Lassiter 2686 - Des Romero - E-Book

Lassiter 2686 E-Book

Des Romero

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Beschreibung

Sie war entkommen!
Obwohl Hannah Jackson steckbrieflich gesucht wurde und sich bereits in den Fängen von Marshal Archer befunden hatte, war ihr die Flucht geglückt.
Doch sie hatte es nicht getan, um ein Leben lang vor der Justiz davonzulaufen, sondern um Rache zu nehmen für den Tod ihres Ehemanns. Und der jungen Frau war durchaus klar, dass sie bei der Ausführung ihres Vorhabens draufgehen konnte.
Die Gedanken daran versuchte sie zu verscheuchen und setzte ihren Ritt nach Medlin Place fort. Hannah merkte jedoch schnell, dass die Schwierigkeiten bereits begannen, lange bevor sie das Opfer ihrer Vergeltung gefunden hatte.


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Inhalt

Cover

Im Visier des Racheengels

Vorschau

Impressum

Im Visier des Racheengels

von Des Romero

Sie war entkommen!

Obwohl Hannah Jackson steckbrieflich gesucht wurde und sich bereits in den Fängen von Marshal Archer befunden hatte, war ihr die Flucht geglückt.

Doch sie hatte es nicht getan, um ein Leben lang vor der Justiz davonzulaufen, sondern um Rache zu nehmen für den Tod ihres Ehemanns. Und der jungen Frau war durchaus klar, dass sie bei der Ausführung ihres Vorhabens draufgehen konnte.

Die Gedanken daran versuchte sie zu verscheuchen und setzte ihren Ritt nach Medlin Place fort. Hannah merkte jedoch schnell, dass die Schwierigkeiten bereits begannen, lange bevor sie das Opfer ihrer Vergeltung gefunden hatte.

Von Weitem schon erkannte sie die Farm, in der sie mit ihrem Mann Darren eine Familie hatte gründen wollen. Zur Fertigstellung des Gebäudes war es nie gekommen. Immer noch stapelten sich Holzbauteile auf dem Grundstück, Kisten mit Nägeln und Schrauben, Eisenformteile sowie diverses Werkzeug.

Die Lieferungen waren nie bezahlt und offenbar auch nicht wieder abgeholt worden. Dabei hatten Hannah und Darren das Geld für all die Materialien praktisch schon in ihren Händen gehalten. Bis es dann zu diesem Zwischenfall gekommen war, der Darren Jackson das Leben gekostet hatte.

Von Gefühlen überwältigt wischte sich Hannah Tränen aus den Augenwinkeln, vergaß ihre Sentimentalität aber schlagartig, als sie die beiden Gestalten entdeckten, die plötzlich hinter dem Rohbau des Farmhauses hervortraten. Sie gestikulierten auffällig, deuteten auf die Materiallieferungen, dann wieder aufs Haus. In ihren feinen Anzügen wirkten sie wie zwei Männer, die sich uneins waren, wer was beanspruchen durfte.

Hannah Jackson fasste sich ein Herz und ritt schnurstracks auf das Duo zu. Sie hätte schon gerne gewusst, wie sich die Besitzverhältnisse in den letzten beiden Jahren verändert hatten. Schließlich hatten sie und Darren eine nicht unerhebliche Menge Geld lockergemacht, um sich den Traum vom eigenen Besitz zu erfüllen.

»Verzeihen Sie bitte, Ma'am«, meinte einer der Anzugträger, ein Kerl mit hagerem Gesicht und einer Habichtnase. »Falls Sie sich verirrt haben, möchte ich Sie höflich auffordern, dieses Privatgrundstück zu verlassen. Falls Sie vorsätzlich erschienen sind, würde ich gerne den Grund erfahren.«

Die junge Frau überlegte nicht lange und gab einen Schuss ins Blaue ab. »Mir ist zu Ohren gekommen, Grund und Boden stünden zum Verkauf«, sagte sie mit fester Stimme und wusste genau, dass ihr Äußeres nicht zu der Annahme beitrug, sie hätte die Taschen mit Dollars vollgestopft.

