Lassiter 2656 - Des Romero - E-Book

Lassiter 2656 E-Book

Des Romero

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Beschreibung

Er musste ganz in der Nähe sein! Die Spuren waren frisch und nicht älter als zwei Stunden. Lassiter verfolgte den Flüchtigen schon seit Big Springs und war ihm noch nie so nahe wie jetzt gewesen.
Das Gelände wurde jedoch unwegsam; der Staub der Prärie ging über in eine schroffe Felslandschaft, die die Fährte des Gesuchten schon bald verschlucken würde. Und das bedeutete, dass Lassiter trotz des steinigen Pfades, den sein Grauschimmel zu überwinden hatte, nicht innehalten durfte.
Es dauerte nicht lange, da bemerkte der Mann der Brigade Sieben, einen wichtigen Faktor außer acht gelassen zu haben. Und diese Unaufmerksamkeit rächte sich, als Lassiter es am wenigsten erwartete!


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Inhalt

Cover

Präriewölfe

Vorschau

Impressum

Präriewölfe

von Des Romero

Er musste ganz in der Nähe sein! Die Spuren waren frisch und nicht älter als zwei Stunden. Lassiter verfolgte den Flüchtigen schon seit Big Springs und war ihm noch nie so nahe wie jetzt gewesen.

Das Gelände wurde jedoch unwegsam; der Staub der Prärie ging über in eine schroffe Felslandschaft, die die Fährte des Gesuchten schon bald verschlucken würde.

Und das bedeutete, dass Lassiter trotz des steinigen Pfades, den sein Grauschimmel zu überwinden hatte, nicht innehalten durfte.

Es dauerte nicht lange, da bemerkte der Mann der Brigade Sieben, einen wichtigen Faktor außer Acht gelassen zu haben. Und diese Unaufmerksamkeit rächte sich, als Lassiter es am wenigsten erwartete!

Vor ihm ragten zerklüftete Felsen auf, Monolithen, die seit Urzeiten Wind und Wetter ausgesetzt waren und tiefe Spalten gebildet hatten. Der Untergrund wies Furchen, Löcher und Erhebungen auf und machte das Vorwärtskommen zu einem Balanceakt für Pferd und Reiter.

Lassiter befand sich in einem Zwiespalt, denn einerseits durfte er seine Aufholjagd nicht verlangsamen, musste aber andererseits darauf achten, die Gesundheit seines Grauschimmels nicht zu gefährden. Vertrat sich das Tier, wäre es unweigerlich sein Ende. Dann gab es auch für Lassiter keine Chance mehr, seinen Auftrag zu erfüllen.

Während er versuchte, beide Aspekte zu vereinen, braute sich über seinem Kopf unbemerkt ein Unwetter zusammen. Und es entlud sich in Form eines Schusses, der weit über das Land hallte und in Lassiters Ohren klang wie ein Donnerschlag.

Noch im selben Moment spürte er den Einschlag in seiner linken Schulter, ruckte durch die Kraft der Kugel zurück und verlor für nur wenige Sekunden die Kontrolle über sein Pferd. Kurz stemmte sich das erschrockene Tier auf die Hinterläufe, warf seinen Reiter ab und machte einen Satz voraus. Dabei trat es in eine Felsspalte, kippte vornüber und schlitterte über die Kante des schmalen Bergpfades hinweg. Haltlos stürzte das Pferd einen Abhang hinunter, überschlug sich mehrfach und blieb schließlich am Boden liegen. Aus eigener Kraft kam es nicht mehr auf die Beine.

Aber auch Lassiter erwischte es hart. Er flog aus seinem Sattel und krachte rücklings auf nackten Fels. Geröllspitzen bohrten sich in seinen Rücken; sein Hinterkopf schmetterte gegen einen kürbisgroßen Stein. Nahe daran, das Bewusstsein zu verlieren, schaffte er es dennoch, in die Hocke zu kommen und eine Deckung aufzusuchen, ehe weitere Schüsse seinem Leben ein unrühmliches Ende setzten.

