Lassiter 2712 - Des Romero - E-Book

Lassiter 2712 E-Book

Des Romero

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Beschreibung

Schon am Geräusch des aufschlagenden Eimers, den er in den Brunnen hinabgelassen hatte, merkte Jerry Stone, dass sich in den vergangenen Wochen nichts geändert hatte. Die Wasserstelle war ausgetrocknet!
Wütend zog Stone den Kübel wieder hinauf und stampfte zum Farmhaus. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, kamen auch schon seine beiden fünf und sechs Jahre alten Töchter angerannt, klammerten sich an seine Beine und löcherten ihn mit Fragen.
Jerry Stone schüttelte sie mit sanfter Gewalt ab und setzte sich mürrisch an den Küchentisch. Selbst seiner Frau Mary-Ann schenkte er keine Aufmerksamkeit. "Dieser verdammte Wales!", schimpfte er. "Ich könnte einen Mord begehen, nur um dieses Drama endlich zu beenden!"

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Inhalt

Cover

Colt der Rache

Vorschau

Impressum

Colt der Rache

von Des Romero

Schon am Geräusch des aufschlagenden Eimers, den er in den Brunnen hinabgelassen hatte, merkte Jerry Stone, dass sich in den vergangenen Wochen nichts geändert hatte. Die Wasserstelle war ausgetrocknet!

Wütend zog Stone den Kübel wieder herauf und stampfte zum Farmhaus. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, kamen auch schon seine beiden fünf und sechs Jahre alten Töchter angerannt, klammerten sich an seine Beine und löcherten ihn mit Fragen.

Jerry Stone schüttelte sie mit sanfter Gewalt ab und setzte sich mürrisch an den Küchentisch. Selbst seiner Frau Mary-Ann schenkte er keine Aufmerksamkeit. »Dieser verdammte Wales!«, schimpfte er. »Ich könnte einen Mord begehen, nur um dieses Drama endlich zu beenden!«

»Wie oft willst du dich noch über ihn aufregen?«, fragte Mary-Ann und nahm einen gusseisernen Topf von der Feuerstelle. Das Stew, das sie zubereitet hatte, erfüllte den Wohnraum mit angenehmen Gerüchen.

Stone schüttelte sich und fletschte die Zähne. Seine Kinder lachten, weil sie wohl annahmen, er würde die Grimasse für sie ziehen. »Ich werde solange darauf herumreiten, bis endlich etwas geschieht!«, stieß der Mann aus. »Der Sheriff hat nicht einen Finger krummgemacht, obwohl ich ihm schon vor zwei Monaten von unserem Unglück erzählt habe. Auch der Bürgermeister versteckt sich hinter Paragrafen und verweist darauf, dass Wales ein ordentlich angemeldetes Unternehmen führe.«

»Das tut er ja auch«, bemerkte Mary-Ann und rührte durch das Stew. »Wir werden uns auch in Zukunft das Wasser unten am Fluss holen müssen.«

Aufgebracht schlug Stone mit der flachen Hand auf den Tisch, sah, dass seine Töchterchen erschreckt zusammenzuckten, und machte mit der linken Hand eine beschwichtigende Geste. »Es kostet mich Stunden, das Wasser abzuschöpfen, zu transportieren und auf die Felder zu bringen«, raunte er. »Stunden, die mir beim Anbau und der Bewirtschaftung fehlen! Wales sieht nur seinen Profit, aber wer bezahlt mir die zusätzliche Arbeit? Ich müsste auf dem Markt einen Aufpreis verlangen, aber dann kauft keiner mehr bei mir.«

Mary-Ann holte Geschirr aus dem Schrank und deckte den Tisch. Freundlich lächelnd forderte sie Susan und Elizabeth auf, sich auf ihre Stühle zu setzen. Ehe sie servierte, wandte sie sich noch einmal an ihren Mann. »Wir stehen das durch, Schatz«, sagte sie liebevoll. »Bisher sind wir doch gut klargekommen.«

Ein Seufzen entrang sich Jerry Stones Kehle, als er nach der Hand seiner Frau griff. »Ja, ich weiß. Trotz der Mehrbelastung sind wir gut über die Runden gekommen. Ich frage mich nur, ob ich das auf Dauer durchstehe. Mir tut jeder Knochen weh. Wer übernimmt meine Arbeit, wenn ich mich verletze oder einfach nicht mehr kann?«