Entsprechend waren die Blicke des Hageren, der jedoch versuchte, mit einem halbherzigen Lächeln die Beweggründe seiner Musterung zu kaschieren. »Da kommen Sie geraume Zeit zu spät«, meinte er. »Nachdem die ursprünglichen Besitzer zahlungsunfähig waren, hat die Stadt das Grundstück zurückgekauft, konnte allerdings keinen Käufer finden und hat es zur Versteigerung freigegeben. Mein Partner«, er deutete auf den untersetzten Mann an seiner Seite, »und ich haben den Zuschlag erhalten. Und das für den Preis eines Taschengelds.«

»Wie viel?«, wollte Hannah Jackson wissen, während sich alles in ihr verkrampfte.

»Weniger als tausend Dollar. Es hat seine Vorteile, auf den günstigsten Zeitpunkt zu warten. Manchmal entgeht einem zwar ein gutes Geschäft, aber oftmals macht man einen überdurchschnittlich guten Handel...«

Für Hannah war es ein Schlag ins Gesicht. Darren und sie hatten annähernd fünftausend Dollar investiert, und nun war ihr Lebenstraum zu einem Dumpingpreis verhökert worden. »Bedauerlich«, sagte sie und unterdrückte ihren inneren Aufruhr. »In diesem Fall muss ich mich wohl nach einem anderen Objekt umsehen.«

Schon wollte sie ihr Pferd wenden und davonreiten, als der Mann mit der Hakennase sie zurückhielt. »Einen Augenblick noch, Ma'am!«, rief er ihr zu. »Ich möchte nicht aufdringlich sein, aber ihr Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor.«

Im ersten Moment erschrak Hannah Jackson. Hatte der Kerl ihr Konterfei auf einem Steckbrief gesehen? War es wiederum nur eine Frage der Zeit, bis ihr die Gesetzeshüter an den Fersen klebten?

Rasch fasste sie sich und schaute ihrem Gegenüber lächelnd in die Augen. »Es mag sein, dass Sie mich auf einer Festivität gesehen haben. Ich bin Sängerin und komme überall in New Mexico herum.«

Verstehend nickte der Mann. Seine Miene hellte sich auf. »Das erklärt natürlich einiges. Ich bin froh, Ihnen persönlich begegnet zu sein. Nicht allzu viele können von sich sagen, sich ungezwungen mit einer Berühmtheit unterhalten zu haben.«

Gespielt verlegen winkte Hannah ab. »Machen Sie sich nicht über mich lustig, bitte! Ich bin weder eine Berühmtheit, noch kann ich mit den Künstlern großer Bühnen mithalten. Ich möchte den Menschen einfach nur ein wenig Freude schenken.«

Ohne eine Antwort abzuwarten, gab sie ihrem Pferd die Sporen. Und je weiter sie die beiden Männer hinter sich ließ, desto mehr pochte ihr das Herz in der Brust. Es würde nicht lange dauern, bis ihr falsches Spiel durchschaut war. Und dann würde die Jagd auf sie beginnen.

Der Gesuchte war ganz in der Nähe! Lassiter konnte nicht erklären, woher er das wusste, doch sein Bauchgefühl hatte ihn nur selten getrogen.

Der Mann der Brigade Sieben ritt in einen Hain hinein und stieß bereits nach kurzer Zeit auf eine kleine Hütte. Er zügelte seinen Grauschimmel und unterzog die Umgebung einer eingehenden Betrachtung.

Die Spuren des Bankräubers führten geradewegs zu dem Unterschlupf, den ein Waldarbeiter errichtet haben mochte. Lassiter hoffte inständig, dass er nicht anwesend gewesen war, als Jeremy Pine aufgetaucht war.

Eine Leiche war nirgendwo zu entdecken, ebenso keine anderen Auffälligkeiten. Das aber bedeutete nichts. Die Präsenz von Pine war für Lassiter fast körperlich spürbar.

