Lassiter 2683 - Des Romero - E-Book

Lassiter 2683 E-Book

Des Romero

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Beschreibung

Eine unheimliche Stille hatte sich über die Szenerie gelegt. Minutenlang starrte Clint Baron, Vorarbeiter der "Wesker Mining Corporation", auf den dunklen Schacht, in dem zehn seiner Arbeiter verschwunden waren, um Sprengladungen anzubringen. Der Fels glich dem Rachen eines Ungetüms, das jeden verschlingen wollte.
"Warum dauert das so lange?", schnauzte Troy Wesker, Eigentümer des Unternehmens. "Die Drahtleitungen sind verlegt! Ich will, dass das Ding endlich in die Luft geht!"
Die Arbeiter kamen aus dem Schacht hervor und rannten wie besessen. Für Wesker aber waren sie nur entbehrliche Nummern auf einer Liste von Männern, die jederzeit ersetzt werden konnten.
"Hochjagen!", forderte der Unternehmer. Und als sein Vorarbeiter nicht auf der Stelle reagierte, betätigte er selbst den Auslöser.


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Inhalt

Cover

Im Angesicht des Todes

Vorschau

Impressum

Im Angesicht des Todes

von Des Romero

Eine unheimliche Stille hatte sich über die Szenerie gelegt. Minutenlang starrte Clint Baron, Vorarbeiter der »Wesker Mining Corporation«, auf den dunklen Schacht, in dem zehn seiner Arbeiter verschwunden waren, um Sprengladungen anzubringen. Der Fels glich dem Rachen eines Ungetüms, das jeden verschlingen wollte.

»Warum dauert das so lange?«, schnauzte Troy Wesker, Eigentümer des Unternehmens. »Die Drahtleitungen sind verlegt! Ich will, dass das Ding endlich in die Luft geht!«

Die Arbeiter kamen aus dem Schacht hervor und rannten wie besessen. Für Wesker aber waren sie nur entbehrliche Nummern auf einer Liste von Männern, die jederzeit ersetzt werden konnten.

»Hochjagen!«, forderte der Unternehmer. Und als sein Vorarbeiter nicht auf der Stelle reagierte, betätigte er selbst den Auslöser.

Dumpfes Grollen klang auf. Gleich darauf spritzte der Fels auseinander wie unter der Faust eines Titanen. Die Druckwelle der Explosion jagte über das Land hinweg und erfasste alle zehn Arbeiter, die kurz zuvor noch versucht hatten, sich in Sicherheit zu bringen. Ihre Körper wurden durch wirbelnde Gesteinsbrocken zerfetzt und umhergeschleudert, als wären es Puppen einer Theateraufführung, deren Fäden man durchschnitten hatte.

Mit offenem Mund und Schrecken im Gesicht stand Clint Baron da und war sekundenlang nicht in der Lage, auch nur ein einziges Wort zu sagen. Dann aber wirbelte er zur Seite und schrie seinen Arbeitgeber an. »Was haben Sie getan? Eine halbe Minute nur, und alle wären in Sicherheit gewesen! Sie haben ohne jeden Grund Menschenleben geopfert!«

Wesker nahm seinen Hut ab und fächelte sich frische Luft zu. »Scheißen Sie sich gerade in die Hose?«, fragte er ruhig und gelassen. »Wenn Ihnen ein Ameisenhaufen im Weg steht, schaffen Sie den Hügel doch auch nicht aus dem Weg, weil Ihnen so viel am Überleben der Insektenpopulation liegt.«

»Menschen sind keine Tiere!«, versetzte Baron. »Ihr Geschäft hätte nicht gelitten, hätten Sie noch einige Sekunden gewartet!«

»Idiot!«, platzte es aus Troy Wesker heraus. »Was wissen Sie schon von meinen Geschäften? Ich gebe Ihnen gar nicht genug Informationen, als dass Sie sich ein Urteil darüber erlauben könnten! Der einzige Grund, weshalb Sie auf dieser Baustelle sind, ist der, dass Sie genau das tun, was ich von Ihnen verlange! Ich gebe Ihnen jede Rückendeckung, die Sie brauchen, aber versuchen Sie niemals mehr, mir ein Bein zu stellen!«

»Hilfe!«, kam es röchelnd aus der Entfernung. Ein Mann, der durch die Explosion verstümmelt worden war, hob seine Hand, um auf sich aufmerksam zu machen.