»Endlich befinden wir uns auf Augenhöhe!«, schallte eine spöttische Stimme heran, deren Echo zwischen den Felsen hin und her geworfen wurde. »Meinen Gaul hat es erwischt – und deinen nun auch! Wir können uns jetzt gegenseitig abknallen oder in der Wüste gemeinsam vor die Hunde gehen! Am Ergebnis wird sich nichts ändern!«

Lassiter spürte Blut in seinen Nacken laufen. Er musste sich den Hinterkopf schlimmer als erwartet angeschlagen haben. Und auch das Brennen in seiner zerschossenen Schulter trug nicht gerade dazu bei, optimistisch in die Zukunft zu sehen. Aber er wäre nicht der Mann gewesen, der er war, hätten ihn diese Einschränkungen zum Aufgeben veranlasst.

»Mach dir keine Gedanken!«, rief Lassiter aus. »Ich kriege dich schon in die Finger! Entweder ergibst du dich dann freiwillig, oder es ist endgültig aus mit dir!«

Die Antwort bestand aus einer Schussfolge, die in die Felsen hackte und die Kugeln als Querschläger in alle Richtungen davonfliegen ließ. Der Kerl hatte einfach drauflos geschossen, konnte Lassiter aber aus seiner Position keinen Schaden zufügen. Umgekehrt sah es jedoch nicht anders aus. Es würde einiger Mühe bedürfen, den Flüchtigen einzufangen.

Lassiter schaute sich um und entdeckte, dass sich der Spalt, in den er sich gezwängt hatte, deutlich vertiefte und auch verbreiterte. Schwankend richtete er sich auf und schlug den vorgegebenen Weg ein. Vorbei an scharfkantigen Felsen pirschte er sich durch eine gerade einmal doppelt mannsbreite Schlucht, an deren Ende es gute Möglichkeiten zum Aufstieg gab. So, wie er die Lage einschätzte, würde er seinem Gegner dadurch erheblich näher kommen, ohne in sein Schussfeld zu geraten.

Der Aufstieg war beschwerlich, aber Lassiter ignorierte seine Schmerzen. Auch den leichten Schwindel, der ihn erfasst hatte, hatte er im Griff. Sorgen bereiteten ihm lediglich die Klettergeräusche, die er verursachte. Diese konnten seinem Widersacher nicht verborgen bleiben.

»Ich kann dich hören!«, kam auch prompt die Reaktion. »Sobald sich deine Rübe aus irgendeinem Loch erhebt, verpasse ich dir heißes Blei mitten in die Stirn!«

Das war keine leere Drohung, und Lassiter nahm die Aussage durchaus ernst. Doch als die Konfrontation kurz bevorstand, hörte er einen gellenden Schrei.

Der Bursche war in unmittelbarer Nähe! Und allem Anschein nach war er gestürzt.

Lassiter holte das Letzte aus sich heraus, erreichte das höher gelegene Plateau und stemmte sich über den Rand. Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung, warf sich zur Seite und entging um Haaresbreite einem Schuss. Der Remington katapultierte sich förmlich von selbst in seine Hand und war bereit, auf jeden Angriff zu reagieren.

Ein solcher erfolgte nicht, sodass sich Lassiter langsam vorwagte, seine Deckung mit vorgehaltenem Revolver verließ und rasch entdeckte, was seinem Gegner widerfahren war. Der steckte mit dem rechten Fuß in einem Spalt, der ihn in einem unbarmherzigen Zangengriff hielt. Verzweifelt zerrte er an seinem Bein und riss seine Winchester erst in die Höhe, als Lassiter sich ihm offen entgegenstellte.

»Was jetzt?«, stieß der Mann aus. »Aus dieser Entfernung können wir uns nicht verfehlen!« Er hätte schießen können, hatte aber anscheinend noch die Hoffnung, lebend aus dem Kampf hervorzugehen und wollte Lassiter nicht zur Gegenwehr provozieren.

»Ich will dich nicht töten, Drexler«, erwiderte der Mann der Brigade Sieben. »Leg dein Gewehr nieder, damit ich dich dem Sheriff übergeben kann. Die Justiz wird den Rest erledigen.«

Freudlos lachte Drexler auf. »Du bist einer von den Guten, was?«, presste er hervor. »Bloß weil ich ein paar Rinder geklaut und mit anderem Brandzeichen versehen habe, sitzt mir ein Kopfgeldjäger im Nacken!«