Lautlos stieg er aus dem Sattel, hielt sich hinter den Bäumen und Büschen und umrundete die Hütte. Als sein Blick auf ein rückwärtiges Fenster fiel, schallte ihm eine Stimme entgegen. »Ich weiß genau, wo du bist, Amigo! Und ich bin gespannt, wie du mich hier rausholen willst!«

Lassiter erstarrte noch in der Bewegung und zog seinen Remington. Aus verengten Lidern versuchte er, den Bankräuber in der Hütte zu erkennen. Der gab sich jedoch keine Blöße und verschanzte sich vermutlich neben oder unterhalb des Fensters. Er würde sein Versteck wie eine Festung nutzen und jeden Eindringling unweigerlich unter Feuer nehmen.

Angespannt ging Lassiter in die Hocke. Er konnte weder durch die Eingangstür noch durchs Fenster. Dies hätte wahrscheinlich seinen sofortigen Tod zur Folge gehabt. Aber es gab eine weitere Möglichkeit, die sein Gegner nicht beachtet haben mochte.

Einige Augenblicke noch wartete Lassiter, dann setzte er zum Spurt an. Mit einem Panthersatz brach er aus den Büschen hervor, warf sich zu Boden und rollte sich seitwärts, bis er auf Höhe der fensterlosen Wand der Hütte war. Sofort federte er wieder auf und nahm erneut Anlauf.

Krachend brach er durch die Holzwand, überschlug sich und schmetterte gegen einen morschen Schrank. Reflexhaft feuerte Pine, war jedoch derart überrascht, dass er nicht sorgfältig zielte.

Zweimal kurz hintereinander zog Lassiter den Stecher seines Remington durch, hörte ein ächzendes Stöhnen und den polternden Aufschlag eines Revolvers auf den Dielen. Als er sich aufrichtete, ging er langsam auf Jeremy Pine zu, der an der Hüttenwand neben dem Fenster herabgerutscht war und halb erschlafft auf dem Boden saß.

»Da hast du mich doch noch erwischt, du mieser Hundesohn«, krächzte er und tastete mit der Linken über das Einschussloch oberhalb seines Herzens. »Früher oder später musste es wohl so kommen...«

Lassiter ging neben dem tödlich Verwundeten in die Hocke, dem die zweite Kugel in den Bauch geschlagen war. Offenbar war die Leber verletzt worden, denn das austretende Blut färbte sich allmählich schwarz. »Du hast dich mit deinen Raubzügen nicht gerade zurückgehalten«, raunte der Mann der Brigade Sieben. »Erbeutet hast du kaum etwas, dafür eine Menge Unschuldiger auf dem Gewissen.«

»Soll mir das etwa leidtun?«, presste Pine hervor. »Für Billys Schicksal hat sich auch niemand interessiert!«

Lassiter zog die Brauen zusammen. »Billy?«, hakte er nach.

»Mein Sohn. Er ist schwer erkrankt, doch wir haben kein Geld für seine Medizin.« In Jeremy Pines Augen schimmerte es feucht. »Sie ist sehr teuer und muss irgendwo im Osten hergestellt werden.«

Es tat Lassiter in der Seele weh, diese Geschichte zu hören, dennoch sagte er: »Ein Unrecht rechtfertigt kein weiteres. Was deiner Familie widerfahren ist, ist schlimm, und ich bedaure es. Doch in deiner Verzweiflung hättest du trotzdem überdenken müssen, wie viel Leid du anderen Familien zufügst.«

Pine senkte den Kopf und nickte verhalten. Sein bevorstehender Tod schien ihn in die Wirklichkeit zurückzuholen. »Du hast recht«, stimmte er flüsternd zu. »Ich habe nur an den Schmerz gedacht, Billy zu verlieren und alle anderen Konsequenzen ausgeblendet. Es ist nur gerecht, dass ich für meine Taten bezahle...« Einmal noch bäumte er sich auf und sackte schließlich leblos zusammen.

Die Situation hinterließ bei Lassiter einen bitteren Beigeschmack, konnte er doch nicht umhin, Jeremy Pines Verhalten zu respektieren, statt es zu verdammen. Dieser Mann hatte aus väterlicher Liebe gehandelt und sich nicht anders zu helfen gewusst, als – vorsätzlich oder den Umständen geschuldet – Leben auszulöschen, um ein anderes Leben zu retten.

