Lassiter 2667 - Des Romero - E-Book

Lassiter 2667 E-Book

Des Romero

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Beschreibung

Dämmerschein herrschte vor. Trotzdem schien die Stimme, die mit einem Mal aufklang, aus den finstersten Tiefen der Hölle zu stammen. "Haben Sie sich Ihr Ende so vorgestellt?", klang es rau auf. "Gefesselt an einen Stuhl, mit der Gewissheit, den morgigen Tag nicht mehr zu erleben?"
Angsterfüllt weitete sich ein Augenpaar. Äderchen traten hervor wie blutrote Rinnsale in weißem Gelee. "Was zum Teufel wollen Sie von mir? Ich habe Ihnen nichts getan!"
"Sie haben mir nichts getan", kam es geradezu mildtätig zurück. "Aber die, denen Sie ein Leid zugefügt haben, würden Schlange stehen, um Ihr Ende mitzuerleben. Und ich bin derjenige, der ihnen die Genugtuung gibt, die sie in ihrem Leben niemals erfahren durften!"


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Inhalt

Cover

Der Henker aus dem Dunkel

Vorschau

Impressum

Der Henker ausdem Dunkel

von Des Romero

Dämmerschein herrschte vor. Trotzdem schien die Stimme, die mit einem Mal aufklang, aus den finstersten Tiefen der Hölle zu stammen. »Haben Sie sich Ihr Ende so vorgestellt?«, klang es rau auf. »Gefesselt an einen Stuhl, mit der Gewissheit, den morgigen Tag nicht mehr zu erleben?«

Angsterfüllt weitete sich ein Augenpaar. Äderchen traten hervor wie blutrote Rinnsale in weißem Gelee. »Was zum Teufel wollen Sie von mir? Ich habe Ihnen nichts getan!«

»Sie haben mir nichts getan«, kam es geradezu mildtätig zurück. »Aber die, denen Sie ein Leid zugefügt haben, würden Schlange stehen, um Ihr Ende mitzuerleben. Und ich bin derjenige, der ihnen die Genugtuung gibt, die sie in ihrem Leben niemals erfahren durften!«

»Sie kennen mich doch gar nicht! Was immer Sie mir vorwerfen, ist völlig aus der Luft gegriffen!«

Aus den Schatten einer Scheune löste sich eine schwarzgewandete Gestalt. Ihre Bewegungen waren ruhig, überlegt und ohne Hektik. Und erst, als sie in den schmalen Lichtstrahl trat, den das Mondlicht durch ein Loch im Dach verursachte, wurde ihr Antlitz sichtbar. Es war eine verschlossene Miene, die einer ausdruckslosen Maske entsprach. Weder Güte noch Hass waren darin zu lesen. Lediglich der Wille, ein einmal gesetztes Ziel mit allen zur Verfügung stehen Mitteln zu erreichen.

»Sie sind Zachary Newport«, sagte der Mann, »Sie haben nichts getan, was die Zeitungen überbordend erwähnt hätten. Ihre Vergehen befinden sich in einer Art Grauzone, der die Öffentlichkeit wenig Beachtung schenkt. Wer schert sich schon um aufgeschlitzte und verstümmelte Huren? Wen kümmert es, wenn Sie junge Männer zum Krüppel schlagen, weil sie ihre Freundinnen gegen Ihre Übergriffe verteidigen wollen?

Ja, Sie genießen den Schutz der Masse, die sich aufregen würde, wären Ihre Taten für sie nur spektakulär genug...«

Newport fletschte seine Zähne. »Ich habe mich lediglich gewehrt, wenn es mir an den Kragen gehen sollte! Sie können nicht erwarten, dass ich tatenlos zusehe, sobald man mir nach dem Leben trachtet!«

Der in pechschwarze Kleidung gehüllte Fremde zeigte äußerlich keine Reaktion, doch seine Worte waren eindeutig. »Vicky Brown, Larissa Stevenson, Kathy McIntosh«, zählte er auf. »Nur eine kleine Auswahl der Frauen, die angeblich Ihr Leben bedroht haben. Sie alle werden bis ans Ende ihrer Tage unter den Verletzungen leiden, die Sie ihnen zugefügt haben. – Ach ja, da ist auch noch Claire Waterson. Gewissermaßen noch ein Kind, mit dem Sie, Mr. Newport, wohl ein wenig zu heftig gespielt haben...«