Die blonde Frau hatte auch hierauf eine Antwort: »Darüber denken wir nach, sollte es überhaupt einmal dazu kommen. Mach also keinen Wirbel mehr in der Stadt. Und schick bloß nicht diesen Brief an den Gouverneur! Je mehr Staub du aufwirbelst, desto schlechter lässt sich atmen.«

Unwillkürlich zuckte Jerry Stone zusammen. Der Brief! Ohne dass seine Frau davon wusste, hatte er ihn bereits vor zwei Wochen abgeschickt, aber immer noch keine Antwort erhalten. Sollte der Gouverneur etwa auch zu den Trinkfreunden von Brad Wales zählen und ihn ignorieren?

Es war müßig, darüber nachzudenken. Abwesend nahm er wahr, wie Mary-Ann seinen Teller vollhäufte, und stocherte im Anschluss lustlos in seinem Eintopf herum. Er nahm einige Bissen, doch das köstliche Gericht wollte ihm nicht schmecken und sollte lediglich seinen Magen füllen. Ein halber Tag auf den Feldern lag noch vor ihm, und er würde noch am Abend mit seinem Karren zum Fluss hinunter, um einige Bottiche mit Wasser zu füllen.

Nach einigen Minuten wischte sich Stone mit einer Serviette über den Mund und stand auf. »Ich muss wieder los«, teilte er seiner Familie mit. »Es gibt noch viel zu tun.«

Sorgenvoll folgte ihm der Blick seiner Frau.

»Ist Dad böse auf uns?«, erkundigte sich die kleine Susan. »Er wollte gar nicht mit uns spielen.«

Mary-Ann ging um den Tisch herum und streichelte das Haar ihrer Tochter. »Das wird er wieder tun«, flüsterte sie. »Das wird er ganz sicher bald wieder tun...«

Über Stunden hinweg hatte Jerry Stone neues Saatgut ausgebracht und war nahezu am Ende seiner Kräfte. Für gewöhnlich hätte er sich nun auf seine Stube zurückgezogen und einen beschaulichen Abend im Kreise seiner Familie verbracht, doch es ließ sich nicht vermeiden, dass er mit seinem Handkarren noch hinab zum Fluss ging.

Mit Grausen dachte er an den beschwerlichen Transport. Danach war nicht mehr daran zu denken, ein wenig Zeit mit seinen Kindern zu verbringen, geschweige denn mit seiner Frau.

Es waren noch knapp zwei Stunden bis zur Dämmerung, aber allein die Strecke bis zum Fluss würde eine halbe Stunde in Anspruch nehmen, der Rückweg mit dem beladenen Karren noch deutlich mehr. Das Einpflanzen des verbliebenen Saatgutes musste er wohl oder übel auf den morgigen Tag verschieben.

Erschöpft machte er sich auf den Weg zurück zur Farm. Am liebsten hätte er ihr einziges Pferd vor den Karren gespannt, doch das Tier war alt und schaffte gerade noch den Ritt zur Stadt. Es wäre unweigerlich zusammengebrochen, hätte es täglich annähernd hundert Gallonen Wasser ziehen müssen.

Nach der Hitze des Tages tat es gut, eine frische Brise im Gesicht zu spüren. Sie erfrischte Stone und weckte seine erschlafften Sinne. Und mit einem Mal war es ihm, als würde er Dinge hören, die ihm zuvor entgangen waren.

Die Laute, die er gehört zu haben meinte, konnte er nicht näher beschreiben. Es waren einfach Geräusche, die er nicht erwartet hatte.

Unbehaglich schaute er sich um, ob seine Augen ihm verrieten, was seine Ohren lediglich angedeutet hatten, doch es war nichts zu sehen, was besonderer Aufmerksamkeit bedurft hätte.

Erstmals spürte er auch ein flaues Gefühl im Magen, einen eigentümlichen Druck, als wären die Laute, die er vernommen zu haben glaubte, eine Art böses Omen. Er schob es aber darauf, dass er einfach zu wenig gegessen hatte und sein Körper nach Nahrung verlangte. Ein Happen vor seinem Marsch zum Fluss würde ihm sicherlich guttun.

Beim Anblick der Farm verstärkte sich der Druck in seiner Magengrube. Es wurde höchste Zeit, eine ordentliche Portion des Stews zu verdrücken, ehe das große Zittern kam und er zu schwach war, um den vollgeladenen Karren zu bewegen.