Auf der Stelle eilte Clint Baron zu ihm und kniete sich neben ihn. Tränen standen in seinen Augen, als er seinen verkrüppelten Arbeiter sah. »Wir kümmern uns um dich«, sagte er. »Ich werde einen Arzt holen lassen, der dich wieder zusammenflickt.«

Unverhofft kam auch Troy Wesker heran und stellte sich bedrohlich vor dem Verletzten auf. »Ein Arzt?«, blaffte er verständnislos. »Soll ich den etwa bezahlen?«

Baron schaute ihn in einer Mischung aus Hilflosigkeit und Verachtung an. »Wollen Sie ihn verrecken lassen?«, presste er hervor. »Der Mann hat Frau und Kinder! Die Fetzen, die von seinen Beinen übriggeblieben sind, müssen behandelt werden. Er ist ein Experte für Sprengungen. Ich kann nicht auf ihn verzichten!«

Wesker zog seinen Revolver aus dem Holster, richtete ihn auf den schrecklich Verwundeten und drückte ab. Die Kugel durchschlug seinen Schädel und verteilte Blut und Hirnmasse auf dem staubigen Untergrund.

»Sie Wahnsinniger!«, kreischte Clint Baron und wusste gar nicht mehr, wohin er schauen sollte. Schließlich blieben seine Augen an Weskers Blick haften, der ihn lediglich kalt betrachtete. Tonlos hauchte Baron: »Das lasse ich nicht zu. Dafür werden Sie bezahlen, Wesker!«

Ein weiterer Schuss hallte über die Ebene. Baron sackte zusammen und fiel aus der Hocke auf den Boden. Hinter seinem Kopf bildete sich eine Blutpfütze.

»Ich brauche einen neuen Vorarbeiter!«, gellte Troy Weskers Stimme. »Es gibt doppelten Lohn und andere Vergünstigungen!«

Niemand weinte Clint Baron eine Träne nach. Hände reckten sich in die Höhe, die seinen Job übernehmen wollten. Ob es verzweifelte Männer waren, die nur ihre Familien ernähren wollten, oder solche, denen es ein Anliegen war, andere zu kommandieren, ließ sich nicht feststellen. Und Troy Wesker war es ohnehin gleichgültig. Er wollte Leute, die taten, was er befahl. Überall in Texas würde er den einen Mann finden, der ebenso menschenverachtend und kaltblütig war wie er selbst. Und das nur für ein paar Dollar mehr.

Es war ein gottverdammter langer und heißer Tag gewesen. Lassiter spürte, wie sich der Schweiß in seiner Kleidung gesammelt hatte und als übler Geruch in seine Nase stieg, als er in Mansfield Halt machte, um sich die neusten Unterlagen für seine Mission bei einem Notar zu holen.

Garreth Foulbrink – diesen Namen las er von dem Telegramm ab, das man ihm aus Washington zugeschickt hatte. Der Mann schien eine Kanzlei zu führen und würde nicht schwer zu finden sein. Und tatsächlich erwischte Lassiter den Notar, als er kurz davor war, sein Büro abzuschließen.

»Mr. Foulbrink?«, fragte Lassiter, zügelte seinen Grauschimmel und stellte sich vor.

Der Angesprochene zuckte zusammen, drehte sich mit dem Rücken zur Tür und wischte sich eine verschwitzte Strähne seines schütteren Haares aus der Stirn. »Lassiter...«, sagte er gehetzt. »Ja, ich habe Unterlagen für Sie. Mir wäre es jedoch lieb, wenn Sie sich morgen bei mir melden würden. Mein Tag in der Kanzlei ist beendet.«

Der Mann der Brigade Sieben stieg aus dem Sattel, hakte die Daumen in seinen Patronengurt und baute sich vor Foulbrink auf. »Ich hatte nicht vor, Ihnen wertvolle Zeit zu stehlen«, sagte er. »Wenn Sie fünf Minuten für mein Anliegen erübrigen könnten, wäre ich Ihnen äußerst dankbar.«

Der Notar setzte ein ängstliches Lächeln auf. »Wie gesagt, ich habe...«

Lassiter unterbrach. »Ich habe verstanden, was Sie mir sagen wollten. Aber auch ich kann mir die Zeit nicht aus den Rippen schneiden. Es wäre demnach äußerst freundlich von Ihnen, wenn Sie mir die Dokumente übergeben, damit ich meinen Job ausführen kann.«