»Lüge!«, kreischte der Angesprochene. »Als ich mit ihr allein war, ist sie ein vollkommen anderer Mensch geworden! Sie hätten sie nicht wiedererkannt! Ich konnte nicht anders als sie zu züchtigen!«

»Wir reden von einer Dreizehnjährigen«, kam es zurück. »Ist Sie Ihnen derart gefährlich geworden, dass Sie sie mit zwanzig Messerstichen töten mussten?«

Zachary Newport ruckte an seinen Fesseln. Seine Stirn war in Schweiß gebadet. Einzelne Tropfen rannen ihm in die Augen und über das Gesicht. »Sie sind weder ein Sheriff noch ein Richter! Und mir kann man nichts nachweisen! Sie wollen sich an einem Mann vergehen, der vor dem Gesetz ein unbeschriebenes Blatt ist!«

Der Schwarzgekleidete kam einen Schritt näher und zog einen Revolver. Er drehte die Trommel und prüfte ihren Inhalt. Zufrieden spannte er den Abzug und richtete die Mündung der Waffe auf seinen Gefangenen. »So in etwa müssen sich Ihre Opfer gefühlt haben«, raunte er. »Hilflos der Gewalt eines Mannes ausgeliefert, der ihnen in jeder Hinsicht überlegen war.«

»Ich habe getan, was ich tun musste!«, versuchte sich Newport zu verteidigen. »Für Sie spielt das alles keine Rolle, weil Sie ja unbedingt – aus welchen Gründen auch immer – Ihre Rache haben wollen! Aber vor Ihnen sitzt ein Mann, der niemals ohne Anlass irgendeiner Seele auch nur den geringsten Schaden zugefügt hat!«

Der Fremde starrte voraus und suchte Newports Augen. »Sie sind ein Schandfleck der Menschheit!«, stieß er aus. »Sie fühlen sich im Recht, weil es Ihrer Gesinnung entspricht! Aber Ihre Gesinnung ist nicht meine. Und offenbar haben wir völlig unterschiedliche Auffassungen von Recht und Gesetz. Und genau deshalb lasse ich mich nicht aufhalten, die Welt von Ihnen zu befreien!«

»Hören Sie auf!«, entfuhr es Zachary Newport. »Ja, ich gebe es zu! Ich habe überreagiert! Ich hätte die Huren nicht aufschlitzen sollen! Aber ich bereue meine Taten! Vor Jesus Christus, dem Herrn, bereue ich, was ich getan habe!«

»Das ist gut«, sagte der schwarze Mann, »denn du wirst ihm gleich persönlich deine Beichte ablegen können...!«

Sechsmal hintereinander brüllte ein Revolver auf und durchlöcherte den Gefesselten. Das Blut aus aufplatzenden Venen spritzte umher und tränkte die Kleidung des Gefangenen. Schließlich sackte er in sich zusammen und hauchte seinen letzten Atem aus.

Der Schütze warf die leeren Patronen aus und befüllte seine Trommel mit frischer Munition. Dann wandte er sich ungerührt ab und tauchte in der Dunkelheit unter.

Das monotone Rattern der Stahlräder auf den Gleisen machte Lassiter schläfrig. Mit der Atchison, Topeka & Santa Fé Railroad war er auf dem Weg nach Albuquerque, um einen geheimnisvollen Attentäter ausfindig zu machen, der offenbar Recht und Ordnung in die eigenen Hände genommen hatte. Für gewöhnlich nicht zwingend ein Fall für die Brigade Sieben, aber der Tod eines Senators aus New Mexico hatte allgemeines Aufsehen erregt.

Lassiter klopfte abwechselnd mit beiden Händen auf seine Wangen, um sich wachzuhalten. Nicht, dass er ein Schläfchen nicht zu schätzen gewusst hätte, aber der Zielbahnhof war nicht mehr weit, und er wollte fit und körperlich präsent auftreten. Ausruhen konnte er sich im Anschluss immer noch.

Aus der Innentasche seiner Langjacke holte er die Dokumente hervor, die er in Colorado erhalten hatte. Rasch überflog er noch einmal die Details seines Auftrags und kam erneut zu dem Schluss, nach der Nadel im Heuhaufen zu suchen. Es war so gut wie nichts über den Vigilanten bekannt. Das Gebiet, in dem er sein Unwesen trieb, war vage abgesteckt, doch letztlich konnte er sich überall und nirgends aufhalten. Der Mann war ein Phantom, das sich auf einem persönlichen Rachefeldzug zu befinden schien.