Lassiter schüttelte seinen Kopf und hielt dabei sein Gegenüber stets unter Beobachtung. »Ich bin kein Kopfgeldjäger. Und die paar Rinder, die du einkassiert hast, haben dazu geführt, dass sich zwei Rancher bekriegen. Jeder hat den anderen verdächtigt, für den Raub verantwortlich zu sein. Wegen dir sind eine Menge Männer gestorben.«

»Na und?« In Drexlers Augen funkelte wilder Zorn. »Diese hochgeschätzten Herren plündern ihre Arbeiter aus, treiben die Preise nach eigenem Gutdünken und ohne echte Veranlassung in die Höhe und sind damit vermutlich für mehr Tote als ich verantwortlich! Aber unsere Gesellschaft findet das völlig in Ordnung, wohingegen ein simpler Diebstahl die Krönung des Verbrechens darstellt!«

»Diebstahl ist gegen das Gesetz«, erwiderte Lassiter, »Preiserhöhungen nicht. Also leg jetzt deine Rifle beiseite, damit ich dich festnehmen kann. Sollte der Richter Milde walten lassen, kannst du in einigen Jahren einem ehrlichen Beruf nachgehen und irgendwann in Frieden deinen Altersruhestand genießen.«

»Und wenn es keine Milde gibt?«, platzte es aus Drexler heraus. »Dann werde ich wohl am nächsten Galgen landen. Warum also nicht gleich hier und jetzt sterben?«

Ein Mündungsblitz zuckte aus dem Gewehr hervor, gefolgt von einer Kugel aus Lassiters Remington. Sie riss Drexlers Kehle auf und ließ ihn heftig blutend zusammenbrechen, während Lassiter einen Einschlag zwischen den Rippen spürte und sich gequält vornüberbeugte.

Sein Gegner würde die nächsten fünf Minuten nicht überleben. Aber auch der Brigade-Agent war schwer angeschlagen. Mitten in der Wildnis und ohne ein Pferd, das ihn davontrug, stand auch sein Leben auf der Kippe.

Er setzte sich auf den Boden und sah Drexler beim Sterben zu. Der Mann hätte leben können, hatte sich jedoch dagegen entschieden. Der Möglichkeit, eine mehrjährige Gefängnisstrafe abzusitzen, hatte er keine Chance gegeben.

Irgendwann stieg Lassiter den Hang hinunter, gab seinem Grauschimmel den Gnadenschuss und wandte sich nach Westen. Sollte er nicht innerhalb von wenigen Meilen eine Stadt finden, würden sich die Aasgeier um seinen Leichnam kümmern.

Mit einem leisen Aufschrei fuhr Zoe Baker in ihrem Bett in die Höhe. Danny Cole, der auf einem Stuhl neben dem Bett eingedämmert war, schrak zusammen, als hätte er einen Peitschenhieb erhalten. »Um Himmels willen!«, stieß er aus. »Was ist los?« Einige Momente dauerte es, bis er sich orientiert hatte, dann schaute er Zoe an.

Die blonde Frau wischte sich über die Stirn und erwiderte den Blick. »Ich... ich habe bloß schlecht geträumt«, erklärte sie, zog ihre Knie unter der Bettdecke an und senkte den Kopf. Mit einer Hand strich sie über ihr schulterlanges Haar und schluchzte leise.

»Es ist Fanny, nicht wahr?«, fragte Cole und seufzte schwer. »Ich weiß, dass ihr Tod dir zusetzt.«

»Du weißt gar nichts!«, begehrte Zoe auf und schaute den Mann aus tränenfeuchten Augen an. »Sie war meine beste Freundin! Und irgendein Schwein hat sie einfach umgebracht, weil er es für eine gute Idee hielt, damit seine abartigen Neigungen nicht ans Tageslicht kommen!«

Der Vorfall lag erst wenige Tage zurück und hatte Zoe Baker völlig aus dem Trott gebracht. Selbst Cole mutmaßte, dass seine gute Freundin sich mit den Tatsachen nicht abfinden würde. Dennoch versuchte er zu beschwichtigen. »Ihr Job war nicht ganz ungefährlich«, begann er. »Und das wusste sie auch.«

Ruppig schleuderte Zoe ihre Bettdecke beiseite, hob eine Faust und hielt sie Cole unter die Nase. »Sie war eine Hure – aber sie war auch ein wichtiger Mensch für mich! Du willst mir doch etwa nicht sagen, dass Frauen wie sie jederzeit damit rechnen müssen, von kranken Arschlöchern aufgeschlitzt zu werden?«

