

„Ja, alle“, rief Blizz, „nach Sehnsucht. Nicht wahr, Grizz?“

„Ja, nach Sehnsucht und dann zur Mama.“

Mit dem Wort „Mama“ war der Bann gebrochen. Plötzlich redeten und palaverten alle durcheinander. So ein Tohuwabohu. Es ging gerade zu wie im Parlament. Manuela verstand nur noch einzelne Wörter. „Iglu“, zum Beispiel. „Pyrenäen“, zum Beispiel. „Les Vosges“, auf Französisch. „Griechenland“, „Yellowstone“, „Italien“, „Alaska“, „Grönlandbananen“, „Rumänien“, „Amerika“, „Spanien ...“

Manuela rief: „Stopp!“

„... Peleponnes“, „Las Vegas“, „Touristen erschrecken“, „Eisscholle“, „Lachse“, „Kolosseum“, „Frankreich“, „Honig“, „Fjord“, „Geysir“, „ ...“

Manuela klatschte in die Hände: „Stopp! Halt! Schluss! Aufhören! Herhören!“

Es wurde ganz still. Mucksmäuschenstill. Man hätte eine Stecknadel fallen hören.

„Das scheint ein schwerer Fall von Sehnsucht zu sein“, sagte sie dann. „Ich werde mal mit Robert und Otto über diesen besonderen Fall reden. Dann halten wir einen Familienrat ab und besprechen, was wir machen können. Okay?“

„Nein, nicht okay. Was hat das Ganze schittebön mit einem Rahrfad zu tun? Ich tibbe um eine Erklärung.“ Das konnte ja nur Horatius gefragt haben.

„Ich versteh´ nicht ganz, Horatius. Wieso Fahrrad?“

„Na, du hast doch segagt, dass wir einen Ramilienfad abhalten. Also, tibbe?“

„Oh, tut mir leid, Horatius. Ich meine natürlich eine Familienkonferenz. Eine Zusammenkunft von allen, die im Haus wohnen. Okay? Und für die anderen? Okay?“

Nachdem Manuela das Bärenzimmer verlassen hatte, herrschte unter den Bären genau fünf Minuten und fünfundzwanzig Sekunden lang Schweigen. Phil hatte luchsscharf auf die Uhr geschaut. Darum erschraken alle, als Frosty in diese Stille eine Frage stellte.

„Was ist denn eine Konferenz? Kommen wir alle zusammen und gucken uns bloß an ohne zu reden?“

„Nein, eher umgekehrt“, meinte Homer. „Eine Konferenz kann man abhalten ohne zu gucken. Aber reden muss man.“

„Und was wird geredet?“, fragte Frosty weiter.

„Jeder darf sagen, wo ihn der Schuh drückt.“

„Dann wird das nichts“, erklärte Pepo, „denn keiner von uns hat in seinem Leben je Schuhe getragen. Wir haben sogar Rumpel-Fußball ohne Schuhe gespielt.“

„Das mit dem Schuhdrücken ist doch nur eine Redensart“, sagte Homer. „Wir sprechen über die Anliegen, die wir haben. So ist das.“

„Aha, und was passiert nach den Anliegen?“

„Wahrscheinlich wird dann das gemacht, was Manuela für am besten hält“, grummelte Liddi im Hintergrund.

„Nein, nein, Manuela ist in Ordnung. Sie will immer nur unser Stebes. Bloß die Sache mit der Wadebanne kriegt sie nicht auf die Heire. Es ist halt kein Mensch ferpekt“, verteidigte Horatius Manuela mit Nachdruck. „Aber hört mal her. Es geht hier schahrweinlich um unsere Sehnsucht.“

„Stimmt. Das hat Manuela schon gesagt“, nickte Grizz.

„Ja“, fügte Phil ein, „aber vielleicht wäre es an der Zeit, wenn wir auch etwas dazu sagen könnten.“

„Ach du, immer mit deiner blöden Zeit“, maulte Tennessee.

„Wer nichts Besseres dazu zu sagen hat als du, Tennessee, braucht zu der Konferenz gleich gar nicht erscheinen.“ Phil war gekränkt.