Auffällig war, dass er es lediglich auf Personen abgesehen hatte, die einiges auf dem Kerbholz hatten. Ob dies auch auf den Senator zutraf, ließ sich nicht ergründen, doch immerhin war der Tod des Politikers der Auftakt gewesen, die Brigade in Washington tätig werden zu lassen.

Mehr als einmal hatte Lassiter erlebt, dass jene, die vom Gesetz verfolgt wurden, nicht nur gute Gründe für ihre Taten gehabt hatten, sondern auch von der Justiz vollkommen falsch eingeschätzt worden waren. Es waren tragische Gestalten gewesen, bei denen es sich rein nach dem Gesetz um Verbrecher handelte, die aber moralisch einwandfrei agiert hatten. Lassiter hätte in einigen Fällen dasselbe getan, war aber gezwungen, erst einmal im Namen der Regierung zu handeln.

»Ist der Platz noch frei?«, drang es plötzlich an die Ohren des Brigade-Agenten.

Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte sich ein blondhaariger Mann, beugte sich vor und schaute an Lassiter vorbei aus dem Fenster. Er kam dem Mann der Brigade Sieben derart nahe, dass dieser um ein wenig Abstand bat.

»Verzeihen Sie! Mein Name ist Robert Gilmore. Ich arbeite für den ›Daily Express‹.«

»Ich bin entzückt«, erwiderte Lassiter. »Das ist aber kein Grund, mir auf die Pelle zu rücken.«

Gilmores Blick war starr auf die vorbeirasende Landschaft gerichtet. Auf Lassiters Kommentar ging er gar nicht ein. »Ich sehe Dinge, die anderen Menschen entgehen«, sagte er leise. »Es ist ein Talent, das sich perfekt mit meinem Job vereinbart.« Wieder beugte er sich vor und kam Lassiter bedenklich nahe.

»Setzen Sie sich hin, wie es jeder Fahrgast tut!«, schnarrte Lassiter. »Oder suchen Sie sich einen anderen Platz!«

»Diese Reiter«, meinte Gilmore unbeirrt. »Sind sie Ihnen aufgefallen?«

Lassiter schaute zur Seite und suchte die Landschaft ab. Erst konnte er nichts Auffälliges entdecken, stellte aber plötzlich fest, dass sein Sitznachbar tatsächlich eine Beobachtung gemacht hatte, die ihm entgangen war.

Gut zweihundert Yards neben der Gleisstrecke preschten einige Reiter entlang, die sich bei genauem Hinsehen dem Zug näherten. Lassiter erhob sich und ging hinüber zur anderen Seite des Waggons. Blickte er dort aus dem Fenster, zeigte sich ihm das gleiche Bild.

»Was halten Sie davon?«, erkundigte sich Robert Gilmore und hatte auch gleich die Antwort parat: »Ich wittere eine Story für die Titelseite! Und neben meinem Bleistift habe ich noch einen Colt im Gepäck!«

Der Geleitzug ließ tatsächlich ein Gefühl heraufziehender Gefahr in Lassiter aufkommen. Das waren keine Reiter, die zufällig vor Ort waren. Sie verfolgten ein bestimmtes Ziel – und im ungünstigsten Fall handelte es sich um einen Überfall.

Die Zange der Reiter schloss sich enger um den Zug. Schließlich waren sie so nahe heran, dass man ihre Gesichter erkennen konnte. Sofort schlugen alle Alarmglocken in Lassiter an, doch da war es bereits zu spät.

Während der Zug mit quietschenden Bremsen seine Fahrt verlangsamte, schoss ein sich überschlagender Körper an den Fenstern der Waggons vorbei. Und kurze Zeit später kam der Zug zum Stillstand.

»Raubüberfall!«, stieß Gilmore aus und duckte sich in die Polster seines Sitzes. Vorsichtig tastete er nach seinem Revolver, zog ihn aber nicht aus dem Holster.

»Bleiben Sie ruhig, und halten Sie Ihren Kopf unten«, empfahl Lassiter. Mit einer spielerischen Bewegung wanderte der Remington in seine Faust. Er wartete auf einen Übergriff – und musste sich nicht lange gedulden!