Abwehrend hob Danny Cole beide Hände und wedelte damit herum. »Da hast du mich völlig falsch verstanden, Zoe!«, beteuerte er. »Du weißt doch, dass ich immer diese Novellen lese. Und da kommen ähnliche Ereignisse nicht selten vor. Aber es gibt stets einen Helden, der die Ehre einer Frau verteidigt. Wir müssen uns also überlegen, was wir tun wollen, um diesen Mörder zu stellen.«

Die Blondine nahm ihre Faust herunter und setzte einen entschuldigenden Blick auf. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Mir ist klar, dass du nur das Beste für mich willst. Und vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit, dass du mein Held sein könntest...«

Verdutzt starrte Cole seine Gesprächspartnerin an. »Du meinst, wir sollen die Aufklärung des Mordes in die eigenen Hände nehmen?«, erkundigte er sich zaghaft.

»Der Sheriff hat offenbar Wichtigeres zu tun«, gab Zoe zurück. »Ich will und werde die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen!«

Danny Cole, gerade einmal fünfundzwanzig Jahre alt, horchte auf. »Das hört sich nach einem wahrhaften Abenteuer an«, sagte er strahlend. »Ich habe eine Menge über Westernhelden gelesen. Was die können, das sollte uns auch gelingen.«

Für Zoe war die Äußerung kein Grund zum Aufatmen. »Du befindest dich in einer Fantasiewelt, Danny. Ich mag dich gerne, das weißt du, aber du darfst dich nicht in diesen Geschichten verlieren. Fanny wurde bestialisch ermordet – das ist die Realität! Ein strahlender Held aus deinen Novellen kann die Tat nicht beschönigen.«

»Darum geht es mir doch gar nicht!«, stellte Cole klar. »Mir geht es um Rache! Und zwar um eine zielführende! Und wenn wir beide dazu nicht in der Lage sind, müssen wir uns Hilfe holen!«

Irritiert zog Zoe Baker ihre Brauen zusammen. »Wovon redest du? Wer sollte uns helfen? Etwa die Raubeine aus deinen Romanen?«

»Diese Männer sind so real wie du und ich!«, verteidigte sich Danny Cole. »Es mag sein, dass ihre Abenteuer aufgebauscht sind, um Dramaturgie zu erzeugen, doch im Kern sind sie das, was erzählt wird.« Der junge Mann erhob sich und rannte in den Nebenraum. Eine halbe Minute später kam er mit einem Buch zurück und hielt Zoe die Frontseite mit der Beschriftung vor die Nase.

»William Rybeck«, las die Frau. »Zwischen Leben und Tod.« Sie verzog das Gesicht zu einer griesgrämigen Miene und meinte: »Wie kann diese Schwarte uns nützlich sein?«

Danny Cole grinste und zeigte eine verschwörerische Miene. »Dieses Buch nicht, aber der Mann dahinter. Der Autor hat nicht nur die Lebensgeschichte von Rybeck aufgeschrieben, sondern war auch Zeuge seiner Einsätze. Und da ich mich ein wenig mit der Sache beschäftigt habe, gelang es mir sogar, seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort ausfindig zu machen...«

»Er wohnt in unserer Nähe?«, schnappte Zoe. »Ist es das, was du mir sagen willst?«

Stolz presste Danny Cole das Buch an seine Brust. »Exakt das ist es! Und hättest du die Novelle gelesen, wüsstest du ganz genau, dass dieser Halunke der Richtige ist, um den Mörder von Fanny zu finden und zu bestrafen.«

Einen Moment zögerte Zoe Baker, dann streckte sie die Hand nach dem Buch aus. Als sie es in ihren Händen hielt, saugten sich ihre Augen förmlich an dem Namen des titelgebenden Mannes fest. Dann schlug sie das Buch auf und überflog das Vorwort. »Der Kerl ist ein Outlaw!«, stellte sie schließlich fest. »Er hat sein Leben lang außerhalb des Gesetzes gestanden.«

Cole sah die junge Frau eindringlich an. »Und ist nicht genau ein solcher Kämpfer ideal für unsere Aufgabe?«, fragte er herausfordernd. »Du hast doch selbst gesagt, dass der Sheriff nichts von der Angelegenheit wissen wollte. Für ihn ist die Sache erledigt – für dich hat sie gerade erst angefangen! Die Frage lautet also nicht, ob Rybeck ein verachtenswerter Outlaw war, sondern ob du dich lieber auf Leute verlässt, die für das Gesetz stehen, aber nichts dafür tun, um es durchzusetzen.«

Das Argument hatte etwas für sich. Ungern nur gab Zoe Baker es zu, doch je länger sie darüber nachdachte, desto plausibler wurde Coles Aussage. »Du weißt demnach, wo wir Rybeck aufspüren können?«, erkundigte sich Zoe zögerlich.

