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Der erste Fausthieb traf Lassiter mit der Wucht eines Schmiedehammers in die Magengrube, der zweite wollte sein Kinn zertrümmern. Würgend und gleichzeitig nach Luft schnappend krachte er zu Boden, blieb verkrümmt liegen und grub seine Lippen in den Staub. Zwei der drei Umstehenden lachten. Einer schlug sich vor Schadenfreude auf die Schenkel.
"Haltet das Maul!", donnerte Ausbilder Scott Beaver. "Im Gegensatz zu euch hat Lassiter Mumm bewiesen! Wer es ihm gleichtun möchte, soll vortreten!"
Er beugte sich zu dem großen Mann hinab und half ihm auf die Füße. Lassiter blickte ihn finster an und spuckte Sand. "Sie haben zugeschlagen, als wäre ich Ihr Feind", röchelte er.
In Beavers Miene zeigte sich keine Regung. "Von einem Gegner haben Sie keine Gnade zu erwarten", sagte er. "Wenn Sie zögern, sind Sie tot!"
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Seitenzahl: 123
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Rekruten der BRIGADE SIEBEN
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Impressum
Rekruten der BRIGADE SIEBEN
Band 1 eines Zweiteilers von Des Romero
Der erste Fausthieb traf Lassiter mit der Wucht eines Schmiedehammers in die Magengrube, der zweite wollte sein Kinn zertrümmern. Würgend und gleichzeitig nach Luft schnappend krachte er zu Boden, blieb verkrümmt liegen und grub seine Lippen in den Staub. Zwei der drei Umstehenden lachten. Einer schlug sich vor Schadenfreude auf die Schenkel.
»Haltet das Maul!«, donnerte Ausbilder Scott Beaver. »Im Gegensatz zu euch hat Lassiter Mumm bewiesen! Wer es ihm gleichtun möchte, soll vortreten!«
Er beugte sich zu dem großen Mann hinab und half ihm auf die Füße. Lassiter blickte ihn finster an und spuckte Sand. »Sie haben zugeschlagen, als wäre ich Ihr Feind«, röchelte er.
In Beavers Miene zeigte sich keine Regung. »Von einem Gegner haben Sie keine Gnade zu erwarten«, sagte er. »Wenn Sie zögern, sind Sie tot!«
Zwölf Tage zuvor
Die Weite der Prärie von New Mexico war ein einziger Glutofen. Die Kleidung klebte Lassiter am Leib wie eine zweite Haut. Unbarmherzig brannte die Sonne vom Himmel herab.
Seit den Ereignissen in Mexiko um die Banditenanführerin La Roja waren erst wenige Tage vergangen. Lassiter war enorm gefordert worden, hatte aber von seinem Mentor Milton Huxley erstmals von der Brigade Sieben erfahren. Huxley war ein Agent dieser geheimen Organisation und ein Vorbild, dem Lassiter nur allzu gern nacheifern wollte. Allzu rasch waren die Gedanken an eine eigene Ranch in den Hintergrund gerückt.
Nur nebenbei hatte Milton Huxley erwähnt, dass die Auswahl der Rekruten für die Brigade Sieben in diesem Teil des Landes Gouverneur Marsh Giddings unterlag. Nur deshalb hatte sich Lassiter auf den Weg nach New Mexico gemacht, um persönlich beim Gouverneur vorstellig zu werden. Der Name Milton Huxley sollte ihm als Empfehlung dienen.
Huxley hatte Lassiter nicht zu dieser Entscheidung gedrängt oder gar versucht, sie ihm in irgendeiner Weise schmackhaft zu machen. Es war lediglich ein Vorschlag gewesen. Und Lassiter hatte mit der Möglichkeit, Teil des Justizsystems der Vereinigten Staaten zu werden, stets geliebäugelt. Vor allem auch deshalb, weil er jahrelang als Outlaw gegolten hatte, zumindest für die Wells Fargo Company.
Es waren bittere Erinnerungen an eine Zeit, in der er mit einem Freund ein Fuhrunternehmen hatte eröffnen wollen, von der Wells Fargo aber daran gehindert worden war. Und zu allem Überfluss hatte die Transportgesellschaft noch einen Bluthund mit dem passenden Namen Sidney Blood auf ihn angesetzt.