„Wenn wir streiten, hilft uns das gar nicht“, beruhigte Blizz die Gemüter. „Unsere Sehnsucht ist doch eigentlich sonnenklar. Wir träumen von unserer Heimat. Von dort, wo wir herkommen. Bei mir ist das wenigstens so, und bei Grizz normalerweise auch.“

„Also gut“, sagte Horatius. „Anders ausdregückt: Wir schünwen uns, dass wir dort wären. Sind wir aber nicht. Was muss man tun, um das zu ändern? Das ist doch die Gafre.“

„Ich, ich, ich“, hüpfte Pepo auf und nieder, „ich weiß es. Man müsste eine Konferenz abhalten.“

„Gehr sut, Pepo. radauf wär´ ich nie kegommen.“

„Gell?“ Pepo strahlte.

Liddi dachte nach. „Man müsste reisen.“

„Aber wir kommen doch aus aller Herren Länder“, warf Tennessee ein.

„Alors, dann wir mach´ une Tour du monde“, jauchzte der kleine Louis Commecicommeça.

„Eine was?“, fragte Jack.

„Eine Reltweise“, übersetzte Horatius.

„Ich versteh´ nur Bahnhof“, schüttelte Bobby den Kopf.

„Eine Weltreise“, sagte der Alte. „Ich zeige euch, wie das geht. Kommt mal alle her und helft mir.“

Ganz oben im Regal des Bärenzimmers stand ein verstaubter Globus, den man sogar von innen beleuchten konnte. Die Bären bauten eine Räuberleiter. Bobby, der dickste von allen, stand natürlich ganz unten. Jack kletterte auf Bobbys Schultern, dann Phil auf Jacks Schultern, dann Liddi, Tennessee und Grizz, immer auf die Schultern des anderen. Bis der leichte und kleine Louis Commecicommeça den Globus zu fassen kriegte. Der warf ihn nach unten, wo Frosty ihn auffing. Der Alte steckte den Stecker in die Steckdose und der Globus leuchtete in allen Farben. Jedes Land eine andere, und die Meere waren blau.

„Das ist die Welt“, sagte der Alte, „auf der wir leben.“

„Das kann doch überhaupt nicht sein“, lachte Frosty. „Wenn ich mich da mit meinem schmalen Hintern draufsetze, hat außer mir kein anderer mehr Platz.“

„Das ist ja auch nur ein Modell von unserer Welt, und nicht die echte“, belehrte der Alte den Kleinen.

„Wer von uns ist denn am weitesten von zu Hause weg?“, fragte Phil.

„Das müssten Blizz und Grizz sein. Seht her.“ Der Alte zeigte mit einer Kralle auf einen Punkt auf dem Globus. „Hier ungefähr liegt Waldulm, wo wir jetzt wohnen.“ Dann drehte er den Globus um die Längsachse. „Und hier ganz oben, wo Alaska geschrieben steht, da kommen Blizz und Grizz her.“

„Und die zweitamweitesten?“

„Ich denke, das sind Bobby und Jack, hier aus den Rocky Mountains. Und dann Tennessee aus Las Vegas. Dann Frosty aus Grönland. Pepo, Phil, der kleine Louis Commecicommeça, Horatius, Homer und Liddi und ich kommen alle aus Europa.“

„Hey, Alter, du bist gar nicht so dumm, wie du aussiehst. Hihihi.“

Der Alte lächelte nur. Er wusste, dass Pepo das nur im Scherz gesagt hatte.

„Wenn wir zur Fonkerenz hegen, nehmen wir sieden Boglus mit.“

Das Wohnmobil

Es dauerte ein paar Tage, bis die Konferenz stattfinden konnte. In der Zwischenzeit schlichen die Bären mehr oder minder elektrisiert immer um den Globus herum. Endlich konnten sie ihre Sehnsucht kanalisieren, und die Aaaaaaachs ertönten von Tag zu Tag lauter. Die Blicke wurden glasiger, sodass ständig einer über etwas stolperte. Beim kleinen Frosty stellte Manuela sogar eine leicht erhöhte Temperatur fest, weil er der Konferenz so sehr entgegenfieberte.

Als es endlich so weit war, entlud sich die Anspannung, indem alle hektisch umherliefen und wild durcheinanderplapperten. Dann trafen sich die Bären und Manuela, Robert, Otto, Köhly und Katze Kitty am großen Küchentisch. Es gab Heidelbeerpfannkuchen für die Bären und Manuela, Robert und Otto, eine Wurst für Köhly und Schlabberzeug für Katze Kitty.