Das schien zu wirken. Foulbrink öffnete die Tür zu seiner Kanzlei und bat Lassiter schüchtern, einzutreten. Hinter seinem ungebetenen Besucher drückte er die Tür ins Schloss und drehte den Schlüssel herum. »Ich muss vorsichtig sein«, sagte der untersetzte Mann wie zur Erklärung. »Es gibt eine Menge Klienten, die sich nicht um Öffnungszeiten scheren.«

Lassiter hob eine Braue. »Ich dachte, Klienten bringen Ihnen Geld in die Börse. Aber ich bin ein einfacher Mann und verstehe womöglich nicht die Hintergründe.«

Garreth Foulbrink lachte scheu auf. »Es ist nicht so, wie Sie denken, Mr. Lassiter«, sagte er lapidar und versuchte, nach außen hin seriös zu wirken. »Eine Menge meiner Zeit verbringe ich damit, Leuten zu erklären, dass ich gar nicht für sie zuständig bin. Die überfallen mich regelrecht und sind der Meinung, dass ein Notar eine Art Sheriff ist.«

»Ich fühle mit Ihnen«, erwiderte Lassiter. »Jetzt aber möchte ich meine Unterlagen haben.«

Ein Augenlid des Notars zuckte nervös, dann huschte er zu einem Aktenschrank, öffnete umständlich ein Schloss und schob die Rolladenabdeckung nach oben. Er holte eine Ledermappe hervor, öffnete den schmalen Gurt darum und holte einige Blätter hervor. »Das brachte mir ein Kurier vor zwei Tagen«, sagte der untersetzte Mann und reichte Lassiter die Dokumente. Gleich darauf huschte ein verwegenes Lächeln über seine Züge. »Man kommt sich vor wie ein Spion. Der Hauch des Abenteuers liegt in der Luft. Alles ist geheimnisvoll und mysteriös. Diese Herren in Washington suchen sich ganz genau aus, mit wem sie zusammenarbeiten.«

»Da bin ich ganz sicher«, erwiderte Lassiter, rollte die Blätter ein und ließ sie in der Innentasche seiner Langjacke verschwinden. »Vor Fehlern sind aber auch sie nicht gefeit.«

Foulbrink stutzte. »Sie meinen, ich könnte als Kollaborateur einer geheimen Organisation auffliegen?«

»Sie brauchen sich nicht zu sorgen«, erklärte Lassiter geduldig. »Ein Abenteurer wie Sie kommt mit Schnüfflern ganz bestimmt klar.«

Listig wanderten die Augen des Notars von links nach rechts, wieder zurück und richteten sich schließlich erneut auf seinen Gesprächspartner. »In meinem Innern schlummert ein Hasardeur«, ließ Garreth Foulbrink den Brigade-Agenten wissen und schaute sich aufs Neue um, als wollte er ungebetene Zuhörer ausfindig machen. »Normalerweise beschäftige ich mich nur mit Akten und Gesetzesparagrafen, aber mir fehlt die Konfrontation Mann gegen Mann, falls Sie verstehen, was ich meine...«

Im Nu hatte Lassiter seinen Remington in der Faust, spannte den Abzug und richtete die Waffe auf den Notar. »Meinten Sie etwas in dieser Art, Mr. Foulbrink?«

Der Angesprochene zuckte zusammen, trat mit schlotternden Knien einen Schritt zurück und hob abwehrend seine Hände. »Tun Sie mir das nicht an!«, wimmerte er. »Ich bin nur ein ganz kleines Licht! Und was soll meine Schwester in Biloxy machen, wenn ich ihr kein Geld mehr schicken kann? Sie hat einen kleinen Sohn, ist verwitwet und muss ums Überleben kämpfen!«

Lassiter schob den Remington zurück ins Holster und grinste breit. »Unter uns Abenteurern ist es normal, dass wir uns necken. Wir sind doch harte Kerle, oder?«