Von beiden Seiten gleichzeitig wurden die Türen des Waggons aufgerissen. Je ein Bewaffneter stürmte herein und hielt die Fahrgäste in Schach. »Her mit den Wertsachen!«, tönte es. »Schmuck, Uhren, Geld! Wir kommen rum und sammeln es ein!«

Lassiter sah sich in einer Zwickmühle. Er hätte zumindest einen der Räuber niederstrecken können, doch dabei riskiert, einen der Fahrgäste zu treffen. Denn mittlerweile gab es einen Aufruhr, in dem Gestalten in die Höhe schossen und sein Schussfeld einschränkten. Es war ein Durcheinander, dem auch die Zugräuber nur schwer Herr wurden. Doch sie verstanden es, sich durchzusetzen, prügelten auf gar zu forsche Reisende ein und drohten mit ihren Waffen.

»Haben Sie das kommen sehen?«, zischte Robert Gilmore Lassiter zu.

Der Mann der Brigade Sieben presste sich in seinen Sitz und berührte mit dem Lauf seines Remingtons die Lippen. »Selbst wenn, hätte ich es nicht verhindern können. Wir tun vorerst, was die Kerle uns sagen. Danach sehen wir weiter.«

Gilmore zeigte ein verächtliches Lächeln. »Von einem wie Ihnen habe ich nichts anderes erwartet«, sagte er abfällig. »Ich aber bin ein Mann der Tat und zeige Ihnen mal, wie man mit solchen Leuten umgeht!«

»Um Himmels willen!«, stieß Lassiter aus. »Bleiben Sie sitzen!«

Doch es gab nichts, was den Reporter jetzt noch aufgehalten hätte.

Es war eine Fahrt, wie sie Jayden Goose bereits Dutzende Male gemacht hatte. Der Pinkerton-Agent bewachte auf Anweisung seiner Agentur die Strecke der Santa-Fé-Railroad von Osten nach Westen. Inzwischen kannte er jeden Stein der Strecke und war einfach nur noch gelangweilt. Seine Aufmerksamkeit schenkte er lediglich der Aussicht auf Feierabend und war nicht sonderlich interessiert, seine Umgebung zu jedem Zeitpunkt im Auge zu behalten.

Schläfrig war sein Kinn auf die Brust gefallen. Erst als der Zug kreischend abbremste, zuckte er in die Höhe und schaute sich verstört um. »Was ist geschehen?«, fragte er in die Runde der Fahrgäste. »Warum halten wir?«

Eine befriedigende Antwort konnte ihm keiner geben. Doch als die Türen des Passagierwagens aufflogen und Revolverschwinger darin erschienen, war auch ihm klar, dass er Zeuge eines Verbrechens wurde.

»Her mit euren Wertsachen!«, schrie eine Stimme. »Wer sich weigert, landet fünf Fuß unter der Erde!«

Jayden Goose fühlte eine unnatürliche Anspannung. Man hatte ihn auf derartige Szenarien vorbereitet, doch die Realität konnte man im Unterricht nicht einfangen. Theorie und Praxis waren grundsätzlich unterschiedliche Dinge, die unterschiedliche Auswirkungen zeigten.

Seine Hand zitterte leicht, als sie zum Griff des Revolvers langte. Die Situation überforderte ihn. Bisher hatte er sich niemals in einer Lage wie dieser befunden.

Als einer der Zugräuber schließlich bei ihm anlangte und rau seine Barschaft einforderte, wurde sich Goose seiner Verantwortung als Pinkerton-Mann wieder bewusst. Er stand auf und reckte beide Arme hoch in die Luft. »Durchsuch mich. Bin gespannt, was du findest!«

Eine Faust schoss vor und schlug ihm brutal ins Gesicht. Jayden Goose ging in die Knie und fiel zurück auf seinen Sitz.

»Quatsch mich nicht blöd an!«, versetzte der Ganove. »Raus mit dem Zaster, sonst kannst du dich mit ihm beerdigen lassen!«

»Tut... tut mir leid«, flüsterte Goose. »Ich will keinen Ärger haben...« Noch im selben Moment sprang er auf, hämmerte seine Stirn gegen das Nasenbein des Räubers und entwaffnete ihn. Den Colt des Angreifers richtete er gegen dessen Kumpan und feuerte mehrmals.

Röchelnd brach der Mann zusammen und krachte auf den Boden, während sich eine Blutlache unter ihm ausbreitete. Der andere Angreifer erhielt einen derben Schlag mit dem Griff des Revolvers, knickte bewusstlos ein und fiel zwischen die Fahrgastreihen.