„Rawum hat das mit der Fonkerenz so lange degauert, hä?“

„Na, es hat deswegen so lange gedauert, weil ich mich zuerst vorbereiten musste“, antwortete Robert.

„Siewo borvereiten, wir wissen doch alle, was wir wollen.“

„Freilich, was ihr wollt ist uns schon klar. Aber wie wir es machen sollen, ist noch völlig unklar. Normalerweise braucht man einen Plan. Wenn du einen Plan hast, Horatius, dann raus mit der Sprache.“

„Ääääh ...ääääh ...“

„Dacht ich´s mir. Wie habt ihr euch denn gedacht, zum Beispiel nach Alaska zu kommen?“

„Mit dem Luftballon“, rief Homer.

„Schwimmen“, sagte der kleine Louis Commecicommeça, „allors isch bin geschwimmt travers le Rhin, n´ est-ce pas?“

„Am besten ist wandern“, meinte Liddi.

„Nix da, beim Wandern verliert man zu viel Zeit“, warf Phil ein. „Wir könnten rennen. Das geht doppelt schnell.“

„Auf einer Eisscholle“, hoffte Frosty.

„Nein, wir verschicken uns mit der Post. Briefmarke drauf und los geht´s“, freute sich Pepo.

„Mit der Eisenbahn“, sagten Grizz und Blizz. „Über Moskau, und dort treffen wir dann wieder Iwan auf dem Extragleis und essen Kascha.“

Da erhob Robert die Hand und sagte: „Stopp! Vielen Dank für eure Vorschläge. Ihr habt euch wirklich Gedanken gemacht. Aber Manuela, Otto und ich haben eine andere Idee. Es reicht ja nicht, wenn wir wissen, wie wir nach Alaska kommen. Von dort müssen wir ja irgendwie weiterreisen, und zwar in den Yellowstone Nationalpark, dann nach Las Vegas, nach Grönland, und dann kreuz und quer durch Europa. Was wir brauchen, ist ein Wohnmobil. Also ein Auto, in dem wir alle wohnen, schlafen und essen können. Und weil ich von Beruf Innenarchitekt von Passagierschiffkabinen und Puppenhauskonstrukteur bin, werde ich mit eurer Hilfe unser Wohnmobil selber bauen. Zufällig habe ich einen alten Bus gefunden, den ich günstig kaufen kann. Über den Winter haben wir genug Zeit, und im nächsten Frühling können wir losfahren. Was haltet ihr davon?“

„Das ist ...das ist ...“, sagten alle zwölfeinhalb Bären auf Kommando.

„Ich wusste, dass euch das gefällt“, grinste Robert.

„Aber du musst unbedingt die Heidelbeerpfannkuchenbackmaschine einbauen“, sagte der Alte. „Am besten anstatt einer Badewanne.“

„Ja negau“, pflichtete Horatius bei. „Undebingt.“

„Und einen Schreibtisch für mich“, sagte Otto. „Wenn ich vom Schulunterricht befreit bin, muss ich unterwegs trotzdem den Unterrichtsstoff lernen und Hausaufgaben machen.“

„Und einen Schlafplatz am Fenster für mich“, erbat sich Katze Kitty, „weit weg von den Bären.“

„Und wann geht´s los?“, fragte Phil. „Schließlich muss das jemand sagen. Es ist wegen der Zeit.“

„Ja“, ereiferte sich Tennessee, „damit ich auch alles fotografieren kann.“

Manuela stand auf und erklärte feierlich: „Jetzt! Genau jetzt geht´s los.“

„Jetzt geht´s los?“, riefen alle Bären im Chor.

Manuela legte ihre Hand mitten auf den Tisch. „Richtig. Jetzt. Ab sofort helfen alle zusammen, damit wir bis zum Frühling fertig werden. Wer mitmacht, die Hände und Pfoten auf meine Hand.“

Robert streckte als erster die Hand in die Mitte legte sie auf Manuelas Hand obendrauf. Dann kam Otto als nächster. Und dann Köhly mit der Pfote, der Alte, Blizz und Grizz, Phil, Pepo, Tennessee, Frosty, Bobby und Jack, Homer, Liddi, Horatius, der kleine Louis Commecicommeça, und ganz zum Schluss die Katze Kitty. Das gab einen hohen Turm aus Händen und Pfoten, der ganz schön wackelig war.