Nach einigen Sekunden des Aufatmens lachte Foulbrink gequält auf, wischte sich imaginären Staub von seinem Anzug, als wäre das von Anfang an seine einzige Absicht gewesen, und deutete mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand auf Lassiter. »Sie sind mir ja einer«, presste er hervor. »Ganz nach meinem Geschmack. Ich selbst trage keinen Revolver an der Hüfte, weil ich den Menschen keine Angst machen möchte.« In verschwörerischem Tonfall fügte er hinzu: »Und ich traue mir selbst nicht über den Weg. Im Eifer des Gefechts könnte jemand draufgehen, der glaubt, sich mit mir anlegen zu müssen...«

Zustimmend nickte Lassiter. »Ich bin froh, dass Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sind«, sagte er. »Nicht auszudenken, was geschehen könnte, sollte man Sie falsch einschätzen.« Er tippte an die Krempe seines Stetsons, öffnete die Tür der Kanzlei und trat einen halben Schritt hinaus auf den Boardwalk. Unvermittelt aber drehte er sich noch einmal herum.

»Haben Sie etwas vergessen?«, wollte der Notar wissen.

Gemächlich schüttelte Lassiter seinen Kopf und raunte: »Männer wie wir schweben immer in Gefahr. Seien Sie auf der Hut!«

»Das werde ich!«, gab Foulbrink grimmig zurück und setzte einen verwegenen Gesichtsausdruck auf. »Wir haben gelernt, mit der Gefahr zu leben, aber wir dürfen nicht leichtsinnig werden.«

Lassiter knipste ihm ein Auge, schloss die Tür hinter sich und stieg in den Sattel seines Grauschimmels. Kurz holte er seine Unterlagen hervor, überflog den Inhalt und merkte sich den Namen seiner nächsten Kontaktperson. Dann trieb er sein Pferd an und ritt nach Cleburne.

Fassungslos und von Entsetzen geschüttelt beobachtete Hannah Jackson die Explosion in der Mine, sah die herumwirbelnden Körper und die zerfetzten Gestalten. Sie konnte nicht hören, was die Männer auf der Baustelle sagten, aber offenbar scherten sie sich nicht um die Toten und Verstümmelten.

Als es ruhiger wurde und die Arbeiter sowie ihre Vorgesetzten den Ort des Geschehens verlassen hatten, wagte sie sich vor und wanderte zwischen den reglosen Leibern umher, bis sie auf jemanden traf, den es zwar schlimm erwischt hatte, der aber immer noch am Leben war.

Die junge Frau hockte sich neben den Verletzten und flüsterte ihm zu: »Hören Sie meine Stimme? Können Sie reden?«

Der Mann hatte einen Unterschenkel bei der Explosion verloren. Das linke Bein war ihm bis unters Knie abgerissen worden. Seine Kleidung war an unzähligen Stellen von Gesteinssplittern aufgerissen worden, die blutige Wunden hinterlassen hatten. Dennoch gab er eine Antwort und schien noch gar nicht richtig begriffen zu haben, was ihm zugestoßen war. »Ich... ich höre Sie. Da war dieser Knall. Irgendwas hat mich von den Füßen gerissen. In meinen Ohren hämmert es, aber ich kann Sie verstehen.«

»Eine Menge Männer sich draufgegangen«, erklärte Hannah betroffen. »Sie haben« – die Frau schluckte hart beim Anblick des zerfetzten Beins – »noch einmal Glück gehabt und sind am Leben.«

»Ich muss zu meiner Familie«, kam es röchelnd über die Lippen des Mannes. »Meine Frau und die Kinder... ich muss ihnen sagen, dass es mir gut geht.«

»Dazu werden Sie noch Gelegenheit haben«, gab Hannah Jackson zurück. »Ich möchte aber mit Ihnen den nächsten Marshal aufsuchen, denn hier hat ein Verbrechen stattgefunden! Die Sprengung des Stollens wurde ausgelöst, ehe alle in Sicherheit waren.«

Unter Schmerzen wand sich der Verletzte. »Das würde Barton niemals zulassen!«, keuchte er. »Er ist der Vorarbeiter. Und er steht auf unserer Seite, ganz gleich, was Wesker verlangt...!«

Mit den Namen konnte Hannah nichts anfangen, doch das war auch gar nicht nötig. Ihr Gerechtigkeitsempfinden hatte angeschlagen. Das, was hier passiert war, hätte nicht geschehen dürfen. Wenn es noch einen Gott gab, der seine Hand über die Menschen hielt, musste diese Tat gesühnt werden.