Auf der Stelle bewegte sich der Pinkerton-Agent im Mittelgang voraus und betrat den nächsten Wagen. Ein Schuss streckte einen der Zugräuber nieder, doch da waren noch mehr Halunken, um die er sich kümmern musste.

Aufgeschreckte Fahrgäste kamen ihm immer wieder in die Schusslinie, doch auch ohne sein Zutun wurden sie von skrupellosen Banditen, die ihre Überlegenheit beweisen wollten, niedergeschossen. Goose wich in ein Sitzplatzabteil auf der linken Seite des Zuges aus, während ihn Kugeln wie gefräßige Insekten umschwirrten.

Vorsichtig warf der Pinkerton-Mann einen Blick zum Ende des Waggons und sah wie aus dem Nichts einen Mann heranspringen, der brutal einen Passagier niederschlug und daraufhin das Feuer eröffnete. Mehr nahm Jayden Goose nicht wahr und zog rasch seinen Kopf ein. Hektisch lud er seinen Revolver nach und ahnte bereits, dass es zu einem Showdown auf Leben und Tod kommen würde.

Schweißperlen rannen ihm über die Stirn, und in Gedanken zählte er von fünf bis null herunter, wirbelte in den Mittelgang und stellte sich seinen Gegnern. Doch da war nur noch der Kerl, der den Fahrgast zu Boden geprügelt hatte.

»Waffe weg!«, brüllte der Pinkerton-Agent und war entschlossen abzudrücken, sollte der Ganove seiner Anweisung keine Folge leisten. »Ich bin dazu abgestellt, diesen Zug zu beschützen! Und Sie dürfen mir glauben, dass ich meine Aufgabe tödlich ernst nehme!«

Unverzüglich heftete sich Lassiter an die Fersen des Reporters, der bereits die Tür zum nächsten Abteil aufgerissen hatte. Im letzten Moment bekam der Mann der Brigade Sieben Gilmore zu packen und schlug ihn mit dem Griff seines Remingtons nieder. Es war die einzige Möglichkeit gewesen, ihn noch aufzuhalten, ehe er unweigerlich seinen Tod heraufbeschworen hätte.

Blitzschnell wirbelte einer der Zugräuber auf dem Absatz herum und wollte seinen Colt abfeuern, aber Lassiter schoss ihm die Waffe aus der Hand, machte einen weiteren Satz und ließ seine Faust gegen den Schädel des Mannes krachen. Der wurde zur Seite geschleudert, schmetterte mit dem Kopf gegen die Einfassung der Tür und knallte auf den Bretterboden des Wagens.

Schlagartig aber gab es eine neue Bedrohung. Irgendein Kerl tauchte zwischen den Sitzreihen am anderen Ende des Waggons auf und richtete seinen Revolver auf Lassiter. Er schrie ihm Worte entgegen, die zumindest vermuten ließen, dass es sich nicht um einen der Ganoven handelte.

»Bleiben Sie ruhig!«, erwiderte Lassiter scharf. »Ich bin auf Ihrer Seite, falls Sie der sind, der Sie vorgeben zu sein!« Demonstrativ hob er beide Hände und richtete dabei seinen Remington in die Höhe.

»Mich können Sie nicht täuschen!«, donnerte Lassiters Gegenüber. »Und jetzt schmeißen Sie endlich Ihre Kanone fort, sonst mache ich Sie fertig!«

Seinen effektivsten Schutz wollte Lassiter nicht aufgeben, vor allem nicht gegenüber einem Gegner, dessen wahre Gesinnung mit einem großen Fragezeichen versehen war. Er sah zum Fenster und stellte fest, dass die Räuber sich wieder versammelten. Offenbar waren sie durch die Gegenwehr in Bedrängnis geraten und suchten ihr Heil in der Flucht.

»Die Banditen entkommen!«, rief Lassiter. »Noch haben wir die Chance, sie zu stellen. Sie sind geschwächt und rechnen nicht mit einer Verfolgung!«

Ein verächtliches Lachen ertönte. »Sie mögen einen Normalbürger täuschen, aber keinen Agenten der Pinkerton Agency!«

Daher wehte also der Wind. Pinkerton hatte von der Eisenbahngesellschaft den Auftrag erhalten, diese Linie zu schützen. Und für gewöhnlich waren die Detectives harte Knochen. Dieser aber schien nicht viel Erfahrung zu besitzen und hielt sich mehr an seiner Waffe fest, statt sie zu führen.