„Auf los geht´s los“, sagte Manuela.

„Auf los geht´s los“, brüllten alle anderen zusammen.

„Und wann, schittebön, ist Lühfring?“, fragte Horatius.

Die Bären waren einhellig der Meinung, dass es eine sehr schöne und erfolgreiche Konferenz gewesen war. Denn die Konferenz hatte zu einem Ergebnis geführt, was bei den wenigsten Konferenzen auf der Welt geschah. Sie würden in ihre Heimatländer reisen, ein jeder in seins.

Homer war so tief beeindruckt, dass ihm spontan ein neues Gedicht einfiel:

Der Holf

Der Holf

auf seinem Hundefell

trainierte Golf.

Er schlug speziell

den Ball direkt ins Hundeohr.

So ´n „Hole in one“ gab´s nie zuvor.

Eines Tages im Oktober war Robert morgens zu Fuß losgegangen, und war gegen Mittag am Steuer eines wunderschönen alten Doppeldecker-Busses wiedergekommen. Die Karosserie war ein wenig rostig, aber er hatte alle Räder und alle Fenster, und das war das Wichtigste.

Robert stellte den Bus im Garten ab. Die Bären kamen aus dem Bärenzimmer geströmt und bestaunten das Gefährt.

„Alle Achtung, Robby, das ist aber mal ein prächtiger Bus“, sagte der Alte, der Robert als einziger Robby nennen durfte, weil er ihn schon so lange kannte, und ging einmal ganz um den Bus herum. „Ein großer Bus“, fügte er noch hinzu.“

„Aber er sieht noch überhaupt nicht nach einem Mohnwobil aus“, meinte Horatius, der dem Alten gefolgt war. „Jana, lielveicht wird das noch was. Hast du schon Näple megacht, Robert?“

„Ja natürlich, Horatius. Alles schon fix und fertig“, antwortete Robert.

„Wenn du meine Hilfe brauchst, brauchst du es mir nur zu gasen. Ich kann sehr gut mit Draubenschreher, Zeißbange, Stollzock und Schwuchsfanz umhegen.“

„Danke, Horatius, ich werde auf dein Angebot zurückkommen, falls ich alleine nicht weiterkomme.“

„Ich bin auch in der Handbahung von Steiblift und Mohrbaschine webandert. Ich wollte das nur segagt haben.“

Phil schaute auf seine obligatorische Uhr. „Findest du nicht, dass es langsam Zeit ist, mit dem Umbau zu beginnen?“

„Eigentlich wollte ich nächste Woche anfangen“, sagte Robert und benutzte mal wieder eines seiner vier Lieblingswörter. Neben eigentlich waren es vielleicht, überhaupt und normalerweise.

„Also gut“, erwiderte Phil, „aber dann wird es allerhöchste Zeit.“

„Ach, Phil, immer du mit deiner Zeit“, mischte sich Jack ein. „Robert wird das Kind schon schaukeln, nicht wahr Bobby?“

„Ich weiß zwar nicht, was du mit Kinderschaukel meinst, aber du wirst schon recht haben, Jack“, sagte Bobby.

Tennessee fotografierte den Doppeldecker-Bus ausgiebig aus jeder Perspektive: von vorne, von hinten, von der einen, von der anderen Seite, von unten und von oben. Er machte Nahaufnahmen, Fernaufnahmen und Innenaufnahmen.

Pepo malte mit einem Filzstift einen Briefkasten an die Stelle auf der Karosserie, hinter der er sein Postamt im Bus einrichten wollte. „Hier kann dann jeder seine Postkarten einwerfen, wenn Robert einen Schlitz dazu gemacht hat. Einwerfen, Briefmarke drauf, Stempel, zack, und fertig.“

Robert arbeitete von nun an den ganzen Tag am und im Bus. Wochenlang. Monatelang. Nebenbei musste er noch einige Puppenhäuser fertigstellen, weil das schließlich sein Hauptberuf war und er damit Geld verdiente.