Welche Chance war besser geeignet, um zu zeigen, dass er, Lassiter, ein Mensch mit hohem Gerechtigkeitsanspruch war, als nun Mitglied der Brigade Sieben zu werden und landesweit für Recht und Ordnung zu sorgen?
Etwa dreißig Meilen waren es noch bis Santa Fé, der Hauptstadt des von Verbrechen heimgesuchten Staates New Mexico. Wie der Kontakt zum Gouverneur stattfinden sollte, war Lassiter noch nicht klar. Den Mann konnte man nicht einfach aufsuchen wie den Fahrkartenverkäufer in einem Bahnhof. Es würde gewisse Hürden geben. Dennoch war er überzeugt, dass sich eine Möglichkeit ergeben würde. Andernfalls hätte ihn Huxley nicht auf Marsh Giddings aufmerksam gemacht.
Während Lassiter noch mit allerlei Gedanken beschäftigt war und seinen Braunen über die sonnengehärtete Prärie traben ließ, erscholl plötzlich ein Ruf. Anfangs war nicht auszumachen, woher er gekommen war, da die umliegenden Felsen das Echo in alle Richtungen reflektierten, doch dann tauchte hinter dem rotbraunen Gestein eine Gestalt auf und bewegte sich auf Lassiter zu.
Der Fremde trug einen Strohhut und torkelte ein wenig, als hätte er seit geraumer Zeit weder zu essen noch zu trinken bekommen. Lassiter entging jedoch nicht, dass der Mann gut bewaffnet war und trotz seiner Schwäche nicht ungefährlich erschien.
»Helfen Sie mir, Mister!«, stieß der Fremde aus und winkte mit beiden Händen. »Zwanzig Meilen südlich ist mir mein Pferd verreckt. Ohne Hilfe schaffe ich es nicht bis in den nächsten Ort.«
Lassiter griff nach seiner Wasserflasche und bedeutete dem Fremden, näher heranzukommen. »Stärken Sie sich«, sagte er. »Ich habe auch noch Brot und Dörrfleisch im Gepäck.«
Der sichtlich mitgenommene Mann wankte heran, bis er nur noch zwei Mannslängen von Lassiter entfernt war. »Das werde ich Ihnen nie vergessen!«, ließ er verlauten. »Es ist ein Zeichen Gottes, dass Sie mir über den Weg gelaufen sind!«
Irgendetwas am Tonfall des Unbekannten stieß Lassiter auf. Und während er seinen Blick auf den Revolvergurt seines Gesprächspartners richtete, der mit einem Straight-Draw- und einem Cross-Draw-Holster ausgestattet war, überschlugen sich die Ereignisse.
Blitzschnell zog der vermeintlich ausgemergelte Kerl einen Colt Walker. Die Waffe war ein viereinhalb Pfund schwerer Perkussionsrevolver Kaliber 36. Lassiter erkannte es auf den ersten Blick. Die Konföderierten hatten ihn neben dem Colt Navy im Bürgerkrieg verwendet.
»Her mit deinem Gaul!«, versetzte der Fremde barsch. »Glaub mir, ich habe kein Problem damit, dich einfach abzuknallen! In dieser Wüste wird man dich sowieso erst finden, wenn die Geier dich bis auf die Knochen abgenagt haben!«
Innerlich versteinerte Lassiter. In seiner Rechten hielt er die Wasserflasche und würde niemals genug Zeit haben, sie fallenzulassen und nach seinem Remington zu greifen. Er war diesem Banditen ausgeliefert, wollte sich aber nicht mit seinem Schicksal abfinden.
Die Bedrohung durch den Colt Walker konnte er aber nicht ignorieren. Er wurde nicht umsonst Pferde-Revolver genannt, da er die Wucht und Durchschlagskraft hatte, ein Pferd auf der Stelle zu töten. So hatte Samuel Colt ihn auf Nachfrage eines Südstaaten-Offiziers konstruiert.
»Ich will keinen Ärger«, sagte Lassiter und versuchte, Zeit zu schinden.