Nachdenklich verharrte Lassiter noch eine Weile in der Hocke, bis er die Hütte schließlich verließ und zu seinem Grauschimmel zurückkehrte. Im nächsten Ort wollte er ein Telegramm nach Washington absenden, um den Vollzug seiner Mission mitzuteilen. Danach würde er auf eine Bestätigung sowie weitere Anweisungen warten, wann und wo ihm neue Auftragsdokumente übergeben werden.

Kalter Rauch und der Geruch von Schweiß und billigem Schnaps erfüllten die Luft. Dieser Saloon war so ungefähr das letzte Drecksloch, das man in Medlin Place finden konnte. Aber er war genau der richtige Unterschlupf für jemanden, der mit dem Gesetz auf Kriegsfuß stand.

Hannah Jackson hatte schon eine Menge in sich hineingeschüttet und stierte mit verklärtem Blick auf die halbvolle Tequilaflasche vor ihrer Nase. Allmählich versetzte sich ihre Umgebung in kreisende Bewegung, sodass sie krampfhaft ihre Lider mehrmals zusammenpresste, um wieder einigermaßen klar zu werden. Doch ihre Bemühungen zahlten sich immer nur für wenige Sekunden aus, sodass sie mit dem letzten Rest ihres vernebelten Verstandes beschloss, kein weiteres Glas mehr zu nehmen.

Willard J. Habernathy!, ging es Hannah durch den Kopf. Es war immer wieder dieser Name, der ihr keine Ruhe ließ. In den vergangenen zwei Jahren hatte sie ihn wieder verdrängt, hatte sich nicht vorstellen können, dass ausgerechnet dieser angesehene Mann und steinreiche Rinderbaron hinter dem Tod ihres Gatten steckte. Doch in diesen Momenten kam es der jungen Frau so vor, als hätte ausgerechnet der Tequila dazu beigetragen, sie die Wahrheit sehen zu lassen.

Ihr Mann darren hatte immer nur vage Erklärungen abgegeben, für wen er arbeitete. Oftmals war dabei der Name Masterson gefallen. Und nur ein einziges Mal hatte Darren Jackson beiläufig erwähnt, dass Masterson für Habernathy arbeitete.

Dass das Spiel von vorneherein abgekartet gewesen war, daran hegte Hannah mittlerweile keinen Zweifel mehr. Und ihr herzensguter Mann war blauäugig in die Falle getappt und hatte für diesen Fehler mit dem Leben bezahlt.

Kochende Wut stieg in Hannah Jackson auf. Konnte man sich mit Geld wirklich von jeder Schandtat freikaufen? War es möglich, dass Geld einem die Macht über Recht und Gesetz verlieh?

Es waren immer nur wenige, die an den Schaltern der Macht saßen. Willard J. Habernathy war einer von ihnen. Alle anderen, die hart für ihren Unterhalt arbeiten mussten, waren lediglich willige Marionetten, denen man nach Gutdünken die Fäden kappen konnte.

Mit einem wuchtigen Streich fegte die Frau die Tequilaflasche vom Tisch. Scheppernd zerbarst sie auf den Holzdielen.

»Hey, Lady!«, hallte es vom Tresen her. »Randale dulde ich hier nicht! Und die Flasche werden Sie bezahlen, ob Sie sie ausgetrunken haben oder nicht!«

Wütend fuhr Hannah in die Höhe und kippte dabei ihren Stuhl um. »Seht ihr denn nicht, was in diesem Land geschieht?«, lallte sie aufgebracht. »Habernathy hat alle im Sack! Jeder tanzt nach seiner Pfeife! Aber davon habe ich die Schnauze voll! Dieses Arschloch wird mich noch kennenlernen!« Sie torkelte zur Theke, fingerte unbeholfen einige Dollarnoten aus ihrer Hosentasche und bezahlte die Tequilaflasche. Dann wankte sie zum Ausgang, ließ einige deftige Kommentare über den Rinderbaron vom Stapel und stieß durch die Schwingtüren hinaus auf den Sidewalk.