Er stieß die Eingangstür des Farmgebäudes auf und machte lautstark auf sich aufmerksam. Statt einer freudigen Erwiderung und dem Lachen seiner kleinen Töchter schlug ihm jedoch nur eisige Stille entgegen.

Und dann sah er die Spuren auf den Dielen des schmalen Flurs. Es waren kleine, dunkelrote Flecken, die die Sohlen von Stiefeln hinterlassen hatten.

Auf der Stelle ging ein Stich durch Jerry Stones Eingeweide. In seiner Magengrube schien ein Stein zu lasten. »Mary-Ann!«, schrie er los. »Susan! Elizabeth!« Wie von Furien gehetzt, rannte der Mann los, erreichte die Küche und blieb wie vom Donner gerührt stehen.

Fassungslos starrte er auf die Szenerie, die sich ihm darbot. Es war ein Bild des Grauens, wie er es in seinen schlimmsten Albträumen nicht hätte nachzeichnen können.

Drei tote, blutdurchtränkte Körper lagen verrenkt am Boden. Dunkelrote Pfützen hatten sich um sie herum ausgebreitet. Weit aufgerissene, leblose Augenpaare stierten anklagend in die Höhe.

Ein gellender Schmerzensschrei erfüllte den Raum. Stone fiel auf die Knie und drosch mit den Fäusten auf den Holzboden. »Nein, Gott! Nein!«, stieß er verzweifelt aus. »Das kannst du mir doch nicht antun!«

Der gepeinigte Mann schlug noch auf die Dielen ein, selbst als seine Handballen schon blutig waren. Dann reckte er seine Fäuste zum Himmel und verfluchte seinen Schöpfer.

Jerry Stone wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit er die schreckliche Entdeckung gemacht hatte und schließlich wieder zur Ruhe gekommen war. Doch es war eine trügerische Ruhe, die von ihm Besitz ergriffen hatte. Es war jene Art von innerer Einkehr, die das Erlebte zwar hinnahm, aber nicht ungerächt lassen würde.

Mit blasser Miene ließ er sich zurückfallen und streckte seine Glieder aus. Blicklos starrte er gegen die Küchendecke, aber die Gedanken in seinem Kopf führten einen Veitstanz auf.

Brad Wales!, hämmerte es in seinem Schädel. Nur er konnte hinter dem Massaker an Stones Familie stecken. Nur er hatte sich vom ihm bedroht fühlen können und diese Bedrohung aus dem Weg schaffen wollen.

Aber offenbar hatte man es nur auf Stones Frau und seine Kinder abgesehen, um ihn in die Verzweiflung zu treiben. Um sich daran zu erfreuen, wie er kläglich vor die Hunde ging, weil er die grausame Hinrichtung nicht hatte verhindern können.

Tatsächlich aber hatte der Unternehmer Brad Wales eine Kreatur geschaffen, die nichts mehr zu verlieren hatte. Ein Mann, dem man keinen Ausweg mehr ließ, war gefährlicher als ein Rudel Bluthunde.

Wales würde sich noch wünschen, die Bluttat niemals angeordnet zu haben, denn Jerry Stone würde nicht ruhen, bis dieses Scheusal tot vor ihm im Staub lag!

Der Auftrag, den Lassiter von der Brigade Sieben erhalten hatte, hörte sich mehr nach einem Job für einen Buchhalter an, als dass er eine Mission wäre, für die man einen Agenten ausschickte. Grob gesagt ging es darum, der Monument Mining Corporation auf die Finger zu schauen und aufzudecken, ob sie krumme Geschäfte machten. In diesem Fall sollten der Drahtzieher und seine Helfer einkassiert werden.

Der Sitz der Firma lag in Kansas, wo sie auch ihr aktuelles Großprojekt durchführte. Es ging um eine Gebirgstrasse, die nach einem massiven Einsturz wieder hergestellt werden musste, um den transkontinentalen Schienenverkehr aufrechtzuerhalten. Da es sich um einen Regierungsauftrag handelte, konnte sich Lassiter kaum vorstellen, was an der Ausführung der Arbeiten nicht mit dem Gesetz vereinbar sein sollte. Beim genaueren Studium seiner Dokumente stellte er allerdings fest, dass man befürchtete, es könnten Gelder abgezweigt und für firmeneigene Interessen verwendet werden. Außerdem habe es Hinweise des Gouverneurs von Kansas gegeben, dass es zu Problemen mit den Anwohnern gekommen sei.