Sein Gegenüber grinste nur. »Dann steig aus dem Sattel und geh zur Seite! Wir werden das nicht weiter diskutieren! Tu es oder stirb!«
Lassiter schaute in die Mündung des schweren Colts und ließ seinen Blick auch über die Trommel gleiten. Er hätte der Aufforderung Folge leisten und versuchen können, zu Fuß nach Santa Fé zu gelangen, doch er klammerte sich an eine vage Hoffnung und erwiderte: »Tut mir leid! Das kann ich nicht tun.«
Ohne weitere Warnung drückte der Fremde ab. Und es geschah etwas, von dem Lassiter bisher nur gehört, es aber niemals selbst erlebt hatte.
Der Hammer des Walker-Colts schlug auf das Zündhütchen der Trommel. Die Quecksilbermischung explodierte, griff jedoch auf die anderen Trommelkammern über und sorgte für eine flammende Detonation. Der Colt barst auseinander und spickte seinen Träger mit Eisensplittern.
Schreiend stürzte der Mann zurück und krachte haltlos auf den Boden. Zahllose Wunden taten sich in seinem Gesicht auf, und sein blassgraues Hemd tränkte sich mit Blut.
Ohne Eile stieg Lassiter aus dem Sattel, stapfte auf den Verletzten zu und kniete sich neben ihn. »Du hättest die Kammern der Trommel einfetten sollen, dann wäre das nicht passiert«, sagte er rau. »Aber der Rat kommt für dich wohl ein wenig zu spät...«
»Fahr zur Hölle!«, röchelte der Bandit, tat noch einen tiefen Atemzug und verstarb.
Wohin der Mann unterwegs gewesen war, würde Lassiter niemals erfahren. Er ging zurück zu seinem Braunen und saß auf. Es würde früher Abend werden, bis er in Santa Fé eintraf.
✰
Die Stadt war entlang der Hausfassaden und quer über die Mainstreet mit bunten Girlanden geschmückt. Von weither tönte das Spiel einer Kapelle.
Lassiter war angetan von den festlichen Aktivitäten und ließ seinen Brauen überaus vorsichtig die Mainstreet entlangtraben, um keinen der Feiernden anzustoßen oder versehentlich niederzureiten. Immer wieder kreuzten Erwachsene und Kinder die Straße, um aus nächster Nähe einem Umzug beizuwohnen, der in einer geordneten Viererreihe voranschritt.
Und es begab sich einer jener Zufälle, wie sie sich nur im wahren Leben ereignen. Gebannt starrte Lassiter auf ein Plakat, das eine Rede von Gouverneur Marsh Giddings ankündigte.
Das war die Chance, die Lassiter sich erhofft hatte. In dem allgemeinen Trubel würde es ihm sicherlich leichtfallen, in die Nähe des Mannes zu gelangen. Außerhalb der Feierlichkeiten wäre sein Vorhaben problematischer gewesen, und Lassiter hätte erst einmal herausfinden müssen, wo der Politiker anzutreffen war. Geschweige denn die Möglichkeit, überhaupt mit ihm in Kontakt zu treten.
Gemächlich schob sich Lassiter durch die Menschenmassen, bis er den Marktplatz von Santa Fé erreichte, von seinem Pferd stieg und es am Zügel neben sich herführte.
Unmittelbar vor einer Bank war ein Podest mit einem Pult aufgebaut. Männer in dunklen Anzügen standen umher und hielten die Menge wachsam im Auge. Es mochten Pinkerton-Agenten sein, die die Sicherheit von Giddings gewährleisten sollten.
»Verzeihen Sie«, sprach Lassiter einen Passanten an. »Können Sie mir den Grund der Feier nennen?«
Fast schon entrüstet, schaute der Bowlerträger zu Lassiter in die Höhe. »Natürlich kann ich das!«, stieß er aus. »Sie sind wohl nicht aus der Gegend. Es ist ein Tag zu Ehren des Heiligen Franziskus!«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, musste Lassiter zugeben.