»Ich helfe Ihnen auf«, sagte die Frau, schob ihre Arme unter die Achseln des Mannes und stemmte ihn hoch. Die Kraftanstrengung war enorm, aber schließlich schaffte sie es und stützte den Verwundeten.

»Ich fühle mich eigenartig«, sagte der Mann. »Meine Füße scheinen den Boden nicht zu berühren.« Er wollte an sich hinabblicken, doch Hannah hielt ihn davon ab.

»Hören Sie nur auf meine Stimme!«, forderte sie. »Ich bringe Sie zu meinem Pferd. Danach reiten wir nach Cleburne.« Sie selbst fühlte sich unangenehm berührt. In ihrer Situation war es nicht gerade clever, sich in die Nähe eines Marshals zu wagen. Trotzdem obsiegte ihr Sinn nach Gerechtigkeit. Und falls Recht und Ordnung noch einen festen Platz in der Gesellschaft hatten, würde ihr nichts geschehen.

Es gelang der jungen Frau, den Verstümmelten in den Sattel ihres Pferdes zu befördern. Sie selbst schwang sich hinter ihm auf den Rücken des Tieres und ließ es galoppieren.

Eine gefühlte Ewigkeit später erreichten sie das Städtchen, machten vor dem Office des Marshals Halt und stiegen auf dieselbe umständliche Weise aus dem Sattel, wie sie ihn erklommen hatten. Hannah Jackson hatte den rechten Arm des Mannes, der immer noch nicht bemerkt hatte, ein halbes Bein verloren zu haben, um ihre Schultern gelegt, schleppte sich Schritt für Schritt voran und stieß die Tür des Office auf.

»Verflucht!«, entfuhr es dem Marshal, als er die beiden in sein Büro torkeln sah. »Was ist mit diesem Mann geschehen?«

»Kein Wort!«, stieß Hannah aus, die befürchtete, dass der Verletzte in Panik geraten würde, sobald er sah, was ihm zugestoßen war. »Draußen hat es eine Explosion gegeben und viele Leute getötet! Ich habe alles beobachtet! Es war vorsätzlicher Mord!«

»Marshal Archer«, stellte sich der Sternträger vor. »Kommen Sie rein, und berichten Sie mir, was sich zugetragen hat.« Unvermittelt runzelte er seine Stirn. »Sie kommen mir irgendwie bekannt vor...«

»Ich sehe aus wie tausend andere Frauen auch«, erwiderte Hannah Jackson, schleifte ihren Begleiter zu einem Stuhl und setzte ihn darauf ab. Ihr war jedoch nur zu deutlich klar, worauf der Marshal anspielte. »Hören Sie sich an, was dieser Mann...«

»Jordan«, sagte der Verwundete. »Lester Jordan.«

»... was dieser Mann zu sagen hat«, fuhr Hannah Jackson fort. »Er steht unter Schock, sodass ich die Details, die er auslässt, ergänzen kann.«

Der Marshal bot auch Hannah einen Stuhl an und setzte sich selbst hinter seinen Schreibtisch. »Geht es um Troy Wesker?«, fragte er unvermittelt. »Mir sind schon so einige Dinge über seine Geschäftspraktiken zu Ohren gekommen.«

»Wesker...«, hauchte Jordan und schaute sich verstört um. »Er ist ein Monstrum! Aber Barton ist auf unserer Seite.«

»Barton ist wohl der Vorarbeiter auf der betreffenden Baustelle«, ergänzte Hannah. »Es liegen eine Menge Leichen herum. Sie können sich selbst davon überzeugen. Der Schauplatz ist nur wenige Meilen entfernt.«

Marshal Archer nickte vorsichtig. »Ich werde mich um alles kümmern. Ihre Aussage ist für mich besonders wertvoll. Es ist wohl an der Zeit, diesem skrupellosen Geschäftemacher das Handwerk zu legen.« Argwöhnisch betrachtete er Hannah Jackson. »Ich bin ganz sicher, Sie schon einmal gesehen zu haben...«

Die Frau schoss in die Höhe, setzte ein verlegenes Lächeln auf und entgegnete: »Ich muss los! Bitte verschaffen Sie Mr. Jordan eine medizinische Behandlung. Und gehen Sie es schonend an. Irgendwann lässt seine Schockreaktion nach und...«

»Ich habe schon verstanden«, sagte Archer. »Bleiben Sie bitte in der Nähe, falls ich noch Fragen habe.«