Die Bären halfen ihm wo sie nur konnten. Der Alte zum Beispiel erwies sich als hervorragender Festhalter von Brettern. Musste Robert irgendwo ein Brett abschneiden oder festschrauben, hielt der Alte das Brett am anderen Ende fest, damit es nicht verrutschte. Horatius konnte sehr gut mit dem Metermaß umgehen und die Bohrlöcher nach Roberts Plänen vorzeichnen. Liddi war ein guter Anstreicher und lackierte alle Bretter von früh bis spät. Blizz und Grizz und Jack und Bobby kümmerten sich um die Polsterung der Bretter, die als Liegeplätze für die Bären vorgesehen waren. Frosty half beim Einbau eines Kühlschranks. Homer und Pepo montierten die Heidelbeerpfannkuchenbackmaschine ab, schleppten sie in den Bus und bauten sie dort wieder auf. Der kleine Louis Commecicommeça half Manuela beim Einräumen der Kleider und Lebensmittel und allem, was man für eine Weltreise brauchte. Tennessee fotografierte alle Arbeitsschritte. Phil passte auf, dass nicht zu viel Zeit vertrödelt wurde.

Otto musste leider noch zur Schule gehen.

Mitte März war das Wohnmobil fix und fertig. Manuela, Robert, Otto, Köhly, Katze Kitty und die zwölfeinhalb Bären standen davor und bestaunten es. Sie hatten noch nie ein so tolles Wohnmobil gesehen.

Im Heck des umgebauten Busses waren dreizehn Liegeplätze für die Bären eingebaut. Das sah ungefähr so aus wie in einem Liegewagenabteil der Bahn, nur dass es nicht drei Liegen übereinander auf jeder Seite gab, sondern auf einer Seite sechs, und auf der anderen Seite sieben Liegen übereinander. Rechts daneben befanden sich übereinander die Liege- und Schlafplätze für Manuela, Robert und Otto. Gegenüber in Fensterhöhe hatte Katze Kitty einen gepolsterten Schlafplatz erhalten, und Köhly direkt darunter eine Schlafinsel. Der rückwärtige Teil des Busses war also nur zum Schlafen und Ausruhen vorgesehen.

Robert hatte sogar an ein WC und an eine Dusche gedacht. Beides befand sich neben dem Hinterausgang.

In der Mitte des Busses war die Heidelbeerpfannkuchenbackmaschine installiert, und hinter dem Fahrersitz der Kühlschrank. Der restliche Platz war mit Sitzen und einem Klapptisch ausgestattet. Irgendwo musste man die Heidelbeerpfannkuchen schließlich essen können, und bei schlechtem Wetter brauchte man einen Tisch zum Postkartenschreiben, zum Mensch-ärgere-dichnicht-spielen oder zum Würfeln. Zudem gab es unter jedem Sitz eine Schublade für Geschirr, Gläser, Besteck und Kleider.

Im gesamten oberen Stock befanden sich nur Sitze, denn von dort oben hatte man die beste Aussicht.

Auf dem Dach sollte das sperrige Gepäck wetterfest untergebracht werden. Elektrischen Strom für den Kühlschrank, die Heidelbeerpfannkuchenbackmaschine, die Wasserpumpe für Dusche und WC und für die Innenbeleuchtung produzierte eine Solaranlage, die Robert ebenfalls auf dem Dach montiert hatte.

„Nächste Woche fahre ich mit dem Wohnmobil nach Bremerhaven und lass es auf ein Schiff nach Anchorage verladen“, sagte Robert.

„Und dann?“, fragte der Alte.

„Dann fahre ich mit dem Zug wieder zurück“, sagte Robert.

„Und dann?“, fragte der Alte.

„Drei Wochen später fahren wir alle gemeinsam zum Flughafen nach Frankfurt“, sagte Robert.

„Und dann?“, fragte der Alte.

„Dann fliegen wir nach Anchorage in Alaska“, sagte Robert.

„Gebinnt dann unsere Reltweise?“, fragte Horatius.

„Ja“, sagte Robert.

„Juchuuu, Jabbadabbadu, Hurra, Juppheidi, Holdrio,Yippiee, Olééé ...“, und mit noch viel mehr Jubelrufen tanzten die Bären auf einmal herum.

„Wurde auch langsam Zeit“, meinte Phil und schaute auf die Uhr.

Bevor Robert nach Bremerhaven fuhr, ordnete Manuela eine Generalprobe an.