Ebenso zaghaft kam die Antwort. »Nun ja, so ungefähr. Er soll eine Farm im Südosten von Texas haben. Nach seiner zweifelhaften Karriere soll er wohl mal etwas getan haben, dass den Gouverneur derart beeindruckte, dass er ihn begnadigt hat. Daher kann er ungestört auf seinem Grund und Boden leben und muss nicht damit rechnen, von den Behörden weiterhin verfolgt zu werden.«

Zoe Baker schlüpfte in ihre Stiefel und zog die Hose darüber. »Worauf warten wir dann noch? Suchen wir William Rybeck auf! Auch eine schlechte Chance ist immerhin eine Chance.«

Mit einem Mal war Danny Cole nicht mehr Feuer und Flamme. »Wie gesagt, ich weiß nicht hundertprozentig, wo er sich aufhält. Ich will nicht unbedingt von der Nadel im Heuhaufen sprechen, aber es gehört schon ein Quäntchen Glück dazu, ihn ausfindig zu machen.«

»Das Glück ist bei den Mutigen!«, erwiderte Zoe entschlossen. »Und du weißt, was Fanny mir bedeutet hat. Nutzen wir das, was uns zur Verfügung steht. Sollte Rybeck ein Reinfall sein, nehmen wir die Verfolgung des Mörders auf die eigene Kappe!«

Dem konnte Cole kaum etwas entgegensetzen. »Wie du willst«, sagte er und schien plötzlich wieder in seinem Element zu sein. »Schnallen wir uns die Revolvergurte um und schwingen uns auf unsere Pferde!«

Lassiter schlug die Augen auf und wollte sich erheben, doch die Schmerzen, die mittlerweile seinen gesamten Körper im Bann hatten, ließen es nicht zu. Verwirrt blinzelte der Mann der Brigade Sieben und konnte seine Umgebung lediglich schemenhaft erkennen. »Wo... bin ich?«, krächzte er angeschlagen. »Wie bin ich hierhergekommen?«

Aus einer Richtung, die er nicht bestimmen konnte, redete eine beruhigende Stimme auf ihn ein. »Vermeiden Sie jede Anstrengung und Aufregung, Mister. Ihnen steht noch eine schwere Zeit bevor.« Eine Flasche wurde entkorkt und Lassiter in die Hand gedrückt. »Trinken Sie so viel von dem Zeug, wie Sie können. In fünfzehn Minuten fange ich an, Ihnen die Kugeln aus dem Leib zu schneiden.«

Die ersten Schlucke Whisky rannen durch Lassiters Kehle. Nachdem er die Flasche zur Hälfte geleert hatte, gab er sie dem Arzt zurück. Und allmählich stellte sich die Wirkung des Alkohols ein, was größtenteils Lassiters geschwächter Physis zuzuschreiben war. Trotzdem würde die Operation nicht gänzlich ohne Schmerzen vonstattengehen.

Beim ersten Skalpellschnitt zuckte der Brigade-Agent lediglich zusammen, beim Einsatz der Greifzange, die sich in das Einschussloch schob, gab er einen gedämpften Schrei von sich. Nicht lange, und ihm schwanden die Sinne. Er kam erst wieder zu sich, als er das Schlimmste überstanden hatte.

»Wie fühlen Sie sich?«, fragte der Doktor und erschien als verschwommener Fleck vor Lassiters Augen.

»Mir scheint die Sonne aus dem Hintern«, erwiderte Lassiter zynisch und schaffte es dieses Mal, von der Liege zu steigen.

Sofort war der Doc heran und stützte seinen Patienten. »Das sollten Sie auf jeden Fall unterlassen!«, stieß er aus. »Jede Anstrengung könnte Ihren Kreislauf zusammenbrechen lassen.«