Lassiter ritt in die Kleinstadt Livingston ein und wollte sich als Erstes eine Unterkunft suchen. Sie sollte zu seinem Hauptquartier werden, von dem aus er seine Fühler in die Umgebung ausstreckte.

Noch vor dem Ortsschild donnerte der Hall einer gewaltigen Explosion heran. In weiter Ferne stieg Rauch auf und verlor sich im Blau des Himmels.

Eindeutig Lärmbelästigung, sagte sich Lassiter und setzte seinen Ritt fort. Vor einem Hotel hielt er an, leinte seinen Grauschimmel an den Hitchrack und bekam es von einem Moment auf den anderen mit den Bewohnern von Livingston zu tun. Genau genommen mit nur einem Bewohner, der von der gegenüberliegenden Straßenseite herankam und sich breitbeinig hinstellte. »Fremd in der Gegend, oder?«, fragte er mit provokantem Tonfall. »Leute wie Sie sehen wir nicht gerne. Genauso wenig wie Spitzel der Corporation!«

Worum es dem Mann im Kern ging, konnte Lassiter nur ahnen. Er gab sich aber gefasst und erwiderte: »Ich gehöre nicht zur Minengesellschaft. Wie Sie das beim Anblick eines Ihnen Unbekannten erkennen wollen, ist mir schleierhaft. Und wieso sollte Wales Spitzel ausschicken?«

»Aha!«, machte der Kerl, der seine drohende Pose beibehielt. »Sie kennen ihn also. Wären Sie von außerhalb und ein echter Reisender, wäre das wohl kaum möglich.«

Lassiter verspürte nicht die geringste Lust auf eine Auseinandersetzung. Schon gar nicht mit einem Mann, der ihm allem Anschein nach körperlich unterlegen war. »Hören Sie zu, Mister«, sagte der Brigade-Agent, »unterhalten Sie sich doch einfach mit jemandem, der auch ein Gespräch mit Ihnen führen möchte. Ich gehöre leider nicht dazu und möchte lediglich ein Zimmer mieten.«

»Ganz sicher nicht in Livingston«, raunte der Mann und hatte blitzschnell seinen Colt in der Faust. »Freiwillig rücken Sie die Wahrheit wohl nicht heraus, daher werde ich es mal mit meinem Freund versuchen. Nach dem ersten Loch in Ihrer Jacke sind Sie garantiert gesprächsbereiter.«

Die Situation drohte ein Ausmaß anzunehmen, das auf einen blutigen Kampf hinauslief. Lassiter wollte auf jeden Fall verhindern, dass es dazu kam, denn der Bursche war nur ein wenig neben der Spur, aber kein Killer. Im Notfall aber würde sich Lassiter verteidigen müssen. Und da waren ein paar Schrammen bei seinem Gegenüber nicht auszuschließen.

Unerwartet aber entspannte sich die Lage. »Billy! Zum Henker noch mal! Was tust du denn da?«, tönte eine aufgeregte Frauenstimme. »Hast du sie noch alle beisammen, unbescholtene Bürger zu bedrohen?«

Der Mann mit Namen Billy riss den Kopf zur Seite und senkte ihn gleich darauf. »Ich hatte doch nichts Böses vor«, murmelte er eingeschüchtert. »Aber du weißt doch, was die Leute von Wales mit der Familie von diesem Farmer angestellt haben...«

»Da ist noch gar nichts bewiesen!«, versetzte die Lady. »Und außerdem gibt dir selbst die Annahme, es könnte so gewesen sein, nicht das Recht, deinen Revolver einzusetzen! Hast du das verstanden?«

Billy nickte und schob die Waffe zurück ins Holster. »Sag bitte nichts Ma. Die ist sowieso nicht gut auf mich zu sprechen.«

»Versprochen, Billy.«

Der junge Mann entfernte sich, und die Frau ging auf Lassiter zu. »Verzeihen Sie bitte seinen Übermut. Er hat sich da in eine Sache hineingesteigert und sieht überall nur noch Männer von Brad Wales. Der steht der Minengesellschaft vor, die sich durch die Berge gräbt.« Ein strahlendes Lächeln erschien auf den Zügen der Frau. »Mein Name ist übrigens Alicia Rosberry. Darf ich Sie auf einen Drink einladen, um den Vorfall vergessen zu machen?«