„Was ist eine Preneralgobe?“, fragte Horatius.

„Wir werden eine Nacht und einen Tag im Wohnmobil wohnen. Also wir schlafen alle im Wohnmobil, wir essen im Wohnmobil, wir duschen im Wohnmobil, wir ...“

„Hast du schuden segagt? Da zervichte ich bieler.“

„Und warum, wenn ich fragen darf?“

„Kitty schudt ihr Belen lang nie, und vor dem Segetz sind alle gleich. Auch Tzaken und Räben.“

„Aber wie sollen wir erfahren, ob das Wohnmobil in Ordnung ist?“

„Wir trervauen Robert einfach. Stebimmt hat er alles ausbopriert und auf Lunge und Beler pregüft.“

„Herz und Nieren, Horatius.“

„Was?“

„Man sagt nicht auf Lunge und Leber geprüft, sondern auf Herz und Nieren untersucht.“

„Sterveh´ ich nicht.“

„Egal. Dann also eine Generalprobe ohne Dusche. Aber komm´ mir später nur keiner und meine, es stinke wie in einem Wald voller Affen“, sagte Manuela.

Blizz und Grizz

Die einzigen Bären, die schon einmal mit einem Flugzeug geflogen waren, waren Blizz und Grizz, Tennessee, und Jack und Bobby. Von Moskau nach Frankfurt am Main die einen, von Amerika nach Europa die anderen. Aber das war schon so lange her, dass sie sich kaum noch daran erinnerten.

Für alle anderen Bären war es etwas total Neues. Entsprechend groß war ihre Aufregung. Zuerst spuckten alle noch laute Töne, wie sehr sie sich darauf freuten. Als der Tag des Abflugs aber gekommen war und sie aus dem Zug am Flughafen Frankfurt ausstiegen, waren sie alle ziemlich kleinlaut. Erst als sie sahen, dass sie in einen Flieger der Fluggesellschaft (B)air-line einsteigen würden und der Pilot und der Co-Pilot und das übrige Bordpersonal alles waschechte Teddybären waren, legte sich ihre Nervosität. Manuela hatte die (B)air-line still und heimlich gebucht, weil es für die Passagiere, sofern sie selber Bären waren, einen besonderen Service gab: Alle Bären bekamen nämlich All-you-can-eat-Heidelbeerpfannkuchen an garantierte Fensterplätze geliefert.

Der Flug verlief wunderbar ruhig. Es gab weder Turbulenzen noch Luftlöcher. Und obwohl der Flugkapitän an diesem Tag außergewöhnlich gut gelaunt war, flog er keine Loopings. Keinem der Bären war schlecht geworden.

Nach der Landung in Anchorage sagte Horatius: „Der Flug war so glatt wie ein Brügelbett. Fast schon wangleilig.“

„Sind wir schon in Alaska?“, fragten Grizz und Blizz wie aus einer Schnauze und schnupperten mit den Nasen in die Luft. „Es riecht hier nämlich ganz arg nach Lachs“, sagte Grizz.

„So!“, rief Robert. „Hört mal bitte alle her. „Wir sind in Alaska gelandet. Wir marschieren jetzt geschlossen vom Flughafen zum Schiffshafen, wo normalerweise unser Wohnmobil auf uns wartet. Und dann geht´s eigentlich richtig los. Blizz, Grizz, wisst ihr noch die Adresse eurer Mama?“ Robert war es gelungen, zwei seiner Lieblingswörter anzubringen.

„Ja, ja, natürlich!“, rief Grizz. „Mama wohnt am großen Fluss, dritte Biegung, vor dem Wasserfall, linkes Ufer.“

„Oh nein“, stupste ihn Blizz in die Seite. „Wann lernst du endlich, dass es das rechte Ufer ist.“

Grizz war beleidigt und zog eine Schnute. „Wenn man flussaufwärts schaut, ist es das linke Ufer.“

Horatius mischte sich ein. „Grizz hat recht. Es ist eine Gafre des Pandstunktes. Aber Blizz hat ebenfalls recht. Ihr solltet radüber nicht teistren.“

„Ja genau. Mit Streiten verliert man einen Haufen Zeit“, bestätigte Phil und guckte auf seine Uhr. „Wir sollten uns hier nicht so lange aufhalten.“