Viel zu spät bemerkte sie, dass sie den Saloon nicht allein verlassen hatte. Plötzlich wurde sie seitlich gepackt und in eine Gasse hineingezogen. Ihr wütendes Schimpfen verebbte unter zwei kräftigen Ohrschellen. Dann wurde Hannah zu Boden gestoßen und fand sich in einer Anhäufung von Unrat, verdorbenen Essensresten und Fäkalien wieder.

»Du bist ganz schön vorlaut, kleine Lady!«, ätzte eine raue Stimme. »Unser Boss hat es nicht so gerne, wenn man ihn in der Öffentlichkeit beschimpft!«

»Euer Boss ist eine schmierige Schabe!«, stieß Hannah Jackson aus, versuchte, auf die Füße zu kommen, glitt aber immer wieder aus und landete auf ihrem Hintern. Verstört richtete sie ihren Blick auf die drei Kerle, die sich im Halbrund vor ihr aufgebaut hatten, und begann plötzlich meckernd zu lachen. »Ihr seht so lächerlich aus! Kommt zu dritt, um ein kleines Mädchen zu verprügeln!«

»Ach ja?«, meinte der Sprecher der Gruppe. »Du findest uns komisch? Wir bringen dich zum Lachen?« Kurz drehte er sich seinen Kumpanen zu, um dann wieder auf Hannah zu starren. Seine Fäuste ballten sich. »Mal schauen, ob du gleich immer noch lachen kannst, Miststück!«

Irgendetwas traf Hannah Jackson hart im Gesicht. Sie war nicht mehr so weit bei Sinnen, dass sie erkennen konnte, was es war. Und dann häuften sich die Schläge, bis sie herumgewirbelt und fortgeschleudert wurde.

»Lass dir das eine Lehre sein!«, hallte es an ihre Ohren. »Beim nächsten Mal gehen wir nicht so freundlich mit dir um, Schlampe!«

Lang legte sich Hannah hin und streckte sich. Ihr ganzer Körper tat weh, doch durch den Alkohol spürte sie die Schmerzen nur oberflächlich. Dafür hatte sie einen beißenden Geruch in der Nase, der von menschlichen und tierischen Ausscheidungen stammen mochte. Doch sie besaß nicht mehr die Kraft, sich daraus zu erheben. Ihr Bewusstsein dämmerte dahin, und schließlich fiel sie in tiefen Schlaf.

Das Örtchen hieß Maypens und lag nahe der texanischen Grenze. Rasch hatte Lassiter das Telegrafenamt gefunden und seine Nachricht an die Brigade Sieben aufgegeben. Erfahrungsgemäß würde es mehrere Stunden bis hin zu einem Tag dauern, bis eine Rückmeldung kam. Wertvolle Zeit, die Lassiter nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte.

Auf dem Rücken seines Grauschimmels trottete er die Mainstreet entlang. Da allmählich die Dunkelheit einsetzte, war es ratsam, eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Während sich der Brigade-Agent rechts und links seines Weges nach einer Unterkunft umschaute, wurde er mit einem Mal auf einen rötlichen Lichtschein aufmerksam, der im Halbdunkel aus einer Seitengasse strahlte.

Lassiter lenkte sein Pferd in die schmale Straße und auf den Eingang eines Gebäudes zu, in dessen Fenstern rotes Licht loderte, als hätte sich dahinter ein feuriger Abgrund aufgetan. Und als er vor dem Eingang stehenblieb, musste er beim Betrachten des großen Schildes über der Pforte unwillkürlich schmunzeln.

»HELLo«, las er amüsiert. Die Kombination aus einem Gruß und dem Wort »Hölle« gefiel ihm und konnte alles Mögliche im Hinblick darauf bedeuten, was ihn im Innern erwartete.

Er stieg aus dem Sattel und leinte sein Reittier am Hitchrack neben anderen Pferden an. Dann trat er durch einen Vorhang und fand sich vor einer zweiflügeligen Tür wieder. Kaum hatte er angeklopft, öffnete ihm eine stämmige Blondine die Tür. Sie war aufreizend gekleidet und geschminkt. Die vielen überschüssigen Pfunde standen ihr gut zu Gesicht, wobei Lassiter hoffte, dass nicht alle Ladys in diesem Etablissement mit übermäßig viel Hüftspeck gesegnet waren.