»La Villa real de la Santa Fé de San Francisco de Asis!«, folgte prompt die Antwort. »Die königliche Stadt des heiligen Glaubens des heiligen Franziskus von Assisi!«
Lassiter hob eine Braue. »Wahrscheinlich kann man einen Zweig werfen und trifft in dieser Gegend immer einen heiligen Ort.«
»Machen Sie sich nicht über unsere Vergangenheit lustig! Dies ist ein Ehrenfest!«
Das sah Lassiter ein und bedauerte, den Mann provoziert zu haben. Doch er hatte eine weitere Frage. »Gouverneur Marsh Giddings soll sprechen, wie ich einem Plakat entnommen habe. Können Sie mir sagen, wann er vor Ort ist?«
Der Gefragte überlegte kurz und meinte schließlich: »Einen genauen Zeitpunkt kann ich Ihnen nicht nennen. Eine oder zwei Stunden werden Sie sich wohl noch gedulden müssen.«
Allmählich wurde es dunkel. Fackeln wurden entzündet, die den Marktplatz und vor allem das Podest erleuchteten. Und es dauerte bei Weitem nicht so lange, wie der Passant in Aussicht gestellt hatte. Bereits nach einer halben Stunde bildeten die vermeintlichen Pinkerton-Männer eine Gasse, in der Giddings zum Rednerpult geführt wurde.
Geduldig hörte sich Lassiter an, was der Gouverneur zu sagen hatte. Es ging um Tradition und Brauchtum, aber auch um die wuchernde Kriminalität im Territorium New Mexico. Giddings beschwor eine neue Art von Behörde herauf, die den Sumpf des Verbrechens trockenlegen und mit äußerster Härte vorgehen würde. Was genau er damit meinte, ging aus seinen überschwänglichen Worten nicht hervor, doch Lassiter war sicher, dass er von nichts anderem als der Brigade Sieben redete.
Die Geheimorganisation aus Washington war bereits seit Jahren etabliert, operierte jedoch außerhalb des Gesetzes. Schutz gab es für die Agenten nicht. Selbst wenn einer von ihnen verhaftet werden würde und sich auf seine Auftraggeber berief, würde die Regierung jegliche Beteiligung leugnen.
Allzu lange zog sich die Rede des Gouverneurs nicht mehr hin. Und als er geendet hatte und sich durch den Korridor seiner Leibwächter entfernen wollte, setzte Lassiter zum Lauf an. »Gouverneur Giddings!«, rief er lautstark. »Ich muss dringend mit Ihnen reden!«
Forsch schob er sich durch die Menge und heftete sich an die Fersen des Gouverneurs. Doch sofort stellten sich ihm mehrere Männer entgegen. Die ersten, die nach ihm griffen, konnte Lassiter überwinden, doch dann erhielt er einen Faustschlag mitten ins Gesicht und taumelte zurück.
Augenblicklich war er von drei schwarzgekleideten Männern umringt, die ihn in unbarmherzigem Würgegriff hielten und ihn entwaffneten. »Mach bloß keine Sperenzchen, Freundchen!«, raunte ihm einer zu. »Typen von deiner Sorte verspeisen wir zum Frühstück.«
Nur kurz drehte sich Gouverneur Marsh Giddings um, setzte dann aber seinen Weg fort. Mehrmals noch rief Lassiter nach ihm, doch es erfolgte keine Reaktion mehr. Stattdessen wurde er davongezerrt und im Sheriff's Office abgeliefert.
»Steck ihn bis morgen früh in eine Zelle, Joe!«, sagte einer der mutmaßlichen Pinkerton-Männer zu dem Sternträger. »Bis dahin sollte er sich wieder beruhigt haben.«
✰
Lassiter erwachte noch vor dem ersten Hahnenschrei und fühlte sich wie gerädert. Die Pritsche, auf der er die Nacht verbracht hatte, war hart und roch nach Schweiß und anderen Ausdünstungen. Nur seine bleierne Müdigkeit hatte ihn überhaupt irgendwann einige wenige Stunden Schlaf finden lassen.
Der große Mann in den Mittzwanzigern richtete sich auf, reckte sich und hockte sich auf die Kante seiner Schlafstatt. Sein Vorhaben war gründlich schiefgegangen, und er bezweifelte, erneut eine Gelegenheit wie am gestrigen Abend zu bekommen. Seine Eintrittskarte zur Brigade Sieben hatte sich in Rauch aufgelöst.