»Das ist wirklich nicht nötig«, erwiderte Lassiter, »aber einer schönen Frau wie Ihnen kann ich einfach nichts abschlagen.«

Im nächsten Saloon setzten sie sich an einen Tisch und bestellten ihre Getränke. »Kennen Sie diesen Billy näher?«, wollte Lassiter wissen. »Er scheint Respekt vor Ihnen zu haben.«

Alicia lachte. »Ich kenne ihn schon, seit er zur Welt gekommen ist«, sagte sie. »Seine Mutter hat mir öfter auf meiner Farm geholfen. Nach dem Tod meiner Eltern war ich für jede Hilfe dankbar. Besonders seit...« Sie stockte und führte den Satz nicht zu Ende.

»Seit was...?«, erkundigte sich Lassiter.

In Alicia Rosberrys Augen erschien ein eigentümlicher Glanz. Sie schien darüber nachzudenken, ob sie diesem Mann vertrauen konnte. Schließlich aber erklärte sie: »Es hat unangenehme Vorfälle gegeben, seit die Monument Mining Corporation tätig ist. Billy hat eben einen erwähnt, falls Sie es mitbekommen haben.«

»Geht es um Mord?«

»Es geht um Mord!«, bestätigte die rotblonde Frau. »Wir wissen allerdings nicht, wer dahintersteckt. Billys Äußerung ist nur eine Vermutung.«

Lassiter runzelte seine Stirn. »Die muss aber doch jemand in die Welt gesetzt haben. Etwa dieser Farmer?«

Zaghaft nickte Alicia. »Seine Frau und seine beiden Töchter wurden in seiner Abwesenheit brutal ermordet. Er glaubt, Brad Wales sei dafür verantwortlich.«

»Auch dafür muss es einen Grund geben«, gab Lassiter zu bedenken, nahm seinen Whiskey entgegen und reichte der Lady ihr Bier. Verhalten prosteten sie einander zu.

»Jerry Stone – das ist der Farmer«, fuhr Alicia fort, »hat im Ort ein wenig für Aufruhr gesorgt, nachdem Bürgermeister und Sheriff sich nicht für ihn eingesetzt haben. Letztlich ging es um einen trockenen Brunnen. Stone ist überzeugt, dass die Sprengungen den Grundwasserspiegel abgesenkt haben.«

»Aber er hat die Trommel gerührt und ein paar Leute aufgeschreckt«, fasste Lassiter zusammen. »Nicht nur Brad Wales, sondern auch den Gouverneur von Kansas. Auf sein Ersuchen hin bin ich hier.«

Alicia Rosberry gab sich irritiert. »Wer sind Sie denn?«, fragte sie. »So etwas wie ein Bundesmarshal, oder eher...«

»Ich kann Ihnen nicht alles verraten«, teilte Lassiter ihr mit. »Dafür bitte ich um Verständnis. Was ich Ihnen aber sagen kann, ist, dass man sich von höherer Stelle aus für die Monument Mining Corporation interessiert. Und zwar im Sinne einer Überprüfung ihrer Aktivitäten.«

Stumm hatte Alicia Rosberry zugehört, hakte aber nicht weiter nach. Sie nahm ein, zwei Schlucke von ihrem Bier und erhob sich. »Ich muss zurück auf meine Farm. Nehmen Sie es mir nicht übel. Ihre Gesellschaft ist äußerst angenehm.«

Lassiter sah ihr nach, wie sie den Saloon verließ, kippte seinen Whiskey herunter und begab sich zum Hotel. Der ihm zugetragene Fall schien nicht ganz so dröge zu sein, wie er anfangs angenommen hatte.

In seine geschäftlichen Unterlagen vertieft, saß Brad Wales am Schreibtisch seines provisorischen Büros und genoss dabei einen Cognac und eine Zigarre. Hin und wieder warf er einen flüchtigen Blick aus dem Fenster, um sich zu versichern, dass auf der Baustelle jeder seiner Arbeit nachging. Als es an die Tür der Bretterbude klopfte, hob Wales seinen kantigen Schädel und bat den Besucher mit rauer Stimme herein.