Während Lassiter ungeduldig auf seine Entlassung wartete, wurde er Zeuge eines Gesprächs, von dem er allerdings durch die geschlossene Zwischentür zum Zellentrakt kaum etwas mitbekam. Als sich die Tür jedoch plötzlich öffnete und der Sheriff in Begleitung eines aristokratisch anmutenden Mannes erschien, wurde ihm klar, dass das Gespräch seine Person zum Inhalt gehabt hatte.
Der Mann, der in einen edlen Gehrock gehüllt war und gleich einem englischen Lord einen Zylinder auf dem Kopf trug, trat an Lassiters Zelle heran. Mit der Rechten umschloss er einen der Gitterstäbe und setzte ein mildes Lächeln auf. »Mein Name ist Gordon Sweeney«, begann er. »Der Gouverneur bedauert zutiefst das harsche Vorgehen seiner Leibgarde. Marsh Giddings ist ein Mann des Volkes und dient ihm mit Leidenschaft. Gerade deswegen möchte er nicht, dass ein falscher Eindruck bezüglich seiner Person entsteht. Wenn Sie erlauben, Mister...«
»Lassiter! Mein Name ist Lassiter!«
»Wenn Sie also erlauben, Mr. Lassiter, würde der Gouverneur Sie gerne zu einem persönlichen Gespräch einladen. Meine Kutsche steht gleich vor dem Sheriff's Office. Sie brauchen nur noch einzusteigen.«
Das Angebot kam derart überraschend, dass Lassiter seine Verwunderung nicht im Zaum halten konnte. »Das... das wäre großartig!«, stotterte er. »Ich habe ein, nun ja, sagen wir mal berechtigtes Anliegen, mit Giddings zu reden.«
Der Sheriff schloss die Zelle auf. »Fallen Sie dem Gouverneur nicht gleich um den Hals«, gab der Gesetzeshüter ihm mit auf den Weg. »Ich nehme an, Sie wollen sich nicht auf einen längeren Aufenthalt in meiner bescheidenen Hütte einrichten.«
Lassiter sammelte seinen Braunen ein und folgte Sweeneys Zweispänner. Sie legten einige Meilen zurück, ehe sie ein bescheidenes Anwesen erreichten, das im Stil der spanischen Eroberer gehalten war und den Charme vergangener Jahrhunderte versprühte.
Gordon Sweeney gebot Lassiter, ihm zu folgen. Noch ehe sie beim Haupteingang ankamen, wurden sie von einem Livrierten empfangen, der den Zylinderträger geradezu unterwürfig begrüßte.
Es ging durch eine Vorhalle, eine gewundene Steintreppe hinauf und anschließend zu einem Zimmer, das ganz am Ende eines Korridors lag. »Das Arbeitszimmer von Gouverneur Giddings«, erklärte Sweeney und klopfte an. Auf einen Zuruf hin stieß er die doppelflügelige Tür auf und trat zwei Schritte vor.
»Haben Sie den Mann gefunden, den man gestern ins Gefängnis gebracht hat?«, erkundigte sich Giddings und erhob sich hinter einem ausladenden Schreibtisch. Den Federkiel, den er in der Hand hielt, steckte er zurück in ein Tintenfässchen.
»Der Mann trägt den Namen Lassiter«, berichtete Gordon Sweeney und lüftete seinen Zylinder. »Wir hatten leider keine Gelegenheit, uns während der Reise zu unterhalten, da er es vorzog, auf seinem Pferd zu reiten.«
»Gut, gut«, erwiderte der Gouverneur. »Danke für Ihre Hilfe. Sie können uns jetzt alleine lassen.«
Nachdem sich die Türen hinter Sweeney geschlossen hatten, bot der Gouverneur Lassiter einen Sitzplatz an. »Machen Sie es sich bequem«, sagte er und ging hinüber zu einem Sekretär. »Darf ich Ihnen einen Cognac anbieten? Er kommt direkt aus Frankreich.«
»Sehr freundlich von Ihnen«, entgegnete Lassiter, »aber vielleicht haben Sie auch einen Whisky?«